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Das Rätsel um die verschwindenden Geschichten Becky Librum ist mit ihrem Vater in ein echtes Schloss gezogen, in dem sie ein geheimes Stockwerk mit einer riesigen Bibliothek entdeckt. Und nur Becky kann die Bücher davor retten, für immer zu Staub zu zerfallen. Oh Schreck: Ein böser Zauber lässt alle Bücher in der Bibliothek verschwinden! Und auch die magischen Wesen im Garten des Anwesens sind verzaubert! Mit dem Geisterjäger Oskar Oblivius und der Magierin Miranda Kringel versuchen Becky und ihre Freunde, der Ursache auf den Grund zu gehen. Ihre Spur führt sie in das dunkle Kellergewölbe des Schlosses, wo sie von einem riesigen schwarzen Ungeheuer erwartet werden … Band 7 der wundervoll-magischen Abenteuerreihe! In dieser packenden magischen Abenteuerreihe erlebt ein starkes Mädchen nicht nur den Umzug in ein Schloss, sondern auch das größte Abenteuer ihres Lebens: Sie soll die magische Welt der Bücher retten! Wunderbar eigenwillige magische Wesen, sprechende Tiere und ihr bester Freund stehen der mutigen Protagonistin zur Seite. Mädchen und Jungs ab 8 Jahren werden begeistert sein. Spannend und fantasievoll erzählt ist dies auch dank wunderbar atmosphärischer Illustrationen. Ein Buch zum Eintauchen. Der Titel ist auf Antolin gelistet.
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Seitenzahl: 102
Inhalt
Im Verborgenen …
Kakerlaken und Krönchen
Schweigen und Frostzauber
Gespensterjäger und ein Pengfatz
Verwirrungen und Verflixungen
Im Verborgenen …
Hexen und Hokuspokus
Entdeckungen und Entsetzen
Im Verborgenen …
Drachenreiter und Heldentaten
Im Verborgenen …
Aufregungen und Abstürze
Versöhnung und Vermächtnis
Im Verborgenen …
Im Verborgenen …
Oh nein! Was passiert hier gerade?“
Fassungslos starrte Lady Botterblom auf den Parkettboden im Vorraum der geheimen Bibliothek von Schloss Rosenbolt. Höchst seltsame Dinge ereigneten sich dort. Die vier hölzernen Zauberstäbe, die Becky, Hugo, Ben und Pippa aus der magischen Welt mitgebracht hatten, waren lebendig geworden!
Zunächst hatten sich die Stäbe gekrümmt, als seien sie aus Gummi, hatten sich gestreckt, gerollt, in der Mitte geknickt. Dann hatten sie mit einem Mal dunkle Funken gesprüht, sich in die Luft gehoben und dort Kreise und Linien geformt. Aber das Schrecklichste: Inzwischen zeichneten die Zauberstäbe auf dem Boden einen fünfeckigen, sich überschneidenden Stern, dessen Spitze nicht nach oben, sondern nach unten wies. Ein umgekehrtes Pentagramm, ein eindeutiges Zeichen schwarzer Magie!
„Oh weh!“ Lady Rose suchte die Nähe ihrer Freundinnen und drückte sich eng an sie. „Wir müssen umgehend den anderen magischen Wesen Bescheid geben!“
„Bevor sich Schlimmes ereignet“, stimmte Lady Greenie zu.
Eilig huschten die drei Buxies in die Bibliothek, wo Genoveva, Pepper und Ferdinand gerade in ein Gespräch vertieft waren. Beckys Kopf lehnte am Sofa, das Mädchen war vor Erschöpfung eingeschlafen, ihr Streifenhörnchen Lotti schlummerte in ihrer Pullovertasche. Hugo war mit seinem Hundefreund Watson noch damit beschäftigt, den Zauberer Ignaz wieder in sein Buch zurückzulesen.
„Alarm!“, schrie Lady Botterblom. „Die Zauberstäbe sind los.“
„Schwarze Magie dringt in unser Schloss ein“, rief Lady Greenie.
„Oh weh!“, jammerte Lady Rose nun schon zum zweiten Mal.
„Was ist passiert? Berichtet uns alles! Aber in ordentlichen Sätzen und so, dass wir euch verstehen können“, forderte Pepper sie auf.
„Die Zauberstäbe von Becky, Hugo, Ben und Pippa“, wisperte Lady Botterblom keuchend, „sind lebendig geworden und bringen ihre dunkle Magie in unsere Welt. In unser Zuhause!“
„Genau. In unser schönes Schloss“, bestätigte Lady Rose.
Mehr mussten sie nicht sagen, denn in diesem Moment schossen die Zauberstäbe wie entzündete Raketen um die Ecke.
