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Exil unter Palmen. Für deutsche Literaten und Maler war die Côte d’Azur seit Jahrhunderten ein Magnet der Sehnsucht. Bis 1933. Danach wurde die Küste mit der poetischen Patina zur Zuflucht vieler deutscher Künstler, Sanary-sur-Mer zum geistigen Zentrum der Emigration. Thomas Mann lebte hier und Lion Feuchtwanger, Ludwig Marcuse, Franz Werfel, Bruno Frank. Viele heimatlos gewordene Künstler machten als Besucher Station: Bertolt Brecht, Heinrich Mann, Arnold Zweig, Stefan Zweig, Egon Erwin Kisch. Sanary-sur-Mer war zum Wartesaal geworden, zum Sinnbild der Verlorenheit.
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Seitenzahl: 360
Manfred Flügge, geboren 1946, studierte Romanistik und Geschichte in Münster und Lille. Von 1976 bis 1988 war er Dozent an der Freien Universität Berlin. Heute lebt er als freier Autor und Übersetzer in Berlin.
2014 erhielt er den »Literaturpreis Hommage à la France der Stiftung Brigitte Schubert-Oustry« und in Cognac den Prix Jean Monnet du Dialogue Européen.
Veröffentlichungen (Auswahl): »Gesprungene Liebe. Die wahre Geschichte von ›Jules und Jim‹«, »Die vier Leben der Marta Feuchtwanger«, »Stéphane Hessel – ein glücklicher Rebell«, »Das Jahrhundert der Manns« und zuletzt »Stadt ohne Seele. Wien 1938«.
Im Aufbau Verlag sind seine Bücher »Die vier Leben der Marta Feuchtwanger«, »Das Jahrhundert der Manns«, »Stadt ohne Seele. Wien 1938« und »Das flüchtige Paradies. Deutsche Schriftsteller im Exil an der Côte d’Azur« lieferbar.
Exil unter Palmen.
Für deutsche Literaten und Maler war die Côte d’Azur seit Jahrhunderten ein Magnet der Sehnsucht. Bis 1933. Danach wurde die Küste mit der poetischen Patina zur Zuflucht vieler deutscher Künstler, Sanary-sur-Mer zum geistigen Zentrum der Emigration. Thomas Mann lebte hier und Lion Feuchtwanger, Ludwig Marcuse, Franz Werfel, Bruno Frank. Viele heimatlos gewordene Künstler machten als Besucher Station: Bertolt Brecht, Heinrich Mann, Arnold Zweig, Stefan Zweig, Egon Erwin Kisch. Sanary-sur-Mer war zum Wartesaal geworden, zum Sinnbild der Verlorenheit.
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Manfred Flügge
Das flüchtige Paradies
Deutsche Schriftsteller im Exil an der Côte d’Azur
Inhaltsübersicht
Über Manfred Flügge
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Wintermärchen mit Palmen Die Odyssee einer Heine-Statue
Die Küste der Fremden
Kurze Geschichte von Sanary
Die Hauptstadt der deutschen Literatur im Exil
Englische Autoren in Bandol und Sanary
Die Geheimnisse von Sybille Bedford und Eva Herrmann
William Somerset Maugham: Schattenmann in der Sonne
Der Midi der Maler
Die Kunst des Sehens Julius Meier-Graefe
Walter Bondy Maler und Fotograf des Exils
Falsche Fremde René Schickele und Annette Kolb
Die Manns an der Côte d’Azur
Heimliche Herrscher Lion und Marta Feuchtwanger
Fry, Bingham, Sharp Die amerikanischen Retter von Lion und Marta Feuchtwanger
Lisa Fittko Engagement und Zeugenschaft
Exzesse des Herzens Bruno und Liesl Frank
Zwölf Fenster Franz Werfel und Alma Mahler-Werfel
Arzt auf Abwegen Friedrich Wolf
Jules ohne Jim Franz Hessel
Göttinnen, Sozialisten, Sommergäste
Mireille Podchlebnik Sanary-sur-Mer
Literaturverzeichnis
Dank
Personenregister
Bildnachweis
Impressum
in memoriam Camille Bondy
(28.11.1910–25.12.2009)
Camille Bondy im Jahr 2005. (Foto: Nathalie Huet)
»Über die Zeitereignisse sage ich nichts; das ist Universalanarchie, Welt-Kuddelmuddel, sichtbar gewordener Gotteswahn.«
Heinrich Heine, 1848
»Wo wird einst des Wandermüden / Letzte Ruhestätte sein? / Unter Palmen in dem Süden? / Unter Linden an dem Rhein?«, fragte sich Heinrich Heine schon in einem frühen Gedicht. Und doch schien ihm die Antwort nicht so bedeutsam zu sein, Gottes Himmel umgebe ihn überall, jeder Ort auf der Welt würde von den Sternen beschienen. Das klingt gefasst, ja ergeben, aber es war doch nur die Ahnung, dass in seiner Nachgeschichte wie schon in seinem Leben von Ruhe und Ankommen keine Rede wäre.
Sanary-sur-Mer, um 1925.
Heine ist der Schutzpatron aller deutschen Künstler und Autoren, für die Frankreich bedeutsam wurde als geistige und ästhetische Inspiration wie als politische Zuflucht. Auf dem Pariser Friedhof Montmartre schaut sein melancholisch geneigtes Haupt von einer Stele auf seine Grabstätte herab. Ein dänischer Bildhauer hat dieses schöne Werk geschaffen, das auf die bange Frage des Dichters eine Antwort zu geben scheint. Aber eine andere Heine-Statue desselben Künstlers brachte eine wahre Odyssee hinter sich, die auf ihre Weise die deutschen Widersprüche, Sonderwege und Katastrophen spiegelt, auch die Vertreibung und die unmögliche Heimkehr der deutschen Künstler, die selbst in der Fremde den Traum von einem besseren Deutschland nicht aufgegeben hatten und der deutschen Sprache die Treue hielten.
Auch Statuen haben ihre Exilgeschichten, wie jene, die Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837–1898; im Kreis der Ihren Sisi genannt, auf den Leinwänden der Welt aber Sissi) zu Ehren ihres Lieblingsdichters aufstellen ließ. Die einstige bayerische Prinzessin war eine rastlose Reisende; auch die Côte d’Azur hat sie mehrfach besucht, wo sie die Bucht von Villefranche und Cap Martin bei Menton besonders schätzte. Ihre letzte Ruhestätte würde die Kapuzinergruft in Wien sein, das wusste man von vornherein, ihren gewundenen Lebensweg und ihr tragisches Ende konnte niemand ahnen.
Die Kaiserin war nicht nur eine Spitzensportlerin (im Geländereiten), sie war auch eine Dichterin. Ihr Vorbild war Heinrich Heine, dem sie in ihren Versen nacheiferte, die sie kaum jemandem zeigte. Dass Heine immer wieder das Objekt von Hasskampagnen wurde, focht sie nicht an; auf die öffentliche Meinung gab sie ohnehin nichts. Und so engagierte sie sich, als im Jahre 1887 in Heines Geburtsstadt Düsseldorf ein Denkmalsstreit entbrannte. Der Genie- und Denkmalkult, der bald nach der Franzosenzeit in Mitteleuropa entstanden war, erreichte nach der Reichseinheit 1871 einen Höhepunkt. Wie es um dieses Reich bestellt war und welche düsteren Wolken hier schon aufzogen, wurde durch die Auseinandersetzung um Heine grausam deutlich.
