Das Geheimnis der Drachen - Sarah K. L. - E-Book

Das Geheimnis der Drachen E-Book

Sarah K. L.

5,0

Beschreibung

Leseempfehlung für Drachenfans: Die Schule der magischen Wesen von Lucia Ashta - Seht gerne rein! Das Geheimnis der Drachen – Der 3. Band der bewegenden USA Today Bestseller Serie über ein Mädchen mit einem gebrochenen Bein und ihren liebenswerten Drachen. "Unser Herrscher ist, wer die Maske trägt. Auch wenn er sie dem letzten Herrscher gestohlen hat." Das Dominion befindet sich im Krieg. Hunderte von Jahren lang hätte es niemand gewagt die Macht des Dominars und seiner Drachenreiter herauszufordern. Doch jetzt landen die Feinde an der gesamten Küste und erobern eine Stadt nach der anderen. Amel und ihren Freunden bleibt angesichts dieser Bedrohung keine andere Wahl. Sie müssen den Dominar erreichen und ihn überzeugen, dass Savette die einzige Möglichkeit ist, das Dominion Land zu retten. Aber gerade als ihnen das zu gelingen scheint, ist Amel überzeugt, dass ein anderer dem Dominiar seine Maske gestohlen hat, und sich als ihr Herrscher ausgibt. Doch niemand will Amel glauben.

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DAS GEHEIMNIS DER DRACHEN

DIE DRACHENSCHULE

BUCH 3

SARAH K. L. WILSON

INHALT

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

Kapitel 59

Kapitel 60

Kapitel 61

Kapitel 62

Kapitel 63

Kapitel 64

Kapitel 65

Kapitel 66

Kapitel 67

Kapitel 68

Kapitel 69

Kapitel 70

Kapitel 71

Kapitel 72

Kapitel 73

Kapitel 74

Kapitel 75

Kapitel 76

Kapitel 77

Kapitel 78

1

Ich wollte es nicht zugeben. Aber ich vermisste meinen Lehrmeister Hubric mehr, als ich es mir jemals hätte vorstellen können.

Ja ich hatte meinen Drachen. Ich hatte meine Freunde. Ich hatte sogar Leng, der mehr als nur ein Freund war. Aber keiner von ihnen konnte Hubric ersetzen.

Mir mochten seine Pläne und Vorgaben nicht immer gefallen haben, doch er hatte stets eine Meinung gehabt, wohin wir gehen, und was wir als nächstes tun sollten.

Jetzt wo er fort war, fühlte ich mich verloren in einer viel zu großen Welt.

„Was jetzt?“, fragte ich in die Runde und sprach damit die Frage aus, die mich seit dem Ende der Schlacht bedrückte.

Leng hatte ein Feuer angezündet und wir saßen um es herum. Niemand schien antworten zu wollen. Ich setzte einen Kessel auf das Feuer, um Kaffee zu kochen, denn das hätte Hubric getan, wäre er hier. Um uns herum wimmelte es nur so von Drachen. Es waren so viele, dass sie sogar die Sonne verdunkelten.

„Die Angreifer sind mit fünf Schiffen gekommen“, sagte Rakturan schließlich.

Er und sein Drache Enkenay waren über den Ozean geflogen, um die Schiffe zu begutachten. „Drei Felsenkriegerschiffe und zwei von Baojang. Die Notbesatzungen sind noch an Bord, aber sie werden nicht auslaufen, solange die Drachen sie bewachen. Sind diese Drachen deinem Drachen gegenüber wirklich loyal?“

Ich sah Raolcan an. Er konnte für sich selbst sprechen.

Sprich besser du für mich. Sag ihm, dass die Drachen helfen werden, bis wir die Situation im Griff haben.

„Sie sind hier, um zu helfen. Zumindest im Moment“, sagte ich.

„Ich werde zwei Schiffe von Baojang übernehmen und mit ihnen nach Baojang zurückzukehren“, erklärte Rakturan.

Savette sog scharf Luft ein und auch ich spürte, wie sich mein Mund vor Überraschung öffnete.

„Um unseren Feinden wertvolle Schiffe zurückgeben?“, fragte Leng leise. Er stand etwas abseits, und kümmerte sich um seinen Drachen Ahlskibi. Ahlskibi war eindeutig verletzt, er hielt sich die rechte Flanke und hustete gelegentlich schwarze Rauchwolken.

„Baojang ist nicht mein Feind, noch ist es der eure“, sagte Rakturan. „Ich werde zurückkehren und mein Land vor dem warnen, was ich gesehen habe. Wir haben dort unsere eigenen Feinde wie den Dämmerungspakt und unsere eigenen Geschichten über die Hasa’leen - eure Auserwählte. Es ist an der Zeit, dass mein Volk erfährt, dass sie zu uns gekommen ist. Wir müssen Frieden schließen und zusammen die eigentliche Bedrohung bekämpfen.“

„Wir können nicht zulassen, Savette mit so einer Reise in Gefahr zu bringen“, sagte ich leise.

Leng warf mir einen fragenden Blick zu.

„Hubric ist sich sicher, dass Savette die Auserwählte ist“, erklärte ich.

„Ist er das?“ Leng musterte Savette eindringlich. Erst jetzt schien er ihre leuchtenden Augen zu bemerken. Savette zog rasch ihren Schal hoch, um ihre Augen zu bedecken, als ob sie sich unter seinem Blick unwohl fühlte.

Leng straffte die Schultern. „Ich gebe dem dunklen Prinzen nicht gerne recht. Aber sein Plan ergibt Sinn. Wenn ein Krieg noch verhindert werden kann, dann müssen wir es versuchen.“

Hinter uns flüsterten Savette und Rakturan leise miteinander. Savette wirkte beunruhigt, und ihre Stimmen wurden allmählich lauter. Während die Sonne rot über dem dunklen Meer unterging, jagte mir ihr Flüstern einen Schauer über den Rücken. Es war ein düsterer Abend, auch wenn ich erleichtert war, dass meine Freunde die Schlacht überlebt hatten.

„Weil du bei mir nicht in Sicherheit bist“, sagte Rakturan plötzlich laut.

„Uns zu trennen, bietet noch weniger Sicherheit!“, antwortete Savette. „Gemeinsam sind wir stärker, und ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass du auf der anderen Seite des Meeres verletzt oder getötet wirst.“

„Mir wird nichts passieren, Savette. Ich bin ein Prinz von Baojang.“

Ich war mir nicht sicher, ob er damit Recht hatte. Immerhin waren seine eigenen Leibwächter schon einmal bereit gewesen, ihn zu töten. Es war eine riskante Entscheidung.

„Wenn du gehst, werden sie mich mit jemand anderem verheiraten, so wie sie es schon einmal vorhatten“, protestierte Savette.

Er öffnete den Mund, um zu widersprechen. Doch einen Augenblick später lächelte er.

„Nicht wenn du schon verheiratet bist.“

Savette erstarrte und auch ich hielt den Atem an. Ich hatte noch niemals einen Heiratsantrag direkt miterlebt, aber ich war mir ziemlich sicher, dass sie normalerweise nicht so aussahen.

