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Auswendig können es die meisten Christen - das Vaterunser, berühmtestes Gebet der christlichen Kirche. Aber sich darin zu Hause fühlen? Die eigenen Bedürfnisse darin wiederfinden? Bestsellerautor Max Lucado sagt: Genau so soll es sein! Denn das Vaterunser ist eigentlich wie ein Haus, in dem Gott selbst uns empfängt. Jede Bitte ist wie ein Raum, der uns einen neuen, ungewohnten Zugang zum Vater ermöglicht. Wir dürfen darin nicht nur Gäste sein, sondern Mitbewohner, die ihre Heimat bei Gott gefunden haben. Ein erfrischender Ansatz, der das alte Gebet in den Alltag hineinbuchstabiert. Relaunch des Bestseller, der sich bisher über 15.000 Mal verkauft hat!
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Seitenzahl: 234
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Mit Freude widme ich dieses Buch meiner Assistentin Karen Hill. Danke für Tausende Stunden selbstlosen Dienstes.
Der SCM Verlag ist eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.
ISBN 978-3-7751-7358-2 (E-Book)ISBN 978-3-7751-5756-8 (Lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book: Beate Simson, Pfaffenhofen a. d. Roth
Dieser Titel erschien zuvor mit der ISBN 978-3-7751-4101-7 1. Auflage 2016 (6. Gesamtauflage)
© der deutschen Ausgabe 2016 SCM-Verlag GmbH & Co. KG · Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen Internet: www.scm-verlag.de; E-Mail: [email protected]
Originally published in English under the title: The Great House of God© Copyright der Originalausgabe 1997 by Max Lucado Published by arrangement with Thomas Nelson, a division of HarperCollins Christian Publishing, Inc. All Rights Reserved. This Licensed Work published under license.
Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelverse folgender Ausgabe entnommen: Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.
Weiter wurden verwendet: Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart. Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.
Übersetzung: Herta Martinache Umschlaggestaltung: Kathrin Spiegelberg, Weil im Schönbuch Titelbild: stocksy.comSatz: Beate Simson, Pfaffenhofen a. d. Roth
Ein Zuhause für Ihr Herz
Wenn Ihr Herz einen Vater braucht
Wo Vertrauen beginnt
Himmlische Zuneigung
Wo der Mensch die Hand auf seinen Mund legt
Das Herz des Königs berühren
Wie Gott seinen Willen erkennen lässt
Weil jemand betete
Gottes reich gedeckter Tisch
Unter Gottes Gnade
Wer Gnade erhalten hat, kann Gnade weitergeben
Zusammen leben lernen
Satan, der Diener Gottes
Auf Gottes Kraft vertrauen
Wo Vertrauen beginnt
Wir sind zu Hause
Max Lucado, Jahrgang 1955, ist Pastor der Oak Hills Church in San Antonio, Texas. Der Bestsellerautor ist der weltweit einzige Autor, der dreimal den begehrten Preis »Christian Book of the Year« erhalten hat.
Den folgenden Personen bin ich zu Dank verpflichtet, weil sie mir beim Schreiben dieses Buches geholfen haben, ja, weil sie mich dabei ertragen, immer wieder ermuntert und/oder Nachsicht mit mir geübt haben.
Liz Heany – Ein weiteres Buch, ein weiteres Jahr, und es macht immer wieder Spaß.
Den Ältesten und Mitarbeitern der Oak Hills Church – Jetzt bin ich wieder mehr für euch da! Danke, dass ihr mich abgeschirmt habt.
Der Oak Hills Church – Danke für zehn Jahre (!) Freude.
Steve und Cheryl Green – Ich weiß nicht, womit ich Freunde wie euch verdient habe, aber ich bin einfach froh, dass es euch gibt.
All meinen Freunden bei Word/Thomas Nelson – Ein herzliches Dankeschön für eure gute Arbeit!
All meinen Pastorenkollegen, die meine Texte als Ideen für ihre Predigten nutzen – Ich wünsche euch Kraft! Ihr habt eine Pause verdient.
Laura Kendall – Alle Achtung vor deinen Korrekturen! Danke für deine Hilfe!
Steve Halliday – Für das Schreiben der Anleitung zum Studium.
