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Ihre Ehe begann mit unendlicher Leidenschaft - vorbei! Fiona hält es einfach nicht mehr aus, dass Henri jede Frau zu Füßen liegt. Doch plötzlich will der umschwärmte Profi-Sportler eine zweite Chance von ihr. Weil er nur sie liebt? Oder gibt es noch einen anderen Grund?
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Seitenzahl: 186
IMPRESSUM
Das Ende der einsamen Nächte erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2016 by Catherine Mann Originaltitel: „Reunited with the Rebel Billionaire“ erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 385 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg Übersetzung: Silke Schuff
Umschlagsmotive: Couperfield / shutterstock
Veröffentlicht im ePub Format in 11/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733738877
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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Fiona Harper-Reynaud war mit dem Mann verheiratet, den ein bekanntes amerikanisches Sportmagazin nun das zweite Mal in Folge zum attraktivsten Sportler des Jahres erkoren hatte.
Sie hatte den Quarterback der New Orleans Hurricanes jedoch nicht wegen seines Aussehens geheiratet. Tatsächlich fühlte sie sich mehr zu intellektuell wirkenden Männern hingezogen anstatt zu muskulösen Athleten. Aber als dieser gewisse muskulöse Athlet eine Kunstausstellung besuchte, die sie im Rahmen ihrer Wohltätigkeitsarbeit veranstaltet hatte, war sie vom ersten Moment fast unfähig gewesen, den Blick von ihm zu wenden. Und als Henri Reynaud dann auch noch ein profundes Kunstverständnis an den Tag legte, war es um sie geschehen. Es kam ihr vor, als würde sie in seinen verträumt wirkenden dunklen Augen ertrinken, und sie verliebte sich in ihn. Seine Augen hatten die Farbe von starkem schwarzen Kaffee und eine ähnlich beflügelnde Wirkung auf sie wie dieses Getränk.
Dennoch hatte sie sich zurückgehalten. Nicht zuletzt wegen ihrer Erfahrungen in Sachen Beziehungen und unglücklicherweise auch zwei Verlobungen, die in die Brüche gegangen waren.
Sie hatte sich also in Zurückhaltung geübt. Das war ihr immerhin zwei Wochen lang gelungen. Danach war ihr Leben aus den Fugen geraten, und bis zum heutigen Tag hatte sich daran nichts geändert.
Sie hatten heimlich geheiratet, weil sie dachten, dass ein Kind unterwegs wäre. Aber ihre Liebe für Henri war auch ohne eine Schwangerschaft derart tief und leidenschaftlich, dass für vernünftige Überlegungen kein Raum mehr gewesen war. Erst als es zu spät war, hatten sie erkannt, dass ihre Ehe kein solides Fundament hatte. Ihre wenigen Gemeinsamkeiten konnten nicht über schwierige Zeiten hinweghelfen.
Besonders jetzt nicht.
In knapp zwei Stunden würde Fiona die Spitzen der Gesellschaft von New Orleans zu ihrer heutigen Wohltätigkeitsveranstaltung begrüßen. Sie arbeitete engagiert, unermüdlich und vor allem ehrenamtlich für das Gemeinwesen und war zutiefst von der Wichtigkeit ihres Tuns überzeugt. Zum Glück verfügte sie sowohl über die finanziellen Mittel als auch über genug Zeit, um ihren Beitrag zu leisten.
Doch es war nicht die bevorstehende glamouröse Veranstaltung, die sie nervös machte. Vielmehr hatte ihr der heutige Besuch beim Arzt Angst eingejagt und sie in ihrer Überzeugung bestärkt, dass sie die Ehe mit Henri nicht weiterführen konnte.
Sie drückte auf die Lautsprechertaste ihres Telefons und platzierte es auf der antiken Kommode, die eines der vielen schönen Möbelstücke darstellte, mit denen ihr Haus im pittoresken Garden District von New Orleans ausgestattet war. Ihr Blick blieb an einem gerahmten Foto hängen, das während eines gemeinsamen Aufenthaltes in Paris entstanden war. Henri und sie lächelten strahlend in die Kamera. Fiona wurde die Kehle eng.
