Das Böse auf der Haut - Jana Schikorra - E-Book
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Das Böse auf der Haut E-Book

Jana Schikorra

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Beschreibung

Der „Goethe-Killer“ hält Berlin mit grausam zugerichteten Leichen in Atem …
Ein fesselnder Kriminalthriller voller unerwarteter Wendungen

Berlin wird von einer grausamen Mordserie erschüttert, bei der die Opfer brutal mit düsteren Versen versehen werden. Auf dem Rücken der Leiche einer jungen Frau, verkündet der Mörder die Erlösung durch den Kuss der Muse. Kurz darauf wird eine weitere Leiche gefunden, deren eingeritzte Worte an die des vorherigen Opfers anknüpfen. Leitender Ermittler Josef Winter steht vor einem Rätsel, denn die Zeilen lassen sich keinem bekannten Dichter zuordnen. Doch je tiefer Winter in die mysteriösen Botschaften eintaucht, desto näher kommt er dem Täter und dem erschreckenden Geheimnis, das hinter den Morden steckt. Gleichzeitig stößt Literaturprofessorin Rika auf Hinweise, die sie dem Mörder womöglich näherbringen, als sie selbst ahnt. Winter findet sich in einem Wettlauf gegen die Zeit mit einem skrupellosen Serienmörder wieder und auch Rika wird bewusst, dass sie bereits eine Spielfigur auf dem Schachbrett des Täters geworden ist …

Dies ist eine überarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Titels Musentod

Erste Leser:innenstimmen
„grausam, fesselnd und kaum beiseite zu legen …“
„Auch als regelmäßiger Thriller-Leser habe ich mit diesen Wendungen nicht gerechnet!“
„Der Krimi hat mich ganz schön in Atem gehalten – spannend bis zur letzten Seite.“
„Mich hat schon die Idee eines literaturbegeisterten Serienmörders überzeugt, aber auch die Umsetzung ist perfekt gelungen.“

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Seitenzahl: 344

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Über dieses E-Book

Berlin wird von einer grausamen Mordserie erschüttert, bei der die Opfer brutal mit düsteren Versen versehen werden. Leitender Ermittler Josef Winter steht vor einem Rätsel, denn die Zeilen lassen sich keinem bekannten Dichter zuordnen. Während er tiefer in die mysteriösen Botschaften eintaucht, kommt er dem Täter und dem erschreckenden Geheimnis der Morde auf die Spur. Gleichzeitig entdeckt Literaturprofessorin Rika Hinweise, die sie dem Mörder womöglich näherbringen, als sie selbst ahnt. Als eine weitere Leiche gefunden wird, befinden sich Winter und Rika in einem Wettlauf gegen die Zeit mit einem skrupellosen Serienmörder.

Dies ist eine überarbeitete Neuauflage des bereits erschienenen Titels Musentod.

Impressum

Überarbeitete Neuausgabe August 2023

Copyright © 2024 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten

E-Book-ISBN: 978-3-98778-583-2 Taschenbuch-ISBN: 978-3-96817-921-6 Hörbuch-ISBN: 978-3-98998-114-0 Taschenbuch-ISBN: 978-3-98998-246-8

Copyright © 2021, dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Dies ist eine überarbeitete Neuausgabe des bereits 2021 bei dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH erschienenen Titels Musentod (ISBN: 978-3-96817-578-2).

Covergestaltung: Verena Kern unter Verwendung von Motiven von depositphotos.com: shutterstock.com: © BLACKDAY, © Tao-Cosmic, © wee dezign Lektorat: Lektorat Reim

E-Book-Version 19.04.2024, 14:55:57.

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

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Das Böse auf der Haut

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Das Böse auf der Haut
Jana Schikorra
ISBN: 978-3-98998-114-0

Ein Killer hält Berlin mit grausam zugerichteten Leichen in Atem …Der fesselnde Kriminalthriller voller unerwarteter Wendungen

Das Hörbuch wird gesprochen von Karl Schaper.
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Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser, wie schön, dass wir uns hier begegnen. Du scheinst fest entschlossen, meine Protagonisten bei ihren Mordermittlungen zu unterstützen. Gut! Aber bevor du deine Reise in die Hauptstadt antrittst, lass mich noch ein paar Worte loswerden.

Zunächst einmal möchte ich dir gern erklären, warum ich Berlin als Schauplatz für meinen Thriller ausgewählt habe. Das ist einfach: Ich habe selbst einmal eine Zeit lang dort gelebt (das hatte ich meinem Teenie-Ich damals versprochen) und mich währenddessen Hals über Kopf in diese Stadt verliebt. Nicht genug vielleicht, um für immer dort zu bleiben, aber dafür war unsere kurze Liaison umso intensiver. Ein guter Grund also, um auf dem Papier nach Berlin zurückzukehren.

Aber Das Böse auf der Haut ist mehr als nur eine Hommage an die Hauptstadt. Es eint meine Berlin-Liebe und meine Begeisterung für Literatur nämlich auf eine, wie ich zu behaupten wage, recht unkonventionelle Weise. Dieses Buch ist mein erster Vorstoß in ein Genre, das ich für gewöhnlich lieber lese als schreibe, und dennoch flossen die Worte während des Entstehungsprozesses geradezu aus mir heraus. Ich freue mich unheimlich darüber, dass Rikas und Josefs Geschichte in die Neuauflage geht, denn für mich wird sie immer etwas ganz Besonderes sein.  Etwas, das mich in die finstersten menschlichen Abgründe hat sehen lassen – so weit, dass mir bei dem Gedanken daran manchmal immer noch der Magen schlingert.

Aber genug der Worte. Denn jetzt, liebe Leserin, lieber Leser, möchte ich mich dieser Dunkelheit mit dir gemeinsam stellen. Komm mit. Nimm meine Hand und begib dich mit mir auf die Spuren des Goethe-Killers. Aber lass mich nicht los. Egal, was du tust, lass mich nicht los.

Prolog

An einem Ort ohne Zeit

Die Neonröhren über dem Obduktionstisch flackerten hektisch. Ihr zitterndes Licht zauberte gespenstische Schatten auf das Gesicht der jungen Frau, die reglos auf der metallenen Oberfläche lag. Einen Augenblick lang fühlte er sich wie ein Rechtsmediziner, der im Begriff war, eine Leiche zu sezieren. Dann zerstörte das leise Röcheln, das aus der Kehle seines mit Gurten fixierten Opfers drang, diese erheiternde Vorstellung.

„Nein, nein, nein“, sagte er enttäuscht, als er sah, dass die Lider der Frau flatterten und ihr Bewusstsein erneut in sich zusammenfiel. In einer beinahe liebevollen Geste tätschelte er ihre Wange. „Aufwachen. Ich brauche dich und deine Emotionen. Lass mich in deinen Augen lesen, was du fühlst. Das ist das Mindeste, was du für mich tun kannst, nachdem du hier so eine schreckliche Sauerei veranstaltet hast.“

Er nahm einen Wattebausch und drückte ihn auf die Wunde oberhalb ihrer linken Brust. Mit kindlicher Faszination beobachtete er, wie ihr hellrotes Blut den Tupfer binnen weniger Sekunden aufquellen ließ.