Und meinen Lesern – Einigen von Ihnen begegne ich zum ersten, anderen zum zwölften Mal. Sie sind so freundlich, mich in Ihr Haus einzuladen. Ich werde mein Möglichstes tun, um nicht länger zu bleiben, als ich als Gast willkommen bin.
Und schließlich meiner Frau Denalyn – Ich glaube, du kannst sagen, dass ich dich ein wenig liebe. Jede Minute an jedem Tag ein wenig mehr. (Alles Gute zum Vierzigsten, Schatz!)
Eine einzige Bitte habe ich an den Herrn. Ich sehne mich danach, solange ich lebe, im Haus des Herrn zu sein. Psalm 27,4
Ich würde mich gerne mit Ihnen über Ihr Haus unterhalten. Treten wir durch die Haustür und machen einen Rundgang. Von Zeit zu Zeit ist eine Hausbesichtigung ratsam, wissen Sie – das Dach auf undichte Stellen überprüfen, die Mauern nach Schwachstellen und das Fundament nach Rissen absuchen. Wir werden nachsehen, ob Ihre Küchenschränke gefüllt sind, und werfen einen Blick auf die Bücher in den Regalen Ihres Studierzimmers.
Was ist los? Sie finden es komisch, dass ich Ihr Haus ansehen möchte? Sie dachten, dies sei ein Buch über geistliche Themen? Das ist es auch. Verzeihen Sie mir, ich hätte mich deutlicher ausdrücken sollen: Ich spreche nicht über Ihr sichtbares Haus aus Stein, Holz oder Stroh, sondern über Ihr unsichtbares Haus aus Gedanken, Wahrheiten, Überzeugungen und Hoffnungen. Ich spreche über Ihr geistliches Haus.
Sie haben nämlich eines. Und es ist kein gewöhnliches Haus. Dieses Haus übertrifft Ihre kühnsten Vorstellungen. Ein großartiges Schloss wurde für Ihr Herz gebaut. Wie ein sichtbares Haus da ist, um dem Körper Schutz zu gewähren, so ist das geistliche Haus für Ihre Seele da.
Sie haben noch nie ein stabileres Haus gesehen: Das Dach wird nie undicht, die Mauern bekommen nie einen Riss, das Fundament wankt nie.
Sie haben nie ein herrlicheres Schloss gesehen: Die Sternwarte wird Sie in Erstaunen versetzen, die Kapelle wird Sie demütig machen, im Studierzimmer werden Sie Wegweisung und in der Küche Nahrung erhalten.
Haben Sie schon einmal in einem solchen Haus gelebt? Vermutlich nicht. Wahrscheinlich haben Sie bisher wenig über eine Wohnung für Ihre Seele nachgedacht. Wir bauen klug durchdachte Häuser für unseren Körper, doch unsere Seele wird in eine baufällige Hütte verbannt, durch die der kalte Nachtwind pfeift und in die es hereinregnet. Ist es da verwunderlich, dass es in der Welt so viele kalte Herzen gibt?
So muss es nicht sein. Wir müssen nicht draußen wohnen. Es ist nicht Gottes Plan, dass Ihr Herz als Nomade umherstreift. Gott will nicht, dass Sie in der Kälte bleiben, sondern dass Sie zu ihm hereinkommen und bei ihm wohnen. Unter seinem Dach ist Platz. An seinem Tisch ist für Sie gedeckt. In seinem Wohnzimmer gibt es einen Sessel, der nur für Sie dort steht. Er möchte, dass Sie in seinem Haus Ihr Zuhause finden. Warum möchte er, dass Sie bei ihm wohnen?
Ganz einfach, weil er Ihr Vater ist.
Sie wurden dazu bestimmt, im Haus Ihres Vaters zu wohnen. Jeder Ort, der weniger bietet, ist unzulänglich. Jeder Ort, der fern von ihm ist, ist gefährlich. Nur das Heim, das für Ihr Herz gebaut wurde, kann Ihr Herz schützen. Und Ihr Vater will, dass Sie in ihm wohnen. Nein, Sie haben sich bei diesem Satz nicht verlesen und ich habe mich nicht verschrieben. Ihr Vater bittet Sie nicht nur, bei ihm zu wohnen, er bittet Sie, in ihm zu leben. Wie Paulus sagte: »In ihm leben, handeln und sind wir« (Apostelgeschichte 17,28).