Rakturan schien sich von seiner eigenen Idee zu begeistern. „Da draußen treibt ein Schiff meines Landes. Das Schiff hat einen Kapitän, und der Kapitän hat das Recht, Ehen zu schließen. Ich werde dich heiraten. Hier und jetzt.“

Er blickte zu Savette und lächelte.

„Vorausgesetzt, dass du mich willst?“

Wir alle blickten zu Savette. Sogar Raolcan, dem die Liebesbeziehungen der Menschen normalerweise gleichgültig waren.

Savette überlegte einen Augenblick.

Dann nickte sie.

2

Sie bringen Findar hierher. Er ist verwundet.

Ich war gespannt. Wenn nur Hubric noch hier wäre. Er wäre erleichtert, dass wir den Dieb seiner Botschaften gefunden hatten.

Ich wandte mich an Leng. „Gibt es bei der Rückgabe von Hubrics vermissten Botschaften etwas zu beachten?“

Leng senkte nachdenklich den Kopf. „Das Protokoll besagt, dass die Botschaften immer dem ranghöchsten Violetten übergeben werden, es sei denn, es gibt einen guten Grund, der gegen diese Vorgehensweise spricht. Da du Hubrics Schülerin bist, denke ich, dass du sie an dich nehmen solltest, auch wenn ich einen höheren Rang habe als du.“ Er blickte zu Rakturan und Savette, die wieder miteinander flüsterten, und räusperte sich.

„Ich denke, wir können die Botschaften auch ohne die beiden holen.“

Raolcan führte uns den Weg am felsigen Flussufer entlang und machte dabei einen großen Bogen um unsere Gefangenen. Ahlskibi ging so dicht hinter uns, dass ich befürchtete, von seinem rauchigen Husten angesengt zu werden.

„Können wir etwas wegen Ahlskibis Verletzungen tun?“, fragte ich Leng.

„Nicht wirklich. Sie sind magisch. Er braucht Zeit, um zu heilen. Die Medizin der Weißen würde helfen, aber es gibt hier keine, und unsere eigenen Heilkünste nützen einem verletzten Drachen wenig. Er braucht Ruhe und Zeit. Er wird es überleben.“

Ich hatte nicht einmal daran gedacht, dass er sterben könnte. Der plötzliche Gedanke daran erfüllte mich mit Schrecken. Er war doch nicht dem Tod nahe, oder? Wenn er so verletzt war, mussten wir ihm sofort Hilfe besorgen.

Ahlskibi geht es gut. Er ist einfach ein großer Jammerlappen.

Plötzlich hustete Ahlskibi einige Flammen an mir vorbei. Er versengte die rechte Seite meiner Lederbekleidung, und ich biss verärgert die Zähne zusammen und schimpfte mit mir selbst. Es war falsch, sich über einen verletzten Drachen zu ärgern.

Selbst über einen, der es absichtlich tut? Es gefiel ihm nicht, dass ich mich über ihn lustig gemacht habe.

Vielleicht könnte sich Raolcan mit seinen Sticheleien etwas einbremsen. Vor allem, da ich zwischen den beiden ging. Leng lachte neben mir und ich zuckte zusammen. Ich war es nicht gewohnt, dass jemand anderes als Hubric unsere stummen Interaktionen mitverfolgte.

Leng ergriff vorsichtig meine Hand, als hätte er Angst, ich könnte sie wegziehen, aber auch so, dass er mir genug Raum ließ. Ich spürte, wie ich rot anlief, und wandte meinen Blick ab, weil ich Angst hatte, ihn sehen zu lassen, wie nervös er mich machte. Seine schwielenbesetzte Handfläche fühlte sich warm und sicher in der meinen an.

„Ich bin froh, dass wir rechtzeitig gekommen sind“, sagte ich. Wie sollte ich ihm sagen, dass es mir das Herz gebrochen hätte, wenn wir es nicht geschafft hätten? Wie konnte ich ihm sagen, dass meine Gedanken nur um ihn kreisten, ohne dass es so klang, als wäre ich verrückt?

Du bist verrückt ... nach ihm. Warum hast du nicht vorgeschlagen, dass der Kapitän auch euch beide verheiratet? Ihr seid genauso hoffnungslos verliebt, wie Rakturan es ist.

„Ich bin auch froh, dass du mich gerettet hast, Amel. Wärst du später gekommen, hätte Ahlskibi allein versucht mich zu retten und ich hätte seinen Tod mitansehen müssen.“ Er hielt einen Moment inne, sein dunkler Blick begegnete dem meinen mit Wärme und Zuneigung. Es wirkte, als verbarg auch er mehr, als er mit Worten ausdrückte.

Hast du das gehört? Ahlskibi, der Angeber, ist mir etwas schuldig. Ich werde ihn daran erinnern.

Ich dachte, Raolcan war ein Prinz? Sollte er nicht allein dadurch Respekt bekommen?

Du nicht auch noch. Ich bin weggegangen, um das alles hinter mir zu lassen.

Wirklich?

Nun, eigentlich wurde ich geschickt, aber ich ziehe es vor zu sagen, dass ich gegangen bin.

Leng sah mich immer noch an und ich spürte, wie meine Wangen rot wurden. „Ich hätte deinen Tod nicht ertragen können, Leng Shardson.“

Er beugte sich herunter und küsste mich sanft.

„Ich verspreche, die Tage, die mir noch bleiben, zu verwenden, um deine Tage besser zu machen.“ Seine Stimme war so tief und sanft, als er zu mir sprach - als hätte er eine eigene Tonlage für mich. „Wenn du mich lässt.“

Ich schluckte. „Das würde ich gerne.“

Warum hörte ich mich so lächerlich an? Warum konnte ich keine klugen, romantischen Dinge erwidern? Dinge wie eine Heldin in einem Märchen? Warum konnte ich nicht wie eine Frau klingen, die es wert war, sich ihr hinzugeben? Stattdessen war ich sprachlos und errötete, und mein Kopf dröhnte zu stark, um klar zu denken.

„Du trägst meinen Davari“, sagte er. „Und wessen Davari ist dieser andere?“

„Hubrics.“

War das Erleichterung in seinem Blick?

„Er hat versprochen, zu mir zurückzukommen.“

Er nickte und sein Lächeln wurde breiter. „Wir werden ihn finden, und ihm seine Botschaften zurückgeben.“ Er lehnte seine Stirn gegen meine, eine Geste, die so zärtlich war, dass mein Herz wie ein gefangener Schmetterling in meinem Brustkorb flatterte. „Vergiss nicht, dir gehört mein Herz.“

Diesmal war ich es, die ihn küsste. Er hielt mich ganz sanft, als hätte er Angst, mich zu verletzen.

Wir haben Findar erreicht. Genug geküsst.

Ein roter Drache trat hinter einer der zerbrochenen Statuen hervor. In seinem Maul hing Findar, schlaff wie ein Fisch, der aus einem Fluss gezogen war.

3

Das ist Saifmid. Er hat Findar für uns geborgen.