Das 2011 restaurierte Heine-Denkmal im Parc Fréderic Mistral, Le Mourillon, Toulon. (Foto: Bernard Hannotin)
»Mein Ruhm schläft noch in den Marmorbrüchen von Carrara«, schrieb Heine schon 1826. Sein eigentliches Denkmal sei das stattliche Haus seines Verlegers Julius Campe in Hamburg, den der Erfolg seiner Gedichtbände reich gemacht habe. Campes Haus sollte zum Schauplatz in der Geschichte von Heines Bildnis werden.
In Düsseldorf bildete sich im Herbst 1887 ein Komitee für die Errichtung eines Heine-Denkmals, zu dessen 28 Mitgliedern auch der Bürgermeister Ernst Lindemann gehörte. Man wollte den Dichter der Liebesgedichte und Balladen ehren und alles Politische, vor allem die Preußen-Kritik, heraushalten. Der Dichter Paul Heyse warb für die Statue, indem er die Düsseldorfer bat, Heines menschliche Makel zu vergessen – eingedenk dessen, »was heute von ihm noch in deutscher Sangeslust und deutschem Sangesschmerz durch die Saiten unserer vaterländischen Harfen rauscht«. Nationalisten und Antisemiten konnte solche Entpolitisierung freilich nicht besänftigen.
Die österreichische Kaiserin trat dem Komitee bei und war bereit, sich an den Kosten zu beteiligen. Sie schrieb Verse, in denen sie für den Plan warb, dem Dichter unsterblicher goldener Lieder den Dank »eines ganzen Volkes« abzustatten. Doch das Volk erwies sich als undankbar. Die Gegner lancierten wütende Pamphlete. Das Sündenregister des Dichters sei lang: Er habe alles Heilige verspottet, sei vaterlandslos gewesen, habe Napoleon verehrt und Frankreich geliebt, sei ein politischer Querulant und überhaupt ein viel zu sinnlicher Bursche gewesen. Und natürlich vergaß man nicht, dass er ein Jude war; Heine selbst hatte vom »nicht abzuwaschenden Juden« gesprochen. Wiener Hetzblätter schrieben, nur Juden und Judenknechte könnten sich für diesen schamlosen Menschen begeistern. Ein Artikel aus jenen Tagen nannte Heine den »Schmutzfink im deutschen Dichterwalde«. Heinrich von Treitschke bezeichnete seine Zeitgedichte als »blödsinniges Wutgeheul jüdischen Hasses«, Juden in andern Ländern hätten ihre Heimat nicht so mit Dreck beworfen (sie hatten wenig Grund dazu, und Wutgeheul machten doch nur Leute wie er, die nicht einsahen, dass die »National-Servilisten«, wie Heine sie genannt hätte, Deutschlands wirkliches Unglück waren). Aus Düsseldorf wandte man sich sogar an Fürst Bismarck in Berlin, der aber ließ wissen, er schätze den Dichter, man möge nicht vergessen, dass neben Goethe nur Heine als gleichrangiger Liederdichter genannt werden dürfe.
Albert Wolff schrieb im April 1888, Heine werde noch lange nach seinem Tod vom Hass der schwachköpfigen Reaktion verfolgt, die sich auf die Dummheit der Menschen stütze. Diesen Artikel druckte auch Le Figaro in Paris. Die Schriftsteller Émile Zola und Alphonse Daudet sprachen sich für das Denkmal aus, der Antisemit Édouard Drumont polemisierte gegen die Judenliebe mancher Herrscher (womit er Sisi meinte). In Deutschland war oft zu hören, ein Heine-Denkmal gehöre eher nach Frankreich.
Der Kunsthistoriker Franz Sandvoss nannte Heine einen »Pfahl in unserem Fleische«, er sei »der Prototyp des modernen entarteten Judentums«, eine Heine-Statue wäre eine »Schandsäule für das deutsche Volk«. Einer der Abonnenten der Zeitschrift Der Kunstwart, die diese Schmähschrift druckte, kündigte erbost: Friedrich Nietzsche. Für ihn war Heine wie nur wenige Deutsche ein europäisches Ereignis. »Den höchsten Begriff vom Lyriker hat mir Heinrich Heine gegeben. Ich suche umsonst in allen Reichen der Jahrtausende nach einer gleich süßen und leidenschaftlichen Musik. Er besaß jene göttliche Bosheit, ohne die ich mir das Vollkommene nicht zu denken vermag.« Das schrieb Nietzsche 1888 in Ecce Homo.
Im Juli 1888 stimmte der Stadtrat in Düsseldorf ab: 11 Stimmen für ein Heine-Denkmal, 11 dagegen. Zwar gehörte Bürgermeister Lindemann zu den Befürwortern, doch in der Sache änderte sich nichts. Das lag auch daran, dass der österreichischen Kaiserin die Entwürfe von Ernst Herter nicht gefielen. Er hatte einen Brunnen vorgeschlagen, dessen Mittelsäule von einer Loreley-Figur gekrönt wurde. Ein Abbild Heines war nur als Relief auf dem Säulenschaft vorgesehen, dafür spielten im Wasser drei nackte Nixen – als Verkörperung von Lyrik, Melancholie und Satire. Im Januar 1889 hieß es aus Wien, der Kaiser und die Kaiserin wollten nicht mehr in Zusammenhang mit dem Projekt genannt werden. Hatte sich Sisi der Staatsräson oder politischem Druck gebeugt? Sie hatte eigene Pläne, die sie in aller Stille verfolgte.
Der fruchtlose Streit in Düsseldorf dauerte noch einige Jahre. Schließlich zog sich der Bürgermeister aus dem Komitee zurück. Inzwischen plante man ein Denkmal für die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71, was natürlich als Gegenaktion zu dem Heine-Plan gedacht war. Der sterbende Soldat mit Löwe, entworfen von Carl Hilgers aus Berlin, wurde zügig erstellt und ist noch heute zu sehen. Eine Zeitung in Wien resümierte: »Uns scheint, Heines Denkmal wird wie der ewige Jude ohne Ruhe und ohne Rast wandern müssen.« Die Antisemiten sorgten dafür, dass es so kam.
Der von Sisis Absage enttäuschte Herter warb weiterhin für seine Entwürfe. Interesse regte sich in Kreisen deutscher Auswanderer in New York. Schließlich gab der Gesangsverein Arion, beheimatet in der Bronx, damals ein Deutschen-Viertel, bei Herter den von ihm entworfenen Loreley-Brunnen in Auftrag. Am 8. Juli 1899 wurde die »Lorelei Fountain« an der Ecke Mott Avenue/161. Straße Ost eingeweiht. Viele deutsche Vereine waren mit ihren Fahnen aufmarschiert, heimatverbunden und patriotisch ehrte man den Dichter.
