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Haben Sie sich von Ihrem Bankberater zu einem schlechten Produkt überreden lassen? Verstehen Sie ab sofort die Börse! Egal, ob ETFs, Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Investmentfonds für Einsteiger – dieses Buch lässt Sie selbstständig alle Investitionsentscheidungen am Finanzmarkt tätigen. Es ist kein Vorwissen nötig und es werden keine Fragen offenbleiben. Die Zinswende am Finanzmarkt ist in dieser neuen Auflage berücksichtigt, das Buch ist hochaktuell. Nehmen Sie das Wissen noch heute in die Hand und treffen Sie ab sofort selbstständig Ihre Investitionsentscheidungen!
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Impressum
© Copyright: 2023
2. Auflage
MARISO AKADEMIE
Marian Sommer
Leo-Tolstoj-Str. 17K
60437 Frankfurt am Main
Lektorat: Edith Seifert
Cover und Innendesign: Melanie Hauke
Sie halten dieses Buch in den Händen, weil Sie sich an das Thema Börse wagen wollen? Oder weil Sie Geld verloren haben und sich fragen – warum eigentlich? Vielleicht wollen Sie auch Geld in Zeiten von wieder höheren Zinsen in Anleihen investieren? Wollen Sie mit Aktien ein Vermögen aufbauen, wollen Sie eventuell spekulieren oder es Ihrem Nachbarn gleichtun, der pausenlos von traumhaften Gewinnen an der Börse spricht? Was auch immer Ihre Motivation ist – das Grundwissen dafür kann ich Ihnen mit diesem Buch geben. Ich nenne es das Einmaleins der Börse. Ich kann Ihnen sogar noch mehr als das geben.
In der Mathematik kann man zwar versuchen, ohne das Einmaleins auszukommen (es gibt schließlich Taschenrechner), doch wenn die einfachsten Zusammenhänge der Zahlen nicht bekannt sind, wird man immer wieder stolpern. Wenn ich das auf die Börse übertrage, heißt Stolpern Geld verlieren, und das möchte niemand.
Nach dem Grundwissen kommt die Erfahrung. Diese Erfahrung kann ich Ihnen nicht abnehmen, doch ich kann Ihnen helfen, die ersten (teuren) Stolpersteine bei der Praxisumsetzung zu vermeiden.
Als Eisbrecher wird bei Schulungen für fortgeschrittene Börsenteilnehmer gerne gefragt: Was war deine erste Aktie, warum hast du sie gekauft, was ist daraus geworden?
Ich werde diese Frage mal für mich beantworten. Meine erste Aktie war die Intershop-Aktie am 16.07.1998, und ich war 17 Jahre alt. Die Aktie wurde an dem Tag an der Börse eingeführt. An den Tagen davor konnte man die Aktie für ca. 51 EUR zeichnen (also bestellen), geliefert bekommen haben sie nur wenige. Der Aktienkurs startete an seinem ersten Börsentag bei ca. 150 EUR. Da ich keine Zuteilung zu 51 EUR bekam, musste ich sie an der Börse teuer kaufen, ich glaube, ich habe um die 147 EUR bezahlt. Doch dann passierte in den kommenden Monaten danach gar nichts, der Kurs fiel teilweise in Richtung 100 EUR. Ich wurde mittlerweile 18. Ich brauchte Geld für ein eigenes Auto. Irgendwann verkaufte ich, vermutlich so für 130 EUR, genau weiß ich es nicht mehr. Am 13.03.2000, also ungefähr ein Jahr später, stand die Aktie bei knapp 4.500 EUR! Ein Jahr später betrug ihr Wert 250 EUR und 2004 lag er bei 15 EUR. Irgendwann in der Folgezeit war die Aktie nicht mal mehr einen Euro wert. Die Beträge habe ich teilweise von DM in EUR umgerechnet.
