Das Individuum - Adalbert Rabich - E-Book

Das Individuum E-Book

Adalbert Rabich

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Beschreibung

Das Individuum wird in einem Staat durch regulatorische Maßnahmen in seinen Möglichkeiten beschränkt, insbesondere hinsichtlich seiner Einflußnahme auf die Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens und seines Einkommens. Dies wird im Einzelnen wissenschaftlich erläutert, wobei zahlreiche Quellen eine Vertiefung der Argumentation gestatten. Von großer Bedeutung ist das Einwirken auf die persönliche Meinungsbildung und Kritikfähigkeit durch Informationsdienstleister, insbesondere von Presse und Fernsehen, sowie durch Netzwerk-Teilnehmer. Die Unterscheidung von wirklichen Sachverhaltsschilderungen und journalistischen Aufbereitungen erfordert gewisse Voraussetzungen, da sie insbesondere durch künstliche Wort- und Bildgestaltung oft erschwert wird. Anhand von Beispielen wird gezeigt, wie gravierende Folgen wie Kriege über Manipulationen des Geistes und der Gedankenwelt hervorgerufen werden.

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Adalbert Rabich

Das Individuum

seine Ohnmacht in der Parteiendemokratie und seine Beeinflußbarkeit durch fremde Mächte

© 2018 Adalbert Rabich

Verlag & Druck: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Paperback978-3-7469-2660-5 (Paperback)

Hardcover978-3-7469-2661-2 (Hardcover)

e-Book978-3-7469-2662-9 (e-book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Das Individuum,

seine Ohnmacht in der Parteiendemokratie

und seine Beeinflußbarkeit durch fremde Mächte

Adalbert Rabich, Dülmen

Frühjahr 2018

Das Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung

Das Individuum und seine Gemeinschaft, Einleitung

0.Der Mensch als Evolutionsprodukt in seiner Vielfalt

1.Das Individuum als selbstbestimmende Persönlichkeit

1.1Das Individuum und seine Möglichkeiten, Unwahres zu entlarven

1.2Das Individuum und seine Fähigkeiten zum Unterscheiden und Werten

1.3Das Individuum und sein Arbeitsstil

1.4Des Individuums Findigkeit und Scharfsinn im Wust der Publikationen

Der beeinflussbare Mensch, seine Selbstbestimmung

2.Die Gemeinschaft und die Stellungshierarchie darin

Die Gruppenbildung

Die Gruppen – die Parteien

3.Glaube – Meinung – Wissen

4.Der Kampf der Beeinflussungsmächte um das Individuum

5.Lügen im Prozess von Kommunikation und Meinungsbildung, eine Übersicht.

Hier gesondertes Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung (Abstract)

Wir sind es als Menschen gewohnt, uns selbst als ein über Jahrhunderttausende währendes Entwicklungsprodukt zu sehen, wobei das einzelne Individuum in seinem Leben unterschiedliche Ausbildungsgrade und Fähigkeiten erreicht sowie sogenannte typische Charaktereigenschaften zeigt. Aus den Erfahrungen des Zusammenlebens in einer Gemeinschaft haben sich dann moralische Verhaltensregeln als notwendig und erstrebenswert erwiesen, bestimmte Tätigkeiten und Haltungen als für die Menschheit förderlich herausgestellt, einige jedoch als hemmend im Sinne eines Gemeinwesens. Die Erziehung zu einem erwachsenen Menschen wurde deshalb als steuerbares Instrument aufgebaut und in das jeweilige Kulturniveau eingepasst.

Der Mensch hat sich unzweifelhaft schon früh mit dem Sinn seines Daseins befasst und auch Vergleiche zur Tierwelt gezogen.1 Von den Gefühlen her soll die Angst ein verhaltensbestimmendes psychisches Element in jedem Menschen verborgen sein2, dessen er sich mehr oder weniger bewusst wird oder ist. Außerdem schätzt er seine Umwelt nach seinem Wert und im Verhältnis zu sich ein, insbesondere im Vergleich zu anderen Mächten. Daraus resultiert dann seine Beeinflussbarkeit, die zunächst für ihn wenig zu greifen ist, denn er kennt das nur dann, wenn sie für ihn von Bedeutung ist oder wird, insbesondere, wenn sie sich nacheilig auswirkt. Manche Individuen flüchten sich dann in Vorstellungen schützender Mächte oder verdrängen die Bösartigkeit, denn die Widerstandsfähigkeit gegenüber einer Fremdbeeinflussung ist nicht von vornherein jedem Menschen gegeben. Andererseits wehrt er sich gegen die Einsicht, womöglich ein „Nichts zu sein“ oder gewertet zu werden als ein Objekt, mit dem man manipulieren kann.

Es werden die Fähigkeiten des Individuums beleuchtet, sich wirklich eine eigene Meinung zu erarbeiten und eine fremde Beeinflussung zu verhindern, zumal die diesbezüglichen Akteure über viele Möglichkeiten verfügen und diese auch im umfangreichen Maße benutzen. Dazu gehört auch die Methode des Lügens, was im Einzelnen erörtert wird. Die freie Meinungsäußerung ist in einer Parteiendemokratie in ihrem Wirkungserfolg beschränkt, weil sie im Wesentlichen nur über die ins Parlament Abgeordneten an die Regierung herangetragen wird, falls sie überhaupt als bedeutungsvoll genug akzeptiert wird oder werden kann. Es zählt nicht die einzelne Stimme, sondern die über die Mehrheit wichtige, weshalb das Eindringen von Interessen oder Interessensverbänden schadet oder schaden kann. Hiergegen helfen u.a. folgende Handlungen: nur seriöse Informationsmittler oder Nachrichtenvermittler sollten zum Zuge kommen und die Fähigkeit der kritischen Sicht des Nachrichtenempfängers sollte genügend hoch ausgebildet sein, was heute – wenn überhaupt – nur im Selbstbildungsprozess möglich ist, denn die immer weiter verfeinerten Verfahrensweisen derjenigen, die die Bevölkerung in eine bestimmte Denkrichtung bringen wollen, bedürfen eines adäquaten Analysierens und Zurückdrängens aus solcher Praxis, was gerade in den undurchsichtigen Informations-Netzwerken schwierig ist.

Niemand glaubt sich geeigneter, einen Menschen von Geist zu hintergehen, als ein Dummkopf. Luc de Clapiers Vauvenargues (1715 - 1747)3

Das Individuum und seine Gemeinschaft4

Einleitung

Das menschliche Individuum hat – so vermutet man – schon früh die Macht der Naturkräfte gefühlsmäßig erfasst, sich darauf eingestellt und ein rechtes Verhältnis dazu gesucht. Ob einzelne Individuen dafür eine besondere Gabe und Stellung aufwiesen, weiß man nicht, aber man vermutet, dass man sich Gedanken machte über das wahrnehmbare Umfeld, weil das aus der Verwendung von Symbolik, der Sprache früher Zeiten und den erhalten gebliebenen Mythen hervorgeht.5 Ebenfalls stellte man in sehr frühen Zeiten fest, dass man als Einzelwesen den äußeren Gewalten auf Dauer nicht erfolgreich begegnen und monumentale Werke nicht errichten konnte. Für die These, dass es in der Frühphase der Menschheit eine Art Urreligion gab, fehlen entsprechende Nachweise.6Die Menschen der Steinzeit empfanden sich genauso wenig wie die Schamanen von heute als getrennt von der Welt und dem Sein, sondern waren eins mit allem Lebendigen, was eine Religion von vorne herein unnötig machte. Jene tritt erst später in Erscheinung, nach der Erfindung von Ackerbau und Viehzucht, in einer Zeit, in der der Mensch die Anbindung an das Ganze verlor und zum einsamem Individuum wurde.7 Die monotheistischen Religionen und ein Gottesgnadentum in Monarchien entstanden erst viel später. Ein Beleg dafür, dass allen Menschen gleiche Rechte zustehen würden, hat man archäologisch für vor gut 2 ½ Tausend Jahren aufgefunden, man leitet von daher ab, dass hier die allgemeinen Menschenrechte ihre Wurzel haben.8 Tatsächlich haben sich zu dieser Zeit Philosophen bereits Gedanken über den Sinn des Lebens gemacht.