Aber auch in New York erlebte dessen Abbild keine stillen Tage. Der Frauenvereinigung der Christian Temperance Union missfielen die nackten Nymphen, die sehr bald beschädigt wurden, so dass man Polizisten mit der permanenten Bewachung beauftragen musste. Um 1960, als jene Ecke der Bronx zum Viertel für arme Latinos geworden und reichlich heruntergekommen war, hatte auch der inzwischen weiß übermalte Brunnen, oder was von ihm übrig war, schwer zu leiden. Zwischen 1997 und 1999 wurde er mit Spendengeldern restauriert und neu aufgestellt, fordert seither aber immer wieder die Graffiti-Aktivisten heraus.
Zurück zu Sisi. Ihr Eintreten für Heine trug der Kaiserin eine Hetzkampagne in der völkischen und nationalistischen Presse ein, nur die liberale Presse rühmte ihr Engagement. Als Antwort an die Gegner ihrer Initiative (darunter wohl auch ihr kaiserlicher Gemahl Franz Joseph) schrieb sie ein Gedicht, in dem sie ihre Kritiker mit bellenden Hunden verglich. Es sollten noch manche Hunde bellen in dieser Sache, aber Sisi ließ sich davon nicht beeindrucken. Ihre unbegrenzten finanziellen Mittel machten sie unabhängig. Sie empfing einen Verwandten Heines und ließ sich sagen, welches der erhaltenen Porträts dem Dichter am ähnlichsten sei.
Ein österreichischer Konsul hatte die Kaiserin 1888 auf eine alte Villa mit Park auf der Insel Korfu aufmerksam gemacht. Sisi erwarb das Terrain und ließ dort einen Palast mit 128 Zimmern bauen, den sie Achilleion nannte. Sie holte Herters Büste des Sterbenden Achill aus dem Park von Schloss Lainz nach Korfu und ließ sie dort aufstellen. Sie habe diesem Helden ihren Palast geweiht, erklärte sie ihrem Griechischlehrer und Vertrauten Constantin Christomanos, »weil er für mich die griechische Seele personifiziert und die Schönheit der Landschaft und der Menschen. […] Er war stark und trotzig und hat alle Könige und Traditionen verachtet und die Menschenmassen für nichtig gehalten […]. Er hat […] nur seinen Träumen gelebt, und seine Trauer war ihm wertvoller als das ganze Leben.« In diesem trotzigen und tragisch früh gestorbenen Helden spiegelte sie sich selbst. Im Garten sollte auch die Statue ihres Lieblingsdichters einen würdigen Platz finden. Sie griff auf einen Entwurf zurück, den der dänische Bildhauer Hasselriis 1873 in Leipzig publiziert hatte.
Louis Hasselriis (1844–1912) wurde in Hillerød geboren, einem kleinen Ort nördlich von Kopenhagen. Er studierte an der dänischen Akademie von 1859 bis 1866 und lebte seit 1869 in Rom. Bis zu seinem Lebensende stellte er immer wieder in Kopenhagen aus, wo man heute noch viele seiner Werke sehen kann, andere befinden sich in Dresden, Oslo und Stockholm. 1879 schuf er eine Figur von Søren Kierkegaard (die heute vor der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen steht), 1880 eine von Hans Christian Andersen für dessen Geburtsstadt Odense sowieso ein Kolumbus-Monument und 1903 eine Shakespeare-Statue. 1897 errichtete er eine monumentale Dänemark-Allegorie, die heute in einem Park in Kopenhagen eher versteckt wird.
Sein Heine-Entwurf zeigt nicht den schneidigen jungen Sänger der Liebe, sondern den »Lazarus«, den Leidenden der letzten Jahre, der die schmerzlichen Erfahrungen seines Lebens – politische Verfolgung, Zensur, Bespitzelung und schwere Krankheit – in Verse bannte. Im ersten Entwurf hält der im Hausmantel dasitzende Dichter die Masken der Musen des Tragischen und des Komischen in den Händen. In der für Sisi ausgeführten Fassung ist das Haupt nach unten geneigt, die rechte Hand liegt mitsamt der Schreibfeder auf dem Schoß, während die linke neben der Lehne schwebt und ein Blatt mit vier Versen hält: »Was will die einsame Träne? / Sie trübt mir ja den Blick – / Sie blieb aus alten Zeiten / In meinem Auge zurück.«
Die Marmorstatue mit einem Gewicht von 2250 Kilogramm und einer Höhe von 1,60 Meter wurde in Rom gefertigt, trat ihre erste Schiffsreise an und erreichte im September 1891 ihren Bestimmungsort auf der Adria-Insel. Vom Meer her sah man die weitläufige Anlage, man durchschritt ein Tor und stieg dann sachte aufwärts zu dem Hügel, den ein von sechs Säulen getragener Tempel krönte, dessen Dach eine Nike mit Lorbeerkranz zierte. In diesem kleinen Heiligtum wurde die Heine-Statue aufgestellt. Constantin Christomanos beschrieb sie so: »Sein Anblick ist immer erschütternd: In der Ewigkeit dieser Umgebung das Denkmal der Vergänglichkeit, die als solche ewig ist.« Die Kaiserin war glücklich: »Heine selbst würde mit diesem Platz zufrieden sein … Denn hier ist alles, was er liebte! Die schöne Natur, der lachende Himmel über sich, die prächtige Umgebung, Palmen, Zypressen und Pinien. Dort die Gebirge und hier unten das Meer, das er so liebte, diesen einzigen, labungsvollen Frieden.« Der Frieden war von kurzer Dauer.
Seinem Wunsch gemäß war Heinrich Heine, der sich ausgemalt hatte, wie er in Paris als Gespenst fortleben würde, nicht auf dem Friedhof Père Lachaise beigesetzt worden (auf dem Ludwig Börne ruht), sondern auf dem kleineren Friedhof von Montmartre (auf dem sich das Grab von Mozarts Mutter befindet). Auf Heines Grab stand zunächst ein flacher Stein mit Spitzbogen und schlichtem Namenszug. Spenden aus Wien ermöglichten 1901 eine Umgestaltung. Das mit Marmor eingefasste Grab für ihn und seine Frau schmückt seither eine Porträtherme des Dichters, mit der man Hasselriis beauftragt hatte. Das geneigte Haupt ähnelt stark seinem Werk für Sisi. Ein Foto von 1901 zeigt einen deutschen Männergesangsverein, viele Herren in Schwarz, die meisten mit Zylinder. Vermutlich singen sie die Loreley.
