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Band 2 der Regenbogendrachen Trilogie Der epische Drachen Bestseller aus den USA endlich auf Deutsch Torald ist immer noch kein Held und will immer noch keiner sein. Doch als sich ein Krieg zwischen den Magiern und Drachenreitern abzeichnet, wird Torald gezwungen endlich über sich selbst hinauszuwachsen.
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Seitenzahl: 378
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DIE DRACHENSCHULE
BUCH 7
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Mein Herz pochte wie die Hämmer in den nahen Schmieden. Diese Gegend Ko'Korens war voller Kunsthandwerker - Schmiede und Glasbläser, Rahmenmacher und Kerzenzieher. Hunderte Läden mit einladenden Schaufenstern und bunten Schildern reihten sich auf den unteren Ebenen Zius aneinander.
Meine Beine fühlten sich schwer an und ich stolperte ungeschickt durch die Gassen.
Schon vor Stunden hatte ich das Gefühl in meinen Armen verloren. Das Brennen in meiner Lunge war bereits so normal geworden, dass sie genauso gut seit Jahren hätte brennen können.
Ich blickte oft in Richtung des Horizonts, aber durch das dichte Schneetreiben war es unmöglich, irgendetwas jenseits des Geländers zu sehen. Es war Nacht, obwohl auch tagsüber kein Sonnenstrahl durchkam.
Zin - in meinen Armen in Leinen eingewickelt, um wie ein Sack mit Waren auszusehen - hatte aufgehört zu weinen. Wo ihre Tränen mein Hemd befeuchtet hatten, spürte ich jetzt nur noch ein Frösteln. Vielleicht schlief sie. Vielleicht war sie tot – obwohl sie noch warm war. Vielleicht hatte sie endgültig den Verstand verloren. Ich wagte nicht anzuhalten, um nachzusehen. Ich befürchtete, nicht weitergehen zu können, wenn ich einmal anhielt.
Ich konnte mich nicht durch den Tunnel auf den Gipfel Baldes in Sicherheit bringen, und ich konnte auch nicht in Eski bleiben - das war zu nah an Apeq und seinen Schergen.
Nach Ziu zu gehen, hatte ich für das Klügste gehalten. Dort sollte ich nun einen Unterschlupf finden. Ich würde ihn erkennen, wenn ich ihn sah.
Ich wusste nicht, ob es Saboraak gut ging. Ich wusste nicht, ob sie und Bataar überlebt hatten. Seit Stunden hatte ich nichts mehr von ihr gehört. Und das war kein gutes Zeichen.
Ich machte mir Sorgen um Saboraak.
Meine Gedanken kreisten. Ich wusste es, aber ich konnte es nicht verhindern.
Ich würde den Unterschlupf erkennen, wenn ich ihn sah.
Und dann sah ich sie. Eine rote Tür unter einem Schild, auf dem stand, dass es sich um ein Gasthaus handelte - Zum kalten Bierkrug - mit einem eingravierten Becher und einer Schneeflocke auf dem Schild. Aber es war nicht das Schild, nach dem ich gesucht hatte - es war die stilisierte Darstellung eines Schlüssels, die wie eine Verzierung oben auf dem Türrahmen aussah. Jeder andere hätte sie für bloße Dekoration gehalten. Aber für mich? Ich war in den Straßen von Vanika aufgewachsen. Und die hatten mir einiges beigebracht.
Jemand öffnete die Tür und ich schob mich an ihm vorbei. Das Gasthaus war ruhig und dunkel, und im Kamin brannte Feuer. Der Mann, der die Tür aufhielt, trug einen Besen in der Hand. Seine Kleidung war schmutzig, seine Schürze hing schief vor seinem Bauch, sein graues Haar stand in alle Richtungen ab, aber er starrte mich mit einem Blick an, der so scharf war wie das Messer in meinem Gürtel.
"Du bist spät dran, Junge", sagte er, und sein Ton verriet, dass er eine bestimmte Antwort erwartete.
"Ich erledige meine Geschäfte lieber nachts", sagte ich beiläufig und lächelte. Nur zwei Männer, die sich beiläufig unterhielten. Aber wenn er der war, für den ich ihn hielt, sollte er verstehen.
Ein Dieb war ein Dieb, ob hier oder in Vanika.
"Sei lieber vorsichtig. Die Nacht verbirgt viele Dinge", erwiderte er und musterte mich immer noch prüfend. Ich hörte die verschleierte Warnung.
Ich zwang mich zu einem nervösen Lachen. "Wenn sie doch nur ein paar für mich verbergen würde!"
Die Augen des Mannes funkelten, und jetzt war sein Lächeln nicht mehr gespielt.
Er lehnte den Besen an die Wand und ging auf mich zu. "Alles lässt sich verstecken... Für einen gewissen Preis."
Das hatte ich erwartet. Ich hatte eine von Hubrics Goldmünzen parat.
"Eine Goldmünze jetzt und eine später, wenn du mich und meine Sachen für ein oder zwei Tage versteckst - Essen inklusive. Heiß, wenn möglich", sagte ich. Ich wusste, dass er das erwartete. Ich hatte solch einen Wortwechsel schon hundertmal gehört.
Er grinste breit. Wenn die Dinge hier genauso liefen wie damals in Vanika, waren zwei Goldmünzen mehr, als er in einem Monat mit seinem legalen Geschäft verdiente.
Er nahm die Münze so schnell an sich, dass ich nicht erkennen konnte, wo er sie einsteckte. "Ich habe genau den richtigen Ort. Folge mir. Du siehst aus, als könntest du etwas Schlaf gebrauchen."
Ein Gähnen durchfuhr mich bei seinen Worten, aber ich hatte keine Zeit auszuruhen - noch nicht. Ich folgte ihm eine Treppe hinauf, dann ging er bis zum Ende des Flurs und blickte sich verstohlen um, bevor er auf eine Holztafel drückte und uns durch eine Geheimtür und über eine zweite - staubigere - Treppe hinaufführte, die sich an mehreren Türen vorbeischlängelte, bis sie ganz oben vor einer endete. Der Gastwirt zog einen Schlüssel heraus, schloss die Tür auf und öffnete sie.
"Ich bin Gaven Ho'Wret, der Gastwirt hier. Das Zimmer gehört dir für eine ganze Woche, einschließlich Mahlzeiten. Aber zeige niemandem diesen Teil des Hauses und nimm nichts von hier mit, sonst werfe ich dich vom Dach."
Von jedem anderen wäre es eine leere Drohung gewesen, aber Gaven Ho'Wret meinte es ernst, wie mir ein beiläufiger Blick in seinen Augen verriet.
"Natürlich", stimmte ich zu.
"Ich schicke das Frühstück hoch, wenn es fertig ist. Bis dahin, schlaf ein bisschen." Er grinste breit. "Ich hoffe, dein Geschäft heute Nacht war es wert. Es scheint dir viel abverlangt zu haben."
Er stellte eine Kerze in einen Halter und schloss die Tür hinter sich, sodass ich mich umsehen konnte.
