Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Wenn mir die Kraft ausgeht und ich erschöpft bin - kümmert Gott sich darum? Wenn ich vor einem Berg an Herausforderungen stehe - wird Gott mir helfen? Wenn es in meinem Leben drunter und drüber geht - nimmt Gott davon Kenntnis? Wenn ich Angst habe - wird Gott mich trösten? Diese Fragen beschäftigen früher oder später jeden von uns. Die Antwort, die die Bibel im Johannesevangelium gibt, ist ein klares Ja. Ja, Gott ist mit uns! Er trägt durch den Sturm - damals wie heute. Max Lucado entfaltet auf den Seiten dieses Buches die wunderbare Botschaft: Gott ist immer an unserer Seite und handelt noch heute.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 211
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Über den Autor
Max Lucado war langjähriger Pastor der Oak Hills Church in San Antonio, Texas. Er ist verheiratet, Vater von drei Töchtern und Verfasser vieler Bücher. Die Zeitschrift Christianity Today zählt ihn zu den bekanntesten christlichen Autoren Amerikas.
Zu seinen Bestsellern gehören u. a. „Leben ohne Angst“, „Du schaffst das“, „Leichter durchs Leben“ und „Wie man Riesen besiegt“.
Inhalt
Kapitel 1:
Wir können nicht, aber Gott schon
Kapitel 2:
Gott wird zurückgeben, was das Leben genommen hat
Kapitel 3:
Der lange Weg vom Gebet bis zu seiner Erhörung
Kapitel 4:
„Steh auf, nimm deine Matte und geh“
Kapitel 5:
Wir können das schaffen!
Kapitel 6:
„ICH BIN mit dir im Sturm“
Kapitel 7:
Er macht die Blinden sehend
Kapitel 8:
Die Stimme, die Tote auferweckt
Kapitel 9:
Vollständig bezahlt
Kapitel 10:
Er sah und glaubte
Kapitel 11:
Frühstück mit Jesus
Kapitel 12:
Glauben, einfach nur glauben!
Weiterführende Fragen
Danksagung
Anmerkungen
Mit besonderer Wertschätzung für die Pastoren, die durch ihren Mut und Glauben eine immerwährende Inspiration für unsere Gemeinde sind:
Travis und Alisha Eades, Brian und Janet Carruth, Miguel und Haydee Feria, Mario und Christina Gallegos, Sam und Ann Gonzalez, Jimmy und Annette Pruitt, Rich und Linda Ronald.
Kapitel 1
Wir können nicht, aber Gott schon
„Ich bin ganz allein und völlig am Ende.“
Wir hatten uns bereits eine gute Stunde unterhalten, als diese Worte aus ihrem Mund kamen. Wir saßen im Wartezimmer eines Krankenhauses und hatten zusammen einen Kaffee getrunken – sie ihren mit Süßstoff, ich meinen mit Kaffeeweißer. Die Frau war klein. Ungeschminkt, strubbeliges Haar. Ihr T-Shirt hing unförmig an ihr herab, zerknittert. Ich fragte mich, ob sie wohl darin geschlafen hatte. Sie rührte und rührte mit dem kleinen Plastikstäbchen im Becher, bis ihr Getränk sich in einen Strudel verwandelte, der widerspiegelte, was sie empfand – eine Endlosspirale absoluter, verzweifelter Hilflosigkeit.
Ihr siebzehnjähriger Sohn lag auf der Intensivstation, zwei Türen und 45 Meter von uns entfernt. Er kämpfte bereits seit einem Jahr mit einer Opioidabhängigkeit, vielleicht sogar schon länger. Aufgrund eines Autounfalls war er nun im Krankenhaus gelandet. Nach vier Tagen unfreiwilligen Entzugs sehnte er sich verzweifelt nach den Tabletten, die ihm die Ärzte jedoch verweigerten. Sie hatten ihn sogar mit Gurten am Bett fixiert.
Seine Mutter brauchte fast eine Stunde, um mir zu berichten, was ich hier in einem Absatz beschrieben habe. Während sie die Geschichte erzählte, schluchzte und seufzte sie immer wieder tief. Als sie von ihrem Ex-Mann berichtete, der fast ein Jahr lang weder für sie noch für den Jungen da gewesen war, wurde sie von Wut gepackt. Ein Vater, der wochenlang nichts von sich hören ließ. Der immer neue Ausreden parat hatte. Was sollte die Mutter da anderes denken als: IchbinganzalleinundvölligamEnde.
