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Die Kelten gelten heute oft als ebenso geheimnisvolles Barbarenvolk Alteuropas, das man gerne als die eigenen Ahnen ansieht. Sehr oft verbindet man sie auch mit einem ganz speziellen, angeblich sehr naturnahen Geheimwissen. Das Buch untersucht die allfälligen kulturellen und historischen Spuren dieses Geheimwissens, dessen Träger im Altertum der Priesterstand der Druiden war. Als das Druidentum mit der Christianisierung obsolet wurde, erscheinen vor allem die Barden als Verwalter geheimen Wissens, das sich besonders in Wales geradezu zu einer Art Bardenideologie und -theologie entwickelte. Diese leben bis heute in nationalwalisischen Veranstaltungen, bei denen dann auch wieder Druiden" als historistische Reminiszenz auftreten, aber auch in bestimmten Freimaurerorden weiter.
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Seitenzahl: 388
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Prof. Dr. Helmut Birkhan
wurde 1938 in Wien geboren. Der Autor ist Wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften sowie Auswärtiges Mitglied der Akademien in Heidelberg und Oslo. Seine Spezialgebiete umfassen die Keltologie, der er sich verstärkt seit seiner Habilitationsschrift »Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur« widmete, sowie die Germanistik mit dem Schwerpunkt auf den Deutschen Literaturen des hohen und späten Mittelalters und den Germanischen Sprachen vom Indogermanischen bis ins Mittelhochdeutsche. Nach seiner Emeritierung im Herbst 2006 lehrt er weiterhin an der Universität Wien.
»Wo Kelten einmal waren, leben sie fort«
HERMANN BAHR
Die Kelten gelten heute oft als ebenso geheimnisvolles Barbarenvolk Alteuropas, das man gerne als die eigenen Ahnen ansieht. Sehr oft verbindet man sie auch mit einem ganz speziellen, angeblich sehr naturnahen Geheimwissen. Das Buch untersucht die allfälligen kulturellen und historischen Spuren dieses Geheimwissens, dessen Träger im Altertum der Priesterstand der Druiden war. Als das Druidentum mit der Christianisierung obsolet wurde, erschienen vor allem die Barden als Verwalter geheimen Wissens, das sich besonders in Wales geradezu zu einer Art Bardenideologie und -theologie entwickelte. Diese leben bis heute in nationalwalisischen Veranstaltungen, bei denen dann auch wieder »Druiden« als historistische Reminiszenz auftreten, aber auch in bestimmten Freimaurerorden weiter.
Helmut Birkhan
Das Geheimwissen der Kelten
Helmut Birkhan
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.de abrufbar.
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Alle Rechte vorbehalten
Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2014Der Text basiert auf der Ausgabe marixverlag, Wiesbaden 2014Lektorat: Hans Joachim KuhnCovergestaltung: Nicole Ehlers, marixverlag GmbHBildnachweis: © privateBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main
ISBN: 978-3-8438-0425-7
www.marixverlag.de
Vorwort
Zur Aussprache des Inselkeltischen
Altirisch
Einleitung: Was ist Geheimwissen und wie geheim ist es?
Die Innen- und Außenansicht des »Geheimwissens« – seine subjektive und objektive Funktion und Einführendes zum Geheimwissen der alten Kelten
Die subjektive Esoterik
Fallbeispiel Gundestrup-Kessel
I. TEIL
Das Geheimwissen der Druiden, Magier und Seher im Altertum
Poseidonios von Apameia und C. Iulius Caesar
Druide – Wort und Funktion
Alter des Druidentums
Druidenpolitik
Kultorte
Heilige Pflanzen und Schlangen-Ei
Kultgewand und Würdezeichen
Mantik und Opfer
Archäologische Hinweise auf druidisches Wirken?