Ob ich mich ärgere, dass ich die Aktie zu zeitig verkauft habe? Nein, solche Situationen erlebe ich auch heute noch regelmäßig. Dazu braucht es keinen Börsenboom wie zur Jahrtausendwende. Es gab genügend Personen, die die Aktie für 2.500 EUR kauften, nicht selten auf Kredit. Sie lagen auf einmal 30 Prozent zurück, verkauften aus falscher Erholungshoffnung nicht und verloren am Ende 99 Prozent ihres Einsatzes. Die Börsenpsychologie sorgt regelmäßig dafür, dass der exemplarisch letzte Fall (Verluste bis zum Totalverlust aussitzen) sehr häufig vorkommt. Ich hätte die Intershop-Aktie, wenn ich ehrlich bin, bei 100 % Gewinn spätestens verkauft und nicht auf 1.000 % gewartet. Das ist aber besser, als mit Verlust zu verkaufen. Eine Börsenweisheit sagt: „Lieber über einen verpassten Gewinn ärgern, als in einem Investment stecken, das gerade den Bach runtergegangen ist.“
Ich habe mit 18 Jahren davon geträumt, nach Frankfurt am Main zu ziehen und Börsenmakler zu werden. Am Puls der Finanzmärkte sitzen, verrückte Investoren zusammenbringen, auf dem Parkett rumschreien. Doch den Parketthandel gab es später kaum noch, der Computer hatte gesiegt. Während des Studiums wollte ich erst Fondsmanager werden und dann Investmentbanker. Ich fing tatsächlich bei einer Investmentbank in Frankfurt an. Dabei lernte ich sehr viel über die Produkte, die den privaten, aber auch den institutionellen Anlegern verkauft werden. Anschließend wechselte ich in das Portfoliomanagement einer Fondsgesellschaft. Dort musste ich keine direkten Investitionsentscheidungen treffen, sondern sie beurteilen. Ich habe mit mehreren hundert Fondsmanagern zusammengearbeitet, mit ihnen gefiebert, teilweise mit ihnen gelitten und oft ihre Anlageentscheidungen am Markt umgesetzt. Am Markt umsetzen, heißt Handeln, d. h. Anleihen, Aktien, Devisen kaufen und verkaufen, für teilweise 100 Mio EUR. Nebenbei habe ich diverse Ausbildungen absolviert, wie eine Analystenausbildung (CIIA) oder den Händlerschein der Derivatebörse EUREX.
Im privaten Umfeld werde ich immer wieder zu Börsenthemen befragt, am liebsten hätten die meisten Personen einen Tipp, wie sie Millionär werden. Mittlerweile habe ich die Finanzmärkte unterschiedlichen Personen so oft erklärt, dass ich ein Buch schreiben könnte. Tja, und genau das habe ich hiermit nun gemacht.
Ich möchte Sie fit für den Finanzmarkt machen und setze dabei kein Grundwissen voraus. Ich zeige Ihnen, wie viel Sie in welchem Alter investieren müssen, um die Chance auf eine wohlhabende Rente zu haben – ohne Zittern und Zocken. Ich habe keine andere Literatur als Quellen für mein Buch genutzt. Stattdessen habe ich das gelesen, was kaum ein anderer liest oder versteht – das Kleingedruckte in Verkaufsprospekten. Sie müssen nicht zwingend jedes Kapitel lesen, doch ich empfehle es Ihnen, selbst wenn Sie nie geplant haben, in Anleihen oder Rohstoffe zu investieren und einfach nur ein paar Fonds kaufen möchten. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich sagen: Alles an den Finanzmärkten hängt miteinander zusammen. Daher ist das Einmaleins der Börse für einen erfolgreichen Vermögensaufbau zwingend notwendig.
„Börse – verstehe ich nicht, ist mir zu kompliziert.“
„Börse ist doch nur was für Profis oder Zocker.“
„Wie kommt ein Aktienkurs zustande?“
Gehören Sie zu denjenigen, die diese oder ähnliche Sätze sagen, denken oder von anderen gehört haben? Braucht man ein Studium, Erfahrung, einen Börsenführerschein oder einen Volkshochschulkurs, um Börse zu verstehen?
Vorab: zu 100 % versteht die Börse niemand. Es gibt sicherlich viele, die sehr viel wissen. Doch weil nicht alles bekannt und erklärbar ist, bieten Finanzmärkte weiterhin viel Stoff für akademische Arbeiten. Wenn Sie jemanden treffen, der behauptet, die Börse zu 100 % zu verstehen, fragen Sie ihn, wie hoch der risikolose Zins ist. Selbst wenn sie eine Antwort oder gar eine Zahl hören, wird es lediglich eine eigene Meinung bzw. eine persönliche Einschätzung dieser Person sein, jedoch keinesfalls eine beweisbare Tatsache.
