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Die Personen, denen wir in der Bibel begegnen, können uns noch heute inspirieren, wenn wir uns auf ihre Lebensgeschichten einlassen. Ob es nun Josef ist, der auch dann noch an Gott festhielt, als er in die Sklaverei verkauft wurde oder im Gefängnis saß, oder Maria Magdalena, die trauernd und verwirrt vor dem leeren Grab steht. Die zeitlosen Geschichten der Bibel helfen, mit den Herausforderungen des Lebens fertigzuwerden und die Beziehung zu Jesus Christus zu vertiefen. Dieses Buch enthält eine Zusammenstellung von Texten aus früheren Werken, aber auch neue Inhalte. Bestsellerautor Max Lucado wirft darin einen Blick auf 40 inspirierende Menschen der Bibel und vermittelt dabei eine ermutigende Botschaft: Wenn Gott zur Zeit des Alten und des Neuen Testaments für jeden Mann und jede Frau einen Platz gefunden hat, können wir sicher sein, dass er auch für uns einen Platz hat.
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Seitenzahl: 414
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Über den Autor
Max Lucado war langjähriger Pastor der Oak Hills Church in San Antonio, Texas. Er ist verheiratet, Vater von drei Töchtern und Verfasser vieler Bücher. Die Zeitschrift Christianity Today zählt ihn zu den bekanntesten christlichen Autoren Amerikas.
Zu seinen Bestsellern gehören u. a. „Leben ohne Angst“, „Du schaffst das“, „Leichter durchs Leben“ und „Wie man Riesen besiegt“.
Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß § 44b UrhG („Text und Data Mining“) zu gewinnen, ist untersagt.
Originally published in the U.S.A. under the title:
They Walked with God. Published by arrangement with Thomas Nelson, a division of HarperCollins Christian Publishing, Inc.
Copyright © 2022 by Max Lucado
© der deutschen Ausgabe 2025 by Gerth Medien
in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Berliner Ring 62, 35576 Wetzlar
Einige Texte wurden bereits erschienenen Büchern von Max Lucado entnommen:
Du machst den Unterschied (übers. von Barbara Schuler), Du bist reich beschenkt und Anker meiner Seele (übers. von Elke Wiemer), Gottes Geschichte mit dir (übers. von Bettina Hahne-Waldscheck), Du musst kein Held sein (übers. von Antje Balters).
Bibelverse wurden folgender Ausgabe entnommen:
Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und 2006 SCM R.Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Witten/Holzgerlingen
Weitere verwendete Bibelübersetzungen:
Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart (GN)
Hoffnung für alle® Bibel. Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung von Fontis – Brunnen Basel. Alle weiteren Rechte weltweit vorbehalten. (Hfa)
Lutherbibel, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart (LÜ)
The Message hrsg. von Eugene H. Peterson. © 1993, 1994, 1995, 1996, 2000. NavPress Publishing Group. Alle Rechte vorbehalten. Deutsche Fassung: Renate Hübsch (MSG)
Erschienen im Februar 2025
ISBN 9783961226894
Bearbeitung: Nicole Schol
Umschlaggestaltung: Maren Habla
Umschlagfoto: lightstock, Forgiven Photography
Satz: satz-bau Leingärtner, Nabburg
www.gerth.de
Inhalt
Ein paar einleitende Gedanken
Abigajil
Der besessene Gerasener
Die Brüder von Jesus
David
Die Ehebrecherin
Ester
Die Frau, die Jesus die Füße wusch
Die Frau mit den Blutungen
Der Gelähmte am Teich Bethesda
Der Gelähmte am Tempeltor
Hananias und Saphira
Hananias von Damaskus und Saulus
Hiob
Jaïrus
Jakob
Jesaja
Johannes
Josef
Josia
Die kanaanäische Frau
Kornelius
Lazarus
Der Leprakranke, den Jesus heilte
Maria, die Mutter von Jesus
Maria Magdalena
Maria und Marta
Matthäus
Mefi-Boschet
Mose
Nikodemus
Noah
Paulus
Petrus
Philippus
Rahab
Der reiche junge Mann
Die Samaritanerin am Brunnen
Sara
Simon und Maria
Die zwei Verbrecher
Anmerkungen
Ein paar einleitende Gedanken
Liebe Leserin, lieber Leser,
irgendwo in deinem Kopf schwirrt ein Roman herum – dein Roman. Ein Roman, der von deiner Zukunft erzählt. Du hast noch nicht alle Details ausgearbeitet, hast aber schon ein paar gute Ideen für die Figuren und die Handlung. Es gibt da einen Ehepartner oder einen guten Freund, Kinder, vielleicht auch Enkelkinder. Zu deiner Geschichte gehört eine gute Gesundheit, ein ausreichendes Einkommen, wahre Liebe und ein früher Ruhestand. Wir alle haben eine Geschichte, an der wir arbeiten.
Aber gerade wenn wir bereit sind, das Manuskript drucken und veröffentlichen zu lassen, kommt uns der Lektor – in diesem Fall Gott – in die Quere und ändert noch was am Text.
Er fügt bei einer Figur noch eine ungeplante Schwangerschaft hinzu.
Er entfernt eine Figur durch eine unerwartete Tragödie.
Er kehrt die Reihenfolge der Ereignisse um. Dein Manuskript sah erst den Ruhestand und dann das Alter vor. Das „Manuskript“, in dem du lebst, lässt dich altern, ohne dass die Rente in Sicht wäre.
In deiner Geschichte führst du ein langes und glückliches Leben. Wie würdest du dich fühlen, wenn er dir zwar das glückliche Leben gäbe, aber das „lang“ herausstreichen würde?
Was tust du, wenn Gott deine Geschichte verändert?
Das ist keine unwesentliche Frage. Nein, es ist die Frage. Jeder Mensch weiß, wie das ist, wenn man mit der Herausforderung konfrontiert ist, dass die eigene Geschichte korrigiert wird. Wie reagierst du, wenn Gott deine Geschichte noch mal überarbeitet? Fürchtest du dich oder glaubst du weiter daran, dass er nur dein Bestes im Sinn hat? Wirst du wütend oder vertraust du ihm? Wendest du dich von Gott ab oder wendest du dich ihm zu?
Um uns zu helfen, uns für Letzteres zu entscheiden, erzählt Gott uns Geschichten. Er zeichnet ein Menschenleben nach dem anderen auf, berichtet von Personen, die erlebt haben, was du und ich auch erleben. Die Bibel ist vollgepackt mit Persönlichkeiten und Portraits, damit wir eine Ahnung davon bekommen, was wir tun können, wenn unsere eigene Geschichte eine unerwartete Wendung nimmt.
Plagst du dich mit Schuldgefühlen herum? Dann schau dir mal Petrus an, den Apostel, der geleugnet hat, Jesus überhaupt zu kennen.
Stehst du vor einer schier unmöglichen Herausforderung? So ging es einem Jungen namens David auch.
Hast du deinen Vorrat an zweiten Chancen ausgeschöpft? Dann denke an die Notlage der Frau, die beim Ehebruch ertappt wurde.
Für jeden von uns findet sich in der Bibel eine Geschichte. Für jedes Problem hat Gott eine Verheißung. Für jedes Mal, wenn wir das Gefühl haben, dass das Happy End ausbleibt, hat Gott eine Botschaft: „Vertrau mir einfach. Ich bin der Schöpfer und der Vollender deines Lebens!“
Ich wünsche mir, dass du dich beim Lesen dieses Buches daran erinnerst, dass deine Geschichte von einem guten Vater geschrieben wird, der dich kennt und liebt. Wenn du dein Leben in seine liebevollen Hände legst, wird deine Geschichte ein tolles Ende haben.