Heilige Frauen
Magische Texte
Druiden- und Arztgräber
Druiden als Gelehrte
Ogam
Druiden als »Philosophen«
Rechtspflege und rechtliche Stellung
Druiden im frühmittelalterlichen Irland
Himmelseinsturz und Wiedergeburtsglaube in der Antike und im alten Irland
II. TEIL
Bardenesoterik im Altertum und im Mittelalter
Altertum
Mittelalter: die Inselkelten
Heroisches Bardenwort in Britannien und Irland
Die filid im mittelalterlichen Irland
Die Barden im mittelalterlichen Wales am Beispiel des Taliesin-Komplexes
Der Taliesin des 6. Jahrhunderts
Die »Taliesin«-Mystik des Hochmittelalters
III. TEIL
Die objektive Esoterik der Barden in georgianischer und viktorianischer Zeit – das Morgenrot der neuen Druiden
Von John Aubrey bis Iolo Morganwg und William Price
Der Barddas und der walisische Neodruidismus bis zur Gegenwart
ANHANG
1. Bibliographisches und Abkürzungsverzeichnis
2. Verzeichnis der Abbildungen / Quellennachweise
Ein Buch über das »Geheimwissen der Kelten« zu schreiben, schien mir verlockend. Insbesondere reizte mich die historische Dimension der Entwicklung solch eines »Geheimwissens«, sowohl in der Antike als auch bei den Inselkelten im Mittelalter und der Neuzeit.
Aber fast gleichzeitig tauchten auch zwei Momente des Zweifels auf:
Zunächst die Frage, ob die Quellenlage eine seriöse Monographie dieses Titels hinsichtlich des Altertums zulässt. Dazu kam, was die Entwicklung des Bardismus in der Neuzeit angeht, dass ich als Keltologe für die moderne Keltenmystik keine allzu große Sympathie hege.
Ein zweites Moment schien mir gewichtiger. Es hängt mit meiner wissenschaftlichen Publikationstätigkeit zusammen. Wer mein Schriftenverzeichnis besieht, wird feststellen, dass ich mich in recht umfangreichen Arbeiten zum Thema der keltischen Geisteskultur in Antike und Mittelalter geäußert habe. In dem Buch »Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur« (B1) befassen sich etliche Textabschnitte mit dem hier behandelten Thema innerhalb des ersten »keltischen Jahrtausends« (ca. 500 v. Chr. – ca. 500 n. Chr.). Ein ähnliches Verhältnis bietet der Bildband »Kelten. Bilder ihrer Kultur« (B2). Dazu kommt die »Nachantike Keltenrezeption« (B3), in der ich mich auch mit dem Weiterleben mancher oft aus zweiter und dritter Hand gewonnener Aspekte der keltischen Kultur bis in die Gegenwart beschäftige. Dort versuche ich zu zeigen, dass die großartigen Geschenke, die wir den Kelten verdanken, so unterschiedlich sind wie etwa die irische Mission und die Ossiansage, insbesondere aber der Wunderbau des Artus- und Tristanthemas, von dem die Künste seit dem Hochmittelalter zehren – vielfach bis heute. Dagegen traten die Neubelebung der Bardenkunst und die Wiederaufnahme des Druidismus (oder was man dafür hielt) an Bedeutung zurück. Aber immerhin hatte ich mich auch damit in der »Nachantiken Keltenrezeption« beschäftigt.
Dass ich das Buch nun doch gerne geschrieben habe, beruht vor allem auf der Faszination, welche die altkymrischen Urbarden Taliesin und Aneirin auf mich ausüben, und natürlich auch des Druidentums und der Traditionsbildung, die es anregte. Darüber hinaus waren es zwei Neuerscheinungen, die mich zum Wiederaufgreifen der vertrauten Themata bewogen haben.