Saifmid - ein roter Drache - schüttelte Findar in seinem Maul durch, wie ein Hund einen Stock. Eine Menge kleiner Gegenstände prasselten von ihm herab, darunter ein Dutzend Nachrichten-Zylinder. Ich kletterte nach vorne, während Saifmid Findar zu Boden fallen ließ. Ich sank auf die Knie und stützte mich dabei auf meine Krücke, um die wertvollen Botschaften so schnell wie möglich aufzusammeln. Hubric würde sie sicher verwahrt wissen wollen. „Dein Drachenreitergürtel hat Plätze für sie. Ich weiß nicht, ob Hubric dir das gesagt hat“, sagte Leng und half mir auf. Meine Hände waren voller Botschaften, also hob er mich auf die Füße und half mir, meine Krücke anzulegen. „Schau.“

An der Innenseite meines Gürtels befand sich eine Stoffbahn. Das hatte ich gewusst. Was ich nicht gewusst hatte, war, dass man den Stoff herausziehen konnte, so dass Schlaufen zum Vorschein kamen. Leng nahm mir behutsam eine Nachricht aus der Hand und zeigte mir, wie ich sie in den Gürtel stecken konnte.

„Sie sind dort unbequem, aber du weißt, dass sie sicher sind. Nicht jeder benutzt sie, schon gar nicht auf langen Reisen...“

„Das ist perfekt.“ Ich lächelte ihn an und steckte die Botschaften in die Schlaufen an meinem Gürtel. Als ich wieder aufblickte, kniete Leng über Findar.

„Er lebt, ist aber bewusstlos.“

„Können wir ihm helfen?“, fragte ich.

Leng schnaubte. „Er wird es überleben. Er hat keine erkennbaren Verletzungen, die man verbinden könnte. Er ist wahrscheinlich ausgerutscht - oder wurde im Kampf gestoßen - und hat sich den Kopf angeschlagen. Er kann bei den anderen Gefangenen warten, bis wir entscheiden, was mit ihnen geschehen soll.“

Leng hievte Findar unsanft auf und strauchelte ein wenig unter dem zusätzlichen Gewicht des anderen Mannes. Ahlskibi stupste ihn mit seiner Schnauze an.

„Du trägst niemanden, bis du genesen bist“, sagte Leng zu seinem Drachen.

Ahlskibi hustete, und die Flammen züngelten über die Felsen, weg von uns.

Ich stimmte ihm zu. Auch Leng sollte niemanden tragen.

„Gut. Du kannst ihn bewachen. Fühlst du dich dann besser?“

Das musste ihn zufrieden stellen, denn Leng legte Findar ab und lehnte ihn an die Füße einer Steinstatue, und Ahlskibi ließ sich behutsam auf den Felsen neben dem bewusstlosen Mann nieder. Wir alle fühlten uns gern nützlich. Ich verstand Ahlskibis Frustration.

„Was sollen wir mit den Gefangenen machen?“, fragte ich.

Leng kratzte mit einer Hand an einem Ohr, während er nachdachte. „Die nächstgelegene Stadt ist Casaban, und sie befindet sich in feindlicher Hand. Nördlich von hier, an der Küste, gibt es eine andere Stadt - Saldrin. Dort könnten wir Hilfe holen. Oder wir könnten nach Nordwesten in Richtung der Stadt Leedris reisen und es dort versuchen. Offensichtlich können wir nicht alles selbst in die Hand nehmen. Wir haben einfach nicht genug Leute.“

Meine Brüder werden hierbleiben und auf die Gefangenen aufpassen, bis die Menschen kommen und diese Aufgabe übernehmen können.

„Ahlskibi hat mir erzählt, was Raolcan gesagt hat.“ Leng nickte, während er sprach. „Ich denke, wir müssen sofort aufbrechen.“

Nach der Hochzeit.

„Nach Saldrin oder Leedris?“, fragte ich laut.

Leedris. Es wird Zeit, dass wir herausfinden, ob Savettes Familie sie als Auserwählte unterstützen wird.

„Raolcan hat recht“, sagte Leng. „Leedris ergibt Sinn. Es liegt etwa zwei Flugtage von hier entfernt.“

„Nehmen wir die Gefangenen mit oder fliegen wir allein?“

„Das ist eine gute Frage. Wir müssen nachdenken.“

Aber jetzt müssen wir erst einmal zum Schiff fliegen, sonst kommen wir zu spät zur Hochzeit.

„Wieso ist dir das so wichtig?“

Du willst doch sicher sehen, wie deine Freundin heiratet, oder nicht? Mach dir keine Sorgen um die Gefangenen. Ahlskibi wird ihn bewachen.

In der Ferne schoss eine Feuersalve von einem Baojang-Schiff mit einem scharfen Knall durch die Luft. Ich sprang auf und Angst überkam mich. Irgendetwas griff schon wieder an. Rakturan und Savette waren auf dem Weg zu genau diesem Schiff!

„Hast du noch nie einen Nachtblitz gesehen?“, fragte mich Leng mit einem viel zu selbstsicheren Lächeln. „Das ist eine besondere Kunst Baojangs für besondere Anlässe. Es ist wie eine feurige Blume, die in den Himmel geschossen wird. Die Kunst wird streng gehütet.“

Mir blieb der Mund offen stehen. Wir wurden also nicht angegriffen?

„Ich glaube, das ist das Signal für die Hochzeit. Rakturan muss in großer Eile sein.“ Leng ergriff meine Hand. Große Eile klang nach Rakturan. Er hatte seine eigene Art, Dinge zu tun. „Glaubst du, Raolcan wird mich mit dir reiten lassen?“, fragte Leng. „Ahlskibi ist im Moment ein bisschen beschäftigt.“

Solange ihr beiden während des Fluges nicht auf dumme Gedanken kommt. Ich glaube, ich habe für die nächsten zwei Wochen mehr Romantik gesehen, als ich ertragen kann.

Wir saßen auf. Raolcan stürzte in den blauen Himmel und drehte sich leicht, als er sich dem Schiff zuwandte. Wahrscheinlich sollte uns das nur daran erinnern, wer das Kommando über diesen Flug hatte, aber die plötzliche Drehung führte dazu, dass Leng sich an meiner Taille festhielt, um mir Halt zu geben.

Ein Schauer lief mir den Rücken hinab.

Gern geschehen.

4

Wir umrundeten das Baojang-Schiff und ich beugte mich vor, um jedes Detail des Schiffes zu betrachten. Die Holzarbeiten entlang des Rumpfes ließen mich staunen. Überall auf dem Deck waren seltsame Symbole in die Reling geschnitzt, und am Mast und auf dem Deck waren komplizierte Schnörkel eingeschnitzt, als wäre das ganze Ding ein Kunstwerk. Die safranfarbenen Segel peitschten im auffrischenden Wind und leuchteten gegen die dunkle See, während der letzte Sonnenstrahl hinter dem Horizont verschwand.

Ich staunte über die Schönheit dieses Anblicks und schrie laut auf, als Raolcan über das Wasser glitt und so nah über den dunklen Wellen sauste, dass sein Bauch das Wasser berührte. Leng lachte hinter mir, und alles, was ich durch meine Verbindung mit Raolcan fühlte, war Begeisterung.

War er wirklich ein Drachenprinz?