Studium: Ich habe Volkswirtschaftslehre studiert, weil ich das große Interesse über die Finanzmärkte zunächst zu meinem Hobby und später auch zu meinem Beruf machen wollte. Mikroökonomie, Preistheorie, Spieltheorie, dazu ein hoher Anteil Betriebswirtschaftslehre – eine gute Mischung, um sich dem Finanzmarkt auch wissenschaftlich zu nähern. Doch wie die Börse funktioniert, habe ich nicht durch das Studium gelernt. Die meisten der Betriebswirtschafts- oder Volkswirtschaftsstudierenden wussten am Ende ihres Studiums kaum etwas über die Börse. Diejenigen, die etwas wussten, organisierten sich in einem studentischen Börsenverein und kamen in der Regel bereits mit gutem Vorwissen dorthin und suchten Gleichgesinnte.
Volkshochschule, Börsenführerscheine, Seminare: Hier befassen Sie sich direkt mit dem Thema Börse. Sie lernen einzelne Aspekte oder Produkte kennen und – wirkliches Interesse an der Thematik vorausgesetzt – können einiges als Grundwissen mitnehmen.
Literatur: Damit können Sie sich mehr als nur ein Grundwissen aneignen, jedoch ist es schwierig, das richtige Level verglichen mit dem eigenen Wissensstand zu finden. Mein Buch, das Sie vor sich haben, richtet sich an Neulinge, da ist es einfach. Doch schon beim nächsten Level ist es schwierig zu erkennen, ob der eigene Wissensstand fortschrittlich genug ist, um nicht als Anfänger zu gelten und nach dem kleinen nun auch das große Einmaleins kennenzulernen.
Erfahrung: Wenn ich in der Fondsgesellschaft zum ersten Mal Gespräche mit Bewerbern, Trainees oder Auszubildenden führe, sprechen wir selten über die bisherige Ausbildung. Vielmehr interessiert mich, ob mein Gegenüber Finanzmarktprodukte gekauft hat (ich spreche bewusst nicht nur von Aktien). Oder ich möchte wissen, ob es zumindest eine Anlege-Idee gäbe, sofern 1.000, 10.000 oder 100.000 EUR zur Verfügung stünden. Warum ich das mache? Weil es mir den besten Einblick darüber gibt, wie sehr das Herz am Finanzmarkt hängt. Wer sich dafür interessiert und gar selbst aktiv ist (das kann auch ohne finanzielles Risiko in Form von Börsenspielen sein), dessen Geist wird in Börsenseminaren oder beim Lesen von selbst trockenster Börsenliteratur trotzdem viel mitnehmen.
Ich stelle Ihnen mit diesem Buch die in meinen Augen wichtigsten Finanzmarktprodukte vor sowie die dazugehörigen wichtigsten Begriffe. Wenn Sie sich diese an anderer Stelle (z. B. im Internet Banking) oder auf anderen Kanälen (YouTube, Wikipedia) zu Gemüte führen, verstehen Sie künftig aufgrund meiner Erläuterungen sofort, was dahintersteckt. Außerdem können Sie mit diesem Wissen Ihren Fahrplan für Ihren persönlichen Vermögensaufbau aktiv nutzen und in das große Ganze (das sog. Big Picture) einordnen.
Bevor Sie in die Welt der Investitionen einsteigen, benötigen Sie ein Wertpapierdepot. Geht es auch ohne? Na ja, wenn Sie sich dazu entscheiden, nur in Goldbarren zu investieren, brauchen Sie lediglich einen Tresor. Wenn Sie Ihr Geld auf ein Sparbuch oder Tagesgeldkonto legen, also in Geld investieren, brauchen Sie auch kein Depot. Wenn Sie eine Renten- oder Kapitallebensversicherung abgeschlossen haben, die letztendlich auch nur an den Finanzmärkten Ihre zukünftige Auszahlung erwirtschaftet, investieren und spekulieren Sie an den Börsen, ohne ein Depot zu haben. Wenn Sie jedoch aktiv Ihr Geld investieren möchten, ist die Basis ein Wertpapierdepot.
Sie haben nicht gewusst, dass Sie bereits am Börsengeschehen teilnehmen? Oder schlimmer, dass Sie spekulieren? Oder noch schlimmer, Sie investieren in Nahrungsmittel und treiben deren Preise damit in die Höhe, was Menschen in anderen Teilen der Welt hungern lässt? Das ist gar nicht schlimm, denn hier erhalten Sie das notwendige Wissen, um es künftig besser zu wissen und es auch künftig besser zu machen.
