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Der schlafende Elefant symbolisiert den Menschen, der sich, je einzeln und als Kollektiv, seines unermesslichen Potenzials wahrer menschlicher Natur nicht bewusst ist. Doch aus diesem Schlaf kann er erwachen, muss er erwachen, um das zu verwirklichen, was in ihm angelegt und wozu er bestimmt ist: das Gottesfünklein (Meister Eckhart) in sich wahrzunehmen und zu nähren, bis das Menschsein in Gott verwirklicht ist. Dass ein Mensch dieses Buch überhaupt in die Hand nimmt, ist ein Zeichen dafür, dass er das Stadium des Tiefschlafs verlassen hat und ein Interesse am Erwachen bereits geweckt ist. Spirituelle Meister, hier OM C. Parkin, folgen ihrer Bestimmung, die latente Bereitschaft von Menschen, zu ihrer wahren Natur zu erwachen, zu wecken und ihren Erwachensweg als Lehrer zu begleiten. Dem dient dieses Buch: den evolutionär vorgesehenen Weg der Verwirklichung der Gottesnatur des Menschen zu verdeutlichen. Wer die Breitschaft, ja den brennenden Wunsch verspürt, dem Erwachensweg zu folgen, bekommt hier einen Wegweiser und eine Anleitung eines verwirklichten Weisheitslehrers in die Hand. Ein Appendix verweist auf die Modifikationen und Beschränkungen, die der Vermittlung der Weisheitslehre durch die digitalen Medien auferlegt sind. Klar wird hier: Die Not wendende und damit heilsame Begegnung von Herz zu Herz ist unersetzlich.
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Seitenzahl: 120
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OM C. Parkin
Das Erwachen des schlafenden Elefanten
Originalausgabe:
advaitaMedia – Weisheit aus der Stille
Am Gutspark 1, D-23996 Saunstorf
www.advaitamedia.com
Die Herausgabe dieses Buches wurde durch die finanzielle Unterstützung von Beatrice Kalal ermöglicht.
Lektorat: Dr. Rüdiger Porep
Gestaltung Cover, Satz: Katja Dorow-Schwart
Druck und Bindung: C. H. Beck
© 2021 advaitaMedia GmbH
1. Auflage 2021
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-936718-63-8
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige, auch elektronische Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
TEIL I
VORTRAG
Das Erwachen des schlafenden Elefanten – Der Mensch auf dem Großen Pfad ewiger Weisheit
TEIL II
DIALOGE
Das Erwachen des schlafenden Elefanten
APPENDIX
Weisheitslehre im Digitalen Zeitalter – Ist das verborgene Wissen der Befreiungslehren digital vermittelbar?
Anmerkungen
Der Autor
Vorwort
Das hier neu vorgelegte Buch ‚Das Erwachen des schlafenden Elefanten – Der Mensch auf dem Großen Pfad ewiger Weisheit‘ mit erweitertem Text trägt dem zunehmenden Interesse spirituell Suchender Rechnung, sich diesem Thema in differenzierterer Weise zu widmen. Eine Vielzahl von öffentlichen Zusammenkünften vermeintlich Erwachter und von Erleuchtungskonferenzen, live und im Internet, offenbart Unschärfen bis hin zur Verwässerung, was ernsthafte Suchende irritiert und verwirrt. Wer die Grenzen seiner Unterscheidungsfähigkeit erkennt und anerkennt, wird nicht jedem „spirituellen Lehrer“ kritiklos folgen. Er wird nach Klarstellung und Orientierungshilfe durch einen spirituellen Meister suchen. Dem dient dieses Buch.