Nach der Ermordung von Elisabeth von Österreich in Genf 1898 durch einen italienischen Anarchisten erbte ihre Tochter Gisela das Anwesen in Korfu. Sie verkaufte es an den kaiserlichen Familienfonds. 1905 besichtigte der deutsche Kaiser Wilhelm II. die Insel. Nach einigen Verhandlungen erwarb er das Anwesen vom Wiener Hof. Er ließ auf der Insel eine Straße bauen und Telefonleitungen verlegen, vor allem aber die Heine-Statue wegschaffen. Dafür bestückte er 1910 den Park mit einem neun Meter hohen Koloss, dem »Siegenden Achill« von Johann Gätz, der leicht erkennen ließ, welche Richtung die deutsche Politik einzuschlagen gedachte. Die Antisemiten jubelten, der Mann mit der einsamen Träne habe die längste Zeit auf die Adria geblickt, der Simplicissimus druckte eine Karikatur, in der der überlebensgroße Heine sich von seinem Marmorstuhl erhebt und zum aufblickenden winzigen Kaiser sagt: »Bitte, nehmen Sie Platz!«
Heinrich Julius Campe, der Sohn von Heines Verleger, erwarb die Statue für 10000 Mark. Er bot sie der Stadt Hamburg als Geschenk an, doch der Senat lehnte ab, man schätze Heines »Bonbondevisenpoesie« nicht (aber Devisen schätzten die Hanseaten sehr wohl). Es war auch das übliche antisemitische Hundegebell zu hören. Dabei wollte man nicht nur den »vaterlandsfeindlichen« Dichter schmähen, auch der Verlegersohn hatte wegen seines Lebenswandels keinen guten Ruf bei den Pfeffersäcken. Er hatte sich von seiner französischen Frau Angèle scheiden lassen, die mit ihren Töchtern Gabrièle und Olivia wieder in Paris lebte.
Die Statue ließ Campe junior in einer Nische im Hof seines Kontorhauses Barkhof aufstellen, dem Sitz des Verlages in der Mönckebergstraße. Einer öffentlichen Aufstellung stand auch ein Parallelunternehmen im Wege, in dem Alfred Kerr und andere sich seit 1906 für ein eigenes Heine-Denkmal stark machten und diese »gebrauchte« Statue ablehnten (die kaum jemand gesehen hatte). Kerr fand viele Unterstützer, doch auch sein Vorhaben hatte keinen Erfolg.
Heinrich Julius Campe starb im Jahr 1909. Das Denkmal sorgte weiterhin für Aufregung. Es wurde besudelt und verhöhnt, schließlich mit Brettern abgedeckt – in Schutzhaft genommen, wie ein Zeitgenosse meinte. Im September 1925 beschloss der Magistrat der Stadt Altona, es zu übernehmen und würdig aufzustellen. Unter Klängen von Chopin-Musik und mit einer festlichen Rede des Bürgermeisters wurde das Heine-Denkmal am 2. Juni 1927 eingeweiht. Es stand nun in einem achteckigen Turm, auf einem Hügel inmitten des Geländes der Gartenbauausstellung von 1914, Donners Park genannt. Es blieb ein kurzes Zwischenspiel.
Inzwischen hatte sich Campes Witwe in Erinnerung gebracht, die noch eine Wohnung in Hamburg besaß. Sie hatte ihre Besitzansprüche angemeldet, die nach ihrem Tod (1930) an ihre Töchter übergingen. Campes Tochter Olivia, verheiratet mit dem Franzosen Edmond Bouchard, der aus Toulon stammte und dort ein Theater besaß, erhielt die Statue zugesprochen. Im Jahr 1939 beauftragten die Bouchards den Anwalt Alfred Engel, sich um den Abtransport ihrer Hamburger Besitztümer zu kümmern. Ihr Hab und Gut gelangte mit dem Schiff Provida nach Marseille, darunter auch die Skulptur. So verließ die Heine-Statue das Land der verbannten und verbrannten Dichter und wurde von Frankreich gerettet, wie so viele Künstler.
Von Marseille wurde die Statue mit einem Lkw nach Toulon gebracht. Der Fuhrunternehmer Filippi berechnete dafür 1978 Francs. Edmond Bouchard machte das Kunstwerk seiner Heimatstadt Toulon zum Geschenk, nachdem Bürgermeister Paul Conte und Museumsdirektor Fontan zugestimmt hatten. Das Bildwerk sollte in einem Park im Stadtteil Le Mourillon am südöstlichen Stadtrand aufgestellt werden. Doch im September 1939 brach der Krieg aus, und die Statue wurde vergessen und in einem Depot untergestellt. Sie befand sich immer noch in ihrer deutschen Transportkiste mit den Aufklebern »Hamburg Hbf.«, »oben«, »unten«. Vielleicht haben sie die deutschen Besatzer deshalb verschont? Die Stadt hatten sie nicht verschont, sondern eine Trümmerwüste hinterlassen.
Die Bouchards hatten Toulon in den Kriegsjahren verlassen. Madame starb im Jahr 1951, ihr Mann im Frühjahr 1956. Einige Wochen vor seinem Tod hatte er den Dichter und Journalisten Pierre Caminade empfangen. Eigentlich wollte Bouchard ihm etwas über die Pläne zum Wiederaufbau seines im Krieg zerbombten Theaters sagen, aber er erwähnte auch die Statue. 1948 hatte man ihm versichert, sie befände sich an einem sicheren Ort.
Am 17. Februar 1956 beging man Heines 100. Todestag. Wenig später schrieben die Hamburger Anwälte Alfred Engel und Edgar Waege an Edmond Bouchard und fragten, ob die Statue nach Hamburg zurückgeholt werden könne. Pierre Caminade veröffentlichte in der Zeitung Le Petit Varois am 16. März 1956 einen Artikel über dieses Thema. Nach Hinweisen von Lesern entdeckte er mit seiner Frau Madeleine zwei Tage später die Statue in einem Depot im östlichen Stadtteil La Rode. In jener Halle hatte die Französische Republik bei Kriegsausbruch vorübergehend einige Emigranten als »feindliche Ausländer« interniert, darunter Lion Feuchtwanger.
Nun schaltete sich die Weltfriedensbewegung ein, aber auch die deutsche und die dänische Regierung rührten sich. Ende März 1956 versicherte der Bürgermeister von Toulon, dass die Statue Eigentum der Stadt sei und bleibe, und er kündigte ihre baldige Aufstellung an. Der vorgesehene Park in Le Mourillon war 1949 zu einem botanischen Garten (jardin d’acclimatation) von 8000 Quadratmetern umgestaltet und nach dem provenzalischen Dichter Frédéric Mistral benannt worden. Am 24. November 1956 wurde die Statue an ihrem neuen Platz unter exotischen Bäumen vor einer großen Menschenmenge, umringt von französischen und deutschen Fahnen, feierlich eingeweiht. Ansprachen hielten der Bürgermeister Le Bellegou und mit dem Senator Biermann-Ratjen auch ein Vertreter der Stadt Hamburg.
Es gab wiederholt Initiativen, die Statue nach Hamburg zurückzuholen, 1959 durch den Dichter Hans Henny Jahnn, 2001 durch den Schauspieler Christian Quadflieg. Das hatte immerhin zur Folge, dass man sich an ihre Odyssee erinnerte. Die Statue blieb aber in Toulon, wo sie mehrfach restauriert wurde. So wurden zwischen 2010 und 2011 im Auftrag der Stadt Schäden an Kopf und Händen repariert, die Statue wurde auf einen höheren Sockel gesetzt und steht nunmehr frei auf einer Wiese und nicht länger direkt unter Bäumen.