Max Lucado
Abigajil
Abigajil verlor keine Zeit. Schnell nahm sie 200 Brote, zwei Schläuche Wein, fünf zubereitete Schafe, etwa fünf Sea geröstetes Korn, 100 Rosinenkuchen und 200 Feigenkuchen. Sie lud alles auf einige Esel und sagte zu ihren Knechten: „Geht schon voraus. Ich komme euch gleich nach.“ Aber ihrem Mann Nabal sagte sie nicht, was sie vorhatte.
Als sie im Schutz des Berges auf ihrem Esel abwärtsritt, sah sie David und seine Männer auf sich zukommen. David sagte gerade: „Für nichts und wieder nichts habe ich die Herden dieses Kerls in der Wüste beschützt, und nichts, was ihm gehörte, ging verloren. Aber er hat mir Gutes mit Bösem vergolten. Gott soll mich strafen, wenn ich bis morgen früh von allen seinen Leuten auch nur einen, der gegen die Wand pinkelt, am Leben lasse!“
Als Abigajil David sah, stieg sie rasch von ihrem Esel und verbeugte sich tief vor ihm. Sie warf sich ihm zu Füßen und sagte: „Mich trifft alle Schuld in dieser Sache, mein Herr. Bitte lass mich mit dir reden, und hör dir an, was ich zu sagen habe. Beachte doch Nabal, diesen bösartigen Menschen, nicht. Er ist ein Narr, wie schon sein Name sagt.
Ich aber habe deine Boten, die du geschickt hast, nie zu Gesicht bekommen.“ […]
David antwortete Abigajil: „Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der dich heute zu mir gesandt hat! Gepriesen sei deine Klugheit! Gesegnet sollst du sein, weil du mich daran gehindert hast, Blut zu vergießen und mich selbst zu rächen. Denn ich schwöre beim Herrn, dem Gott Israels, der mich davon abgehalten hat, dir etwas anzutun: Wenn du mir nicht so schnell entgegengeeilt wärst, würde morgen früh unter den Leuten Nabals keiner mehr von allen, die an die Wand pinkeln, am Leben sein.“
Und er nahm ihre Geschenke an und sagte zu ihr: „Kehre in Frieden nach Hause zurück. Ich habe gehört, was du gesagt hast, und werde deine Bitte erfüllen.“
1. Samuel 25,18–25.32–35
Ernest Gordon liegt stöhnend im Sterbehaus von Chungkai in Burma. Um ihn herum das Klagen der Sterbenden. Der Gestank der Toten dringt ihm in die Nase. Die unerträgliche Gluthitze des Dschungels gerbt seine Haut und lässt seine Kehle austrocknen. Wenn er nur einen Funken Kraft besäße, würde er seine abgemagerten Hüften bedecken, aber er ist so schwach, dass es ihm vollkommen gleichgültig ist. Die Diphterie hat ihn völlig ausgezehrt. Er kann nicht mehr gehen und spürt auch seinen Körper nicht mehr. Umschwärmt von Fliegen liegt er auf seiner verwanzten Matte in einem japanischen Kriegsgefangenenlager und wartet darauf, dass der Tod ihn von seinen Qualen erlöst.
Hinter ihm liegen schreckliche Ereignisse. Er hatte sich mit Anfang zwanzig als kräftiger junger Mann für die schottische Argyle and Sutherland-Brigade gemeldet. Dann geriet er in japanische Gefangenschaft, musste Tag für Tag im Dschungel Knochenarbeit leisten, wurde geprügelt und durch die mageren Rationen langsam ausgehungert. Die Erinnerung an Schottland scheint ihm vollkommen unwirklich und die Zivilisation ist wie ein verblassender Traum.
Die Soldaten werden in der Gefangenschaft zu Barbaren. Sie bestehlen sich gegenseitig, berauben ihre sterbenden Kameraden und schlagen sich um kleinste Bröckchen der kargen Verpflegung. Diejenigen, die das Essen ausgeben, verteilen absichtlich zu wenig, damit für sie selbst mehr übrig bleibt. Die Gesetze des Urwalds herrschen nun auch im Lager.
Gordon ist im Grunde froh, dass er dies nun bald hinter sich haben wird. Es ist besser, an dieser Krankheit zugrunde zu gehen, als das Dasein in Chungkai noch länger ertragen zu müssen. Doch dann geschieht ein Wunder: Zwei neue Gefangene werden ins Lager verlegt – in ihnen ist die Hoffnung jedoch noch nicht erloschen. Auch sie sind von Krankheit und Auszehrung gezeichnet, doch sie orientieren sich an einem höheren Gesetz. Sie teilen ihre kargen Rationen und lassen sich für andere zur Arbeit einteilen. Sie reinigen Gordons Geschwüre und massieren seine geschwächten Muskeln. Nach sechs Wochen bekommt Gordon zum ersten Mal wieder ein Bad. Langsam kommt er zu Kräften und findet seine Würde wieder.
Ihre Menschlichkeit ist ansteckend und auch Gordon wird davon angesteckt. Er fängt nun ebenfalls an, seine Rationen mit Kranken zu teilen. Selbst seine wenigen Habseligkeiten verschenkt er. Immer mehr Soldaten werden von dieser Welle der Hilfsbereitschaft erfasst. Der Umgangston im Lager ändert sich. An die Stelle von Selbstsucht tritt Selbstlosigkeit. Die Soldaten fangen an, Gottesdienste zu feiern und Bibelstunden zu halten.
Zwanzig Jahre später, er ist nun Hochschulpfarrer an der Universität Princeton, beschreibt Gordon diese bemerkenswerte Veränderung so:
Der Tod war noch in unserer Mitte – daran konnte überhaupt kein Zweifel bestehen –, doch wir wurden nach und nach aus seinem alles erstickenden Würgegriff befreit. Eigennutz, Hass … und Stolz waren allesamt lebensfeindlich. Liebe … Selbstaufopferung … und Glaube dagegen waren die Essenz des Lebens … Gaben, die Gott uns Menschen gab … Der Tod hatte in Chungkai nicht länger das letzte Wort.[1]
Selbstsucht, Hass und Stolz – so etwas findet man beileibe nicht nur in einem Kriegsgefangenenlager. In einem Studentenwohnheim ist dies sicher auch der Fall, ebenso wie im Sitzungssaal eines Unternehmens, im ehelichen Schlafzimmer oder im abgelegensten Kuhdorf. Die Gesetze des Dschungels gelten bis heute überall. Jeder kämpft für sich allein. Nur der Stärkste überlebt.
Vergiftet dieses Gesetz auch deine Welt? Geht es in den Kreisen, in denen du dich bewegst, nur um „mein, mir, mich“? Meine Karriere, meine Träume, mein Besitz.Ich will, dass alles nach meinen Vorstellungen läuft und sich nach meinem Terminkalender richtet. Wenn ja, dann ist dir sicher bewusst, wie brutal dieses Lebenskonzept sein kann. Und doch kommt es immer wieder vor, dass im Schlamm ein Diamant aufstrahlt – jemand, der zum Teilen bereit ist, der sich wirklich interessiert, oder auf einmal taucht vor dir auf dem Weg eine Abigajil auf. Und Abigail ist eine umwerfende Frau.
Sie lebt zur selben Zeit wie David und ist mit einem Mann namens Nabal verheiratet, was im Hebräischen so viel wie „Dummkopf“ bedeutet. Er macht seinem Namen alle Ehre. Er ist „grob und unehrlich […], ‚Er ist so übellaunig, dass niemand mit ihm reden kann‘“ (1. Samuel 25,3.17). Nabals Welt dreht sich nur um eine Person – ihn selbst. Er ist niemandem etwas schuldig, und die Vorstellung, jemals etwas mit anderen zu teilen, ist in seinen Augen vollkommen lächerlich. Schon gar nicht mit David.