Waren sie wirklich einmal so glücklich gewesen? Die Frau auf dem Foto kam ihr seltsam fremd vor.
Sie war so in die Betrachtung der Aufnahme versunken, fast hätte sie vergessen, dass sie gerade mit Adelaide telefonierte. Adelaide war ihre zukünftige Schwägerin und die langjährige Assistentin von Henris Halbbruder Dempsey. Zu guter Letzt hatten die beiden sich doch verlobt. Ihre Liebe hatte wesentlicher länger gebraucht, um zu erblühen, als es bei Henri und ihr selbst der Fall gewesen war.
Fiona blinzelte und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Gespräch zu. Und Adelaide, die schon bald zur Familie gehören würde. Zu ihrer Familie. Dieser Gedanke erfüllte sie mit Bitterkeit. Familie bedeutete doch eigentlich Nähe und Solidarität. Doch stattdessen fühlte Fiona sich einsam und isoliert.
Auch wenn es keinen Grund dafür gab. Die Familie Reynaud war groß, und die Mehrheit ihrer Mitglieder lebte hier in New Orleans. Zwei Brüder ihres Mannes wohnten auf einem großen Anwesen am Pontchartrain-See. Dort würde auch die Veranstaltung heute Abend stattfinden.
Sportler, Künstler und Politiker würden sich angeregt unterhalten, erlesene Speisen und Getränke genießen und hoffentlich großzügig für das geplante neue Tierheim spenden.
Fiona nahm einen Seidenstrumpf von der viktorianischen Polsterbank am Fußende des breiten Bettes und streifte ihn über ihr rechtes Bein, während sie Adelaides Ausführungen über die Getränkelieferung für den heutigen Abend lauschte.
Doch insgeheim war sie immer noch in der Vergangenheit gefangen. Sie dachte an die Zeit, als sie sich Hals über Kopf in Henri verliebt hatte. Er hatte ihr hartnäckig und überzeugend den Hof gemacht, und sie glaubte ihm schließlich, wenn er beteuerte, dass er ihre Persönlichkeit ebenso liebte und anbetete wie ihren Körper.
Ihren Körper.
Ihre Hände zitterten, während sie den zweiten Strumpf an ihrem Bein nach oben rollte. Sie konnte es sich eigentlich nicht leisten, an die Zeit zu denken, bevor ihr gemeinsamer Weg so steinig wurde und Henri nur noch bei ihr blieb, weil es ihr gesundheitlich nicht gut ging. Sie bewunderte ihn für seine Ehrenhaftigkeit, doch es schmerzte sie über die Maßen, dass sie seine Liebe verloren hatte. Und eine Ehe ohne gegenseitige Liebe wollte sie nicht führen.
Sie strich die Strümpfe glatt und konzentrierte sich wieder auf Adelaide. „Ich kann dir gar nicht genug für deine Hilfe danken.“
„Oh, es macht mir großen Spaß. Ich wünschte, du würdest mich öfter um Hilfe bitten.“
„Ich wollte mich nicht aufdrängen. Oder dich unter Druck setzen, als Dempsey noch dein Chef war.“ Sie kannte Adelaide seit Jahren, hatte aber erst vor Kurzem von der Romanze zwischen ihr und Dempsey Reynaud erfahren.
Adelaide lachte. „Aber jetzt, wo ich deine zukünftige Schwägerin bin, ist es in Ordnung?“
„Oh, tut mir leid“, entschuldigte Fiona sich. „So habe ich es nicht gemeint.“
„Das weiß ich doch. Ich wollte nur einen Scherz machen. Es ist mir wirklich eine Freude, dir zu helfen. Und es ist für einen guten Zweck. Du tust so viel für die Allgemeinheit. Das ist eine echte Inspiration.“
„Nun ja, ohne deine Hilfe wäre die Party auf dem Anwesen heute vor allem ein inspirierender Fehlschlag geworden.“
Der Familiensitz der Reynauds war sehr viel größer und pompöser als Henris und ihr Domizil. Sie hatten das Haus im Garden District gekauft, um einen Rückzugsort zu haben und ihre eigenen vier Wände, die sie nach ihrem eigenen Stil einrichten konnten. Die neoklassizistische Bauweise mit den griechischen Säulen des Haupthauses auf dem Anwesen entsprach nicht Fionas Geschmack.