Sie umklammerte den Styroporbecher so fest, dass ich dachte, er würde zerbrechen.
Kennen Sie dieses Gefühl? Kommt Ihnen diese Abwärtsspirale bekannt vor? Geht es Ihnen vielleicht ähnlich: Sind Sie überzeugt davon, dass Ihre Probleme niemanden interessieren, dass Ihnen niemand helfen kann, dass keiner Ihnen Beachtung schenkt und niemand Ihren Hilferuf hört?
Wenn Sie dieses Gefühl kennen, dann sind Sie nicht allein. Ich meine damit nicht, dass Sie mit diesem Gefühl nicht allein dastehen, weil andere dieses Gefühl auch kennen. Ich meine: Sie sind nicht allein. Punkt. Dieses finstere, brutale Gefühl von Isolation und Ohnmacht? Es hat keine bleibende Macht über Sie. Wenn Sie auch gerade denken, Sie seien allein und ziemlich am Ende, möchte ich Ihnen ein paar Geschichten erzählen, über die Sie unbedingt nachdenken sollten.
Nun, eigentlich ist es der Apostel Johannes, der diese Geschichten erzählt hat, die ich Ihnen ans Herz legen möchte. Er webte mit seinen Berichten einen Teppich voller Wunder. „Diese aber wurden aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben an ihn in seinem Namen das ewige Leben habt“ (Johannes 20,31).
Ein Glaube, der Leben schenkt! Genau darüber möchte Johannes schreiben. Starker, widerstandsfähiger, unerschütterlicher Glaube. Das wahre Leben beginnt, wenn wir glauben. Wir bekommen eine Kraft, die unsere eigene bei Weitem übertrifft. Wir bewältigen Aufgaben, die wir mit unseren menschlichen Fähigkeiten nie bewältigt hätten. Wir finden Lösungen, auf die wir von selbst nie gekommen wären.
Glaube bedeutet nicht, dass wir einem göttlichen Wesen Respekt entgegenbringen. Glaube ist die Entscheidung, sich völlig auf die Kraft eines lebendigen und liebevollen Retters zu verlassen. In dem Maße, in dem wir das tun, werden wir „in seinem Namen […] Leben“ haben. Darin liegt der Sinn von Wundern. Johannes berichtete von Zeichen, die allesamt darauf abzielen, Glauben an ein Versprechen zu wecken: Sie und ich, wir sind niemals allein. War das nicht eines der letzten Versprechen, die Jesus seinen Jüngern gegeben hat? Bevor er in den Himmel aufstieg, versicherte er seinen Freunden: „Ich bin immer bei euch bis ans Ende der Zeit“ (Matthäus 28,20).
Diese Worte müssen Johannes sehr viel bedeutet haben.
Stellen Sie sich den gealterten Apostel vor, wie er diese Geschichten erzählt. Er ist ein alter Mann. Seine Haare sind silbergrau und seine Haut ist faltig geworden. Aber sein Blick ist voller Hoffnung und sein Lachen erfüllt einen ganzen Raum. Er ist Pastor einer kleinen Gemeinde von Gläubigen in Ephesus. Er liebt es, von früher zu erzählen, und die anderen lieben es zu hören, wie er vor etwa sechs Jahrzehnten und mehr als 1500 Kilometer von diesem Ort entfernt von Jesus aufgefordert wurde, sein Fischernetz niederzulegen und ihm nachzufolgen. Und genau das hatte Johannes getan.
Auch Petrus, Andreas und Jakobus hatten es getan. Allerdings sind sie bereits tot. Sie haben ihren Auftrag schon lange erfüllt und ihr Leben gelebt. Nur Johannes ist noch übrig.
Und Johannes, wohl wissend, dass seine Zeit sich dem Ende zuneigt, übernimmt eine letzte Aufgabe. Das Markusevangelium ist bereits im Umlauf. Auch Matthäus und Lukas haben ihre Erzählungen über das Leben von Jesus zusammengestellt. Johannes möchte das Gleiche tun. Aber sein Evangelium soll anders werden. Er will die Geschichten erzählen, die die anderen nicht erzählt haben. Sein Evangelium soll eine Auswahl von Geschichten enthalten, die besonders „zeichenhaft“ sind.