Da ist zunächst voll Dankbarkeit der Althistoriker Andreas Hofeneder zu erwähnen, der durch seine musterhaft kritischen Ausgaben, Übersetzungen und Kommentare das historische Material der antiken Nachrichten über die keltische Religion in seiner Gesamtheit gesichtet und der Forschung neu erschlossen hat. Sein Werk, insbesondere die kritischen Diskussionen der einzelnen Passagen, stellt für die keltische Religionsgeschichte neue Standards auf. Ich selbst habe aus den drei Bänden Hofeneders (H1-H3) sehr viel gelernt und – das ist nun einmal der Fortschritt auch in unserer Wissenschaft – mein Verständnis und meine Auffassung der antiken Belege an mehr als einer Stelle revidieren müssen. Bei deren Übersetzung habe ich mich schon um der Einheitlichkeit willen meist an seine in ihrer Genauigkeit untadeligen Übertragungen gehalten, auch wenn sie – ganz selten – nicht genau meinem Stilgefühl entsprachen. Jedenfalls stehen wir alle Andreas Hofeneder gegenüber in einer gewaltigen Dankesschuld.1
Im zweiten Teil des Buches, der von den Barden des Mittelalters sowie denen der georgianischen und viktorianischen Epoche handelt, war es mir neben Anderem ein Anliegen, die wichtigsten dem Taliesin zugeschriebenen Werke, die auf Arkanwissen zu deuten scheinen – wie etwa die berühmte »Schlacht der Bäume« (Kat Godeu) –, in den Vordergrund zu stellen. Hier kommt nun die zweite Neuerscheinung ins Spiel, der die entsprechenden Abschnitte viel verdanken: das umfassende (491 eng bedruckte Seiten!) und bei aller stilistischen Leichtfüßigkeit höchst gelehrte Buch »Blood and Mistletoe. The History of the Druids in Britain« von Ronald Hutton (2011). Es vertieft sich in sehr anregender Weise dort, wo ich, der ich hier ein ungleich umfangreicheres Thema zu bewältigen hatte, zur Kürze gezwungen war. So wie Hofeneders Monumentalwerk wird auch das Huttons in seinem Informationsreichtum, der Genauigkeit der Recherche und seinen vorzüglichen Analysen nicht leicht zu übertreffen sein.
Ich zeichne also im Folgenden kritisch nach, was wir umrisshaft als mögliches Geheimwissen der Druiden herausschälen können. Der dabei eingeschlagene umwegige Zugang ist nötig, weil die Druiden selbst ja ihre Tradition nicht schriftlich überlieferten, so dass sie nur ganz allgemein nach Themenbereichen erschließbar ist. Bei deren Erfassung kommen uns aber die Sprachwissenschaft, die archäologischen Daten (vor allem auch vieler Neufunde), sogar einschlägige indische Traditionen, sowie bestimmte frühmittelalterliche, archaische Überlieferungen der Inselkelten zu Hilfe. Da es aber zum Wesen des Geheimwissens gehört, geheim respektive schwer zugänglich zu sein, werden uns die eigentlichen inhaltlichen Details der Druidenlehre immer verschlossen bleiben.
Über die Barden erfahren wir aus der Antike nur, dass sie angesehen waren und ihre Darbietungen vermutlich eine intensive Ausbildung in der Dichtkunst und im Leierspiel erforderten. Mit der Christianisierung verloren in Irland die Druiden allmählich an Bedeutung, ein Vorgang, mit dem sich John Minahanes kenntnisreiches Buch »The Christian Druids« (Minahane [2008]) beschäftigt. Die weiteren Geschicke des bardischen Wissens, das mit seinen extrem komplizierten formalen Ansprüchen sicher auch als Geheimwissen bezeichnet werden kann, lassen sich dann besonders gut in Britannien am Beispiel des Urbarden Taliesin zeigen. Hier beobachten wir auch, wie im Hochmittelalter zunehmend neben der »rationalen« Verfeinerung ein gleichsam irrationales Gegengewicht in der Gestalt des Visionärs (der beiden Merline) aufkommt. Aber auch um Taliesin selbst entsteht eine Bardenmystik, deren Rätselhaftigkeit wohl schon dem Mittelalter Kopfzerbrechen bereitete und erst recht uns heute. Gerade diese Werke wurden im 18. und 19. Jh. zusammen mit der »Mystik des Großen Steins« (z.B. Stonehenge) zur Keimzelle umfangreicher Fälschungen, aus denen dann in Wales, später auch in der Bretagne und in Cornwall, eine Wiederbelebung der Eisteddfod-Kultur hervorgehen sollte. Andererseits verband sich dieses neue Geheimwissen mit dem der Freimaurer, was sich in einer Fülle von zumeist heute noch aktiven Orden niederschlug.