„Pannen passieren jedem einmal. Ist dein Wagen inzwischen repariert worden?“
Fiona zuckte zusammen. Sie hasste es zu lügen, aber wenn sie ihren Arztbesuch erwähnt hätte, wären neugierige Fragen ihr nicht erspart geblieben. Nach den jahrelangen Behandlungen zur Erhöhung ihrer Fruchtbarkeit war sie es gewöhnt, ihre medizinische Geschichte und ihren Kummer darüber für sich zu behalten. „Alles in Ordnung, danke Adelaide.“
Sie konnte nur hoffen, dass alles in Ordnung war. Der Arzt hatte jedenfalls gesagt, sie solle sich keine Sorgen machen.
Nach allem, was sie durchgemacht hatte, war das leichter gesagt als getan. Sich Sorgen zu machen schien ihr mittlerweile ein ganz natürlicher Zustand zu sein.
„Gut zu hören. Ich habe dir eine Mail mit den Änderungen beim Menü geschickt. Vielleicht möchtest du dir das noch einmal ansehen.“
„Änderungen?“ Fionas Herzschlag beschleunigte sich. Normalerweise machten Änderungen in letzter Minute ihr nichts aus. Das betrachtete sie als Herausforderung. Aber im Moment war sie viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um dem noch etwas abgewinnen zu können.
„Es gab Probleme, frische Pilze zu bekommen. Also habe ich umdisponiert. Sollen wir die Einzelheiten durchgehen?“
„Nicht nötig. Ich vertraue auf deinen Geschmack und deine Erfahrung.“ Das war die reine Wahrheit.
„Lass es mich wissen, wenn ich noch etwas tun kann. Das wird mir nur dabei helfen, mich an meine neue Rolle als Ehefrau eines Reynaud zu gewöhnen.“
Fionas Zeit als Ehefrau eines Reynaud näherte sich ihrem Ende, auch wenn noch niemand aus der Familie davon wusste. Sie verdrängte diesen Gedanken und bemühte sich um einen möglichst heiteren Tonfall. „Du wirst das schon hinbekommen. Du musst nur dafür sorgen, du selbst zu bleiben und eine Nische zu finden, in der du dich wohlfühlst. Die Männer in dieser Familie neigen dazu, andere zu überrollen.“ Die Worte waren heraus, bevor sie darüber nachgedacht hatte. Fiona hörte selbst, wie bitter sie klang.
„Fiona?“, fragte Adelaide besorgt. „Geht es dir gut?“
„Aber ja. Ignorier am besten meine schlechte Laune. Bis nachher. Ich muss mich noch umziehen.“ Sie konnte schließlich nicht nur mit ihrer Unterwäsche und Seidenstrümpfen am Leib bei der Party auftauchen. Auch wenn der BH und der Slip mit schwarzer Spitze besetzt waren. „Vielen Dank nochmals.“ Fiona beendete das Gespräch und nahm ihr saphirblaues Abendkleid vom Fußende des Bettes.
Sie schlüpfte hinein. Der seidige Stoff glitt über ihre nackte Haut. Das Kleid war am Oberkörper eng geschnitten und endete in einem langen weiten Rock, der ihre Fußgelenke umspielte. Ein mit glitzernden Pailletten besetztes Taillenband korrespondierte perfekt mit ihren Diamantohrringen.
Niemand würde ihre Narben sehen. Niemand außer ihrem Ehemann und ihrem Arzt wusste von ihnen.
Beidseitige Brustamputation.
Wiederaufbau der Brust.
Aus Vorsorge. In der Hoffnung, die Krankheit zu überlisten, der ihre Mutter, ihre Tante und ihre Großmutter zum Opfer gefallen waren.