Er nimmt uns mit zur Weinprobe nach Kana. In Kapernaum dürfen wir miterleben, wie ein Vater seinen Sohn umarmt, von dem er gedacht hat, er müsse sterben. Er lässt uns die Heftigkeit eines wütenden Sturms in Galiläa spüren und das Murmeln einer hungrigen Menschenmenge an einem Berghang hören. Wir erleben mit, wie ein Lahmer aufsteht und ein Blinder die Augen öffnet. Bevor Johannes seinen Bericht beendet hat, führt er uns noch über zwei Friedhöfe und zu einem Kreuz. Wir lauschen einer Unterhaltung am Frühstückstisch, die das Leben eines der Apostel veränderte. Die von Johannes ausgewählten Wunder reichen von einer Hochzeit bis zu einer grausamen Hinrichtung, von leeren Mägen zu geplatzten Träumen, von enttäuschter Hoffnung zu begrabenen Freunden. Wir werden uns bemühen, die Zeichen so zu betrachten, wie es wahrscheinlich Johannes’ Absicht entsprach. Nicht als Einträge in einem Geschichtsbuch, sondern als Szenen aus Gottes Drehbuch.
All diese Ereignisse rufen Sie mit einer Stimme dazu auf, Ihre Augen und Ihr Herz zu öffnen für die Möglichkeit – ja, für die Tatsache –, dass die größte Macht des Universums es gut mit Ihnen meint und Ihnen Hoffnung schenken will.
Johannes hat sie nicht etwa deshalb dokumentiert, um uns zu beeindrucken, sondern damit wir daran glauben, dass Jesus Christus immer für uns da ist, uns seine Liebe schenken will und uns mit seiner Macht zur Seite steht. Seine Auflistung von Wundern ruft es in die Welt hinaus: Gott hat alles im Griff! Sie denken, Sie seien ganz allein und am Ende? Das ist nicht wahr. Gott kann Sie über alle Herausforderungen hinwegtragen.
Sie sind stärker, als Sie glauben, denn Gott ist näher, als Sie denken.
Jesus heilte Wunden. Er sprach Worte, die Hoffnung spendeten. Lebensgeschichten bekamen eine neue Richtung. Menschen wurden gesegnet. Seine Wunder verbreiteten eine Botschaft: „Ich bin hier. Ich kümmere mich um euch.“
Wäre es Jesus darum gegangen, seine Göttlichkeit unter Beweis zu stellen, hätte er einen Schwarm Vögel aus dem Nichts erscheinen oder Bäume sich entwurzeln und verschwinden lassen können. Er hätte Bäche in Wasserfälle verwandeln können oder Steine in Hummeln. Solche Taten hätten seine Macht bewiesen. Aber Jesus wollte, dass wir mehr sehen. Er wollte uns zeigen, dass es einen Gott gibt, der Wunder vollbringt, der uns liebt, sich um uns kümmert und uns zu Hilfe kommt.
Brauchen wir diese Botschaft auch heute noch?
Dieses Buch ist ein Produkt der Quarantäne. Ich habe es während der Coronazeit beendet. Als ich vor ein paar Monaten mit dem Schreiben begann, war Covid-19 den meisten noch unbekannt. Begriffe wie „Kontaktbeschränkungen“ und „Lockdown“ konnte man in Fachbüchern finden, aber nicht in der Alltagssprache. Aber seither hat sich das völlig geändert. Während ich diese Kapitel schreibe, sitzen Millionen von Menschen in Apartments, Wohnungen, Häusern und Hütten fest.