Der Bogen, den ich hier spanne, umfasst also weit mehr als 2000 Jahre.
Wie immer darf ich lieben Geistern Dank sagen, die mein Opus korrigiert haben. Zu danken habe ich aber auch meiner lieben Freundin Dr. Angharad Price (Caernarfon), die 2002 auf der Eisteddfod den Bardenpreis für Prosa errungen hat, und der derzeit regierenden Erzdruidin Christine für freundliche Auskünfte.
Dankbar bin ich den Verfügungsberechtigten über die hier wiedergegebenen Bilder für die Erlaubnis, sie aufzunehmen.
Mein besonderer Dank gilt freilich dem Verlag.
Gewidmet ist das Buch meinem genius cucullatus.
In der »Hellen Waldschlägerung« (Vindo-bona) am Tag samonios
H. B.
1Trotz des ähnlichen Titels hat mein Buch nichts mit Lengyel (1991) gemein. Sein Verfasser konzentriert sich auf die barbarisierten Münzen der Festlandkelten, deren überinterpretierte Motive er kühn mit Druidenwissen und inselkeltischen Traditionen verbindet: Alles Runde ist Abbildung des »Schlangen-Eies« (s. S. 56–58) usw. Da finden sich denn Abschnitte wie »Der keltische Relativitätsbegriff« oder »Der Sieg der tellurischen Doktrin«. Dabei geht Lengyel davon aus, dass die Münzprägung den Druiden oblag, wofür es nicht den Schatten eines Hinweises gibt. Die oft sorglos und fehlerhaft geprägten Münzen sollen dabei das Werk von Druidenlehrlingen sein (S. 189) usw. Obwohl oder gerade weil Lengyels umfangreiches Werk so gut wie keine Meriten im engeren Sinn von Wissenschaftlichkeit hat, ist es zur Hauspostille neodruidischer Esoteriker geworden.
Während das Gallische ungefähr wie das Lateinische auszusprechen ist (s. S. 89, Anm. 40), ist die Aussprache des Inselkeltischen komplizierter, steht aber im Allgemeinen etwa der des Deutschen viel näher als der des Englischen.
Die Ausspracheregeln sind so schwierig, dass ich mich mit einer behelfsweisen Annäherung nach dem Vorbild von Jeffrey Gantz (1981) begnügen muss.
Der Wortakzent liegt in der Regel auf der ersten Silbe.
Die Verschlusslaute werden im Anlaut gewöhnlich wie im Deutschen gesprochen, im In- und Auslaut hingegen wie Reibelaute.
Bei den Vokalen bedeutet der Akzent Länge.
b-: Bach; -b-, -b: Ravensburg, engl. have
c-, cc-: Kabel; -c-, -c: Egge, engl. egg
d-: Dach; -d-, -d: engl. neither
g-: Garten; -g-, -g: norddeutsch sagen
p-: Peter; -p-, -p: aber, engl. job
t-: Tor; -t-, -t: Ader, engl. bad
ch: Bach
f: fein
h-: Hase
s, ss vor oder nach a, o, u, im Auslaut: hassen
s, ss vor oder nach e, i, oder im Auslaut: schießen
th: engl. thin
l, ll: lau
m-, mb, mm: müde, -m-, -m: Ravensburg, engl. of
n, nd, nn: nie
a, ai: machen
o, oi: von
á, ái: bairisch gråd
ó, ói: Moos
áe, aí: Eile
óe, oí: engl. oil
e, ei, éo, éoi: Bett
u, ui: Lust
i: Kind
ú, úi: Rune
í, íu, íui: nie
úa, úai: bairisch guat.
ía, íai: bairisch liab
Auch hier steht die Aussprache der des Deutschen näher als der des Englischen.
Der Wortakzent lag im Mittelalter auf der letzten Silbe. Es ist aber üblich, auch das Alt- und Mittelwalisische mit dem modernen Akzent auf der vorletzten Silbe auszusprechen.