In der (heutigen) Idealvorstellung hat das menschliche Individuum einen freien Willen und kann selbst über sein Leben nach seinen Wünschen, Bedürfnissen etc. entscheiden und bestimmen. Menschen finden sich schon immer in einer von ihnen nicht selbst gewählten und gemachten Welt in bestimmten sozialen und moralischen Strukturen vor. Demnach sind Normen nicht nur etwas, was sich Menschen autonom geben, sondern auch etwas, wohinein sie aufwachsen. Ein gewisses Maß anHeteronomieist für jeden konstitutiv.9 In der Realität hat die Selbstbestimmung dort ihre Grenzen, wo sie behindert oder von fremder Seite aus mitbestimmt wird. Dabei ist es unerheblich, wie die Funktion der Fremdbeeinflussung abläuft, ob über das Unterbewusstsein oder über die Gefühlswelt etc., sie ist existent und kann offensichtlich nicht ohne weiteres ausgeschaltet werden.10Auch bei eigener Entscheidung dafür, (dem Umfeld) nachzugeben und die äußeren Verhaltensmuster, Werte, Ziele und Einstellungen entgegen den eigenen inneren des Selbst für sich zu übernehmen, spricht man nicht mehr von Selbstbestimmung. Wir werden immer einen gewissen Kompromiß zwischen den Anforderungen von außen und den eigenen inneren Bedürfnissen schließen müssen.11

Die Motivationen zur Gruppenbildung und ethnischer Gemeinschaften kennen wir nicht, aber gewisse archäologisch ermittelbare Symbolbauten etc. ermöglichen uns eine diesbezügliche Deutung. Die Aktivitäten für den Bau von auch heute noch sichtbaren Großbauten müssen tiefgreifend und in der Gefühlswelt der Individuen verwurzelt gewesen sein. Sie vereinen Erkenntnisse, technologischen Entwicklungsstand und koordinierten Gemeinschaftssinn in Denkmalen frühester soziologischer Kultur.

Die Kolossalbauten der Jungsteinzeit zeigen uns nicht nur die Ingenieurkunst damaliger Zeit in den frühen Kulturen12, sondern sie sind zugleich ein Beweis dafür, dass sich Tausende von Individuen vereinen können zur Verwirklichung eines großen Zieles, wahrscheinlich unter der Obhut einer Ordnungsmacht, der geistige Kräfte mit dem Wissen um physikalische Gesetzmäßigkeiten und technologische Methoden für die Bewältigung der gestellten Aufgabe und der Organisation der menschlichen Einsatzkräfte zur Seite stehen. Es ist jedoch sicher, dass nur ein Teil der Individuen genügend Wissen und Kreativität hierfür hatten, d.h. es muss bereits damals eine Art soziologische Strukturnach geistigem Vermögen gegeben haben.13 Das heute als erfolgversprechend gelobte Team ist nicht die Stätte für Kreativität. Der Teamgeist ist der größte Feind des wirklichen Geistes. Sie können mit einer Gruppenorientierung ein sehr stabiles Durchschnittsniveau finden, aber Exzellenz wird niemals aus Gruppen entstehen.14 Ähnliches können wir im Bereich der Kriegskunst und Waffentechnologie sowie in der Astronomie feststellen, hier konnte es sein, dass der geistige Fortschritt für den Erfolg und die Stellung der Population entscheidend war.

In der Gefangenschaft (Zoo) genießt das Tier nicht mehr den Vorzug des Grundrechtes auf Freiheit, was immer das für eine Freiheit sei, z.B. das Territorium in der Natur „frei“ zu wählen. Aber sie sollen sich im Zoo wohlfühlen und das tun sie im geschützten Bereich.15 Für die Menschen in Deutschland gilt der freie Zugang zur Natur als ein einklagbares Recht. Das ist nicht überall so: Im kontinentaleuropäischen Bereich hat es immer sehr stark die Idee des Primats der Gemeinschaft und des Gemeinwohls gegeben, während umgekehrt im britischen Rechtsbereich vor allen Dingen ab dem 17./18. Jahrhundert die Vorstellung vonIndividualrechtenim Vordergrund stand. Und das zentrale Individualrecht, das Eigentum, das sicherte gleichzeitig auch die Freiheit der Individuen. Insofern waren Eigentum und Freiheit ganz eng miteinander verknüpft und Eigentum galt auch als zentrale Bedingung der Möglichkeit, sich gegen den Staat zu wehren. Nur wer Eigentum hatte, konnte sich gegen den Staat auch stellen und seine eigene Unabhängigkeit garantieren. Das heißt, der Nicht-Eigentümer ist im Grunde kein richtiger Mensch.16 Jeder kann in USA seinen Besitz einzäunen und vor Fremd-Zugang schützen. Dazu kommt eine Naturentfremdung, schon die Jugend kennt so manches nicht mehr, die Bäume, die Vögel usw.17 Dafür aber „grüne Politik“18.

In der heutigen Zeit hat das Individuum nur geringen Direktzugang zur freien Natur und wenig Spielraum in der eigenen Gestaltung seines persönlichen Lebens, es muss sich den Zwängen von Gesetzen usw. im Staat fügen. Wichtig scheint zu sein, dass er seine persönlichen Möglichkeiten auskundschaftet und sich selbst einschätzt in Fähigkeiten und Schwächen. Das Individuum lernt sich so selbst kennen und beurteilen und erfährt, woran es für eine positive Einstellung in der Gemeinschaft noch fehlt. Das ist nicht leicht.19 Die intuitive Kreativität, die besonders wertvoll für eine Gesellschaft ist, lässt sich allerdings nicht allein aus einer Selbsteinschätzung erkennen. Im nachfolgendem wird aufgezeigt, was am Individuum alles zu studieren ist, ob das Individuum in der Gesellschaft hinreichend geachtet wird, wieweit das Individuum seinen Willen effizient durchsetzen und wirken kann und wie die Entwicklung des Individuums daraufhin verbessert werden und gestaltet sein sollte.20

1. Der Mensch als Evolutionsprodukt in seiner Vielfalt

Wir schreiben dem Menschen eine Zeit der biologischen Entwicklung von vielen Generationen zu, in der kalendarischen Zeit in Jahrmillionen. Die Population von heute muss mit einer ganz anderen Umwelt leben als heute und sich in ihr behaupten. Der Mensch von heute ist überrascht, wenn er die extremen körperlichen und geistigen Leistungen einzelner Individuen zu denen des „gewöhnlichen“ Erdenbürgers staunend und mit seinen eigenen Fähigkeiten vergleicht. Die biologische Evolution lehrt uns insbesondere, soweit wir dies aus dem erlangten Wissensstand von heute ableiten können, dass wir uns als „moderne“ Menschen in einer endlichen Entwicklungsstufe befinden und die menschlichen Individuen eine Vielfalt und Streuung im Können und Verhalten aufweisen, selbst dann, wenn sie einen (gleichen) Erziehungs- und kultureller Reifungsprozess gemeinsam durchlaufen haben.21 Gerade die Heterogenität der Menschen scheint uns Möglichkeiten der Auswahl und Optimierung zu bieten, auch wenn individuelle Grenzen und die jeweils als abgeschlossen geltende Population dies einschränken und immer wieder die Gleichheit oder Vergleichbarkeit betont und zu politischen Zielweisen herangezogen wird22, wobei das Schlagwort Chancengleichheit23 und multi-kulturelle Vorteilhaftigkeit auch missverstanden werden kann. 24

Solange es noch Verstand und Dummheit, Güte und Bosheit, Stärke und Schwäche in der Welt gibt, solange werden die Menschen sich nicht gleich sein. August v. Kotzebue25

Mit der Variabilität der Menschen befasst sich die Human-26 und die Populationgenetik27 ; sie ist eine diagnostische Voraussetzung für das Erkennen der jeweiligen individuellen genetischen Veranlagung28 anhand definierter Merkmale und der Einbettung in eine Population, die Rückschlüsse auf deren Größe während der Evolutionsphase29 und die kulturelle Vergangenheit der Person als Teil einer Gemeinschaft und ihrer Wertsetzungen zulässt.30 Der Einfluss der Tradition z.B. in der Partnerwahl darf nicht geleugnet werden, weil dies bedeuten würde, die Ursache und die Wichtigkeit so manchen Zusammenhalt von Menschen einfach zu übersehen.31 So ist die Heimat der Nomaden gänzlich von dem Begriff von Heimat in Deutschland verschieden32; damit auch die Kulturen.