Es gab ein winziges Fenster - nicht größer als mein Gesicht - mit einem Vorhang davor, einen Waschtisch und ein Waschbecken, eine niedrige Bank und ein breites Bett, auf dem zerwühlte Decken lagen. Nicht das schönste Zimmer, aber es war sicher. Wenigstens für heute Nacht. Seufzend legte ich Zin sanft auf das Bett, wobei ich meine Arme kaum noch beugen konnte, nachdem ich sie so lange getragen hatte. Ich löste die Schnüre, die sie als Paket tarnten, und deckte sie sanft zu.
Schließlich verriegelte ich die Tür.
Ich brauchte einen Plan, aber ich war zu müde, um einen zu schmieden. Nur ein wenig Schlaf und dann würde ich mir etwas Tolles einfallen lassen.
Nur ein wenig Schlaf.
Wahrscheinlich sollte ich mir anstandshalber eine Schlafstatt auf dem Boden errichten, doch Zins Bett war zu verlockend. Das würde ich gleich erledigen. Ich musste nur für einen Moment die Augen schließen.
Nur für einen Moment.
Das leise Scharren von Mäusefüßen ließ mich aufwachen. Schlaftrunken blinzelte ich in das schwache Licht der Morgensonne. Wo war ich? Ach ja. Die plötzliche Erinnerung an die vergangene Nacht durchfuhr mich.
Ich sah mich im Zimmer um, um mich zu orientieren. Ich lag mit allem, was ich noch besaß, am Fußende des Bettes. Am Kopfende saß, völlig versunken in das Buch der Ibrenicus-Prophezeiungen, Zin.
Sie wirkte ruhig. Offenbar hatte sie Zeit gefunden, ihre kinnlangen Locken zu waschen und zu glätten. Ihre großen goldenen Augen schienen im schwachen Morgenlicht zu leuchten.
"Wir müssen reden", sagte ich.
Saboraak? Immer noch keine Antwort von meinem Drachen, und das war nicht gut. Ganz und gar nicht.
In so wenigen Worten wie möglich schilderte ich unsere Situation.
"Ich weiß, du bist nicht so gesprächig", sagte ich und fuhr mir unbeholfen mit der Hand durch die Haare. "Und niemand hat dich gefragt, ob du mitkommen willst. Aber hier sind wir nun. Wir können dich vielleicht aus der Stadt in Sicherheit bringen, aber ich muss mich auch um Saboraak, Zyla und Bataar kümmern, und bis ich sie gefunden habe, musst du hier bleiben."
Sie ignorierte mich und las, völlig zusammenhanglos einen Vers aus dem Buch vor. Sie war verrückt. Völlig durchgeknallt. Aber sie hatte mir gestern Abend das Leben gerettet.
"Hör zu", sagte ich und versuchte es erneut. "Ich weiß zu schätzen, was du gestern Abend getan hast. Wie auch immer das war - die Magie auf sie zurückprallen zu lassen - das war großartig. Du hast mir das Leben gerettet. Wie hast du das gemacht?"
Sie schauderte und ich hob meine Hände.
"Entschuldige, entschuldige. Ich weiß, du redest nicht gerne." Was auch immer es war, hoffentlich konnte ich mich darauf verlassen, dass sie es erneut tun konnte.
Sie flüsterte etwas.
"Ist das wieder eine der Prophezeiungen?" Sie würdigte mich keiner Antwort und blätterte weiter in dem Buch.
Ich seufzte. Mit ihr zu reden war völlig sinnlos. Ich hätte wissen müssen, dass sie mir nicht antworten konnte - oder wollte. Was auch immer die Magier mit ihr gemacht hatten, nachdem sie ihre Eltern getötet hatten, hatte seine Spuren hinterlassen.
"Ich werde dich irgendwie hier rausholen - ich verspreche es. Aber ich weiß noch nicht, wie. Kannst du dich etwas gedulden?"
Sie sah mich eifrig an. Ich musste mich beherrschen, um nicht erneut zu seufzen.
"Kannst du heute hier warten? Ich werde dir Essen bringen lassen. Bleib einfach hier, lies dein Buch und gib keinen Mucks von dir, dann bin ich bei Einbruch der Dunkelheit zurück, in Ordnung?"
Sie nickte. Ich kaute auf meiner Unterlippe und beobachtete sie. Konnte ich darauf vertrauen, dass sie mich verstand? Konnte ich ihr vertrauen, dass sie hierblieb, wo sie sicher war?
Es klopfte an der Tür und ich öffnete sie dankbar. Es war der Gastwirt, mit einer Portion Haferbrei in den Händen.
"Meine Frau kümmert sich tagsüber um alles", sagte er. "Ich bringe nur deinen Brei und gehe dann ins Bett."
Bei Tageslicht sah er noch schlimmer aus als gestern Abend - er hatte einen leichten Bluterguss auf der Wange und ein paar Zähne fehlten ihm. Ich schluckte schwer. Wir hatten keine andere Wahl, als ihm zu vertrauen. Und ich war mir immer noch ziemlich sicher, dass das Geld ausreichte, um sein Schweigen sicherzustellen.
Ich öffnete die Tür noch ein wenig weiter, damit er Zin hinter mir auf dem Bett sitzen sehen konnte. Ich kramte in meiner Tasche nach einer Silbermünze, wobei er mir mit einem schiefen Blick zusah. Ich bot sie dem Gastwirt an.
"Meine Freundin wird hierbleiben, während ich weg bin. Das hier ist für ihre Sicherheit und für ihre Mahlzeiten. Solange du sie in Ruhe lässt und ihr Essen bringst sind wir Freunde."
Ich unterstrich meine Worte mit einem gefährlichen Blitzen in meinen Augen. Zuckerbrot und Peitsche. Etwas anderes verstanden solche Gauner nicht.
"Gut", sagte er und rollte die Münze zwischen seinen Fingern. Er blickte neugierig zu Zin.
Ich stellte das Tablett auf dem Bett ab, holte mein Messer heraus und stutzte mir beim Sprechen in aller Ruhe die Nägel. Das Beste war, ihn daran zu erinnern, mit wem er es zu tun hatte. Ihn daran zu erinnern, dass ich keine Neugierde wollte.
"Ich habe heute genug zu erledigen. Ich möchte nicht, dass sich meine Aufgaben verkomplizieren."
Ich starrte ihn an, und er schluckte so heftig, dass sein Adamsapfel wippte. Gut so. Er war nervös genug, um Zin in Ruhe zu lassen.
"Keine Sorge, Meister."
"Gut."
Er verschwand so schnell, dass die Treppe unter seinen Füßen laut knarrte.
"Du bist in Sicherheit", sagte ich zu Zin. Sie war wieder in den Prophezeiungen versunken. "Sogar ein warmes Frühstück hast du."
Sie blickte immer noch nicht auf.
Plötzlich sprach sie. "Das Problem beim Lügen ist nicht nur die moralische Frage. Wenn man es zu Ende denkt, ist es sogar unmöglich."
