Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion - Stefan Burban - E-Book

Das gefallene Imperium 1: Die letzte Bastion E-Book

Stefan Burban

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Beschreibung

Die Terranisch-Imperiale Liga führt seit Jahren Krieg gegen die Drizil. Als die Drizil schließlich eine erfolgreiche Invasion des Sol-Systems durchführen und ihnen nach erbittertem Kampf sogar die Erde in die Hände fällt, scheint alle Hoffnung verloren. Vielerorts bricht der organisierte Widerstand zusammen. Lediglich einige wenige, isoliert liegende, menschliche Kolonien entgehen dem Zugriff des Feindes. Eine dieser letzten freien Enklaven der Menschheit ist der abgelegene Planet Perseus die Heimatbasis der 18. Legion ...

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Inhalt

Prolog

Teil I

1

2

3

4

Teil II

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

Epilog

Stefan Burban

Die letzte Bastion

Eine Veröffentlichung des Atlantis-Verlages, Stolberg Oktober 2013 Druck: Schaltungsdienst Lange, Berlin Titelbild: Allan J. Stark Umschlaggestaltung: Timo Kümmel Lektorat und Satz: André Piotrowski ISBN der Paperback-Ausgabe: 978-3-86402-108-4 ISBN der E-Book-Ausgabe (EPUB): 978-3-86402-138-1 Dieses Paperback/E-Book ist auch als Hardcover-Ausgabe direkt beim Verlag erhältlich. Besuchen Sie uns im Internet:www.atlantis-verlag.de

Prolog

Am Rande des AbgrundsTerranisch-Imperiale Liga Zentralsektor Militärbasis Luna 3 Solsystem 18. Juni 2847

Der Boden bäumte sich unter Captain Horatio Lestrade auf. Der drahtige Offizier in der marineblauen Uniform der terranisch-imperialen Raumflotte hielt sich nur unter größten Mühen aufrecht.

Der Mann in Zivilkleidung mit dem schütteren Haar, der vor ihm auf dem Sessel saß, traktierte die Tastatur auf dem Tisch mit beiden Händen, als wolle er die Tasten in den Tisch hineinhämmern.

»Wie lange noch?«, fragte Lestrade gepresst.

»Bin gleich so weit«, erklärte der Mann aufs Höchste konzentriert und wischte sich einige Schweißperlen von der Stirn.

Lestrade gönnte dem Computer, der die ganze hintere Wand des Raumes einnahm, kaum einen Blick, obwohl dieser den Grund für sein Hiersein darstellte.

Eine weitere Explosion erschütterte die Militärbasis Luna drei in ihren Grundfesten. Dieses Mal konnte sich Lestrade nur aufrecht halten, weil er im letzten Moment nach der Sessellehne seines Gesprächspartners griff und sich mit den Fingernägeln festkrallte.

»Mario?! Es ist langsam wirklich an der Zeit.«

»Ich weiß! Ich weiß«, erwiderte der Mann und steigerte seine Bemühungen sogar noch.

Lestrades Armbandkom piepste und forderte die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Captains.

»Ja?«, fragte er ungeduldig.

»Captain?« Die Stimme gehörte Commander Eugene Mueller, seinem XO an Bord der Vengeance.

»Was gibt es, Eugene?«

»Die Drizil haben die Mars-Verteidigungslinie durchbrochen. Ihre Hauptstreitmacht hält direkt auf die Erde zu. Die Kolonien der Jupitermonde sind bereits gefallen und der Mars steht kurz davor zu fallen. Falls wir hier wegwollen, müssen wir es jetzt tun.«

»Irgendwelche Nachrichten von Lord Admiral Maskirov?«

»Tot. Sein Flaggschiff wurde während des Rückzugs zum Mars zerstört. Genauso wie die Hälfte seines Kommandos. Alles fällt auseinander. Die Verteidigung wird das nicht mehr lange durchhalten. Die Flotte im System ist in Dutzende Grüppchen zersplittert.«

Lestrade schloss für einen Moment die Augen. Maskirov war es gewesen, der ihn vor fünf Jahren zum Captain befördert und zum Kommandanten der Vengeance ernannt hatte. Und schon zuvor hatte ihn ein beinahe freundschaftliches Verhältnis mit dem Mann verbunden. Dessen Tod traf ihn in seiner Seele und öffnete ein tiefes Loch, das kaum zu füllen war.

»Captain?«, drängte Mueller. »Weitere Drizilschiffe nehmen Kurs auf den Erdmond.«

In diesem Moment stieß der Mann auf dem Sessel einen triumphierenden Schrei aus, betätigte noch zwei Tasten und zog ein Speichergerät aus einem Schlitz an der Seite des Computers.

»Bereiten Sie alles für den Start vor. Ich bin unterwegs.«

Lestrade riss dem Mann das Speichergerät praktisch aus den Händen und wandte sich den ungeduldig hinter ihm wartenden Marines zu. »Gentlemen. Es wird Zeit zu gehen.«

Er wandte sich ein letztes Mal um. »Komm, Mario. Wir verschwinden.«

»Ohne mich, alter Freund.«

Lestrade blieb abrupt stehen und warf dem Mann einen ungläubigen Blick zu.

»Sieh mich nicht so an«, lächelte sein Gegenüber wehmütig.

»Selbstmord ist doch sonst nicht deine Art«, hielt Lestrade ihm vor.

»Mit Selbstmord hat das wenig zu tun, Horatio.« Er deutete auf den Computer. »Jemand muss dafür sorgen, dass den Drizil das hier nicht in die Hände fällt. Ich werde den gesamten Speicherkern löschen und den Computer anschließend in die Luft jagen. Es ist die einzige Möglichkeit, um zu verhindern, dass die Drizil Profit aus der Einnahme dieser Basis schlagen.«

»Und was wird dann aus dir?«

Der Mann zuckte ergeben mit den Achseln. »Das wird sich zeigen. Je nachdem, in welcher Stimmung die Drizil sind. Kriegsgefangenschaft – oder tot.«

»Mario …«, begann Lestrade, doch der Mann hob Einhalt gebietend die Hand.

»Meine Entscheidung steht. Mach es mir nicht noch schwerer. Es gibt keinen anderen Weg. Vielleicht können wir auf diese Weise ein paar wenige Systeme und Menschenleben retten. Es ist nur eine kleine Hoffnung, doch wenn mein Hierbleiben die Eroberung auch nur eines einzigen Systems verhindert, dann hat es sich für mich gelohnt.«

»Captain«, drang erneut die Stimme seines XO aus dem Armbandkom, »Enterschiffe der Drizil haben die Außenhülle der Militärbasis gerammt. Wir konnten nicht alle abschießen.«

»Ich komme«, erwiderte der Offizier eilig, bevor er sich wieder seinem Gegenüber zuwandte. »Viel Glück, Mario.«

»Dir auch, Horatio.«

Captain Horatio Lestrade drehte sich um und warf keinen Blick zurück, während er, umgeben von seinen Marines, den Korridor entlangeilte. Er fürchtete, vor Scham, Frustration und Wut in Tränen auszubrechen, würde er es doch tun.

Die Militärbasis Luna schmiegte sich in einen Krater auf der Oberfläche des Erdmondes, der vor Äonen von einem Meteoriten geschlagen worden war. Die Basis beherbergte etwa fünfhundert zivile Angestellte und an die eintausendfünfhundert Soldaten. All diese Personen waren auf den Beinen und liefen durcheinander. Angesichts der Invasion und der drohenden Niederlage verfielen sie langsam in Panik.

Die Soldaten unter der Basisbesatzung schienen noch bemüht, so etwas wie Ordnung und Disziplin aufrechtzuerhalten, doch die Zivilisten wirkten wie eine Horde aufgeschreckter Hühner.

Plötzlich drang eine hektisch klingende Stimme aus den Deckenlautsprechern. »Driziltruppen in der Basis! Driziltruppen in der Basis! Alle Mann auf Abwehrstation!«

Soldaten der Basis gingen am Ende des Korridors in Stellung, den Feind erwartend. Zivilisten, die sie behinderten, wurden ungeduldig aus dem Weg gescheucht.

Aus dem Augenwinkel bemerkte Lestrade, wie die Marines in seiner Begleitung ihre Kampfanzüge versiegelten und die M-22-Nadelgewehre durchluden.

Lestrade hätte sich in diesem Augenblick nichts sehnlicher gewünscht, als ebenfalls in einem Kampfanzug zu stecken. Die Drizil waren eine fledermausähnliche Spezies, auf die die Menschheit vor etwa einem Jahrzehnt zum ersten Mal getroffen war. Und wie Fledermäuse waren die Drizil fast blind, verfügten jedoch über ein Organ, das ähnlich einem Echolot zur Orientierung Schallwellen ausstieß. Diese Schallwellen stellten jedoch für Menschen auch eine höchst gefährliche Waffe dar. Die Effekte des ausgestoßenen Tones reichten von leichter Benommenheit und Ohnmacht über geplatzte Trommelfelle bis hin zu Koma und in Extremfällen sogar Tod, da die Schallwellen in der Lage waren, Gehirnblutungen auszulösen, falls sie eine bestimmte Hochfrequenz erreichten.

Lestrade hätte nicht gedacht, dass die Drizil in der Lage waren, die Verteidigung des Solsystems derart schnell zu überwinden. Ansonsten hätte er auf jeden Fall seinen Kampfanzug angelegt, bevor er sein Schiff verließ. Jedoch schienen ihm zu diesem Zeitpunkt Geschwindigkeit und Beweglichkeit wichtiger denn umfassender Schutz.