Die Frau gab einen gequälten, heiseren Laut von sich. Sie hatte bereits vor zwei Tagen zu schreien aufgehört.

Das Weinen und Strampeln hingegen hatte sie nicht eingestellt. Nicht dauerhaft jedenfalls.

„Das wird jetzt ein bisschen brennen, Lydia“, warnte er sie vor und spülte die Wunde mit Desinfektionsmittel aus.

Lydia.

Er mochte den unschuldigen Klang ihres Namens. Wann immer er ihn aussprach, wurde ihm ganz warm ums Herz. Dann sah er das wunderschöne Lächeln der Frau wieder vor sich, die nun wimmernd und blutverschmiert auf dem kalten Metalltisch lag und nicht mehr den Hauch jener Eleganz besaß, die vor wenigen Wochen seine Aufmerksamkeit erregt hatte.

Nachdenklich betrachtete er die feinen Probeschnitte, die er in Lydias Körper geritzt hatte und die sich zu seinem Leidwesen wieder und wieder mit ihrem Lebenssaft füllten.

Er würde weniger tief schneiden müssen, wenn er die Wirkung seines Werkes nicht durch zu viel Blut beeinträchtigen wollte.

„Auf ein Neues“, sagte er feierlich, griff nach dem Skalpell auf dem Beistelltisch und beugte sich über die schluchzende Frau.

„Hm. Wo setzen wir den nächsten Schnitt, Lydia? Was meinst du? Ich glaube, für das große Finale möchte ich deinen Rücken haben. Aber vorher muss ich mich noch ein bisschen austoben.“

Noch bevor das Seziermesser ihre Haut berührte, bäumte sie sich unter ihren Fesseln auf. Verärgert schüttelte er den Kopf. War es denn zu viel verlangt, dass sie ihm zumindest ein kleines bisschen entgegenkam? Dass sie endlich zu heulen aufhörte und verdammt nochmal ein paar Sekunden lang stillhielt, wenn er sich mit dem Skalpell an ihrer wunderschönen Haut zu schaffen machte?

Es wäre ein Leichtes gewesen, sie bereits nach den ersten Stunden in seiner Gewalt dem Kuss des Todes auszusetzen, der ihre Lippen am Ende der Nacht ohnehin verschließen würde. Doch dann wären seine Worte genau das, was sie immer schon gewesen waren: leer. Unwahr. Gewöhnlich.

Er musste sich in Geduld üben. Den Prozess des Sterbens langsam einleiten, so wie er es während der letzten Tage getan hatte. Lydia zuerst die Nahrung, dann das Wasser entziehen. Ihren Körper von innen verfallen lassen und ihn dann auch von außen für den Exitus aufbereiten.

Denn genau dieser Balanceakt auf dem immer schmaler werdenden Seil ihres Lebens war es, der jedem einzelnen Buchstaben Bedeutung verlieh. Der seine Inspiration ihren Höhepunkt erreichen ließ.

Er setzte die Klinge erneut an, doch Lydias Kampfgeist schien wiedererwacht. Wie von Sinnen warf sie ihren ausgemergelten Körper auf dem kalten Metall hin und her.

„So wird das nichts.“ Resigniert ließ er das Skalpell sinken. Kurz sah er so etwas wie Hoffnung in Lydias geröteten Augen aufflammen. Dann öffnete er ihr in einer blitzschnellen Bewegung die Pulsadern des linken Armes. Gerade so weit, dass das Leben langsam und kontrolliert aus ihr heraussickern konnte.

Er drehte sich um, nahm Stift und Papier zur Hand und starrte Lydia in das schreckensverzerrte Gesicht.

„Keine Sorge, meine Schöne“, sagte er leise. „Du wirst ganz langsam verbluten und noch ausreichend Zeit haben, dich von dieser Welt zu verabschieden.“ Er streichelte ihr sanft über das goldene Haar. „Dein Körper wird meiner Kunst auch dann noch dienen, wenn dein Herz schon längst nicht mehr schlägt.“

Kapitel 1

Samstag, 21. September, 22:45 Uhr

Josef Winter war kein Mann der großen Worte.

Vor allem dann nicht, wenn er nach zwölf Stunden auf dem Revier seinen wohlverdienten Feierabend genießen wollte. Den Mann, der am anderen Ende der Leitung ohne Punkt und Komma auf ihn einredete, schien das nicht im Geringsten zu interessieren.

„Wie gesagt, leider sind die Peperoni aus“, plapperte der Angestellte des PizzaPane fröhlich weiter, nachdem er seinen Monolog über die neue Auswahl an Dips beendet und zur ursprünglichen Thematik zurückgefunden hatte. „Das ist uns noch nie passiert! Ist doch verrückt. Als würden die Leute neuerdings auf scharfes Essen stehen. Wer weiß? Vielleicht ist das jetzt ein Trend. Kann ja sein – kennen Sie diese durchgeknallten Videos, in denen die Kids von heute Schärfe-Wettessen veranstalten? Möglich wär’s doch, dass wir so einer Truppe heute zum Opfer gefallen sind.“

Josef massierte sich die Nasenwurzel. Er hatte sich online eine Pizza bestellt – mit Peperoni als Extrabelag – und war nur wenige Minuten später von einem Mitarbeiter des Lieferdienstes zurückgerufen worden. Zu seinem großen Verdruss von einem überaus engagierten und kommunikativen Mitarbeiter.

„Mhm. Vielleicht“, brummte er lakonisch in sein Handy.

„Alternativ kann ich Ihnen jedenfalls die Tabasco-Sauce empfehlen. Bringt das nötige Feuer auf Ihre Pizza.“

„Nein, danke. Ich esse sie als normale Margherita.“

„Sicher? Kann ich Ihnen sonst noch etwas Gutes tun? Käse im Rand vielleicht? Oder ein kleines Dessert?“

„Nein.“ Josef wertete die Redseligkeit des jungen Mannes als Strafe für seine zunehmend ungesunde Ernährung. Während der letzten Wochen war er kaum zu Hause gewesen und hatte weder die Zeit noch die Lust gehabt, nach Dienstschluss für sich zu kochen. Hin und wieder malte er sich aus, was wohl seine Exfrau zu seinem übermäßigen Fast-Food-Konsum sagen würde. Als Sportfanatikerin durch und durch hatte Sandra schon damals die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, wenn er den Tag mit nichts als einem Kaffee und einer Zigarette begonnen und abends seine erste warme Mahlzeit gegessen hatte.

Immerhin das Rauchen hatte er aufgegeben. Vorübergehend jedenfalls.

