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Der Weisheitslehrer OM C.Parkin beleuchtet aus der Perspektive der ewigen Philosophie Wirkung und Folgen der digitalen Revolution. Er zeigt auf, dass die Angst vor der Begrenztheit, vor der Sterblichkeit der Menschen, die sich in der individuellenAngst vor dem Tod äußert, zu einer inflationären Beschäftigung mit dem Unwesentlichen führt. Mit dem Eintauchen in die sich stetig beschleunigende virtuelle Welt entfernt sich die Menschheit immer mehr von denm tiefen Wunsch nach letzter Erkenntis, die allein Seelenfrieden verheißt. Die gute Nachricht: Heilung ist möglich, wenn wir die Ursache der fehlleitenden Antriebe erkennen und uns auf unsere wahre Bestimmung besinnen - die Verwirklichung des wahren menschlichen Potenzials.
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Seitenzahl: 53
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OM C. Parkin
Das digitale Zeitalter aus Sicht der Weisheitslehre
Originalausgabe:
advaitaMedia – Weisheit aus der Stille
Am Gutspark 1, D-23996 Saunstorf
www.advaitamedia.com
Lektorat:
Dr. Rüdiger Porep
Gestaltung Cover, Satz:
Christoph Konradi, www.konradi.com
Druck und Bindung:
CPI books GmbH, Leck
© 2017 advaitaMedia GmbH
1. Auflage 2017
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-936718-42-3
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige, auch elektronische Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten.
Das digitale Zeitalter aus Sicht der Weisheitslehre
Anmerkungen
OM C. Parkin
Gut Saunstorf - Ort der Stille Das moderne Kloster.
Es gibt die sogenannte „digitale Revolution“, die ausgelöst wurde durch die Erfindung des Computers, und es gibt einen Begriff, der damit verbunden ist, nämlich die „Zweite Moderne“. In der „Ersten Moderne“ ging es darum, dass Muskelkraft durch Dampfmaschinen ersetzt wurde und jetzt in der „Zweiten Moderne“ geht es darum, dass die Denkleistung des Menschen durch künstliche Intelligenz ersetzt wird.
Wohin entwickeln wir uns?
OM: Weiß ich nicht. Aus Sicht der ewigen Weisheitslehre ist das digitale Zeitalter keine Revolution, es ist nicht einmal eine Referenz. Die digitale Revolution wird die Außenwelt sehr stark verändern, zum Guten, wie zum Schlechten, das ist sicher. Und sie markiert auch einen Schritt in der menschlichen Evolution. Doch die ewige Weisheitslehre und ihre Gesetzmäßigkeiten werden davon gänzlich unbeeindruckt bleiben. Angeführt wird diese Revolution von idealistischen Menschheitsbeglückern aus dem Silicon Valley in Kalifornien, die gemeinsam ein großes Missverständnis teilen. Sie alle unterliegen einer gravierenden Innen-/Außen-Ebenenverwechslung.
Das ist ein ziemlich sperriger Begriff, den Du öfter verwendest. Bedeutet es, dass sie Innen und Außen nicht unterscheiden können?
Im denkenden Geist der digitalen Welteroberer herrscht der Glaube an eine religionssubstituierende Heilslehre für die gesamte Menschheit durch technologischen Fortschritt. In meinen Worten: Sie verwechseln die scheinbar unendlichen, kreativen Möglichkeiten der digitalen Revolution und die lebensverbessernden Umstände für viele Menschen weltweit, die sie schaffen können, mit einem Erwachensweg für die Menschheit. Ein Erwachensweg ist ein innerer Weg und die führenden Köpfe dieser Revolution wissen vermutlich nicht einmal, was ein innerer Weg ist. Weißt du eigentlich, warum mir Apple so unsympathisch ist?
Weshalb ist Dir Apple so unsympathisch?
Nicht, das die Produkte schlecht sind. Im Gegenteil. Es ist der Geist. Apple ist ein gutes Beispiel für das, was ich in dem Buch Intelligenz des Erwachens1 den „Abstieg des Sakralen in die Dumpfheit der materiellen Welt“ genannt habe. Sie betreiben bewusst eine Mystifizierung, eine quasi-religiöse Ereiferung über ein Produkt, das letztlich niemand braucht. Ein gutes Beispiel war ihre Werbung für ein neues iPhone: „Wenn du kein iPhone hast, hast du kein iPhone.“ Das ist reiner Größenwahn. Daraufhin hat ein Künstler am Altonaer Bahnhof in Hamburg eine Installation arrangiert mit einem überdimensionalen iPhone, auf dem stand die abgewandelte Werbebotschaft: „Du hast keine Seele, aber du hast ein iPhone.“ Aus Sicht der Realität2 ist es vollkommen unwesentlich, ob es ein iPhone gibt, oder nicht. Mir ist es gleichgültig. Es ist ein Zeugnis seelischer Armseligkeit und hochgradiger Naivität, wenn Kaufwillige die Nacht vor dem Apple-store verbringen, um als Erste das neue Modell in den Händen zu halten. Die Folge dieser Mystifizierung ist, dass viele (sich minderwertig fühlende) Besitzer eines Apple-Produktes glauben, ein Totem in den Händen zu halten, was mit einer Kraft aufgeladen ist, welche den Wert und die Bedeutung ihres Ich-Geistes erhöht.