Diese Krise hat eine ohnehin schon grassierende Epidemie von Isolation und Depression noch verschlimmert. Eine Studie hat ergeben, dass Einsamkeit ebenso gesundheitsschädlich ist wie das Rauchen von fünfzehn Zigaretten am Tag. Sie kann zu Demenz oder Alzheimer führen und ebenso zu Herzerkrankungen, einem geschwächten Immunsystem und einer geringeren Lebenserwartung.1
Die Leitung eines der größten Krankenhäuser in den USA nennt Einsamkeit als einen Hauptgrund für überfüllte Notaufnahmen. Das ParklandHospital in Dallas, Texas, machte diese verblüffende Entdeckung, als die Verantwortlichen Untersuchungen anstellten, wie sie das Gesundheitssystem entlasten könnten. Sie analysierten Daten und erstellten eine Liste mit Notfallpatienten, die in der Vergangenheit wiederholt aufgenommen worden waren. Die Untersuchung ergab, dass 80 Patienten innerhalb von zwölf Monaten zusammen 5139-mal eine der vier Notaufnahmen aufgesucht hatten. Die Kosten lagen bei 14 Millionen Dollar.
Nachdem sie die Namen dieser „Wiederholungstäter“ identifiziert hatten, sandten sie Teams zu ihnen, um den Gründen für die wiederholten Notfälle auf die Spur zu kommen. Ihr Fazit? Einsamkeit. Ja, Armut und Lebensmittelknappheit waren Zusatzfaktoren, aber der Beweggrund Nummer 1 war die Vereinsamung. In der Notaufnahme genossen sie Aufmerksamkeit, Freundlichkeit und Fürsorge. Daher die wiederholten Besuche. Sie wollten sich vergewissern, dass sich jemand für sie interessiert.2
Wünschen wir uns das nicht alle? Der Apostel Johannes wollte, dass wir wissen, dass sich jemand für uns interessiert. Er wollte, dass wir daran glauben, damit wir Gott unsere Not anvertrauen und uns auf seine Kraft verlassen.
Interessiert es Gott, wenn ich das Gefühl habe, mein Leben sei leer?
Hilft er mir, wenn ich mich von einer Situation überfordert fühle?
Bemerkt er, wenn ein Sturm tobt und ich kein Land mehr sehe?
Steht er mir zur Seite, wenn ich Todesangst habe?
Die Antwort, die uns die Leben spendenden Wunder im Johannesevangelium immer wieder liefern, ist ein lautstarkes Ja. Kennen Sie diese Wunder? Glauben Sie an einen Jesus, der nicht nur mächtig ist, sondern die Schwachen und Verletzten dieser Welt auch leidenschaftlich liebt? Glauben Sie, dass Sie ihm so wichtig sind, dass er in den einsamen Wartezimmern, in den Reha-Kliniken und Pflegeanstalten des Lebens an Ihrer Seite ist?
Vor Kurzem war ich mit zwei meiner liebsten Gefährten spazieren: mit meiner dreieinhalb Jahre alten Enkelin Rosie und meinem treuen Hund Andy.
Andy erforscht gern ein trockenes Flussbett in der Nähe unseres Hauses. Und Rosie liebt es, ihm zu folgen. Sie denkt, sie könne überallhin, wo auch er hingeht. Und wenn ich ihr meine Hilfe anbiete, verscheucht sie mich. Sie hat ihren eigenen Kopf, die Kleine, ganz wie ihre Großmutter. Also übernahm Andy die Führung, Rosie rannte hinter ihm her, und ich versuchte mitzuhalten. Andy stöberte ein Tier im Dickicht auf und sauste hinein. Rosie dachte, sie könne es ihm gleichtun. Andy rannte hindurch, aber Rosie blieb stecken. Die Äste zerkratzten ihre Haut und sie brach in Tränen aus.
„Opa Max! Hilfst du mir?“
Und was tat ich? Ich tat, was auch Sie tun würden. Ich begab mich in das Dickicht und streckte meine Hände aus. Sie hob ihre Arme und ließ sich von mir herausheben.
Gott wird das Gleiche auch für Sie tun. Sie sind niemals allein, nie ohne Hilfe, nie ohne Hoffnung.
Sie und ich, wir sehnen uns nach jemandem, der uns in den Schwierigkeiten des Lebens begegnet. Wir sehnen uns danach, an einen lebendigen, liebevollen, Wunder wirkenden Gott zu glauben, der nicht zögert, in das dornige Dickicht unserer Welt zu steigen und uns herauszuholen.
Wenn das Ihr Wunsch ist, dann öffnen Sie Ihr Herz für die Worte von Johannes und die Wunder von Jesus. Wer weiß, vielleicht passiert dann genau das, was Johannes beabsichtigt hat: „… damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben an ihn in seinem Namen das ewige Leben habt“ (Johannes 20,31).