„Duckt euch!“, rief Genoveva.
Die adelige Dame wedelte mit ihrem Spitzentaschentuch, als könnte sie die entfesselten Utensilien damit abwehren.
„Das bröngt doch nöchts, meine Gnädöge.“
Ferdinand verbeugte sich sehr höflich, aber leider zu tief vor Genoveva. Viel zu tief. Noch bevor irgendjemand etwas dagegen tun konnte, löste sich sein Kopf von der Rüstung und polterte über den Boden.
Knall! Peng! Schepper!
„Ferdinand!“ Genoveva stöhnte. „Das ist ein höchst unpassender Moment, um seinen Kopf zu verlieren.“
„Entschuldögung“, knarzte die Ritterrüstung, während sie ihren Kopf suchte. „Öch werde versuchen, dö Zauberstäbe aufzuhalten. Mör kann nöcht völ passören. Öch bön aus Blech!“
„Gute Idee“, maunzte Pepper.
Der Kater stupste Becky, die immer noch schlief, sachte mit einer Pfote an. Dabei weckte er aus Versehen Lotti.
„Was für eine hörnchenfiese Frechheit!“ Das Streifenhörnchen streckte den Kopf heraus. „Wer stört meine Ruhe?“
„Miauuuu!“, rief Pepper. „Es geht um Leben und Tod. Komm raus, Lotti, wenn dir dein Leben lieb ist. Und du, wach auf, Becky! Sofort!“
Becky atmete tief ein, öffnete die Augen einen Spaltbreit … und riss sie dann entsetzt auf. Mit einem Schlag war sie hellwach. „Was ist denn los?“
Das Mädchen erblickte die Zauberstäbe, die funkensprühend durch die Bibliothek wirbelten. Über die Regale, um die Vitrinen herum, zwischen den Büchern hindurch, kreuz und quer und hoch und runter. Sie stießen Bücher aus den Regalen und verwandelten die kleinen Spielzeuge, die neben einigen Werken standen, in kohlrabenschwarze Klötze.
„Sie machen alles kaputt! Diese Zauberstäbe sind fürchterlich“, jammerte Lady Rose.
Mit ihren beiden Buxiefreundinnen versteckte sie sich eilig hinter einer Gardine aus schwerem Samt.
Inzwischen war Hugo zurückgekehrt, er hatte Ignaz erfolgreich wieder in sein Buch hineingelesen und wollte nun endlich ins Bett. Aber als er die Zauberstäbe sah, wurde er blass. Watson knurrte drohend.
„Das ist … das ist doch … schwarze Magie“, stieß Hugo japsend aus.
Becky nickte. „Unsere Zauberstäbe führen ein Eigenleben, wie gruselig!“
„Nirgends kann man ungestört sein“, beschwerte sich Lotti. „Dabei will ich doch nichts weiter, als in Ruhe ein paar Nüsschen knacken.“
„Sei still, Motzhörnchen!“, knurrte Watson. „Hier geht es um Wichtigeres als um dein Futter.“
„So ein Mist!“ Verärgert ballte Hugo die Fäuste, während ein funkensprühender Zauberstab haarscharf über seinen Kopf hinwegsauste. „Jetzt hätten wir Ignaz gut gebrauchen können, aber der ist längst weit weg.“
„Dann müssen wir uns eben etwas anderes einfallen lassen“, rief Glimmeria. „Mit meinem Feenstab komme ich nicht gegen diese Biester an. Aber wir müssen unbedingt aufpassen, dass sie nicht unsere wertvollen Bücher anfackeln oder unlesbar machen!“
Glimmeria hatte recht. Mal ließen die Zauberstäbe feinen Feuerregen auf ihre Umgebung prasseln, mal spuckten sie schwarzen Staub auf alles, was sie überflogen.
Es war eine Katastrophe!
Eifrig klackerte Ferdinand durch die Bibliothek und versuchte, sich die Stäbe zu schnappen. Aber die quirligen Zaubergeräte glitten ihm jedes Mal wieder aus den metallenen Händen.
„Magische Wesen, Becky und Hugo, Watson und Lotti. Alle mal herhören!“, forderte Pepper. „Wir müssen sofort ausschwärmen und alle Bücher heraussuchen, in denen möglicherweise etwas Hilfreiches über diese Art von dunkler Magie und entfesselte Zauberstäbe steht. Legt los!“
Becky und Hugo stürmten zu den Bücherregalen, ihre Haustiere folgten ihnen. Genoveva trippelte hinterher, Pepper sauste mit erhobenem Schwanz los. Die Fee Glimmeria schwebte anmutig zu den höchsten Regalbrettern, während die drei Buxies mit zitternden Blattkleidern in den hintersten Gängen verschwanden. Sie alle waren stets auf der Hut vor den unheilbringenden Zauberstäben.