Gegründet in der Ewigen Philosophie, der philosophia perennis, die die Essenz der Weisheitslehren aller Zeiten und Kulturen vereinigt, bietet OM C. Parkin unbestechliche Orientierung. Ohne Zweifel bekannt ist, dass Erwachen nicht gleich Erwachen ist, sondern dass es Stufen des unvollständigen Erwachens gibt, die von einer finalen Realisation des SELBST zu unterscheiden sind. Traditionell haben immer und überall (mit extrem seltenen Ausnahmen) Schüler in Demut autorisierte Lehrer um Überprüfung ihres Status gebeten und von ihnen die Bestätigung des Erwachens und die Lehrerlaubnis erhalten – oder eben auch nicht. Neben der Überprüfung durch einen äußeren Lehrer ist auch eine beständige Selbstüberprüfung durch den ‚inneren Lehrer‘ möglich, der sich in einem Reifungsprozess simultan mit wahrer Schülerschaft entwickelt. Diese Selbstüberprüfung erfordert Demut bei offenem Herzen und große innere Reinheit, eine sehr hohe Anforderung für den arroganten westlichen Geist. Nur wenn diese Ordnung geachtet wird, ist Missbrauch durch selbsternannte Lehrer unterbunden.
Teil I des Buches ist ein grundlegender Vortrag von OM C. Parkin, ursprünglich betitelt ‚Der Weg des Erwachens‘. Der Vortrag korrespondiert mit seinem Lehrbuch ‚Intelligenz des Erwachens – Die spirituelle Neugeburt des Menschen‘, dessen Studium denjenigen empfohlen wird, die tiefer in das Thema und die Weisheitslehre eindringen wollen.
Teil II des Buches besteht aus einem Dialog zum Thema ‚Was ist Erwachen?‘. Um die Komplexität des Geschehens zwischen Erwachenserfahrung(en) und letztendlicher Realisation des SEINS im SELBST umfassender zu beleuchten, baten Schüler OM C. Parkin um ein Dharmagespräch, welches hier wiedergegeben wird.
Teil III, der aktuell angefügte Appendix mit dem Titel ‚Weisheitslehre im Digitalen Zeitalter – Ist das verborgene Wissen der Befreiungslehren digital vermittelbar?‘ beleuchtet die Frage, welchen Einschränkungen die Vermittlung der Weisheitslehren durch digitale Medien unterworfen ist. Die Pandemie, die 2020 begann, wurde zum Auslöser für diese Fragestellung, weil während deren Hochphase keine realen Treffen (Darshan) zwischen Lehrer und Schüler möglich waren. Welche gravierenden Folgen hat es für Suchende, wenn das unmittelbare Zusammensein mit dem Weisheitslehrer und Meister durch staatliche Autoritäten verboten wird? Zu diesen Fragen erhalten wir von OM C. Parkin tiefgreifende Auskunft.
In diesem Buch geht um ganzheitliches, integrales Verstehen. Die Gewohnheit, nur mental verstehen zu wollen, wird hier zum Hindernis. Die Botschaften richten sich an alle drei Intelligenzzentren (Bauch – Instinktzentrum, Herz – Fühlzentrum, Kopf – Mentalzentrum). Der authentische Weisheitslehrer sendet immer auf allen drei Ebenen. Nur der offene, stille Geist wird in vollständiger Anwesenheit die Botschaft umfassend empfangen können – der ‚open mind‘ oder der ‚Anfängergeist‘, wie ihn der große Zen-Lehrer Shunryu Suzuki nennt. Mit seinen Worten: „Wenn meine Rede zu Ende ist, ist Euer Hören zu Ende. Es ist nicht notwendig, sich dessen zu erinnern, was ich sagte. Es ist nicht notwendig zu verstehen, was ich sagte. Ihr versteht; Ihr habt das volle Verständnis in Euch selbst. Es gibt keine Schwierigkeit.“
Hier ist noch die Aufforderung an den Leser anzufügen, er möge nichts glauben und nichts bezweifeln, was in diesem Buch steht, sondern alles selbst prüfen, denn nur die Bestätigung durch die eigene innere Erfahrung und Erkenntnis ist der eigentliche Wegweiser auf dem inneren Erkenntnisweg. Zur Notwendigkeit eines äußeren Lehrers auf dem inneren Weg ein Zitat aus OMs Buch Intelligenz des Erwachens (s. Anm. 3, S. 359): Eine Schülerin Papajis (s. Anm. 9) drückte es so aus: „99% aller Westler sind arrogant. Diejenigen, welche nicht arrogant sind, brauchen keinen äußeren Lehrer. Ich war arrogant, deshalb brauchte ich einen.“
Mögen viele Menschen die Tiefe und Kostbarkeit des in diesem inhaltsdichten Büchlein Mittgeteilten empfangen und dadurch innere Orientierung erfahren.