Kapitel 2
Gott wird zurückgeben, was das Leben genommen hat
Er sah nicht gerade allwissend aus. Er wirkte mit seiner Hornbrille, seinem grauen Anzug und dem Stapel Dokumente jedoch ausgesprochen intelligent. Er war clever, gut vorbereitet und in Bezug auf Statistiken so versiert, wie er das in seinem Beruf eben sein musste. Wirkte er jenseitig und prophetisch? Göttlich? Hellsichtig? Sosehr ich mich auch anstrengte, ich konnte keinen Heiligenschein entdecken. Von Engeln wurde er ebenfalls nicht begleitet. Sein Gesicht leuchtete, aber das lag wohl eher an der Nachmittagssonne, die durch das Fenster seines Büros fiel.
„Lassen Sie uns mal schauen“, begann er, während er einen Ordner mit Diagrammen und Berichten durchblätterte. „Sie beide werden leben bis …“ Er sah auf und meinte: „Falls Sie selbst nachsehen möchten, ich bin auf Seite 7.“ Er wartete, während wir nachlasen.
Ich konnte spüren, wie meine Handflächen langsam feucht wurden. Denalyns Augen waren geweitet. Uns waren schon früher Daten genannt worden: die Entbindungstermine unserer Töchter, die Termine der College-Abschlussprüfungen, Hochzeitstermine. Aber ein Sterbedatum? Das gab dem Begriff Deadline* eine ganz neue Bedeutung. Wollten wir wirklich wissen, was er herausgefunden hatte?
Er verdiente sein tägliches Brot damit, anderen Lebensversicherungen zu verkaufen. Am Telefon hatte er mir gesagt: „Ich möchte sicherstellen, dass Sie alles haben, was Sie brauchen.“
Zu diesem Zweck brauchte er zwei Informationen: die Höhe der Beiträge, die wir bereit waren zu zahlen, und die Anzahl der Jahre, die wir noch leben würden. Ich konnte ihm die erste Information liefern. Er sagte, er könne die zweite bestimmen. Und jetzt wollte er sie uns mitteilen. „Was, wenn das von ihm errechnete Datum schon diese Woche ist?“, fragte ich Denalyn. „Sollte ich dann lieber einen Gastprediger für den nächsten Gottesdienst bestellen?“ Sie lächelte nicht. Er auch nicht.
Er sprach mit der Lässigkeit eines Hotelrezeptionisten, der Reservierungsdaten überprüft. „Mrs Lucado, Sie werden bis zum Jahr 2044 bei uns sein. Und Sie, Mr Lucado, werden uns im Jahr 2038 verlassen.“
Ja, da war es. Zumindest wussten wir es jetzt. Ich kann Ihnen nicht viel von dem berichten, was er sonst noch zu sagen hatte. Ich war zu fasziniert davon, endlich das Datum zu kennen, das auf meinem Grabstein stehen würde. Ich kannte die erste Zahl: 1955. Ich kannte das nächste Zeichen: einen 2,5 cm langen Bindestrich. (Aus Neugier habe ich das einmal an einem Grabstein nachgemessen.) Jetzt kannte ich auch die zweite Zahl: 2038.
Dieses Gespräch fand 2018 statt. Ich musste ganz schön schlucken, als ich hörte, dass mir nur noch 20 Jahre blieben. Ich hatte schon drei Viertel des Weges geschafft und würde bald den Jordan überqueren. Ausgerüstet mit diesem neuen Datum, konnte ich es kaum erwarten, meine verbleibenden Ressourcen zu berechnen:
168 192 000 Atemzüge (das klingt nach viel, aber ich habe ganze 2000 verbraucht, um den ersten Entwurf dieses Kapitels zu schreiben).108 000 Golfschläge (bei mir entspricht das etwa zehn Runden).7300 Nächte in einem Bett mit einer schlafenden Schönheit namens Denalyn an meiner Seite (das sind viel mehr, als ich verdiene, aber viel weniger, als ich mir wünschen würde).Meine Liste enthielt auch die verbleibenden Präsidentschaftswahlen, Superbowls, Sonnenuntergänge im Sommer und Blütezeiten der blauen Wiesenlupine.