Was glaubst du, warum ich als Tribut in die Drachenschule geschickt wurde? Selbst die Familie der Königin ist von dem alten Pakt nicht ausgenommen. Einer von uns musste gehen, und die Entscheidung fiel auf mich.

Ein früher Tod und die Bindung an einen Menschen, den er nicht kannte, angeordnet von seiner eigenen Familie. Das schien sehr grausam zu sein.

Nicht grausamer, als es das Leben zu dir war. Niemandes Weg ist einfach.

Vielleicht erklärte das, warum er angedeutet hatte, dass er der Drache von jemand anderem sein sollte. Vielleicht hatte Haz’drazen ihn aus einem ganz bestimmten Grund dorthin geschickt. Ich wartete darauf, dass er meinen Gedanken beantwortete, aber er blieb stumm. In gewisser Weise sagte mir dieses Schweigen alles, was ich wissen musste. Es gab einen Grund, warum er geschickt worden war, und dieser Grund war nicht ich gewesen.

Ganz im Gegenteil. In dem Moment, als ich deine Gedanken hörte, wusste ich, dass du meine Reiterin sein solltest. Manchmal wissen die Menschen nicht, was ihr wahrer Wert ist, bis sie ihn direkt vor Augen haben.

Savette winkte mir vom Schiffsdeck aus zu, und ich winkte zurück. Die Augenbinde schien ihre Sicht nicht zu behindern, und jetzt waren wir hier, auf dem Weg zu ihrer Hochzeit! Als ich zum ersten Mal hörte, dass sie dem Dunklen Prinzen versprochen war, und ich über ihre Hochzeit nachdachte, hatte ich wochenlange rauschende Feste in einem Palast erwartet. Stattdessen würde sie den Dunklen Prinzen auf einem Schiff heiraten, das nur eine Notbesatzung, zwei Drachen und zwei Drachenreiter als Hochzeitsgäste hatte.

Hinter ihr unterhielt sich Rakturan angeregt mit den Männern auf dem Deck. Die gezogenen Schwerter und die lauten Stimmen ließen mich zusammenzucken, aber Raolcan wirkte nicht beunruhigt.

Das ist eben die Art der Leute aus Baojang. Sie sprechen laut und tragen große Schwerter. Ich habe nicht das Bedürfnis, so zu prahlen, obwohl ich von allen am besten bewaffnet bin, aber manche Leute müssen einfach jedem zeigen, dass sie glauben das Sagen haben.

Ich lachte, als er auf dem Heck des Schiffes landete, was gewaltige Wellen auf beiden Seiten des Schiffes auslöste und unter den Matrosen für besorgte Schreie sorgte.

Dummköpfe. Ich brauche nur einen Moment.

Ich bemerkte, dass Enkenay das Schiff in der Luft umkreiste.

Steigt schnell ab. Ich könnte zu schwer sein.

Leng sprang herunter und streckte mir eine Hand entgegen, ich ergriff sie und glitt von Raolcans Rücken. Kaum war ich abgestiegen, hob er ab und stieg erneut in die Luft. Das Schiff schaukelte bei seinem Abflug heftig, und ich wurde gegen Leng geschleudert. Er hielt uns fest und lachte. „Violette sind ein arroganter Haufen, und Raolcan passt auf jeden Fall dazu.“

Jemand hatte Savette ein neues Kleid geschenkt - ein weißes, wallendes Kleid aus Himmelsseide, hauchzart geschnitten, so dass es ihre schlanken Kurven betonte. Die Ränder waren mit goldenen Stickereien verziert, die dasselbe Muster aufwiesen wie die Schnitzereien auf dem Schiff. Ein Hochzeitskleid?

In Baojang heiratet man in violetter Kleidung. Wahrscheinlich handelt es sich um Handelsware, die Rakturan dem Kapitän des Schiffes abgenommen hat. Es steht ihr.

„Du siehst bezaubernd aus“, sagte ich zu ihr, als sie sich uns näherte, um uns zu begrüßen. Der Schal um ihre Augen war durch einen hauchdünnen weißen Schal aus der gleichen Himmelsseide ersetzt worden, und ihr langes blondes Haar lag locker auf ihren Schultern.

„Rakturan sagte, wir müssen uns beeilen“, antwortete sie. „Der Kapitän meint, wenn er Baojang noch vor den Herbststürmen erreichen will, muss er jetzt aufbrechen, bevor der Wind dreht.“

„Jetzt sofort?“, fragte ich. Waren Schiffe wirklich so empfindlich?

Rakturan winkte uns eilig herbei und forderte uns auf, sich ihm und dem Kapitän anzuschließen. Er wirkte überschwänglich, als könne er seine Begeisterung kaum zügeln, obwohl der Kapitän ihm ab und zu einen schiefen Blick zuwarf, offensichtlich nervös wegen seiner leuchtenden Augen. Der Rest der Mannschaft eilte umher, räumte Werkzeuge und Taue zur Seite, stellte eine Reihe roter Laternen auf beiden Seiten des Schiffes auf und zündete sie an. Am hinteren Teil des Schiffsdecks hängten sie ein goldenes Tuch auf, vor dem ebenfalls Laternen hingen.

„Ihr werdet die Zeremonie seltsam finden“, flüsterte Savette uns zu, als wir ihr folgten. „Rakturan hat mich gewarnt, dass sie sich für uns fremd anfühlen wird. Bitte lasst euch nichts anmerken. Ich möchte Rakturan nach den Traditionen seines Volkes heiraten.“

„Natürlich“, gab ich mein Einverständnis, aber Leng hielt meine Hand fest, als glaubte er, mich beschützen zu müssen. Das erschien mir übertrieben. Schließlich war es ja nur eine Hochzeit. Ich wusste nicht, wie Adlige im Dominion heirateten, aber für Bürgerliche war es relativ einfach. Ihre Familien legten einen Eid ab, dass sie ihren Sohn oder ihre Tochter nicht mehr an sich binden und sie aus allen Pflichten entlassen würden, damit sie frei und unbelastet waren. Das Paar versicherte einander, dass es die Ehe ohne Zwang einging, nannte seine Namen deutlich vor der Dorfgemeinschaft und nannte dann gemeinsam seinen neuen Familiennamen - normalerweise den des Bräutigams, aber es war auch nicht ungewöhnlich, den der Braut zu nehmen. Dann aßen alle viel und wer tanzen konnte, tanzte, bis es spät wurde und alle nach Hause gingen. Einfach, aber ausreichend. Konnte eine Baojang-Hochzeit so viel anders sein?

Die Nachtblitze waren der größte Unterschied. Die Matrosen stellten sich förmlich um den Kapitän auf und zündeten eine sorgfältige Abfolge von Blitzen, die den Himmel erfüllten. Ich versuchte, nicht zusammenzuzucken, aber es schien mir nicht zu gelingen, denn Leng hielt meine Hand fest, als wolle er mich beruhigen.

Ernsthaft, sie müssen aufhören, diese Dinger abzufeuern. Sie könnten jemanden treffen.