Etwa hundert Meter voraus peitschte eine Explosion durch den Korridor. Menschen in der Nähe wurden wie Stoffpuppen durch die Luft geschleudert. Viele standen nicht mehr auf.

Die Luft füllte sich von einer Sekunde zur nächsten mit Qualm und hauchfeinen Trümmern aus den Überresten der Korridorwände. Lestrade hustete würgend. Seine Augen begannen zu tränen. Trotzdem erkannte er wie durch einen Schleier Gestalten, die in einem seltsamen, staksigen Gang durch den Rauch schlichen.

»Vorsicht, Sir!«, schrie einer der Marines, packte Lestrade grob am Kragen und schubste ihn unsanft in einen angrenzenden Korridor. Die Marines eröffneten sofort das Feuer. Die Nadelgewehre verschossen Hochgeschwindigkeitsprojektile in Form von Metallspitzen mit einer Länge von 5 Zentimetern. Die Geschosse waren in der Lage, so gut wie jede Panzerung, einschließlich der Außenskelette der Drizil, zu durchdringen und das weiche Gewebe darunter in Fetzen zu schießen. Bei jedem Schuss verursachten sie ein charakteristisch zischendes Geräusch.

Lestrade vermochte von seinem Standort aus nicht zu sehen, ob die Marines etwas trafen, doch er hörte die schrillen Schmerzensschreie aus Drizilkehlen.

Lestrade nickte grimmig. Der Krieg war vielleicht verloren, doch die Menschheit ging nicht kampflos unter. Die Marines zogen sich kämpfend in den Korridor zurück, in dem sich der Captain befand. Doch einer aus der Gruppe wurde an der Brust vom Impuls einer Drizilwaffe getroffen und gegen die nächste Wand geschleudert.

Drizilwaffen fraßen sich regelrecht durch Panzerung. Der Mann war tot, noch bevor er auf dem Boden aufschlug.

Der Offizier, der die Marines anführte, schubste Lestrade weiter, während er sich immer wieder umsah. Aus dem Korridor drangen weitere Kampfgeräusche. Die Stationsbesatzung wehrte sich offenbar immer noch gegen die Eindringlinge.

Stolz keimte in Lestrade auf. Diese Männer und Frauen wussten, dass der Kampf aussichtslos war und das Ergebnis feststand. Dennoch kämpften sie bis zum bitteren Ende.

Ungefähr zwanzig Minuten später erreichten sie ohne weitere Zwischenfälle schließlich die Andockrampe, an der die Vengeance festgemacht war.

Die Tür öffnete sich zischend und schloss sich ebenso geräuschvoll hinter ihnen. Explosionen erschütterten nun die gesamte Basis in einer nicht enden wollenden Kakofonie.

Die Andockrampe ragte in einem zwanzig Meter langen Rohr von der Basis weg und verband Militärbasis Luna drei mit dem angedockten Schlachtkreuzer.

Die zwanzig Meter wirkten auf Lestrade wie ein ewig langer Marsch. Das Rohr bäumte sich mehrmals unter dem gewaltigen Druck naher Explosionen auf. Das Metall knirschte protestierend unter dem enormen Druck. Mit einem Stoßseufzer der Erleichterung erreichte Lestrade die zweifelhafte Sicherheit seines eigenen Schiffes.

Erschöpft drehte er sich zum Anführer der Marines um. »Danke. Das war gute Arbeit.« Er schielte nach den Rangabzeichen auf der Brust des Kampfanzugs. »Major …«

Der Verschlussmechanismus des Kampfanzugs öffnete sich zischend und der Marine nahm den Helm ab. Eine feuerrote Mähne und ein müdes, aber lächelndes Gesicht kamen zum Vorschein.

»Ross«, erwiderte die Soldatin. »Major Melissa Ross.«

Als Lestrade die Brücke des Schlachtkreuzers der Swordmaster-Klasse HMS Vengeance erreichte, waren die Startvorbereitungen bereits abgeschlossen und das Schiff entfernte sich langsam von der Luna-Militärbasis, während es Fahrt aufnahm.

Sein XO erwartete ihn bereits.

»Status?«, verlangte Lestrade, während er sich in seinen Sessel fallen ließ.

»Luna ist eingenommen. Wir haben vor etwa vier Minuten den Funkkontakt zur Basis verloren. Die Drizil rücken gegen die Erde vor.« Mueller machte eine Pause und Lestrade bekam den deutlichen Eindruck, dass dem Mann irgendetwas unangenehm war. »Das Geschwader erwartet Ihre Befehle, Captain.«

»Meine Befehle? Was ist mit Commodore Rodriguez?«

»Gefallen«, lautete die knappe Antwort.

»Die Crown of Sol?«

Mueller schüttelte den Kopf. »Wurde auf dem Weg hierher zerstört. Der Schlachtkreuzer und seine Begleitschiffe gerieten einem feindlichen Schwarm in die Quere. Sie hatten keine Chance.«

Lestrade ließ sich schwer in seinen Sessel fallen. Die Last der Verantwortung, die nun auf ihm ruhte, drohte ihn zu zerdrücken. Mit dem Tod von Rodriguez rückte er als dienstältester Captain des Geschwaders automatisch in die Position des Interims-Commodore auf.

Durch das Brückenfenster hatte er einen einzigartigen Blick auf die Lunabasis. Etwa zwei Dutzend Enterschiffe der Drizil steckten in der metallenen Hülle. Durch einige Bullaugen sah er Flammen im Innern der Basis wüten. Luna war tatsächlich verloren, das stand außer Frage.

Es kostete ihn sichtlich Mühe, doch Lestrade riss sich zusammen. Seine Leute brauchten ihn. Dringend.

»Zeigen Sie mir die Aufstellungen der eigenen und der feindlichen Streitkräfte.«

Ein Hologramm wuchs direkt vor ihm aus dem Boden. Es zeigte das gesamte Solsystem, wobei es eigene Einheiten und Einrichtungen in beruhigendem Grün, feindliche jedoch in bedrohlichem Rot darstellte.

Die Sache sah nicht gut aus.

Der Großteil der Drizilstreitkräfte konzentrierte sich auf die wichtige Marskolonie und die Erde selbst. Das Abwehrfeuer von der Oberfläche des Mars wurde beständig schwächer. Weder in der Umlaufbahn noch in der näheren Umgebung des Roten Planeten befanden sich noch terranisch-imperiale Schiffe. Zumindest keine kampffähigen. Das All war übersät mit unzähligen Trümmerteilen. Er schätzte, dass bei der Verteidigung des Mars mindestens vierzig menschliche Schiffe zerstört worden waren.

Die Erde andererseits wurde noch hart umkämpft. Etwa siebzig terranische Schiffe hatten sich in die nähere Umgebung der Erde zurückgezogen und lieferten den Drizil einen erbitterten Abwehrkampf.

Die Drizil bevorzugten für die Kriegsführung hauptsächlich leichte und schnelle Einheiten. Ihre Kampfweise sah überraschende Präzisionsschläge vor. Oftmals attackierten sie terranische Kommandoschiffe zuerst, sozusagen, um der Schlange den Kopf abzuschlagen. Das Rückgrat ihrer Raumstreitkräfte bestand aus Fregatten und Zerstörern sowie Trägern für die Jägerunterstützung. Ihr einziges Zugeständnis an schwere Kriegsschiffe stellten die Großkampfschiffe der Intruder-Klasse dar. Die Drizil benutzten sie aus diesem Grund häufig als Kommandoschiffe für ihre Schwärme.

Das menschliche Imperium hingegen setzte auf schweres Gerät. Schlachtkreuzer der Swordmaster- und Behemoth-Klasse waren die schwersten von imperialen Werften gebauten Einheiten, doch es gab noch Angriffskreuzer, Begleitkreuzer und Träger. Zur Unterstützung verfügten terranische Flotten zudem über Korvetten, die dafür zuständig waren, die Peripherie einer Streitmacht gegen schnelle feindliche Einheiten abzuschirmen, und über Torpedoschnellboote, die in Gruppen operierten, ein Ziel torpedieren und durch ihre bloße Masse überwältigen konnten.

Die terranischen Schiffe, die sich bis zum Orbit der Erde durchgekämpft hatten, gehörten allesamt schweren Schiffsklassen an. Die leichteren Schiffe waren bereits zerstört worden.

Die Drizil würden für die Einnahme des Planeten einen hohen Preis bezahlen müssen, so viel war sicher. Doch auch der Ausgang dieser Schlacht stand im Grund bereits fest. Die Linie der Verteidiger wurde mit jeder Minute, die verging, dünner und es schlüpften bereits erste Landungsschiffe durch die Verteidigung. Darüber hinaus bekamen die Drizil laufend Verstärkung. Die Flut an Schiffen schien gar kein Ende mehr zu nehmen.

Jede Faser in Lestrades Körper schrie danach, zur Erde zu fliegen und sich seinen Kameraden anzuschließen. Sie standen mit dem Rücken zur Wand und brauchten jedes Schiff.

Nur das Wissen, das er eine dringendere Mission zu erfüllen hatte, hielt ihn zurück. Er warf einen kurzen Blick auf die Aufstellung seines eigenen Kommandos.

Um die Vengeance hatten sich einundzwanzig Schiffe versammelt. Einundzwanzig von ursprünglich fünfunddreißig.

