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Je genauer und strukturierter Kinder beobachtet werden, desto erfolgreicher können sie in ihrer individuellen Entwicklung begleitet werden. Das Entwicklungs- und Kompetenzprofil (EKP) ist ein standardisiertes Instrument, das die gesamte geistige, körperliche, emotionale und soziale Entwicklung sowie die Persönlichkeit und das Kompetenzprofil des Kindes in den Blick nimmt. Ein erprobtes Verfahren, welches handhabbar und alltagstauglich ist und dabei die zeitlichen Ressourcen pädagogischer Fachkräfte schont.
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Seitenzahl: 48
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© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2023
Alle Rechte vorbehalten
www.herder.de
Umschlagkonzeption und -gestaltung: Verlag Herder
Satz: Arnold & Domnick, Leipzig
Gedruckt auf umweltfreundlichem, chlorfrei gebleichtem Papier
E-Book-Konvertierung: Newgen Publishing Europe
ISBN (Print) 978-3-451-39472-0
ISBN EBook (ePub) 978-3-451-82932-1
ISBN EBook (PDF) 978-3-451-82929-1
Inhalt
Einleitung
1 Grundlagen und Hinweise zur Durchführung
1.1 Warum beobachten wir Kinder in der Kita?
1.2 Beobachtungsaufgaben sind nicht statisch
1.3 Was sollten wir beobachten?
1.4 Wie können wir Beobachtung dokumentieren?
2 Das Entwicklungs- und Kompetenzprofil (EKP)
2.1 Die Durchführung garantiert die Qualität der Bildungsdokumentation.
2.2 Kurzzeitbeobachtungen als Basis für das EKP.
3 Die Einbettung von Bildungsdokumentation in das Portfolio
4 Die Anwendung des EKP in der Praxis
5 Erste Beobachtung aus der Praxis:„Da bleibt mir die Luft weg!“ (Jonas, 18 Monate)
6 Zweite Beobachtung aus der Praxis:„Ein Gegenstand“ (Dorothee, 10 Monate)
Literatur
Einleitung
Beobachtung und Dokumentation gehören seit mehr als zwei Jahrzehnten zu den Standardaufgaben im pädagogischen Alltag der Kinderbetreuung von der Krippe bis zum Hort sowie in der Tagespflege. Inzwischen haben Fachkräfte, Einrichtungen und Träger die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Konzepten und Verfahren von Beobachtung und Dokumentation zu wählen. Die Entscheidung für das eine oder andere Konzept kann sich vor allem auf folgende Auswahlkriterien stützen:
Aussagekraft des Verfahrens hinsichtlich der Erfassung von Entwicklung, Persönlichkeit und Kompetenzprofil der Kinder
Handhabbarkeit und Alltagstauglichkeit des Verfahrens
Vermeidung von unnötigem Zeitbedarf in einem von vielen anderen Aufgaben beanspruchten Berufsalltag
Diese drei Kriterien standen bei der Entwicklung und Erprobung des Entwicklungs- und Kompetenzprofils (EKP) im Vordergrund. Das EKP hat bei zahlreichen Kindern in Kindertageseinrichtungen von Bayern bis Schleswig-Holstein Anwendung gefunden und konnte auf dieser Grundlage weiterentwickelt werden. Das vorliegende Manual präsentiert das EKP in einer ausgefeilten Fassung, die mit zahlreichen Praxisbeispielen und kurzen Erläuterungen zur Nutzung einlädt. Das tabellarische Herzstück des EKP wird begleitet von praxisnahen Informationen über
Aufgaben,
Themen,
Verfahren und
Qualitätssicherung
sowohl von Beobachtung als auch von Dokumentation.
Dabei werden auch Veränderungen und Alternativen der Beobachtungs- und Dokumentationspraxis während der letzten drei Jahrzehnte skizziert. Auf dieser Grundlage erweist sich das EKP als ein aktuelles, umfassendes Konzept der Bildungsdokumentation, das einen hohen fachlichen Anspruch mit zeitsparender Praktikabilität verbindet. Es kann von den pädagogischen Fachkräften in Kindertagesbetreuung und Kindertagespflege flexibel und den Schwerpunkten der Einrichtungskonzeption entsprechend eingesetzt werden.
Das EKP wird darüber hinaus aus der verbreiteten Isolation von Beobachtung und Dokumentation im pädagogische Alltag herausgeholt, indem es mit einem anderen wichtigen Element aktueller früh-pädagogischer Praxis, dem Portfolio, in Verbindung gebracht wird, ohne dass daraus neue Handlungsverpflichtungen entstehen.