Über den Einfluss der genetischen Vererbung im Wettbewerb mit der Erziehung neigt die Wissenschaft heute zu der Ansicht, dass in der Regel z.B. die Intelligenz, d.h. die Fähigkeit, Informationen logisch zu verarbeiten, Zusammenhänge zu erkennen, sie auf neue Situationen übertragen zu können, dadurch Problemlösungsstrategien zu entwickeln33 von den Eltern auf die Kinder vererbt wird, oft zugleich in Verbindung mit deren Lebensstil wirkend. Das Zusammenspiel von Genen und Umwelt bestimmt das Ausmaß und die Richtung, in die das Wachstum der Nervenzellen und der Synapsen gesteuert werden kann.34 Für bestimmte Berufe reicht diese genetische Grundlage jedoch nicht, es kommt auf die Ausprägung von förderlichen Verhaltensweisen und die intuitive „Genialität“, den Grad des Zustandes im höher funktionalen Analphabetismus, des Kognitionsgrades an, d.h. sie können zwar lesen/hören, aber sie verwechseln die Begriffe, verstehen den Sinngehalt des Textes nicht oder interpretieren das Gesagte, Geschriebene anders als der Autor dies dargestellt hat. Wir erleben heute z.B. immer wieder, dass, wenn mehr als 3 Parameter miteinander wechselwirken, wir ohne mediale Hilfen kaum noch in der Lage sind, die Wechselwirkungen zu verstehen. Die Abhängigkeiten zwischen Preis und Nachfrage zu erkennen, das geht noch. Aber wenn Werbung, Nachfrage, Preis, Gewinn, Geldstabilität, Steuern, Renten, Bevölkerungswachstum, Informationskosten, Sozialkosten, Umweltkosten und Arbeitsplätze – um nur einige wechselwirkende Parameter zu nennen – miteinander vernetzt auf die Zielgrößen eines humanverträglichen, ökologieverträglichen und generationenverträglichen Lebens erkannt werden sollen, dann streikt unser Gehirn.35

Nach dem Stand der Wissenschaft ist jede Entwicklung ein Produkt von Anlage und Umwelt.36 Verhaltensgenetiker gehen davon aus, dass große Anteile der Variabilität einiger kognitiver Charakteristik der Individuen genetisch bedingt sind. Genaue Vorstellungen über die Wirkung geistiger Tätigkeit auf die Erbmasse und die Weitergabe durch Fortpflanzung z.B. infolge der Partnerwahl sind nicht existent, aber es leuchtet ein, dass die Anforderungen an das Überleben in der Entwicklungsfrühzeit der Menschheit wesentlich andere waren als heute, wo allein die institutionelle Umgebung die Ausübung des eigenen freien Willens einengt. Die derzeitige Praxis lässt aber dem Individuum nur beschränkte Wahlmöglichkeiten.37 Wir wissen nicht, wie sich der gesamte Vorgang der Erweiterung der kognitiven Fähigkeiten und des Werdens der Selbstbestimmung, d.h. die eigene Willensausrichtung des Menschen in der Realität abgespielt hat38, wie sich der Mensch in einer Gemeinschaft eingefügt, sich einer Führung unterworfen hat oder ob er in die Eigenverantwortung übergegangen ist. Dabei ist das, was ein moderner Staat unter Eigenverantwortung versteht, wenn er hier für mehr Einsatz der Bürger appelliert, von dem verschieden, was diese eigentlich ist oder sein sollte; der Staat denkt mehr an (seine) Entlastung so u.a. von gesellschaftlicher Verpflichtung, an persönliches Engagement, z.B. im Ehrenamt, an weniger Haftung.39 Wichtig wäre zu wissen, ob hierfür bestimmte Anforderungen an die Person und energetische Verfügbarkeiten hier ausschlaggebend waren, die schließlich eine positive Veränderung der geistigen Fähigkeiten des Menschen bewirkten.40 Paart sich hier etwa Vorwärtsdrängen des Individuums mit seinem Bereitschaftswillen? Kreativität entsteht doch nicht aus Arbeitsunwilligkeit, sondern aus einem Drang nach Neuem.41

Das Wissen wird in jeder Region, in jeder Gruppe ständig erweitert. Eine „Vervollständigung“ alles bekannten Wissens durchMystikund dieVerselbständigung der Erfahrungssammlungnach dem üblichen Prinzip von „try and error“, wobei „error“ als Wirken mystischer Kräfte „erklärbar“ war, ist Ziel. Die Verselbständigung dieser mittelbar wichtigen „Forschung“ gebar „Medizinmänner“ (und zuerst –frauen), später Religionen42 und ist auch heute dem Grunde nach noch existent, wenn auch umstritten. Es wird zwar vermutet, dass die höher werdenden Ansprüche aus der kulturellen Umgebung, der sozialen Gemeinschaft hier von Bedeutung sein können, besonders im Hinblick auf eine kritische komplexe Geistestätigkeit und die verminderte Inanspruchnahme des eigenen Gehirns43, aber es ist durchaus möglich, dass Trägheit, Vergnügungssucht usw. ihre negativen Auswirkungen auf die menschliche Population steigern. Nur ja nicht nachdenken und innehalten, lautet die unausgesprochene, formal aber immer vermittelte Botschaft in den Medien zur „Aufklärung“ der Volksmassen.44 Wo soll eine Motivation zur Abkehr von solchem Konsum bewerkstelligt werden, zumal z.B. das bestimmende Parlament sich aus dieser Masse rekrutiert. Wir können mittlerweile bei der politischen Entscheidungsfindung beobachten, dass z.B. externe Wissenschaftler befragt werden müssen, um das eigene Defizit auszugleichen, was das Problem des eigenen Kognitionsgrades offenlegt – und dann sollen bei dieser Situation die richtigen und wegweisenden Folgerungen gezogen werden können? Da müssen Zweifel auftauchen, zumal die zum Studium des jeweiligen Problems verfertigten umfangreichen Pamphlete erst kritisch durchzulesen sind. Da kann man wohl im Parlament eher geneigt sein, sich der von der Fraktion vorgegebenen Meinung anzuschließen45 als eine eigene persönliche Ansicht kundzutun.

Die Entscheidungen der Politik sind für die Bürgerinnen und Bürger nicht immer nachvollziehbar, und natürlich sind viele mit einzelnen Entscheidungen auch nicht immer einverstanden.46 Wie aber können Bürger, insbesondere sachkundige, real Einfluss nehmen auf die politischen Entscheidungen, wenn letztlich die Parteien sich als abschließende Institutionen und schon durch die Wahlen einzig legitimiert sehen?47 Die Managementlehre fordert aber mehr als nur ein Berücksichtigen von Bürgerwillen, es muss hohe Qualität in der richtigen Entscheidung herrschen48, und gerade bei schwierigen komplexen Themen und der Flut von Informationen durch alle möglichen Kanäle; mehr Daten erhöhen nicht den Durchblick. Wer als Führungskraft Everybody’s Darling sein will, bleibt nicht lange Führungskraft.49

So mancher Bürger ist frustriert von dem langsamen Entscheiden in der politischen Führung, von den notwendigen Kompromissen, die die klare Entscheidung in die Lösung eher verschleiern, als dass mutig die Problematik beim Namen genannt wird. Man nennt das politische Verdrossenheit50, eine üble Krankheit in einer Demokratie.51 Sie ist weder konkret beschreibbar noch messbar, hier kommen die verschiedensten Sachverhalte – gemengt mit Gefühlen an Unzufriedenheit – zusammen, ein Indiz ist z.B. die Unwahrhaftigkeit der Politiker, die Einseitigkeit der Medienberichte usw. Sie ist bei den Individuen unterschiedlich ausgeprägt, mancher fühlt sich in seiner eigenen Selbstverwirklichung gehemmt.52 Mit ihr drückt sich z.B. ein allgemeines Unbehagen über Tendenzen in der politischen Führung aus, die es doch besser machen könnte. Man fühlt sich ohnmächtig, ausgeliefert der Macht der Politiker, die Politiker machen sowieso, was sie wollen.53

Man verspürt, wenn notwendige Reformen unterbleiben oder hinausgeschoben werden, man ist unzufrieden. Der registrierte Vertrauensschwund gegenüber den Parteien und Politikern hat insofern besondere Bedeutung, als die Parteien rechtlich-normativ wie faktisch eine zentrale Stellung innerhalb des politischen Systems der Bundesrepublik einnehmen.54 Sie nutzen das aus statt sich um das „Volk“, um das Gemeinwohl zu kümmern. Deshalb muss die Parteienlandschaft geändert werden. Es wird daher Zeit, einmal zu versuchen, die Krankheit der Entfremdung zu diagnostizieren und eine passende Therapie zu erkunden, wenn es denn nicht zu einer Erkenntnis führt, dass die Demokratie offensichtlich kein optimierbare Herrschaftsform ist.55

Aphorismen

Bedenke, was du bist: Vor allem ein Mensch, das bedeutet ein Wesen, das keine wesentlichere Aufgabe hat als seinen freien Wille. Epiktet (50-138), Philosoph

Die unumschränkeste Gewalt ist eben die, der man sich nicht bewußt ist – die Abhängigsten sind jene, die aus eigenem Willensimpuls zu handeln glauben, denen selbst das Wissen um ihre Abhängigkeit wegtyrannisiert wurde. Prentice Mulford (1834-1891) amerikanischer Journalist

Es gibt im Geiste keinen absoluten oder freien Willen, sondern der Geist wird zu diesem oder jenem Wollen von einer Ursache bestimmt, welche ebenfalls von einerm anderen bestimmt wird und diese wiederum von einer anderen, und so weiter ins Endlose. Baruch de Spinoza (1632-1677) holländischer Philosoph, Ethik