Glauben Sie nicht, dass Sie von Gott getrennt sind, er ganz oben auf einer hohen Leiter und Sie ganz unten. Hören Sie nicht auf irgendwelche Gedanken, die Ihnen einflüstern, dass Gott auf einem fernen Stern wohnt, während Sie auf der Erde leben. Da Gott Geist ist (Johannes 4,24), ist er Ihnen nahe: Gott selbst ist unser Dach. Gott selbst ist unsere Mauer. Und Gott selbst ist unser Fundament.
Mose wusste das. »Herr«, betete er, »du bist unsere Wohnung gewesen von Geschlecht zu Geschlecht« (Psalm 90,1; unrevidierte Elberfelder Übersetzung). Was für eine Vorstellung: Gott ist Ihre Wohnung!
Ihre Wohnung ist der Ort, an dem Sie Ihre Schuhe wegschleudern, wo Sie mit den Fingern essen können, wenn Ihnen danach zumute ist, wo es Ihnen egal ist, wenn man Sie im Schlafanzug sieht. Ihre Wohnung ist Ihnen vertraut. Niemand braucht Ihnen zu sagen, wo Ihr Schlafzimmer liegt, niemand muss Ihnen den Weg zur Küche zeigen. Nach den Mühen des Tages finden Sie es beruhigend, an einen Ort zu kommen, den Sie kennen. Gott kann Ihnen ebenso vertraut sein. Mit der Zeit werden Sie lernen, wohin Sie sich wenden können, wenn Sie Nahrung, Schutz oder Führung brauchen. Wie Ihr irdisches Haus eine Zufluchtsstätte ist, so ist Gottes Haus ein Ort des Friedens. Gottes Haus wurde noch nie geplündert, seine Mauern wurden noch nie eingerissen.
Gott kann Ihr Wohnort sein.
Gott will Ihr Wohnort sein. Er ist nicht daran interessiert, ein Wochenend-Unterschlupf oder ein Sonntags-Bungalow oder ein Sommerhäuschen zu sein. Denken Sie nicht, Sie könnten Gott als Ferienwohnung oder eines Tages als Altersheim benutzen. Er will Sie jetzt und immer unter seinem Dach haben. Er will Ihre Anschrift, Ihre feste Adresse sein; er will Ihr Zuhause sein. Hören Sie auf das Versprechen seines Sohnes: »Wer mich liebt, wird tun, was ich sage. Mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen« (Johannes 14,23).
Für viele ist dieser Gedanke neu. Wir stellen uns Gott als den Allmächtigen vor, über den man sprechen, aber nicht als einen Ort, an dem man wohnen kann. Wir stellen uns Gott als einen geheimnisvollen Wundertäter vor, aber nicht als ein Haus, in dem man leben kann. Wir denken an Gott als den Schöpfer, an den wir uns wenden, aber nicht als ein Haus, in dem wir wohnen können. Doch unser Vater will viel mehr sein. Er will der sein, in dem wir »leben, handeln und sind« (Apostelgeschichte 17,28).
Als Gott die Kinder Israels durch die Wüste führte, erschien er nicht nur einmal am Tag und ließ sie dann alleine. Die Feuersäule war die ganze Nacht über da, die Wolke den ganzen Tag. Unser Gott verlässt uns nie. »Ich bin immer bei euch«, hat er versprochen (Matthäus 28,20). Unser Glaube macht eine Art Quantensprung, wenn wir die ständige Anwesenheit des Vaters verstehen. Unser Gott ist das Feuer unserer Nacht und die Wolke unseres Tages. Er verlässt uns nie.
Der Himmel kennt keinen Unterschied zwischen Sonntagmorgen und Mittwochnachmittag. Gott möchte am Arbeitsplatz so deutlich zu uns sprechen wie im Gottesdienst. Er möchte geehrt werden, wenn wir beim Abendessen sitzen, und nicht nur, wenn wir zum Abendmahl kommen. Vielleicht denken Sie tagelang nicht an ihn, aber es vergeht kein Augenblick, in dem er nicht an Sie denkt.