Mir sagte mal ein 80-Jähriger, dass er meinen Beruf nicht mal ansatzweise verstehe, von Börse keine Ahnung habe und niemals spekulieren würde. Ich musste ihn leider aufklären, dass er bereits viel intensiver spekulierte als ich.
Jeden Tag, wenn er mit seinem Auto an der kleinen Tankstelle im Ort vorbeifuhr, schaute er auf die Spritpreise. Er beobachtete, zu welcher Zeit die Preise fielen und wann sie am teuersten waren. Wenn er das Gefühl hatte, dass die Preise ihren Tiefpunkt erreichten, tankte er, obwohl der Tank noch halbvoll war. Am nächsten Tag musste er häufig feststellen, dass der Sprit noch günstiger geworden war. Er spekulierte mit Öl, einem Rohstoff, dessen Preis an der Börse bestimmt wird.Er spielte jede Woche Lotto und das vermutlich schon 50 Jahre lang. Bei angenommenen 10 EUR Einsatz pro Woche waren das auf diese lange Zeit 26.000 EUR Einsatz. Hätte er mit 30 Jahren 20.000 EUR konservativ in Aktien gesteckt, hätte er sie zu seinem 80. Geburtstag für 1.000.000 EUR (!) verkaufen können. Wohlgemerkt konservativ – keine Zockeraktien. In Zockeraktien hätte er nur 2.000 EUR stecken müssen, und die Chance wäre vielleicht 1:10 gewesen, dass daraus auch 1 Mio würden. Ob 1:10 stimmt oder vielleicht 1:5 oder 1:30 hier wissenschaftlich korrekter wären, weiß ich nicht. Aber Lotto mit der Chance von 1:140 Mio wird es ganz sicher in den Schatten stellen, und das wollte ich Ihnen damit ausdrücken.Ich musste feststellen, dass er Investmentfonds hatte, die seine Bankberater ihm aufgeschwatzt hatten. Erfahren habe ich nur davon, weil er seine Depotauszüge nicht verstand und ich ihm sagen sollte, wie viel Geld dort investiert war. Es war ein voller Aktienfonds. Die Bank hatte ihm den eingerichtet, als er schon in Rente war. Zur damaligen Zeit gab es übrigens 4 % Zinsen auf das Tagesgeld. Ich werde das an dieser Stelle nicht weiter kommentieren. Ich überlasse es Ihnen, darüber noch einmal nachzudenken, wenn Sie mein Buch bis zum Ende gelesen haben.Ich habe über die Zeit viele Personen kennengelernt, denen nicht bewusst war, dass sie ein Depot besaßen. Sie waren zwischen 20 und 80 Jahren alt.
Wenn Sie bewusst ein Wertpapierdepot anlegen wollen, wird Ihnen jede Bank sehr schnell weiterhelfen. Das kann eine Filialbank sein, deren Onlineplattform oder eine Direktbank. Sie werden am Anfang einige Formulare ausfüllen müssen, in denen Ihr Erfahrungsschatz an den Finanzmärkten abgefragt wird und Ihre ungefähren finanziellen Verhältnisse. Die Banken machen das nicht aus Neugier, sondern weil Sie dazu verpflichtet sind. Sie dürfen Ihnen offensichtlich hochriskante Anlagen nicht ermöglichen, wenn Sie Anfänger sind und die Investitionen Ihre finanziellen Verhältnisse übersteigen. Macht die Bank das nicht, wird sie unter Umständen schadensersatzpflichtig.
In den Formularen werden Sie auch ein Verrechnungskonto angeben müssen.
Zu jedem Depot wird ein Bankkonto, das sogenannte Verrechnungskonto, benötigt. Das kann ein separat für die Wertpapiergeschäfte eingerichtetes Konto sein, es kann ein Tagesgeldkonto sein oder Ihr Girokonto.
Es wird benötigt, um Geld für den Wertpapierkauf oder für Gebühren abzuziehen. Wenn Ihre Wertpapiere Geld ausschütten oder Sie sie verkaufen, wandern die Beträge auf dieses Verrechnungskonto. Solange es keine zusätzlichen Kosten verursacht, empfehle ich Ihnen, das Verrechnungskonto nicht mit Ihrem normalen Girokonto zu verknüpfen. Zum einen kann es sehr unübersichtlich werden, wenn permanent Kontobewegungen auf Ihrem Girokonto durch das Depot ausgelöst werden, und zum anderen können Sie mit Einzahlungen auf das Verrechnungskonto genau steuern, was Sie investieren wollen und was nicht.