Ich achtete nicht auf die Rede des Kapitäns, die er in einer Sprache hielt, die ich nicht beherrschte. Er las sie aus einem Buch ab und stockte gelegentlich, als wären die Worte auch ungewohnt für ihn. Ich war vielmehr damit beschäftigt, Savettes Gesicht zu beobachten. Auch ohne ihre Augen zu sehen, war klar, dass sie glücklich war. Ihr Lächeln wurde breiter, als sie und Rakturan sich endlich die Hände reichten und ein Matrose nach vorne eilte, um ihre Hände zusammenzubinden. Rakturan beugte sich hinunter und flüsterte ihr etwas zu, und seine Wangen erröteten bei dem, was sie ihm zurückflüsterte.

Weitere Worte fielen, und Rakturan sprach ebenfalls. Konnte Savette irgendetwas davon verstehen? Ihr zuversichtliches Lächeln wich nicht, obwohl sie ziemlich rot anlief, als er sich nah an sie heranlehnte und ihr etwas zuflüsterte, bevor er seine Rede beendete. Als er fertig war, überreichte ein anderer Matrose dem Kapitän eine goldene Schale. Er zog zwei goldene Schleifen und eine lange, dünne goldene Kette aus der Schale. Mit einem schnellen Schritt nach vorn zog er ein winziges Messer und griff an Rakturans Ohr. Ich konnte seine Bewegung nicht genau erkennen, aber als er fertig war, steckte die Schlinge in Rakturans Ohr. Savette zuckte nicht einmal, als er dasselbe mit ihr tat, obwohl ein winziger Blutstropfen auf die weiße Schulter ihres hauchdünnen Kleides fiel. Sie waren nun durch die Schlaufen in ihren Ohren und die lange Kette miteinander verbunden. Ein Matrose eilte herbei, um die Kette um ihre Hände zu lösen, und die Braut und der Bräutigam knieten auf dem Boden, die Finger beider Hände ineinander verschränkt, und der Kapitän sagte ein paar Worte, und Rakturan wiederholte sie, und dann sprach der Kapitän noch einmal, und Savette gab ihr Bestes - mit der Hilfe von Rakturan -, sie zu wiederholen.

Als sie fertig waren, küsste Rakturan Savette liebevoll, und das ganze Schiff brach in Jubel aus. Dutzende von Nachtblitzen leuchteten auf, und nur Savettes Lächeln strahlte heller.

Der hat mich fast getroffen! Wilde! Man merkt, dass sie noch nie durch Drachen zivilisiert wurden. Das ist ein furchtbar rückständiges Volk, in das deine Freundin da einheiratet. Richte ihr das von mir aus.

5

„Ich denke, wir sollten die Botschaften lesen“, sagte ich zu Leng, als wir an der Reling lehnten.

Die Matrosen hatten kurzfristig ein Festmahl vorbereitet, und wir warteten darauf, dass Savette fertig aß, bevor wir an Land zurückkehrten. Savette würde dann mit uns kommen, während Rakturan nach Baojang segelte, und der Gedanke, sie zu trennen, gefiel mir nicht. Was sollten sie mit den Ohrringen und der Kette machen?

„Das kannst du nicht“, antwortete Leng. „Das verstößt gegen unsere Traditionen.“ Er wirkte angespannt und verkrampft, jetzt, wo die Hochzeit vorbei war, als rechnete er jeden Moment damit, dass etwas Schreckliches passieren würde.

„Wir haben sie schon einmal verloren. Sie könnten wieder verloren gehen“, argumentierte ich. „Der sicherste Weg, um sicherzustellen, dass sie ihre Empfänger erreichen, ist, sie selbst zu lesen. Wenn irgendetwas passiert, können wir die Botschaften immer noch mündlich weiterleiten.“

„Amel, diese Regeln haben ihren Grund. Würdest du dich sicher fühlen, einem Violetten eine Nachricht zu geben, wenn du wüsstest, dass er sie lesen würde?“

„Ich würde es tun, wenn ich wüsste, dass die Nachricht zu wichtig wäre, um sie zu verlieren.“

„So funktioniert das aber nicht.“ Er wirkte müde. Wir lehnten beide an der Reling, mit dem Rücken zu den Festlichkeiten, und blickten auf den dunklen Ozean hinaus. Er sah mich an. „Seit Hunderten von Jahren vertraut man uns Botschaften an, weil die Menschen wissen, dass sie bei uns sicher und geheim sind.“

Irritiert verlagerte ich mein Gewicht. Und selbst wenn wir es jahrhundertelang so gemacht hatten? Dieses System hatte eindeutig Schwachpunkte. Konnte er das nicht sehen? „Nun, ich denke, dass wir angesichts des drohenden Krieges, der zusammenbrechenden Städte und des Dämmerungspaktes jedes Risiko ausschließen sollten, um sicherzustellen, dass unsere Nachrichten ihre Empfänger erreichen. Eine Möglichkeit wäre, sie zu lesen, so dass sie nicht durch Feuer, Wasser oder Diebstahl zerstört werden können.“

„Ich werde darüber nachdenken.“ Es klang, als wolle er das Gespräch beenden, aber er lehnte seine Schulter gegen meine, um mir zu signalisieren, dass er es nicht böse meinte.

Aber es war nicht seine Entscheidung, oder? Ich hatte die Nachrichten, und es würde an mir liegen, ob sie gelesen wurden. Ich würde ihm bis morgen Zeit geben, sich zu entscheiden, und wenn er nichts sagte, würde ich die Nachrichten einfach lesen. Irgendjemand musste es ja tun. Was würde schlimmstenfalls passieren, wenn ich es täte?

„Auf dem Weg nach Leedris gibt es einen Ort, an den wir gehen könnten - Backwater Manor“, sagte Leng. „Wir könnten dort Hilfe holen, anstatt in einer nahe gelegenen Stadt.“

Tröstend griff ich nach seiner Hand, als ich ihm die furchtbare Nachricht offenbarte. „Wir waren vor zwei Tagen dort. Es wurde von Ifrits zerstört.“

Er fluchte.

„Hubric sagte, es war ein Unterschlupf für Lichtbringer.“

„Das hat er dir gesagt? Und er hat dir auch von Savette erzählt - dass er sie für die Auserwählte hält?“ Leng wirkte fassungslos. Er nahm sanft meine linke Hand in seine und zog meinen Ärmel hoch, um mein Handgelenk freizulegen, und sah dann mit einem verwirrten Blick zu mir auf.

„Was hast du erwartet, dort zu finden?“, fragte ich, während ich mein Handgelenk zurückzog.

„Das hier.“ Er zog seinen eigenen Ärmel zurück und entblößte eine Tätowierung, die eine aufgehende Sonne über einem einzelnen Hügel zeigte. Das Zeichen der Lichtbringer.

„Nun, ich habe erst vor ein paar Nächten zugestimmt, mich anzuschließen. Wir hatten nicht genug Zeit, um uns um Tätowierungen zu kümmern.“

Er lachte. „Also bist du jetzt eine von uns?“

Ich nickte.

„Dann sollte ich dir wohl etwas sagen.“ Sein angespannter Blick war wieder da. „Als ich im Süden war, habe ich mich dort mit einigen unserer Informanten getroffen. Der Dämmerungspakt verbreitet sich wie ein Lauffeuer. Sie zehren von der Unzufriedenheit unter den Menschen und verdrehen die Worte der Prophezeiungen. Sie haben ein Mädchen gefunden, das sie nach Dominion Stadt bringen und als die Auserwählte der Prophezeiung präsentieren wollen.“

„Astaria Atrelan“, sagte ich.