„Kommen Sie, man muss sich auch mal etwas gönnen. Meine Mutter sagt immer: Leb dein Leben als gäb’s kein Morgen. Wenn Sie mich fragen, ist das –“

„Danke, ich möchte bitte einfach nur eine Margherita haben. Ziehen Sie den Betrag für die Peperoni von der Rechnung ab. Einen schönen Abend noch.“

Josef beendete das Gespräch, seufzte tief und stand von seinem Sofa auf. Der Fall, der sein Team und ihn beinahe den halben September über in Atem gehalten hatte, steckte ihm noch immer in den Knochen. Ein grausamer Doppelmord an einem Ehepaar, über dessen Motive lange Unklarheit geherrscht hatte, war erst vor wenigen Tagen aufgeklärt worden. Während zunächst die Familien der Opfer in den engen Kreis möglicher Verdächtiger gerückt waren, hatte sich am Ende herausgestellt, dass ein Jahrzehnte in der Vergangenheit liegendes Ereignis der Auslöser für die Bluttat gewesen war. Eine verschmähte Schulfreundin des Ehemannes hatte ihre Gewaltfantasien wahrgemacht und verspätete Rache geübt. Die Sinnlosigkeit dieses Verbrechens erschütterte Josef nach wie vor.

Gähnend schlurfte er ins Badezimmer seiner Anderthalbzimmerwohnung, in die er nach der Scheidung von Sandra gezogen war und die ursprünglich nur eine Notlösung hatte darstellen sollen. Während seine Exfrau und die zwei Töchter im gemeinsamen Haus geblieben waren, hatte Josef sich die überraschend günstige Immobilie in Friedrichshain gemietet. Von dort aus hatte er – mit dem gebotenen Abstand – alles Weitere regeln und den Verkauf des Hauses in die Wege leiten wollen, um dessen Erlös unter ihnen aufzuteilen. Daraus jedoch war bis heute, zwei Jahre später, nichts geworden. Josef fühlte sich wohl auf seinen 35 Quadratmetern und brachte es nicht übers Herz, Amelie und Vanessa aus ihrer gewohnten Umgebung zu reißen.

Wenn die 5-Jährige und die 7-Jährige bei ihm übernachteten, was selten genug vorkam, schlief er auf dem Sofa und überließ den Mädchen sein Schlafzimmer. Meist besuchte er sie zu Hause und nutzte hin und wieder sogar das Gästezimmer, das Sandra ihm anstandslos zur Verfügung stellte.

Josef schüttelte die Gedanken an seine Exfrau ab, die sich mit Vorlieb zu später Stunde einstellten, und öffnete den Spiegelschrank über dem Waschbecken. Er angelte sich eine Ibuprofen aus der fast leeren Verpackung, steckte sie sich in den Mund und spülte sie mit einem Schluck aus dem Wasserhahn hinunter. Als er sich wieder aufrichtete, streifte sein Blick sein Spiegelbild.

Josef sah älter aus als 41, das wusste er. Die mittlerweile über zwanzig Jahre bei der Polizei, drei davon als leitender Ermittler der Mordkommission, hatten ihre Spuren hinterlassen. Sein Gesicht war gezeichnet von zu vielen schlaflosen Nächten, der Blick immer ein wenig zu ernst.

An den Schläfen war sein Haar bereits sichtbar ergraut und insbesondere um die Mundwinkel herum hatten sich tiefe Falten in seine Haut gegraben. Seine verhältnismäßig schlanke Statur verdankte er einzig dem Stress. Und vielleicht der damit einhergehenden Tatsache, dass Kaffee und Nikotin lange Zeit sein Hauptnahrungsmittel gewesen waren.

Der jäh einsetzende Klingelton seines Handys ließ Josef zusammenfahren.

Wenn das wieder dieser Pizza-Heini ist, reißt mir der Geduldsfaden. Dann fiel ihm auf, dass es sein Diensthandy war, das klingelte. Fluchend eilte Josef zurück ins Wohnzimmer und sah mit einem Blick aufs Display seine Befürchtung bestätigt: Die angezeigte Nummer gehörte zur Einsatzzentrale der Direktion.

„Winter?“, meldete er sich barsch.

„Herr Winter, uns wurde ein Leichenfund am Goethe-Denkmal gemeldet. Den Beschreibungen des Zeugen nach zu urteilen ein Mord. Die Kollegen am Tatort haben diese Einschätzung soeben bestätigt. Die Spurensicherung ist schon informiert und dürfte in Kürze eintreffen.“

Josef klemmte sich das Handy zwischen Ohr und Schulter, schnappte sich Jacke und Autoschlüssel und zog die Tür hinter sich ins Schloss.

„Bin schon auf dem Weg.“

Kapitel 2

Samstag, 21. September, 23:17 Uhr

Manchmal kam sich Rika Hohenstedt im pulsierenden Herzen Berlins wie ein Fremdkörper vor.

Dann fragte sie sich, wie sie von der norddeutschen Provinz ausgerechnet in eine Metropole hatte ziehen können, die so bunt, laut und aufregend war wie die Landeshauptstadt.

Dabei war die Antwort simpel: Sie hatte vor acht Jahren, kurz nach ihrem 30. Geburtstag, eine Juniorprofessur für die Fächer Literaturwissenschaft und Soziologie an der Humboldt-Universität ergattert. Als sie sich ein Jahr später in den Dekan verliebt und ihn ein weiteres Jahr später geheiratet hatte, war an eine Rückkehr in den Norden nicht mehr zu denken gewesen.

Rika und Oliver Hohenstedt wohnten in einer schicken Altbauwohnung im Bezirk Mitte, besuchten in ihrer Freizeit Theater und Museen und luden sonntags zum Kaffeetrinken ein.

Das entschleunigte Leben, das sie mit ihrem sechs Jahre älteren Ehemann führte, gab ihr das Gefühl, sich in einer sicheren Blase zu befinden. Jenseits des teuren Porzellangeschirrs und der Weinverkostungen unter aufwändigen Stuckdecken aber wartete mehr auf Rika – etwas, das zu Staub zerfiel, wann immer sie sich nahe genug heranwagte.

Auch heute war ihr Versuch der Assimilation an das Klima ihrer Wahlheimat fehlgeschlagen. Sie hatte sich mit zwei Kolleginnen in einem Pub verabredet und sich sogar richtig auf den Abend außerhalb ihrer Komfortzone gefreut. Live-Musik, Bier und lockere Gespräche – all das hatte Rika vorgeschwebt, als sie die Wohnung am frühen Abend verließ.

Kaum hatte sie das stickige Lokal betreten, in dem sich die Gäste dicht an dicht drängten und sie ihr eigenes Wort nicht mehr verstand, war ihre Euphorie jedoch schon wieder verflogen. Jetzt, drei Stunden später, saß sie stocksteif auf einem Hocker an der Bar und wünschte sich, ganz einfach zu Hause geblieben zu sein.

„Unfassbar, wie die Zeit rennt, oder?“, rief Darya neben ihr über den eher mittelmäßigen Gesang des Musikers und die Lachsalven einer Männergruppe hinweg. Die gebürtige Russin sah sie an, als erwarte sie eine Antwort auf diese rhetorisch klingende Frage. Offenbar hatte Rika einen wesentlichen Teil der vorangegangenen Unterhaltung versäumt.

