Das ist nicht lustig! - Martin Muser - E-Book

Das ist nicht lustig! E-Book

Martin Muser

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Beschreibung

Ein lustiges Kinderbuch über Freundschaft und eine wunderbar unperfekte Familie. Juri, Kette und Quark sind eine richtige Chaostruppe. Das sagt jedenfalls Mama. Juri findet, dass er und seine Freunde einfach nur sehr gute Ideen haben. Wie zum Beispiel das Karacho-Rennen im Einkaufswagen. Oder die Entdeckung von Sofalonien. Oder die Sache mit dem Umgekehrt-Klauen. Aber auch wenn mal was schiefläuft – meistens müssen am Ende Mama, Papa und Opa Eule doch mitlachen. Nur bei Juris kleinem Bruder Pippo ist der Sinn für Humor noch nicht so richtig entwickelt. Aber das kann ja noch kommen. Mit warmherzigen farbigen Illustrationen – sehr gut zum Vorlesen geeignet. Die digitale Ausgabe von »Das ist nicht lustig!« ist ausschließlich als Fixed Format verfügbar und eignet sich deshalb nur für Tablets und Smartphone-Apps.

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MARTIN MUSER
Mit Bildern von Susanne Göhlich
für Dieter, meinen großen kleinen Bruder (1971–2019)
Zwölf lustige Geschichten - und eine traurige
Haie vor Matratzika
Voll Karacho
Die Eiersuche, der Wintelator und schwarze Löcher
Eins, zwei, drei, Polizei
Laffjuhso Matsch
Popolöcher für Deutschland
Der Kotz-Kürbis-Kindergeburtstag
Das Überlebenstraining
Drei Kiba-Spezial auf Eis
Das Haustier der Zukunft
Laterne, Laterne
Umgekehrt Klauen
Der große Verschwindibus

l

 