Nach Commodore Rodriguez’ Tod und dem Verlust seines Schiffes, war die Vengeance der einzig verbliebene Schlachtkreuzer der Swordmaster-Klasse. Des Weiteren bestand die Einheit noch aus zwei Schlachtkreuzern der Behemoth-Klasse, fünf Angriffskreuzern der Ares-Klasse, fünf Begleitkreuzern der Guardian-Klasse, zwei Trägern der Fortress-Klasse und sechs Korvetten der Gunner-Klasse. Das war nicht viel, um die Linien der Drizil zu durchbrechen. Nach vorsichtigen Schätzungen hielten sich derzeit zwischen 400 und 600 feindliche Schiffe im System auf.

Die imperiale Schiffskonstruktion war ebenso funktionell wie einfach. Imperiale Schiffe bestanden aus drei dreieckigen Modulen, die leicht versetzt übereinander angeordnet waren. Auf der Spitze des untersten Moduls befand sich die Kommandobrücke in einer durchsichtigen Kuppel. Während eines Gefechts ließ sich die Brücke mit Panzerlamellen absichern. Die Brückenbesatzung konnte jedoch weiterhin uneingeschränkt die Vorgänge rund um das Schiff über eine 360°-Hologrammsicht verfolgen. Hinter dem Kopf folgte der zylindrische Schiffskörper und am Heck die Antriebssektion mit den sechs halbmondförmigen Schubdüsen, die im Kreis angeordnet waren. Die Hauptbewaffnung imperialer Schiffe bestand aus mehreren Torpedorohren, die nicht nur in der Lage waren, nach vorn und nach achtern zu feuern, sondern in beschränktem Umfang auch zur Seite.

Drizilschiffe sahen hingegen ganz anders aus. Sie wirkten wie gefährlich aussehende Vögel mit ausgebreiteten Schwingen, was zweifellos eine psychologische Wirkung erzielen sollte. Außerdem gab es eine Theorie unter Exo-Anthropologen, nach der die Drizil von Vögeln abstammten. Ihre Schiffskonstruktion schien dies zu untermauern.

»Sir?«, meldete sich der weibliche Kommunikationsoffizier zu Wort. »Eine Übertragung.«

»Herkunft?«

Der Lieutenant hantierte einige Sekunden an ihrer Station, bevor sie sich mit großen Augen erneut zu ihrem Kommandanten umdrehte.

»Von der Erde. Es ist Marschall Yaraton.«

Ein Blitz durchzuckte Lestrade und für einige wichtige Momente war er nicht in der Lage, sich zu regen oder auch nur ein Wort zu sagen. Yaraton war der Oberbefehlshaber der imperialen Streitkräfte und er wich nie weit von der Seite des Kaisers.

»Verbindung aufbauen!«

Ohne nennenswerte Verzögerung baute sich ein Hologramm vor Lestrades Kommandosessel auf. Das durchscheinende Abbild eines Mannes in den Sechzigern mit schütterem Haar, Geheimratsecken und ernsten Augen erschien.

»Marschall?«

»Captain«, begrüßte der Mann Lestrade und nickte ihm knapp zu. »Ihr Status?«

»Mission abgeschlossen, Marschall. Ich habe es. Wir starten gerade von der Lunabasis.«

»Ausgezeichnet. Ich schicke Ihnen einige taktische Daten über die Aufstellung der Drizilschiffe. Möglicherweise haben wir eine Schwachstelle in ihrer Formation entdeckt, durch die Sie schlüpfen können.«

»Vielen Dank, Marschall.« Lestrade zögerte. »Wo sind Sie gerade?«

Der Mann lächelte wehmütig. »Noch auf der Erde. Genau wie Seine Majestät.«

»Aber …«

»Ich weiß. Wir sollten längst fort sein, doch es ist nicht alles nach Plan verlaufen. Wir haben zu lange gewartet. Unser Fluchtweg ist abgeschnitten. Die Drizil schießen jedes Schiff ab, das die Blockade zu durchbrechen versucht.«

»Halten Sie durch. Wir kommen und holen Sie.« Lestrade wollte gerade den Befehl geben, als Yaratons erhobene Hand ihn zurückhielt.

»Keine Chance, Lestrade. Vergessen Sie es. Keines Ihrer Schiffe würde einen Rettungsversuch überleben. Ihre Aufgabe ist wichtiger als unsere Flucht. Und das wissen Sie auch.«

Lestrade zögerte erneut. Schließlich nickte er ergeben.

»Ja, Sir.«

»Wie ich höre, ist Commodore Rodriguez gefallen?!«

Das Hologramm flackerte leicht und Lestrade glaubte, im Hintergrund Explosionen und Schüsse zu hören. Die Hauptstadt stand bereits unter massivem Beschuss.

»Ja, Sir.«

Ein Lächeln zog die Mundwinkel des Marschalls leicht nach oben. »Dann spreche ich hiermit eine Schlachtfeldbeförderung aus und erhebe Sie in den Rang eines Commodore. Leider müssen wir die Zeremonie und das Prozedere angesichts der Umstände auslassen, aber Sie verstehen das sicher.«

Lestrade schluckte schwer. Erst beim dritten Versuch gelang es ihm, seine staubtrockene Kehle unter Kontrolle zu bringen und ein einzelnes Wort herauszubringen.

»Verstanden …«

Marschall Yaraton nickte Lestrade ein letztes Mal zu. »Viel Glück … Commodore.«

Ohne auf eine Antwort zu warten, fiel das Hologramm in sich zusammen und verschwand.

Lestrade saß wie betäubt auf seinem Sessel, sich der Blicke seiner Brückenbesatzung kaum bewusst. Commodore. Er hatte immer gehofft, es eines Tages in den Rang eines Commodore oder vielleicht sogar eines Lord Admirals zu schaffen. Doch nicht so. Nicht, während die Zivilisation der Menschheit in sich zusammenfiel. Und auf seinen Schultern lastete die Verantwortung, wenigstens einen Teil dieser Zivilisation zu retten.

»Sir?«, sprach sein XO ihn an. »Ihre Befehle?«

»Haben Marschall Yaratons Daten uns erreicht?«

»Jawohl«, bestätigte Mueller.

»Einspeisen.«

Kurz darauf starrte Lestrade auf eine Sternkarte des Solsystems. Die Daten von der Erde waren in der Tat hilfreich, verfügte der Blaue Planet doch über weitreichendere und vor allem sensiblere Sensoren als jedes seiner Schiffe.

»Sehen Sie das?«, fragte er seinen XO, der neugierig näher trat und die Stelle betrachtete, auf die Lestrade deutete.

»Ja, allerdings. Die Drizil kümmern sich im Wesentlichen um Mars und Erde. Dazwischen befinden sich so gut wie keine feindlichen Einheiten. Sie konzentrieren sich darauf, die letzten Widerstandsnester zu brechen. In Richtung Sonne sind kaum Schiffe von ihnen. Wenn wir jetzt ausbrechen und in Richtung Sonne beschleunigen …«

»Gelingt es uns vielleicht, durchzubrechen, bevor sie reagieren können«, vollendete Lestrade den Satz.

»Alle Schiffe Gefechtsformation einnehmen. Kurs auf die Sonne nehmen.«

»Aye-aye, Sir.«

»Wie viel Drizilschiffe befinden sich auf unserer unmittelbaren Flugbahn?«

»Achtzehn, Sir.«

Lestrade überlegte fieberhaft. Das war zwar kein schlechtes Verhältnis, doch schlechter, als er es sich gewünscht hätte. Dieses Gefecht würde nicht ohne Blessuren für sein Geschwader ausgehen. Da führte kein Weg dran vorbei. Falls die Drizil seine Taktik durchschauten und es ihnen gelang, weitere Schiffe zur Verstärkung heranzuführen, bevor ihm der Durchbruch gelang, würde es noch weit schlimmer werden, vielleicht sogar unmöglich.

Doch derlei Gedanken behielt er wohlweislich für sich. Ein Kommandant musste selbst in schwierigen oder ausweglosen Situationen einen kühlen Kopf bewahren und Optimismus ausstrahlen. Optimismus war das A und O.

Die einundzwanzig Schiffe beschleunigten gleichmäßig auf Reisegeschwindigkeit Richtung Sonne, während um sie herum das Solsystem in Chaos und Blut versank. Für einen Augenblick überlegte Lestrade, den Kurs zu ändern und die Schiffe anzugreifen, die die Erde belagerten. Nur die Dringlichkeit seiner Mission und die Tatsache, dass sonst niemand mehr hier war, der diese Mission hätte ausführen können, hinderten ihn daran.

»Feindliche Schiffe auf unserer Flugbahn«, meldete Mueller. »Direkter Kurs auf uns.«

»Effektive Gefechtsdistanz?«

»In zweiunddreißig Minuten. Feindliche Schiffe halten direkt auf uns zu. Außerdem sind feindliche Einheiten aus der Mars-Umlaufbahn ausgeschwenkt und verfolgen uns.«

»Können Sie uns einholen?«

»Möglicherweise. Falls uns die Schiffe voraus zu lange aufhalten.«

»Dann wollen wir mal den Weg freiräumen«, meinte Lestrade mehr zu sich selbst und fletschte kampflustig die Zähne. Wenigstens würde er sich nicht davonstehlen, ohne vorher noch einige Drizil ins Jenseits zu schicken.