Beispiel:
Sie wollen Wertpapier XY für 2.000 EUR kaufen. Leider haben Sie sich vertippt, auf Stückzahl oder Preis nicht aufgepasst und aus Versehen einen Kaufauftrag für 20.000 EUR gegeben. Glauben Sie mir, das passiert häufig auch Profis (geben Sie mal in die Suchmaschine „fat finger“ ein).
Wenn Sie nun als Verrechnungskonto Ihr Girokonto nutzen und dieses auch noch ausreichend gedeckt ist (z. B. aufgrund eines eingerichteten Dispos, eines Überziehungskredits auf Ihrem Girokonto), wird der Kauf zu 20.000 EUR durchgeführt.
Bei den Gebühren gibt es wertpapierunabhängige Gebühren und Entgelte, die bei Kauf oder Verkauf anfallen können.
Wenn Sie in einem Depot einen Wertpapierkauf oder Verkaufsauftrag erteilen – das nennt man Order –, wird dieser in den meisten Fällen eine Gebühr, die Ordergebühr, mit sich ziehen. Kostet ein bestimmtes Wertpapier nichts (das kann bei manchen Investmentfonds der Fall sein), liegt das daran, weil das Wertpapier selbst jährliche Gebühren beinhaltet, die auf den Kurs drücken und der Bank zugutekommen. Zu verschenken hat niemand etwas.
Ist das Depot dann mit mindestens einem Wertpapier bestückt, wird es in den meisten Fällen eine jährliche Depotgebühr geben. Sie ist mit einer Kontogebühr für das Girokonto zu vergleichen. Und wie auch bei der Kontogebühr für das Girokonto gibt es Anbieter, die gar keine Gebühren nehmen und welche, die richtig zulangen. Ich werde das Thema Auswahl des Depotanbieters zum Ende des Buches noch einmal aufgreifen. Erst wenn Sie selbst wissen, in was Sie investieren möchten, ob Sie mit einem Berater noch einmal darüber reden oder ob Sie ihr Depot rein digital führen wollen, kann ich Ihnen Ratschläge dazu geben.
Wann waren Sie das letzte Mal in einer Bankfiliale und haben dort mit einem Bankberater gesprochen?
Ich war vor ungefähr sieben Jahren das letzte Mal da, weil ich ein seit 25 Jahren dort bestehendes Konto hatte und die Kontoart wechseln musste. Mittlerweile haben sich das Internet und das Handy so stark in der Bevölkerung durchgesetzt, dass selbst 70-Jährige ihre Bankgeschäfte online machen.
Wenn es um Börsengeschäfte geht, wird Ihnen jede Filialbank gerne die Türen öffnen und Beratung anbieten. Mit Krediten lässt sich in Zeiten von Niedrigzinsen kein Geld verdienen. Als das Sparbuch noch mit 3 % verzinst wurde, haben Banken das Sparbuchgeld genommen und für 6 oder 8 % Kredite weitervergeben. Heute gibt es Kredite für 2 %, weil Banken für Einlagen (Giroguthaben ihrer Kunden, Tagesgelder) bei der Zentralbank Negativzinsen bezahlen müssen. Die Banken haben kein Interesse, Geld von Ihnen als Einlage anzunehmen, und vergeben Kredite zu günstigen, aber wenig lukrativen Konditionen an ihre Kunden.
Wenn jemand aber seinen Dispositionskredit überzieht, Versicherungen abschließt oder Wertpapiere kauft (sogenanntes Kommissionsgeschäft), die vielleicht noch von der Bank selbst stammen, dann sprudeln die Einnahmen. Das gilt für Filial- und Direktbanken.
Die Filialbank wird jedoch noch beim Wertpapierkauf die Beratung mit einpreisen. Ganz gleich, ob Sie den Berater um eine Meinung gefragt haben oder ob diese Beratung gut oder schlecht war. Zur Beratung gehört auch, dass Sie Empfehlungen oder Analysen zu Einzelaktien bekommen. Die werden den Beratern zugespielt, damit sie Kundenfragen wie „Was halten Sie von Aktie XY?“ beantworten können. Das ist in der Regel eine Hausmeinung, nicht die Analyse des Beraters. Jeder andere Kunde der Bank erhält auf Anfrage dieselbe Information.