Fiona hatte nie Brustkrebs gehabt. Aber bei ihren Genen konnte sie es sich nicht leisten, ein Risiko einzugehen. Sie drückte das Kleid an die Brust und versuchte, nicht daran zu denken, was der Arzt heute über das Ergebnis ihrer Kernspintomographie gesagt hatte. Da war ein Knoten zu erkennen. Aber der war mit großer Wahrscheinlichkeit gutartig. Nur um sicherzugehen, hatte er eine Biopsie angeordnet.
Bei dem Geräusch der sich öffnenden Tür zuckte sie zusammen, obwohl sie wusste, dass es nur einen Menschen gab, der hier unaufgefordert hereinkommen würde.
Ihr Ehemann.
Amerikas attraktivster Sportler.
Der Mann, mit dem sie seit ihrer Operation vor sechs Monaten nicht geschlafen hatte.
Sie spürte Henris Hände auf ihren Schultern und seinen warmen Atem im Nacken. „Brauchst du Hilfe mit dem Reißverschluss?“
Henri war daran gewöhnt, Risiken einzugehen. Das brachte sein Job mit sich. Er hatte die Tatsache akzeptiert, dass jedes Spiel und jedes Training eine Verletzung mit sich bringen konnte, die das Ende seiner Karriere bedeutete.
Seine Fans nannten ihn mutig. Manche Sportjournalisten bezeichneten ihn als leichtsinnig. Andere als furchtlos.
Sie lagen alle falsch.
Seit dem Tag, an dem die Ärzte ihnen eröffnet hatten, Fiona hätte das Krebsgen ihrer Familie geerbt, war er außer sich vor Angst. Es spielte keine Rolle, dass ihre Ehe in die Brüche zu gehen drohte. Er fürchtete sich und hatte Angst um Fiona. Immer noch.
Er umfasste ihre Schultern, damit sie nicht bemerkte, wie seine Hände zitterten. Selbst die kleinste Berührung zwischen ihnen war spannungsgeladen. Aber nicht auf die Weise, die seine Gedanken in amouröse Bahnen lenkte.
„Dein Reißverschluss?“, wiederholte er.
Unwillkürlich glitt sein Blick über ihren schmalen Nacken bis zu den dunklen Locken, die sich aus der Hochsteckfrisur gelöst hatten und ihr in Kringeln auf die Schultern fielen. Er betrachtete ihren Rücken, dessen zarte Haut auf sein Streicheln und seine Küsse zu warten schien. Aber er hatte das Recht darauf verloren. Das hatte sie ihm sehr deutlich gemacht, als er nach der Prognose der Ärzte versucht hatte, sich mit ihr zu versöhnen.
„Ja, bitte. Vielen Dank“, antwortete sie, warf einen nervösen Blick über die Schulter und streifte sich das Haar zur Seite. Es war so dunkel, dass es nachts fast schwarz wirkte. Bei dem distanzierten Ausdruck ihrer goldbraunen Augen sank ihm das Herz. „Ich bin spät dran. Es gab … äh … in letzter Minute eine Panne mit dem Menü.“
„Adelaide sagte, du hättest Probleme mit dem Wagen. Also bin ich früher nach Hause gekommen. Aber dein Wagen steht in der Garage. Was war denn los?“
„Nicht so wichtig“, murmelte sie und mied seinen Blick.
Nicht so wichtig. Das war eine Antwort, die er in letzter Zeit häufig zu hören bekam.
Und wie so oft war es eine Lüge. Er konnte es an der Art erkennen, wie sie die Lippen zusammenpresste.
Er seufzte leise und ließ den Blick durch ihr gemeinsames Schlafzimmer schweifen. Oder besser gesagt, durch ihr ehemaliges gemeinsames Schlafzimmer. Er nächtigte seit geraumer Zeit in einem Gästezimmer. Weit weg von ihr. Es gab nicht einmal mehr den Trost, nebeneinander einzuschlafen und wieder aufzuwachen. Diese einfache Art, füreinander da zu sein.