»Energiewaffen laden und Fernkampfbewaffnung in Bereitschaft.«

»Aye-aye, Cap… Commodore.«

Lestrade hörte Muellers Fauxpas, entschloss sich jedoch dazu, diesen zu ignorieren. Alle Beteiligten würden Zeit brauchen, sich an seinen neuen Rang zu gewöhnen. Er selbst bildete da keine Ausnahme.

Die Minuten vergingen quälend langsam, während die zwei Verbände aufeinander zuschossen. Auf dem taktischen Hologramm bemerkte er, wie die Drizilschiffe aus Richtung Mars an ihrem Heck klebten und sich abmühten, die kleine Gruppe fliehender menschlicher Schiffe einzuholen. Lestrade warf der Anzeige an der oberen rechten Ecke einen kurzen Blick zu. Die Uhr lief rückwärts und zeigte die Zeit an, die das Geschwader benötigte, um die zum Sprung in den Hyperraum notwendige Mindestgeschwindigkeit zu erreichen.

Es würde knapp werden. Verdammt knapp sogar. Falls sie die Schiffe voraus schnell genug abfertigten, konnten sie es jedoch schaffen. Mit viel – mit sehr viel – Glück.

»Noch zwölf Minuten, Sir.«

»Jäger ausschleusen!«

Die beiden Träger der Fortress-Klasse setzten in kurzen Intervallen ihre Jäger ab. Jedes der beiden Schiffe führte acht Staffeln zu je sechs Jägern mit sich. Die kleinen Vanguard-Jäger – schnittige Aufklärer mit Stummelflügeln und Doppeltriebwerk – übernahmen die Spitze der Formation, dicht gefolgt von den schwereren Shadow-Abfangjägern und den klobigen und schwerfälligen Mammoth-Jagdbombern.

Lestrade hätte sich im Augenblick nichts sehnlicher gewünscht, als eine Anzahl Torpedoschnellboote auf seiner Seite zu wissen. Die winzigen, aber tödlichen Schiffe hätten eine schöne Schneise in die feindliche Formation gerissen. Leider waren alle Boote im Solsystem bereits zerstört oder in schwere Kämpfe verwickelt.

Den terranischen Jägern standen schwere Driziljäger vom Typ Blutstachel und Abfangjäger vom Typ Flüsterwind gegenüber. Die Namen der Drizil für diese Maschinen waren nicht für menschliche Zungen geeignet, doch die Übersetzung kam an diese beiden Bezeichnungen am ehesten heran.

Lestrade bemerkte sofort das Ungleichgewicht. Nicht nur, dass die Drizil vier Trägerschiffe gegen seine zwei ins Gefecht führten, die Drizilträger waren überdies in der Lage, zwölf Staffeln zu je acht Jägern mit sich zu führen.

Die beiden Jagdverbände formierten sich jeweils oberhalb ihrer Großkampfschiffe, um dem zu erwartenden Fernkampfbeschuss nicht in die Quere zu kommen.

»Effektive Gefechtsdistanz erreicht.«

»FEUER!«

Das Geschwader spie eine Salve Torpedos auf den nahenden Gegner. Die Drizil eröffneten beinahe zeitgleich das Feuer. Während menschliche Schiffe Torpedoprojektile feuerten, verschossen die Drizilschiffe nicht nur eine Art Torpedos, die aus purer Energie bestanden, sondern zusätzlich etwas ungleich Tödlicheres. Ihr Feind feuerte im Fernkampf nämlich Projektile ab, die mit einer geleeartigen Masse gefüllt waren. Es handelte sich um eine Art genmanipulierter Amöben, die von den Schiffsbesatzungen nur die Grüne Pest genannt wurde.

Einmal infiziert, musste ein Schiff in neunzig Prozent der Fälle als verloren angesehen werden. Die Projektile waren in der Lage, Panzerung zu durchbrechen, und entließen die Grüne Pest ins Innere des Zielschiffes. Dann begann das Grauen. Die Amöben fraßen sich durch alles, egal ob anorganisch oder organisch.

Im Laufe der Zeit hatte es viele Ansätze gegeben, dieser Bedrohung Herr zu werden, um Schiff und Besatzung zu retten. Ein Lösungsvorschlag lautete, die betreffende Sektion abzuschotten und dem Vakuum auszusetzen, ein anderer schlug den Einsatz von Marines mit Flammenwerfern vor. All dies waren zwar gangbare Möglichkeiten, doch oft konnten diese nicht schnell genug umgesetzt werden, um ein Schiff zu retten, und es blieb nur noch der Einsatz der Rettungskapseln.

Lestrade dankte Gott auf Knien dafür, dass die Drizil die Grüne Pest nicht gegen Planeten, sondern nur gegen andere Kriegsschiffe einsetzten. Die Pest machte nämlich keinen Unterschied zwischen Menschen und Drizil. Ein infizierter Planet könnte nie wieder betreten, geschweige denn kolonisiert werden. Und da die Drizil hinter menschlichen Welten, deren Lebensraum und Rohstoffen her waren, gingen die Kriegsgegner der Menschheit mit ihrer biologischen Waffe sehr sorgfältig um. Sie achteten peinlich genau darauf, diese Waffe nicht in unmittelbarer Nähe eines bewohnbaren Planeten einzusetzen, um das Risiko zu vermeiden, einen intakten Planeten durch Fehlschüsse zu kontaminieren.

Beide Seiten achteten weiterhin darauf, dass ihre Lenkwaffen nicht unkontrolliert durchs All flogen, sofern sie kein feindliches Schiff trafen. Im Falle des Imperiums limitierte der Brennstoff die Reichweite der Torpedos. Ging der Brennstoff zur Neige, zerstörten sie sich nach fünf Sekunden selbst. Die Energietorpedos der Drizil lösten sich nach einer Weile selbständig auf. Keiner der Kriegsparteien war daran gelegen, dass nach einer Schlacht Hunderte von potenziellen Zeitbomben durch ein System trieben.

Die Durchschlagskraft der Energietorpedos der Drizil war enorm, auch wenn sie auf dem Weg zwischen Herkunftsschiff und Ziel viel von ihrer Energie einbüßten und diese in die Kälte des Alls abstrahlten, doch nichts im Arsenal des Feindes war so gefürchtet wie die Grüne Pest.

»Achtung! Einschlag!«

Die Vengeance bäumte sich mit einer Plötzlichkeit auf, die Lestrade die Luft aus den Lungen presste. Nur sein Sicherheitsgurt verhinderte, dass er über seine eigene Brücke geschleudert wurde.

Mit einem Auge beobachtete er das taktische Display. Neun feindliche Großkampfschiffe verschwanden mit einem Mal vom Plot. Drei Zerstörer, ein Träger, vier Fregatten und sogar ein Drizil-Flaggschiff der Intruder-Klasse – oder wie die Drizil sie nannten, der Ek’naj’mek-Klasse, der größte Kriegsschiffstyp im Arsenal des Feindes. Das Schiff war um dreißig Prozent größer als ein Schlachtkreuzer der Swordmaster-Klasse, der das größte Schiff auf terranischer Seite war.

Eine weitere Energietorpedosalve der Drizil hämmerte brutal auf sein Geschwader ein und schüttelte sein Schiff durch. Es wurde zur Tortur, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.

»Schadensbericht!«

Sein XO eilte umgehend an seine Seite. »Bugpanzerung ist um zwanzig Prozent reduziert. Kein interner Schaden. Noch sind die Drizilwaffen nicht durchgedrungen.«

»Der Rest des Geschwaders?«, fragte Lestrade, obwohl er bereits wusste, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde.

Mueller zögerte einen Moment. Er fuhr erst fort, als Lestrade ihm einen scharfen Blick zuwarf. »Zwei Korvetten zerstört. Totalverlust. Einer der Begleitkreuzer ist schwer angeschlagen. Lebenserhaltung und künstlicher Schwerkraft sind nur minimal verfügbar. Torpedobewaffnung um fast sechzig Prozent reduziert.«

Lestrade knirschte mit den Zähnen. Das kurze Gefecht war sogar noch schlimmer ausgegangen, als er befürchtet hatte. Doch ihm blieb keine Zeit, mit seinem Schicksal zu hadern, denn die überlebenden Drizilschiffe schlossen schnell auf. Ein Nahkampf war unvermeidlich.

Er fragte sich, warum die Drizil nicht die Grüne Pest einsetzten, doch er vermutete, dass diese Schiffe wohl ihren Vorrat an dieser Waffe aufgebraucht hatten. Immerhin kämpften sie schon den ganzen Tag und diesen Einheiten waren mit Sicherheit bereits viele terranische Schiffe zum Opfer gefallen.

Die Jäger beider Seiten gaben Vollschub und beharkten sich auf kürzeste Distanz. In der Schwärze des Alls blühten rote und grüne Explosionen auf, als Maschinen hüben wie drüben wie überreifes Obst zerplatzten.

Die schweren Mammoth-Jäger mit den Zwillingsgeschütztürmen auf dem Dach und der lang gezogenen Schnauze, in der sich die Zielerfassungssensoren befanden, führten den Vorstoß an.

Die Kontrahenten schenkten sich nichts und Gnade wurde zu einem Wort ohne Bedeutung. Der Gegner war zwar zahlenmäßig überlegen, doch das terranisch-imperiale Pilotenprogramm galt als das beste überhaupt und die menschlichen Piloten manövrierten den Gegner immer wieder aus.