1 Grundlagen und Hinweise zur Durchführung
1.1 Warum beobachten wir Kinder in der Kita?
Im Kita-Alltag hören wir immer wieder die Aussage: „Wir haben leider kaum Zeit, oft gar keine Zeit zur Beobachtung.“ Und in der Tat: Die Arbeit der pädagogischen Fachkräfte ist von einer kontinuierlich wachsenden Aufgabenfülle geprägt. Gleichzeitig ist der Fachkräftemangel in den früh-kindlichen Bildungseinrichtungen angekommen. Dennoch kann konstatiert werden: Erzieher*innen stellen sich den vielfältigen Anforderungen; sie sind engagiert und motiviert. Doch dazu brauchen sie Entlastung. Sie brauchen ein alltagstaugliches Konzept für Beobachtung und Dokumentation, das anspruchsvoll, zeitgemäß und zugleich möglichst zeitsparend ist.
Maria Montessori war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine der ersten Pädagog*innen, die dem Beobachten der Kinder eine grundlegende Bedeutung für die pädagogische Arbeit beimaß.-In der frühpädagogischen Praxis ein Jahrhundert später geht es uns in einem umfassenden Sinne um die Vielfalt der Aspekte, in denen Kinder mit ihrer sozialen, natürlichen und dinglichen Umwelt umgehen und sich selber als Persönlichkeit wahrnehmen. Je mehr wir von den Kindern wissen, desto erfolgreicher können wir sie begleiten auf dem Weg,
sich mit ihren Stärken, Schwächen und Besonderheiten zu entdecken,
als Weltentdecker und Welterforscher aktiv zu sein,
mit anderen Kindern (oder auch Erwachsenen) gemeinsame Aktivitäten zu entwickeln
oder auch alleine, ganz darin versunken eine Sache zu verfolgen sowie
sich auch auf Merkwürdiges, Ungewöhnliches einzulassen und
Schönes zu genießen.
Wir beobachten Kinder auch, um Anhaltspunkte dafür zu gewinnen,
was wir den Eltern über ihre Kinder berichten, anvertrauen, empfehlen, an Bestärkendem „herüberbringen“ können und sollten,
inwieweit wir unser pädagogisches Handeln anreichern, neu akzentuieren oder sogar neu ausrichten können – dem einzelnen Kind gegenüber, einer kleineren Gruppe von Kindern oder der ganzen Kita-Gruppe gegenüber,
ob wir gegebenenfalls eine externe Expertise einbeziehen sollten, um Besonderheiten einzelner Kinder besser zu verstehen oder um die Entwicklung einzelner Kinder durch Hinzuziehung therapeutischer Fachkräfte zu stabilisieren.
Mit dem Beobachten gewinnen wir auch eine Fülle von Eindrücken, die uns das Gesamtspektrum des Handelns, Empfindens, Denkens, der Wünsche der Kinder vor Augen führen. Wir werden durch Beobachtung zu Expert*innen von Kindern und Kindheit heute. Anders als Eltern, die kindliches Handeln in der konzentrierten Perspektive auf ihr eigenes Kind wahrnehmen, gewinnen wir so über-individuelle Fachkompetenz zum Thema Kindsein.
1.2 Beobachtungsaufgaben sind nicht statisch, sie verändern sich mit den pädagogischen Zielsetzungen
Dieses breite Aufgabenspektrum von Beobachtung entfernt sich deutlich von der Engführung, mit der Beobachtung in den Siebziger- und Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts betrieben wurde. Damals wurde mit den Arbeiten von Kuno Beller und anderen Pädagog*innen Beobachtung in die pädagogische Praxis der Kindertageseinrichtungen eingeführt, um Förderbedarfe von Kindern zu ermitteln. In den Neunzigerjahren erweiterte sich die Nutzung der Beobachtungsinstrumente: Nicht mehr nur Kinder mit Förderbedarfen oder – wie wir heute sagen – mit besonderen Rechten wurden als Adressat*innen von Beobachtung gesehen. Die belgischen Autor*innen der „Leuvener Engagiertheitsskala“ und die Neuseeländerin Margret Carr, die Entwicklerin der „Bildungs- und Lerngeschichten“, leiteten eine neue, bis heute lebendige Phase pädagogischer Beobachtung und Dokumentation ein. Sie wollten Beobachtung so systematisieren, dass die individuellen Entwicklungs- und Lernpotenziale aller Kinder differenzierter transparent werden. Die Engagiertheit des Kindes beim Umgang mit Neuem und die dabei sichtbar werdenden Bildungspotenziale sollten durch neu definierte Beobachtungskonzepte und -instrumente erfasst werden.