„Da hast du absolut recht. Nur noch zwei Wochen, bis der Wahnsinn wieder beginnt. Ich fühle mich noch gar nicht bereit für das nächste Semester“, kam Martina, die Dritte im Bunde, ihr mit einer Antwort zuvor. Sie waren also zum Arbeitsthema zurückgekehrt.

Rika konnte sich den Meinungen ihrer Kolleginnen nicht anschließen. Sie begrüßte das nahende Ende der vorlesungsfreien Zeit, die sie neben den Korrekturen von Hausarbeiten und Klausuren auch für das Verfassen eigener wissenschaftlicher Abhandlungen genutzt hatte. Sie arbeitete gern theoretisch, fand jedoch wesentlich mehr Freude am Unterrichten.

„Ich glaube, ich werde mich langsam auf den Weg machen“, sagte sie unbehaglich und erntete empörte Blicke.

„Schon? Hast du mal auf die Uhr gesehen? Ich dachte, wir wollten noch weiterziehen.“ Darya schob die Unterlippe vor, wie immer, wenn sie ihr Bedauern zum Ausdruck bringen wollte.

„Ehrlich gesagt habe ich ein bisschen Kopfschmerzen und bin auch sonst ziemlich kaputt“, erwiderte Rika und kam sich dabei vor wie die größte Spaßbremse in ganz Berlin.

Vermutlich bin ich genau das. Rika Hohenstedt, hauptberuflich Langweilerin. Eine 80-Jährige, gefangen im Körper einer 38-Jährigen.

Darya und Martina waren jeweils nur zwei und drei Jahre jünger als Rika, und doch schienen Welten zwischen ihnen zu liegen. Beide Frauen besaßen eine erfrischend unverkrampfte Art, nahmen sich selbst und das Leben nicht zu ernst und unterschieden sich in ihrer naiven Sorglosigkeit grundsätzlich kaum von ihren Studenten. Rika hingegen war, wenn sie es sich recht überlegte, nie wirklich unbeschwert gewesen. Es hatte immer irgendetwas gegeben – eine Sorge, eine Befürchtung oder eine komplizierte Fragestellung – das ihr durch den Kopf kreiste. Dass die Kolleginnen sie trotz der markanten Unterschiede zwischen ihnen mochten, konnte Rika sich selbst nicht so recht erklären.

„Reisende soll man nicht aufhalten“, räumte Martina ein, klopfte Rika mit der einen Hand auf die Schulter und schnappte sich mit der anderen ihr noch halbvolles Glas. „Vor allem dann nicht, wenn sie so nett sind, ihren Freundinnen ein Getränk dazulassen.“

Rika erwiderte das Lächeln ihrer Kolleginnen und umarmte beide zum Abschied. Als sie aus dem Pub hinaus in die erfrischende September-Kälte trat, lockerten sich ihre verspannten Muskeln merklich.

Ursprünglich hatte sie ein Taxi nehmen wollen, doch ein Spaziergang erschien ihr nun, da sie während der letzten Stunden nichts als verbrauchte Luft geatmet hatte, durchaus verlockend. Sie würde durch den Tiergarten gehen; dieselbe Strecke, die sie bei Tag gern zum Joggen nutzte. Vorbei an dem beeindruckenden Denkmal zu Ehren Goethes, das auf sie als Liebhaberin seiner Schriften eine ganz besondere Faszination ausübte.

Die Hände tief in den Taschen ihres Mantels vergraben, überquerte sie die Hauptstraße und betrat nach einem Fußmarsch von nur wenigen Minuten die Parkanlage.

Zu so später Stunde war Rika noch nie hier gewesen.

Sie fand, dass es etwas Düster-Romantisches an sich hatte, das Herbstgold der Natur einmal im Mondschein zu bewundern.

Nach nur wenigen Schritten war sie umgeben von dem beruhigenden Geräusch der im Wind raschelnden Blätter, das bei Nacht eine ganz eigene Wirkung entfaltete.

Ich sollte öfter mal einen Mitternachtsspaziergang unternehmen, dachte sie und lächelte in sich hinein.

Vielleicht würde sie ja Oliver überreden können, sie zu begleiten. Immerhin hatte er sich ihr zuliebe sogar einmal zu einer gemeinsamen Jogging-Einheit aufgerafft.

Sie hatte sich schon immer gewünscht, ein Hobby mit ihm zu teilen, das zumindest ein kleines bisschen verrückt war.

Die Stadt bei Nacht zu erkunden, kam dem ziemlich nahe, wie sie fand.

Darya und Martina jedenfalls würden Augen machen, wenn sie plötzlich auch etwas Aufregendes zu erzählen hätte.

Schon oft hatte sie sich gewünscht, die Freundinnen würden ihr mit der gleichen Begeisterung zuhören, wie sie es tat, wenn sie den Großstadtabenteuern der Lebefrauen lauschte.

„Träumen wird man ja noch dürfen“, murmelte sie zynisch und beschleunigte ihren Gang ein wenig.

Es dauerte nicht lange, bis das Goethe-Denkmal in ihrem Sichtfeld auftauchte. Rika hatte eigentlich vorgehabt, ein paar Minuten zu Füßen des großen Dichters zu verweilen, doch merkte sie schon von Weitem, dass irgendetwas nicht stimmte.

Als sie näher kam, konnte sie rund um das Denkmal ein riesiges Polizeiaufgebot ausmachen. Ein weißes Zelt, das Rika aus Dokumentationen und Fernseh-Krimis kannte, war zur Rechten der Statue aufgebaut worden.

Das kann nichts Gutes bedeuten, dachte sie mit klopfendem Herzen. Allem Anschein nach hatte sich nur wenige hundert Meter von ihr entfernt ein schweres Verbrechen ereignet.

Auf einmal kam es ihr ganz und gar nicht mehr romantisch, sondern ungeheuer leichtsinnig vor, um diese Uhrzeit ohne Begleitung durch den Tiergarten zu laufen.

Kaum war ihr diese Erkenntnis gekommen, stieg Rika plötzlich der penetrante Geruch nach Alkohol in die Nase.

Im selben Moment, da sie den Kopf auf der Suche nach dem Quell des Gestanks nach links wandte, sah sie aus dem Augenwinkel eine Gestalt aus dem Gebüsch springen und davonlaufen.

Rikas Herz setzte einen Schlag aus, ihre Knie fühlten sich buttrig weich an. Offenbar hatte sie einen Betrunkenen aufgeschreckt, der gerade im Begriff gewesen war, sich zu erleichtern.

Was sonst sollte jemand in einem Busch zu suchen haben?

Den Tatort beobachten, vielleicht.

Sie verscheuchte diesen paranoiden Gedanken wie eine lästige Fliege.

Einen Moment lang erwog Rika, ihren Weg ganz einfach fortzusetzen und an der Polizeiabsperrung vorbeizugehen. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und eilte im Laufschritt zurück zur Hauptstraße.