Eine beliebte Taktik war es, in Dreiergruppen zu agieren. Ein Jäger spielte den Köder, bot sich als Ziel an, und wenn Driziljäger die Verfolgung aufnahmen, schnappte die Falle zu und zwei andere terranische Jäger erledigten die Verfolger. Leider war es oftmals auch der Köder, der dabei auf der Strecke blieb. Die Drizil jedoch zahlten einen hohen Zoll an Leben und Material.

Die Kampfschiffe der Drizil kamen drohend näher und passierten ihre menschlichen Widersacher auf kürzeste Distanz.

»Volle Breitseite!«, befahl Lestrade und die Schiffe seines Geschwaders eröffneten das Feuer auf den verhassten Feind.

Die Laserbatterien der Breitseite schnitten tiefe Breschen in die Flanken der feindlichen Kriegsschiffe. Panzerung wurde auseinandergeschnitten und schmolz in dicken Tropfen dahin, die im All nahezu umgehend zu seltsam anmutenden Formen erstarrten. Punktverteidigungslaser bemühten sich währenddessen, die Jäger der Drizil und die Geschosse der feindlichen Kriegsschiffe ins Visier zu nehmen. Sie gaben immer wieder kurze Lichtimpulse ab, die alles zerfetzten, mit dem sie in Berührung kamen.

Auf kurze Distanz verwendeten die Drizil Geschütze, die Explosivprojektile verschossen, die im Falle eines Treffers in der Lage waren, die Panzerung aufzureißen.

Lestrade rannen dicke Schweißperlen über die Stirn. Mit einer ungeduldigen Geste wischte er sie beiseite.

Eine weitere Korvette geriet ins Kreuzfeuer zweier feindlicher Fregatten und innerhalb weniger Sekunden überzog das gegnerische Feuer die Oberfläche des kleinen, unglückseligen Schiffes mit einem Teppich aus Feuer.

Die Panzerung hielt derartige Kräfte nicht lange aus und das Schiff brach der Länge nach auf. Männer und Frauen wurden zappelnd ins All gerissen, als es in Stücke gerissen wurde.

Der bereits angeschlagene Begleitkreuzer Norwegen lieferte sich ein Duell mit gleich zwei feindlichen Zerstörern und einem Flaggschiff der Intruder-Klasse. Trotz seiner enormen Gefechtsschäden schlug sich die Norwegen fabelhaft. Der Skipper des Begleitkreuzers bewies ein intuitives Geschick dafür, das Schiff immer wieder durch das gegnerische Feuer gleiten zu lassen und dem Gegner dabei unbeschädigte Panzerung zuzuwenden, an der der Beschuss nahezu wirkungslos verpuffte.

Im Gegenzug schoss die Norwegen einen der Zerstörer in Stücke und den zweiten manövrierunfähig. Das hilflose Schiff trudelte steuerlos davon. Die Mannschaft konnte nur noch hoffen, dass irgendwann jemand die Zeit fand, sie zu bergen.

Der Intruder erwies sich jedoch als härtere Nuss. Das Drizilschiff war fast viermal so groß wie der Begleitkreuzer und um ein Vielfaches besser bewaffnet.

Die beiden Schiffe tauschten auf kürzeste Distanz Salven aus und fügten sich gegenseitig schwere Schäden zu. Der Intruder verlor mehrere Geschützrohre an Bug und Steuerbord, der Begleitkreuzer durch die Antwort des Drizilschiffes im Gegenzug fast seine gesamte Backbordbewaffnung. Die Norwegen begann zu schlingern, was auf eine Beschädigung des Reaktors und/oder des Antriebs hindeutete.

Eine Jagdstaffel und ein Angriffskreuzer der Ares-Klasse eilten herbei, um dem Schiff zu Hilfe zu kommen. Der kampfstarke Kreuzer verheerte die Panzerung oberhalb des Drizilschiffes, während die Mammoth-Jäger Präzisionsangriffe flogen, um Waffenstellungen, Kommunikationsanlagen und vitale Systeme zu zerstören.

Das Abwehrfeuer des Intruder wischte zwei Mammoth-Jäger wie Fliegen beiseite und ließ den Ares-Angriffskreuzer erzittern wie ein verwundetes Tier.

Die Norwegen hatte indes nahezu ihr komplettes Waffenarsenal eingebüßt und dachte nur noch an Flucht. Die Drizil waren jedoch nicht bereit, ihr diese Option zu gestatten. Salve um Salve schlug auf den Begleitkreuzer ein, zertrümmerte Panzerung und drang ins Innere des Schiffes vor. Eine Reihe von Sekundärexplosionen riss die Panzerung an mehreren Stellen von innen auf. Flammen leckten ins Freie, nur um vom Vakuum erstickt zu werden. Die Norwegen wurde von innen heraus verzehrt.

Lestrade bezweifelte, dass von der Besatzung überhaupt noch jemand am Leben war.

Wut überkam ihn und füllte jede Faser seines Körpers mit Hass. Und wieder hatten die Drizil gute Menschen ermordet. Menschen, die ihr Schicksal nicht verdienten. Natürlich lag das in der Natur des Krieges, doch dies interessierte Lestrade in diesem Moment nicht.

»Beidrehen!«, befahl er.

Die Vengeance schwenkte gehorsam in einem Dreißiggradwinkel herum, um das feindliche Großkampfschiff ins Visier zu nehmen. Dieses war vollauf damit beschäftigt, den Ares-Kreuzer zu bedrängen, dessen Lage inzwischen ebenfalls immer verzweifelter wurde.

»Feuer!«

Wie ein Vorbote der Hölle ließ die Vengeance ihr gesamtes Waffenarsenal auf den völlig überraschten Intruder nieder. Mit der ersten Salve schaltete die Vengeance den Antrieb des Großkampfschiffes aus. Die zweite Salve zerriss die durch den Kampf mit der Norwegen ohnehin schon geschwächte Steuerbordpanzerung wie Papier. Die Lasersalven drangen tief ins Innenleben des Intruder vor und verdampften auf ihrem Weg Geräte, Ausrüstung und Besatzungsmitglieder gleichermaßen.

Mithilfe seiner Manövrierdüsen schwenkte der Intruder schwerfällig herum, um sich diesem neuen überragenden Gegner zu stellen, doch Lestrade ließ ihm dazu keine Gelegenheit.

Er setzte eine weitere Salve nach, die von einer heftigen Explosion am Heck belohnt wurde. Das Schiff stellte sein Feuer von einer Sekunde zur nächsten ein – nur Augenblicke bevor es von einer gewaltigen Detonation auseinandergerissen wurde.

Lestrade ließ sich schwer in seinen Sessel sinken. Er atmete ein paarmal gut durch, bevor er sich erneut dem taktischen Plot zuwandte. Es befanden sich keine feindlichen Schiffe mehr auf ihrer Flugbahn. Die meisten Drizileinheiten in ihrer unmittelbaren Umgebung waren zerstört und die wenigen Überlebenden flüchteten unter den Feuerschutz der verfolgenden Drizilschiffe. Die Verfolger holten immer mehr auf, doch sie würden zu spät kommen.

»XO? Kurs auf die Sonne. Sobald wir die Korona hinter uns gelassen und eine angemessene Geschwindigkeit aufgebaut haben, springen wir in den Hyperraum.«

»Aye, Sir.«

Lestrade musterte sein taktisches Display und zählte die verbliebenen Einheiten unter seinem Kommando. Außer der Norwegen und der dritten Korvette hatten sie noch einen Angriffskreuzer der Ares-Klasse und einen weiteren Begleitkreuzer der Guardian-Klasse verloren, außerdem einen Träger. Die überlebenden Jäger setzten zur Landung auf dem verbliebenen Träger an. Es waren nicht einmal genug, um die Hangars des einen Trägers aufzufüllen, den sie noch hatten.

Sie waren entkommen, keine Frage. Doch der Preis hierfür war ungeheuer hoch.

»Welche Sprungkoordinaten soll ich eingeben, Commodore?«

Lestrade dachte einen Augenblick angestrengt nach. Die Frage war eigentlich keine. Im Moment gab es nur einen sicheren Ort in der Galaxis.

»Nach Perseus, Eugene. Bringen Sie uns nach Perseus.«

Teil I

AnkunftTerranisch-Imperiale Liga Äußerer Sektor 18/1-A Koloniewelt Perseus 31. Dezember 2847

1

General Carlo Rix, Befehlshaber der 18. Legion, stieg von der Rampe und nutzte diesen kurzen Augenblick der Muße, um innezuhalten.

Endlich wieder daheim, dachte er.

Er legte den Kopf in den Nacken und atmete die würzige, lebendige Luft seiner Heimatwelt Perseus ein. Perseus war zu sechzig Prozent von Wäldern bedeckt, wodurch die Luft einen einzigartigen Geschmack erhielt. Sie roch frisch, nicht so tot oder abgestanden wie die Luft von Planeten, auf denen es hauptsächlich Industrie gab.

Das Perseussystem bestand aus insgesamt zwölf Planeten, von denen jeder einige Monde aufwies, doch Perseus IV war der einzige stellare Körper im System, der in der Lage war, Leben zu ermöglichen. Welten mit atembarer Atmosphäre, Wasser und einem angenehmen Klima waren im Universum selten gesät. Carlo Rix hatte bereits viele Welten besucht, doch keine besaß diese urtümliche Schönheit wie seine Heimat.

Er konnte es kaum erwarten, sein Quartier aufzusuchen und dort seinen Kampfanzug abzulegen. Den Helm trug er locker unter dem Arm.