Bei der Direktbank gibt es keine Beratung. Das macht die Leistung deutlich günstiger. Das hält die Direktbanken aber nicht davon ab, Werbung für Finanzprodukte zu verschicken. Ausführliche Analysen zu Einzelaktien sind hier seltener. Marktberichte oder Risikoanalysen zum Depot gibt es aber schon, je nach Anbieter.
Wann immer Sie etwas besitzen, was eine Wertpapierkennnummer (kurz WKN) hat, brauchen Sie ein Depot. Die deutsche Wertpapierkennummer hat sechs Stellen und kann Zahlen oder Buchstaben beinhalten. Zu jeder WKN gibt es auch eine internationale Kennnummer, die ISIN. Die ISIN hat zwölf Stellen und beginnt häufig mit einem Ländercode (z. B. DE, FR, LU), manchmal aber auch mit einem Code, der auf die technische Abwicklung hinweist (z. B. XS).
Die Kennnummern gibt es für alles, was Sie nicht direkt in den Händen halten, aber trotzdem besitzen können, selbst wenn es irgendwo als Papier existiert. Der Nachweis, dass Ihnen das Papier gehört, ist Ihr Wertpapierdepot. Dort ist aufgeführt, welche Kennnummern Sie haben, wie viele Sie davon besitzen und wo sie gerade preislich stehen. Übrigens können Sie die Kennnummern in eine Internetsuchmaschine eingeben, und sie wird Sie zu den Finanzinformationsseiten führen, bei denen Sie den aktuellen Preis ablesen können.
Warum soll man sich die ganze Arbeit machen und sich mit Aktien, Anleihen und Co. beschäftigen, wenn es doch Investmentfonds gibt, die ein Profi managt?
Ob der Profi, also der Fondsmanager, wirklich gut ist, kann ein Privatanleger kaum beurteilen. Der Privatanleger sieht das Ergebnis, und das ist, zugegeben, das Wichtigste. Darüber hinaus hat er vielleicht noch die eine oder andere Fondskennziffer zur Verfügung, die ihm Auskunft über Betriebskosten oder Risiken gibt. Unabhängig davon, ob der Manager gut ist oder nicht, wird der Fonds Kosten verursachen. Meistens schon beim Erwerb, während der Haltedauer garantiert und häufig auch bei der Veräußerung. Es gibt Fonds, bei denen der Manager aktiv entscheidet, was gekauft wird (die sogenannten Zielfonds) und Fonds, bei denen der Manager versucht, einen Index abzubilden (die ETFs). In beiden Fällen ist der Fonds ein Sondervermögen, und Indizes spielen bei beiden Varianten eine Rolle, deshalb gehe ich separat auf sie ein.
Ein Fonds wird in Deutschland von Kapitalverwaltungsgesellschaften aufgelegt, diese administrieren das Vermögen. Zur Administration gehört unter anderem die Buchhaltung, die Fondspreisberechnung, das Risikomanagement, die Erstellung aller rechtlichen Dokumente, das gesetzliche Reporting und die Überwachung der Anlagegrenzen. Der Fondsmanager muss nicht zwingend Teil der Kapitalverwaltungsgesellschaft sein. Es gibt durchaus Zweipersonenunternehmen, die Fondsmanager sind und Investmententscheidungen treffen. Sie teilen ihre Anlageideen der zuständigen Kapitalverwaltungsgesellschaft mit, diese prüft die Zulässigkeit und beauftragt schließlich den Handel mit der Durchführung. Sowohl Handel als auch Vertrieb können außerhalb der Kapitalverwaltungsgesellschaft stattfinden. Verwahrt werden die Vermögensgegenstände bei der Verwahrstelle, diese kann ein wenig mit dem Wertpapierdepot verglichen werden. Die Verwahrstelle ist immer ein Kreditinstitut. Wenn Sie einen Fonds kaufen, gibt die Verwahrstelle Anteile an Sie aus, indem sie diese in Ihr privates Depot überträgt.
Investmentfonds werden in der EU reguliert und heißen OGAW (Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren), im Englischen heißten sie UCITS. Einfach ausgedrückt, sind es Fonds, bei denen der Gesetzgeber die Privatanleger schützt, indem er wichtige Regeln wie Risikostreuung, Verbot von hochspekulativen Geschäften oder auch Veröffentlichungspflichten (Prospekt, Berichte) vorschreibt.