War das eine weitere Prophezeiung?
"Zin?"
Sie antwortete nicht. Wenn sie tatsächlich selbst gesprochen hätte - wenn ihr Geist für einen Moment wieder zurückgekehrt war - nun, er war wieder weg.
Ich seufzte und ging hinaus, wobei ich die Tür sorgfältig schloss. Ich hatte keine Ahnung, was ich mit ihr machen sollte, aber ich musste mir etwas einfallen lassen - und zwar ganz allein. Sie konnte mir keine Hilfe leisten.
Torald!
Erleichtert hörte ich Saboraak in meinem Geist. Endlich!
"Saboraak? Geht es dir gut?"
Im Moment. Die Verfolgungsjagd hat beinahe Spaß gemacht.
"Was meinst du?"
Ich habe nicht genug Zeit, um alles zu erklären.
Was war so dringend, dass sie es nicht erklären konnte?
Die Drachen sterben.
Ich erinnerte mich. Auch Saboraaks und mein Leben waren aneinander gebunden und wenn einer von uns starb, starb der andere. Und die Reiter dieser Drachen waren tot.
Ich muss eine Entscheidung treffen.
Ich fragte mich, worüber.
Ich war schon lange auf mich allein gestellt und würde auch das hier alleine überstehen. Ich brauchte keinen Drachen, der auf mich aufpasste. Ich würde Zin hier irgendwie rausbringen und dann mussten wir eben ins Dominion laufen. Zyla ließen wir dabei jedoch zurück...
Ich werde dich nicht im Stich lassen, Torald.
Ich versuchte, meine Erleichterung zu verbergen. Also worauf warteten wir?
Bataar und Apeq müssen sich morgen Abend vor Baldes Richtplatz einfinden. Ganz Ko'Koren wird dort sein.
In Balde? Ich hatte gedacht, das war in Eski.
Auf jedem Gipfel gibt es einen Richtplatz. Bataar muss nach Balde.
Ich muss jedenfalls diese Drachen in Sicherheit bringen. Sie dürfen nicht gefangen genommen werden, und vielleicht kann ich ihnen irgendwo Heilung verschaffen. Ich fürchte aber, dass die Länder Haz'drazens zu weit weg sind.
Können sie geheilt werden?
Wenn wir schnell sind.
Sie musste etwas im Sinn haben.
Bataar sagt, dass sie in den Ländern der Kav'ai geheilt werden können. Sie haben Kräfte, die den Drachen helfen können, sagt er.
Und glaubte sie ihm?
Er scheint nicht zu lügen.
Offenbar sprach sie direkt mit Bataars Geist. Überrascht spürte ich einen Anflug von Eifersucht.
Mach dich nicht lächerlich. Er braucht Hilfe. Die Wunden, die er gestern Abend im Kampf erlitten hat, heilen zwar, aber nur langsam. Ich musste mit seinem Geist sprechen, um sicher zu gehen, dass er sich ohne Hilfe erholen kann.
"Und du?" Angespannt wartete ich auf ihre Antwort. Es war seltsam, hier in diesem staubigen Lagerraum mit einem Drachen in meinem Kopf zu sprechen.
Ich bin unversehrt davongekommen. Vorerst. Diese Leute wollen Drachen. Auf diese vier haben sie es besonders abgesehen.
Vier? Nur vier? Ich dachte, es waren mehr.
Sie waren ein Dutzend. Ich und Bataar wurden gestern bis zu unserem Unterschlupf verfolgt. Ich habe gedacht, der Ort sei uneinnehmbar. Ich habe mich geirrt. Sie sind über uns hergefallen. Nur fünf von uns sind entkommen. Bataar ist auf mir geritten.
Waren in Ko'Korens Drachenhöhlen nicht viel mehr Drachen gewesen?
Einige waren bereits weg, als ich sie befreit habe. Sie haben von Männern in dunklen Kapuzen mit Peitschen erzählt, die ihre Kameraden mitgenommen haben.
Ich zitterte. Hatten die Mitternachtskünstler diese Drachen entführt? Und wenn ja - was für ein Artefakt ließe sich aus einem Drachen herstellen? Etwas Schreckliches, darauf wettete ich. Wir mussten in Erfahrung bringen, wie viele von ihnen fehlten.
Zehn werden vermisst.
Sie klang sehr sicher.
Ich wollte keine zurücklassen. Ich habe die anderen genau befragt.
Und wo waren Saboraak und Bataar jetzt?
Weit weg. Ich musste zurückkehren, um deinen Geist erreichen zu können, aber ich werde bald wieder aufbrechen müssen. Wir sind weit unten, am Fuß des Gebirges, fast in den Wüsten Kav'ais.
Ich war schockiert, dass sie so weit gekommen waren.
Wir sind die ganze Nacht geflogen. Bald werde ich wieder die Verbindung zu dir verlieren.
Ich war hin- und hergerissen. Ich hatte Zin letzte Nacht helfen müssen. Aber ich sollte bei Saboraak sein. Ich trug für beide die Verantwortung und beide brauchten meine Hilfe. Indem ich der einen half, brachte ich die andere in Gefahr.
Bataar muss sich morgen Abend Apeq am Richtplatz - dem Ko'tor'kaen - stellen. Aber er muss mit mir kommen und mir helfen, diese Drachen zu retten. Die Reise, sagt er, wird vier Tage dauern - wenn wir fliegen. Zwei Tage hin. Zwei Tage zurück.
Und Bataar konnte nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. Vielleicht konnte sie ohne ihn reisen. Aber was war so wichtig, dass er unbedingt morgen bei diesem Richtplatz sein musste?
Letzte Nacht hat Apeq Anspruch auf ganz Ko'Torenth erhoben. In seiner Rede hat er versprochen, sein Volk zum Sieg über das Dominion zu führen und "Kav'ai an seinen rechten Platz zu verweisen". Das Volk war auf seiner Seite, bis Bataar Apeqs Anspruch auf ganz Ko'Torenth in Frage gestellt und das Ko auf seinen Armen als Beweis seiner Autorität anführt hat. Er hat damit einen Tumult ausgelöst, es war ziemlich gewalttätig. Mit Glück sind wir da lebend herausgekommen.
Wenn Bataar also nicht erschien, stieg Apeq zum unangefochtenen Herrscher auf, und die Invasion des Dominions stand bevor.
Ja.
Dann musste Saboraak Bataar sofort hierher zurückfliegen.
Ich werde die Drachen nicht aufgeben. Sie haben ihren Reitern treu gedient. Sie haben den Tod nicht verdient!
Wir steckten in der Klemme. Saboraaks Ehre verlangte, die ihren zu retten. Ich musste alles daran setzen, einen Krieg zu verhindern. Bataar fühlte sich an die Prophezeiungen seines Volkes gebunden.
Plötzlich schoss mir ein Gedanke in den Kopf. Bataar hatte sein lockeres Kav'ai-Gewand getragen und Gesicht und Kopf hinter einem dicken Schleier verborgen. Er hatte das Ko gezeigt, seinen Anspruch erhoben und war gegangen. Die Leute hatten sein Gesicht nicht gesehen.