David spielt zu dieser Zeit die Rolle eines Robin Hood der Wüste. Mit seiner 600 Mann starken Truppe schützt er Kleinbauern und Hirten vor Banditen und vagabundierenden Beduinen. Im damaligen Israel gibt es keine Polizei und so sind er und seine Männer überall sehr willkommen. Als Schutzmacht sind sie so effektiv, dass Nabals Hirten meinen: „Tag und Nacht waren sie für uns und die Schafe wie eine schützende Mauer, solange wir die Herden in ihrer Nähe weideten“ (1. Samuel 25,16).
Das Unheil braut sich während der Erntezeit zusammen. Die Schafe sind geschoren und das Heu eingebracht, und es ist Zeit, mit frisch gebackenem Brot, Lammbraten und Wein zu feiern. Zu dieser Jahreszeit gönnt man sich ein wenig Ruhe vom Alltagsbetrieb auf den Feldern und Weiden und genießt die Früchte seiner Arbeit. Genau dies tun nun auch Nabals Leute.
Als David von ihrem Festbankett erfährt, meint er, dass seine Leute doch eigentlich auch eine Einladung verdient hätten. David schickt also eine Abordnung zu Nabal und meint: „Bitte empfange meine Männer freundlich, denn wir sind an einem Festtag gekommen. Gib ihnen und deinem Sohn David bitte, was immer du gerade zur Hand hast“ (1. Samuel 25,8).
Der ungehobelte Nabal kann über ein solches Ansinnen nur lachen:
„Wer ist dieser David? […] Für wen hält dieser Sohn Isais sich? Heutzutage laufen viele Knechte ihren Herren fort. Soll ich vielleicht mein Brot und Wasser und das Fleisch, das ich für meine Schafscherer geschlachtet habe, nehmen und es Männern geben, die von wer weiß woher kommen?“ (1. Samuel 25,10-11).
Nabal tut einfach so, als hätte er noch nie etwas von David gehört, und wirft ihn mit entflohenen Sklaven und Landstreichern in einen Topf. Erbost durch den unverschämten Empfang, machen die Männer auf dem Absatz kehrt und eilen zu David, um ihm Bericht zu erstatten.
So kann man David nicht abfertigen. Sofort lässt er ein Sondereinsatzkommando aufstellen: „Holt eure Schwerter!“ (1. Samuel 25,13; Hfa).
400 Mann schwingen sich auf die Pferde und preschen los, mit funkelnden Augen, bebenden Lippen und einem kräftigen Schuss Testosteron im Blut. Sie können es kaum erwarten, Nabal, diesem Schuft, den Garaus zu machen, während der mit seinen Kumpels bei Bier und Grillfleisch zusammensitzt. Die Erde erbebt unter Davids Wut: „Gott soll mich strafen, wenn ich bis morgen früh von allen seinen Leuten auch nur einen, der gegen die Wand pinkelt, am Leben lasse!“ (1. Samuel 25,22).
Auf einmal taucht da jedoch eine Schönheit vor ihnen auf. Eine Wüstenblume erhebt sich. Es ist so, als würde in einem Schlachthaus auf einmal ein weißer Schwan auftauchen, ein Hauch von Parfüm schwebt durch die Männerumkleide. Nabals Frau Abigajil tritt ihnen in den Weg. Während ihr Mann grob und gemein war, ist sie klug und schön (1. Samuel 25,3).
Schönheit und Intelligenz – beides wirft Abigajil in die Waagschale. Sobald sie von Nabals unverschämtem Verhalten erfahren hat, schreitet sie zur Tat. Ohne ihrem Mann ein Sterbenswörtchen zu sagen, klaubt sie Geschenke zusammen und macht sich auf den Weg, um David abzufangen. Als er mit seinen Männern den Hügel heruntergeprescht kommt, geht sie in Stellung, mit dabei „200 Brote, zwei Schläuche Wein, fünf zubereitete Schafe, etwa fünf Sea geröstetes Korn, 100 Rosinenkuchen und 200 Feigenkuchen“, die sie auf ein paar Esel geladen hat (1. Samuel 25,18).
400 Männer reißen die Zügel herum, kommen aus vollem Galopp zum Stehen und trauen ihren Augen nicht – die einen wegen der Verpflegung, die anderen wegen des Anblicks der Frau.
Abigajil ist nicht dumm. Sie weiß genau, was auf dem Spiel steht. Sie ist in diesem Moment die letzte Rettung für ihre Familie. Sie wirft sich David zu Füßen und gibt ein Plädoyer, das würdig ist, in der Bibel festgehalten zu werden. „Mich trifft alle Schuld in dieser Sache, mein Herr. Bitte lass mich mit dir reden und hör dir an, was ich zu sagen habe“ (1. Samuel 25,24). Sie überbringt ihm die Geschenke und fleht David an, Nabal Gott zu überlassen und nichts zu tun, was er am Ende bereuen könnte.
Ihre Worte treffen David wie die warme Sommersonne einen Eisblock. Er schmilzt regelrecht dahin:
„Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der dich heute zu mir gesandt hat! […] Wenn du mir nicht so schnell entgegengeeilt wärst, würde morgen früh unter den Leuten Nabals keiner mehr von allen […] am Leben sein. […] Ich habe gehört, was du gesagt hast, und werde deine Bitte erfüllen“ (1. Samuel 25,32–35).
David kehrt ins Lager zurück. Abigajil macht sich auf den Heimweg zu Nabal. Dieser ist so betrunken, dass es keinen Zweck hat, ihn auf den Vorfall anzusprechen. Erst am nächsten Morgen erzählt sie ihm, was geschehen und wie knapp er dem Tod entronnen ist. „Daraufhin erlitt er einen Schlag und wurde völlig gelähmt. Etwa zehn Tage später ließ der Herr ihn sterben“ (1. Samuel 25,37–38).
Als David davon erfährt, dass Nabal unerwartet gestorben und Abigajil wieder zu haben ist, dankt er Gott und zögert keine Minute, die Gelegenheit beim Schopf zu ergreifen. Die schöne Frau, die da auf einmal vor ihm auf dem Weg aufgetaucht war, geht ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf. Er macht ihr einen Antrag und sie willigt ein. So bekommt David eine neue Frau, Abigajil ein neues Zuhause, und wir erleben, dass sich ein wichtiges Prinzip bestätigt: Schönheit überwindet Barbarei.
Sanftheit brachte die entscheidende Wendung. Abigajils Freundlichkeit brachte die donnernde Lawine des Zorns zum Stehen. Demut hat eine enorme Kraft. Eine Bitte um Vergebung kann Konflikte entschärfen und ein Wort des Bedauerns löscht Wut aus. Ölzweige bringen mehr Gutes hervor, als Streitäxte es jemals vermögen. „Sanfte Worte können den heftigsten Widerstand brechen“ (Sprichwörter 25,15).
Von Abigajil können wir viel lernen: über die unwiderstehliche Kraft der Freundlichkeit, die Macht eines sanften Herzens. Die wichtigste Lektion aber sehen wir erst dann, wenn wir hinter ihre Schönheit blicken und die Schönheit eines anderen erkennen. In der Ferne entdecken wir das Kreuz. Abigajil hat Jesus nie kennengelernt. Sie lebte zweitausend Jahre vor ihm. Dennoch gibt es gewisse Parallelen zwischen dem, was sie tat, und dem Leben von Jesus.
Abigajil trat zwischen David und Nabal. Jesus trat zwischen uns und Gott. Abigajil ging freiwillig das Risiko ein, für Nabals Fehlverhalten bestraft zu werden. Jesus ertrug die Strafe für dich und mich. Abigajil besänftigte Davids Zorn. Und nahm Jesus uns nicht vor dem Zorn Gottes in Schutz?