Die Geschichte des Heine-Denkmals in Deutschland sei die klassische Biographie eines Volkes, das einem seiner größten Poeten und Freiheitskämpfer die öffentliche Ehrung verweigerte, urteilte Ludwig Marcuse 1931 in seiner Heine-Biographie, zwei Jahre bevor er selbst ins Exil nach Sanary ging und der Dichter-Schmähung weitere schändliche Kapitel hinzugefügt wurden. In der Neuauflage von 1951 schrieb Marcuse, der Kampf um Heine habe ein Jahr lang die niedrigsten Instinkte der Deutschen ans Licht gebracht. In seinem Werk stecke aber auch die Kraft, die besten deutschen Triebe zu wecken.
Pierre und Mathilde Caminade mit der wiederentdeckten Heine-Statue, Toulon 1956.
Wo die Bucht von Toulon ans offene Meer stößt, steht noch immer das Heine-Denkmal, das ein Däne im Auftrag der Kaiserin von Österreich schuf. Wieder schaut der Dichter auf das Mittelmeer, wie einst von Sisi gewollt, wenn auch nicht auf die Adria, sondern auf die Côte d’Azur. »Ich liebe das Meer wie meine Seele«, hatte er geschrieben. So liegt die letzte Ruhestätte des Dichterbildes »unter Palmen in dem Süden«, in jenem Süden, der so vielen deutschen Dichtern und Künstlern zum Exil werden sollte. Insofern resümiert die Irrfahrt von Sisis Liebling eine sehr deutsche Reise, und die letzte Station ist nicht so willkürlich, wie es auf den ersten Blick scheinen mag.
War man einst in Düsseldorf der Meinung, man könne keine Heine-Statue in Sichtweite eines Kriegerdenkmals aufstellen, so sitzt der Dichter hier unweit des wichtigsten französischen Kriegshafens, in jener Stadt, in der einst die glorreiche Laufbahn Napoleons begann, jenes Napoleons, den Heine schon als Kind bewundert hatte (auch weil er den Juden in Deutschland die bürgerliche Freiheit brachte). Und man kann sich vorstellen, dass der Dichter an stillen Abenden über die Bucht hinweg lauscht und ganz leise das »Vive l’Empereur!« vernimmt, wie einst seine zwei Grenadiere.
Der Unterpräfekt fährt in der Kutsche übers Land. Er hat die Paradeuniform angelegt und führt auch die verzierte Ledertasche mit sich, ohne die kein Staatsbeamter des Zweiten Kaiserreichs auf Dienstreise geht. Man erwartet ihn in einer provenzalischen Kleinstadt, wo er eine Landwirtschaftsschau mit einer feierlichen Rede eröffnen soll. Die Luft ist mild, der Himmel blassblau, in den Pinien zirpen Unmengen von Grillen, überall duftet es nach Thymian, Rosmarin und nach süßen, schweren Blüten. Ein Wäldchen lockt zum Spaziergang. Der Unterpräfekt lässt die Kutsche halten, steigt aus und verliert sich alsbald zwischen den Bäumen. Im Geiste unternimmt er mehrere Anläufe, einen knappen Redetext zu finden, aber ihm ist, als würden sich Blumen und Vögel über ihn lustig machen. Zum Teufel mit der Rede! Nach einer Stunde werden seine Begleiter etwas unruhig und gehen ihn suchen. Sie finden ihn erst nach einer Weile: Auf einer kleinen Lichtung liegt er am Boden, die Kleidung gelockert wie ein Bohemien, ein Blatt Papier und einen Stift in der Hand. Der Herr Unterpräfekt konzipiert keine Rede, er schreibt blumige Verse.
Alphonse Daudet hatte, als er die Schnurre Der Unterpräfekt auf dem Land in die Sammlung der Briefe aus meiner Mühle (1869) aufnahm, ein reales Modell vor Augen, seinen Freund Stéphen Liégeard, Staatsbeamter und Schriftsteller im Zweiten Kaiserreich, dessen erfolgreichste Schöpfung kein Versepos war, sondern ein Buchtitel, der zum geographischen Begriff wurde: Côte d’Azur. Als dieses Buch über eine Reise von Marseille nach Genua 1887 erschien, hatte die bis dahin namenlose Küste schon eine hundertjährige Tourismusgeschichte hinter sich.
Die touristische Erschließung der französischen Mittelmeerküste begann im 18. Jahrhundert. Natürlich waren es Engländer, die die Vorzüge des Klimas, insbesondere der milden Winter, als Erste erkannten. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kamen dann auch russische Aristokraten. Bevorzugtes Ziel war Nizza, in der Antike von griechischen Siedlern nach einem Sieg über die Ligurer gegründet und nach der Siegesgöttin Nike benannt. Im Mittelalter war Nizza eine oft umkämpfte Festung in isolierter Grenzlage, seit Ende des 14. Jahrhunderts gehörte die Grafschaft Nizza zu Savoyen.
Die erste ausführliche Stadtbeschreibung stammt aus der Feder des bei Hofe beamteten Schriftstellers Michel de l’Hospital (1507–1573), der die Winde, Düfte, Blumen und Gärten rühmte. Den Midi bereiste auch Madame de Sévigné, die 1672 nach Marseille und Aix kam. In einigen Briefen idealisierte sie die Küste als Garten am Meer mit üppigen exotischen Pflanzen, obwohl sie gar nicht dort gewesen war, sondern sich auf Erzählungen anderer verließ. Hundert Jahre später, im Sommer 1776, erlebte die Schriftstellerin und Pädagogin Madame de Genlis auf der Reise nach Italien den Zauber von Fréjus, Antibes und Nizza, wovon ihre Briefe über Erziehung (Adèle et Théodore) zeugen. Der von Voltaire und d’Alembert geschätzte Jurist Charles Dupaty, einer der Väter des modernen Strafrechts, nannte um 1780 Nizza eine Art Gewächshaus für Menschen mit zarter Gesundheit, das Reisende aus vielen Ländern anziehe. Manche Dichter beschworen das Blau des Himmels und des Meeres als dominante Farbe.
Caféterrasse in Nizza, um 1930.
»Grand Tour« hießen die Bildungsreisen der englischen Adligen, die den modernen »Tourismus« begründeten. Man fuhr in die Heilbäder der Pyrenäen, zu den Ärzten in Montpellier, in die schönen Städte Italiens, so auch nach Turin. Von dort wurde Nizza entdeckt. Die Anreise von London, zunächst mit dem Schiff, dann mit der Kutsche durch Frankreich, dauerte zwei Wochen. Die Überquerung des Flusses Var, bis 1792 die Grenze zwischen Frankreich und Italien, war ein riskantes Abenteuer mit brüchigen Holzbrücken, winzigen Booten und unzuverlässigen Trägern.
Auf der Rückreise von Venedig machte der Maler Reynolds 1752 in Nizza Station. In London berichtete er über seine »Entdeckung«. Gewissermaßen der erste Kurgast in Nizza war 1764 der Herzog von York, der Bruder des englischen Königs Georg III. Im Herbst 1763 kam der schottische Schriftsteller und Schiffsarzt Tobias George Smollett. Er war vierzig Jahre alt und hoffte, ein Lungenleiden auskurieren zu können. Jahrzehntelang schickte man Tuberkulosekranke an diese Küste, aber die Sonne tötete sie nur noch schneller. So starb auch Smoletts kleine Tochter. Smolett schrieb mehrere Romane, eine History of England und übersetzte Voltaires Werke ins Englische. 1766 erschienen in London seine Briefe aus Nizza, in denen er die Schönheit der Landschaft pries, sich über die Einwohner aber sarkastisch äußerte.