Ganz genau.
Und Saboraak brauchte ihn, um bei den Kav'ai Hilfe für die Drachen zu finden.
Ja.
Die Antwort war so offensichtlich, dass ich fast über mich selbst lachen musste.
Sie wollte, dass ich an seiner Statt an den Richtplatz trat.
Ja. Sie klang verlegen.
Sie wollte, dass ich mich wieder auf diese schreckliche Plattform begab und gegen Apeq antrat. Aber dieses Mal fing mich Saboraak nicht auf, wenn ich fiel.
Wirst du es tun?
War 'Nein' eine Option? Es klang nach Selbstmord.
Es ist wichtig, Torald. Ich muss diese Drachen retten. Das ist der einzige Weg. Du hast schon Schlimmeres überlebt. Sie flehte mich an.
Sie hatte mir schon so oft den Hintern gerettet, was für ein Wurm wäre ich, stünde ich nicht einmal alleine meinen Mann?
Ich schluckte. Das war eine schreckliche Idee. Eine Idee, die mich mit ziemlicher Sicherheit umbrachte.
Sieh es als Glücksspiel.
Ich musste an Zins Worte denken. Lügen war unmöglich. Aber vielleicht konnte ich es trotzdem durchziehen. Vielleicht gelang es ein weiteres Mal, alles auf eine Karte zu setzen und zu gewinnen. Ich war gut darin, den Leuten zu zeigen, was sie sehen wollten. Ich würde es ein letztes Mal tun, und dann würden Zin und ich von hier verschwinden. Vielleicht sogar mit Zyla.
Ich wusste, dass ich mir das einredete.
Hatte Saboraak Zyla letzte Nacht gesehen?
Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, war sie in Sicherheit.
Das erleichterte mich. Was erwartete Bataar - mich, der ich mich als Bataar ausgab - nachdem er Apeq herausgefordert hatte? Würde man mich einsperren? Töten?
Bataar glaubt, dass die Herrscher Ko'Torenths vor ihm auf die Knie gehen werden. Dass es sein Schicksal ist. Er sagt, die Prophezeiungen seien eindeutig. Wenn du nur ein paar Tage durchhältst und deine Identität verbirgst, dann wird er zurückkehren und unbemerkt deinen Platz einnehmen.
Das klang riskant. Der Richtplatz konnte sich immer noch für Apeq entscheiden.
Er sagt, dass er das nicht kann.
Apeq konnte beschließen, mich zu töten, nur weil ich dort oben stand. Vor allem, wenn meine Tarnung aufflog!
Sei nicht so dramatisch.
Gut, Saboraak. Ich werde es tun - aber du schuldest mir etwas.
Was schulde ich dir denn? Wenn ich richtig gezählt habe, habe ich dir jetzt viermal das Leben gerettet.
Ich hielt die Luft an. Wenn sie es so ausdrückte...
Sie unterbrach mich hastig.
Ich mache nur Spaß, Torald. Ich werde immer da sein, wenn du fällst.
Es war Bataar, der aus all dem zu leicht herauskam. Er konnte seine Verantwortung einfach so auf jemand anderen abwälzen
Er hat das nicht geplant.
Vielleicht nicht, aber er tat es dennoch.
Ich muss los.
"Ja, geh. Aber pass auf dich auf. Lass dich nicht umbringen."
Das gilt auch für dich.
Ich spürte, wie ihre geistige Stimme mich verließ.
Ich trat die Treppe hinunter und durch die geheime Tür, durch den Flur und in den Gemeinschaftsraum des Gasthauses.
Ich hatte zwei Tage Zeit, bis ich gegen Apeq antreten musste, und ich hatte vor, jede Minute dieser Zeit zu nutzen, um mir einen Vorteil zu verschaffen.
Ziu war recht schäbig. Ich hatte nicht bemerkt, wie sehr sich dieser Gipfel von den anderen Gipfeln Ko'Korens unterschied. In Ziu wimmelte es von verbrecherischem Gelichter. Auf den Stegen von Balde und Eski hatte ich keines gesehen. In den ersten Stunden, die ich über Zius Ebenen wanderte, wurde ich mehr als einmal fast ausgeraubt.
Kleine Gruppen vernarbter Männer und Frauen kauerten hinter jeder Ecke zwischen den Gebäuden, tuschelten leise und warfen mir verschlagene Blicke zu.
Es war kaum ein Wächter der Erlauchten oder ein schickes Haus zu sehen. Stattdessen waren die Stege voller Träger und Yudaziegen. Offene, mit Kohle gefüllte Karren bewegten sich in einem stetigen Strom entlang der Karrenschienen, und die Geräusche und Gerüche von Schmieden, Gerbern, Metzgern und Händlern erfüllten die Luft. Aus einer Metzgerei roch es nach Blut, etwas weiter, bei den Händlern, nach süßem Lavendelduft, und als ich an einer Bäckerei vorbeikam, knurrte mir unwillkürlich der Magen. Männer mit riesigen Körben auf den Rücken verließen die Bäckerei und eilten die Stege und Treppen hinauf, um das Brot in die ganze Stadt zu bringen.
Ich hielt an, kaufte einen riesigen Laib Brot, der so lang und so dick wie mein Arm war, und aß ihn beim Weitergehen. Ja, ich könnte mich an Ziu gewöhnen.
Ich wollte einige Dinge besorgen. An erster Stelle stand ein Satz Wurfmesser. Aber Wurfmesser waren teuer. Ich hatte einen Satz in Vanika besessen, mir aber keinen neuen leisten können, nachdem ich ihn verloren hatte. Bis jetzt. Hubrics Gold machte es möglich.
Ich schlängelte mich durch die Menschenmassen und betrachtete die Schilder und Schaufenster der Geschäfte genau. Mein Blick blieb an einer Gestalt in einer blauen Tunika und einem Umhang hängen, die mich durch die Menschenmenge hindurch beobachtete. Offenbar fiel ich auf. Entweder das, oder jemand von den Mitternachtskünstlern suchte hier nach mir. Das war hoffentlich nicht der Fall. Wenn doch, wurde alles noch viel schwieriger.
Jemand aus der Menge rempelte ihn versehentlich an, er verlor mich kurz aus dem Blick und ich huschte in den nächsten Messerladen. In einem Regal hinter dem Tresen bemerkte ich einen Satz von acht Wurfmessern aus Stahl mit Scheiden für Hand- und Fußgelenke. Die anderen Messer im Laden waren reich mit Wappen oder Schnörkeln der Häuser Ko'Korens verziert. Diese hier waren schmucklos, aber perfekt verarbeitet.
"Kann ich die mal sehen?", fragte ich den Ladenbesitzer.