„Denn es gibt nur einen Gott und nur einen Vermittler zwischen Gott und den Menschen: Das ist Christus Jesus, der Mensch geworden ist. Er gab sein Leben, um alle Menschen freizukaufen“ (1. Timotheus 2,5–6). Ist ein Vermittler nicht jemand, der bereit ist, sich zwischen zwei Parteien zu stellen? Und hat sich Christus nicht zwischen Gottes Zorn und unsere Strafe gestellt? Er hat den Zorn Gottes gewissermaßen aufgefangen.
Etwas Ähnliches hat sich auch in jenem Kriegsgefangenenlager in Chungkai zugetragen. Eines Abends erklärte einer der japanischen Wachposten nach dem Arbeitseinsatz, dass eine Schaufel verschwunden sei. Der Offizier ließ die Gefangenen auf dem Appellplatz zusammenkommen und beharrte darauf, dass jemand die Schaufel gestohlen habe. Wutentbrannt schrie er und verlangte in gebrochenem Englisch, der Schuldige solle sich melden. Schließlich ergriff er sein Gewehr und drohte, einen nach dem anderen zu erschießen, bis der Dieb seine Tat bekennen würde.
Ein schottischer Soldat trat aus der Reihe hervor und meinte: „Ich war’s.“ Der Offizier ließ seinen ganzen Zorn an ihm aus und prügelte den Mann zu Tode. Nachdem er sich abreagiert und von ihm abgelassen hatte, hoben die anderen Gefangenen den Leichnam auf, nahmen ihre Werkzeuge und machten sich auf den Weg ins Lager. Als man später das Werkzeug nachzählte, stellte sich heraus, dass den Japanern ein Fehler unterlaufen war. Die Schaufeln waren vollzählig.[2]
Wer tut so etwas? Was für ein Mensch muss man sein, dass man die Schuld für etwas auf sich nimmt, das man gar nicht getan hat?
Wenn dir ein passendes Adjektiv einfällt, dann wird es mit ziemlicher Sicherheit auch auf Jesus zutreffen. „Wir alle gingen in die Irre wie Schafe. Jeder ging seinen eigenen Weg. Doch ihn ließ der Herr die Schuld von uns allen treffen“ (Jesaja 53,6). Gott hat seinen unschuldigen Sohn so behandelt wie die sündhafte Menschheit, den schuldlosen Heiligen, als wäre er ein verlogener Verbrecher, seine Abigajil, als sei sie ein Nabal.
Jesus Christus lebte so, wie wir selbst es nie gekonnt hätten, und nahm die Strafe auf sich, die wir nicht hätten tragen können. Auf diese Weise schenkt er uns Hoffnung, der wir kaum widerstehen können. Sein Opfer stellt uns vor die Frage: Wenn er uns so geliebt hat, sollten wir dann nicht auch einander lieben? Wenn uns selbst vergeben wurde, sollten wir da nicht auch vergeben? Wenn wir selbst das üppige Festmahl der Gnade genossen haben, sollten wir da nicht ein paar Krümel davon abgeben? „Meine Freunde, weil Gott uns so sehr geliebt hat, sollen wir auch einander lieben“ (1. Johannes 4,11).
Findest du deine Nabal-Welt manchmal unerträglich? Dann folge doch dem Beispiel von David. Ärgere dich nicht länger über Nabal. Wende den Blick von ihm ab und schau Jesus an. Lass die Quelle deines Ärgernisses links liegen und richte deine Aufmerksamkeit auf den Vermittler. Oder um es mit Paulus zu sagen: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse durch das Gute!“ (Römer 12,21). Ein einzelner Gefangener kann ein ganzes Lager umkrempeln. Eine Abigajil kann eine ganze Familie retten. Sei die Schöne inmitten von all den Ungeheuern in deinem Umfeld, und lass dich überraschen, was passiert.
Nachgedacht
Hast du schon einmal erlebt, dass ein Mensch die Atmosphäre in einer Gruppe oder Organisation positiv verändern kann? Beschreibe, was passiert ist. Welches Umfeld könntest du durch deinen positiven Einfluss umgestalten? Wie könntest du die „Schönheit“ sein, die Frieden in ein angespanntes oder feindseliges Umfeld bringt? Was würdest du gern erreichen? Lies Sprüche 15, Vers 1. Welche Hälfte des Verses wird durch Nabal verkörpert? Welche Hälfte durch Abigajil? Welche Hälfte des Verses verkörperst du persönlich gewöhnlich durch dein Verhalten? Denk an jemanden, den oder die du verletzt oder beleidigt hast oder zu dem der Kontakt schwierig geworden ist. Bitte Gott um den Mut und die Demut, auf diese Person zuzugehen und sie um Vergebung zu bitten. Das mag vielleicht schwer sein. Aber du kannst Gott bitten, Frieden und Heilung in diese Situation hineinzubringen.Der besessene Gerasener
Jesus war kaum aus dem Boot gestiegen, als ihm von den Grabhöhlen her ein Mann entgegenlief, der von einem bösen Geist besessen war. Dieser Mann lebte in den Höhlen und war selbst mit einer Kette von niemandem mehr zu halten. Jedes Mal, wenn man ihn in Fesseln legte – was oft geschah –, streifte er die Ketten von den Handgelenken und zerriss die Fußfesseln. Niemand war stark genug, ihn zu bändigen. Tag und Nacht war er in den Grabhöhlen und wanderte durch die umliegenden Hügel, schrie und schlug sich selbst mit Steinen.
Markus 5,2–5
Dreckiges, verfilztes Haar. Ein Bart bis zur Brust, der mit Blut durchtränkt ist. Unstete Augen, die in alle Richtungen blicken und nirgendwo haften bleiben. Nackt. Keine Sandalen, um die Füße vor den Steinen auf dem Boden zu schützen, keine Kleidung, um die Haut vor den Steinen in seiner Hand zu schützen. Er schlägt sich selbst mit diesen Steinen. Die blauen Flecken auf seiner Haut sind wie Tintenflecken. Offene Wunden und Schnittwunden ziehen Fliegen an.
Seine Behausung ist ein Mausoleum aus Kalkstein, ein Friedhof an der galiläischen Küste, mit Höhlen, die in die Klippen gehauen wurden. Offenbar fühlt er sich bei den Toten sicherer als bei den Lebenden.
Was den Lebenden nur recht ist. Er macht sie ratlos. Siehst du die zerrissenen Fesseln an seinen Beinen und die zerbrochenen Ketten an seinen Handgelenken? Sie können den Kerl nicht kontrollieren. Nichts hält ihn auf. Wie wird man mit einem solchen Chaos fertig? Reisende machen aus Angst einen Bogen um die Gegend (Matthäus 8,28). Die Dorfbewohner werden ihr Problem nicht los und wir nicht das Bild, das uns vor Augen steht – ein Bild für das Wirken Satans.
Wie sonst können wir unser bizarres Verhalten erklären? Die heftigen Wutausbrüche, heimlichen Gelage, plötzlichen Rebellionen und unsensiblen Worte. Satan ist nicht untätig.
Ein Blick auf den wilden Mann in den Gräbern verrät, welche Ziele Satan hat.
Selbst zugefügter Schmerz. Der Dämon benutzte Steine. Wir sind da schon anspruchsvoller; wir benutzen Drogen, Sex, Arbeit, Gewalt und Essen.
Besessenheit von Tod und Dunkelheit. Selbst ohne Ketten lungerte der wilde Mann unter den Toten herum. Das Böse fühlt sich dort zu Hause. Kontakt mit Verstorbenen, die morbide Faszination für Tod und Sterben – das ist nicht das Werk Gottes.
Endlose Unruhe. Der Mann am Ufer schrie Tag und Nacht (Markus 5,5). Satan bewirkt bei ihm rasende Unruhe. „Wenn ein böser Geist einen Menschen verlässt, […] sucht [er] Ruhe, aber er findet keine“, erklärte Jesus (Matthäus 12,43).