Der Investmentfonds wird vom Kapitalverwaltungsgesellschaftsvermögen sowie der Verwahrstelle gesondert betrachtet, also nicht mit dem Gesellschaftsvermögen oder gar anderen Fonds vermischt. Deshalb nennt man den Fonds Sondervermögen. Seine wichtigste Eigenschaft ist, dass er vor der Insolvenz der Gesellschaft oder Verwahrstelle geschützt ist.
Fonds, sowohl Zielfonds als auch ETFs, können ausschüttend oder thesaurierend sein.
Ein Fonds, der ausschüttet, zahlt Erträge auf Ihr Verrechnungskonto. Das hat den Charme, dass es Ihnen niemand mehr wegnehmen kann. Doch das ausgeschüttete Geld verdient kein Geld weiter, bis Sie es wieder irgendwo anlegen.
Der thesaurierende Fonds legt alle Erträge automatisch wieder an, was zu einem Zinseszinseffekt führt und langfristig bessere Rendite verspricht.
Ich erspare Ihnen die genauen steuerlichen Auswirkungen und Technik. Steuern werden Sie bei beiden Varianten zahlen. Beim ausschüttenden Fonds mehr während der Haltedauer, beim Thesaurierenden mehr beim Verkauf. In Summe ist die steuerliche Belastung analog zum Ertrag gleich hoch. Wichtig ist, dass Sie einen Freistellungsauftrag bei Ihrer Bank einrichten, da die Steuer erst fällig wird, wenn dieser Betrag überschritten ist. Richten Sie keinen Freistellungsauftrag ein, wird der erste Euro Gewinn versteuert. Die Steuern werden üblicherweise direkt von Ihrer Bank an das Finanzamt abgeführt.
Wer den Gedanken hegt, in Fonds zu investieren, sollte sich mit Indizes beschäftigen. Ein Index ist eine Zusammenstellung von Investitionen (Indexmitglieder) nach festgelegten Regeln und mit einem bestimmten Thema. Zum Zeitpunkt der Indexauflegung startet er auf einem bestimmten Level, zum Beispiel 100 oder 1.000 Punkten, und in der Folge ändern sich die Punkte nach oben oder unten, je nachdem, wie die Indexmitglieder sich entwickeln und was das Regelwerk besagt.
Das klingt stark nach einem Fonds. In der Tat gibt es viele Gemeinsamkeiten, jedoch bestimmen die Kursbewegung der Indexmitglieder und das Regelwerk allein die Gewichtung, es greift kein Mensch ein und kauft oder verkauft einen Titel.
Indizes gibt es mittlerweile auf fast alles, was sich monetär sicher beziffern lässt. Sicher beziffern heißt, dass es eine neutrale Preisfeststellung gibt. Das ist bei börsengehandelten Produkten der Fall.
Aus deutscher Sicht sind der DAX® und Dow Jones sicherlich am berühmtesten, da sie regelmäßig in den deutschen Nachrichten erscheinen, insbesondere wenn deren Kurse stark fallen.
Da Indizes im Falle von Aktien einen guten Überblick geben, welche Länder oder welche Branchen gerade steigen oder fallen, bezeichnet man sie oft auch einfach als „Markt“. Der Markt steigt oder ist stark, der Markt fällt oder ist schwach, der Markt spielt verrückt oder schwankt – in der Regel ist damit immer die Entwicklung der wichtigsten Indizes gemeint.
Was hat das mit Investmentfonds zu tun? Ein Fondsmanager ist dann ein erfolgreicher Manager, wenn er es schafft, den Markt zu schlagen, also besser als ein Index zu sein, der ungefähr das gleiche Thema abbildet wie sein Fonds. Indizes sind hier also ein Vergleichslevel, auch Benchmark genannt.
Der Zielfonds ist der Klassiker unter den Investmentfonds. Ein Fondsmanager hat eine Idee, mit der er strategisch das Geld anderer Leute vermehren oder vor Verlust schützen kann und möchte dafür mit einer Managementgebühr entlohnt werden. Er gründet einen Fonds, dieser wird mit einer Wertpapierkennnummer versehen, und jeder, der ein Wertpapierdepot hat, kann diesen Fonds kaufen. Da ein Fonds schon vom ersten Tag seines Bestehens Fixkosten (zum Beispiel Wirtschaftsprüfer oder Veröffentlichungskosten) hat, kann er nur starten, wenn er eine Mindestgröße von 5 Millionen EUR hat. Sonst beeinflussen die Fixkosten das Fondsergebnis negativ, was die Anleger indirekt bezahlen.