Das nächste Mal ist es vielleicht kein Betrunkener, der dich aus dem Gebüsch anspringt, sondern ein Mörder.

Es gab menschliche Abgründe, in die hinein sie nicht einmal einen flüchtigen Blick werfen wollte.

Schon gar nicht allein und bei Nacht.

Kapitel 3

Samstag, 21. September, 23:42 Uhr

Die Frau war nackt. Sie lag auf dem Bauch, das Gesicht leicht zur Seite geneigt und auf ihre Arme gebettet. Ihr Rücken war mit zahlreichen Schnitten übersät, die Josef erst auf den zweiten Blick als Buchstaben identifizierte.

Tief und dunkel klafften sie in der Haut der Toten.

Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er die Worte zu entziffern, die sich in einem wilden Zickzack bis knapp über das Steißbein des Opfers zogen.

Purpurne Tränen ranken sich um deine Seelewie Dornen spitz ist ihr GesichtDie Muse schläft in deiner Kehleihr letzter Kuss nimmt dir dein Licht.

„Welcher Irre hat dich als lebendigen Notizblock missbraucht, hm?“, murmelte er kopfschüttelnd.

Josef war froh um das Zelt, das die Leiche vor den neugierigen Blicken möglicher Schaulustiger abschirmte. Er beneidete die Beamten, die vor der Polizeiabsperrung standen und die Sensationslüsternen des Platzes verweisen müssten, nicht um ihren Job. Nicht mehr lange, und die ersten Journalisten würden eintreffen.

Und dann haben die Jungs erst richtig zu tun.

Erneut wandte Josef den Blick dem zerschundenen Rücken der Toten zu. Viele seiner älteren Kollegen hatten ihm zu Beginn seiner Karriere prophezeit, er würde schneller abstumpfen, als es ihm lieb war. In gewisser Hinsicht hatten sie damit recht behalten – der Anblick einer Leiche bescherte ihm freilich keine Albträume mehr oder löste sonst irgendeine nennenswerte Reaktion in ihm aus. Was sich jedoch in all den Jahren nie verändert hatte, war der Groll, den er für die Täter empfand.

Auch jetzt spürte er die vertraute Wut heiß und pochend in seiner Brust aufsteigen. Der Kälte zum Trotz, welche die hereinbrechende Herbstnacht mit sich brachte, schwitzte er in seinem Schutzoverall.

Purpurne Tränen ranken sich um deine Seele …

Er las das makabre Gedicht erneut und durchforstete sein Gedächtnis vergeblich nach einem Namen, mit dem es sich in Verbindung bringen ließe.

Handelte es sich bei den Zeilen um das Zitat eines bekannten Lyrikers? Oder waren sie eine eigene düstere Schöpfung? Josef würde sein Team sämtliche Winkel des Internets nach den Worten durchforsten lassen.

„Winter?“ Die unverwechselbar heisere Stimme Tina Obermeyers drang an Josefs Ohren. Er löste den Blick von der Leiche, trat aus dem Zelt hinaus und sah das fröhliche Gesicht der Mittfünfzigerin im Licht der Batteriescheinwerfer aufblitzen. Vorsichtig bewegte er sich entlang der von der Kriminaltechnik abgesteckten Markierungen zurück zur Polizeiabsperrung, unter der Tina sich gerade hindurchduckte.

„Ich habe dich gar nicht kommen sehen“, begrüßte die Rechtsmedizinerin ihn und zog sich die Kapuze ihres Schutzanzuges vom Kopf. „Habe meine Sachen gerade zurück in den Wagen gebracht und dir den Audio-Bericht rübergemailt. Wie gehts dir, mein Lieber?“

„Kannst du schon etwas zum Todeszeitpunkt sagen?“

Tina verzog das Gesicht. „Winter, wie er leibt und lebt. Danke für das Gespräch.“ Sie lachte kehlig. In all der Zeit, die sie einander inzwischen kannten, hatte er die Rechtsmedizinerin nicht ein einziges Mal seinen Vornamen aussprechen hören. Auf seine Nachfrage hin hatte sie geantwortet, dass sie „Josef“ langweilig fände.

Nicht mehr und nicht weniger.

„Tina. Bitte.“

„Schon gut, schon gut. Also: Gemessen an der Körpertemperatur, dem Zustand der Leichenflecken und der nicht vorhandenen Leichenstarre bewegen wir uns etwa in einem Zeitraum zwischen 20 und 30 Stunden.“

„Todesursache?“

„Nach jetzigem Stand ein lateraler, am linken Unterarm in proximaler Richtung zum Oberarm zugefügter Schnitt. Breite etwa vier Zentimeter. Allem Anschein nach wurde dabei die Ateria radialis durchtrennt, was wiederum zum Exitus durch Verbluten führte. Genaueres weiß ich aber erst nach der Leichenschau. Ach so: Ein Großteil der Schnitte auf dem Rücken des Opfers muss post mortal entstanden sein. Das legt zumindest der Zustand der Wundränder und der Wundumgebungshaut nahe.“

„Sonst noch was?“

„Ja. Tatort und Fundort sind nicht identisch. Die Frau war schon tot, als ihr Körper hier abgelegt wurde.“

Josef nickte langsam. „In Ordnung. Danke dir.“ Sein Versuch, den Reißverschluss des Overalls aufzuziehen, scheiterte. Die Unterzuckerung ließ seine Bewegungen fahrig werden.

Verdammt, die Pizza. Er hatte vergessen, sie abzubestellen.

„Du siehst blass aus“, stellte Tina fest und musterte Josef streng. „Essen hilft. Nur so ein Tipp.“

„Später.“ Er warf einen Blick über die Schulter; zurück zu dem Zelt, unter dem der grausam zugerichtete Körper einer Frau lag, die Gerechtigkeit verdiente. „Ich fahre jetzt ins Dezernat und klinke mich in die Vernehmung des Zeugen ein, sobald ich alle weiteren Schritte in die Wege geleitet habe.“

Kapitel 4

Montag, 23. September, 08:30 Uhr

Am Montagmorgen zeigte sich der September von seiner ungemütlichsten Seite. Von einem goldenen Herbst fehlte jede Spur, stattdessen war der Himmel schmutzig grau wie Tuschwasser. Feiner Nieselregen benetzte das Schaufenster der Bäckerei, in der Rika auf die Zubereitung ihres Frühstücks wartete: Zwei belegte Brötchen mit Gouda, eines mit Camembert und eines mit Ei. Sie hatte vor, Oliver zu seinem Geburtstag mit ein paar Leckereien aus seiner Lieblingskonditorei zu überraschen. Obwohl er wie jedes Jahr betont hatte, einen ganz normalen Tag ohne Geschenke und Tohuwabohu verbringen zu wollen, war Rika in aller Herrgottsfrühe aufgestanden, um das Wohnzimmer zu dekorieren und den Tisch zu decken. Schon vor Monaten hatte sie digital ein Fotoalbum mit ihren schönsten gemeinsamen Erinnerungen erstellt und Oliver insgesamt 45 Briefe geschrieben – einen für jedes Lebensjahr.