Isolation. Der Mann ist mit seinem Leiden ganz allein. Das ist der Plan Satans. „Wie ein brüllender Löwe streift er umher und sucht nach einem Opfer, das er verschlingen kann“ (1. Petrus 5,8).
Und Jesus? Jesus macht sein Werk zunichte. Christus steigt aus dem Boot und geht entschlossen auf ihn los. „Verlass diesen Mann, du böser Geist!“ (Markus 5,8).
Dämonen verdienen keine Toleranz. Sie werfen sich vor Christus und seiner Gnade zu Boden. Der Anführer der Horde bittet für sich und die anderen:
„Was willst du von mir, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? Ich beschwöre dich bei Gott: Quäle mich nicht! […]“ Dann fragte Jesus: „Wie heißt du?“ Der Geist erwiderte: „Legion, denn in diesem Mann sind viele von uns.“ Wieder und wieder flehte er ihn an, sie nicht aus dieser Gegend fortzuschicken. (Verse 7.9–10)
Legion ist ein militärischer Begriff aus der damaligen Zeit. Eine römische Legion bestand aus 6000 Soldaten. Die Vorstellung, dass so viele Dämonen in diesem Mann wohnen, ist beängstigend, aber nicht unrealistisch. Was Fledermäuse für eine Höhle sind, sind Dämonen für die Hölle – es sind zu viele, um sie zu zählen.
Die Dämonen sind aber nicht nur zahlreich, sie sind auch gut ausgerüstet. Eine Legion ist ein bewaffnetes Bataillon. Satan und seine Scharen kommen, um zu kämpfen. Deshalb werden wir aufgefordert: „Bedient euch der ganzen Waffenrüstung Gottes. Wenn es dann so weit ist, werdet ihr dem Bösen widerstehen können und noch aufrecht stehen, wenn ihr den Kampf gewonnen habt“ (Epheser 6,13).
Nun, das sollten wir wirklich, denn sie sind gut organisiert. „Denn wir kämpfen nicht gegen Menschen, sondern gegen Mächte und Gewalten des Bösen, die über diese gottlose Welt herrschen und im Unsichtbaren ihr unheilvolles Wesen treiben“ (Epheser 6,12; Hfa). Jesus sprach von „Mächte der Hölle“ (Matthäus 16,18) – der Feind hat eine komplexe und hinterhältige geistliche Armee. Vergiss die Vorstellung von einem rot gekleideten Satan mit Mistgabel und spitzem Schwanz. Der Teufel ist eine starke Macht.
Aber, und das ist die Pointe des Textes, in Gottes Gegenwart ist der Teufel ein Weichei. Satan ist für Gott das, was eine Mücke für eine Atombombe ist.
In der Nähe weidete gerade eine große Schweineherde an einem Abhang. „Lass uns in diese Schweine fahren“, flehten die Geister. Jesus erlaubte es ihnen. Da fuhren die bösen Geister aus dem Mann in die Schweine, und die ganze Herde von zweitausend Tieren stürzte sich den steilen Abhang hinunter in den See und ertrank. (Markus 5,11–13)
Wie der Hofstaat der Hölle vor Christus zurückweicht! Dämonen verbeugen sich vor ihm, bitten ihn und gehorchen ihm. Ohne seine Erlaubnis können sie nicht einmal ein Schwein überwältigen. Wie erklären wir uns dann den Einfluss von Satan?
Natalie muss sich diese Frage schon tausendmal gestellt haben.[3] Auf der Liste der Charaktere einer modernen Gerasener-Geschichte steht ihr Name ganz oben. Sie wuchs in einer Welt der Qualen auf.
Die Gemeinde ahnte nichts davon. Ihre Eltern hatten eine Fassade der Freundlichkeit errichtet. Jeden Sonntag marschierten sie mit Natalie und ihren Schwestern den Mittelgang der Kirche entlang. Ihr Vater diente als Ältester. Ihre Mutter spielte die Orgel. Die Gemeinde respektierte sie. Natalie verachtete sie. Bis heute weigert sie sich, ihre Eltern „Mama“ und „Papa“ zu nennen. Ein „Hexenmeister“ und eine „Hexe“ verdienen diese Bezeichnung nicht.
Als sie sechs Monate alt war, haben die beiden Natalie auf dem Altar der Hölle geopfert und sie zum Sexobjekt gemacht, das von Männern an jedem Ort und zu jeder Zeit ausgenutzt werden kann. Anhänger eines finsteren Kultes spalteten ihre Welt: Für den Sonntagsgottesdienst kleideten sie sie in weiße Kleider und Stunden später im Hexenzirkel zogen sie sie wieder aus. Wenn sie während des Missbrauchs nicht schrie oder sich erbrach, wurde sie mit einer Eiswaffel belohnt. Sie konnte nur überleben, indem sie sich „tief in sich selbst verkroch“.
Natalie entkam wie durch ein Wunder der Sekte, aber nicht den Erinnerungen. Bis weit ins Erwachsenenalter hinein trug sie sechs Unterhosen als Schutz gegen einen möglichen Missbrauch. Kleider zu tragen, bedeutete, sich verletzlich zu machen, also mied sie diese. Sie hasste es, eine Frau zu sein; sie hasste es, Männer zu sehen; sie hasste es, am Leben zu sein. Nur Gott könnte die Legion von Schrecken sehen, die sie verfolgte. Und Gott kannte sie.
Tief versteckt im Sumpf ihrer Seele lag eine unberührte Insel. Klein, aber sicher. Erbaut, so glaubt sie, von ihrem himmlischen Vater in den Stunden, in denen das kleine Mädchen auf einer Kirchenbank gesessen hatte. Worte der Liebe, Lieder der Barmherzigkeit – sie hinterließen ihre Spuren in Natalies Leben. Sie lernte, sich auf diese Insel zurückzuziehen und zu beten. Gott erhörte ihre Gebete. Sie fand Seelsorger. Die Hoffnung begann das Grauen zu ersetzen. Ihr Glaube wog zunehmend schwerer als ihre Ängste. Der Heilungsprozess war langwierig und mühsam, aber erfolgreich und gipfelte in ihrer Heirat mit einem Mann, der es nur gut mit ihr meinte.[4]
Als Gott sie von ihren Schrecken befreite, gab es keine Klippen und keine Schweine, aber sie wurde auf jeden Fall davon befreit. Und wir werden daran erinnert, dass Satan uns das Leben schwer machen, uns aber nicht besiegen kann. Jesus Christus hat den Kopf der Schlange zertreten.
In einem Graben in der texanischen Steppe konnte ich das anschaulich sehen. Ein Erdölunternehmen suchte Arbeiter, die eine Pipeline verlegen sollten. Da ich stark war, verbrachte ich einen Großteil der Sommerferien damit, in einem schultertiefen, mehrere Kilometer langen Graben in Westtexas herumzuschaufeln. Ein großer Bagger zog vor uns einen Graben. Wir folgten ihm und schaufelten den überschüssigen Schutt und die Steine heraus.
Eines Nachmittags wirbelte die Maschine mehr als nur Dreck auf.
„Eine Schlange!“, rief der Vorarbeiter. Wir sprangen schneller aus dem Loch als ein Schachtelmännchen aus der Box und blickten auf das Klapperschlangennest hinunter. Ein Arbeiter schlug im gleichen Augenblick mit der Schaufel zu und köpfte die Schlange. Wir standen oben und sahen zu, wie sie sich – nun kopflos – in der weichen Erde unter uns wand. Obwohl die Schlange nicht mehr zuschlagen konnte, jagte sie uns immer noch einen Schrecken ein.
Dieses Erlebnis aus dem weit entfernten texanischen Sommer ist ein Gleichnis dafür, wo wir im Leben stehen. Ist der Teufel nicht wie eine Schlange? Johannes nennt ihn jedenfalls „die alte Schlange, den Teufel“ (Offenbarung 20,2).