Hinter ihm marschierten die Soldaten der Sturmkohorte Aquila (Adler) die Rampe herunter, eintausendeinhundert Mann an der Zahl. Imperiale Soldaten trugen während ihres Dienstes einen Kampfanzug, aus einem hitzeabweisenden Stoff, der an bestimmten Stellen (Rücken, Arme, Brust) durch Metall verstärkt war. Ihre Nadelgewehre trugen sie über der Schulter und in ihren Gürteln steckten jeweils zwei Kampfmesser für den Nahkampf. Der Anblick wirkte überaus beeindruckend.

Die sonst so disziplinierten Soldaten feixten und scherzten, während sie an ihm vorübermarschierten. Das überwältigende Gefühl, endlich wieder zu Hause zu sein, hatte von ihnen allen Besitz ergriffen.

Sein Blick wanderte den Raumhafen entlang. Im Abstand von je hundert Metern standen die übrigen vier Truppentransporter der Legion. Jeder gehörte einer weiteren Kohorte.

Im Einzelnen handelte es sich um die Kampfkohorte Invictus (unbesiegbar), die Kampfkohorte Ferreus (eisern), die Kampfkohorte Rigidus (unbeugsam) und die Aufklärungskohorte Obskurus (unsichtbar). Die Legion umfasst somit bei voller Stärke fünftausendfünfhundert Mann. Und jede Kohorte wiederum bestand aus fünf Zenturien zu je zweihundertzwanzig Mann. Die Zenturien waren ihrerseits organisiert in Fünf-Mann-Feuertrupps.

Auf der Seite jedes Truppentransporters prangte stolz der Legionsadler – das Emblem der imperialen Legionen. Und unter dem Adler standen zwei Worte: Ehre und Hingabe. Das Motto der 18. Legion. Am Bug des Schiffes prangte darüber hinaus das Wappentier der 18. Legion: der Drachengeier. Dabei handelte es sich um eine auf Perseus heimische Raubvogelart, die, anders als ihre Artgenossen auf der Erde, ihre Nester nicht auf Bäumen baute, sondern in der Erde. Die Drachengeier lebten in Kolonien, und obwohl sie von kleiner Statur waren – ihre Spannweite betrug nur knapp einen halben Meter –, scheuten sie noch nicht einmal den Angriff auf Menschen. Im Übrigen handelte es sich um Fleischfresser. Die Städte auf Perseus hatten darum zum Schutz ihrer Bürger Lautsprecher installiert, die ein Hochfrequenzsignal ausstrahlten, das für die Drachengeier äußerst schmerzhaft war und sie auf diese Weise fernhielt.

Carlo seufzte tief. Es tat gut, nach drei Monaten endlich wieder heimatlichen Boden unter den Füßen zu haben. Am liebsten hätte er Perseus gar nicht verlassen, doch ein Hilferuf aus einem benachbarten System hatte seine unmittelbare Aufmerksamkeit erfordert.

Hier in den Randzonen waren weniger die Drizil das Problem, sondern vielmehr Schmuggler, Piraten und Banditen. Jenseits der Terranisch-Imperialen Liga gab es Dutzende nicht kartografierte menschliche Siedlungen, oftmals Überbleibsel von verloren gegangenen Kolonistenschiffen. Sie nannten sich freie Menschen und lehnten die Autorität des Imperiums ab.

Sie überlebten, indem sie sich eher zweifelhaften Geschäftszweigen hingaben. Hin und wieder bedeutete dies, dass sie imperiale Siedlungen und Kolonien auf der Suche nach Technologie oder Nahrungsmitteln überfielen.

Und bedauerlicherweise war die 18. Legion die einzig mobile Truppe in achtzig Lichtjahren Umkreis. Ansonsten gab es nur Milizen, die zwar gut genug waren, ihre Kolonien gegen die meisten Übergriffe zu verteidigen, doch nicht die Ausrüstung besaßen, die fliehenden Banditen zu verfolgen. Und hier kam die Legion ins Spiel.

Carlo Rix war mit der Sturmkohorte Aquila losgezogen, um nach einem Überfall auf die Carellan-Kolonie die Banditen zu verfolgen. Doch die Jagd war bedauerlicherweise ergebnislos verlaufen. Die Banditen erwiesen sich inzwischen als äußerst geschickt darin, ihre Spuren zu verwischen und im Zwielicht zwischen den Sternen zu verschwinden.

Mittlerweile gab es sogar Gerüchte, die Banditen hätten einen Anführer und sogar eine eigene Hauptwelt. Als wären sie eine eigene Nation mit eigener Regierung. Als er loszog, um die Banditen zu jagen, war seine Motivation nicht nur, den Überfällen Einhalt zu gebieten, sondern auch diese Heimatwelt der Piraten und ihren Anführer zu finden, sollte er denn tatsächlich existieren. Aber nichts hatten sie gefunden. Drei Monate hatten sie nur Schatten und Geister gejagt und nichts vorzuweisen.

Carlo zog einen ehrlichen Kampf diesem Herumgestolpere allemal vor. Beinahe wünschte er sich einen Kampf mit den Drizil herbei. Die versteckten sich wenigstens nicht.

Seine Lippen verzogen sich kurz zu einem wissenden Schmunzeln. Heute war Silvester. Der letzte Tag des Jahres 2847.

Obwohl jede menschliche Welt einen eigenen Kalender führte aufgrund des eigenen Umlaufs um die jeweilige Sonne, lebten sie genauso nach dem Erdkalender, wonach sie in den Genuss bestimmter Feiertage kamen.

Die Soldaten der Legion würden heute feiern. Es war einer der Gründe, aus denen er die Sturmkohorte Aquila zurück nach Perseus geführt hatte. Die Männer und Frauen hatten sich eine Pause verdient und es wäre ungemein grausam gewesen, sie von diesen Feierlichkeiten fernzuhalten.

Es würde andere Tage und andere Piratenjagden geben. So hoffte er jedenfalls. Carlo streckte den bulligen Körper, der durch seinen Kampfanzug noch gedrungener wirkte, hob den kurz geschorenen, dunkelhaarigen Kopf in Perseus’ Sonne und genoss das Gefühl der Wärme auf seiner Haut.

Perseus war ein sehr gemäßigter Planet, auf dem so gut wie alles gedieh, was man in die Erde pflanzte. Ein Nebeneffekt der relativ nahen Umlaufbahn um die hiesige Sonne.

»Träumst du?«, fragte plötzlich eine joviale Stimme hinter ihm. Carlo Rix wandte den Kopf gerade weit genug, um über die Schulter blicken zu können.

Colonel René Castellano scherte aus der Formation marschierender Soldaten aus und trat zu seinem langjährigen Freund und Befehlshaber. Noch während er die Rampe herabschritt, löste er die Verschlüsse seines Helms und zog ihn mit einem erleichterten Seufzer vom Kopf. Er schüttelte seine strohblonde Mähne, bevor er den Helm auf den Boden stellte und seinen Fuß darauf setzte.

René war nicht nur die Nummer zwei der Befehlshierarchie der Legion und somit Carlos Stellvertreter, darüber hinaus befehligte er auch die Sturmkohorte Aquila.

»Ein wenig«, lächelte Carlo zur Begrüßung. »Hab nur darüber nachgedacht, was für ein gutes Gefühl es ist, wieder zu Hause zu sein.«

»Amen«, erwiderte René gelassen. »Wurde auch wirklich Zeit.«

»Allerdings.« Carlo wurde schlagartig ernst. »Auch wenn wir nicht wirklich viel vorzuweisen haben. Und das nach drei Monaten.«

Sein Stellvertreter zuckte ergeben mit den Achseln. »Und wenn schon. Wir haben unser Möglichstes getan. Legionäre sind schwere Infanterie, dann am besten, wenn sich ein klares Ziel bietet. Um Schatten zu jagen, sind wir definitiv die Falschen.«

»Aber wir sind hier draußen die Einzigen.«

»Erinnere mich bloß nicht daran.«

René legte den Kopf weit in den Nacken und drehte ihn zur einen Seite und wieder zurück, um seine verspannten Muskeln zu lockern.

»Ich kann es kaum erwarten, endlich diesen verdammten Anzug auszuziehen. Und ein Bad zu nehmen. Ein heißes, dampfendes Bad. Und danach gibt es erst einmal ein richtiges Frühstück. Nicht diese verdammten Konzentrate. Schmecken wie Styropor.«

Bei dem übertriebenen Gejammer seines Freundes, huschte ein Lächeln über Carlos sonst so ernstes Gesicht. »Für einen Soldaten bist du ganz schön wehleidig.«

René strich sich gespielt großspurig eine Strähne aus dem Gesicht. »Immerhin bin ich auch der hübscheste Mann weit und breit. Und das soll auch so bleiben. Es ist doch niemandem gedient, wenn ich vom Fleisch falle und stinke wie eine Beutelratte.«

»Dein Bad wird vielleicht noch warten müssen.«

»Und wieso, wenn ich fragen darf?«

Carlo wies auf das andere Ende des Raumhafens, wo sich eine Gruppe versammelt hatte, die sie erwartete. Die Ungeduld, von der die Gruppe getrieben wurde, war selbst auf diese Entfernung spürbar.

»Empfangskomitee«, erwiderte Carlo knapp.

René deutete auf einen korpulenten Mann in der Mitte der Gruppe, der sich angeregt mit einer Frau und einem Mann unterhielt.