Sein Blick fiel auf das erste Geschenk, das er Fiona gemacht hatte. Ein antiker Schmuckkasten mit filigranen Schnitzereien und einem Spiegel an der Vorderseite. Kapriziös, verspielt und leicht. Genau wie Fiona in ihrem saphirblauen Kleid. Der Anblick ihres fein geschnittenen Gesichts in dem angelaufenen Spiegel machte ihm wieder einmal bewusst, wie tief sie gefallen waren. Verdammt.
Dieser Raum glich einem Mausoleum, das schmerzhaft daran erinnerte, was sie einmal hatten.
Er wollte, dass sie sich an ihn lehnte. Nur ein klein wenig. Alles war besser als das hier.
„Kann ich dir noch irgendwie helfen?“
„Nein, danke. Ich habe alles unter Kontrolle“, erwiderte sie im Ton der Endgültigkeit.
„Das hast du doch immer“, sagte er härter, als er beabsichtigt hatte. Aber verdammt, er versuchte es wenigstens. Konnte sie das nicht erkennen?
Sie fuhr herum, um ihn anzusehen. Der Saum ihres Kleides streifte seine Beine. Ihr zierlicher Körper bebte vor Zorn. Sie hob das Kinn. „Kein Grund, so schnippisch zu werden.“
Er steckte die Hände in die Taschen seiner Smokinghose und zuckte mit den Schultern. „Ich habe das eigentlich als Kompliment gemeint.“
Der Ausdruck in ihren goldbraunen Augen wurde weicher. Sie holte tief Luft. Durch das geöffnete Fenster wehte eine sanfte Brise ins Zimmer und brachte die Geräusche von menschlichen Stimmen und Autohupen mit sich. Der leichte Vorhang bauschte sich. Henri fühlte sich an die Zeit erinnert, als sie das Haus gerade gekauft hatten. Damals waren sie ein Team. Sie hatten Monate damit zugebracht, das alte viktorianische Haus zu renovieren. Das berühmte Gebäude war einmal eine Schule gewesen, und davor ein Kloster.
Sie hatten es gemeinsam geschafft. Sie hatten das weitläufige Gebäude in ein Zuhause verwandelt.
„Es tut mir leid. Ich will nicht mit dir streiten. Adelaide war mir eine große Hilfe an diesem langen Tag. Lass uns versuchen, den Abend mit Anstand hinter uns zu bringen. Es wird immer schwieriger, so zu tun, als ob zwischen uns alles in Ordnung wäre.“
Mit ihr stimmte heute etwas nicht, ohne dass er hätte sagen können, was es war. Ihm war nur klar, dass sie versuchte, einen Streit vom Zaun zu brechen.
„Ich möchte mich auch nicht mit dir streiten“, sagte er ruhig.
„Früher haben dir Auseinandersetzungen Spaß gemacht. Aber nur mit mir. Mit allen anderen hast du niemals die Konfrontation gesucht. Das habe ich nie verstanden.“
„Da war eben Feuer zwischen dir und mir.“ Eine Liebe, in der es beständig knisterte. Und die gewärmt hatte. Er wusste, auch jetzt schwelte noch Glut unter der Asche. Er konnte und wollte nicht glauben, dass das alles verschwunden sein sollte.
„War, Henri. Das ist es, was ich meine. Es ist vorbei. Du musst damit aufhören, Ausreden zu finden, um den letzten Schritt noch länger hinauszuzögern.“ Ihre feenhaften Züge wurden hart. Eine Kriegerin in blauer Seide.
„Es waren keine Ausreden. Du musstest dich erholen. Dann sind wir übereingekommen, den Beginn der Spielsaison nicht mit einer Scheidung zu überschatten. Und schließlich kam die Neuigkeit von der bevorstehenden Hochzeit meines Bruders …“
„Es sind sehr wohl Ausreden. Eine Scheidung bedeutet nicht das Ende der Welt.“ Sie strich sich eine vorwitzige Locke aus dem Gesicht.