Diese Aufgabe erinnerte mich an eine Wahrheit, die wir oft verdrängen: Alles geht zur Neige. Die Tage werden weniger, die Termine, die Tänze ebenfalls. Am Tag unserer Geburt wurde die Sanduhr unwiderruflich umgedreht und seitdem verbrauchen wir unser Guthaben. Wir haben heute weniger als gestern. Wir heben mehr von unserem Konto ab, als wir einzahlen – eine Tatsache, die meiner Ansicht nach der Grund für das erste Wunder ist, das Jesus vollbrachte. Er befand sich auf einer Hochzeit. Maria, seine Mutter, war auch da. Irgendwann kam sie zu ihrem Sohn und wies ihn auf ein Problem hin. „Sie haben keinen Wein mehr“ (Johannes 2,3).
Wäre ich an diesem Tag der diensthabende Engel gewesen, hätte ich eingegriffen. Ich hätte einen meiner Flügel ausgestreckt und Maria beiseitegenommen. Ich hätte sie an den Auftrag ihres Sohnes erinnert. „Er wurde nicht auf diese Erde gesandt, um so weltliche, profane Aufgaben zu erledigen. Wir heben uns seine Wunderkräfte lieber für Totenerweckungen, Lepraheilungen und Dämonenaustreibungen auf. Kein Wein? Kein Grund, Jesus etwas vorzuweinen.“
Aber ich war nicht der diensthabende Engel. Maria nahm die Hilfe ihres Sohnes in Anspruch, um das Problem der leeren Schöpfkellen zu lösen. Im 1. Jahrhundert verstanden die Menschen in Palästina etwas davon, wie man ein Fest feiert. Eine Hochzeitsfeier mit Empfang, die nur einen Abend dauerte, war ein absolutes No-Go. Hochzeiten dauerten geschlagene sieben Tage. Essen und Getränke sollten also mindestens genauso lange ausreichen. Daher war Maria besorgt, als sie sah, wie die Diener die letzten Tropfen aus dem Weinfass schöpften.
Man kann die Veranstalter wegen schlechter Planungen tadeln. Man kann die Gäste für den Weinmangel verantwortlich machen, weil sie zu viel tranken. Man kann Jesus vorwerfen, dass er mit einer Truppe durstiger Jünger auftauchte. Wir wissen nicht, warum es zu dem Engpass kam. Aber wir wissen, wie die Vorräte wieder gefüllt wurden. Maria brachte das Problem vor. Jesus fühlte sich zunächst nicht zuständig. Maria wies die Diener an, entsprechende Vorkehrungen zu treffen, und wartete dann ab. Jesus überlegte es sich noch einmal. Er gab eine Anweisung. Die Diener gehorchten und boten dem Sommelier etwas an, wovon sie hätten schwören können, dass es Wasser war. Er nahm einen Schluck, leckte sich die Lippen, hielt das Glas gegen das Licht und erwiderte erstaunt, dass sie wohl den besten Wein für den Abschiedstoast aufgehoben hatten. Die Diener begleiteten ihn durch den Raum, um ihm die sechs Fässer zu zeigen, die bis zum Rand mit Wein gefüllt waren. Die Hochzeit ohne Wein wurde plötzlich zu einer Hochzeit mit Wein im Überfluss. Maria lächelte ihren Sohn an. Jesus erhob das Glas auf seine Mutter und wir lernen aus der Geschichte: Der Himmel interessiert sich auch für unsere schwindenden Vorräte, egal, wie belanglos sie auch sein mögen.
Ich kann ebenfalls ein Lied davon singen. Während einer der etwas verrückteren Zeiten meines Lebens nahm ich an einem Halb-Ironman teil. Der Wettkampf bestand aus einer Schwimmstrecke von 2 Kilometern, einer Radstrecke von 90 Kilometern und einer Laufstrecke von 21 Kilometern. Warum nahm ein 50-jähriger Pastor an einem solchen Unterfangen teil? Genau das fragte mich meine Frau jedenfalls immer wieder.
Während eines der Rennen betete ich das wahrscheinlich wunderlichste Gebet meines Lebens. Wir waren zu viert zu dem Wettkampf nach Florida gereist. Einer meiner Freunde hatte einen Athleten aus Indiana eingeladen, uns zu begleiten. Insgesamt kannte ich also diese drei Teilnehmer. Und mindestens 200 Menschen nicht. Eine Tatsache, die für meine Geschichte sehr bedeutsam ist.