Außerdem von Martin Muser im Carlsen Verlag erschienen:
Kannawoniwasein! Manchmal muss man einfach verduften
Kannawoniwasein! Manchmal fliegt einem alles um die Ohren
Kannawoniwasein! Manchmal bekommt man einfach die Krise
Nuschki
Ein Fall für das Tandem –Das rote Känguru
Ein Fall für das Tandem –Der schwarze Rasputin
Die Feuerwehr kommt nackig her
WEIL.
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Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterver-
breitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt
und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.
Alle deutschen Rechte 2024 bei Carlsen Verlag GmbH,
Völckersstr. 14–20, 22765 Hamburg
Umschlag und Innenillustrationen: Susanne Göhlich
Umschlaggestaltung: formlabor
Lektorat: Wiebke Andersen-Oberschäfer
Layout: Karen Kollmetz
Satz und E-Book-Umsetzung: Zeilenwert GmbH
ISBN 978-3-646-93883-8
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Unsere Bücher gibt es überall im Buchhandel und auf carlsen.de.
Haie vor Matratzika
Heute hat Pippo wieder geschrien. Er wollte nämlich kein Hack-
fleisch werden. Dabei war es nur ein Spiel. Aber Pippo schrie
immer. So laut, dass man sich die Ohren zuhalten musste. Und
ganz besonders dann, wenn etwas richtig lustig war und sich alle
wegschmissen vor Lachen.
Früher waren Mama oder Papa dann immer ganz besorgt gewe-
sen: »Pippo, was ist passiert? Hast du dir wehgetan?!«
Aber Pippo schrie nur: »Das ist nicht lustig!«
Pippo ist mein kleiner Bruder. Er geht noch in den Kindergar-
ten. Und ich glaube, sein Sinn für Humor ist noch nicht so richtig
entwickelt. Das ist bestimmt wie beim Lesen und Schreiben. Das
muss man ja auch erst lernen.
Ich kann schon lesen und schreiben. Ich gehe auch schon in die
Schule. In die Eichhörnchen-Klasse auf der Melanchthon-Grund-
schule. Zusammen mit meinen besten Kumpels Kette und Qark.
Natürlich heißen die nicht in echt so. Qarks richtiger Name ist
Fadi Haddad. Aber weil er immer Früchtequark statt Pausenbrot
dabeihat, nennen wir ihn Qark. Und Kette heißt eigentlich Mira-
Lotte Kettenbrunner. Aber sie findet Kette cooler.
Ich heiße Juri und habe keinen Spitznamen. Nur die Jungs aus
der Bärenklasse sagen beim Kicken manchmal »Juri-Schluri« zu
mir. Dann sagen wir, dass sie gleich eins auf die Schnauze kriegen,
und sie trauen sich nicht mehr.
Qark, Kette und ich kennen uns schon seit Urzeiten. Also
eigentlich seit wir auf der Welt sind. Wir wohnen alle in der Fächer-
siedlung. Qark in der 56, Kette in der 24 und ich in der 8. Zwischen
den Häusern gibt es einen Sandkasten. Da haben wir schon ge-
spielt, als wir klein waren. Einmal mussten wir alle zusammen ins
Krankenhaus, nachdem wir vom Dach der Kletterburg gesegelt
sind. Mit einem fliegenden Teppich, der eine alte Tischdecke war.
Qarks Brille hat die Landung zum Glück heil überstanden. Dafür
hatten wir alle eine Platzwunde und mussten genäht werden.
Pippo war damals noch ein Baby. Sonst hätte er da bestimmt
schon geschrien: »Das ist nicht lustig!« Mama und Papa fanden es
auch nicht lustig und Mama hat gesagt, dass Qark, Kette und ich
voll die Chaostruppe seien und die Narben uns jetzt für immer er-
halten bleiben würden.
Aber das mit der Chaostruppe stimmt gar nicht. Qark, Kette
und ich haben einfach nur immer sehr gute Ideen.
So wie heute. Da sind wir nach der Schule zu mir gegangen und
haben Länderentdecken gespielt. Wir hatten die ganze Wohnung
für uns. Mama und Papa waren arbeiten und Opa Eule, der im Erd-
geschoss wohnt, hatte Lesezirkel. Nur Pippo war da, weil ihm der
Bauch wehtat und Opa ihn schon aus dem Kindergarten abgeholt
hatte. Er lag unten im Stockbett, hatte Wenzel im Arm und guckte
uns zu. Wenzel war Pippos Stoffhund.