Sie versuchte stets, Haltung zu bewahren. Niemand sollte etwas von ihren Sorgen und ihrem Kummer erahnen. Lange Zeit hatte er das akzeptiert. Er verstand, dass sie bestimmen wollte, wie und wann ihre gesundheitlichen Probleme zur Sprache kamen. Doch warum wies sie jegliche Hilfe und Unterstützung zurück? Auch die seine.
Und nun war die Scheidung ein ständiges Thema.
„Unsere Familie steht im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Eine Scheidung würde nur negative Schlagzeilen hervorrufen.“ Er brauchte Zeit, um sich an den Gedanken zu gewöhnen. Um über alles nachzudenken. Und um genau zu prüfen, ob es nicht vielleicht doch noch eine Chance für sie beide gab.
Fiona drehte sich zum Spiegel, um ihr Kleid glatt zu streichen. „Niemand wird schlecht von dir denken, weil du mich verlässt. Ich werde sehr deutlich machen, dass ich es war, die die Scheidung wollte.“
„Es interessiert mich nicht, was die Leute von mir denken“, knurrte er zornig.
„Aber was dein Team von dir hält, interessiert dich schon.“
Er holte tief Luft. Sie war wirklich darauf aus, mit ihm zu streiten. Vielleicht, um den Graben zwischen ihnen zu verbreitern. „Wir müssen uns auf den Weg machen. Sonst kommen wir zu spät“, sagte er leise. Er wollte, dass sie sich beruhigte. Und auf keinen Fall wollte er eine unnötige Auseinandersetzung. Irgendetwas bereitete ihr Kopfzerbrechen. Etwas Wichtiges.
So sehr er sich auch wünschte, sie zu verstehen, es gelang ihm nicht.
Und er wünschte sich ihr altes Leben zurück. Er gäbe viel dafür, wenn sie ihn so wie früher anlächeln würde. Auf diese ganz bestimmte Weise, die ihm signalisierte, dass nur er es war, der wirklich für sie zählte. Er sehnte sich nach ihrer unkomplizierten Beziehung von früher zurück. Sie waren viel gereist. Während der Saison durch das ganze Land von Stadion zu Stadion. Und in der spielfreien Zeit hatten sie gemeinsam die Welt erkundet. Sie konnten sich beide für Geschichte und Kunst begeistern. Gemeinsam hatten sie lange Strecken zu Fuß zurückgelegt. Um sich Orte wie Stonehenge aus der Nähe anzusehen oder die Große Mauer in China.
Er legte Fiona eine Hand auf den Rücken und begegnete ihrem Blick im Spiegel. Ihre Pupillen weiteten sich. Ein untrügliches Zeichen für sexuelles Verlangen. Sanft hauchte er in ihren Nacken und umfasste ihre Schultern. „Es sei denn, du möchtest, dass ich den Reißverschluss wieder herunterziehe.“
Ihre Lider zitterten, und sie schloss kurz die Augen. Ihre Züge wurden weich. In diesem kurzen Moment dachte er, dass sie auf diese Weise vielleicht den Graben zwischen ihnen überwinden könnten.
Doch sie öffnete die Augen und blickte ihn mit unverminderter Härte an. „Nein, danke. Ich muss mich um die Spendengala kümmern. Und danach kümmern wir beide uns um einen Scheidungstermin. Wir müssen mit unserem Anwalt darüber sprechen, wie wir diese Ehe möglichst schnell beenden können.“
Während Henri den Sportwagen durch das Tor in Richtung des mächtigen Haupthauses auf dem Hügel lenkte, spielte Fiona schweigend an den Pailletten ihres Kleides herum. Sie hatte einmal in einem Haus ganz in der Nähe von diesem imposanten Gebäude gewohnt. Henri und sie in einem Flügel, der jüngste Bruder Jean-Pierre in dem anderen. Das Haus war groß genug für Privatsphäre gewesen. Und auch groß genug, dass ihr Elternhaus vierfach hineingepasst hätte. Dabei stammte sie aus einer durchaus wohlhabenden Familie. Ihr Vater nannte eine mittelständische Steuerberatungsfirma sein eigen.