Wenn uns dies klar ist, verstehen wir das unerbittliche Ziel, das Paulus setzt: »Wir zerstören … Gedanken und alles Hohe, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alles Denken in den Gehorsam gegen Christus« (2. Korinther 10,5; Luther). Dann können wir auch verstehen, warum er uns auffordert: »Hört nicht auf zu beten« (1. Thessalonicher 5,17), »Hört niemals auf zu beten« (Römer 12,12), »Betet immer und in jeder Situation mit der Kraft des Heiligen Geistes« (Epheser 6,18), »Durch Jesus wollen wir Gott zu jeder Zeit danken, indem wir ihn loben« (Hebräer 13,15) und »Hört nicht auf zu beten und Gott zu danken« (Kolosser 4,2).
David, der Mann nach Gottes Herzen, sagte: »Eine einzige Bitte habe ich an den Herrn. Ich sehne mich danach, solange ich lebe, im Haus des Herrn zu sein, um seine Freundlichkeit zu sehen und in seinem Tempel still zu werden. Denn er wird mich aufnehmen, wenn schlechte Zeiten kommen und mir in seinem Heiligtum Schutz geben« (Psalm 27,4-5). Was ist dieses Haus Gottes, das David sucht? Beschreibt David ein sichtbares Bauwerk? Sehnt er sich nach einem Gebäude mit vier Wänden und einer Tür, durch die er eintreten kann, durch die er aber nie mehr hinausgehen muss? Nein. »Gott … wohnt nicht in Tempeln, die Menschen erbaut haben« (Apostelgeschichte 17,24). Wenn David sagt: »Ich werde für immer im Hause des Herrn wohnen« (Psalm 23,6), dann sagt er nicht, dass er die Menschen verlassen will. Er sagt, dass er sich nach Gottes Gegenwart sehnt, wo immer er auch ist.
David sehnt sich danach, in Gottes Haus zu sein.
Ich weiß, was Sie jetzt denken: Sicher, Max, aber das war David. Er war der Dichter, der Thronfolger und der Bezwinger eines Riesen. Er musste sich nicht um Fahrgemeinschaften und Windeln kümmern oder mit einem Chef zurechtkommen, der Termine ausspuckt wie ein Drache das Feuer. Ich würde auch gerne in Gottes Haus wohnen, aber zurzeit sitze ich in der wirklichen Welt fest.
Verzeihen Sie, ich erlaube mir, anderer Meinung zu sein. Sie sitzen nicht in der wirklichen Welt fest. Ganz im Gegenteil, Sie sind nur einen Schritt vom Haus Gottes entfernt. Egal, wo Sie sind. Egal wann. Ob Sie am Donnerstag im Büro oder am Samstag beim Fußballtraining sind, von der Gegenwart Ihres Vaters trennt Sie nur eine Entscheidung. Sie brauchen das Haus Gottes nie zu verlassen. Sie brauchen Ihre Postleitzahl und Ihren Wohnbezirk nicht zu wechseln; alles, was Sie ändern müssen, ist Ihre Wahrnehmung.
Wenn Sie mit Ihrem Auto in einem Stau stehen, können Sie in die Kapelle eintreten. Wenn eine plötzliche Versuchung Ihren Schritt unsicher macht, treten Sie hinter die Mauer seiner Kraft. Wenn die Kollegen Sie abqualifizieren, setzen Sie sich neben Ihren Vater aufs Sofa; er wird Sie trösten. Denken Sie daran, dies ist kein Haus aus Stein. Sie finden es nicht auf einer Landkarte und es ist auch nicht im Prospekt eines Immobilienmaklers beschrieben.
Aber Sie finden es in Ihrer Bibel. Sie haben den Plan schon gesehen. Sie haben die Namen, die über den Räumen stehen, gelesen, Sie sind mit dem Entwurf vertraut. Doch wahrscheinlich haben Sie nie daran gedacht, dass es der Plan eines Hauses ist. Sie hielten die Verse für ein Gebet.
Und das sind sie auch. Ich spreche vom Vaterunser. Es wäre wohl schwierig, jemanden zu finden, der das Gebet nie gesprochen oder diese Worte nie gelesen hat.
Matthäus 6,9-43
Kinder lernen es auswendig. Gottesdienstbesucher sagen es auf. Theologiestudenten analysieren es … Aber ich lade Sie ein, etwas anderes damit zu tun. Ich möchte, dass wir darin leben … dass wir es als den Grundriss unseres geistlichen Hauses ansehen. Mit diesen Versen hat Jesus uns mehr als ein Mustergebet gegeben, er hat uns ein Muster für unser Leben aufgezeigt. Diese Worte sagen uns nicht nur, was wir Gott sagen sollen; sie sagen uns, wie wir mit Gott leben können. Diese Worte beschreiben ein großartiges Haus, in dem Gottes Kinder leben sollen … mit ihm, für immer.