Ich beendete das Schwimmen. Ich war zwar nicht der Allerletzte, aber doch fast Letzter und schon halb tot. Ich setzte mich auf mein Fahrrad und begann die dreistündige Fahrt. Nachdem ich etwa ein Drittel der Strecke hinter mich gebracht hatte, griff ich in die Tasche meines Shirts, um etwas Sportlernahrung herauszuholen. Es handelt sich dabei um eine Ration schnell verwertbarer essenzieller Nährstoffe. Raten Sie mal, wer seine Snacks vergessen hatte? Ich hatte keine Nahrung und noch fast 50 Kilometer vor mir. Leider gibt es auf der Triathlonstrecke auch keine Kiosks mit solchen Riegeln.
So wie Sie habe auch ich in meinem Leben schon unzählige Gebete gesprochen. Ich habe für Menschen gebetet, die im Sterben lagen, für Babys, die geboren wurden. Ich habe für gebrochene Herzen gebetet, für kaputte Häuser, für angeknackste Knochen. Aber ich hatte noch nie für Sportsnacks gebetet. Aber was tat ich jetzt? Die Strecke ohne Nahrung zu bewältigen war für den alten Max unmöglich.
Also betete ich. Während ich schnaufte und in die Pedale trat, sagte ich: „Herr, das ist vielleicht das einzige Mal in der Ewigkeit deines Daseins, dass du diese Bitte hörst. Aber meine Situation sieht folgendermaßen aus …“
Fiel Nahrung vom Himmel? Na ja, fast. Der Mann aus Indiana, der Freund meines Freundes, eine der drei Personen, die ich unter all den Teilnehmenden kannte, fuhr gerade „rein zufällig“ an mir vorbei.
„Hi, Max, wie läuft’s?“, fragte er.
„Also, ich habe da ein Problem.“
Als er von meinem Snack-Mangel hörte, griff er in die Tasche seines Trikots und holte drei Packungen hervor. Er sagte: „Ich habe mehr als genug!“ Er gab sie mir und fuhr weiter.
Jetzt denken Sie vielleicht: Max, das ist ein ziemlich schwaches Beispiel für ein erhörtes Gebet. Ich bin mit Krankheiten, Schulden, drohender Kündigung und Schicksalsschlägen konfrontiert, und du sprichst von so etwas Belanglosem wie Snacks in einem Rennen?
Genau darauf will ich hinaus.
Und ich denke, darauf will auch Jesus hinaus. Ist es wirklich so weltbewegend, ob auf einer Hochzeit der Wein ausgeht? Angesichts all der Bedürfnisse der Menschen auf dem Planeten – warum sollten leere Weinfässer da eine Rolle spielen? Die Antwort ist einfach: Es war Jesus wichtig, weil es Maria wichtig war. Wenn Jesus bereit war, seine himmlische Macht zu zeigen, um einen gesellschaftlichen Fauxpas zu verhindern, wie viel eher wird er dann bereit sein, bei wichtigeren Fragen unseres Lebens einzugreifen?
Er möchte, dass Sie eines wissen: Sie dürfen mit all Ihren Bedürfnissen – all Ihren Bedürfnissen! – zu ihm kommen. „Sorgt euch um nichts, sondern betet um alles. Sagt Gott, was ihr braucht, und dankt ihm“ (Philipper 4,6; Hervorhebung des Autors).
Betet um alles – nicht nur um die großen Dinge.
Maria hat es uns vorgemacht. Sie kam mit ihrem Anliegen zu Jesus. „Sie haben keinen Wein mehr.“ Ohne Trommelwirbel und ohne Tamtam. Sie kannte das Problem. Sie kannte den Versorger. Sie brachte beides zusammen.