"Ein gutes Auge, mein Herr. Aber das sind nur meine Werkstattmodelle. Sie sind ausgewogen, aber nicht verziert. Ich benutze sie nur, um die Qualität meiner Klingen zu zeigen. Wir können die Griffe mit einem Wappen oder einem Muster nach deinen Wünschen verzieren. Es dauert nur zwanzig Tage. Oder, wenn du es eilig hast, kann ich dir vielleicht ein paar fertige Produkte zeigen. Vielleicht etwas mit Silbereinlagen?"
Als ob ein Messer tiefer schnitt, nur weil es einen schönen Griff hatte!
"Kann ich die Ausgewogenheit überprüfen?"
Er reichte mir eines, und ich spielte damit, um zu sehen, wie es sich auf einem einzelnen Finger hielt. Ich drehte meine Hand, ließ das Messer über meine Knöchel rollen und packte es dann wieder. Perfekt.
"Das reicht", sagte ich zügig. "Wie viel?"
"Ich verkaufe komplette Messersätze", sagte der Ladenbesitzer und betonte das Wort "komplett", aber hielt seinen Blick auf meine Hände gerichtet, in denen ich die Klinge wieder über meine Knöchel tanzen ließ und dann in einem Bogen durch die Luft zu meiner anderen Hand warf. "Ein kompletter Satz kostet fünf Goldmünzen. Ich kann dir einen Satz Messer zeigen, den ich gestern Abend fertiggestellt habe. Sie sind wunderbar ausbalanciert und die Verzierungen an den Griffen sind exquisit."
Er lächelte und zwirbelte seinen breiten Schnurrbart, aber in seinen Augen lag ein besorgter Ausdruck. Offensichtlich verstieß ich gegen einen Brauch, aber das war mir egal. Ich war kein Erlauchter, der mit hübschen Spielzeugen prahlte. Ich brauchte diese Messer für einige Geschäfte, die ich tätigen wollte. Kein Messer in den Bauch gerammt zu bekommen, war manchmal eine härtere Währung als jede Goldmünze.
Ich nahm ein zweites Messer aus seiner Scheide und jonglierte die beiden Messer überkreuz. Vorsichtig nahm ich ein drittes hinzu. Das war die Grenze meiner Fähigkeiten, aber die Balance war so gut, wie erwartet.
"Wenn du ein Künstler bist, vielleicht etwas mit Kristallen im Knauf? Etwas, das funkelt, ja?"
Zur Antwort ließ ich die Messer in einer Reihe auf den hölzernen Tresen fallen und versuchte, nicht zu stolz darüber zu wirken, dass alle drei perfekt im Holz stecken blieben.
"Mir reichen die, und der Rest des Satzes." Ich griff in meinen Geldbeutel und holte fünf Goldmünzen heraus, die ich fein säuberlich auf den Tresen legte. Ich fügte eine weitere hinzu. "Und eine zusätzliche Münze für deine Diskretion."
Es war nicht nötig, dass er jedem Dahergelaufenen, der hereinkam, von dem Jungen erzählte, der zu horrenden Preisen Messer kaufte. Der Händler verdrehte die Augen, aber nahm das Gold und lächelte breit, und half mir dann, die acht Handgelenk- und Knöchelscheiden mit den Messern darin anzulegen.
"Eine gute Wahl, hoffentlich getroffen von einem guten Mann?"
Er befürchtete wohl, dass ich jemanden ausrauben wollte. Ich hatte nichts dergleichen vor... Außer man betrachtete die widerrechtliche Aneignung eines Königreichs als Raub. Aber andernfalls stahl es Apeq.
Ich verließ den Laden mit einem Gefühl der Hoffnung. Vielleicht gab es einen Weg, diesen nächsten Schritt zu überleben. Acht Messer konnten meine Aussichten nur verbessern, oder? Ich suchte die Straßen nach dem Mann in Blau ab, aber auch er war verschwunden. Ja, es gab Gründe, hoffnungsvoll zu sein.
Die Dunkelheit brach herein und ich war auf dem Weg zurück ins Gasthaus. Ich hatte alles gefunden, wonach ich gesucht hatte. Kleidung, Waffen und Wege, sie zu tragen. Die Hoffnung erleichterte meine Last und meinen Schritt.
Ich hatte gezögert, Sachen für Zin zu kaufen, aber ich konnte sie nicht im Stich lassen. Sie war meine einzige Verbündete hier. Und meine einzige Freundin.
Ich bog um die letzte Ecke, und das Schild vom "Kalten Bierkrug“ kam in Sicht. Ich biss angesichts des eisigen Windes und des aufgewirbelten Schnees die Zähne zusammen. Die untergehende Sonne warf lange Schatten und ließ den Schnee bläulich schimmern. Eine gefährliche Zeit, um auf den Stegen unterwegs zu sein. Ich beschleunigte meinen Schritt.
Das Gebäude, das mir am nächsten stand, sah seltsam schwarz aus - als wäre es zu schwarz. Eigenartig. Ich sah genauer hin, doch es war so dunkel, dass ich nichts erkennen konnte.
Plötzlich packte mich ein Arm an der Vorderseite meines Mantels und zerrte mich in einen schmalen Spalt. Meine Pakete fielen zu Boden.
Reflexartig zog ich eines meiner neuen Messer. Mein Puls raste, doch ich zitterte nicht.
Ein raues Lachen ertönte aus dem Schatten und eine Hand schoss hervor, um mein Handgelenk zu packen.
"Willst du mich abstechen, Junge? Und ich dachte, du wärst froh, mich zu sehen."
Ich keuchte. Silber wirbelte in den Tiefen seiner Augen, und eine massige Gestalt überragte mich. Shabren trug statt seiner violetten Gewänder die Kleidung des Eichenordens, das einfache, weiße Gewand war dem Schnee und dem Wind schutzlos ausgeliefert, nicht einmal ein Umhang schützte ihn. Offenbar stand er auf Frostbeulen. Oder er war so eitel, dass sie ihm egal waren.
"Amüsierst du dich im Armenviertel, Shabren?" Ich versuchte, meine Stimme locker und spöttisch zu halten. "Musst du nicht irgendwo ein Massaker anrichten?"
"Ich richte nichts an, Junge. Ich reite auf der Welle des Chaos."
Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien, aber er war zu stark. Die Hand, die mein Handgelenk umfasste, zog sich zusammen. Das Messer in meinem anderen Ärmel ließ sich greifen, aber ich musste warten, bis ich ihn überraschen konnte. Wenn ich ihn zum Reden bringen könnte...
"Das warst also nicht du, der diese Golems kontrolliert hat?"
"Oh, sieh nur, was für ein schlauer Bursche du bist, mit ausgefallenen Namen für magische Kreaturen."
Er stampfte auf meinen Fuß, um seinen Satz zu unterstreichen, und ich stöhnte auf und konnte mir einen Schrei kaum verkneifen. Himmel und Sterne! Das tat weh!
"Ich will diese Mädchen zurück, Junge", zischte er.
"Dann sprich mit deinem Freund Apeq A'kona", sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen. "Er hat sie."