Und wurde er nicht enthauptet? Nicht mit einer Schaufel, sondern mit einem Kreuz. „Auf diese Weise hat Gott die Herrscher und Mächte dieser Welt entwaffnet. Er hat sie öffentlich bloßgestellt, indem er durch Christus am Kreuz über sie triumphiert hat“ (Kolosser 2,15).
Und wie stehen wir also da? Zuversichtlich. Im Kern geht es in diesem Text um die Macht von Jesus über Satan. Ein Wort von Jesus Christus und die Dämonen schwimmen mit den Schweinen im Meer und der wilde Mann ist „ordentlich gekleidet und […] bei klarem Verstand“ (Markus 5,15). Nur einen Befehl musste er geben! „Seinen Befehlen müssen sogar die bösen Geister gehorchen!“ (Markus 1,27; Hfa). Die Schlange im Graben und Luzifer im Abgrund der Hölle – beide haben ihren Bezwinger gefunden.
Und doch wirbeln beide auch lange nach ihrer Niederlage noch Staub auf. Und so können wir zwar zuversichtlich, aber trotzdem vorsichtig sein. Für einen zahnlosen Schurken hat der Satan ganz schön Biss! Er spukt durch unsere Arbeit, stört unsere Aktivitäten und sorgt dafür, dass wir uns zweimal überlegen, wo wir hintreten. Und das sollten wir auch tun. „Seid besonnen und wachsam und jederzeit auf einen Angriff durch den Teufel, euren Feind, gefasst! Wie ein brüllender Löwe streift er umher und sucht nach einem Opfer, das er verschlingen kann“ (1. Petrus 5,8). Wachsamkeit ist nötig, Panik aber nicht angebracht. Die Schlange zappelt immer noch und schüchtert uns ein, aber sie hat kein Gift mehr. Sie ist besiegt, und das weiß sie auch! „Er weiß, dass ihm nur wenig Zeit bleibt“ (Offenbarung 12,12).
„Gott, der in euch wirkt, ist stärker als der Teufel, von dem die Welt beherrscht wird“ (1. Johannes 4,4; Hfa). Glaube daran. Vertraue auf das, was dein Erlöser für dich getan hat. „Widersteht dem Teufel, und er wird euch verlassen“ (Jakobus 4,7). In der Zwischenzeit kann er sich bestenfalls winden.
Nachgedacht
„Ein Blick auf den wilden Mann in den Gräbern verrät, welche Ziele Satan hat. Selbst zugefügter Schmerz. Der Dämon benutzte Steine. Wir sind da schon anspruchsvoller; wir benutzen Drogen, Sex, Arbeit, Gewalt und Essen.“ Hast du schon erlebt, dass Menschen in deinem Umfeld leiden und sich diesen Schmerz selbst zugefügt haben? Hast du dich auch schon selbst verletzt oder dir geschadet? Inwiefern?Lies Markus 5,1–20. Warum konnte Jesus die Dämonen mit einem einzigen Befehl kontrollieren? Was bedeutet es für dich, dass Jesus Christus eine solche Macht über die Hölle hat?Warum kam der Besessene Jesus wohl entgegen, als dieser aus dem Boot stieg (Markus 5,2)? Warum ist er nicht lieber weggelaufen?Worum bat der geheilte Mann Jesus (Markus 5,18)? Welche Antwort hat Jesus gegeben (Vers 19)? Was denkst du, warum er diese Antwort gegeben hat?Die Brüder von Jesus
„Wer den Willen Gottes tut, ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.“
Markus 3,35
„Nennt mir einen Begriff, der ein Mitglied eurer Familie beschreibt, das euch wirklich auf die Nerven geht.“ Diese Frage stellte ich einem halben Dutzend Freunden, mit denen ich beim Mittagessen saß. Alle warfen mir diesen „Was soll das denn?!“-Blick zu. Also erklärte ich, worauf ich hinauswollte.
„Ich treffe immer wieder Leute, die mit irgendeinem Mitglied ihrer Familie nicht klarkommen. Entweder ist die Schwiegermutter eine Hexe oder der Onkel ein Penner oder ihr Vater behandelt sie wie Luft.“
Jetzt sah ich nickende Köpfe. Wir verstanden uns. Und einer nach dem anderen beschrieb mir Personen aus seiner Familie.
„Mir kommt da ein Parasit in den Sinn“, begann einer. „Jemand, der sich an dir festsetzt. Meine Frau hat einen Bruder, der einfach nicht arbeiten will und immer von uns erwartet, dass wir uns um ihn kümmern.“
„Ein gut gekleideter Kaktus“, sagte jemand anders. „Das ist meine Mutter. Sie gibt sich freundlich. Alle halten sie für die Größte, aber wenn man ihr zu nahe kommt, stellt man fest, dass sie ganz viele Stacheln hat. Sie ist ein trockenes Gewächs und erstaunlich … lebenshungrig.“
„Eine Marmorsäule“, beschrieb ein anderer eine Tante. Würdevoll, edel, aber hochnäsig und hart.
Und egal, wie schwierig diese Menschen auch sind: Wir hängen an ihnen fest. Von Nachbarn kann man wegziehen, Angestellte kann man feuern, unsere Freunde können wir uns aussuchen – doch unsere Familie … na, du weißt schon: Die werden wir nicht los. Die Chancen stehen gut, dass du ziemlich gut weißt, was ich meine.
Wahrscheinlich gibt es auch in deinem Leben eine Person, mit der du nicht reden, die du aber auch nicht einfach aus deinem Leben streichen kannst. Eine Mutter, die ständig jammert; einen Onkel, der seine Suppe nicht essen kann, ohne laut zu schlürfen; einen Vater, der immer noch darauf wartet, dass du endlich den richtigen Job hast; eine Schwiegermutter, die dir unablässig zu verstehen gibt, dass du nicht der Richtige für ihre Tochter bist.
Wir sind aneinander gebunden, aber doch oft meilenweit voneinander entfernt.
Es ist wie in einem vollen Fahrstuhl: Menschen begegnen sich auf einer kurzen Fahrt zufällig und haben sich so wenig wie möglich zu sagen. Der einzige Unterschied ist: Aus dem Aufzug steigst du irgendwann aus und siehst die Leute nie wieder. Anders bei schwierigen Verwandten. Familientreffen, Weihnachten, Hochzeiten, Beerdigungen – du wirst ihnen unweigerlich wieder über den Weg laufen.
Wenn wir von jemandem erwarten, dass er auf unsere Bedürfnisse eingeht, dann ist es doch unsere Familie. Wenn wir gesundheitliche Probleme haben oder verletzt sind, wünschen wir uns doch, dass unsere Familie in irgendeiner Form darauf reagiert. Wenn wir emotional zu kämpfen haben, wünschen wir, dass unsere Familie das weiß.
Aber manchmal verhalten sich die Menschen, die uns am nächsten stehen, so, als wüssten sie von nichts. Manchmal tun sie so, als wäre es ihnen egal. Was kannst du tun, wenn die Menschen, die dir am nächsten stehen, auf Distanz gehen? Wenn du zwar mit anderen auskommst, aber zu deinen Verwandten irgendwie keinen Draht hast?
Hat Jesus etwas über den Umgang mit schwierigen Verwandten zu sagen? Gibt es ein Beispiel dafür, dass Jesus Frieden in eine schwierige Familie bringt? Ja, gibt es. Und zwar in seine eigene.
Es mag dich überraschen zu erfahren, dass auch die Familie Jesu gar nicht so perfekt war. Es wird dich vielleicht überraschen, dass Jesus überhaupt eine Familie hatte! Du weißt unter Umständen gar nicht, dass Jesus Brüder und Schwestern hatte. Markus zitiert in seinem Evangelium die Kommentare der Kritiker in seiner Heimatstadt Nazareth: „[Jesus] ist doch nur ein Zimmermann, der Sohn Marias und der Bruder von Jakobus, Josef, Judas und Simon. Auch seine Schwestern leben hier unter uns“ (Markus 6,3).