Seit etwa 1770 kamen regelmäßig englische Touristen nach Nizza. Um 1800 lebten schon 110 englische Familien dauerhaft am Ort. Das Wort »Engländer« wurde zum Synonym für »Ausländer«. 1787 wurde ein anglikanischer Friedhof eingeweiht. 1848 wurde die Erlaubnis erteilt, öffentlich nichtkatholische Gottesdienste abzuhalten, 1858 eine anglikanische Kirche eingeweiht, ein Jahr später eine russisch-orthodoxe.
Mit der Französischen Revolution wurde Nizza zum Schauplatz politischer Ereignisse. Schon 1789 emigrierten einige französische Adlige hierher. 1792 wurde die Stadt von den Truppen der Revolution beschossen. Ein Jahr später beschloss die Convention, Nizza an Frankreich anzugliedern. Als 85. Département der Republik wurde die Region »Alpes-Maritimes« geschaffen. Die Adligen flohen weiter nach Turin. 1794 kam Bonaparte in die Stadt. Der junge General genoss seinen frischen Ruhm als Sieger der Schlacht um Toulon und erlebte in Nizza ein Liebesabenteuer. Kommandant vor Ort war Augustin Robespierre, der Bruder des großen Revolutionärs, genannt »Robespierre le jeune«.
1796 kam Bonaparte ein zweites Mal in die Stadt. 1806 ließ er – nun als Kaiser Napoleon – aus militärischen Gründen die Küstenstraße ausbauen, La Grande Corniche, die 1811 Menton erreichte. Napoleons kurzer Versuch, nach seiner Verbannung nach Elba wieder an die Macht zu kommen, die sogenannten »100 Tage«, begann mit der Landung am Cap d’Antibes, von wo er nach Cannes und Grasse aufbrach. Aber seine Endstation hieß Waterloo. Nach 1815 fiel die Grafschaft Nizza wieder an Savoyen, das Bündnisverträge mit England abschloss.
Die Napoleonische Ära konnte die Entwicklung des Tourismus nur vorübergehend unterbrechen. 1847 zählte man schon 30 Hotels. 1834 entdeckte der englische Politiker Lord Brougham den kleinen Ort Cannes, als Nizza vorübergehend wegen der Cholera gesperrt war. Er ließ sich dort eine Villa bauen, die zur Keimzelle einer zweiten englischen Kolonie wurde. Aber auch die Franzosen entdeckten die Küste. 1852 besuchte der Maler und Romancier Eugène Fromentin den Ort Saint-Raphaël, in seinen Briefen lobte er den antiken Charme der Region.
Johanna Schopenhauer, die Mutter des Philosophen, publizierte 1825 ihre Erinnerungen an eine Reise ins südliche Frankreich, die sie 1804 unternommen hatte. Von Marseille kommend, musste kurz vor Toulon eine einsame und beängstigende Wegstrecke genommen werden, auf der einst Räuberbanden ihr Unwesen getrieben hatten, nämlich die enge Schlucht, welche das Flüsschen La Reppe, das bei Sanary ins Meer mündet, zwischen den Städten Le Beausset und Ollioules in die Felsen geschnitten hat. Diese kurvenreiche Strecke durch die »Gorges d’Ollioules« hatte wenige Jahrzehnte zuvor der Robin Hood der Provence, Gaspard Bouis alias Gaspard de Besse, unsicher gemacht. Dieser Deserteur aus der königlichen Armee überfiel mit seiner Bande Reisende und Steuereinnehmer, verteilte gelegentlich seine Beute unter den armen Leuten der umliegenden Ortschaften und erreichte durch kühne Streiche eine gewisse Popularität, die als hartnäckige Legende seine Hinrichtung auf dem Rad lange überdauerte.
Jenseits dieser unwirtlichen Gegend fand die Reisende aus Deutschland an der Küste ein kleines Paradies, das Hinterland der Bucht von Sanary. »Eine gute Stunde lang durchzogen wir diese steinerne Wüste, bis sich wieder die ersten Olivenbäume zeigten, als freundliche Boten des wiedererstehenden Lebens der Natur. Wir erblickten von ferne das Dörfchen Ollioules in dem immer weiter und freundlicher werdenden Tale. Wir kamen näher und sahen mit unaussprechlicher Freude die ersten Orangenbäume in den Bauerngärten, sich beugend unter der Last der goldenen Früchte und dabei mit Blüten besät. So plötzlich waren wir aus dem Eingang der Hölle ähnlichen Felsenschlund in das dem Elysium ähnliche Land unserer schönsten Träume versetzt, so dass uns alles wie Feenzauber erschien.«
Als die Diskussion um Nizzas Anschluss an Frankreich begann, waren Engländer und Russen, sonst eher in Rivalität lebend, einmütig dagegen. Napoleon III. hatte diese Konzession als Preis für seine Unterstützung der italienischen Einheitsbestrebungen gefordert. Im April 1860 fiel Nizza an Frankreich, ein Plebiszit hatte eine fast hundertprozentige Zustimmung zu diesem Anschluss ergeben. Noch im September desselben Jahres kam Kaiser Napoleon III. zu Besuch und erklärte, er habe noch nie so etwas unvergleichlich Schönes gesehen. Das Umland der Städte Grasse und Nizza wurde zum Département Alpes-Maritimes zusammengefasst. Die Stadt nahm nun einen gewaltigen Aufschwung. Der seit 1830 bestehende Chemin des Anglais wurde 1862 zur Uferpromenade ausgebaut. Basis für die weitere Entwicklung war eine wichtige Veränderung: 1864 erreichte die Eisenbahn die Stadt.
Von der neuen Linie profitierte auch der kleinste und damals ärmste Staat Europas: Monaco. 1861 war seine Unabhängigkeit von Frankreich bestätigt worden. Florestan I. herrschte über 21 Quadratkilometer. Steuern auf Olivenöl und der Zitronenhandel waren die einzige Einnahmequelle. 1863 wurde ein Casino eröffnet, der Casinochef François Blanc aus Bad Homburg abgeworben; noch Jahrzehnte lang blieb diese Position in seiner Familie. Schon nach kurzer Zeit erzielte der Kleinstaat große Gewinne aus dem Glücksspiel. 1868 wurde die Eisenbahnstation eingeweiht. 1869 traf der neue Regent Charles III. zwei historische Entscheidungen: Er führte für einen Teil des Felsenstaates den Namen Monte-Carlo ein, und er gewährte allen monegassischen Untertanen Steuerfreiheit. Heilung von diversen Gesundheitsproblemen suchte hier im Jahre 1882 Karl Marx aus London.
Zwei Konstanten kennzeichnen den frühen Tourismus: Er war auf die Wintersaison beschränkt, und es kamen vor allem Aristokraten sowie zahlreiche Künstler. Zwar war die Küste bei Nizza immer ein blühender Garten gewesen, aber der uns heute vertraute Anblick wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts geschaffen, von italienischen und englischen Gärtnern, die etwa die Palmen einführten.
