Das Bücherschloss (Band 6) - Schülerin der dunklen Magie - Barbara Rose - E-Book

Das Bücherschloss (Band 6) - Schülerin der dunklen Magie E-Book

Barbara Rose

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Beschreibung

Auf ins Donnerknattertal! Becky Librum ist mit ihrem Vater in ein echtes Schloss gezogen, in dem sie ein geheimes Stockwerk mit einer riesigen Bibliothek entdeckt. Und nur Becky kann die Bücher davor retten, für immer zu Staub zu zerfallen. Es gibt Ärger in der Bücherwelt: Rumpelstilzchen und seine Giftzwerge haben Malinas Zauberbuch gestohlen! Von diesem Buch geht große Gefahr aus, wenn es in falsche Hände gerät. Blechritter Ferdinand begleitet Becky und ihre Freunde ins gespenstische Donnerknattertal, wo sich Rumpelstilzchen verstecken soll. Doch dort begegnen sie zunächst unheimlichen Geistern, Drachen und dem Zauberer Ignaz, der sich mit dunkler Magie besonders gut auskennt … Band 6 der wundervoll-magischen Abenteuerreihe! In dieser packenden magischen Abenteuerreihe erlebt ein starkes Mädchen nicht nur den Umzug in ein Schloss, sondern auch das größte Abenteuer ihres Lebens: Sie soll die magische Welt der Bücher retten! Wunderbar eigenwillige magische Wesen, sprechende Tiere und ihr bester Freund stehen der mutigen Protagonistin zur Seite. Mädchen und Jungs ab 8 Jahren werden begeistert sein. Spannend und fantasievoll erzählt ist dies auch dank wunderbar atmosphärischer Illustrationen. Ein Buch zum Eintauchen. Der Titel ist auf Antolin gelistet.

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Seitenzahl: 96

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Inhalt

Buchdiebe und Buchretter

Im Verborgenen …

Blechteile und Spürnasen

Märchen und Wahrheiten

Im Verborgenen …

Gespenster und Verknotungen

Ängste und Überwindungen

Hühner und Pfannkuchen

Im Verborgenen …

Vielflügelkäfer und falsche Magie

Muckis und Zauberstäbe

Groß-schein und klein-sein

Im Verborgenen …

Feuerstellen und Hexentanz

Im Verborgenen …

1. Kapitel

Buchdiebe und Buchretter

Sie ist leer!“

Fassungslos starrte Becky in die mit rotem Samt ausgekleidete Kiste, welche die Kobolde von Königin Pomeranza mitten in deren Thronsaal abgestellt hatten.

„Hast recht, Becky. Komplett leer, kein Buch mehr drin“, bestätigte Hugo, der neben seine Freundin getreten war.

Ben warf ebenfalls einen Blick in die Kiste. „Tatsächlich. Sie haben es gestohlen.“

Pippa hob den roten Samt heraus und untersuchte, ob vielleicht etwas darunterlag. „Blöd gelaufen. Das Buch ist verschwunden. Das wird mächtig Ärger geben.“

Eigentlich hätte in der Kiste mit der Schnitzerei ein Zauberbuch mit dunkler Magie liegen sollen – das Buch der ehemals bösen dreizehnten Fee Malina aus der Geschichte des Dornröschens. Gerade hatten Malinas Kobolde ihr jedoch eine schreckliche Nachricht überbracht: Das Rumpelstilzchen und die Giftzwerge, die sich schon einmal gegen Königin Pomeranza verschworen hatten, mussten das Buch aus deren Kutsche gestohlen haben.

Eine riesige Katastrophe!

Malina hatte dieses Buch eigentlich ihrer Königin als Zeichen des Vertrauens schenken wollen. Im Anschluss sollte Malina wieder in den Feenrat aufgenommen werden. Und jetzt war das Buch weg!

„Ich kann es nicht glauben! Mein Buch! Vorhin lag es noch friedlich in meiner Kutsche.“ Malina, die sich in den vergangenen Tagen von der bösen zur guten Fee gewandelt hatte, stöhnte. „Ich hatte extra noch diese hübsche Kiste anfertigen lassen. Und jetzt ist sie leer. Ach, herrje!“

„Beim Pottwal, wie konnte das passieren?“ Kapitän Krummsäbel, der kolossal dicke Piratenkapitän mit dem Holzbein und der Augenklappe, rammte seinen spitzen Säbel in den königlichen Parkettboden.