Was soll nicht alles meine Sache sein! Vor allem die gute Sache, dann die Sache Gottes, die Sache der Menschheit, der Wahrheit, der Freiheit, der Humanität, der Gerechtigkeit; ferner die Sache meines Volkes, meines Fürsten, meines Vaterlandes; endlich gar die Sache des Geistes und tausend andere Sachen. Nur meine Sache soll niemals meine Sache sein. Pfui über den Egoisten, der nur an sich denkt.“ Max Stirner, 1806 – 1856 Der Einzige und sein Eigentum, 1845

Was haben Demokratie und Diktatur gemeinsam? Das dumme Volk! Wer es noch nicht verstanden hat: In der Demokratie wählen die Dummen die Regierung, in der Diktatur wählt sich die Regierung die Dummen.“ Erhard Blanck, * 1942

Was darf Satire? – „Die Satire muss übertreiben und ist ihrem tiefsten Wesen nach ungerecht. Sie bläst die Wahrheit auf, damit sie deutlicher wird, und sie kann gar nicht anders arbeiten als nach dem Bibelwort: „Es leiden die Gerechten mit den Ungerechten.“ Was darf die Satire? Alles.“ Kurt Tucholsky, 1890 – 1935

Wenn die gesamte politische Handlungsbefugnis in der Hand des Volkes liegt, so ist gerade die Gleichheit eine Ungleichheit, da sie keine Abstufungen nach dem wahren Wert der einzelnen Persönlichkeit zulässt. Marcus Tullius Cicero (106-43 v.Zr.)

In der Politik gibt es nichts Absolutes, ausgenommen die innere Moralität der Dinge; diese Moralität aber ist die Sache des Gewissens, nicht der Meinung. Der Mensch kann seine Meinung ändern, ohne dadurch seine Ehre zu verletzen, wenn nur sein Gewissen dasselbe bleibt. Victor Marie Hugo (1802-1885)

1. Das Individuum als selbstbestimmende Persönlichkeit

1.1 Das Individuum und seine Möglichkeiten, Unwahres zu entlarven

Viele Ereignisse werden in eine Nachricht oder einen Bericht von einem Verfasser für ein Kommunikationsorgan verarbeitet, wobei die ersten Fehler, Ungenauigkeiten unabsichtlich oder fahrlässig oder auch vorsätzlich entstehen. Schon in der Schule bringt der Lehrer den Schülern bei, dass die Meinung des Verfassers da nicht hineingehört und dass sachlich und objektiv berichtet werden soll.56 Man spricht auch von Verantwortung der Journalisten, gängige Beobachtungsmodelle ständig zu reflektieren, zu re– und dekonstruieren.57 Der Journalist hat sich dem Ideal des Wahren möglichst weit zu nähern.

Aber schon der Augenzeuge ist ein unsicheres Element bei der Wahrheitsfindung, weil sich in die Perspektive Vorurteile einschieben und seine Sinne eben nicht frei von Gefühlen und Eindrücken aufnehmen.58 Jedes Individuum besitzt eine genetische Veranlagung, die neben dem erworbenem Wissen die Basis dafür abgibt, das, was er sinnlich wahrnimmt, auf die Bestandteile des Richtigen bzw. der Wahrheit aus Vorgetragenem oder Geschriebenem heraus – womöglich aus der Erinnerung - zu selektieren und zu analysieren. Daher belehrt uns die Erfahrung, dass hier von Individuum zu Individuum Unterschiede in den Wahrnehmungen bestehen; einer kann hier womöglich mehr und besser als der andere leisten, hat zu der Aufgabe des objektiven Berichtens eine höhere Kompetenz. Heute wird der Augenzeuge gerade in den Massenmedien des Fernsehens als willkommene Gelegenheit der allgemeinen Bestätigung missbraucht, aber oft ist es ein einzelner, der als Suggestiv-Figur vorgeführt wird, aber eben nur ein Subjekt ist.59Denn letztlich dispensiert im massenmedialen Gebrauch das Dabei-Gewesen-Sein und Mit-eigenen-Augen-Gesehen-zu-Haben häufig davor, unbequemeren Fragen als dem rein Faktischen nachzugehen.60

Oft ist der Berichterstatter in den Nachrichtensendern nicht vor Ort und auch keineswegs allseits unabhängig und völlig frei. Unabhängigkeit und Neutralität soll – so denken fast alle Empfänger von Berichten und Gutachten – einem Konflikt mit andersartigen Interessen vermeiden helfen61, aber er prüft sich daraufhin selbst, was nicht immer nachgeprüft werden kann. Unabhängigkeit heißt aber auch, in keinerlei finanzieller oder hierarchischer Abhängigkeit zu sein. Das häufige Feststellen eines Konformitätsstrebens in politischer Hinsicht von Redaktionen oder Intendanten torpediert jedoch diesen Grundsatz, was sogar konträr zu einer freien Meinungsäußerung sein kann.62 Damit würde der von vielen als absoluter Begriff verstandene Sinngehalt entwertet, es wird zum bloßen Schlagwort. Eine einfache Behauptung von Unabhängigkeit genügt hier nicht, sondern es ist ein Nachweis zur Glaubwürdigkeit und der spezifischen Sicherstellung erforderlich. Schon das Fehlen der Angaben zu Ursprungsquellen der Nachrichtensendungen – wie nach den Zitier-Regeln üblich – weckt eher ein Gefühl einer Unaufrichtigkeit. Insgesamt bietet die TS-„Nachricht“ dem Zuschauer also nicht mal ansatzweise eine Grundlage dafür, sich selbst eine qualifizierte Meinung zu bilden, heißt es in einer Programmbeschwerde.63

Lassen Sie uns den Prozess der Aufnahme und Weitergabe eines Ereignisses64 in einem Fall verfolgen, der zu unterschiedlichen Interpretationen und politischen Verwicklungen führte. Welche Möglichkeiten hatten die Empfänger der relevanten Nachricht, die Authentizität65 zu ermitteln und sich ein wahres Urteil über den Hergang und den Schuldigen zu machen, wenn selbst die Beteiligten die Schuldzuweisung einem Gericht überlassen wollten?

Über die (erste) offizielle Meldung des Absturzes ist nichts bekannt, jedoch verkündet der ukrainische Ministerpräsident bereits wenige Stunden danach, wer verantwortlich sei. Von der Gegenseite (Separatisten), die das Absturzgebiet beherrscht, wird eine Beteiligung bestritten und die russische Seite (Putin) macht am nächsten Tag auf die Verantwortung für die Flugsicherung durch die Ukraine aufmerksam. Die Ukraine richtet eine eigene Untersuchungskommission ein. Großbritannien fordert eine Sitzung des Weltsicherheitsrates zwecks Einleitung einer objektiven Untersuchung. Vor Ort erscheinen Beauftragte der 2014 eingesetzten OSZE-Beobachterkommission. Am 19. Juli wird eine 20 qkm große Sicherheitszone um die Absturzstelle eingerichtet. Die Bergung von Wrackteilen, Leichen usw. verläuft offensichtlich wenig organisiert, weil es unmittelbares Kampfgebiet ist, teilweise greift ukrainisches Militär ein; durfte Unerwünschtes nicht gefunden werden?66 Der erste größere Abtransport von (gekühlten) Leichen erfolgt am 21.07. Am 24.07. übergibt die Ukraine die Untersuchung an die Niederlande. Am 28.Juli werden durch sie Radardaten veröffentlicht. Interessant an den Mutmaßungen67über Ursache und Verantwortlichkeit ist, dass die ingenieurtechnischen Experten68 nicht zu einem von allen Seiten akzeptablen eindeutigen Bericht gelangen.69 Für manchen Journalisten scheint ausgemacht, wer denn der Verantwortliche, der Täter ist70, aber welcher Journalist beherrscht denn die zur Aufklärung notwendige Sachkenntnis?