Er wurde blass. „Woher weißt du das?“

„Wir waren dabei, als sie in der Garnison der Hauptstadt ankam. Einer der Generäle im Raum fiel unter ihrem Blick tot um.“

„Es ist schlimmer, als wir befürchtet haben. Die Dinge spitzen sich schneller zu, als ich gedacht habe.“ Er fuhr sich mit der Hand über seine kahle Kopfhaut und kaute dabei auf seiner Lippe. „Es gab ein Gerücht, dass sie auch versuchen, in das Land der Drachen vorzudringen.“

Finde mehr heraus!

„Was war das für ein Gerücht?“, fragte ich sofort.

„Es war sehr vage. Es heißt, dass sie Haz’drazen angreifen wollen. Unser Pakt mit den Drachen ist seit langem die Stärke des Dominion, aber wie überall gibt es auch hier diejenigen, die den Frieden stören und den Dominar zu Fall bringen wollen. Sie planen, den Kern unserer Stärke anzugreifen - die Drachen selbst.“

Ich spürte im Geist, wie sich Raolcan anspannte.

Ich muss eine Zeit lang fortgehen. Enkenay wird euch an die Küste zurückbringen, das hat er mir versprochen.

Wo wollte er hin?

Ich komme bald zurück.

6

Wir waren alle still, als wir mit Enkenay durch die Nacht ritten.

Ich umklammerte Leng so fest, dass ich Angst hatte, zu weit zu gehen, aber es war ein seltsames Gefühl, auf einem Drachen zu reiten, mit dem ich nicht sprechen konnte. Savette saß vorne und Leng zwischen uns. Ich konnte hören, wie sie schniefte. Ihre ersten Tränen hatte sie auf dem Schiff vergossen, als Rakturan die goldene Kette von ihren Ohrringen löste und sie zum Abschied küsste. Ich hatte versucht, nicht hinzusehen - aus Respekt vor ihrer Privatsphäre -, aber es war schwer, nicht von ihren süßen Worten und der Art, wie er ihre Tränen küsste, ergriffen zu werden. Enkenay war schlecht gelaunt, weil er uns tragen musste. Es war ein Wunder, dass er es überhaupt tat - Drachen trugen nicht gern Menschen, mit denen sie keine Verbindung hatten -, aber er schien sehr an Savette zu hängen, und es war nicht sehr weit. Sobald er uns abgesetzt hatte, würde er zu Rakturan zurückkehren, um mit ihm über das Meer zu segeln.

Ich würde dieses weiße Gespenst von einem Drachen vermissen. Er setzte uns in der Nähe von Ahlskibi ab, der immer noch Findar bewachte. Leng und ich stiegen ab, und Savette blieb lange genug, um ihm etwas ins Ohr zu flüstern, bevor er sich wieder in die Lüfte erhob, um zu Rakturan zurückzukehren.

Trotz der späten Stunde war der Himmel immer noch voller Drachen. Sie bewachten die Gefangenen und kümmerten sich um alles, was die Drachen so brauchten. Die Toten waren nun alle bestattet und die Brände gelöscht, so dass es kaum noch etwas zu tun gab. Wir stapften durch die Nacht und achteten darauf, uns nicht die Knöchel an den Flusssteinen umzuknicken. Leng sammelte während des Gehens verstreutes Holz auf.

„Wir werden ein Feuer brauchen“, sagte er. „Ahlskibi sagt, dass Raolcan dein Gepäck und seinen Sattel in der Nähe gelassen hat. Wir können dein Zelt aufstellen und vielleicht Tee kochen.“

„Ich könnte etwas Kaffee gebrauchen“, stimmte ich zu. Wie hatte Raolcan seinen eigenen Sattel abgenommen? Ich wusste nicht, dass er so etwas konnte.

Traust du mir denn gar nichts zu?

Er war in der Nähe!

Nein, nicht wirklich. Unsere Reichweite wächst nur.

Ich war dankbar, dass er meine Ausrüstung zurückgelassen hatte. Wir waren alle müde und brauchten unsere Ruhe, auch wenn es kaum Decken gab. Vielleicht würde Ahlskibi es zulassen, dass wir uns an ihn kuschelten.

Unwahrscheinlich. Er ist sehr reizbar mit all seinen Verletzungen. Ständige Schmerzen machen einen Drachen zur Bestie.

Ich wünschte, wir könnten etwas für ihn tun. Als wir ankamen, stand er da und fletschte die Zähne. War er so gereizt, dass er uns für Feinde hielt? Nein. Findar war wach und saß vor ihm auf dem Felsen.

„Findar“, sagte ich. Jetzt, da er wach war, mussten wir ihn befragen.

„Bleibt zurück“, sagte Findar.

„Oder was?“, fragte ich. Ich stützte mich auf meine Krücke, und ich wusste, dass ich wie ein leichtes Ziel aussah - dasselbe Ziel, dem er eine Decke gestohlen und das er dazu gebracht hatte, ihm zu vertrauen. Aber das war ich nicht mehr.

Er sah sich um, als suchte er nach einer Fluchtmöglichkeit.

„Du kannst nirgendwo hin, Findar. Wir haben deine Verbündeten gefangen genommen und sie stehen unter Bewachung, du hast keine Waffen, und Ahlskibi wird dich abfackeln, wenn du ihm auf die Nerven gehst. Er ist im Moment sehr gereizt, also solltest du dich vielleicht hinsetzen und mit mir reden.“

„Habt ihr da drüben alles im Griff?“, fragte Leng von dort aus, wo er das Holz für ein Feuer vorbereitete. Er beobachtete uns angespannt, als wollte er eingreifen und die Sache übernehmen, hielt sich aber zurück.

Ich schluckte. Ich wollte, dass er stolz darauf war, wie ich die Dinge handhabte, und dass er mich als Drachenreiterin respektierte.

„Findar macht mir keine Sorgen“, sagte ich. „Ich bin ja kein schlafender alter Mann, das sind seine bevorzugten Gegner.“

„Dann mache ich eben etwas Kaffee und baue das Zelt auf“, sagte Leng und tat so, als wäre er nicht interessiert.

Das ist das Schöne an Leng. Er lässt den Leuten ihre Unabhängigkeit.

Ich blickte zu Findar. „Du wirst mir erklären, warum du diese Nachrichten gestohlen und hierher gebracht hast.“

Er verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Sein Gesicht war immer noch zerschunden von seinem Kampf in Casaban, und auf seinem Kopf hatte sich eine verkrustete Beule gebildet, wahrscheinlich von dem Sturz, den er während des Kampfes erlitten hatte.

„Du wusstest, was hier vor sich ging. Du hast diese Botschaften hierher gebracht, in der Hoffnung, dass du verhindern kannst, dass sie ihre Empfänger erreichen und den Herren, denen du dienst - dem Dämmerungspakt - nützen.“

Sein Blick verriet mir, dass ich Recht hatte, doch er presste seine Lippen fest zusammen.