Becky und ihre Freunde kannten Krummsäbel schon seit ihrem ersten Abenteuer. Sie wussten, dass er ein herzensguter, aber ziemlich aufbrausender Kerl war.

Der Kapitän war mit seiner Mannschaft extra zu Malinas Aufnahme in den Feenrat und zu der anschließenden Feier ins Schloss gekommen. Jetzt war Krummsäbel sauer, weil das Fest wohl abgeblasen werden musste.

Königin Pomeranza saß nachdenklich auf ihrem Thron, aufwendig gekleidet in ein Gewand aus dunkelrotem Samt. Auf ihrem Kopf leuchtete die goldene Krone der magischen Welt. Neben ihr stand Prinz Alvar, der Cousin der Königin und Herrscher über das Nordland.

„Das Rumpelstilzchen hat es also wirklich gestohlen? Zusammen mit seinen fiesen Kumpels, den Giftzwergen?“, wandte sich Prinz Alvar an die Kobolde. Er kniff die Augen zusammen, bis sie schmale Schlitze waren. „Oder ist das ein Trick von unserer lieben Malina, die eine gute Fee sein möchte, in ihrem Herzen aber noch immer böse ist? Versucht sie uns etwa alle zu täuschen?“

„Hört, hört!“

Ein Raunen ging durch den gesamten Hofstaat sowie die Piraten- und die Räuberbande aus dem blauen Nebelwald, die sich entlang des roten Teppichs versammelt hatten. Ebenso wie der gestiefelte Kater, die kleine Hexe und viele andere Bücherwesen.

Die Kobolde nickten heftig.

„Kein Trick. Ist die Wahrheit. Malina ist jetzt eine gute Fee und kann nix dafür. Gar nix“, brummte ein Kobold mit roten Wangen.

„Wir konnten die Schurken nicht aufhalten“, erklärte ein langer, dünner Kobold.

„Oh, warum habe ich nur nicht besser aufgepasst? Ich hätte das Buch mit in den Thronsaal nehmen sollen, statt es in der Kutsche zu lassen. Es ist das mächtigste Buch über dunkle Magie in der gesamten magischen Welt, ein Buch voll düsterem Zauber. Aber wer kommt schon auf die Idee, dass Diebe es stehlen und damit fliehen könnten?“ Die dreizehnte Fee raufte sich die Haare. „Alles umsonst, das Fest kann nicht mehr stattfinden.“

„Verflixt und zugenäht, was ist denn jetzt mit der Feenparty?“, brüllte Räuberhauptmann Thore, der voller Vorfreude mit seinen sechs Kumpanen aus dem blauen Nebelwald ins Schloss gestapft war. „Wir wollen feiern! Essen, trinken, Spaß haben.“

Schon hob er seine Knallbüchse und machte Anstalten, seinem Ärger mit einem Schuss in die Decke Luft zu machen, da erhob sich Königin Pomeranza von ihrem Thron und schritt durch die wartenden Gäste. Neben Becky und ihren Freunden blieb sie stehen und betrachtete ebenfalls die Kiste.

„Es ist in der Tat weg. Mit Sicherheit gestohlen. Warum sollte Malina ihre eigene Feier und die Wiederaufnahme in den Feenrat aufs Spiel setzen, lieber Alvar?“

Die Königin blickte zu ihrem Cousin. Dann nacheinander zu den Wachsoldaten, den Dienern, zu ihrem Gefolge, den elf Feen, die sich im Saal versammelt hatten, schließlich zu Becky und ihren Freunden Hugo, Ben und Pippa samt Streifenhörnchen Lotti und Hund Watson.

„Becky, liebste Freundin, wir haben es also mit Buchdieben zu tun. Gleichzeitig steht ihr, die Bücherretter, vor mir. Schade, dass euer Freund Mo mit seinem fliegenden Teppich zu Ali Baba und den vierzig Räubern unterwegs ist. Bestimmt hättet ihr euch todesmutig und umgehend mit ihm auf die Suche gemacht und den Schurken das Buch entrissen.“ Königin Pomeranza donnerte verärgert ihr Zepter auf den Boden. „Hast du nicht eine Idee, wie wir Malinas Buch zurückholen können? Nichts ist schlimmer, als wenn ein Zauberbuch mit dunkler Magie in die falschen Hände gerät. Das könnte das Ende unserer friedlichen Heimat sein!“

„Wuuuuuhuuuhu“, jaulte Watson.