Möchten Sie sich darin umsehen? Ich auch. Ich weiß, wo wir am besten beginnen. Im Wohnzimmer hängt ein Bild an der Wand. Der Hausbesitzer hält es in Ehren. Alle, die eintreten, bittet er, zuerst das Bild anzuschauen und die Wahrheit über den Vater kennenzulernen.
»Unser Vater im Himmel …« Mit diesen Worten begleitet uns Jesus in das Haus Gottes. Folgen wir ihm? Dort gibt es so viel zu sehen. Jeder Raum offenbart etwas von seinem Herzen, jeder Halt bringt Ihrer Seele Ruhe. Kein Raum ist so wichtig wie der erste, den wir jetzt betreten. Folgen Sie ihm, wenn er Sie in Gottes Wohnzimmer führt.
Setzen Sie sich auf den Stuhl, der für Sie gemacht wurde, und wärmen Sie Ihre Hände an dem Feuer, das nie verlöscht. Nehmen Sie sich die Zeit, die gerahmten Bilder anzuschauen, und suchen Sie die heraus, auf denen Sie selbst zu sehen sind. Nehmen Sie das Album in die Hand und suchen die Geschichte Ihres Lebens. Aber bitte, zuallererst stehen Sie auf und betrachten das Gemälde an der Wand.
Ihr Vater hält es in Ehren. Er hat es so aufgehängt, dass es jeder sehen kann.
Auch wenn Sie sich tausendmal vor dieses Bild stellen, kommt es Ihnen jedes Mal so neu vor wie beim ersten Mal. Auch wenn Millionen Menschen die Leinwand betrachten, wird jeder sich selbst darauf erkennen. Und jeder hat recht.
Eine zärtliche Szene von einem Vater und seinem Sohn wurde auf dem Bild festgehalten. Im Hintergrund steht ein großes Haus auf einer Anhöhe. Zu Füßen der beiden liegt ein schmaler Pfad. Der Vater ist vom Haus heruntergeeilt. Der Sohn hat sich mühsam den Weg hochgeschleppt. Die beiden haben sich hier am Tor getroffen.
Wir können das Gesicht des Sohnes nicht sehen; es ist in der Brust des Vaters vergraben. Nein, sein Gesicht können wir nicht sehen, aber wir sehen seine zerlumpte Kleidung und sein strähniges Haar. Wir sehen den Lehm an seinen Schuhen, seine schmutzige Kleidung und die leere Geldbörse auf der Erde. Ursprünglich war die Börse voller Geld. Und der Junge voller Stolz. Aber das ist ein paar Dutzend Kneipen her. Jetzt sind Geld und Stolz aufgezehrt. Der verlorene Sohn hat kein Geschenk und keine Entschuldigung zu bieten. Alles, was er zu bieten hat, ist der Geruch von Schweinen und eine einstudierte Entschuldigung: »Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und auch gegen dich, und bin es nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen« (Lukas 15,21).
Er fühlt sich seines Geburtsrechts unwürdig. »Degradiere mich. Bestrafe mich. Entferne meinen Namen vom Briefkasten und meine Initialen aus dem Stammbaum. Ich bin bereit, auf meinen Platz an deinem Tisch zu verzichten.« Der Junge gibt sich damit zufrieden, ein Lohnarbeiter zu werden. Es gibt nur noch ein Problem: Obwohl der Junge bereit ist, kein Sohn mehr zu sein, ist der Vater nicht bereit, kein Vater mehr zu sein.
Auf dem Gemälde können wir zwar das Gesicht des Jungen nicht erkennen, doch dafür sehen wir das Gesicht des Vaters umso deutlicher. Tränen glänzen auf den gegerbten Wangen, ein Lächeln scheint durch den silbrigen Bart. Mit einem Arm stützt er den Sohn, damit er nicht fällt, mit dem anderen drückt er den Jungen an sein Herz, damit er nicht zweifelt.