„Hast du erwartet, die Felsenkrieger hier zu sehen?“

„Was denkst du?“

„Ich denke, dass es klug wäre, mir zu antworten.“

„Oder was? Du bist ein Mädchen und ein Krüppel! Es gibt nichts, was du mir antun könntest, um mich zum Reden zu bringen.“

Ich atmete tief ein. „Du hast in Casaban gegen uns gekämpft, nicht wahr? Du bist ein Verräter.“

„Ich sagte doch, ich werde nicht reden.“

„Das hat er“, sagte Savette hinter mir. Ich drehte mich zu ihr um, aber sie sah uns nicht einmal an. Sie baute gerade das Zelt auf.

Da kam mir eine Idee. Ich wusste etwas, das Findar nicht wusste. Savette konnte die Wahrheit spüren.

„Und du hast die Botschaften gestohlen, um sie dem Dämmerungspakt zu überbringen“, sagte ich.

Er schüttelte nur ungläubig den Kopf.

„Das hat er“, sagte Savette.

„Weißt du, was in diesen Botschaften steht?“ Er starrte an mir vorbei, regungslos.

„Er weiß es. Ich glaube, er hat sie gelesen“, sagte Savette.

„Dann werde ich sie wohl auch lesen müssen“, sagte ich.

„Das kannst du nicht.“, antwortete Findar verdächtig schnell. „Das ist gegen euer Gesetz.“

„Er lügt aus Angst“, sagte Savette. Sie war mit dem Zelt fertig und half Leng beim Aufbrühen des Tees. Als ich zu den beiden zurückblickte, warf Leng mir einen warnenden Blick zu. Er wollte nicht, dass ich diese Nachrichten öffnete, aber Findar hatte sie bereits gelesen. War es wirklich so schlimm, wenn ich sie auch las?

Ich begann, sie aus meinem Hosenbund zu ziehen, eine nach der anderen. Ich legte sie vor mir auf den Boden und bemerkte etwas, das ich vorhin nicht bemerkt hatte. Einer der Zylinder war anders als die anderen. Er trug ein Zeichen in Form einer Spirale mit einer durchgezogenen Linie - das Zeichen des Dämmerungspaktes. Ich hob ihn auf und untersuchte ihn.

„Ich glaube, ich fange mit dieser Nachricht hier an.“

7

Findar beugte sich vor, als wollte er mich angreifen, aber Ahlskibi hustete knapp an ihm vorbei und ließ einen Flammenstoß vorbeiziehen. Als der Rauch abgeklungen war, stand Leng plötzlich an meiner Seite, in der Hand ein langes Messer, und hielt sich seine verletzte Seite. „Ich denke, du solltest hierbleiben, während die Drachenreiterin deine Botschaft liest, meinst du nicht, Findar?“ Lengs Blick verengte sich, während er sprach.

Ich brach das Siegel am Ende auf und schob das Papier aus dem Zylinder. Ich ging zu dem kleinen Feuer und hielt den Zettel so, dass ich die Worte erkennen konnte. Ich las sie laut vor. „Wir haben die Schlange am Hof des Dominars gepflanzt. Vollzieht die Eroberung der Küstenstädte. Dann schickt das Zeichen des Ebers zu Leutnant Iskaris dem Dragoner des Dominars. Er wird wissen, was zu tun ist.“

„Alle Küstenstädte sind in Gefahr?“, fragte Leng.

Gleichzeitig fragte ich: „Wer ist die Schlange am Hof des Dominar?“

Wir blickten einander an. Ich kaute auf meiner Lippe. Lengs Blick war angespannt. Wir hatten gedacht, es wäre bereits eine schwierige Entscheidung, wie wir mit den Gefangenen umgehen und die Botschaften überbringen sollten. Jetzt hatten wir ein viel größeres Problem. Das Dominion war in Gefahr, ebenso wie alle Städte entlang der Küste. Ich spürte, wie mir ein Angstschauer über den Rücken lief. Was sollten wir tun?

Findar lachte und sah von einem zum anderen. „Und ihr dachtet, ich sei derjenige, der in Schwierigkeiten steckt. Ihr steht auf der Verliererseite.“

„Wir könnten weiter versuchen, ihn zu befragen“, sagte Leng leise zu mir, „aber ich glaube nicht, dass wir damit unsere Zeit verschwenden sollten, nicht bei diesen Neuigkeiten. Es ist unwahrscheinlich, dass jemand wie er Genaueres weiß.“

Ich nickte und steckte die anderen Nachrichten weg. Leng schritt voran, packte Findar im Nacken und schob ihn vor sich her. „Wenn du hier kein Licht ins Dunkel bringen kannst, kannst du dich zu deinen Felsenkrieger-Verbündeten gesellen, die von den Drachen bewacht werden.“

Ich sah zu, wie er Findar das Flussufer hinunter eskortierte, wo Dutzende von Drachen immer noch um die Gefangenen herumschwirrten und sie gelegentlich mit Flammen daran erinnerten, wie viel Bewegungsspielraum sie hatten.

Ich ließ mich auf einen Stein neben dem Feuer sinken und starrte in die Flammen. „Was sollen wir tun?“, fragte ich laut.

„Wir müssen uns aufteilen“, antwortete Savette leise. Ich warf ihr einen kurzen Blick zu. Ihre hellen Augen wirkten einsam, jetzt, da die von Rakturan nicht mehr neben ihr leuchteten. Ich bemerkte, dass sie immer noch den goldenen Ohrring trug, obwohl die Kette weg war. Sie musste auf jeden Fall mit mir kommen. Sie brauchte Schutz, und sie hatte keinen eigenen Drachen.

Darum kümmere ich mich gerade, sagte Raolcan.

Tatsächlich? Das war es, woran er arbeitete? Das hatte ich nicht vermutet. Aber das änderte nichts an unserem Dilemma. Savette stellte Tassen bereit und brühte den Kaffee, während ich in die Flammen starrte. Ich sollte die anderen Nachrichten lesen. Genau das sollte ich tun.

Ich ordnete sie vor mir auf dem Felsen an. Savette reichte mir eine Tasse Kaffee, ich bedankte mich und nahm den ersten Schluck, als Leng aus dem Schatten trat und sich zu uns gesellte. Mit einem gemurmelten Dankeschön nahm er eine Tasse Kaffee von Savette entgegen und setzte sich unbeholfen hin, wobei er sich die Rippen hielt. „Wir haben Entscheidungen zu treffen“, sagte er grimmig.

Wenn nur Hubric hier wäre. Er hätte gewusst, was zu tun war. „Für mich haben diese Dinge oberste Priorität: Savettes Schutz, die Warnung des Dominars, die Warnung der Küstenstädte und der Umgang mit diesen Gefangenen. Wir haben aber nur einen Drachen, auf dem wir reiten können - Raolcan.“

Ahlskibi knurrte angesichts dieser Worte, seine Flammen erhellten die Nacht und Leng wandte sich ihm zu. „Murre nicht. Ich versuche nur, dich zu schonen. Das nennt man Liebe. Finde dich damit ab.“ Er drehte sich wieder zu uns um. „Wir werden uns entscheiden müssen.“

Wartet auf mich. Ich bin gleich soweit.