Doch sobald die Flitterwochen vorbei waren und Henri und sie feststellten, dass sie nicht schwanger war, hatten sie sich ernsthaft um Nachwuchs bemüht. Und das riesige Haus war ihr mit jedem gescheiterten Versuch enger vorgekommen. Dann mit jeder Behandlung zur Steigerung ihrer Fruchtbarkeit. Sie hatte Fehlgeburten durchlitten, von denen nicht einmal ihre engsten Angehörigen erfuhren. So viel Kummer, den sie mit niemandem geteilt hatten.
Nach ihrer sehr öffentlichen Fehlgeburt im zweiten Drittel der Schwangerschaft hatten sie das Haus im Garden District erworben. Sie brauchten beide einen Rückzugsort vor der Lebensweise der Reynauds, die Fiona manchmal an die eines Fisches im Wasserglas erinnerte. Jeder war für jeden ständig zu sehen. Henris und ihre Emotionen waren viel zu oft übergekocht. Im guten wie im schlechten Sinne.
Hier zu leben, war schlichtweg zu schwierig.
Die knorrigen alten Eichen zu beiden Seiten des Zufahrtsweges waren mit Spanischem Moos bewachsen. Lange Bootsstege führten vom Ufer hinaus auf den See bis in den Dunst, der oft über dem Wasser lag. Verborgen im dichten Strandhafer am Ufer tummelte sich die heimische Tierwelt. Die Gartenanlagen waren grün und üppig, der Boden fruchtbar. Die Gärtner hatten viel damit zu tun, das wuchernde Unterholz und Gestrüpp zurückzudrängen. Das weitläufige Anwesen wirkte gepflegt und doch lebendig.
Fiona warf einen Blick auf ihren viel zu attraktiven Ehemann, der den Wagen mit sicherer Hand den gewundenen Weg auf das Haupthaus zu lenkte. Dort waren er und seine Brüder aufgewachsen. Gervais, der älteste Bruder, und seine Verlobte wohnten jetzt da und hatten Fiona gestattet, die Räumlichkeiten für die Gala zu nutzen.
Henris maßgeschneiderter Smoking saß wie eine zweite Haut und betonte seinen durchtrainierten Körper. Sein markantes Kinn war sorgfältig rasiert.
Nach wie vor fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Doch zwischen ihnen hatte sich seit der überstürzten Hochzeit vor drei Jahren viel verändert. Weder damals noch heute machte es ihr etwas aus, dass sie auf eine große Hochzeitsfeier verzichtet hatten. Aber sie fragte sich manchmal, ob die Dinge anders gekommen wären, wenn sie länger gewartet und sich besser gekannt hätten, bevor die Probleme begannen.
Das würde sie nun nie erfahren.
Henri hielt vor der Garage, öffnete eines der Metalltore mit der Fernbedienung und fuhr dann langsam hinein. Es fiel ihm nicht schwer, einen freien Platz zu finden, denn die Garage war wirklich riesig.
Fiona schluckte einen Kloß herunter, als das Garagentor sich schloss und Henri den Motor ausstellte.
„Fiona?“ Er trommelte mit den Fingerspitzen auf dem Lenkrad herum. „Ich bin dir sehr dankbar, dass du in der Öffentlichkeit die glückliche Ehefrau spielst. Ich weiß, das fällt dir nicht leicht.“
„Diese Charity-Gala bedeutet mir sehr viel.“
„Natürlich“, murmelte er resigniert.
Sie konnte es seinem Gesicht ablesen, wie sehr sie ihn verletzt hatte, weil sie diese Scharade nicht um seinetwillen aufrechterhielt. Wie konnten sie nur sicher sein, dass es vorbei war, wenn sie doch die Macht besaßen, einander nur mit Worten so fürchterlich wehzutun?
„Ich weiß es zu schätzen, dass du deine Beziehungen hast spielen lassen, damit der Abend ein Erfolg wird“, sagte sie versöhnlich.