Im 19. Jahrhundert konnte sich Nizza mit den Namen illustrer Gäste schmücken: Chateaubriand, Berlioz, Tocqueville, Mérimée, Musset, George Sand, Flaubert, Jules Verne, Victor Hugo, Giuseppe Verdi, Rodin, Renoir. Elisabeth von Österreich ließ 1894 in Cap Martin ein Hotel nach ihren Wünschen einrichten. Königin Viktoria kam 1895 zum ersten Mal und danach jedes Jahr. Aus Russland kamen Mitglieder der Zarenfamilie und Künstler wie Lermontow, Gogol, Tschaikowski, Tolstoi. Friedrich Nietzsche war ab 1883 in fünf Wintern in der Stadt. Er kam aus gesundheitlichen Gründen und war in der »herrlichen Lichtfülle« sehr produktiv und schrieb wichtige Werke wie den Zarathustra. Er wanderte gern an der Bucht von Villefranche entlang oder stieg in das Höhendorf Èze hinauf, von dessen Schlossberg man an guten Tagen am Horizont Korsika sehen konnte. Und noch heute heißt der etwas ungemütliche Weg vom Strand nach Èze Nietzsche-Pfad. Nach Nietzsche ist auch ein Platz auf dem Schlossberg in Nizza mit schöner Aussicht auf die Engelsbucht benannt.
Ein Künstler mit Geschäftssinn war es, der Nizza endgültig zur Blumenstadt machte: Alphonse Karr, ein Pariser Original, Journalist, Dichter, engagierter Republikaner, Gegner des Zweiten Kaiserreichs, ein Bohemien aus Montmartre, der schon für sich und seine Künstlerfreunde die normannische Küste als Reiseziel entdeckt hatte. Karr gab ein satirisches Wochenblatt heraus, La Guêpe (Die Wespe), das er unter wechselnden Pseudonymen allein redigierte. 1852 kam er unfreiwillig das erste Mal in das noch italienische Nizza: Er war in Paris politisch unerwünscht. Nun fand er eine neue Existenzgrundlage: den Blumenhandel. Er hatte die Idee, Blumen (in erster Linie Nelken) in die französischen Großstädte zu schaffen, nach der Eröffnung der Eisenbahnstrecke belieferte er viele europäische Metropolen. Seine Pariser Künstlerfreunde wie Alexandre Dumas Sohn oder Théodore de Banville kamen oft zu Besuch. Aber auch die Könige Viktor Emanuel von Italien und Ludwig I. von Bayern machten dem berühmten Gärtner ihre Aufwartung.
Seit dem 14. Jahrhundert ist der Karneval in Nizza bezeugt, nach einer Unterbrechung durch die Revolutionskriege wurde die Tradition 1821 mit Blumenumzügen fortgesetzt. Seit 1873 hatten die Umzüge jedes Jahr ein festes »Thema« und einen Karnevalskönig. Erst 1880 entdeckte man, dass das hiesige Klima für Lungenkranke eher ungesund ist (die gegenteilige Annahme stand am Anfang von Nizzas Geschichte als Touristenstadt).
Promenade des Anglais, Nizza, um 1920.
Allmählich wollte auch die übrige provenzalische Küste vom Tourismus profitieren. 1903 fand ein erster Kongress der »Syndicats d’Initiatives« statt, der städtischen Reisebüros. 1900 wurden 2500 Jahre Marseille ausgiebig gefeiert. Bis 1914 wurden nach und nach die kleinen Hafenstädte »entdeckt«, wie Hyères oder Saint-Tropez, 1899 lanciert von dem Maler und Yachtbesitzer Paul Signac.
Die »Société des wagons-lits« setzte einen speziellen Zug ein, der London direkt mit Nizza verband und den man Le train bleu nannte. Wie man in Agatha Christies Kriminalroman The Mystery of the Blue Train (1928) nachlesen kann, umrundete dieser Zug Paris im Osten, machte Zwischenstation an der Gare de Lyon, dem Südbahnhof, und fuhr dann weiter über Lyon, Marseille und Toulon bis Nizza. In dem Restaurant, das man 1901 in der Gare de Lyon eröffnete und das ebenfalls Le Train Bleu hieß, kann man noch heute großformatige Gemälde aller wesentlichen Orte der Strecke sehen, von London bis Nizza. 1926 schrieb Jean Cocteau die Handlung zu dem Ballett Le train bleu, die Kostüme entwarf Coco Chanel, die damit zugleich eine neue, besonders sportliche Sommermode lancierte. Cocteaus Lieblingsort an der Küste war die Grenzstadt Menton, wovon noch heute seine Ausgestaltung des Hochzeitssaales im Rathaus und ein schönes Museum in der Hafenmauer zeugen. In Küstennähe wurden kleine Tempel der Kunst des 20. Jahrhunderts errichtet: für Matisse in Vence, für Picasso in Vallauris und Antibes, für Cocteau in Villefranche und Menton, für Léger in Biot, für Chagall in Cimiez.
Ab 1920 nahm die Zahl der Reisebücher über die Küste bei Nizza deutlich zu. Der Massentourismus setzte aber dort, wie in ganz Frankreich, erst ein, als die Volksfrontregierung 1936 den bezahlten Urlaub einführte. Nach 1918 wurde die traditionelle Wintersaison an Bedeutung allmählich von der Sommersaison übertroffen. 1929 gab es erstmals ebenso viele Sommer- wie Wintergäste.
Neben der touristischen Erschließung der Côte d’Azur steht ihre Entdeckung durch Maler und Literaten. Toulouse-Lautrec, aber auch die Brüder Goncourt hatten Vincent van Gogh geraten, Paris zu verlassen und in den Süden zu gehen. Van Gogh kam nur bis Arles. Andere Maler entdeckten bald die Reize des intensiven Lichts: Matisse (1896), Derain (1904), Friesz und Braque in La Ciotat (1906), Seurat in Saint-Tropez. Seit 1907 hielt sich Picasso oft im Vaucluse auf. Moïse Kisling und Ernest Pignon malten nach 1918 in Sanary-sur-Mer. Erwähnung verdient auch der aus Grasse stammende Fotograf Charles Nègre, der in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Küstenorte und das Hinterland mit der Kamera dokumentiert hat.