"Er hat nur eine. Die andere ist ihm entwischt. Und sie hat ein ziemliches Chaos hinterlassen. Ich kenne das Mädchen schon lange - seit Monaten. Man könnte uns als 'alte Bekannte' bezeichnen."
Ich erschauderte bei seinen Worten, aber er redete weiter. "Ich habe noch nie gesehen, dass sie einer Fliege etwas getan hat. Also fragte ich mich: Shabren, wen kennst du, der dazu neigt, die Pläne anderer Leute zu durchkreuzen? Wen kennst du, der gerne Mädchen ausspannt? Wen kennst du, der gerne Brot isst?"
"Brot?", spottete ich. Langsam holte ich das Messer von meinem anderen Ärmel aus seiner Scheide. Zentimeter für Zentimeter ließ ich es in meine Handfläche gleiten.
"Du hast einen Sack Brot gestohlen, als du mit diesem Vieh in unser Lager geflogen bist. Aber ich sehe es hier nirgends."
"Das heißt Drache, nicht Vieh", murmelte ich nachdenklich.
Brot. Er musste einen Spion in dieser Bäckerei haben. Hatte ich mich heute Morgen mit Brot vollgestopft, ohne zu merken, dass mich irgendeine miese Ratte verraten hatte? Konnte es der Mann in Blau gewesen sein? Ich hatte fröhlich eingekauft, während Shabren sich auf den Weg hierher gemacht hatte. Unvorsichtiger Narr! Jetzt war ich ihm ausgeliefert.
"Es ist so, wie ich es sage, Junge."
Schmerz schoss durch meinen Arm. Shabren legte mir eine Hand auf den Mund, um meine Schreie zu unterdrücken, und drückte mich gegen die Steinmauer des Gebäudes. Schmerzen durchströmten in Wellen meinen Körper.
"Schwierig", murmelte er. "Stärker, als man vermuten würde."
Ich kämpfte gegen den Schmerz an und ließ das Messer in meine Hand gleiten, damit ich zustechen konnte. Meine Hand drehte sich und stieß zu, aber er schlug es sanft zur Seite. Ich zitterte unter den Schmerzen und hustete wild.
Ich würde hier im Schnee durch Shabrens Hand sterben. Panik überkam mich und erstickte meine Gedanken. Ich würde sterben.
Er ließ mich so plötzlich los, dass ich gegen die Wand sackte, unfähig mich zu bewegen, unfähig zu atmen. Mir wurde schwarz vor Augen. Schwach kämpfte ich gegen die Ohnmacht an. Was auch immer er getan hatte - welche Magie er auch immer benutzt hatte – sie hatte meinen Geist vor Schmerz gelähmt. Ich zuckte noch immer und konnte nicht einmal atmen.
"Wo ist das Mädchen?", forderte Shabren. "Sie hat das Buch – ich weiß es!"
"Nicht hier", stieß ich hervor. Ich hatte fast vergessen, dass Shabren nach Hubrics Buch suchte.
"Wo dann?" Er hob seine Hand, bereit, mir erneut Höllenqualen zuzufügen.
"Versteckt."
Er lächelte. "Das ist kein Problem, du Wurm. Wir machen einen kleinen Tausch. Du weißt doch, wie das funktioniert, oder? Du gibst mir etwas und ich gebe dir etwas."
"Wenn du eine Modeberatung willst", sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen und kämpfte gegen die anhaltenden Schmerzen an, die meine Muskeln und Gelenke lähmten. "Die kannst du umsonst haben. Trag keine Roben. Du siehst darin noch dicker aus, als du bist."
Er ohrfeigte mich so heftig, dass mein Kopf dröhnte. Meine Lippe war aufgeplatzt und ich spuckte Blut in den Schnee.
"Spar dir deine Worte für jemanden, den es interessiert. Ich habe deinen Freund und den Drachen."
Angst durchfuhr mich. Saboraak! Aber ich konnte ihre Stimme nicht hören...
Shabrens gefletschte Zähne glitzerten im Licht des nahen Gasthauses. "Du kannst sie zurückhaben, wenn ich die Mädchen bekomme. Morgen vor Mitternacht. Wenn du nicht auftauchst, hänge ich sie höchstpersönlich an die Höhlenwände im Haus der Jadefeuer."
Ich hatte keinen Zweifel, dass er genau das tun würde. Ich ließ mich auf die Knie sinken und versuchte, ihn nicht merken zu lassen, wie ich an meinem Stiefel herumfummelte. Meine Finger fühlten sich noch immer taub an. Ich musste mich konzentrieren. Wenn ich ein Messer aus meinem Stiefel ziehen konnte...
"Du wirst sie zur Strahlenden Erlösung bringen und dann..."
Meine Hand fuhr blitzschnell aus meinem Stiefel. Es blieb in seiner Schulter stecken und er stolperte grunzend zurück.
Keine Zeit zu warten! Ich schnappte mir gerade noch rechtzeitig ein weiteres Messer aus meinem Stiefel. Er hatte sich wieder gesammelt, Blitze knisterten in seiner Hand. Ich schleuderte das Messer. Er drehte sich in der Luft, seine Hand schoss nach vorne und um sie herum flammte Licht auf.
Das Messer blieb im selben Moment in seiner Handfläche stecken, in dem sein Blitz meine Brust versengte und verblasste. Ich umklammerte meine Brust, rang um mein Bewusstsein, meine Hand tastete nach einem weiteren Messer, aber mein Arm und meine Finger fühlten sich zu schwer an. Der Schmerz unterbrach alles, ließ meine Gedanken erstarren und erstickte meine Bewegungen.
"Du hast Zeit bis morgen", sagte jemand. Jemand, der Schmerzen verursachte.
Ich sackte in den Schnee.
Die Kälte auf meinem Gesicht fühlte sich gut an.
Am schwarzen Himmel über mir tanzten Sterne.
Die Welt drehte sich. Mein Körper war zu schwer, um sich zu bewegen. Meine Augen waren zu weit aufgerissen, um sie zu schließen. Ich atmete ein, aber nicht wieder aus. Mein Blickfeld verengte sich, der Himmel wurde kleiner, kleiner, kleiner bis nur noch ein kleiner Nadelstich davon zu sehen war.
Und dann waren da Hände, die mich aus dem Schnee hoben und mich auf den Schoß von jemandem zogen, der warm und lebendig war.
Ich schloss die Augen und lehnte mich in dieses Gefühl der Sicherheit. Vielleicht dauerte es nur ein paar flüchtige Sekunden an. Vielleicht war das alles, was ich hatte.
Ich wachte sanft und geborgen auf. Ich öffnete meine Augen und setzte mich mühsam auf. Oh, oh. Meine Messer waren weg. Nicht nur meine Messer, sondern auch meine Kleidung - bis auf meine Hose, die vom schmelzenden Schnee klatschnass war.
"Pssst", murmelte eine Stimme hinter mir, ich drehte mich um und sah, wie Zin mich besorgt musterte.