»Willst du auch mitspielen?«, fragte Qark.
Statt zu antworten, zog Pippo sich einfach nur die Bettdecke
über den Kopf.
»Lass ihn einfach«, sagte ich.
Ich war froh, dass Pippo nicht mitspielte. Das gab immer nur
Geschrei, weil er irgendwas nicht kapierte oder anders wollte.
Qark, Kette und ich hatten schon einen richtig guten Ent-
deckerpfad gebaut. Die Möbel waren das Land und der Boden das
Meer, in dem ohne Ende Haie schwammen.
»Aber keine normalen«, sagte Qark, »sondern Megalodone.
Das sind Dinosaurier-Haie. Die sind so riesig, dass sie Wale mit
einem Happs auffressen können.«
»Mega!«, rief Kette. »Wer den Boden berührt, ist Hackfleisch!«
»Also los!«, sagte ich.
Wir zogen uns vom Stockbett auf den Schrank, hangelten uns
von der Spielzeugkiste zum Hocker, krabbelten über die wacklige
Kommode im Flur und hüpften über die Stühle ins Wohnzimmer
bis zum Tisch. Darauf standen noch die Sachen vom Frühstück
und wir mussten aufpassen, nicht auf die Teller zu treten.
»Wow!«, entfuhr es Qark.
Von hier oben konnten wir über das weite Meer schauen!
»Da drüben ist Sofalonien«, sagte ich und zeigte auf das Sofa.
»Ein unbekannter Kontinent!«
Pippo rief aus dem Kinderzimmer: »Ihr dürft nicht auf den
Tisch! Der ist tabu!«
Tabu‹ sagte Papa immer, wenn etwas verboten war.
»Tabu-Tabu, cooler Name«, rief Qark und guckte vom Tisch
rüber nach Sofalonien. »Aber zwischen Tabu-Tabu und dem un-
bekannten Kontinent ist ein riesiger Ozean. Null Chance, da rüber-
zukommen.«
»Wir könnten uns rüberschwingen«, sagte Kette und packte die
Hängelampe über dem Tisch wie ein Kletterseil. Die Lampe machte
RATSCH und das Kabel gab nach.
»Pass auf !«, rief ich. »Da ist Strom drin und man kann einen
Schlag kriegen.«
Kette ließ die Lampe schnell los. Sie pendelte zwischen unseren
Füßen über der Tischplatte und fegte zwei Tassen runter ins Meer.
»Habt ihr was kaputt gemacht?«, kam Pippos Stimme aus dem
Zimmer.
Ich tat, als hätte ich nichts gehört. Wir hatten Wichtigeres zu
tun. Wir mussten einen Weg finden, um zu dem unbekannten Kon-
tinent rüberzukommen.
»Wenn da im Ozean noch 'ne Insel wäre«, sagte Qark und
schob seine Brille hoch, »als Zwischenstation … dann könnten wir
es schaffen.«
»Gute Idee«, sagte ich, »wir bauen uns einfach eine!«
Kette, Qark und ich sprangen von Tabu-Tabu auf die Stühle,
krabbelten über die wacklige Kommode im Flur, hüpften vom Ho-
cker zur Spielzeugkiste, hangelten uns auf den Schrank und lande-
ten oben auf dem Stockbett.
Qark packte die Bettdecke und das Kissen. Kette und ich roll-
ten die Matratze zusammen.
Der Transport war sehr anstrengend. Kette und ich balancier-
ten mit der Matratze über die wacklige Kommode. Unter der Last
neigte sie sich gefährlich zur Seite. Mein Fuß rutschte weg, Kette
und ich verloren den Halt. Es schepperte gewaltig und wir wurden
von der Matratze begraben.
»Ihr habt wieder was kaputt gemacht!«, rief Pippo aus dem
Zimmer. »Ich hab's genau gehört!«
Ich klammerte mich an die Kommode. Qark packte mich und
zog mich hoch.
»Gar nicht«, rief ich zurück und rieb meinen Ellbogen, der ein
bisschen wehtat.
»Das war knapp«, sagte Qark. »Um ein Haar wärt ihr Hack-
fleisch gewesen.«
Kette und ich wuchteten schnaufend die Matratze wieder hoch.
Als wir Tabu-Tabu erreichten, waren wir ganz verschwitzt und
mussten erst mal verschnaufen. Dann traten wir an die Tischkante
und warfen die Matratze mit Schwung ins Meer.
»Dein Name sei Matratzika!«, taufte ich die neue Insel.
Qark pfefferte die Bettdecke und das Kissen hinterher und
wischte dabei versehentlich noch einen Teller vom Tisch. Es gab
ein dumpfes Geräusch und Qark schaute nach unten: »Ich glaub,
ich hab 'n Hai getroffen!«, rief er. »Voll auf die Schnauze!«
