Für alle mit Schnauze
Mit Illustrationen von Tine Schulz
und Fotos von Martin Muser
Martin Muser • Tine Schulz
Vorwort
in dem ein Autor zugeben muss, dass
seine Geschichte Lücken hat
Es ist so: Der Autor dieses Buches hat vor diesem Buch schon
ein paar andere Bücher geschrieben. In einem davon* kommt
ein dreibeiniger Hund vor. Der heißt Nuschki. Etwa in der
Mitte der Geschichte passiert Nuschki etwas richtig Schlim-
mes und er verschwindet. Aber am Ende taucht er dann wieder
wohlbehalten auf und alles geht gut aus.
Wie sich das so gehört in Kinderbüchern.
Aber als der Autor die Geschichte vorgelesen hat, haben
viele Kinder immer wieder gefragt: Was passiert denn mit
dem dreibeinigen Hund? Also nach seinem Verschwinden in
der Mitte der Geschichte bis zu seinem Auftauchen am Ende?
Und da hat der Autor gemerkt, dass er das gar nicht so ge-
nau wusste.
* Das Buch heißt »Kannawoniwasein – Manchmal fliegt einem alles um die Ohren«
Und das geht ja eigentlich nicht, dass ein Autor nicht
genau weiß, was in seiner eigenen Geschichte passiert.
Deswegen hat er sich dann noch einmal auf die Suche ge-
macht. Nach der Geschichte von Nuschki, dem dreibeinigen
Hund. Für ein Buch mit Fotos, Zeichnungen und allem Drum
und Dran. So dass diesmal auch wirklich nichts im Unklaren
bleibt.
Und natürlich hatte Nuschki dabei auch ein Wörtchen mit-
zureden.
Erstes Kapitel
in dem ein Floß kentert und Schiffbrüchige
gerettet werden müssen
Nuschki hatte von Anfang an ein ungutes Gefühl gehabt. Als
Hund hat man da so einen Instinkt. Aber auf ihn hörte ja kei-
ner. Da kannst du dir die Seele aus dem Leib kläffen. Hilft alles
nix. Diese Zweibeiner kapieren das einfach nicht. Also dafür,
dass sie angeblich so intelligent sind, machen sie ganz schön
viele dumme Sachen.
Wobei Nuschki zugeben musste, dass sein Herrchen Antek
noch ein sehr kleiner Zweibeiner war. Mit sechs Jahren zählen
Menschen ja fast noch als Welpen. Da kann man nicht soooo
viel erwarten. Aber Anteks neue Freunde waren beide schon
elf. Und in dem Alter sollte man eigentlich wissen, dass eine
Floßfahrt mit einem Nichtschwimmer eine sehr gefährliche
Sache ist. Das sagt einem doch der gesunde Hundeverstand!
Aber erst mal fing alles gut an. Es war ein Sommerferien-
tag wie im Bilderbuch. Der Himmel stand kratzeblau über den
goldgelben Feldern. Und auf der Oder tanzten kleine Wellen
glitzernd im Sonnenlicht. Antek und seine neuen Freunde wa-
ren mit den Rädern dorthingefahren und hatten das Floß klar-
gemacht. Das Floß war Anteks ganzer Stolz, denn er hatte es
selbst gebaut. Und jetzt schipperten sie damit fröhlich über
die Oder. Ihr müsst wissen, die Oder ist der Fluss, der an dem
Dorf vorbei fließt, in dem Nuschki und Antek wohnten.
Es war ein Riesenspaß. Nuschki stand ganz vorne am Bug.
Sie waren jetzt nämlich alle Seeräuber. Er reckte seine Schnau-
ze in den Wind und bellte: »Ich bin ein dreibeiniger Pirat!«
Drei Beine haben auch Vorteile!
ZumPinkeln mussichkeins mehrheben
und mein Fell hab ich auch
viel schneller geputzt:
Eins, zwei, drei – fertig!
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Gewöhnlich haben Piraten ja meistens zwei Beine, in seltenen
Fällen auch nur eins. Aber Nuschki war eben ein dreibeiniger
Hund und deswegen war er auch ein dreibeiniger Pirat. Klar.
Die vier schipperten also vergnügt über die Oder, als plötz-
lich ein Raketenboot angesaust kam. Es war irrsinnig schnell
und hat eine irrsinnig große Welle gemacht. So groß, dass das
Floß kenterte und die ganze Piratenbesatzung – PLATSCH –
ins Wasser fiel. Und das war jetzt wirklich irrsinnig gefährlich,
weil Antek ja nicht schwimmen konnte!