Wir waren in unserem Zimmer im "Kalten Bierkrug", und ich lag im Bett. Am Boden lagen die Pakete, die ich gestern gekauft hatte, und meine Messer. Sechs davon lagen aufgereiht da. Meine nassen Kleider hatte sie um die Feuerstelle gehängt.
Ich hatte mich noch nie so... umsorgt gefühlt. Nicht mehr, seit ich ein Kind gewesen war. Es war mir unangenehm.
Ich schluckte nervös. "Danke, Zin."
Sie nickte schüchtern, aber sie begegnete meinem Blick mit ihren goldenen Augen. Ich spürte, wie ich rot anlief.
"Es war bestimmt nicht leicht, mich hierher zu bringen."
Mein Schädel dröhnte. Vor lauter Schmerzen wollte ich mich am liebsten zurück ins Bett sinken. Saboraak? Was war los? Immer noch nichts. Wo auch immer sie festgehalten wurde, sie war nicht in der Lage, mit mir zu sprechen. Das war ganz und gar nicht gut. Und wie sollte ich mich erfolgreich als Bataar ausgeben, wenn auch er festgehalten wurde? Diese ganze Situation war völlig außer Kontrolle geraten.
"Hattest du Hilfe?", fragte ich sanft.
Sie nickte, und der Anflug eines Lächelns huschte über ihre Lippen.
"Der Gastwirt?"
Sie nickte erneut.
"Hat... noch jemand... gesehen, wie du mich hergebracht hast?"
Mit aufgerissenen Augen schüttelte sie den Kopf.
Vielleicht waren wir hier sicher. Aber Shabren hatte mich hier gefunden, und sobald jemand diese Messer aus ihm herausgezogen und ihn zusammengeflickt hatte, würde er zurückkommen. Wenigstens hatte er Zin nicht gesehen. Wenigstens hatte er sie nicht erwischt.
"Wir können nicht hierbleiben. Es ist nicht sicher. Sie werden nach mir suchen", hauchte sie.
Sie schlang ihre Arme schützend um sich.
"Du brauchst keine Angst zu haben. Ich werde dich beschützen."
Ein lächerliches Versprechen von einem Mann, der schwach wie ein Kätzchen war – den sie in sein Bett hatte zerren müssen. Trotz allem schenkte sie mir ein Lächeln – ein kleines, aber ein echtes.
"Ich werde dich auch beschützen."
Ich konnte nicht verhindern, dass mir der Schrecken ins Gesicht geschrieben stand, und ihr winziges Lächeln wurde um ein Haar breiter. Sie hatte gesprochen. Keine Prophezeiungen zitiert. Kein verrücktes Gefasel. Sie hatte ihre eigenen Gedanken ausgesprochen.
Ich wollte das nicht kaputtmachen. Ich wünschte, Zyla wäre hier. Oder sogar Bataar. Auf jeden Fall Saboraak. Jeder von ihnen hätte besser gewusst, wie man mit ihr umging als ich. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie sich wieder in sich selbst zurückzog, wenn ich etwas Falsches sagte. Ich war ein zu rauer Charakter – zu ungestüm – um jemand Gebrochenen zu heilen.
Ich versuchte, so freundlich wie möglich zu lächeln, und sagte: "Ich glaube, das hast du schon. Danke."
Sie errötete leicht und biss sich auf die Unterlippe. Sie wirkte nervös, aber das war doch nicht schlimm, oder? Ich hatte sie nicht wieder verstört. Zumindest hatte es nicht den Anschein.
Ich zog mich auf die Beine. Ich musste mich anziehen und wieder nach draußen gehen. Durch das Fenster schimmerte Licht. Ich war die ganze Nacht draußen gewesen. Wenn ich mich nicht beeilte, hatte ich keine Zeit mehr, nach Saboraak und Bataar zu suchen, bevor ich Bataars Platz einnehmen musste, um gegen Apeq zu bestehen.
"Ich muss hinausgehen und etwas suchen", sagte ich sanft. "Am Abend muss ich auf die oberste Ebene von Balde gehen und an Bataars Stelle treten, um gegen Apeq um das Recht zu kämpfen, hier zu herrschen."
Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare und zuckte zusammen. Sie zitierte wieder aus den Prophezeiungen. Ich musste etwas Falsches gesagt haben.
"Die Prophezeiungen handeln von dir."
Ich wurde hellhörig. Oh. Sie war bei vollem Bewusstsein. Zumindest noch.
"Sie handeln alle von dir", sagte sie schüchtern.
Ich lachte. "Das bezweifle ich. Bataar sagt, dass es Prophezeiungen über ihn gibt."
"Es ist jetzt fast Abend", sagte sie schlicht.
Ich hatte das Gefühl, dass mir die Luft wegblieb. Nein, nein, nein! Das konnte nicht sein! Ich eilte zum Fenster, zog den dicken Vorhang zurück und blickte durch den schmalen Schlitz auf die Welt dahinter. Sie hatte recht. Auf den Straßen herrschte das gedämpfte Treiben des späten Nachmittags. Die Sonne stand tief am Himmel – noch nicht hinter dem Horizont, aber schon lange über ihrem Zenit.
Ich hatte einen ganzen Tag verloren. Ich hatte keine Zeit mehr. Ich musste mich entscheiden, was ich tun wollte. Und zwar sofort!
Sollte ich mein Versprechen gegenüber Saboraak einhalten und an Bataars Stelle zum Richtplatz gehen oder sollte ich nach Saboraak und Bataar suchen? Womöglich steckten sie in Schwierigkeiten. Sie konnten irgendwo von einer Wand hängen, ihre Seelen wurden womöglich gerade in Gegenstände gesaugt...
Aber ich hatte keine Ahnung, wo ich nach ihnen suchen sollte. Konnte ich sie überhaupt vor Mitternacht finden? Die Leute, die es wissen könnten, wären bei der Zeremonie - Apeq mit Sicherheit, und vielleicht sogar Shabren. Ich starrte gegen die tief stehende Sonne und zählte in meinem Kopf die Stunden. Ich hatte kaum Zeit, um es vor der Dämmerung nach Balde zu schaffen, geschweige denn, um Saboraak oder Bataar in einer riesigen Stadt, die sich über drei Gipfel erstreckte, zu finden.
Ich hatte nicht wirklich eine Wahl. Entweder ich trat an Bataars Stelle und hoffte, dass Shabren gelogen hatte, oder ich begab mich auf eine hoffnungslose Suche.
Ich seufzte.
"Ich fürchte, ich werde wieder deine Hilfe brauchen, Zin."
Wir fuhren auf einem Waggon, vor den eine Yudaziege gespannt war, zum Gipfel Baldes. So ersparten wir uns die Menschenmengen auf den Treppen und Stegen und gelangten ohne Umwege über die Lastenschienen nach oben. Die Sitze der Passagierwaggons waren so konstruiert, dass sie die steilen Neigungen ausglichen, trotzdem war es ein nervenaufreibender Aufstieg. Ich konnte verstehen, warum die Bewohner Ko'Torenths die Passagierwaggons so selten benutzten. Die Art und Weise, wie die Sitze zum Ausgleich schwankten, machte mich krank, und die schiere Höhe und das Gefälle machten alles noch schlimmer.