Für einen Außenstehenden ist es fast unmöglich, im Nachhinein aus der Vielzahl von Veröffentlichungen die Wahrheit herauszufinden.71 Obwohl die materielle Auswertung der Löcher in dem Flugzeug durch den Raketenhersteller Schlüsse über die Herkunft und Art der verursachenden Objekte zulassen, hört man nichts weiter davon.72 In der offiziellen Untersuchungskommission fehlt eine russische Beteiligung; sie wurde ausgeschlossen, während die Ukraine – trotz ihrer möglichen Beteiligung – mitwirkt. Wichtig und merkwürdig zugleich erscheint, dass einige Journalisten in Deutschland schon ab 21.7.2014 wissen, wer Schuld ist, aber selbst im Oktober ist noch nichts klar und die Untersuchung ist noch nicht zu einem konkreten klaren Ergebnis gelangt. Journalisten grübeln und geben ihre Meinung preis.73 Da muss man sich fragen, wieso kommen ausgewiesene Fachleute nicht zu einem wirklichen Urteil und überlassen die Denkmöglichkeiten journalistischen Diskutanten, die schon früh den von den meisten ausgemachten Bösewicht ins „rechte Licht“ stellen. Die hohe Zahl der relevanten Ausführungen offenbart eine große Intransparenz des Geschehens in der Öffentlichkeit und: warum ist das so? Es gilt hier die alte Feststellung: Non semper ea sunt, quae videntur.74

Mancher erkühnt sich, direkt aus den Fakten die Urheber und Verantwortlichen für den entstandenen Schaden ausfindig machen zu können; er wartet nicht ab. Ein Polizeibericht ist da vorsichtiger. Mancher meint, aus geschriebenen Texten den dort niedergelegten Sachinhalt als wahr nehmen zu dürfen und er nutzt dazu eine gründliche Literatur-Recherche.75 Aber gerade dazu gehört eine spezielle Informationskompetenz76, die nach dem Erlernen auch ein Mindestmaß an qualitativer Erfahrung erforderlich macht, weil z.B. über das Internet zwar eine Menge hervor produziert wird, aber bei einer Sortierung nach Stichworten77 wird viel überflüssiges angeboten, was daran liegt, dass keine qualitative Inhaltswertung vorgenommen wird; die Suchmaschine ersetzt keinen Wissenschaftler.78 Deshalb hat man bei der Selektion der Rechercheergebnisse auch viel Schutt/Informationsmüll auszumerzen.79 Unter Umständen muss man mit Hilfe einer Suchstrategie die geeignete Suchmaschine80 oder das zutreffende Stichwort aus der Menge möglicher Ablagen in der Finddatei ermitteln. Es müsste also gezielt gewertet werden, wie es in Spezial-Dateien versucht wird.81Der Nachteil von Google Scholar liegt in der mangelhaften Filterfunktion und fehlender intellektueller Qualitätsprüfung der Suchergebnisse.82

Wichtig ist bei einer Wahrheitssuche immer, dass man seine eigene Gefühlswelt, Anschauung und Wertprägung hinter sich lässt83, dass man sich bei der Suche nach der Tatsächlichkeit, der Wahrheit nicht beirren lässt. Die meisten Journalisten wissen um ihre Pflicht zur Wahrheit, aber einigen wird dieses schwer gemacht, er muss sogar Nachteile befürchten.84 Der echte Sucher weicht nicht aus, wie es z.T. bei der Justiz der Fall ist. Am stärksten hat unter der Belastung der Gerichte derGrundwert der Wahrheitssuchegelitten, weil Richter verstärkt Vergleiche ohne Aufklärung des Sachverhalts anstreben und zeitaufwendige Beweisaufnahmen zu meiden suchen.85 So fällt den anderen wie Journalisten diese Aufgabe zu, zumal auch Politiker Mehrheiten durch Überzeugung, nicht nur durch Argumentation suchen. Sie wollen Recht haben, damit sie die Wirklichkeit nach ihren Vorstellungen gestalten können.86

Angst und Gefahr sind Zustände, die beim Individuum gefühlsmäßig als Bedrohung für Leib und Gut empfunden werden, oft ohne diese konkret in Größe und Art bestimmen zu können, was sich vielfältig in der Sprache ausdrückt.87 Die Unbestimmtheit ist in der sogenannten abstrakten Gefahr enthalten, weil sie weder genau erkannt wird und sie sich offenbar nicht unmittelbar in einen Schaden verwandeln kann, was bei der konkreten Gefahr anders ist. wo mit hinreichender Wahrscheinlichkeit in naher Zukunft ein Schadenseintritt zu erwarten ist.88 Der Begriff eines Schadstoffes ist ebenfalls insofern unbestimmt, weil erst seine tatsächlich schädigende Wirkung festgestellt sein muss.89 Meist wird aber nur die Potenz einer möglichen Schädigung angenommen, die erst in Menge und je nach Umweltsituation zu erkennen ist. Im Arbeitsleben gibt es gemäß der Gefahrstoffverordnung die Pflicht für den Arbeitgeber, eine Gefährdungsbeurteilung für seine Beschäftigten durchzuführen, wozu es eine Reihe von Empfehlungen, Richtlinien usw. gibt, z.B. eine der repräsentativen Ermittlung der Einwirkung nach wissenschaftlicher Vorgehensweise in Probenahme, Analytik usw.90 Auch für Umweltbelastungen besteht eine Vielzahl von Vorschriften etc. über Bestimmungs-Verfahren, Qualifizierungen des damit beauftragten Personals usw. Bedeutsam ist die medizinische Diagnostik (Pathophysiologie), um die wirkliche Gefahr oder Krankheit einschätzen ziu können, was besonders für die Festlegung eines Schädigungsausgleiches durch den Verursacher bzw für die Versicherung wichtig ist.91 Die Politik hält die persönliche Vorsorge für das Individuum für notwendig; der Staat hilft in gebotenem Maße.

Jedoch gibt es Risiken, die die ganze Menschheit angehen, wobei die Verfügbarkeitsheuristik uns dazu bringt, Risiken zu überschätzen, die medial stark präsent sind – und noch nie dagewesene zu unterschätzen92, z.B. die aus einem Nuklearkrieg, einer biotechnischen Pandemie. Der Klimawandel ist eine Bedrohung, die politisch hochgewichtet wird, obwohl der Mensch bereits Eiszeiten überlebt hat.93 Wir ahnen Furchtbares, weshalb Maßnahmen zur Abwehr eines solchen Schadenseintrittes ergriffen werden müssen und werden, allerdings auf dem Weg von Vereinbarungen und mit der Voraussetzung, dass sie auch eingehalten werden. Aber wer weiß aufgrund der inhärenten methodologischen Probleme in den Sozialwissenschaften über die Zukunft Bescheid? Gerade die Waffentechnik (Nuklear, Chemie94) erzeugt der Mensch selbst, aber der dafür vorbereitete Schutz vor einem Einsatz kann nicht nur brüchig sein, sondern auch umgangen und umgedeutet werden, je nach politischen Erfordernissen. Die Kontrolle oder die Überwachung der Einhaltung sind menschlichen Überlegungen unterworfen, so der von Wirtschaftlichkeit oder von der Deklaration des Bösen.

Die Haltung der Individuen zu einem Risiko, z.B. der Umstellung einer Stromerzeugung auf volatile Energien ist je nach subjektiven Fähigkeiten unterschiedlich, manchmal stark ideologisch motiviert. Ein entscheidender Beitrag für die Politik ist, dass sie die Grenzen der oft alsobjektiv vermittelten Risikoabwägungsmethodenaufzeigt. Diese fußen immer nur auf dem aktuellen Wissens- und Technikstand. Sie verkünden niemals die eine, endgültige und von allen Akteuren weltweit gleich bewertete Wahrheit. Damit müssen Politik, Gesellschaft und wir alle für den unbequemen Weg bereit sein, immer wieder aufs Neue Grundsatzdiskurse über das Für und Wider der einen oder der anderen Technologie zu führen.95 Es darf nicht sein, dass der Stand der Wissenschaft und Erkenntnisse missachtet wird, wie z.B. bei der Verursachung eines Schadens durch einen chemischen Kampfstoff96, wo mehrere Disziplinen objektiv zusammenarbeiten müssen wie der Probenahme und Analytik, der Medizin im Arbeitsschutz und der Umweltwissenschaft, wo erst eine volle Dokumentation aller relevanten Tätigkeiten einer Überprüfung einen Nachweis auf Schädigung und einen Verursacher ermöglicht. Eine Verzerrung der Fakten, eine Verfälschung, Vernachlässigung usw. kann hier bedeutenden Schaden anrichten und elementar das Vertrauen der Individuen nachhaltig stören, aber ohne Vertrauen bricht das friedliche Zusammenleben ein. Ohne Offenheit entsteht Misstrauen in die medialen Verlautbarungen und ein Verdacht auf Lügen.97

1.2 Das Individuum und seine Fähigkeiten zum Unterscheiden und Werten

Die Fähigkeiten des Individuums müssen je nach Erforderlichkeit des Denkens zur Beurteilung einer Situation oder Sachverhaltes eingesetzt und genutzt werden, d.h. wobei man sich im Denken sich von der bloßen Anschauung löst98 und Funktionszusammenhänge zu erkennen und erforschen versucht, wozu jedoch ein Wissen um die Abhängigkeiten von Funktionseigenschaften und ihren Beziehungen und eine Art mathematische Denkweise vonnöten sind weil nicht nur die Abhängigkeiten an sich, sondern auch ihre Konkretisierung in Größen gehören.99 Hierin unterscheiden sich die Individuen z.T. sowohl in der Methodik als auch in der Anwendung von Regeln erheblich, worin auch der Grund für eine gewisse Blindheit gegenüber Problemen zu suchen ist.100 In dem Begriff Kognition werden alle höheren geistigen Funktionen zusammengefasst.101Darunter fallen z.B. die Prozesse des Wahrnehmens, Schlussfolgerns, Erinnern, Denkens und Entscheidens und die Strukturen in der Begriffe und des Gedächtnisses.102 Die Beurteilung der Individuen nutzt die Fähigkeit in diesem Bereich für die Auswahl von Bewerbern bei der Besetzung von Stellen in der Wirtschaft, was für die Politik jedoch nicht gilt. Dabei erreicht die geistige Kapazität des Individuums, in der auch das eigenständige Bildungsergebnis enthalten ist, unterschiedliche Grade darin, wieweit hier “Intelligenz“ oder für die jeweiligen Aufgaben ausreichend hohe geistige Verarbeitungsgeschwindigkeit und ausreichend großes Arbeitsgedächtnis vorhanden ist.103