Saunstorf, im April 2021Dr. Rüdiger Porep
Vortrag von OM C. Parkin
Es ist eine uralte Metapher, verwendet von inneren Meistern, den gewöhnlichen Menschen als einen schlafenden Elefanten zu bezeichnen. Die Schwere des Elefanten, seine Masse, beschreibt die träge Widerstandsfähigkeit seines in Selbstvergessenheit schlafenden Geistes gegen jede Form der Wandlung, sein Nachtragen des Alten. Ein selbsterkennender Mensch ist nicht mehr der, der er war: Alles wandelt sich, sein Charakter, seine Persönlichkeit, selbst sein Körper. Die Nachhaltigkeit des Ich als feste Bezugsgröße, sie war nur vorgetäuscht. Schlafende Elefanten können erwachen. Wie viele Menschen interessieren sich dafür? Und wie viele von denen, die sich dafür interessieren, sind bereit, dafür alles zu geben?
Ich möchte heute über die Grundpfeiler des Erwachensweges des Menschen sprechen und einige wesentliche Konzepte vorstellen, die im Verständnis dieses Weges wie Knotenpunkte alles zusammenfügen. Vorab ein paar Worte zum Hören dieses Vortrages: Das Beste ist, alles wieder zu vergessen. Es gibt eine Art bewussten Vergessens, sattvisches Vergessen1, im Gegensatz zum tamasischen Vergessen2, welches dumpf und betäubend ist, also unbewusst. Sattvisches Vergessen entspricht einem fortwährenden, bewussten Loslassen durch Nicht-Anhaftung, zugleich einer Anstrengungslosigkeit des Empfangens durch innere Transparenz. Und selbst dann, wenn verwendete Konzepte geistige Knoten im bisherigen Verständnis hervorrufen, ist es gut, sie einfach nur durchlaufen zu lassen und sich daran nicht festzuhalten.
Dieser Erwachensweg des Menschen beruht auf ewigen Wahrheiten und inneren Gesetzmäßigkeiten, die zu allen Zeiten und in allen Kulturen gelten. Sie galten vor 2000 Jahren, sie gelten heute und sie werden in 2000 Jahren auch noch gelten, und jene Lehre, die um diese ewigen Wahrheiten weiß und die inneren Gesetze kennt, diese Lehre nennt sich auch die Ewige Philosophie. Das ist eine Philosophie der Stille, das ist eine Philosophie des Herzens und diese Ewige Philosophie, die philosophia perennis, ist auch so etwas wie das Herz aller Religionen, welche die Menschheitsgeschichte jemals hervorgebracht hat. Die philosophia perennis, das ist jener Begriff, der alle inneren Lehren verschiedener Kulturen zusammenfügt, miteinander verbindet: die Zen-Lehre, die Advaita-Lehre aus Indien, die christliche Mystik u.a., und dieser Ewigen Philosophie wollen wir uns heute Abend zuwenden.
Nun gibt es ja unter spirituell Suchenden, das kann ich aus der Erfahrung mit Schülern bezeugen, nicht nur Widerstände, die sich an dem Begriff der Philosophie festmachen, es gibt sogar Anfeindungen, und es gibt nicht wenige Menschen, die glauben, es sei überflüssig auf dem Befreiungsweg, sich überhaupt der Philosophie zuzuwenden, so dass wir zunächst einige Missverständnisse aus dem Weg räumen müssen.
Einfachheit und Komplexität gemeinsam beschreiben die Weisheitslehre, welche ein Abbild der Realität ist.