Wir waren sehr zufrieden mit unserer Entdeckerarbeit. Leuch-
tend und verheißungsvoll lag Matratzika vor uns im Meer.
Kette durfte die Insel als Erste betreten. Qark und ich sprangen
hinterher.
»Oh, wie schön ist Matratzika«, rief ich.
»Schön, aber leider nicht groß genug«,
bemerkte Qark und zeigte auf das Sofa, das
immer noch zu weit entfernt lag.
»Dann bauen wir eben noch was an«, sagte
ich. »Wartet …«
Ich kletterte den ganzen Weg zurück zu
Pippo, der unter seiner Bettdecke lag und
natürlich alles mitgehört hatte. »Wir brauchen
dein Bettzeug«, sagte ich.
»Aber das gehört mir!« Pippo klammerte
sich an seiner Decke fest.
»Mann, jetzt gib schon her«, sagte ich.
Ich zog daran und Pippo schrie ganz laut und hoch: »Das darfst
du nicht! Hiiiiilfe!«
Ich ließ schnell los, damit er aufhörte zu schreien, und sagte:
»Okay ...« Ich wusste ja, dass Pippo heimlich doch gerne mitspie-
len würde, sich aber nicht traute. »Wenn du uns die Sachen gibst,
darfst du auch mitkommen.«
»Bis nach Sofalonien?«, fragte Pippo, der alles genau mitgehört
hatte.
Ich nickte.
»Und Wenzel auch?«
Ich nickte wieder. »Sofalonien ist ein Hundeparadies.«
Pippo ließ seine Decke los. Ich nahm sie und das Kissen.
Diesmal war der Weg nach Tabu-Tabu noch anstrengender, weil
Pippo dauernd Angst hatte und ich ihm helfen musste.
»Ich kann das nicht …«, jammerte er und ich musste ihn ein
bisschen schubsen, damit er vom Schrank kam.
»Ich stürze ab!«, schrie er und umklammerte Wenzel.
Aber da hatte ich ihn schon über die Wackelkommode gezogen.
Als ich endlich mit ihm auf Tabu-Tabu ankam, war Pippo ganz
stolz.
Er hielt Wenzel hoch und rief über das Meer: »Hallo, ihr dum-
men Haie! Ihr habt uns nicht gekriegt!«
Die Tischdecke rutschte und der Brotkorb ging zu Boden. Ich
warf Pippos Bettzeug zu Kette und Qark rüber, die es sich auf Ma-
tratzika gemütlich gemacht hatten. Sie legten es neben die anderen
Sachen und jetzt konnten wir quasi zum Sofa rüberspazieren.
»Sofalonien!«, jubelte Qark. »Wir haben es entdeckt!«
Kette hüpfte auf den Polstern. »Ein neuer Kontinent!«
Wir ließen uns auf das Sofa fallen und streckten die Arme und
Beine aus.
»Boah. Das ist echt das Paradies hier!«
Da hörten wir Pippos dünne Stimme: »Ich will auch nach Sofa-
lonien …«
Jetzt erst merkten wir, dass er immer noch auf Tabu-Tabu war.
Er stand mit Wenzel im Arm oben auf dem Tisch und rührte sich
nicht.
»Komm, spring rüber nach Matratzika!«, sagte ich. »Von da ist
es dann ganz leicht.«
Aber Pippo schüttelte den Kopf. Seine Unterlippe zitterte, als
würde er gleich anfangen zu heulen. Er drückte Wenzel noch fester
an sich. »Aber die Haie können Wenzel schnappen …«
»Qatsch, Pippo«, sagte ich. »Die sind doch im Wasser!«
»Aber die springen auch in die Luft.«
Ich schüttelte genervt den Kopf. »Mann, Pippo, jetzt mach
schon. Wir spielen doch nur.«
»Aber ihr habt gesagt, die fressen sogar Wale.«
»Ja, aber das sind doch keine echten Haie. Und das ist auch kein
echtes Meer. Nur Teppichboden. Also, komm jetzt!«
Aber statt endlich zu springen, fing Pippo jetzt wirklich an
zu heulen. »Ich will nicht, dass die Haie Hackfleisch aus mir ma-
chen!«, schluchzte er.
Ich wollte schon zurückgehen, um ihn einfach vom Tisch zu
schubsen, da hörten wir, wie die Wohnungstür aufging und je-
mand »Huhu!« rief.
Mama kam rein. »Wir sind wieder da! Und haben Pizza mitge-
bracht!«
Hinter ihr tauchten Papa und Opa Eule mit Pizzakartons in den
Händen auf. Entgeistert blieben alle stehen.
»Was ist denn hier los?«, fragte Mama.
Papa runzelte streng die Stirn. »Pippo! Du weißt genau, dass
ihr nicht auf dem Tisch spielen dürft! Sofort runter da!«
»Ich kann nicht«, heulte Pippo.
»Komm, ich helf dir«, sagte Opa Eule und hielt Pippo die Hand
hin.