»Schnell!«, ruft er. »Bringt die besten Kleider im Haus und zieht sie ihm an! Holt einen Ring für seinen Finger und Sandalen für seine Füße! Und schlachtet das Kalb, das wir im Stall gemästet haben, denn mein Sohn hier war tot und ist ins Leben zurückgekehrt. Er war verloren, aber nun ist er wieder gefunden« (Lukas 15,22-24).
Wie müssen diese Worte den jungen Mann verblüfft haben. »Mein Sohn war tot …« Er dachte, er hätte seinen Platz in seinem Elternhaus verloren. Hat er denn nicht seinen Vater verlassen? Hat er nicht sein Erbe verprasst? Der Junge nahm an, er habe seine Stellung als Sohn verwirkt. Der Vater gibt jedoch nicht so leicht auf. Seiner Meinung nach ist der Sohn immer noch ein Sohn. Das Kind war zwar aus dem Haus gezogen, aber es war nie aus dem Herzen des Vaters gezogen. Das Kind hatte vielleicht den Tisch verlassen, aber es hatte nie die Familie verlassen.
Verstehen Sie diese Botschaft richtig. Sie sind vielleicht bereit, nicht mehr Gottes Kind zu sein. Aber Gott ist nicht bereit, nicht mehr Ihr Vater zu sein.
Vater ist Gottes Lieblingsname. Wir wissen, dass er diesen Namen am liebsten hat, weil er ihn am häufigsten gebrauchte. Während seines Lebens auf der Erde hat Jesus über zweihundertmal Gott »Vater« genannt. In seinen ersten aufgezeichneten Worten erklärte Jesus: »Ihr hättet doch wissen müssen, dass ich im Haus meines Vaters bin« (Lukas 2,49). In seinem letzten Gebet ruft er: »Vater, ich lege meinen Geist in deine Hände« (Lukas 23,46). Allein im Johannesevangelium wiederholt Jesus 156-mal diesen Namen. Gott will gerne Vater genannt werden. Jesus hat uns schließlich gelehrt, unser Gebet mit »Unser Abba« zu beginnen.
Mithilfe meiner Assistenten untersuchte ich die Gebetsliteratur des frühen Judentums … Das Ergebnis dieser Untersuchung war, dass nirgends in dieser immensen Literatur die Anrufung Gottes als »Abba, Vater« gefunden wurde. Abba war ein alltägliches Wort. Es war ein schlichtes Familienwort. Kein Jude hätte gewagt, Gott in dieser Weise anzusprechen, doch Jesus tat es immer, in allen seinen Gebeten, die uns überliefert sind, mit einer einzigen Ausnahme: dem Schrei am Kreuz »Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?« Im Vaterunser erlaubt Jesus seinen Jüngern, ihm das Wort Abba nachzusprechen. Er gibt ihnen Anteil an seiner Stellung als Sohn. Er ermächtigt seine Jünger, mit ihrem himmlischen Vater in einer solch vertrauten und vertrauensvollen Weise zu sprechen.1
Schon die ersten beiden Worte des Vaterunsers sind bedeutungsvoll. »Unser Vater« erinnert uns daran, dass wir in Gottes Haus willkommen sind, weil wir vom Hausherrn adoptiert wurden.
Wenn wir zu Christus kommen, vergibt Gott uns nicht nur, er adoptiert uns auch. Durch eine Reihe dramatischer Ereignisse werden wir von verurteilten Waisen, die keine Hoffnung haben, in adoptierte Kinder, die ohne Furcht sind, verwandelt. Sie treten voll Auflehnung und mit Fehlern beladen vor den Richterstuhl Gottes. Wegen seiner Gerechtigkeit kann er nicht über Ihre Sünde hinweggehen, aber wegen seiner Liebe kann er Sie nicht fortjagen.
In einer Tat, die sogar die Himmel verblüffte, bestrafte er sich selbst am Kreuz für Ihre Sünden. Dadurch wurde Gottes Gerechtigkeit und Gottes Liebe in gleicher Weise Genüge getan. Und Ihnen, Gottes Geschöpf, wurde vergeben. Doch die Geschichte endet nicht mit Gottes Vergebung.
»Deshalb verhaltet euch nicht wie ängstliche Sklaven. Wir sind doch Kinder Gottes geworden und dürfen ihn ›Abba, Vater‹ rufen. Denn der Geist Gottes selbst bestätigt uns tief im Herzen, dass wir Gottes Kinder sind« (Römer 8,15-16).