Es gibt ja im Wesentlichen zwei Urteile, die zu dieser Abwehr führen, erstens: Sie ist zu mental, und zweitens: Sie ist zu kompliziert. Zu denjenigen, die glauben, sie sei zu mental, möchte ich sagen, dass sie nicht ausreichend unterscheiden zwischen einem mentalen Wissen und einer integralen Weisheit, die zwar auf den ersten Blick sehr ähnlich aussehen kann, aber sehr weit entfernt ist von mentalem Wissen. Und denjenigen, die behaupten die Philosophie sei zu kompliziert, möchte ich entgegnen, dass der Erwachensweg des Menschen zwei Aspekte hat: Erstens die große Einfachheit, also die größtmögliche Einfachheit, die sich jenseits der Vorstellungen eines denkenden Geistes auftut. Aber das ist nur die eine Seite. Wir müssen auch bereit sein, die andere Seite in Empfang zu nehmen, und das ist zweitens die Komplexität. Einfachheit und Komplexität gemeinsam beschreiben die Weisheitslehre, welche ein Abbild der Realität ist. Denn genauso ist die Realität: Einfach und komplex zugleich. Diese Dichotomie entspricht der Einheit in der Vielheit.
Wir müssen also grundsätzlich unterscheiden, und das tue ich auch in dem Lehrbuch Intelligenz des Erwachens3, zwischen einer theoretischen Philosophie und dem, was ich hier als die Ewige Philosophie beschreibe, einer Philosophie, die auf dem nackten, radikal-direkten Erfahrungs- und Erkenntnisweg beruht. In seinem Buch Die ewige Philosophie schreibt Aldous Huxley4: „Befreiung kommt nur durch die Erkenntnis zustande, dass die einzelne Seele eins mit der Weltseele ist. Sie wird weder durch Hatha Yoga, noch durch theoretische Philosophie, noch durch die Ausübung religiöser Riten oder durch bloße Gelehrsamkeit erlangt.“
Ich weiß, dass unsere Kultur den Begriff der Philosophie besetzt hat mit der theoretischen Philosophie, die eine Konstruktion des denkenden Geistes ist, und deswegen gibt es nicht wenige spirituell Suchende, die genug haben von all den großartigen theoretischen Lehrgebäuden akademischer Philosophen unserer Kultur. Und ich gebe ihnen recht, aber jetzt möchte ich, dass wir eine Unterscheidung einführen. Das wird auch bereits deutlich, wenn wir hören, wie Shankara5 aus dem 8. Jahrhundert, der für die Advaita-Lehre ungefähr dieselbe Bedeutung hat, wie die Kirchenväter für die christliche Theologie, wie also Shankara die drei großen Tugenden eines ernsthaften Schülers des Weges beschreibt:
Erstens die innere Stille, der stille Geist. Zweitens das, was er a childlike mind nannte, den Geist eines Kindes, im Zen auch der Anfängergeist genannt, und drittens, und das ist der Bogen zu meinen Ausführungen über Philosophie, hat er das Studium genannt, und damit meinte er das Studium der Schriften. Ist dieses Studium der Schriften eingebettet in eine ernsthafte Praxis des Weges, in Selbsterforschung, in Formen der Inneren Arbeit, dann kommt diesem Studium eine gänzlich andere Bedeutung zu – dann steht das Studium in Diensten des integralen Weges, in Diensten des Herzens. Und dann lernt der Schüler des Weges, was wirkliche Philosophie ist.
Der Erwachensweg trägt in sich ein großes Versprechen und ich würde sagen, er hält dieses Versprechen.