Wir trugen alles, was wir besaßen - und das war sehr wenig - in den kleinen Rucksäcken, die ich erworben hatte, unter unserer Kav'ai-Kleidung. Unsere weiten Hosen steckten in kniehohen, warmen Stiefeln und unsere Köpfe und Gesichter waren in Schleier gehüllt. In der Wüste war die Kleidung wahrscheinlich sehr hilfreich. Auf dem Berg war es damit trotz der dicken Mäntel erbärmlich kalt.
Da hatte Bataar mir ganz schön etwas aufgehalst!
Ich hatte ein schlechtes Gewissen bei dem Gedanken. Bataar steckte irgendwo in Schwierigkeiten, und er brauchte Hilfe. Ich sollte seinen Namen nicht verfluchen. Aber warum hatte er Apeq überhaupt herausgefordert? Warum hatte er sich auf einen Krieg um die Führung eines Volkes eingelassen, das er hasste?
Egal. Ich musste mich darauf konzentrieren, was als Nächstes kam. Wir hatten einen Krieg zu verhindern. Ich hatte den Krieg erlebt. Bilder schossen mir beim bloßen Gedanken an das Wort in den Kopf – schreiende Menschen, die das Feuer verzehrte. Leichen, die von wütenden Staubdämonen zur Seite geschleudert wurden. Ich drückte meine Augenlider fest zu und verdrängte die Gedanken. Nein, Krieg war etwas, das ich nicht noch einmal ertragen konnte.
Aber ich hasste den Gedanken, wieder auf dieser schrecklichen Plattform zu stehen, mit Zin neben mir. Ich machte mir Sorgen um sie. Ich machte mir Sorgen um mich. Ich machte mir Sorgen, zu versagen.
Zin hatte vor, Zyla in der Menge zu suchen – wir waren sicher, sie dort zu finden - und herausfinden, ob Zyla wusste, wo Bataar und Saboraak festgehalten wurden. Sie sollte in der Lage sein, sich unbemerkt zu bewegen, wenn alle Augen auf mich gerichtet waren. Zumindest war das der Plan.
Ich zitterte. Alle Augen wären auf mich gerichtet. Ich wusste nicht einmal, was ich sagen oder tun sollte. Ich musste einfach improvisieren.
Leider konnte ich mich hinter dem Schleier nicht auf mein charmantes Lächeln verlassen. Meine Messer hatte ich sorgfältig in meinen Ärmeln und Stiefeln verstaut. Es war zu schade, dass ich bereits zwei verloren hatte. Ich brauchte wahrscheinlich jedes einzelne, wenn die Dinge schlecht liefen. Sechs waren übrig. Sechs, die ich mit Bedacht einsetzen musste.
Zin legte ihre Hand zart auf meinen Arm. Ich hatte ihr eingetrichtert, dass sie zu Zyla rennen sollte, wenn die Dinge schief gingen - wenn es so aussah, als käme ich nicht lebend aus dieser Sache. Ich war mir ziemlich sicher, dass dieses knallharte Mädchen es mit ganz Ko'Torenth aufnehmen würde, um ihre Schwester in Sicherheit zu bringen.
Wir erreichten die letzte Station und ich schluckte schwer.
"Bitte aussteigen", rief der Fahrer. Er war ein seltsam schlichter Mann und hatte kaum ein Wort gesagt, seit wir losgefahren waren. "Auf der obersten Ebene sind keine Yudaziegen erlaubt, ihr müsst über die Treppe weiter."
Ich reichte ihm eine Münze - den vereinbarten Preis - und half Zin vom Wagen. Na gut, Torald. Mach dich auf was gefasst. Gleich wird es spannend.
Ich blickte mich um, um nach Gefahren Ausschau zu halten, und versuchte, mich von meiner Nervosität nicht übermannen zu lassen.
Zin flüsterte etwas vor sich hin. Wieder eine der Prophezeiungen.
Wir gingen die Treppe hinauf. Niemand war zu sehen, aber wir hörten das Stimmengewirr der Menschen auf der Ebene über uns.
"Du magst diese Prophezeiungen wirklich", sagte ich, immer noch bemüht, mich von dem abzulenken, was ich gerade tat.
Zin murmelte unbeirrt weiter.
Die Prophezeiungen schienen sie zu beruhigen. Mir bedeuteten die Worte nichts. Sie ließen sich auf jede erdenkliche Weise interpretieren und jedes Ereignis ließ sich als ihre Erfüllung deuten.
Ich lenkte meine Gedanken wieder auf die Wirklichkeit.
Ich schluckte, versuchte, meinen trockenen Mund feucht zu halten, und gab mir große Mühe, nicht an meine eigenen Vorhersagen zu denken. Das konnte unmöglich gut für mich ausgehen. Vielleicht ging es für Zin gut aus, wenn ich richtig spielte. Unwillkürlich versuchte ich, mit der Hand durch mein Haar zu fahren. Der dicke Stoff, der um meinen Kopf gewickelt war, verhinderte es, und ich runzelte die Stirn. Ich fühlte mich lächerlich in dieser Aufmachung. Ich fühlte mich wie ein Hochstapler.
Wir stiegen die Treppe hinauf und der Klang von tausend Stimmen, die in der Stille verklangen, dröhnte in meinen Ohren.
Ich warein Hochstapler.
Ich hätte nie zustimmen dürfen. Ich betrachtete die Gesichter auf den Stegen und in den Fenstern, mir wurde schwindelig durch die dünne Luft und die Aufregung und mir wurde klar, dass ich Saboraak dieses Versprechen nie hätte geben dürfen. Wo war mein Drache? Ich fühlte mich, als fehlte mir eine Hand ohne sie. Alles, was mir von ihr geblieben war, war mein Versprechen an sie.
Und was war ein Mann ohne sein Wort? Ich war stolz auf meine Lügen. Ich war stolz auf meine Fähigkeit, Geschichten zu erzählen. Aber ich brach nie ein Versprechen. Zumindest hatte ich nie gedacht, dass ich das jemals tun würde.
Zu beiden Seiten teilte sich die Menge, die mich schweigend anstarrte. Niemand trug heute Kleidung der Kav'ai. Diese Mode war an einem Tag wie heute gefährlich.
Stattdessen trugen sie alle die Pelz- und Lederkleidung Ko'Torenths. Viele Menschen trugen die Wappen der erlauchten Häuser - Flamme, Rauch, Vogel oder – überraschend viele – Eichenlaub. Vom gemeinen Volk war nicht viel zu sehen.
Wir gingen langsam nach vorne und ich blickte in jedes Gesicht und suchte nach silbernen Strudeln in den Augen der Schaulustigen. Hier starrte mich ein Mann mit ausgeprägtem Kinn an. Dort wich eine junge Frau mit geröteten Wangen ängstlich zurück. Jeder von ihnen konnte ein Mitternachtskünstler sein.