»Doch als der festgesetzte Zeitpunkt da war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt. Gott sandte ihn, um uns aus der Gefangenschaft des Gesetzes freizukaufen und als seine Kinder anzunehmen« (Galater 4,4-5).
Es wäre genug, wenn Gott nur den guten Ruf Ihres Namens wiederhergestellt hätte, doch er tut mehr. Er gibt Ihnen seinen Namen. Es wäre genug, wenn Gott Sie nur freigemacht hätte, aber er tut mehr. Er bringt Sie nach Hause. Er bringt Sie heim in das Haus Gottes.
Adoptiveltern verstehen das am besten. Ich möchte damit bestimmt leibliche Eltern nicht kränken – ich gehöre ja auch zu ihnen. Wir leiblichen Eltern kennen die große Sehnsucht nach einem Kind. Und unser Kinderwunsch wurde erfüllt. Wir entschieden uns für ein Kind und das Kind wurde geboren. Manchmal kam das Kind auch ohne unsere Entscheidung. Ich habe von ungeplanten Schwangerschaften gehört, aber noch nie von einer ungeplanten Adoption.
Deshalb verstehen Adoptiveltern Gottes glühenden Wunsch, uns zu adoptieren, so gut. Sie kennen das Gefühl, dass tief im Inneren ein leerer Platz ist. Sie wissen, was es bedeutet, unermüdlich zu suchen, sich etwas fest vorzunehmen und die Verantwortung für ein Kind mit schwieriger Vergangenheit und zweifelhafter Zukunft zu übernehmen. Wenn irgendjemand Gottes Leidenschaft für seine Kinder versteht, dann jemand, der ein Waisenkind aus der Hoffnungslosigkeit gerettet hat, denn genau das hat Gott für uns getan.
Gott hat Sie adoptiert. Gott suchte Sie, fand Sie, unterschrieb die Papiere und nahm Sie mit nach Hause.
Als Pastor kann ich die Gefühle bei einer Adoption manchmal aus nächster Nähe miterleben. Einmal rief mich eine Dame an, die weit weg wohnte, mich aber einmal sprechen gehört hatte, und fragte mich, ob ich Eltern kenne, die gern ein Kind adoptieren würden. Ihre schwangere Tochter suche nach einem Zuhause für ihr ungeborenes Kind. Ich brachte sie mit einer Familie aus unserer Gemeinde in Verbindung und konnte das Geschehen unmittelbar miterleben.
Ich sah die Freude über diese Aussicht und den Kummer beim Auftauchen von Hindernissen. Ich beobachtete die Bestimmtheit im Blick des Vaters und die Entschlossenheit in den Augen der Mutter. Sie würden jede noch so weite Reise auf sich nehmen und jeden Dollar, den sie hatten, ausgeben. Sie wollten dieses Kind adoptieren. Und sie taten es. Nur wenige Augenblicke nach seiner Geburt wurde das Baby in ihre Arme gelegt. Und ich übertreibe nicht: Sie strahlten noch einen ganzen Monat lang, nachdem sie ihren Sohn nach Hause gebracht hatten. Wenn ich sie im Foyer unserer Kirche traf, strahlten sie. Wenn ich sie auf dem Parkplatz sah, strahlten sie. Von der Kanzel aus konnte ich im Gottesdienst beobachten, wie sie ihr Baby wiegten und strahlten. Ich glaube, selbst wenn ich über die Qualen der Hölle gepredigt hätte, hätten sie bei jedem Satz gestrahlt. Warum? Weil das Kind, nach dem sie sich gesehnt hatten, zu ihnen gekommen war.
Stellt sich die Frage: Warum hat dieses Paar das Kind überhaupt adoptiert? Ihre Ehe war glücklich. Sie lebten in finanziell gesicherten Verhältnissen, beide hatten eine Arbeitsstelle. Was erhofften sie sich? Adoptierten sie das Baby, um etwas mehr Geld oder mehr Schlaf zu bekommen? Natürlich nicht! In dem Augenblick, in dem sie das Kind nach Hause brachten, hatten sie von beidem weniger. Warum also? Warum adoptieren Leute Kinder? Während Sie darüber nachdenken, möchte ich Ihnen sagen, warum Gott es tut.