Wenn deine Familie dich nicht schätzt, dann musst du dich nicht weiter darüber aufregen, denn Jesus wurde von seiner eigenen Familie auch nicht gerade geschätzt. „Ein Prophet wird überall verehrt, nur nicht in seiner eigenen Heimatstadt und von seinen Verwandten und seiner eigenen Familie“ (Vers 4).
Ich frage mich, was er meinte, als er diese Worte sagte. Er ging in die Synagoge und wurde gebeten, dort zu predigen. Die Leute waren stolz darauf, dass jemand aus ihrer Stadt so bekannt geworden war – bis sie das hörten, was er sagte. Er bezeichnete sich selbst als den Messias, den, der die alten Prophezeiungen erfüllen sollte.
Ihre Antwort? „Ist das nicht der Sohn von Josef?“ Mit anderen Worten: „Das ist doch nicht der Messias! Der ist doch genau wie wir!“
In der einen Minute war er ein Held, in der nächsten ein Ketzer. Schauen wir, was dann passiert: „Sie sprangen auf und trieben ihn hinaus an einen steilen Abhang des Berges, auf dem die Stadt erbaut war. Sie wollten ihn hinunterstürzen, doch er schritt mitten durch sie hindurch und ging fort“ (Lukas 4,29–30).
Was für eine schreckliche Erfahrung! Alte Freunde und Bekannte versuchten, Jesus zu töten. Aber noch schrecklicher als das, was wir da lesen, ist das, was wir nicht lesen können. Achten wir mal darauf, was in diesem Vers nicht gesagt wird. Welche Worte dort eigentlich stehen sollten, aber nicht stehen: „Sie wollten ihn die Klippe hinunterstürzen, aber seine Brüder kamen und nahmen ihn in Schutz.“
Wir würden das gern lesen, aber wir können es nicht lesen, weil es so nicht dasteht. So ist es schlicht nicht gewesen. Als Jesus in Schwierigkeiten gerät, tauchen seine Brüder nicht auf.
Aber das ist nicht immer so. Es gibt eine Zeit, in der sie miteinander reden. Es gibt eine Zeit, in der sie mit ihm in der Öffentlichkeit gesehen werden. Nicht, weil sie stolz auf ihn sind, sondern weil sie sich für ihn schämen. „Als seine Angehörigen das erfuhren, wollten sie ihn mit Gewalt von dort wegholen. ,Er hat den Verstand verloren!‘, sagten sie“ (Markus 3,21; Hfa).
Die Geschwister von Jesus sind davon überzeugt, dass ihr Bruder verrückt ist. Sie sind nicht stolz auf ihn – sie schämen sich!
Verletzende Aussagen von denen, die Jesus am nächsten stehen! Hier sind noch mehr:
[…] und seine Brüder drängten ihn, zum Fest nach Judäa mitzugehen. „Geh doch nach Judäa, damit deine Jünger deine Wunder sehen können, die du tust!“, spotteten sie. „Wenn du dich so versteckst, wirst du nie bekannt werden! Falls du wirklich so wunderbare Dinge tun kannst, dann beweise es vor aller Welt!“ (Johannes 7,3–5)
Hörst du den Sarkasmus, der in diesen Worten mitschwingt? Diese Aussage trieft vor Spott. Wie hält Jesus es mit diesen Typen aus? Wie kannst du an dich glauben, wenn die, die dich am besten kennen, das nicht tun? Wie kannst du versuchen weiterzukommen, wenn deine Familie dich zurückhalten will? Was tust du, wenn du und deine Familie völlig unterschiedliche Ziele verfolgt?
Jesus gibt uns hier einige Antworten.
Es ist bemerkenswert, dass er nicht versucht, das Verhalten seiner Familie zu beeinflussen, und er lässt auch nicht zu, dass ihr Verhalten das seine bestimmt. Er verlangt nicht, dass sie ihm zustimmen. Er schmollt nicht, weil sie ihn beleidigt haben. Er versucht nicht, es ihnen recht zu machen.
Insgeheim denken wir vermutlich, dass unsere nächsten Verwandten doch unsere besten Freunde sein sollten. Jesus erwartete das nicht. Sehen wir uns an, wie er „Familie“ definierte: „Wer den Willen Gottes tut, ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter“ (Markus 3,35).
Als seine Brüder seine Überzeugungen hinterfragen, versucht Jesus nicht, sie auf seine Seite zu ziehen. Er hat erkannt, dass seine geistliche Familie ihm das bieten kann, was seine leibliche Familie nicht vermag. Und wenn selbst Jesus seine Familie nicht zwingen konnte, seine Überzeugungen zu teilen, warum denkst du dann, dass du deine dazu bringen kannst, dich zu verstehen?
Wir haben nicht in der Hand, wie unsere Familie auf unsere Entscheidungen, unsere Überzeugungen und unser Handeln reagiert. Wenn es darum geht, wie andere sich uns gegenüber verhalten, sind uns die Hände gebunden. Wir sollten uns von der naiven Annahme verabschieden, dass die Menschen uns gut behandeln werden, wenn wir Gutes tun. Tatsache ist: Vielleicht tun sie es, vielleicht aber auch nicht – wir haben nicht in der Hand, wie andere auf uns reagieren.
Wenn dein Vater ein emotionaler Analphabet ist, kannst du die beste Tochter der Welt sein, er wird es dir trotzdem nicht sagen. Wenn deiner Tante nicht gefällt, welchen beruflichen Weg du eingeschlagen hast, kannst du ein Dutzend Mal den Job wechseln, und sie wird trotzdem nie zufrieden sein. Wenn deine Schwester sich immer über das beklagt, was du von deinen Eltern bekommen hast und sie nicht, kannst du ihr geben, was du willst, und sie wird sich trotzdem beklagen.
Wenn du davon überzeugt bist, dass du einen Einfluss darauf hast, wie andere sich dir gegenüber verhalten, machst du dich von ihrer Meinung über dich abhängig. Wenn du glaubst, dass du ihre Meinung beeinflussen kannst, sie dir aber nicht wohlwollend gegenüberstehen: Rate mal, wem du dann die Schuld geben wirst? Dir selbst.
Du kannst hier nicht gewinnen. Jesus hat sich nicht darauf eingelassen und du solltest es auch nicht tun.
Wir wissen nicht, ob Josef der Weg gefiel, den sein Sohn Jesus eingeschlagen hat – aber wir wissen, dass Gott sich darüber freute: „Das ist mein über alles geliebter Sohn. An ihm habe ich Freude“ (Matthäus 3,17).
Ich kann dir nicht versprechen, dass deine Familie dich jemals mit dem Segen überschütten wird, nach dem du dich sehnst, aber ich weiß, dass Gott es tun wird. Lass dir von Gott schenken, was deine Familie dir nicht gibt. Wenn dein irdischer Vater nicht zu dir steht, dann bitte deinen himmlischen Vater, seinen Platz einzunehmen.
Und wie machst du das? Indem du Gott gefühlsmäßig als deinen Vater akzeptierst. Es ist eine Sache, ihn als Herrn zu akzeptieren, eine andere, ihn als Erlöser anzuerkennen – aber es ist etwas ganz anderes, ihn als Vater zu verstehen.
Gott als Herrn anzuerkennen, bedeutet anzuerkennen, dass er souverän ist und alle Macht im Universum hat. Ihn als Erlöser anzunehmen, bedeutet, das Geschenk anzunehmen, das Jesus Christus uns durch seinen Tod am Kreuz und die Auferstehung macht. Gott als Vater zu betrachten, bedeutet, noch einen Schritt weiterzugehen. Im Idealfall ist ein Vater die Person in deinem Leben, die für dich sorgt und dich beschützt. Und genau das will Gott für dich tun.