Die Aussprache der Konsonanten b, ch, d, -ff-, g, ng, h, k, l, m, n, p, r, s, t entspricht der der deutschen. Abweichend sind:
c: Kabel
dd: engl. neither
f: Vase
ff-: Fenster
ll: ein stimmloses l. Man versuche l zu sprechen und dann den Stimmton wegzulassen. Gelingt dies nicht, kann man als Lautersatz die Konsonantengruppe chl wie in lächeln sprechen.
ph: Fenster
rh: ein stimmloses Zungenspitzen-r, das man wie ll erlernen kann. Sonst behelfe man sich mit hr- wie in tschechisch hrad.
th: engl. month.
v: Vase
u, heute ein i-ähnlicher Laut, war im Mittelalter ü wie in müsste, üben
w: musste, nun
y: in den meisten Einsilblern und in der letzten Silbe langes oder kurzes i wie in Biest und bist. Ebenso in Diphthongen, daher wy: hui!
Bei wenigen Einsilblern wie dem Artikel y, yr und in der nicht-letzten Silbe ist y ein langer oder kurzer offener ö-artiger Laut wie in möchte, Mönch, rösten, jedoch nie langes ö wie in Röslein, böse, Röte. Englische Lehrbücher vergleichen das u in engl. hurdle. Die korrekteste Beschreibung ist wohl die eines gedehnten Schwa [ə] wie in sagen.
Der Begriff »Geheimwissen« enthält zwei Informationen: Es handelt sich, wie das Grundwort sagt, um ein Wissen, das nach Angabe des Bestimmungswortes nicht allgemein zugänglich, sondern einer bestimmten Gruppe der Gesellschaftv o r b e h a l t e n ,dem nicht der Gruppe Angehörigenv o r e n t h a l t e nwird. Es ist also ein esoterisches Wissen, der griechischen Wortbedeutung nach (gr. esṓteron ›das Innere‹), insofern es den Angehörigen eines »inneren« Kreises mit einer intimeren Kenntnis einer Sache betrifft, die den Nicht-Zugehörigen, der exoterischen Umwelt, fremd bleibt. Für diese ist das Wissen geheim, ein arcanum, das auf anderer Ebene liegen oder größer sein muss als etwa die Fachkenntnis und Kniffe eines Berufs und an dem religiöse Vorstellungen in mehr oder minder großem Maße Anteil haben.
Die Herstellung einer besonders wohlschmeckenden Sauce béarnaise kann ein Berufsgeheimnis, dadurch ein geheimes Wissen, aber doch kein »Geheimwissen« im Sinne dieses Buches sein. Würde dahinter eine eigentümliche Koch- oder Küchentheorie stecken, die nur in einem engen Kreis verbreitet wird, so könnte man schon eher von einem »kulinarischen Geheimwissen« im Sinne kulinarischer Esoterik sprechen. Ein besseres Beispiel bietet das Steinmetzwesen der mittelalterlichen Bauhütte. Hier hat die handwerkliche Technik etwa bei der Herstellung des Maßwerks kein arcanum gebildet, denn in der Zeit der Gotik mussten dies alle »zünftigen« Steinmetze beherrschen, wenn sie einen Profanbau wie etwa ein Rathaus errichteten. Das Geheimwissen lag vielmehr in dem spezifischen Selbstverständnis der Symbolik des Bauens, des Baus und seiner Elemente: Gedanken, die in die mittelalterliche Theologie zurückreichen und bekanntlich in stark veränderter Form in der Freimaurerei, die ja auch in unserm Zusammenhang noch eine Rolle spielen wird, weiterleben. Doch haben sich im Mittelalter und noch in der frühen Neuzeit die meisten Handwerke zu Zünften zusammengeschlossen, die tatsächlich eine Art Geheimwissen, meist über den Ursprung des Gewerbes, eine Art Kultgegenstand wie etwa – nach dem Vorbild der alttestamentarischen Bundeslade – die Zunfttruhe, sowie bestimmte Aufnahme- und Festriten auszeichneten.
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