Dieser Abstieg des Sakralen, der von vielen Unternehmen (die allesamt irgendetwas herstellen, was letztlich niemand braucht) werbetechnisch ausgeschlachtet wird, ist ein rein blasphemischer Akt, initiiert von Menschen, welche in ihrer eigenen geistigen Welt selbst diesen Abstieg des Sakralen in eine mehr oder minder sinnentleerte, verflachte Welt durchmachen. Dieser Abstieg führt ganz zwangsläufig in eine Innen-/Außen-Ebenenverwechslung.
Dass die Denkleistung des Menschen in der „zweiten Moderne“ durch künstliche Intelligenz ersetzt wird, wie du es in der Frage formulierst, das hat ja durchaus viele Vorteile. Es bedeutet beispielsweise, dass wir das Wissen des Bekannten nicht mehr alles in unserem Geist (ein Hirnforscher würde sagen: in unserem Gehirn) abspeichern müssen. Wenige Tastenklicks reichen aus, um es aus dem Internet zu fischen. Künstliche Intelligenz ist eigentlich eine Entlarvung des denkenden Geistes als eine Maschine mit ungenügenden Eigenschaften. Wir könnten uns also auf das Wissen des Wesentlichen konzentrieren, jenes Wissen, welches im Internet nie zu finden sein wird: Das Wissen um das SELBST.
Du hast das digitale Zeitalter auch als eine Sublimierung des technokratischen Zeitalters bezeichnet. Bedeutet das aus der Sicht der Weisheitslehre auch einen kollektiven Entwicklungsschritt, eine evolutionäre Erhöhung?
Die Einleitung des digitalen Zeitalters ist auch – potentiell – die äußere Widerspiegelung eines kollektiven Zurücklassens der Entwicklungsstufe rein rationaler Intelligenz. Die Grenzen linearen Denkens werden gesprengt und die nächste Stufe der Bewusstseinsentwicklung, die integral-aperspektivische wird eingeläutet. Ein Begriff, der von dem Bewusstseinsforscher Jean Gebser3 stammt. Über diese Bewusstseinsstufe schreibt er in seinem Hauptwerk Ursprung und Gegenwart (Erster Teil), S. 167: Darunter verstehen wir „… den Vollzug einer Gänzlichung, d.h. die Wiederherstellung eines unverletzten, ursprünglichen Zustandes unter bereicherndem Einbezug aller bisherigen Leistung. … die Wiederherstellung der „Größe“ Mensch.“ Er beschreibt damit die Integration des Geistes in das Gesamtkunstwerk Mensch. Wie kann also die digitale Revolution dazu beitragen, die Entwicklungsstufe rein rationaler Intelligenz zurückzulassen?
Das digitale Zeitalter ist auch „das Zeitalter der Information“, denn eines seiner Wesensmerkmale ist ja die immer komplexere Vernetzung, die Zurverfügungstellung und die Verbreitung von Information. Information ist der Inhalt der geistigen Welt. Das heißt, das Wesen des digitalen Zeitalters ist geistiger Natur. In der inneren Ordnung der Evolutionslehre menschlichen Bewusstseins ist damit der endgültige Aufstieg in das dritte Gehirn und der potentielle Aufstieg des menschlichen Bewusstseins in das Reich des Subtilen gemeint. Sublimierung meint einen evolutiven Aufstieg in Richtung einer Geistigung des Menschen, der sich aus den Anhaftungen der grobstofflichen Welt befreit hat. Geistigung ist also die Weitung und Verfeinstofflichung menschlichen Bewusstseins, ein Verwirklichungsziel menschlicher Evolution, gelehrt von Mystikern aller Zeiten. Eigentlich müsste ich all das jedoch im Konjunktiv beschreiben, denn die digitale Revolution ist für die Masse erst einmal kein Anzeichen einer Geistigung, wie sie nur auf einem inneren Weg erlangt werden kann, sondern vielmehr ein Zeichen von Ver-Geistigung. Vergeistigung ist die faule Frucht eines entkoppelten, eines desintegrierten Entwicklungsweges des Menschen, der sich im Labyrinth einer virtuellen, geistigen Welt verliert, weil all diejenigen Entwicklungsstufen, welche das Fundament einer krönenden Geistigung