Derweil legte sich Ferdinand weiter auf die Lauer. Aus einem der Regale mit zahlreichen Bilderbüchern über Schmetterlinge hatte er einen Kescher gezogen. Das große Netz stülpte er gerade einem der Stäbe über, den er eine Weile verfolgt hatte.
„Hab döch“, schepperte er zufrieden.
Doch da hatte der Blechritter sich getäuscht. Der Zauberstab brannte in Sekundenschnelle ein Loch in das Netz und preschte davon.
Längst war es draußen dunkel geworden und zum Entsetzen aller begannen die Lichter in der Bibliothek urplötzlich zu flackern. Sie drohten auszugehen. Sollte das passieren, würde niemand mehr ein Buch finden, geschweige denn daraus lesen können! Höchste Eile war geboten!
„Beeilt euch!“, miaute Pepper streng. Er hatte bereits einige Bücher neben das Sofa in der Bibliothek gebracht. „Kommt alle hierher mit euren Werken. Becky und Hugo müssen auf der Stelle zu lesen beginnen!“
„Wuff-wuff“, stimmte Watson dem Kater zu.
Hastig schleppten Genoveva und Glimmeria, Becky und Hugo an, was sie in den Regalen der Bibliothek für geeignet hielten.
„Was ist mit den Buxies?“ Pepper sah sich ungeduldig um.
„Die brauchen mal wieder ein bisschen länger“, gab Genoveva zurück.
„Lasst uns lieber schon einmal beginnen.“ Glimmeria streckte Becky ein Buch entgegen, dessen Einband mit zahlreichen Symbolen verziert war. „Das hier könnte ich mir gut vorstellen. Lies los, liebste Becky.“
Hugo blätterte bereits in einem Lexikon, das er in einer Vitrine gefunden hatte. Es handelte von speziellen Holzarbeiten, unter anderem von der Anfertigung unterschiedlicher Zauberstäbe.
Gerade als Becky und Hugo zu schmökern beginnen wollten, passierte es: Auf einen Schlag gingen alle Lichter in der Bibliothek aus! Auch die Kerzen auf den Tischen wurden wie von Geisterhand gelöscht und nur noch der Qualm lag in der Luft. Ein gewaltiger Donnerschlag erfüllte die Bibliothek.
„Das ist zu viel für meine zarten Ohren. Macht das lieber ohne mich!“ Mit einem Satz sprang Lotti auf Beckys Schulter, krabbelte ihren Oberkörper hinunter und verschwand in der Pullovertasche des Mädchens.
Glimmeria hob ihren Feenstab, um wenigstens ein zartes Leuchten zu erzeugen. Was die Anwesenden nun sahen, war schrecklich: Zunächst vereinten sich die vier Zauberstäbe zu einem riesigen, rot glühenden magischen Werkzeug. Dieser mächtige Zauberstab wedelte einmal in Richtung der aufgereihten Bücher in den deckenhohen Regalen und … verwandelte zahlreiche Werke in weiße Mäuse. Blitzschnell verschwanden die Tierchen in allen Ecken, Ritzen, Fugen und Spalten des oberen Stockwerks. Gleichzeitig verpufften die restlichen Bücher zu Staub. Die Regale waren augenblicklich leergefegt. Auch aus den Vitrinen war jedes noch so kostbare Buch verschwunden.
Nach getaner Arbeit verwandelte sich der riesige Zauberstab wieder in die vier einzelnen Stäbe, die mit einem lauten Zischen irgendwo im Nirgendwo verschwanden.
„Unsere … Bücher!“ Becky war fassungslos. „Was machen wir denn jetzt?“
„Das öst nöcht gut, überhaupt nöcht gut“, knarzte Ferdinand und beugte sich vor, um eine weiße Maus am Schwanz zu packen.
„Ferdinand, Achtung!“ In letzter Sekunde hastete Hugo zu seinem Blechfreund und hielt dessen Kopf fest, damit er nicht wieder auf den Boden knallte.
Genoveva entfuhr ein Seufzer, Pepper miaute schrill.
„Sind sie weg? Sind die Zauberstäbe verschwunden?“, hörten sie auf einmal die leise Stimme von Lady Greenie. „Dann kommen wir wieder aus unserem Versteck.“
„Die Buxies!“, maunzte Pepper. „Euch hatten wir ganz vergessen. Wo wart ihr denn nur?“
„Wir haben Bücher auserkoren“, erklärte Lady Rose. „Oder haben wir etwas falsch verstanden?“
Lady Rose, Lady Botterblom und Lady Greenie streckten ihren Freunden je ein Buch entgegen.