„Kommt bei Ihnen noch etwas dazu?“, fragte die Verkäuferin, während sie die Brötchen routiniert belegte.

„Ja. Zwei Stücke Bienenstich, bitte.“

Während sie wartete, überflog Rika die Schlagzeilen, die den vollbestückten Zeitungsständer neben der Eingangstür schmückten – und bekam eine Gänsehaut, als ihr Blick an der Titelseite eines Boulevardblattes hängenblieb.

Serientäter hält Berlin in Atem–Goethe-Killer ritzt seinen Opfern Gedichte in die Haut. Nach Leiche am Denkmal nun weiteres Opfer am Zehlendorfer Bahnhof gefunden.

In ihrem Hals bildete sich ein Knoten. Sie sah den Streifenwagen und die Polizeiabsperrung vor sich.

Das von Scheinwerfern angestrahlte Zelt, das ein ausgelöschtes Leben vor den Blicken der Öffentlichkeit schützte.

Ich war so nahe dran. Rika hatte das fürchterliche Gefühl, als habe der Tod in jener Nacht auch sie kurz gestreift und ihr mit der flüchtigen Berührung seines Umhangs ein Versprechen gegeben.

Doch es war mehr als diese diffuse Angst, die der Anblick des Tatortes in ihr ausgelöst hatte. Irgendetwas an der Formulierung der Schlagzeile rüttelte am Stamm ihrer Erinnerungen.

Gedichte … Goethe … In die Haut ritzen …

„Dann bekomme ich 12,30 Euro von Ihnen“, sagte die Verkäuferin freundlich und legte die Tüten auf den Tresen.

„Einen Moment noch.“ Rika nahm die Zeitung mit der grausigen Überschrift aus dem Ständer heraus. Das nervöse Kribbeln in ihrem Körper verstärkte sich. „Die kommt noch dazu.“

„Kein Problem. Damit sind wir bei 13,10 Euro.“

Rika bezahlte, murmelte ein „Dankeschön“ und verschwand mit raschelnden Brötchentüten hinaus in den Regen.

Als sie Oliver eine halbe Stunde später ins Wohnzimmer rief, war seine Freude über den für ihn hergerichteten Geburtstagstisch wie gewohnt eher verhalten. Rika hatte gelernt, darin keinen persönlichen Affront zu sehen. Er stammte aus einer Familie, in der Geburts- und andere Feiertage keinen besonderen Stellenwert hatten und ein distanzierter Umgang miteinander an der Tagesordnung stand.

Dennoch war sie der Versuche nie müde geworden, seine Einstellung gegenüber feierlichen Anlässen mit positiven Erlebnissen zu verbessern.

Dass Oliver beim Auspacken seiner Geschenke milde lächelte und sich vor allem für die Briefe mehrfach bedankte, verbuchte Rika als eindeutigen Fortschritt.

Für gewöhnlich hätte sie überschwänglich auf diesen kleinen Sieg reagiert, doch die Präsenz der Zeitung, die zusammengerollt neben ihrem Teller lag, drückte ihre Stimmung.

Kaum hatten sie begonnen zu essen, schlug Rika den so reißerisch angepriesenen Artikel auf. Während sie las, raste ihr Herz so schnell, als würde es jeden Moment aus dem Gefängnis ihrer Rippen ausbrechen wollen.

„Wann genau hast du nochmal dem Qualitätsjournalismus entsagt?“, fragte Oliver sie über die andere Seite des Tisches hinweg. Er lächelte sein jungenhaftes Grübchenlächeln, in das Rika sich einst verliebt hatte. Normalerweise verfehlte es seine Wirkung auf sie nicht im Geringsten und erweckte der langen Dauer ihrer Beziehung zum Trotz noch den einen oder anderen Schmetterling in ihrem Bauch zum Leben. Heute jedoch überstrahlte ihre Nervosität jede andere Empfindung.

„Entschuldige“, sagte sie fahrig. „Das hier ist nur …“ Sie ließ den Satz unvollendet und reichte ihrem Mann die Zeitung.

Fragend sah er sie an, bevor er den Blick auf die Zeilen hinabsenkte, die Rika so aufgewühlt hatten. Während er las, bewegte er stumm die Lippen.

„Das ist furchtbar“, sagte Oliver betroffen. „Sag mal … O Gott, Rika, ist dieser Pub, in dem ihr am Samstag wart, nicht ganz in der Nähe des ersten Tatortes?“

Sie nickte. „Ich habe ihn sogar gesehen. Den Tatort, meine ich. Ich … ich wollte zu Fuß nach Hause gehen. Meine Jogging-Strecke entlang, du weißt schon.“

„Bist du des Wahnsinns? Du kannst doch nicht einfach –“

„Darum geht es jetzt nicht, Oliver. Die Vorgehensweise des Mörders …“ Verstaubte Erinnerungen wagten sich aus ihren Höhlen. „Irgendetwas klingelt da bei mir, ich kann es nur nicht richtig einordnen.“

„Wie bitte? Was redest du da?“

„Der Goethe-Killer …“

Sie stand so abrupt von ihrem Stuhl auf, dass die hölzernen Beine geräuschvoll über den Parkettboden schrammten.

Jacob Haller.

Das Bild eines jungen Mannes, der mit entrücktem Blick in ihrer allerersten Vorlesung saß, stieg vor Rikas innerem Auge empor.

„Goethes Worte sind so schön, dass man sie sich in die Haut ritzen mag“, sagte er laut zu einem seiner Kommilitonen. Nach wenigen Sekunden wechselte die Erinnerung ihre Gestalt und zeigte denselben Mann, wie er mit wutverzerrtem Gesicht in Rikas Büro saß.

„Wie können Sie es wagen, mir für dieses Meisterwerk eine 2,3 zu geben?“, spie er ihr entgegen und klopfte mit den Fingerknöcheln immer wieder auf seine Hausarbeit, die auf ihrem Schreibtisch zwischen ihnen lag. „Sie verstehen meine Texte vollkommen falsch, habe ich recht? Manchmal glaube ich, Worte auf Papier sind nicht genug …“

Die Szenerie wurde von einer weiteren, noch lebendigeren Erinnerung abgelöst.

Jacob saß auf den Stufen vor der Universitätsbibliothek, den Kopf in den Händen vergraben und neben ihm eine mitgenommen aussehende Ausgabe von Goethes Die Leiden des jungen Werthers. Rika kam auf ihn zu, ging vor ihm in die Hocke und sprach ein paar tröstende Worte.

„Nein, nein, es muss sein“, sagte Jacob, „lassen Sie mich weinen. Je schlechter es mir geht, desto besser ist meine Poesie. Wissen Sie, wann die schöpferische Kraft am stärksten ist? Im Angesicht des Todes.“

Die Bilder fielen in sich zusammen und wichen der Realität. Rika war schwindelig geworden.