Der Erwachensweg trägt ja in sich ein großes Versprechen für die Menschen, und ich würde sagen, er hält dieses Versprechen. Ob die Menschen es halten, ist eine andere Frage. Er behauptet, es gibt einen natürlichen, wesenhaften Zustand des Menschen. Dieser Zustand ist frei, ewig, still und unpersönlich. Um diesen Zustand zu realisieren, braucht es im Wesentlichen nur eine Unterscheidung, eine große Unterscheidung, und das ist die Unterscheidung zwischen den – kleiner Hinweis auf Goethe – „zwei Seelen, ach, in meiner Brust“. Was sind das für zwei Seelen? Wir können sie einfach mit Ich und Nicht-Ich beschreiben. Dazu ein kurzes Zitat aus Intelligenz des Erwachens: „Wer ist dieses ‚Ich‘? Das Ich steht eigentlich für den persönlichsten, den intimsten, den nahesten, den innersten Ort des Menschen, das Subjekt selbst. Gibt es denn einen Ort, der uns näher wäre als ‚Ich‘? ‚Ich‘, das ist meine Wohnung, mein Zuhause, mein Ureigenstes, das Gegenteil von fremd. Gibt es einen Ort, an dem wir uns wohler fühlen könnten, an dem wir mehr zuhause sein könnten? Doch ist jeder, der im Inneren die Stimme erhebt und ‚ich‘ spricht, wirklich ich? Ist überhaupt jemand, der im Inneren die Stimme erhebt und sich mit dem Namen ‚Ich‘ vorstellt, wirklich ich?“
Ein paar Worte zu meinem eigenen Weg. Ich war schon als junger Mann auf der Suche nach dem, was hinter der Welt ist. Ich konnte mich an der Welt, also am Leben, nicht wirklich erfreuen, sondern habe eigentlich, im Nachhinein würde ich das in dieser Klarheit ausdrücken, eine leidvolle Zeit erlebt. Was sich später als großes Glück erwies. Ich hatte bereits als 18jähriger einen spirituellen Lehrer, hatte viele Lehrer im Laufe der Zeit, alle mit einem begrenzten Verständnis, aber mit einer wertvollen Lehre für einen Wegabschnitt, bis dann im Jahre 1990 ich dem Tod begegnet bin durch einen sehr schweren Autounfall, als dessen Folge ich klinisch tot war für zwei Tage. Und das, was dann anders war, als das Bewusstsein wieder zur Welt erwachte, konnte ich niemandem beschreiben. Ich war plötzlich auch nicht mehr mit den Menschen verbunden, sondern befand mich in einem Zustand vollständiger innerer Verbundenheit, großen Alleinseins ohne Isolation. Ich konnte niemandem in Worten beschreiben, was da eigentlich geschehen war. Sie hörten mich auch nicht und sie sahen mich nicht. Ich hatte das Gefühl, eine Tarnkappe auf zu haben und für sie unsichtbar zu sein. Ich war nicht mehr dieser Körper, ich war durchsichtig, ausgedehnt, überall. Wir haben ja von Nahtoderfahrungen gehört, oder bei Elisabeth Kübler-Ross6 gelesen, was Menschen während der Nahtoderfahrung erleben: außerkörperliche Erfahrungen und Tunnel, wo am Ende das Licht erstrahlt und ähnliches. Das sind sogenannte Nahtoderfahrungen, die sich leicht beschreiben lassen, aber die eigentliche Todeserfahrung ist von gänzlich anderer Natur. Ich habe dann, Anfang/Mitte der 90er Jahre angefangen zu lehren, habe 15 Jahre lang Satsang gegeben, später Darshan, bis klar wurde, dass der formelle Satsang nicht ausreichend war, um die Weisheitslehre umfassend zu vermitteln. Wenn man mich vor zehn Jahren gefragt hätte: „Was ist das Ziel des Erwachensweges des Menschen?“, dann hätte ich eine andere Antwort gegeben als heute. Ich hätte damals gesagt: die Erkenntnis des SELBST. Eine eindeutige Antwort. Heute würde ich eine vollständigere Antwort geben, die auf den drei großen Pfeilern der Weisheitslehre beruht. Ich würde antworten:
Die Realisation des allumfassenden SELBST, also das ewige Leben in seiner Dreifaltigkeit von Sein, Bewusstsein, Glückseligkeit – im Hinduismus heißt es S
at-Chit-Ananda
.
Die Verwirklichung des höchsten mensch–lichen Potentials. Das ist das, was ich die
zweite Inkarnation
nenne. In manchen inneren Lehren wird das als die Erlangung des Zustandes
erwachsenen Menschseins
bezeichnet, was ich jedoch nur als einen Teilaspekt der
zweiten Inkarnation
begreife.
Das Wissen um die Evolution/Involution. Das ist das Wissen um den großen kosmischen Kreislauf, um die Entfaltungsstufen des Bewusstseins, um die große hierarchische Ordnung, wo alles, was geschieht, alles was sich manifestiert, an seinem Platz steht, alles an seinem Platz in der
Großen Ordnung
.
Das sind die drei großen Pfeiler der vollständigen Weisheitslehre: Die Philosophie des Seins und die Philosophie des Werdens vereinigen sich und bilden im Menschen so das eine, große, innere Wissen um das Eine im Vielen.