Die Schule ist nicht die einzige Stätte, an der das Individuum Wissen sammeln kann, was sich schon aus der näheren Erläuterung folgt. Wissen als eine Gesamtheit der Kenntnisse von Fakten, Wahrheiten und Informationen auf einem bestimmten Gebiet, die Individuen zur Lösung von Problemen einsetzen, besteht überall: in Menschen, in Produkten, in Dienstleistungen und innerhalb von Firmen. Innovationen verkörpern dabei neues Wissen in Form einer Lösung für ein vorhandenes oder neues Problem. Wissen wird unter verschiedenen möglichen Einteilungen in implizites und explizites Wissen klassifiziert. Das Wissen der Kompetenzzellen entspricht ihren Kompetenzen. EineKompetenzist die Fähigkeit zur Umsetzung von Wissen durch menschliche Anlagen, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Bereitschaften in Verbindung mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen. Bei derIdeengenerierungwerden Kreativitätsmethoden angewendet, die in unterschiedlichem Maße intuitive, aber auch diskursive Elemente vereinen. Intuitive Methoden liefern Ideen durch die Förderung von Spontaneität, ohne dass ein analytischer Denkvorgang vorausgegangen ist. Diese Methoden sollen helfen, eingefahrene „Denkgleise“ zu verlassen.104 Gerade diejenigen Kräfte fehlen oft in einer Volkswirtschaft, die einerseits ein breites Wissen haben und andererseits durch Vergleichsbewertung trotz verschiedener Fachgebiete die maßgebenden Funktionszusammenhänge zu erkennen und so in der Lage sind, so Neues zu produzieren.

Mancher meint, das Suchen, Recherchieren und Forschen hänge im Wesentlichen damit zusammen und sei darauf ausgerichtet, zu erfahren, was eigentlich hinter der publizierten Meldung, Nachricht, Meinung usw. steckt, wie etwas zu verstehen sei, wie diese entstanden sei. Die Vermutung ist oft die Brücke, um etwas Sinn in die Sachverhalte ziu bringen, aber auf manche Information muss evtl. bei kritischer Sicht (Quellenkritik) verzichtet werden. Dann ist oft das über das mit dem Ereignis Zusammenhängende und dann der Hintergrund davon zu untersuchen, ob diese z.B. ausgewählt sei, weil etwas und für etwas publizistisch zu gebrauchen war und worden ist – und man ahmt dann das Reale, das Tatsächliche künstlich nach, füllt das (vermeintlich) fehlende journalistisch auf, oft ohne im Ergebnis die Urheberschaft anzugeben oder erkennen zu lassen, inwiefern die Meinung des betreffenden Journalisten eingemengt worden ist. Diese Unschärfe im journalistischen Erzeugnis erschwert eine kritische Sicht des Lesers oder fordert eine solche geradezu heraus. Da aber zeigen sich die Fähigkeitsgrenzen des einzelnen lesenden, sehenden Individuums.

Viele Medien geben zur bloßen Meldung noch einen speziellen Kommentator zur Nachricht, der dann seine Meinung anzubringen versucht105 und als Autor verantwortlich ist.106Nur im Diskurs, die auf Fakten beruht, kann es zu einer Meinung kommen, Recherche ist eines der wichtigsten Kampfmittel, um die Agitatoren lahm zu legen.107 Möglicherweise wird aber durch einen vorgetragenen Kommentar die Nachricht verfälscht oder eben doch im Sinne der Redaktion zurechtgerückt, weshalb man meinen könnte, die Redaktion diktiere Art und Weise des Kommentars, eben mehr als nur zum erläutern, oder doch dem Empfänger etwas zu suggerieren, eben nicht nur zu informieren, etwas aufzuklären. Offiziell hat er die Aufgabe, einen Beitrag zur Bildung der öffentlichen Meinung zu leisten.108 Mancher aber spürt diese Absicht und wähnt Arges, was an die Machart eines Demagogen erinnert.109 Bullshiter sind Redner, Politiker und Journalisten, die die Wahrheit nur dann mitnehmen, wenn sie in das politische Kalkül passen.110

Leider ist die Vielfältigkeit der Redner in Politik und „Aufklärung“ verwirrend, was schon die Interpretation von Demagogie mit sich bringt.111 Was ist Hetze, was Hass usw.? Was sind denn wirklich Populisten? Ist die Begriffsdeutung objektiv, wahrheitsgemäß? Schon im Lexikon wird das eingeschränkt, denn bezieht sich auf das „häufig“ verwendete.112Oft wird auch jede politische Forderung polemisch als Populismus bezeichnet, die dem echten oder vermuteten Mehrheitswillen der Bevölkerung entspricht, aber im Widerspruch zu eigenen Zielsetzungen steht, besonders wenn diese unpopulär sind, aber (tatsächlich oder vorgeblich) aus „höherer Einsicht“ resultieren. Von anderer Seite heißt es: Populisten beuten ein verbreitetes Missbehagen aus.113 Von einer anderen (akademischen) Seit es wiederum: Die Politik von Populisten beruht im Kern auf einem selbstgestrickten Bild der Gesellschaft, das zwei gleichartige Gruppen behauptet. Hier sind WIR und dort sind die ANDEREN.114 Von der gescholtenen Seite wiederum wird verkündet: Wir wollen den souveränen, demokratischen Nationalstaat erhaltenWir wollen Deutschland reformieren und an die Prinzipien und Wurzeln anknüpfen, die zu seinem jahrzehntelangen sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolg geführt haben.115 Gerade die Diskussionskultur im Parlament (Bundestag) war schon abgesackt in einer Scheindebatte, es ging weniger um Sachargumente, einem Grundelement der Demokratie. Selbst der sich als kundig bezeichnende Experte meint: Demagogie nach unserer Definition beschreibt den demokratieschädlichen Teil des Rechtspopulismus, der hier immer vorhanden ist.116Der Einzug der AfD bedeutet nun frischen Wind, der hitzige Diskussionen im Parlament entfachen wird. Ich finde: Das ist genau das, was nötig ist.117

Die demagogischen Umtriebe haben schon in der französischen Aufklärung wirksam118 und man kann anhand der Reden der „Volksaufrührer“ die Methodik studieren und erkennen.119 Die Geschichte liefert uns reichlich Anschauungs- und Lehrstücke, wie man mit dem gemeinen Volk umgeht, aber niemand hat die Parteiprogramme einmal bis zu Ende gedacht und auf die demagogischen Zutaten darin aufgedeckt. Das und die ständigen Reden darum harren noch einer gründlichen Analyse. Der kritische Bürger wird sich nicht davon abbringen lassen, der repräsentativen Vertretung von ihm auf die Finger zu schauen, es sind die Taten und nicht die Worte, die zu beurteilen sind. So besteht z.B. in der repräsentatiaven Demokratie die Gefahr, dass Wählerstimmen mit Wahlversprechen geworben werden, diese Versprechen jedoch nicht eingehalten werden und letztlich zu Gunsten von Einzelinteressen an den Interessen des Volkes vorbei regiert wird.120 Für den kritischen Bürger ist es nicht die Angst vor einer (z.B. von einer Partei) propagierten zukünftigen Katastrophe oder einer (aus Indizien abgeleiteten) Krise, wie behauptet wird:

Wenn aber eine derartige Krise nicht erklärt wird, dann können Ängste steigen121 und zum Entscheidungskriterium werden, ob es um eine falsche Politik geht, wo z.B. undurchsichtig Berater die Regierung „beeindrucken“ und womöglich an Gesetzesvorlagen mitarbeiten und mitwirken, dies nicht offengelegt wird. Woher soll man wissen, weshalb so mancher im Fernsehen den gewählten Präsidenten der USA als Demagogen beschimpft: Die Tagesschau fühlt sich da natürlich angesprochen, denn schließlich haben die Demagogen der Tagesschau während der letzten Jahre mit der pausenlosen Verbreitung von Lügen, Fake News und der Dämonisierung von Al Kaida nicht so freundlich122gesinnten Politikern und Staatsmännern versucht, tatkräftig dabei mitzuhelfen, dass es Al Kaida und ähnlichen Kopfabschneiderbanden in verschiedenen Staaten der islamischen Welt gelingt, die Macht an sich zu reißen.123