Meine Kinder haben das auch getan. Sie haben mir immer ganz konkret gesagt, was sie brauchten und wann sie es brauchten. Niemand rief mich an und meinte: „Sei heute bitte ein guter Vater für mich, Papa.“ Oder: „Ich verkünde im Namen der guten Elternschaft, dass du meine tiefsten Bedürfnisse stillen musst.“
Was ich zu hören bekam, war: „Kannst du mich abholen?“ – „Kann ich etwas Geld haben?“ – „Kann ich heute bei meiner Freundin übernachten?“ – „Hilfst du mir bei den Hausaufgaben?“ – „Wie bist du bloß so ein brillanter, weiser und gut aussehender Vater geworden?“
Okay, die letzte Frage ist vielleicht ein bisschen übertrieben. Mir geht es um Folgendes: Meine Töchter hatten konkrete Bitten. Hat mich das abgeschreckt? War ich beleidigt, weil sie mir genau sagten, was sie von mir wollten? Natürlich nicht. Ich bin schließlich ihr Papa. Das war ihre Art zu sagen: „Ich brauche dich.“ Es ist die Aufgabe eines Vaters, die Bedürfnisse seiner Kinder wahrzunehmen und auf ihre Bitten zu reagieren.
Also frage ich Sie: Haben Sie Gott schon um Unterstützung gebeten? Hat Ihr Bedürfnis Sie motiviert, ein Gebet zu sprechen? Jesus wird Ihnen eine passende Antwort auf Ihr konkretes Anliegen geben. Bei ihm gibt es kein Fast Food. Er ist ein Sternekoch, der seinen ganz individuellen Segen auf Ihre einzigartigen Bedürfnisse abstimmt. Als Menschenmengen zu ihm kamen, um geheilt zu werden, legte er „jedem Einzelnen die Hände auf und heilte sie alle“ (Lukas 4,40; Hervorhebung des Autors).
Wenn Jesus gewollt hätte, hätte er auch eine heilende Wolke vom Himmel auf die Menschenmenge herabrufen können. Aber sein Segen ist keine Massenware. Er legte jedem Einzelnen die Hände auf, ganz individuell und persönlich. Er reagierte auf konkrete Nöte mit konkreten Antworten. Durch ein detailliertes Gebet geben wir Jesus die Möglichkeit, all unsere Zweifel an seiner Liebe und seinem Interesse an uns zu zerstreuen. Ihr Problem wird zu seinem Weg. Ihre Herausforderung wird zur Bühne, auf der Jesus sein wunderbares Wirken demonstriert. Sprechen Sie also ein einfaches Gebet und vertrauen Sie Jesus Ihr Anliegen an.
Wieder ist Maria hier unser Vorbild. Achten Sie darauf, was sie tut. In Vers 3 formuliert sie ihr Anliegen: „Sie haben keinen Wein mehr.“ In Vers 4 reagiert Jesus außergewöhnlich ablehnend: „‚Was hat das mit mir und dir zu tun?‘, fragte Jesus. ‚Meine Zeit ist noch nicht gekommen‘“ (Johannes 2,3–4).
Jesus hatte offensichtlich einen Terminplan. Er wusste, wann seine Zeit kommen würde, und die Hochzeit von Kana war nicht der Moment, an dem er zum ersten Mal aktiv werden würde. Er ging als ganz normaler Gast ohne besondere Absichten auf diese Hochzeit. „Wasser in Wein verwandeln“ stand nicht auf seiner To-do-Liste. Die Engel standen nicht Schlange, um das erste Wunder mitzuerleben. Das Engel-Komitee für Anfangswunder war sich nämlich sicher, dass das erste Wunder für ein späteres Datum geplant war.
Deshalb begegnete Jesus Marias Bitte erst einmal mit zögernder Ablehnung. Sie haben die gleiche Reaktion vielleicht auch schon erlebt. In Ihrer persönlichen Version von Vers 3 haben Sie Ihren Mangel geschildert: kein Wein, keine Zeit, keine Kraft, keine Vision. Ihre Anzeige steht auf null. Der Tank ist leer. Das Konto ist im Minus. In Vers 3 haben Sie Ihr Anliegen vorgebracht. Dann kam Vers 4. Stille. Es war so ruhig wie in einer Bibliothek um Mitternacht. Es gab keine Antwort. Es wurde keine Ausgleichszahlung getätigt. Wenn es keine Antwort gibt, wie lautet dann Ihr Vers 5?
Maria hätte folgendermaßen reagieren können:
Sie zog beleidigt von dannen.
Sie verkündete, dass sie nicht länger an ihren Sohn glaubte.
Sie sagte: „Wenn du mich wirklich lieben würdest, würdest du mein Gebet erhören.“