„Jacob Haller“, flüsterte sie und lief im Wohnzimmer auf und ab.

„Schatz, was ist los?“

„Der Goethe-Killer. Erinnerst du dich an den Studenten, von dem ich dir einmal erzählt habe? Den, der sein Literatur-Studium nach zwei Semestern an den Nagel gehängt hat, weil er seiner eigenen Aussage nach an schweren psychischen Problemen litt?“

Wie immer, wenn er sich an etwas zu erinnern versuchte, kniff Oliver das linke Auge zu.

„Dunkel“, sagte er nach einer Weile. „Er hatte eine Vorliebe für düstere Texte, hast du gesagt. Und dass jedes Wort aus seinem Mund sich anhörte, als würde er einen Horrorfilm rezitieren.“

„Ja“, sagte Rika aufgeregt, „den meine ich.“ Elektrisiert ging sie zum Tisch zurück und griff nach ihrem Smartphone.

„Was tust du?“, fragte Oliver irritiert.

„Ich informiere die Polizei.“

„Die Polizei?! Rika, du kannst doch nicht mir nichts, dir nichts jemanden beschuldigen, der sich vor Jahren einmal seltsam verhalten hat.“

„Ach nein? Was ist, wenn genau das der entscheidende Hinweis ist, der einen weiteren Mord verhindern kann?“

„Das ist absurd. Du hast entschieden zu viele Krimis gelesen.“ Er lachte glucksend und trank einen Schluck von seinem Kaffee. Rika konnte ihm ansehen, dass er erwartete, sie würde jeden Moment in sein Lachen einstimmen und ihm sagen, sie habe ganz einfach überreagiert.

Er hat gut reden. Oliver hatte den jungen Mann nicht erlebt, wenn er seine polemischen Reden schwang. Wenn er mit glühender Begeisterung von Blut, Tod und Verderben sprach und die Werke Goethes voller Besessenheit in jeder freien Minute konsumierte.

Der Goethe-Killer.

Nein, das konnte kein Zufall sein.

Rika drehte ihrem Mann den Rücken zu und wählte die Nummer der zuständigen Polizeibehörde.

Kapitel 5

Montag, 23. September, 08:32 Uhr

Josef seufzte.

Sein unrasiertes, spitzes Gesicht, das sich schemenhaft im Lichtausschnitt der Tür spiegelte, war ein perfektes Abbild seines Innenlebens.

Er hatte drei Stunden geschlafen, so viel Kaffee getrunken, dass sein Herz albern herumstolperte, und zu allem Überfluss eine Schachtel Zigaretten aus den Untiefen seiner Schreibtischschublade befreit.

Seine Laune war auf dem Tiefpunkt – und das sah man ihm an.

Als Josef ins Besprechungszimmer trat, erstarben die Gespräche seiner Kollegen auf der Stelle.

Er konnte es ihnen nicht verübeln. Vermutlich würden ihm ebenfalls die Worte im Halse stecken bleiben, überlegte er, wenn er sich selbst gegenüberstünde.

„Wir haben ein Problem“, sagte er anstelle einer Begrüßung, „ich denke, das dürfte uns allen klar sein.“

Die Vernehmung des Zeugen, der den Fund der am Goethe-Denkmal abgelegten Leiche gemeldet hatte, war nicht mehr als eine reine Formsache gewesen und hatte sie keinen Schritt weitergebracht. Der Teenager war von seiner Entdeckung sichtbar schockiert gewesen. Mit großen Augen hatte er berichtet, auf dem Weg zu einem Kumpel an der Leiche vorbeigegangen zu sein und sofort einen Notruf abgesetzt zu haben. Er hatte niemanden gesehen, nichts Auffälliges beobachten können und kam darüber hinaus auch als Täter nicht infrage: Sein Alibi war vollkommen wasserdicht.

Das Nichtvorhandensein eines Tatverdächtigen allerdings wurde von den jüngsten Ereignissen noch übertroffen: Eine zweite Leiche war in der vergangenen Nacht unweit des stillgelegten S-Bahnhofes Zehlendorf Süd von einem alten Ehepaar gefunden worden. Auch diesem Opfer, einer jungen Frau, waren nach ihrer Ermordung grauenhafte Zeilen in die Haut geritzt worden:

Mein Wortgewand ziert deine Mitte Zäh und kalt dein totes Blut Ach, wenn ich doch zu Grabe ritte durch der verbrannten Träume helle Glut

Ebenso wie die Zeilen auf dem Rücken des ersten Opfers ließen sich auch diese keinem Urheber zuordnen. Alles, was sie bisher hatten herausfinden können, bezog sich auf die Todesursache; der Täter hatte die Frau vergiftet, anstatt ihr eine tödliche Wunde zuzufügen. Zwar hatte er ihr am Hals einen etwa acht Zentimeter langen Schnitt beigebracht, doch war dieser bei Weitem nicht tief genug gewesen, um den Exitus herbeizuführen.

„Toxikose durch eine Überdosis Paracetamol“, hatte Tina ihm im Anschluss an die Obduktion mitgeteilt. Der Tod sei sehr langsam eingetreten – ähnlich wie bei dem ersten Opfer habe der Täter den Prozess des Sterbens also bewusst hinausgezögert.

Josef warf die Zeitung mit der aufdringlichen Schlagzeile auf den Tisch. Wütend tippte er mit dem Zeigefinger auf die riesigen Lettern, die den Namen Goethe-Killer bildeten.

„Ich korrigiere mich: Wir haben nicht nur ein Problem, sondern ziemlich viele. Das hier ist eins davon“, sagte er überflüssigerweise, denn jeder Anwesende wusste, was es bedeutete, im Fokus der Öffentlichkeit zu ermitteln.

Entweder hörten die Presseleute den Polizeifunk ab, oder jemand aus den eigenen Reihen versorgte sie gegen ein kleines Taschengeld regelmäßig mit Informationen.

Er war es gewohnt, an Tatorten auf Fotografen zu treffen und kurze Zeit später die ersten Berichte in der Zeitung oder auf Online-Plattformen zu sehen. Vor allem die Boulevardblätter nahmen Verbrechen oft zum Anlass für eine reißerische Berichterstattung, bei der die Polizei nicht immer in einem guten Licht dastand.

Dass nun aber ungefragt wichtige Informationen zur Vorgehensweise des Mörders und die Identität der Opfer publiziert worden waren, machte Josef rasend.

Fehlt nur noch, dass sie die Botschaften dieses Irren zitieren.

Es war wichtig, bestimmte Details eines Mordes zurückzuhalten, um den Verlauf der Ermittlungen nicht zu gefährden. Das Wissen um das Markenzeichen des Mörders, konnte zu falschen Zeugenaussagen und im schlimmsten Fall sogar zu Nachahmungstaten führen.

„Aber auch abgesehen von dem Mist, den die Presse verzapft hat, sieht es verdammt düster aus“, fuhr Josef fort.

Die ersten 48 Stunden nach einer Tat waren entscheidend.