Um sicherzugehen, dass ein Zielfonds zum Start eine entsprechende Größe hat, wird sich ein Fondsmanager, bevor er startet, einen institutionellen Investor suchen. Dieser wird dem Fonds zu Beginn ein Startkapital, das Seed Money, zukommen lassen. Dies wird zwischen zehn und 50 Mio EUR betragen. Der Institutionelle wird jedoch nicht die übliche Verwaltungsgebühr von vielleicht 1 % pro Jahr zahlen, sondern einen Bruchteil davon, unter Umständen vielleicht auch gar nichts. Damit sich diese Gebührenungleichheit berechnen lässt, wird ein Zielfonds mit mindestens zwei Tranchen (und damit zwei Wertpapierkennnummern) aufgelegt: Die teure für die Privatanleger und die günstige für die Institutionellen.
Das klingt unfair? Das ist es gar nicht. Der Institutionelle hat sein Geld auch nicht im Lotto gewonnen, sondern verwaltet Geld von Privatleuten, die ihm und damit dem investierten Geld bereits eine Gebühr bezahlen. Geldgeber können zum Beispiel Pensionskassen oder Versicherungen sein, die über Teile der Beiträge ihrer Mitglieder vergütet werden.
Vielleicht noch etwas zum Fondsnamen: Wenn Sie im späteren Kapitel die Begriffe aus der Fondswelt gelesen haben, werden Sie mit Namen wie „Absolute Premium Return“ etwas anfangen können, vorher vermutlich nicht. Okay, es ist ein englischer Name, doch ich kann es Ihnen sinngemäß übersetzen, dann wird es auch nicht besser: „Nur Gewinn durch Prämien“. Was mit Prämien gemeint ist, kommt später. Die Bundesanstalt für Finanzaufsicht (BAFIN), die jeden Fonds in Deutschland genehmigen muss, würde einen Namen wie „ImmerGewinner“ nicht zulassen, einen englischen Begriff wie „OnlyWin“ sicher auch nicht, da er falsche Erwartungen weckt. Bei Begriffen, die sich in der Finanzwelt durchgesetzt haben, wie „Absolute Return“ oder „Market Neutral“, ist sie machtlos.
Kaufen Sie einen Zielfonds, werden Sie höchstwahrscheinlich einen Ausgabeaufschlag zahlen, der durchaus 5 % vom Kurswert ausmachen kann. Sie zahlen also 5 % Aufschlag und sind mit Ihrer Investition sofort im Minus. Dann müssen Sie hoffen, dass der Fonds bald ein besonders gutes Ergebnis erzielt, um die 5 % wieder herauszuholen.
Der Ausgabeaufschlag wandert als Provision in den Vertrieb, auch wenn Sie sich den Fonds selbst ausgesucht haben und niemand eine Beratungsleistung vollbracht hat. Manchmal gibt es Aktionen Ihrer Bank, in der sie Fonds für einen kurzen Zeitraum ohne oder nur mit dem halben Aufschlag anbietet. Das kann vor allem dann stattfinden, wenn Vertrieb und Management im selben Haus sind. Wenn der Fonds mit Geldabflüssen (viele Anleger verkaufen) kämpft, ist es durchaus denkbar, dass der Vertrieb einen Kaufanreiz setzt, damit die Abflüsse gedämpft werden.
Tipp:
Haben Sie sich einen Fonds ausgesucht und ist dessen Fondsvolumen groß (über 100 Mio EUR), dann können Sie Anteile auch über eine Fondsbörse kaufen. Statt 5 % zahlen Sie dort inklusive Ordergebühren nur 1 bis 2 %. Wenn Sie ein Onlinedepot haben und dort die Order eingeben, wählen Sie als Börsenplatz nicht KVG (also die Fondsgesellschaft) aus, sondern eine Börse (falls vorhanden). Wenn Sie Ihr Depot über eine Filialbank mit Berater führen, wird der Berater alles dafür tun, Sie vom Handel über die KVG zu überzeugen, denn sonst verdient er so gut wie nichts. Geben Sie am besten auf den diversen Finanzseiten im Netz die Wertpapierkennnummer (z. B. onvista.de, finanzen.net, boerse.de) ein und klicken Sie dort auf Handelsplätze. Dort sehen Sie, ob es neben der KVG noch Börsen gibt, die den Fonds handeln. Dann sind Sie argumentativ gegenüber Ihrem Bankberater gut vorbereitet.
Was macht eigentlich ein Fondsmanager den ganzen Tag?