Er sorgt für deine Bedürfnisse (Matthäus 6,25–34). Er bewahrt dich vor Schaden (Psalm 139,5). Er hat dich in seine Familie aufgenommen (Epheser 1,5). Und er hat dir seinen Namen gegeben (1. Johannes 3,1).
Gott erweist sich immer wieder als ein vertrauenswürdiger Vater. Jetzt liegt es an uns, auch vertrauensvolle Kinder zu sein. Lass dir also von Gott das geben, was deine Familie dir nicht gegeben hat. Lass ihn die Lücke füllen, die andere in deinem Leben hinterlassen haben. Du darfst dich darauf verlassen, dass er dir Kraft und Ermutigung schenkt. Oder um es mit Paulus zu sagen: „Jetzt seid ihr keine Diener mehr, sondern Kinder Gottes. Und als seinen Kindern gehört euch alles, was ihm gehört“ (Galater 4,7).
Von deiner Familie anerkannt zu werden, ist wünschenswert, aber es ist nicht notwendig, um glücklich zu sein, und auch nicht immer möglich. Jesus hat nicht zugelassen, dass die schwierige Dynamik innerhalb seiner Familie seine Berufung durch Gott überschattete. Und weil er das nicht tat, hat dieses Kapitel ein Happy End.
Und was passierte in der Familie von Jesus?
In der Apostelgeschichte verbirgt sich hier eine wunderbare Botschaft: „Darauf kehrten [die Apostel] vom Ölberg nach Jerusalem zurück. Das ist ein Weg von etwa einer halben Stunde. […] Auch die Frauen waren dabei und Maria, die Mutter von Jesus, sowie seine Brüder. Sie alle waren einmütig beieinander und beteten beharrlich um das Kommen des Heiligen Geistes“ (Apostelgeschichte 1,12.14; GN).
Hier hat sich also etwas verändert! Dieselben Männer, die Jesus verspottet haben, beten ihn jetzt an. Diejenigen, die auf ihn herabgeschaut haben, beten jetzt für ihn. Was wäre passiert, wenn Jesus sich von ihnen distanziert hätte? Oder noch schlimmer: Was wäre, wenn er seine Familie unablässig gedrängt hätte, ihr Leben zu verändern?
Er hat es aber nicht getan. Stattdessen gab er ihnen Raum, Zeit und Gnade. Und weil er das tat, konnten sie sich ändern. Und wie sehr haben sie sich verändert? Ein Bruder wurde Apostel (Galater 1,19) und andere wurden zu Missionaren (1. Korinther 9,5).
Also verliere nicht den Mut. Gott verändert noch heute Familien. Ein nervtötender Onkel oder Neffe kann morgen schon dein bester Freund sein.
Nachgedacht
Hast du Verwandte, die eine echte Herausforderung für dich sind? Wenn ja, was macht es dir so schwer, mit ihnen zu kommunizieren?Was empfindest du, wenn du liest, dass Jesus eine schwierige Familie hatte?Geh das Kapitel noch einmal durch, und liste auf, in welcher Hinsicht seine Familie Jesus respektlos behandelt hat. Wie hat Jesus auf dieses Verhalten reagiert? Was können wir aus diesen Vorfällen lernen?„Es ist bemerkenswert, dass [Jesus] nicht versucht, das Verhalten seiner Familie zu beeinflussen, und er lässt auch nicht zu, dass ihr Verhalten das seine bestimmt.“ Inwiefern kann Jesus uns hier ein Vorbild sein?Wie hat seine Familie schließlich ihre Einschätzung von Jesus geändert? Inwiefern kann uns das Hoffnung schenken?David
David überließ die Schafe der Obhut eines Hirten und machte sich mit den Geschenken früh am nächsten Morgen auf den Weg, wie Isai es ihm befohlen hatte. Er traf gerade im Lager ein, als das Heer mit Geschrei und Schlachtrufen in den Kampf zog. Schon bald standen sich die Schlachtreihen der Israeliten und Philister gegenüber, Heer gegen Heer. David ließ sein Gepäck bei der Lagerwache und lief zu den Schlachtreihen hinaus, um seine Brüder zu begrüßen. Während er mit ihnen sprach, sah er, wie Goliat, der Philister aus Gat, aus den Reihen der Philister als einzelner Krieger hervortrat und wieder wie zuvor die gleichen Worte sagte, sodass es David hörte. Sobald die Israeliten ihn erblickten, liefen sie vor Angst davon. […]
David rief zurück: „Du trittst mir mit Schwert, Speer und Wurfspieß entgegen, ich aber komme im Namen des Herrn, des Allmächtigen – des Gottes des israelitischen Heeres, das du verhöhnt hast. Heute wird der Herr dich besiegen und ich werde dich töten und dir den Kopf abhauen. Und dann werde ich die Leichen deiner Männer den Vögeln und wilden Tieren vorwerfen, und die ganze Welt wird wissen, dass es einen Gott in Israel gibt! Und jeder wird wissen, dass der Herr keine Waffen braucht, um sein Volk zu retten. Es ist sein Kampf. Der Herr wird euch in unsere Hände geben!“
Als der Philister sich auf ihn zubewegte, um ihn anzugreifen, lief David ihm rasch entgegen. Er griff in seine Hirtentasche, holte einen Kiesel heraus, schleuderte ihn und traf den Philister an der Stirn. Der Stein bohrte sich in seine Stirn und er fiel mit dem Gesicht voran auf den Boden.
So triumphierte David nur mit Stein und Schleuder über den Philister, besiegte und tötete ihn.
1. Samuel 17,20–24.45–50
Der schmächtige Junge mit dem bartlosen Gesicht kniet am Bach. Die Knie sind feucht vom Uferschlamm und das frische Wasser umspült kühl seine Hand. Wenn er darauf achten würde, könnte er im Spiegel des Wassers seine ebenmäßigen Züge erblicken: kupferrotes Haar, ebenmäßig gebräunte Haut und Augen, die den Mädchen im Land den Atem rauben. Doch er hat keinen Blick für sein Spiegelbild. Er ist auf der Suche nach Steinen – nach Steinen aus dem Fluss. Schönen glatten Bachkieseln, die sich gut in einer Hirtentasche transportieren lassen und die in eine lederne Steinschleuder hineinpassen. Flach müssen sie sein und schwer, damit sie mit der Wucht eines Meteoriten den Schädel eines Löwen, eines Bären oder – in diesem Falle – eines Riesen treffen.
Goliat starrt vom gegenüberliegenden Hang herüber. Wenn er nicht so verblüfft wäre, würde er sich biegen vor Lachen. Er und das Heer der übrigen Philister verwandeln die Hälfte des Tals in einen Wald von Speeren. Sie sind ein johlender, blutrünstiger Schlägertrupp mit Stirnbändern, Schlagstöcken und Tätowierungen von Stacheldraht an den Oberarmen. Goliat überragt sie alle. Mit seinen knapp drei Metern, seinen hautengen Hosen und einer 60 Kilo schweren Rüstung steht er da und prahlt drohend wie ein MMA-Kämpfer. Er hat eine Kragenweite von 40 Zentimetern, einen Gurtumfang von 120 Zentimetern und einen Helm in Übergröße. Sein Bizeps ist prall, er hat einen Waschbrettbauch, und seine Stimme gellt durch das gesamte Tal: „Ich fordere das Heer Israels heute heraus! Stellt einen Mann, der mit mir kämpft!“ (1. Samuel 17,10). Wer traut sich?Wer von euch hat Mumm? Schickt mir euren besten Mann!
Keiner der Hebräer wagt sich vor. Bis zu diesem Tag, an dem David auf den Plan tritt.
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