»Lord Gouverneur Cavanaugh«, erklärte er verwirrt. »Das ist ja wirklich hoher Besuch. Der kommt doch sonst nicht zur Begrüßung.«

Carlo nickte, während er die Gruppe musterte. Die düsteren Blicke, die die Menschen einander zuwarfen, entgingen ihm keineswegs.

»Etwas ist vorgefallen. Etwas Schlimmes.«

René nickte, ohne etwas zu erwidern. Stattdessen musterte er die Soldaten der Sturmkohorte Aquila, die auf dem freien Platz vor dem Truppentransporter inzwischen Aufstellung genommen hatte.

»Lass die Kohorte wegtreten«, befahl Carlo. »Und dann hören wir uns an, was sie uns zu sagen haben.«

René nickte, hob seinen Helm auf und trat vor die versammelten Soldaten.

»Legionäre der Aquila-Kohorte«, sprach er mit voller Stimme, die über den Platz hallte und sogar noch in den hintersten Winkeln des Landebereichs gut zu vernehmen war. »Ihr habt gut und ehrenvoll euren Dienst versehen. Perseus heißt euch willkommen. Wegtreten.«

Die Soldaten traten kollektiv einen Schritt rückwärts und salutierten, indem sie sich mit der geballten Faust auf die linke Brustseite schlugen.

Noch während René zu seinem Befehlshaber zurückkehrte, löste sich die Formation auf und die Soldaten strömten den Kasernen entgegen, die direkt ans Flugfeld grenzten. Einige würden erst mal eine Mütze voll Schlaf nehmen, andere würden duschen oder etwas essen. Die weitaus meisten jedoch würden sich in Zivil kleiden, die nahe gelegene Stadt Haaras aufsuchen und sich dort vergnügliche Gesellschaft überwiegend des anderen Geschlechts suchen. Es sei ihnen gegönnt. Drei Monate Dauereinsatz waren eine lange und anstrengende Tortur. Die Männer und Frauen hatten sich etwas Abwechslung verdient.

Carlo hingegen wusste, dass Vergnügungen oder Erholung für ihn und seinen Stellvertreter noch etwas warten mussten. Seite an Seite schlenderten sie betont langsam auf die Gruppe zu. Carlo nahm sich Zeit, alle der Reihe nach zu mustern.

Lord Gouverneur James Cavanaugh wirkte nervös, beinahe ängstlich. Mit einem Taschentuch wischte er sich ständig den Schweiß von der Stirn.

Der Mann war Adliger, und das ließ er auch jeden spüren, mit dem er sprach. Nichtadlige betrachtete er als nicht ebenbürtig. Das schloss Carlo mit ein. Wäre er Aristokrat gewesen, wäre er berechtigt, sich Lord General zu nennen. Dass er dies nicht durfte, war für Cavanaugh eine ständige Erinnerung daran, dass Carlo ein Mann aus dem einfachen Volk war. Carlo hatte sich auf die harte Tour durch sämtliche Ränge nach oben gedient. Keine geringe Leistung in einer Gesellschaft, die die oberen Militärränge – insbesondere der Legionen – als elitär betrachtete.

Zu seiner Rechten stand Major Marie Schneider, Befehlshaberin der Kampfkohorte Rigidus. Die Offizierin warf immer wieder ihr braunes Haar zurück, das ihr in Locken über die Schulter fiel. Selbst auf diese Entfernung fielen Carlo die Zornesfalten auf ihrer Stirn ins Auge. Sie hatte nicht viel Geduld mit Politikern, eine Eigenschaft, die er mit ihr teilte.

Zur Linken des Gouverneurs stand Major Akira Hitoshi, Kommandeur der Aufklärungskohorte Obskurus. Groß, schlank, mit undeutbarem Gesichtsausdruck und in etwa so ausdrucksstark wie eine in Marmor gemeißelte Statue. Den Mann brachte so schnell nichts aus der Ruhe. Eigentlich kein Wunder, wenn man bedachte, dass seine Einheit meistens die erste war, die in eine Kampfzone eindrang, und oftmals auch die letzte, die sie verließ. Es war ihre Aufgabe, die feindlichen Stellungen auszukundschaften und zu identifizieren, bevor ein eigentlicher Angriff schwerer Kräfte erfolgte. Für eine solche Aufgabe benötigte man einen ganz besonderen Menschenschlag. Carlo fiel dabei auf Anhieb der Begriff Nerven wie Drahtseile ein.

Etwas abseits der Gruppe stand Major Sam Hutchinson, der allerdings sogar von seinen eigenen Untergebenen nur Hutch genannt wurde. Ein Hüne von Mann, mit glatt rasiertem Schädel und dafür Backen- und Kinnbart. Sein Äußeres hätte man im Prinzip bedrohlich nennen können, würde es nicht durch das ständige Lächeln auf dem Gesicht des Mannes gemildert. Hutch war eine echte Frohnatur. Der Mann kommandierte darüber hinaus die Kampfkohorte Invictus.

Dann war da noch Major Abbigail ›Abby‹ Cummings, die Kleinste im Bunde. Zumindest von der Körpergröße her. Mit ihren eins sechzig wirkte sie unter den anderen Soldaten fast ein wenig fehl am Platz, doch Carlo wusste aus Erfahrung, dass man sie nicht unterschätzen durfte. Sie war so gefährlich wie jeder andere Legionär unter seinem Kommando. Musste sie auch sein, denn sonst hätte sie es nie in die imperialen Legionen geschafft. Sie kommandierte die Kampfkohorte Ferreus.

Die hinter der Gruppe auf und ab gehende, schlanke, dunkelhaarige Frau strahlte eine Aura der Unruhe aus: Master Sergeant Angela Flynn, die Ausbilderin der Legion.

So manch einer hätte ihre Unruhe für Nervosität halten können. Carlo wusste, dass die Wahrheit nicht weiter entfernt hätte sein können. Es war keine Nervosität, sondern unterdrückter Tatendrang, der sie dazu trieb, nicht still stehen zu können. Ein weiteres Indiz, dass etwas sehr Übles passiert sein musste.

Der Letzte im Bunde war General Victor Lecomte, der Befehlshaber der planetaren Miliz von Perseus. Obwohl sechstausend Mann stark, war die Miliz eigentlich nur dafür da, die Ordnung aufrechtzuerhalten, und übernahm Polizeiaufgaben. Die Legion hegte keine besondere Einstellung zur Miliz, weder positiv noch negativ. Sie waren schlichtweg uninteressant.

Lecomte war in den Fünfzigern, drahtig und trug eine Brille auf der Nase. Er war kein besonders guter Soldat. Konnte er auch nicht sein, da er nie im Gefecht gestanden hatte. Wie sollte er auch, da Perseus noch nie angegriffen worden war? Der Planet lag einfach zu abgelegen, um strategisch wertvoll zu sein. Seinen hohen Posten verdankte er ausschließlich seinen administrativen Fähigkeiten. Kurz gesagt, der Mann war ein Bürohengst.

Als sie die Gruppe erreichten, nickte Carlo allen der Reihe nach freundlich zu. Cavanaugh und Lecomte sparte er sich dabei bis zum Schluss auf.

»Guten Morgen, meine Damen und Herren«, sprach er sie an. René blieb einen Schritt hinter ihm stehen. Die linke Hand hinter dem Rücken, die rechte hielt seinen Helm.

Angela Flynn nahm als Erste Haltung an. Die Befehlshaber der Kohorten folgten ihrem Beispiel nur Sekunden später. Lecomte schloss sich verspätet an, während der Gouverneur nur unsicher vor sich hin starrte.

Carlo blickte von einem zum anderen. Was ihm zuerst auffiel, war, dass ihm kaum einer seiner Untergebenen in die Augen sah. Sie starrten alle einen Punkt hinter seiner linken Schulter an. Die Gesichter bildeten ein Sammelsurium miteinander konkurrierender Gefühle. Bis auf Akiras Gesicht natürlich. Seine Augenbrauen zitterten leicht. Das war die einzige erkennbare Gefühlsregung im Gesicht des Offiziers.

»Nun?«, begann Carlo. »Sagt mir jetzt jemand, was los ist, oder muss ich raten?«

»Es … es gibt schlimme Neuigkeiten.« Lord Gouverneur Cavanaugh trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. Der Mann stockte und begann, seine Fußspitzen einer eingehenden Begutachtung zu unterziehen.

»Jaaa?!«, fragte Carlo leicht ungeduldig, indem er das einzelne Wort unnötig in die Länge zog.

»Es begann etwa einen Monat nach ihrem Aufbruch«, sprach der Gouverneur weiter. »Wir erhielten schlagartig keine Verbindung mehr zu anderen Sektoren. Die Kommunikation riss einfach ab.«

Carlo zuckte mit den Achseln. »Das ist nicht weiter ungewöhnlich. So etwas kam schon früher vor und wurde immer wieder ins Lot gebracht. Technische Probleme. Nichts weiter.«

Derlei Kommunikationsstörungen waren tatsächlich nicht weiter ungewöhnlich. In Zeiten der interstellaren Expansion lagen einzelne bewohnte Systeme so weit auseinander, dass abgelegene Welten – wie Perseus – oftmals Wochen, manchmal sogar Monate keine Nachrichten von anderen Systemen erhielten. Das war zwar ärgerlich, vor allem für Bewohner mit Verwandten auf anderen Welten, aber ließ sich nicht verhindern. Das Problem, wie überlichtschnelle Kommunikation oder Kommunikation in Echtzeit zwischen einzelnen Systemen zu bewerkstelligen war, hatte leider noch niemand gelöst. Die Drizil zum Glück auch nicht.