Je mehr Zeit verstrich, desto verschwommener wurden die Erinnerungen der Zeugen und desto mehr wuchs die Gefahr, dass Spuren und Beweismaterial verloren gingen.

Nicht nur, dass sie bisher keinen Verdächtigen ausfindig machen konnten – sie hatten es darüber hinaus mit einem Serientäter zu tun, was die Sachlage um ein Vielfaches verkomplizierte. Einem überaus gründlichen Serientäter noch dazu, der weder Fingerabdrücke noch sonstige Spuren hinterließ und penibel hinter sich aufräumte.

In den Blicken seiner Kollegen las er Zustimmung.

Das zehnköpfige Team aus erfahrenen Ermittlern, Sachbearbeitern und Vernehmungsbeamten hatte Josef erst vor kurzem neu zusammengestellt. Es hatte eine Reihe von Veränderungen im Dezernat gegeben, deren Auswirkungen auch für Josef deutlich spürbar gewesen waren. Ein Kollege war gesundheitsbedingt ausgeschieden, zwei andere versetzt worden. Doch obwohl Josef die Arbeit seiner Leute sehr schätzte, war er auch froh darum, den neuesten Team-Mitgliedern die Möglichkeit geben zu können, sich zu bewähren.

„Unser Täter mordet schnell – viel zu schnell – und trotzdem gewissenhaft. Er hat uns keine einzige verfluchte DNA-Spur zurückgelassen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es weitere Tote geben wird, das brauche ich euch ja nicht zu sagen. Und das vermutlich schon bald. Die hohe Frequenz dieser Morde ist kein Zufall. Vielleicht ist der Täter krank, vielleicht beeilt er sich aus anderen Gründen. So oder so, dieser Kerl hat einen ausgeprägten Geltungsdrang und will uns mit seinen Zeilen irgendetwas mitteilen. Es wird allerhöchste Eisenbahn, herauszufinden, was das sein soll.“

Nadia Almasi, eine frisch zum Team dazugestoßene Kommissarin aus der Göttinger Mordkommission, hob die Hand. „Entschuldige, Josef, aber ich kann nur wiederholen, was ich dir vorhin schon gesagt habe: Wir wissen nicht, ob der Täter männlich oder weiblich ist. Der Tod durch Vergiften spricht eher für eine Frau als für einen Mann.“

Er unterdrückte ein Augenrollen. „Lassen wir nicht außer Acht, dass Fund- und Tatort nicht identisch sind.“

„Soll heißen? Dass Frauen körperlich nicht in der Lage sind, Leichen von A nach B zu transportieren? Selbst wenn wir das pauschal annehmen würden, könnte die Täterin Hilfe gehabt haben.“

„Möglich wäre es, ja“, räumte Josef ein, um schnellstmöglich zum nächsten Punkt seiner Ansprache zu gelangen.

Obwohl der Einwand seiner Kollegin durchaus berechtigt war, glaubte er zu wissen, dass sie es mit einem Mann zu tun hatten. Sein Instinkt hatte ihn im Laufe seiner Karriere nur selten getäuscht.

„Vom Geschlecht des Täters einmal abgesehen, bleibt die Frage, wie er die Opfer unbemerkt zu seinen auserkorenen Ablageorten schaffen konnte. Berlin ist kein Dorf. Irgendjemand muss ihn gesehen haben.“ Er fing Nadias Blick auf und hob abwehrend die Hände. „Ihn oder sie. Verzeihung. Also: Die zweite Leiche wurde hier, 500 Meter südlich der stillgelegten Haltestelle Zehlendorf Süd gefunden.“ Josef deutete auf die mit Nadeln bespickte Karte Berlins, die an die Korkwand zu seiner Linken gepinnt war. „So weit vom ersten Fundort entfernt, dass der wahrscheinliche Wohnort des Täters sich nur grob eingrenzen lässt. Es hilft nichts, wir müssen unsere Augen überall haben. Bisher sind diese Gedichte“, er sprach das Wort nicht ohne Ekel aus, erschien es ihm doch in diesem Zusammenhang so fehl am Platz, „auf den Rücken der Opfer alles, was wir haben. Prägt euch jeden dieser Sätze ein, lernt sie meinetwegen auswendig. Beschäftigt euch so lange mit ihnen, bis sie irgendeinen Sinn ergeben. Ich möchte außerdem wissen, ob irgendeine wie auch immer geartete Verbindung zwischen beiden Frauen besteht. Jedes noch so kleine Detail über die zweite Tote muss in Erfahrung gebracht werden. Zusätzlich müssen wir einen Fallanalytiker hinzuziehen. Susanna, bitte frage Konstantin Katsaros an. Wir brauchen so schnell wie möglich ein vollständiges Täterprofil, um –“

Josefs Ansprache wurde von einem Klopfen unterbrochen.

„Ja?“, bellte er unfreundlicher als beabsichtigt.

Janina Tesch, eine junge Beamtin im ersten Dienstjahr, steckte schüchtern den Kopf zur Tür herein. Sie war damit betraut worden, Hinweise von Zeugen entgegenzunehmen, die auf den vor wenigen Stunden gestarteten Aufruf über das Fernsehen und die sozialen Medien folgten.

„Bitte entschuldigen Sie die Störung, Herr Winter. Wir haben eine neue Zeugin am Telefon. Sie hat darauf bestanden, direkt mit Ihnen zu sprechen.“

Josef hatte der neuen Kollegin bereits vor Monaten das „Du“ angeboten, doch das schien sie angesichts der vielen Augenpaare, die nun auf sie gerichtet waren, vergessen zu haben. Er seufzte.

Wehe, wenn das nur jemand ist, der sich wichtig machen möchte.

Es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas passierte. Oft schon hatte Josef erlebt, dass Anrufer keinen einzigen sachdienlichen Hinweis zur Tat parat und die Nummer der polizeilichen Hotline aus plumper Neugier gewählt hatten.

„Ich bin gleich zurück“, verkündete er den Ermittlern, die erwartungsvoll von ihm zu Janina sahen. Er folgte der jungen Kollegin den Flur entlang, an dessen Ende ihr Büro lag.

„Hat die Anruferin zumindest sagen können, worum es geht?“, fragte er, bevor er den Hörer abnahm.

Janina schüttelte den Kopf. „Sie behauptete, es sei wichtig und sie müsse dringend mit dem leitenden Ermittler der Mordkommission sprechen, um sicherzugehen, dass ihr Hinweis ernstgenommen werde.“

Josef runzelte die Stirn. „Winter“, meldete er sich am Telefon.

„Herr Josef Winter?“, fragte eine helle, ein wenig aufgeregt klingende Frauenstimme.

Herrgott, was glaubt sie denn, wie viele Winters hier arbeiten?

„Ja, mit dem sprechen Sie.“

„Mein Name ist Rika Hohenstedt. Ich glaube, es gibt da etwas, das Ihnen weiterhelfen könnte.“

„Ich bin ganz Ohr, Frau Hohenstedt.“