„Genau wie du es uns aufgetragen hast, Pepper“, meinte Lady Greenie leicht entrüstet.
„Bücher?“ Becky lief zu den Buxies und untersuchte die Werke. „Unglaublich! Wie habt ihr das gemacht?“
„Was haben wir wie gemacht?“ Lady Botterblom war verwirrt.
„Die Zauberstäbe haben alle Bücher in Mäuse verwandelt oder zu Staub zerfallen lassen“, erklärte Pepper. „Nur die Exemplare in euren Händen sind verschont geblieben.“
Lady Botterblom lächelte. „Oh, das liegt bestimmt daran, dass wir die Bücher stets mit unserem Blätterkleid schützen.“
„Was sich darunter verbirgt, ist unerreichbar für Zauber aller Art“, erklärte Lady Greenie.
„So ist es“, setzte Lady Rose hinzu.
„Was für ein Glück!“, jubelte Glimmeria. „Dann können Becky und Hugo also doch mit dem Lesen beginnen. Es besteht wieder Hoffnung, Freunde!“
Becky rieb sich über die müden Augen und blinzelte Hugo an, der wiederum gähnen musste.
„Wir lesen, ihr Lieben. Aber zunächst brauchen wir ein wenig Schlaf, bevor wir uns ins nächste Abenteuer stürzen!“
1. Kapitel
Kakerlaken und Krönchen
Becky erwachte noch weit vor dem Morgengrauen. Sie hatte nicht besonders gut geschlafen, sondern wild geträumt: von Zauberstäben, die das gesamte Schloss Rosenbolt versteinerten. Von magischen Werkzeugen, welche ihren Vater, Molly, Hugo und sie in die unterirdischen Verliese steckten und dort bei Wasser und Brot einkerkerten. Von unzähligen weißen Mäusen, die an Büchern knabberten und diese langsam zernagten. Und von Genoveva, Ferdinand, Pepper, Glimmeria und den Buxies, die in der magischen Bibliothek auf leere Regale und zu Staub zerfallene Literatur starrten.
Panisch war sie wach geworden.
„Lotti?“ Zärtlich kraulte sie ihr Streifenhörnchen, das neben ihr auf dem Kissen geschlafen hatte. „Wir müssen etwas gegen diese verrückten Zauberstäbe unternehmen. Bist du dabei?“
Lotti schlug heftig mit ihrem buschigen Schwanz. „Ob ich dabei bin? Ich war bisher bei jedem Abenteuer dabei, auch wenn mir so manches nicht gepasst hat, auch wenn du nicht oft genug an Trauben oder Nüsse für mich gedacht hast, wie es für mein empfindliches Bäuchlein nötig wäre. Jawohl! Doch ich bin immer als Freundin an deiner Seite. Hörnchenwilde Sachen passieren hier gerade. Aber …“, Lotti kuschelte sich eng an Becky, „ich lasse dich natürlich nicht im Stich!“
Ein paar Minuten später schlich Becky auf Zehenspitzen die Gänge im Schloss entlang. Auf keinen Fall wollte sie ihren Vater oder Molly wecken.
Professor Librum war am späten Abend noch in Beckys Zimmer gekommen, um ihr eine gute Nacht zu wünschen und sie zu fragen, was sie tagsüber erlebt hatte. Wie immer hatte er sich eine Weile auf ihr Bett gesetzt, ihr zugehört und Fragen gestellt. Diese Momente liebte Becky sehr in ihrem Leben, denn sie ersetzten ein Stück weit ihre Mama, die viel zu früh gestorben war. Und auch für Professor Librum war die Kuschelzeit mit seiner Tochter ein wichtiger Bestandteil seines Lebens … auch wenn der zurückhaltende Mann das vor Fremden nie so zugegeben hätte. Aber Becky wusste es genau. Und das genügte ihnen beiden.
Beinahe hätte Becky sich an diesem Abend über das Auftauchen der Zauberstäbe verplappert – aber nur beinahe. Es gelang ihr, auf die Frage ihres Vaters, wie sie den Tag verbracht hatte, zu erzählen, dass sie mit Hugo im Schlosspark gespielt und jede Menge Bücher gelesen hatte. Mit diesen Aussagen hatte sich Professor Librum beruhigt in sein Büro zurückgezogen.
Nun tapste Becky auf nackten Füßen durch die Schlossgänge zum Zimmer ihres Freundes, ihre Schuhe baumelten an den Schnürsenkeln in ihrer Hand.