»Dann blieb das wöchentliche Postschiff aus«, fuhr der Gouverneur fort.

Carlo runzelte nachdenklich die Stirn. Das war schon ungewöhnlicher. Dass die Kommunikation ausfiel, war beileibe kein Einzelfall. Dass aber das Postschiff nicht mehr verkehrte, war schon sehr viel geheimnisvoller. Und bedrohlicher. Postschiffe verkehrten immer, es sei denn, etwas verhinderte ihr Auslaufen.

»Und weiter?«, forderte Carlo den Gouverneur auf.

Cavanaugh sah sich in der Runde um. Die Offiziere begegneten unruhig dessen Blick. »Dann erhielten wir Besuch. Sie kamen vor drei Tagen hier an.«

»Wer kam an?«

Der Gouverneur räusperte sich verlegen. »Sie sollten jemanden kennenlernen, General. Und zwar dringend.«

Die Offiziere führten Carlo und René in einen Raum in einer leer stehenden Kaserne am Rande des Raumhafens. Während des kurzen Marsches war nicht viel gesprochen worden und das Schweigen zehrte an Carlos Nerven. Das Gefühl drohenden Unheils nahm Ausmaße an, die es ihm schwer machten, nach außen hin gelassen zu wirken.

Die Offiziere verteilten sich entlang der Wände des kleinen Zimmers, während Lord Gouverneur Cavanaugh an die Seite des einzigen Anwesenden eilte, den Carlo nicht kannte.

Der Mann erhob sich bei ihrem Eintreten. Er war relativ jung und trug die Uniform eines Commodore der terranisch-imperialen Raumflotte. Obwohl er als Flottenoffizier nicht musste, nahm er vor Carlo unwillkürlich Haltung an. Die Insignien eines Commodore am Kragen wirkten recht neu, was darauf hinwies, dass der Mann diesen Rang noch nicht lange innehatte.

Carlo blieb im Türrahmen stehen und musterte den anderen Offizier ausgiebig. Dieser ließ es ohne erkennbare Gefühlsregung über sich ergehen. Vielmehr machte er den Eindruck, dem Legionskommandanten seine Inspizierung gestatten zu wollen.

Schließlich nickte Carlo, trat vollends ein und schloss die Tür hinter sich.

»Und Sie sind …?«

»Commodore Horatio Lestrade«, stellte sich der Flottenoffizier vor.

»Commodore von was?«

»Geschwader 21, 5. Flotte.«

Carlo runzelte verwirrt die Stirn. »Die 5. Flotte unter Lord Admiral Maskirov?! Die sollte doch meines Wissens irgendwo in der Nähe des Waronsystems eingesetzt sein? Sie sind weit weg von zu Hause, Commodore.«

Lestrade seufzte auf. Ein Laut tiefer Frustration, was Carlo keineswegs entging. Was zum Teufel ging hier nur vor? In diesem Moment kam ihm etwas anderes in den Sinn. Beim Anflug seines Truppentransporters auf Perseus hätte er eigentlich etwas so Großes wie ein Geschwader entdecken müssen. Doch ihm war nichts dergleichen begegnet.

»Commodore?«, fragte er, während ihm ein Schauder über den Rücken lief. »Wo sind die Schiffe Ihres Geschwaders?«

»Versteckt hinter dem dritten Mond des Planeten. Ich bin mit einem Beiboot heruntergekommen.«

»Versteckt? Alle fünfunddreißig Schiffe ihres Geschwaders?«

»Alle vierzehn.«

Vor Überraschung riss Carlo die Augen auf. Er konnte gerade noch verhindern, dass er einen erschrockenen Laut ausstieß. Er bemerkte, wie René sich hinter ihm unruhig bewegte.

»Erklären Sie mir das!«, forderte Carlo Lestrade mit heiserer Stimme auf.

»Was wissen Sie über den Kriegsverlauf der letzten zwei Jahre?«, fragte der Commodore im Gegenzug.

»Nicht viel«, entgegnete Carlo. »Wir sind hier seit über drei Jahren stationiert. Seit dem fehlgeschlagenen Monrir-Feldzug.«

Bei der Erwähnung des letzten großen Feldzugs, an dem die 18. Legion teilgenommen hatte, zuckte René zusammen, als hätte ihn ein elektrischer Schlag getroffen. Die 18. Legion war damals zusammen mit vier weiteren Legionen dazu eingeteilt worden, die Drizil-Invasoren von der Monrir-Kolonie zu vertreiben. Die Kämpfe waren brutal gewesen. Zusätzlich zu den Invasoren hatten Schnee und Kälte auf dieser lebensfeindlichen Welt den Expeditionsstreitkräften enorm zugesetzt. Nach sechs Monaten waren von den fünf eingesetzten Legionen drei vollständig zerschlagen und die zwei übrigen hatten mehr als fünfzig Prozent Verluste zu beklagen. Am Ende war ein Entlastungsangriff notwendig gewesen, um die Reste der 18. und 21. Legion von Monrir zu evakuieren. Monrir war endgültig an den Feind gefallen.

Die 21. Legion war aufgelöst, ihre Überlebenden anderen Einheiten zugeteilt worden, während die 18. Legion nach Perseus geschickt worden war, um unter der Bevölkerung neue Legionäre zu rekrutieren und auszurüsten. Die Verluste auszugleichen, hatte den Großteil der letzten drei Jahre benötigt, während der die 18. Legion sich den Krieg von der Ersatzbank aus ansehen und Piraten und Banditen jagen musste. Trotzdem hatte sich die 18. noch immer nicht ganz von den Verlusten auf Monrir erholt. Zu viele Lücken klafften noch in der Aufstellung der Einheit.

»Nachrichten über den Krieg kommen hier eher spärlich an«, fuhr Carlo fort und gab vor, Renés Entgleisung nicht bemerkt zu haben. »Dafür ist Perseus viel zu abgelegen. Jede wichtige Haupthandelsroute ist mindestens dreißig Lichtjahre entfernt. Das ist vermutlich einer der Gründe, weshalb wir hier bisher unbehelligt gelebt haben. Wenn man von den Banditen mal absieht.«

»Das könnte sich bald ändern«, antwortete Lestrade und leckte sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Bis vor etwa zwei Jahren gelang es uns, unsere Stellung gegen die Drizilangriffe relativ gut zu behaupten und ihren Vormarsch zu stoppen. Hin und wieder verloren wir eine Kolonie und hin und wieder gelang es uns, eine besetzte Kolonie zurückzuerobern.«

Lestrade stockte. Es bereitete ihm sichtlich Mühe zu sprechen.

»Nur weiter«, forderte Carlo ihn mitfühlend auf.

»Unsere Ressourcen gelangten an ihre Grenzen. Die Drizil nutzten es, um mehrere Offensiven zu starten. Sie rückten immer weiter vor. Wir leisteten ihnen auf jedem Lichtjahr Widerstand und sie nahmen trotzdem Kolonie um Kolonie. Sogar die Kernwelten waren nicht länger sicher.«

»Wie kann das sein? Dass die Drizil derart erfolgreich Krieg führen, ist schwer vorstellbar.«

»Es ist aber so. Und schwer vorstellbar war es für uns alle. Das können Sie mir glauben.«

Das bezweifelte Carlo keinen Augenblick. Die Menschheit war den Drizil vor etwa einem Jahrzehnt zum ersten Mal begegnet. Es war nicht viel über sie bekannt. Sie waren fledermausähnlich und hoch technisiert. Das war eigentlich schon alles. Und vor etwa sechs Jahren griffen sie ohne Vorwarnung eine imperiale Kolonie an und besetzten sie.

Der Beginn des Krieges.

Wo die Heimatwelten der Drizil lagen, wurde nie herausgefunden. Und genau darin lag eigentlich auch der Grund für Carlos Skepsis begraben. Der Weltraum war groß, sogar verdammt groß. Um ein bestimmtes System anzufliegen, benötigte man die Koordinaten – zumindest agierten terranische Schiffe auf diese Art. (Es war nur eine Vermutung, dass die Drizil dies ebenso handhabten.) Ansonsten stocherte man nur mit geschlossenen Augen herum und suchte die Nadel im Heuhaufen.

Was die berechtigte Frage aufwarf, woher die Drizil die Standorte und Koordinaten der imperialen Welten kannten, die sie angriffen. Es existierten einige Theorien darüber. Eine besagte, dass die Drizil Kundschafterschiffe in die entlegensten Winkel der Galaxis sandten, um bewohnbare Welten zu finden. Fanden sie eines, erstatten die Kundschafterschiffe Bericht, eine Flotte rückte an und nahm das betreffende System in Besitz. Egal, ob es schon bewohnt war oder nicht.

Eine weitere Theorie besagte, dass die Drizil die Koordinaten aus den Navigationscomputern gekaperter menschlicher Schiffe erhielten und auf diese Weise andere imperiale Welten fanden. Diese Theorie schien zwar zu Beginn des Krieges fundiert, doch war inzwischen nicht mehr haltbar, da bereits seit Beginn des zweiten Kriegsjahrs die Navigationscomputer terranischer Schiffe über einen Selbstzerstörungsmodus in Form eines Computervirus verfügten, das sämtliche Daten und Koordinaten löschte.