Die Königin streichelte dem Tier sanft über den Kopf. „Wie sieht es mit euch aus – Hugo? Ben? Pippa?“

Nacheinander sah sie die vier Mädchen und Jungen an, die gerade erst ihr letztes Abenteuer in der magischen Welt beendet hatten: die Aufhebung des tintenschwarzen Schlafzaubers, den die damals noch böse Fee Malina über Pomeranzas Reich gelegt hatte.

Becky ließ sich auf den Boden plumpsen und hockte sich im Schneidersitz neben die Kiste. Lotti, Beckys Streifenhörnchen, kuschelte sich in ihren Schoß. Nachdenklich klopfte Becky mit der flachen Hand auf den Parkettboden und bedeutete ihren Freunden und allen Bücherwesen, die sie beim letzten Abenteuer begleitet hatten, sich zu ihr zu setzen. Und das taten sie:

Hugo und Ben und Pippa, die Prinzessin auf der Erbse, Igor, der kleine Feuerdrache aus Schloss Rosenbolt, der Drache Ratzimo aus dem gleichnamigen Kinderbuch, Pepino, der Gurkenmann, und der Fehlerteufel nahmen schweigend im Kreis um die Kiste Platz. Auch Malina und Pomeranza ließen sich auf dem Fußboden nieder.

„Aber … aber, holde Königin. Majestät!“ Luitpold, der Chef der königlichen Garde und Cousin von Ferdinand aus der magischen Bibliothek, bekam Schnappatmung. „Das … also, verehrte Pomeranza … Sie können doch nicht auf dem Fußboden … um Himmels willen!“

Er schnappte sich ein Kissen vom Thron, flitzte zur Königin und schob es ihr unter den majestätischen Po.

„Danke, mein Bester.“ Königin Pomeranza nickte huldvoll. „Aber es ist auch auf dem Boden recht gemütlich.“

„Gemütlich vielleicht, aber nicht königlich“, gab Luitpold zurück.

Mit vielen Verbeugungen schlich er wieder zurück auf seinen Platz neben dem Thron.

„Also, was machen wir jetzt?“, wiederholte die Königin.

Becky legte den Kopf schief. „Ganz ehrlich? Ich bin kaputt und nicht mehr in der Lage, mir heute noch etwas Sinnvolles auszudenken, und außerdem …“

„Außerdem, hallihallo und hallöchen, wenn ich kurz unterbrechen dürfte?“ Pepino, den Pippa für das letzte Abenteuer aus einem Buch herausgelesen hatte, baute sich vor der Königin auf. Er war eine Gurke mit einem breiten Mund, großen Kulleraugen, einer Gartenschürze, einem Spaten und riesigen Händen und Füßen. „Als Pippa meine Geschichte gelesen hat, war ich ein Schwebewesen. Also unterwegs zu einem anderen Kind, das gerade das Buch über mich angefangen hatte. Pippa war flotter im Lesen und hatte ein Bild von mir in ihrer Fantasie, deshalb bin ich zu ihr gekommen.“ Pepino blinzelte. „Aber länger kann ich nicht hierbleiben. Ich muss zurück in mein Buch. Andere Kinder warten schon.“

„Geht mir genauso!“, brummte Ratzimo.

Der knallrote Drache mit den grünen Flügeln und Zacken, der Becky und ihre Freunde ebenfalls bei der Überwindung des tintenschwarzen Schlafzaubers unterstützt hatte, spuckte eine hohe Feuersäule in die Luft.

Zisssssch!

Leider hatte sich Ratzimo in der Richtung geirrt. Statt nur in die Höhe zu lodern, leckte die Flammensäule an einem der schweren Vorhänge an den Fenstern.

„Aaaaachtung!“, rief Luitpold, packte eine riesige Blumenvase, pfefferte den Rosenstrauß zur Seite und schüttete das Wasser über den brennenden Vorhang. „Offenes Feuer ist im Thronsaal der Majestät strengstens verboten!“

„’tschuldigung“, meinte Ratzimo verlegen. „Ich übe noch. Beim nächsten Mal fackel ich bestimmt nichts mehr an.“

„Hoffentlich wird es kein nächstes Mal geben“, antwortete Luitpold streng.