Der aufmerksame Beobachter, der kritische Nachrichtenkonsument u.a. ist also hinsichtlich seiner Kritikfähigkeit gefordert. UnterKritikversteht man die Beurteilung eines Gegenstandes oder einer Handlung anhand von Maßstäben. Kritik ist eine Grundfunktion der denkenden Vernunft und wird, sofern sie auf das eigene Denken angewandt wird, ein Wesensmerkmal der auf Gültigkeit Anspruch erhebendenUrteilsbildung. Neben der Bedeutung der prüfenden Beurteilung und deren Äußerung in entsprechenden Worten, bezeichnet Kritik – insbesondere in der Verbform kritisieren – auch eine Beanstandung, Bemängelung oder einen Tadel.124 Beim argumentativen Gedankenaustausch in einer demokratischen Diskussion kommt so etwas häufiger vor, aber man muss zuhören und nachdenken, um diese zu verstehen und zu einer kreativen Handlung umzuformen. Polemische, abwertende Zwischenrufe und Antworten auf einen Sachvortrag, lösungsorientierte Vorschläge zeugen von entsprechender Lernnotwendigkeit. Bereichsübergreifende Aufgeschlossenheit stützt dabei die aktive Kritik

Für das Bewerten von Sachverhalten benötigt der Mensch Maßstäbe, die z.B. aus seinen moralischen Grundsätzen stammen, die er im Laufe der menschlichen Entwicklung geschaffen hat. So gehört das religiöse Gebot „Du sollst nicht töten“ dazu, aber das Töten soll nach den Erkenntnissen unserer Zeit zur menschlichen Natur gehören. Er erlebt zwar das Ende des Lebendig- Seins unmittelbar und ihn seelisch erschütternd, aber trotzdem tötet er aus den mannigfachsten Gründen, vermutlich seit jeher zum Machterhalt oder weil er seine für sein Leben erforderlichen Nahrungsgründe von einem anderen bedroht sieht usw. Von einem Neuropsychologen wird geschätzt, dass in der Steinzeit die Hälfte aller Männer durch die Hand eines anderen starben.125 Auch für Kultzwecke wurden Opfer gebraucht, heute werden in Kriegen Menschen getötet, weil sie das Böse verkörpern oder weil sie einen anderen Glauben haben, wobei der Fanatismus dieses Töten sogar verherrlicht. Im humanistischen Gymnasiuim hing der römische Spruch in der Aula „dulce et decorum est pro patria mori“126, der so entstandene Held wurde gepriesen. Es werden auch heute noch gerechte Kriege propagiert, es sei jedermanns Pflicht, das Böse aus der Welt zu katapultieren, den Bösen zu vernichten.127 So werden Maßstäbe gesetzt, ein „aufgeklärter Pazifismus“ rechtfertigt Kriege, denen im zivilen Leben das Morden, Auslöschen eines Menschen moralisch und nach den Strafgesetzen als verabscheuenswert gilt. Beim Morden des einzelnen Individuums heißt es über das Warum: Schuld ist in der Praxis keine objektive Größe, sondern eine subjektive, kulturell unterschiedlich zu beantwortende Frage der – fremden und eigenen – Zuschreibung.128 Das Individuum kann für Frieden streiten, aber die internationale Politik kennt andere Wertungen und Machtziele. In ihren Kriegen nennen die Politiker Töten und Rauben Befriedung und machen Glauben, dass ihre Armeen und Bomben den Frieden bringen.129 Warum sollte heute nicht möglich sein, wo es einst zu den Kreuzzügen gegen den ungläubigen Osten (Pruzzen) die Vorab-Befreiung von der Erbsünde gab?130Es gab noch keinen Krieg ohne moralische Begründung und keinen Kriegsverbrecher ohne moralische Legitimation und dennoch hält jede Gesellschaft an ihrem moralischen Gerüst fest und jeder Einzelne sucht Trost in der Moral, die ihm das erlaubte, was sonst niemand erlauben konnte.

Das heutige Individuum steht allein, ob es der Propagierung der Regierung für einen moralisch gerechtfertigten Krieg oder einen Kampf gegen Terroristen, Kombattanten usw. folgen soll, denn schließlich tötet man Schlachttieren auch. Über allem steht in der Politik noch: DieVerteidigungvor Aggressionen gegen die politische Souveränität oder territorialer Integrität wird allein alsgerechter Kriegsgrundakzeptiert.131 Aber was ist Verteidigung, durch wen wird sie erklärt? Es gab eine Zeit, wo die Gründung der Bundeswehr zur Debatte stand und heftig diskutiert wurde über eine Vorwärts-Verteidigung, wo noch der Schock des verlorenen Zweiten Weltkrieges in den Knochen saß: Nie wieder Krieg. Die modernen Waffen mit Drohnen etc. ermöglichen sogar einen enormen ethischen Fortschritt in der Geschichte der Kriegsführung, es gibt nicht so viele Tote.132 Mit der Einfachheit der Bewertung von militanter Politik ist es vorbei: Zwischen dem moralisch begründeten, universalen Anspruch des völkerrechtlichen Gewaltverbots und seiner politischen Aussetzung durch Nichtstun klafft genau jeneGlaubwürdigkeitslücke, die auch die Zusammensetzung des Sicherheitsrats kennzeichnet.133 Man arbeitet ggf. ohne ihn. Früher genügte derKriegspropagandanoch die bloße Behauptung, der Feind vergewaltige Frauen, töte Kinder usw. Heute müssen Bilder von realen Opfern her. Es ist längst nicht mehr ausgeschlossen, dass die Kombattanten schon selbst dafür sorgen, dass die Greueltaten auch begangen werden, die sie ihrem Gegner anlasten.134 Welcher Grund reicht der Politik, einen „Krieg“ zu entfachen?

1.3 Das Individuum und sein Arbeitsstil

Die voneinander unterschiedlichen Aufgabengebiete des wissenschaftlichen und des journalistischen Arbeitens drücken sich auch in den geforderten Sorgfaltspflichten beim Wiedergeben von benutzten Informationsquellen aus. Im ersten Fall ist unter den Qualitätskriterien die Überprüfbarkeit und Nachvollziehbarkeit unabdingbar135, im zweiten Fall136 sind ähnliche Vorstelllungen im Berufsethos vorhanden, aber die empirischen ausgewerteten Erkenntnisse könnten zeigen, ob und wieweit das auch praktiziert wird oder werden kann, aber die Überprüfung ist aufwendig und viele Informationen werden an den Journalisten herangetragen.137 Der schnell gefertigte Kommentar zu einer Nachricht ist immer mit Risiken des Falschen belastet, auch wenn man das Vermuten andeutet. Offensichtlich sind demnach zwei Zweige des Erforschens voneinander zu trennen: die übergeordnete, z.B. die philosophische, die wissenschaftliche Forschung138 schlechthin von der „angewandten“, z.B. der in Medien für jedermann publizierten Information, d.h. man will und man muss mehr als nur etwas „wissen“, man will die „Wahrheit“ zum Nutzen des Menschen aufdecken, damit nicht falsche Bilder und Meinungen entstehen. Von der genau entgegen gesetzten Auffassung sei hier abgesehen. Einmal ist also die Forschung streng an die Maßstäbe der Wahrheit gebunden, im Fall der Presse als Organ der Nachrichtenverbreitung, interessiert man sich wohl mehr an der Nützlichkeit, an effizienter Erarbeitung der Meinungsbeeinflussung, an möglichst hoher publizistischer Wirkung. Um da als korrekt und seriös arbeitend anerkannt zu werden, muss man jedoch die Qualitätskriterien erfüllen, wie Affären um die Plagiatsnachweisung offenbart haben.