Die Maler und Literaten verliehen der Küste eine poetische Patina. Paradoxerweise behielt Nizza, die »Königin der Riviera«, außerhalb Frankreichs die italienische Namensform. Ein Schlager versuchte die Stadt aufzuwerten: »O Nice, belle Nice, ô Naples de la France.« Der Dichter Frédéric Mistral schwärmte: »Du bist ein Paris mit dem Himmel Italiens, mit goldener Sonne und einem klaren Meer.« Ein unbekannter Dichter schrieb: »Wenn ganz Europa noch von Schnee bedeckt ist, sieht Nizza schon die Sonne und die Rosen.«
Der Ruhm der Namensgebung aber gebührt Stéphen Liégeard, der 1830 in Dijon geboren wurde, also in der Landschaft mit dem Namen Côte d’Or. Dieser Anwalt und Literat war im Zweiten Kaiserreich politischer Beamter. Das Wohlwollen Napoleons III. hatte er durch ein Gedicht auf dessen Vermählung mit der spanischen Prinzessin Eugénie erworben. 1864 wurde Liégeard Unterpräfekt in Carpentras, im Département Vaucluse. Nach dem Ende des Kaiserreichs 1870 blieb er Bonapartist und besuchte den exilierten Kaiser in London. Er wurde für lange Zeit Bürgermeister eines burgundischen Dorfes und kandidierte vergeblich für die Académie Française. 1925, im Alter von 95 Jahren, starb der damals älteste Bürgermeister Frankreichs. Die Küste, die ihm den Namen verdankt, gewiss in Anklang an seine Heimatregion, aber auch in Erinnerung daran, dass die Kaiserin Eugénie die Küste ihrer baskischen Heimat »Côte d’Argent« getauft hatte, wurde von ihm so definiert: »Mit Côte d’Azur meint man die wunderbare Küstenstraße, die sich zwischen Marseille und Genua erstreckt.«
Liégeard schrieb noch weitere Reisebücher, etwa über die Pyrenäen und über die Alpen. Als 1887 sein Hauptwerk erschien, das von der Académie Française ausgezeichnet wurde, war die blaue Küste längst auch die Küste der Literaten. Die Autoren überboten sich in Evokationen des Blau. Das Azurblau ist die zentrale Metapher etwa bei Henri Morris, der in seinem Buch Au pays bleu (Paris 1911) schrieb: »Es ist wirklich das Land der blauen Farbe; man findet dort alle Nuancen des Blau, von den zartesten Tönen bis zu den kräftigsten, vom feinen Blau der Berge bis zum tiefen Blau des Himmels und zum Pfauenblau des Meeres, das Alphonse Karr den unteren Himmel nannte.«
Robert de Souza beschrieb Nizza als »Hauptstadt des Winters«. Nizza gehöre zu den Städten, die jeder kenne, ohne je dort gewesen zu sein. Eigentlich sei es eine Grenzstadt in sehr isolierter Lage, eine Festung hinter dem Var, in einer Landschaft, die schön, aber nicht fruchtbar sei. Er beklagte die zu rasche Expansion der Stadt, die ihr Gleichgewicht verloren habe, für 1942 sagte er die Einwohnerzahl von einer Million voraus – es wurden aber nicht einmal 400000.
Für Maurice Maeterlinck war die blaue Küste schlicht »mon pays de prédilection«, sein liebster Aufenthalt. Im Juli funkele Nizza in einem Kelch aus Saphir und Silber. Alles sei hier versammelt für ein ewiges Fest der Augen, schrieb der symbolistische Dichter. Für Louis Bertrand von der Académie Française war die Küste der provenzalischen Riviera ein Arbeitsort für Autoren, kein Ort des Vergnügens, und das schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Er zählte die »literarischen Gäste« auf und nannte Maupassant, Camille Mauclair, Anatole France, Claude Farrère, Jean Lorrain und andere.
Hafenpromenade in Sanary-sur-Mer, um 1930.
Vom administrativen und vom poetischen Leben des Unterpräfekten Liégeard blieb ein Name, der Name einer Landschaft. Eine poetische und eine ökonomische Tat zugleich, denn erst durch diese Benennung wurde die Küstenlandschaft als regionale Einheit wahrgenommen, die den in- und ausländischen Gästen ihre wirtschaftliche Basis und den Malern und Literaten ihren Ruhm verdankt. Der unscheinbarste Punkt an dieser »Küste der Fremden« zwischen Marseille und Menton ist Sanary-sur-Mer.
Durch bewaldete Hügel vor dem Mistral geschützt, sei Sanary ein Sonnennest voller Pflanzen und Blumen – so beschreibt der Michelin-Führer Côte d’Azur von 1938 den kleinen Fischerort. Sanary finde immer mehr Beachtung bei ausländischen Besuchern, die sich vom Charme der palmenbestandenen Promenade und der kleinen Cafés verzaubern ließen, schreibt ein anderer Reiseführer schon um 1930. Und noch 1965 warb der offizielle Tourismusprospekt von Sanary mit dem stillen Charme des Hafenortes, der immer schon die Künstler angezogen habe. Und man versuchte, einen Slogan zu lancieren: »Tout le monde sourit à Sanary.« Das Land des Lächelns ist es noch immer – wo man die Zeit vergessen und sich doch an eine besondere Geschichte erinnern kann.
Siedlungsspuren finden sich in der Gegend seit der mittleren Bronzezeit, insbesondere auf den Hügeln im Hinterland. Der Hafen wurde schon in der Römerzeit genutzt. Der Meeresspiegel war in der Antike 40 Zentimeter niedriger als heute. In Portissol grub man die Fundamente eines römischen Landhauses aus. Eine Urkunde aus dem 12. Jahrhundert erwähnt unter den Besitztümern der Abtei Saint-Victor in Marseille, der die ganze Gegend westlich von Toulon unterstellt war, eine Kultstätte oder vielleicht auch nur eine Kapelle, die dem heiligen Nazarius geweiht war. Saint-Nazaire, wie er auf Französisch heißt, wurde zum Namensgeber des Ortes. Der Legende zufolge war er ein römischer Soldat, der sich zum Christentum bekannte und im 1. Jahrhundert unter Kaiser Nero als Märtyrer gestorben sein soll.
Die Legende dieses Märtyrers ist im 12. Jahrhundert an der provenzalischen Küste verbreitet worden (auf Provenzalisch heißen der Heilige wie auch der Ort »San Nari«), vermutlich im Gefolge der ersten Kreuzzüge, als sich viele provenzalische Kirchen auf frühe Apostel beriefen. Die kleine Abtei in Sanary lag hinter Mauern und Gärten nahe am Fluss Vallat Daumas, der längst überbaut ist durch die heutige Rue Granet. Der Fluss Reppe kennzeichnet die östliche Ortsgrenze zu Six-Fours, das 1156 seine Unabhängigkeit von Toulon erwirkte.
Der Flecken gehörte zu Ollioules, dem Ort im Hinterland, der sich 1235 von Toulon lösen konnte, und hieß deshalb zunächst Saint-Nazaire-les-Ollioules. Zum eigenen Schutz ließ Ollioules ab 1266 in dreißigjähriger Bauzeit einen viereckigen Turm in diesem nordwestlichen Winkel der Bucht errichten, die sich als natürlicher Hafen eignete. Die Idee von Schutz und Verteidigung markiert den Anfang der Geschichte unseres Ortes, wenngleich es zunächst verboten war, in der Nähe des Turms Häuser zu errichten. Das Bauwerk nannte man »turris sive bastida Sancti Nazarii«, die Turmwächter wurden von Ollioules geschickt. Die Plattform, auf der Kanonen aufgestellt werden konnten, liegt in einer Höhe von 22,10 Metern. Die Ostseite ist acht Meter breit. Die Mauern sind fast zwei Meter dick. Der Turm war von einem Wassergraben umgeben, der mit dem Meer verbunden war.