»Schon vor Erschaffung der Welt hat Gott uns aus Liebe dazu bestimmt, vor ihm heilig zu sein und befreit von Schuld. Von Anfang an war es sein unveränderlicher Plan, uns durch Jesus Christus als seine Kinder aufzunehmen, und an diesem Beschluss hatte er viel Freude« (Epheser 1,4-5).
Und Sie dachten, Gott habe Sie adoptiert, weil Sie gut aussehen. Sie dachten, er brauche Ihr Geld oder Ihre Intelligenz. Tut mir leid. Gott hat Sie einfach adoptiert, weil er es so wollte. Er wollte Sie und hatte Freude an Ihnen. Er wusste genau, welche Belastung Sie sein würden und welchen Preis er bezahlen müsste, als er seinen Namen neben Ihren Namen schrieb, als er Ihnen seinen Namen gab und Sie nach Hause brachte. Ihr Abba adoptierte Sie und wurde Ihr Vater.
Darf ich jetzt eine kurze Pause einlegen? Die meisten von Ihnen stimmen mir zu … doch einige schütteln den Kopf. Ich sehe ein paar argwöhnische Blicke. Sie glauben mir nicht, stimmt’s? Sie warten auf das Kleingedruckte. Es muss ein fauler Trick dabei sein. Sie wissen, dass man im Leben nichts geschenkt bekommt, also warten Sie auf die Rechnung.
Ihr Unbehagen liegt auf der Hand. Sogar hier, in Gottes Wohnzimmer entspannen Sie nie richtig. Andere machen es sich in Hausschuhen bequem, Sie rücken Ihre Krawatte zurecht. Die anderen spannen aus, Sie bleiben angespannt. Sie versuchen, immer Ihr bestes Benehmen an den Tag zu legen, immer auf der Hut zu sein, ja keinen Fehler zu machen, denn Gott würde ihn entdecken, und dann müssten Sie gehen.
Ich verstehe Ihre Furcht. Unsere Erfahrung mit anderen Menschen hat uns gelehrt, dass das, was versprochen wird, und das, was man tatsächlich bekommt, nicht immer das Gleiche ist. Für manche ist der Gedanke, einem himmlischen Vater zu vertrauen, doppelt schwierig, weil ihr irdischer Vater sie enttäuscht oder schlecht behandelt hat.
Wenn dies der Fall ist, bitte ich Sie inständig: Verwechseln Sie Ihren himmlischen Vater nicht mit den Vätern, die Sie auf der Erde sehen. Ihr Vater im Himmel bekommt keine Kopfschmerzen und keine schlechte Laune. Er hält Sie nicht an einem Tag im Arm und schlägt Sie am nächsten. Der Mann, der Ihr Vater ist, treibt möglicherweise solche Spielchen, aber Gott, der Sie liebt, tut das nie. Soll ich es Ihnen beweisen?
Kehren wir zu den Versen zurück, die Ihre Adoption beschreiben. Lesen Sie sie ein zweites Mal.
»Deshalb verhaltet euch nicht wie ängstliche Sklaven. Wir sind doch Kinder Gottes geworden und dürfen ihn ›Abba, Vater‹ rufen, denn der Geist Gottes selbst bestätigt uns tief im Herzen, dass wir Gottes Kinder sind« (Römer 8,15-16).
»Doch als der festgesetzte Zeitpunkt da war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt. Gott sandte ihn, um uns aus der Gefangenschaft des Gesetzes freizukaufen und als seine Kinder anzunehmen« (Galater 4,4-5).
Fällt Ihnen etwas auf? Wir haben nichts zu unserer Adoption beigetragen. Paulus sagt nicht: »Ihr habt eure Annahme als Kind verdient.« Er hätte das wohl schreiben können, aber wir hätten es ihm wahrscheinlich nicht abgenommen. Wir beide wissen, dass man sich eine Adoption nicht verdienen kann, man bekommt sie geschenkt. Wenn man in eine Familie aufgenommen wird, so geschieht das nicht aufgrund einer Leistung, die man erbracht hat, sondern es ist ein Geschenk, das man annimmt.
Die Eltern sind diejenigen, die Schritte unternehmen. Adoptionsvermittlungsstellen bilden keine Kinder in der Anwerbung von Eltern aus; sie suchen Eltern, die Kinder adoptieren wollen.