„Aber all diese Dinge sind wichtig“, sagte ich, nippte langsam an meinem Kaffee und starrte ins Feuer. Was, wenn wir die falsche Entscheidung trafen?

„Das Leben besteht aus Entscheidungen, Amel. Das Schlimmste ist, dass Dinge, die man sich wünscht, oft von Dingen verdrängt werden, die dringender sind.“

Ich blickte in seinen vom Feuerschein erhellten, intensiven Blick. Neben mir liefen Savette Tränen über das Gesicht und glitzerten im Feuerschein. Dachte sie etwa an Rakturan und seine Entscheidung?

Wir sind hier.

Raolcan landete neben dem Feuer, wobei er im letzten Moment dramatisch mit seinen Flügeln schlug. Als er seine Flügel zur Seite zog, trat ein zweiter Drache hervor, ein roter Drache, dessen glatte Schuppen jetzt mit Narben übersät waren.

Eeamdor.

8

Savette schnappte nach Luft, ließ ihren Becher scheppernd zu Boden fallen und sprang auf, um ihren Drachen zu umarmen, als wäre er ein verlorener Welpe.

Daran habe ich eine ganze Weile gearbeitet, sagte Raolcan stolz. Sie hielten ihn auf den Rubininseln gefangen. Wir haben es geschafft, ihn zu befreien. Ich hatte gehofft, dass er schon früher zu uns stoßen würde, aber jetzt ist ein guter Zeitpunkt.

Wir?

Die Drachen. Wir haben unsere eigenen Ziele und Pläne, weißt du. Jemand muss für Savette da sein. Sie hat mit Eeamdor eine gute Wahl getroffen. Er ist langweilig, aber edel.

„Langweilig?“

Er versteht keinen Spaß.

„War er der Grund, warum du so plötzlich abgehauen bist?“

Neben anderen Dingen.

„Und wirst du mir von diesen Dingen erzählen?“

Nicht alles.

Natürlich nicht. Ich hatte keine Geheimnisse mehr vor ihm, aber er bewahrte seine.

Ich bin ein geheimnisvoller Drache.

„Ich bin mir nicht sicher, ob das die Sache vereinfacht oder verkompliziert.“ Die Falten auf Lengs Stirn wurden tiefer. Er zog eine Karte aus seiner Tasche. „Weißt du, wo Hubric ist?“, fragte er mich.

„Oh!“ Ich nahm den kleinen Zylinder, den Hubric mir gegeben hatte und der um meinen Hals hing, hervor und zog den Zettel heraus. Ich las ihn laut vor. „Die Aussicht ist großartig von hier. Ich kann das Graue Meer und Kastell Leedris sehen. Komm im Morgengrauen zu mir.“

Das ergab für mich überhaupt keinen Sinn. Hubric hatte gesagt, ich könnte das Rätsel lösen, aber er schien vergessen zu haben, dass ich nicht so gebildet war, wie ich sein sollte.

„Hmmm“, sagte Leng. „Irgendwo, wo man Kastell Leedris und das östliche Meer - es erscheint normalerweise grau - gleichzeitig sehen kann. Dazu müsste man auf einem Berg sein ...“ Er verstummte, doch dann schnippte er mit den Fingern. „Hier, sieh mal.“ Ich trat näher heran, und er zeichnete eine Linie auf der Karte nach. „Er meint den 'Gipfel des Morgens'. Das ist einer der Berge in der nahen Bergkette. „

Der Berg lag in der Nähe von Leedris Kastell und auch auf dem Weg nach Vanika, wo wir den Dominar zuletzt gesehen hatten.

„Wenn ich diesen Weg nehme, kann ich dem Dominar die Nachrichten überbringen und auch Savette nach Kastell Leedris bringen.“

Er nickte. „Es wird allerdings nicht einfach sein, die Gefangenen mitzunehmen.“

„Aber wo können wir sie sonst hinbringen?“

Er deutete auf die Stadt Saldrin. „Hierhin. Selbst zu Fuß werden sie nicht lange brauchen. Wenn ich sie auf die drei Schiffe der Felsenkrieger verlade, kann ich sie in einem Tag dorthin bringen.“

„Aber sie könnten versuchen, die Kontrolle über die Schiffe zu erlangen und zu fliehen.“

„Das könnten sie, aber ich hoffe, dass die Drachen sie begleiten werden. Dann könnte ich eine Küstenstadt warnen und gleichzeitig die Gefangenen in Sicherheit bringen.“

„Wie willst du mit den Schiffen segeln?“

„Die Besatzung wird sie für mich steuern, sonst riskiert sie, von Ahlskibi und den anderen Drachen abgefackelt zu werden.“

Ich biss mir auf die Lippe. „Das bedeutet, dass wir uns wieder aufteilen müssen, nicht wahr?“

Ich muss den Dominar aufsuchen. Das würde perfekt in meine Pläne passen.

„Ich würde die Gefangenen nach Saldrin bringen und die Menschen dort vor kommenden Angriffen warnen. Du würdest zu Hubric gehen und gemeinsam könntet ihr Savette in Sicherheit bringen und auch die Botschaften an den Dominar überbringen.“

„Was ist mit Ahlskibi? Du sagtest, er sei nicht in der Lage, jemanden zu tragen.“

„Er kann sich auf einem der Schiffe ausruhen, wenn er eine Pause braucht. Ich werde ihn schonen.“

Ich biss mir auf die Lippe. Ich war nicht glücklich darüber, dass wir uns trennten. Ich hatte ihn gerade erst wiedergefunden, und jedes Mal, wenn ich ihn aus den Augen verlor, passierte ihm etwas Schreckliches.

Er steckte die Karte zurück in seine Tasche und nahm meine Hände in seine. „Hör zu, es ist nur für eine Weile. Es ist die einzige Möglichkeit, die Sinn ergibt.“

Ich nickte. Aber sein Drache war verwundet. Und wer konnte schon sagen, dass Raolcans Drachen auf Leng hörten und die Gefangenen zusammenhielten, während sie zur Stadt segelten?

Das werden sie.

„Du trägst meinen Davari“, sagte Leng und berührte den Ring an meinem Finger. „Er behält seine Gültigkeit wie zu dem Zeitpunkt, als ich ihn dir geschenkt habe. Ich werde einen Weg finden, dein zu sein. Bis dahin hältst du mein Herz in deinen Händen.“ Er küsste mich. „Aber wir beide tragen Verantwortung. Wir können das Dominion nicht riskieren, nur um einander nahe zu sein. Trage meinen Davari und denke daran, dass ich so schnell wie möglich zu dir zurückkehren werde.“

Ich nickte, aber ich spürte, wie mir Tränen über das Gesicht liefen. Ich hasste es, dass alle, die ich liebte, immer gehen mussten. Ich hasste es, dass es immer Risiko und Gefahr gab. Wenn es nach mir ginge, würde niemand mehr Risiken eingehen.

Und niemand mehr Spaß haben.

Wenn es sein musste, wäre das ein geringer Preis.

„Lass uns etwas schlafen. Wir müssen bei Tagesanbruch aufbrechen.“