Allerdings kann auch ein ganzer Wissenschaftszweig dazu missbraucht werden. Wird z.B. das Klima etwa um seiner selbst willen erforscht? Doch zumindest nicht allein, denn der Anteil des Nichtwissens in dieser jüngsten Forschung ist ganz offensichtlich hoch und das wird wohl noch längere Zeit so dauern, man wird die vielen offenen Probleme nicht (genügend) beherrschen, weshalb man nicht selten Vermutungen, Annahmen und Hypothesen einmengt.139 Möglicherweise kann man dann die beste Erklärung ermitteln.140Aber so manches kann dann ins Abseits geraten, vielleicht sogar viel wichtigeres. Manches kann der gewöhinliche Bürger nicht mehr verstehen oder beurteilen. Was ist mit der Überbevölkerung und dem Streben nach Wohlstand allerseits und deren Folgen141? Darf eine Faktorveränderung für sich durchdacht werden oder muss nicht alles mit- und aufeinander Wirkende beachtet werden? Und ist da das Individuum nicht erst recht überfordert?142

Die Problematik von Konsequenzen natürlicher Prozesse für Gesellschaften wird immer deutlicher. Obwohl die daraus resultierenden Herausforderungen eine übergreifende, vernetzte, ja sogar manchmal als „holistisch“ bezeichnete Herangehensweise bei der Formulierung von Ursachen und Lösungen so genannter Naturkatastrophen erfordern, zeigt die Realität nach wie vor ein einander kaum zur Kenntnis nehmendes Nebeneinander der unterschiedlichen, stark disziplinorientierten Ansätze. Alle diese Ansätze haben ihre spezifischen Stärken, insgesamt aber gilt: Es gibt keinen Königsweg!143 Unter dem Gesichtspunkt komplexer globaler Zusammenhänge darf die Aufarbeitung zufälliger Entdeckungen144 oder die Furcht vor Verknappung kohlenstoffhaltiger Brennstoffe145 nicht allein Ausgangspunkt heutiger konkret betonter Spezialforschung sein, es sei denn, man begnügt sich mit Einzelfragen wie dem Klima146 und – obwohl deren Bedeutung im Gesamtgeschehen unklar ist – entscheidet politisch aus Zwischenständen der Erkenntnis heraus, die Ergebnisse seriöser anderslautender Ergebnisse negierend.147 Das birgt erhebliche Risiken, über die sich der Journalist nicht immer bewusst ist oder er sich da u.U. keine Gedanken machen darf.

Jede Forschungsarbeit wird nicht nur in der Thematik fixiert, sondern auch in der Zeitabfolge, z.B. wann der Stand der Arbeiten festgestellt werden muss, aus dem dann der weitere Fortgang erörtert wird. Bei einer Recherche sollt gewöhnlich das Ergebnis sofort verfügbar sein, wonach u.a. die Geschwindigkeit der Arbeit bestimmt wird. In manchen Fällen muss entschieden werden, in welchem Zustand die Arbeit als beendet erklärt werden kann. In einem gerichtlichen Verfahren kann es sein, dass die Beendigung auf Grund der Beweislage schon aus Überzeugung geschieht, d.h. der Richter oder das Kollegium sieht sich in der Lage, unter dem Gesichtspunkt der Beweiswürdigung148 ein Urteil zu fällen, z.B. wer an dem Tathergang der Schuldige ist. Voraussetzung für die Überzeugung des Tatrichters von einem bestimmten Sachverhalt ist nicht eine absolute, das Gegenteil oder andere Möglichkeiten denknotwendig ausschließende – oder wie das Landgericht mehrfach formuliert „zwingende“ – Gewissheit. Vielmehr genügt ein nach der Lebenserfahrung ausreichendes Maß an Sicherheit, das vernünftige Zweifel nicht aufkommen lässt.149 Erst wenn konkrete Anhaltspunkte nachweisbar sind, muss geprüft werden, ob sie in die Überlegungen mit einzubeziehen sind. Andererseits muss auch die Kompetenz des „Richters“ beachtet werden, ob dieser seine subjektive Überzeugung als objektiv vermitteln kann150, ob er vertrauenswürdig, z.B. in der Sachbeurteilung von technischen Eigenheiten ist. Die Idee, dass man im Prozess die Wahrheit durch angestrengtes Suchen rekonstruiert, ist eine Fabel. Auch die Plausibilitätsprüfungen sind eigentlich nichts anderes als ein Schritt in Richtung auf Aufklärung, auf die „Wahrheit“. Fehler sind nämlich auf Grund der menschlichen Unzulänglichkeit nicht ausgeschlossen.151

1.4 Des Individuums Findigkeit und Scharfsinn im Wust der Publikationen

Das menschliche Individuum stand mit seinen Sinnen zur Wahrnehmung und Erkennen den Objekten unmittelbar gegenüber und es musste oft zum Existenzerhalt sofort reagieren. Wir vermuten, dass sich mit den Erfahrungen im Gedächtnis langsam, aber stetig die Kognition ausweitete und die Zeugnisse der Technik im ägyptischen und römischen Reich zeugen von dem Stand des Technologiewissens und der Intelligenz damaliger Zeit, wenn auch auf einzelne Individuen konzentriert. Es gab einen deutlichen Unterschied der Geistesarbeit zwischen diesen Personen und dem „gemeinen“ Volk. Lange Zeit dominierte eine Art Gottesgnadentum. In der Politik bestimmten damals – wie heute – nur wenige über viele, die nur spärlich über die Geschehnisse und Hintergründe davon Kenntnis erlangten. Man war in der sozialen Unterschicht auf Vermutungen, Gerüchte und Informations-Transporteure angewiesen, also gewissermaßen hilflos einer gemachten Kommunikation ausgeliefert. Die Herrscher vermittelten mittels Triumphzügen etc. ihre außerordentliche Stellung. Sonst gab es Kommunikationstechnik nur für einzelne Personen oder Personengruppen. Erst in neuerer Zeit wickeln sich die Gespräche – nunmehr in vereinfachter Form – öffentlich ab und sie verlieren ihren persönlichen Gefühlscharakter des Dichterischen.

Dafür werden die Computer und ihre Verbindungen aktuell und intensiver genutzt, die Netzwerke werden Nachrichtenkanäle, in denen sich fast jeder betätigt – und oft nur anonym. Durch Soziale Netzwerke wurden auf einmal Menschen miteinander verbunden, die zuvor gar keinen Kontakt miteinander hatten. Facebook, Google Plus, Twitter sind heute die größten Sozialen Netzwerke und die am häufigsten besuchten Seiten im Internet.152 Der persönliche Kontakt zieht sich auf Vereine, Gesellschaften usw. zurück. Selbst in den Parteien schrumpfen die Kontakte auf bestimmte Niveauebenen. Der einzelne hat keine Kontrolle mehr über den Ursprung und den Wahrheitsgehalt einer Nachricht, die Kommunikation gerät zum Selbstzweck. Das in 3 Jahrhunderten aufgebaute System gelenkter Information verliert an monopolistische Macht, was den Machthabern missfällt. Die Findigkeit des Individuums ist gefragt, so beispielsweise bei der Echtheitsprüfung von Bildern153 oder der Altersfeststellung.154

Das Verlassen der strengen und nüchternen Denkwelt muss kritisch und in aller Verantwortung herausgearbeitet werden, weil hierdurch die Gefühlswelt, insbesondere die Ungewissheit, z.B. mit der menschlichen Existenzangst berührt und angesprochen werden kann und das politisch die notwendige Zukunfts-Klarheit stört und Verwirrung hervorruft, vielleicht auch agierend benutzt wird. Manche einfachen Experimente führen zu unendlichen, leider frucht losen Debatten – und das liegt nicht im Sinne von Rationalität.155 Man muss wohl heute akzeptieren, dass die Welt einiger Medien eine andere ist als sich die Zunft der Wahrheit-Sucher und –Vermittler wünscht. So wird verständlich, dass die Fähigkeit, das zu erkennen, zwar eine wichtige, aber leider sehr wenig verbreitete ist. Mancher behauptet – inkorrekter Weise – dass man das relativ leicht – mit Tipps156 – bewältigen kann, ein Irrtum, denn dem steht die inzwischen gewachsene Kunst des Verpackens, also journalistischen Umgehens, im Wege.

Schon ein Plagiat war durch den Fakt der Verschleierung schwer zu identifizieren.157 Die angebliche Leichtigkeit, eine Falschmeldung zu erkennen, kann bei einem Individuum den Wahn erzeugen, er wäre für das Erkennen hinreichend qualifiziert und gegen Falschmeldungen aller Art geschützt. Es ist erstaunlich, wie man das Falsche dort allein schon aus den Rechtschreibfehlern erkennen kann, sogar automatisiert, aber es arbeiten dort eben auch Ungebildete, die nur ihre Meinung untergebracht wissen wollen.158 Die Netzwerke spiegeln die Zusammensetzung der Teilnehmer wieder, es ist interessant, hier soziale Gründe zu erforschen, warum zu welchen Themen und in welcher Art „diskutiert“ wird, manchmal ist man versucht, das als belustigend zu betrachten.

Vielfach fabriziert man einfach unvollständige Informationen oder solche, bei denen man im Text die Worte wie „vermutlich, offenbar, wahrscheinlich, es ist anzunehmen, wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren“ usw. vorschalten, bessern nur den Eindruck des „Wahren“; die Meldung erfüllt zumeist ihren Zweck, denn wer geht ihrer Tatsächlichkeit dann noch nach. Oft zeichnet man auch die Herkunft mit einer Agentur, die angeblich unabhängig und zuverlässig arbeitet, aber was heißt denn das? In der Arbeitsweise heißt es, dass man die Absicht hat, nur über das zu berichten, was man selbst gesehen und gehört hat.159 Aber es gelingt nicht immer. Wir arbeitenunabhängig, überparteilich, transparent und nachprüfbar.160 Wer das tut, hat ein Stück schwieriger Arbeit vor sich.