Der Drache senkte den Kopf. „Eigentlich wollte ich Pepino nur recht geben. Ich sollte endlich zu dem Kind, das meine Geschichte genauso gern lesen möchte wie Pippa.“

„Auch ich muss wieder fort, man erwartet mich an einem anderen Ort“, reimte der blaue Fehlerteufel.

Er hatte die Freunde rund um Becky nun schon mehrmals bei ihren Abenteuern begleitet.

„Ihr habt es gehört. Egal, was ihr vorhabt und wie ihr Malina helfen möchtet – wir Schwebewesen können nicht bleiben. So gern wir euch helfen würden!“, stellte auch die Prinzessin auf der Erbse fest. „Ich muss ein anderes Kind beglücken. Künftig werde ich mich auf neuen Matratzen betten.“

„Ach, haben wir nicht gut genug für dich gesorgt, Erbsi?“, maulte Pippa.

Die Prinzessin auf der Erbse machte einen Knicks. „Eure Gesellschaft war mir ein Fest, auch deine, vorlaute Pippa. Jederzeit wieder. Aber Schwebewesen sind nun mal in der Schwebe. Und jetzt müssen wir los.“

Igor schlug unruhig mit dem Schwanz. „Ich bin zwar kein Schwebewesen. Aber …“, er senkte verlegen den Kopf, „ich habe Heimweh nach Schloss Rosenbolt. Ich vermisse die magischen Wesen der Bibliothek und meinen lieben Herrn Nase.“

„Wir auch!“, riefen Becky, Hugo, Ben und Pippa.

Königin Pomeranzas Gesicht wurde weiß wie Milch. „Ihr wollt uns alle verlassen? Und uns mit der Suche nach Malinas Zauberbuch im Stich lassen?“

Becky sah zu ihren Freunden, die aufmunternd nickten.

„Nein, wir würden dich nie im Stich lassen, Pomeranza. Auch nicht die magische Welt. Aber für einen richtig guten Plan benötigen wir etwas außerordentlich Wichtiges. Etwas, mit dem man alles über das Leben lernen kann. Das aufregend, spannend, manchmal traurig oder auch lustig ist.“

„Aber … aber“, stotterte Königin Pomeranza. „Ich verstehe nicht …“

„Wir brauchen etwas, das Hoffnung schenkt. Etwas, das gut ist gegen Ärger, Neid, Angst und Trauer. Etwas, das Freude und Glück bringt“, erklärte Hugo.

Königin Pomeranza wedelte mit ihrem Zepter. „Alles, was ihr wollt. Ich gewähre euch jeden Wunsch.“

„Vielen Dank, aber du kannst diesen speziellen Wunsch nicht erfüllen“, sagte Ben.

„Aber ich bin die Königin!“, beharrte Pomeranza.

„Das stimmt“, mischte sich Pippa ein. „Allerdings ist es etwas Bestimmtes, das es hier bei dir nicht gibt.“

„Was soll das sein?“, rief der gesamte Hofstaat.

Luitpold donnerte sein Schwert auf den Boden. „Was kann es geben, das unsere Königin nicht herbeischaffen kann?“

Becky, Hugo, Ben und Pippa riefen im Chor: „Bücher!“

„Wir brauchen Bücher, um dem Rumpelstilzchen und den Giftzwergen auf die Spur zu kommen“, erklärte Hugo. „Um herauszufinden, wie wir sie überlisten können.“

Becky atmete tief ein. „Das Problem ist, hier gibt es keine Bücher, denn wir befinden uns gerade in einer großen Geschichte. Und wir haben das Buch der Bücher, das geheimnisvolle Werk über die magische Welt, hier bei uns. Und das bedeutet …“

„Das bedeutet, dass sich keiner aus Schloss Rosenbolt hier in die magische Welt hineinlesen und uns Bücher bringen kann“, stellte Hugo fest.

Becky seufzte. „Mal abgesehen davon, dass die Hüter der magischen Bibliothek gar nicht lesen können. Es sind auch alles Kinderbücher, die nur von Kindern gelesen werden dürfen.“

„Auf alle Fälle ist das Buch der Bücher das Tor zu dieser Welt. Wenn dieses Tor verschlossen ist, kann uns niemand helfen“, folgerte Hugo. „Und ohne Bücher finden wir keine Lösung für das Problem.“

Pippa nagte an ihrer Unterlippe. „Im Klartext: Der Weg ist versperrt. Aus die Maus.“