Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Wenn Léthaniel eines in seinem Leben gelernt hat, dann, dass es für jedes noch so ausweglos erscheinende Problem eine Lösung gibt. Doch trifft das auch in einer Welt zu, in der Riesen und Einhörner existieren? Wird es dem Greifenreiter und seinen Gefährten gelingen, zurück nach Altra zu finden, um sich mit der alles entscheidenden Frage zu befassen: Wie verdammt noch mal findet man den Hort eines Drachen?
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 378
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Inhaltsverzeichnis
Titel
Informationen zum Buch
Impressum
Widmung
Landkarte Altra
Kapitel 1 - Léthaniel
Kapitel 2 - Léthaniel
Kapitel 3 - Léthaniel
Kapitel 4 - Léthaniel
Kapitel 5 - Léthaniel
Kapitel 6 - Léthaniel
Kapitel 7 - Léthaniel
Kapitel 8 - Léthaniel
Kapitel 9 - Damaris
Kapitel 10 - Léthaniel
Kapitel 11 - Damaris
Kapitel 12 - Damaris
Kapitel 13 - Damaris
Kapitel 14 - Léthaniel
Kapitel 15 - Gabriella
Kapitel 16 - Damaris
Kapitel 17 - Gabriella
Kapitel 18 - Gabriella
Kapitel 19 - Gabriella
Kapitel 20 - Gabriella
Kapitel 21 - Léthaniel
Kapitel 22 - Gabriella
Kapitel 23 - Schatten
Kapitel 24 - Gabriella
Kapitel 25 - Gabriella
Kapitel 26 - Schatten
Kapitel 27 - Léthaniel
Kapitel 28 - Schatten
Kapitel 29 - Lucja
Kapitel 30 - Léthaniel
Kapitel 31 - Lucja
Nachwort
Zeitstrahl
Glossar
Weitere Bücher aus demselben Universum
Die Alia-Reihe (5 Bände)
Der rote Tarkar (Einzelband)
Die Legenden von Karinth (4 Bände)
Greifen-Saga (3 Bände)
Damaris (4 Bände)
C. M. SPOERRI
Das Juwel der Talmeren
Band 2
Fantasy
Das Juwel der Talmeren (Band 2)
Wenn Léthaniel eines in seinem Leben gelernt hat, dann, dass es für jedes noch so ausweglos erscheinende Problem eine Lösung gibt. Doch trifft das auch in einer Welt zu, in der Riesen und Einhörner existieren? Wird es dem Greifenreiter und seinen Gefährten gelingen, zurück nach Altra zu finden, um sich mit der alles entscheidenden Frage zu befassen: Wie verdammt noch mal findet man den Hort eines Drachen?
Die Autorin
C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt in der Schweiz. Sie studierte Psychologie und promovierte im Frühling 2013 in Klinischer Psychologie und Psychotherapie. Seit Ende 2014 hat sie sich jedoch voll und ganz dem Schreiben gewidmet. Ihre Fantasy-Jugendromane (›Alia-Saga‹, ›Greifen-Saga‹) wurden bereits tausendfach verkauft, zudem schreibt sie erfolgreich Liebesromane. Im Herbst 2015 gründete sie mit ihrem Mann den Sternensand Verlag.
www.sternensand-verlag.ch
1. Auflage, Juni 2022
© Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2022
Umschlaggestaltung: Alexander Kopainski
Lektorat: Sternensand Verlag GmbH | Natalie Röllig
Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH
Satz: Sternensand Verlag GmbH
ISBN (Taschenbuch): 978-3-03896-247-2
ISBN (epub): 978-3-03896-248-9
Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Vertrauen kann durch Liebe gestärkt werden,
die Hoffnung durch den Glauben,
Gerechtigkeit durch Weisheit,
Tapferkeit durch Demut …
die Freiheit aber …
die muss man sich erkämpfen.
C.
Altra
Der Ritt auf einem Einhorn ist etwas Einmaliges, wie mir bewusst wird, als ich den vier Tieren hinterhersehe, die sich ebenso schnell wieder vom Schloss der Riesen entfernen, wie sie uns hergebracht haben.
Ich bin in meinem Leben schon auf vielen Pferden geritten, hatte kurzzeitig einen Lieblingshengst – ein äußerst edles Tier, das ich mal einem Kaufmann ›abgenommen‹ hatte –, aber nicht einmal er könnte diesen Einhörnern das Wasser reichen. Ihre Bewegungen sind so grazil und man hat den Eindruck, jeden ihrer Muskeln zu spüren, während man auf ihrem Rücken sitzt. Selten habe ich mich mit einem mir fremden Geschöpf auf Anhieb derart verbunden gefühlt. Wir waren eine Einheit.
Nach einem letzten Blick auf die weißen Tiere drehe ich mich zum Eingang des riesigen Gebäudes um, das hinter einem akribisch gepflegten Garten emporragt. Hat es schon von Weitem beeindruckend gewirkt, so raubt mir seine Schönheit nun regelrecht den Atem.
Elderion neben mir starrt das Schloss ebenfalls an. Den Zwerg kenne ich erst seit Kurzem, genauer, seit mein Kumpel Steinwind und ich zusammen mit ihm und dem ehemaligen Assassinen Schatten von den Riesen gefangen genommen wurden. Er ist mir äußerst suspekt, wenngleich er mir geholfen hat, mit meiner verstorbenen Schwester Frieden zu schließen. Damit wurden die Schuldgefühle, die mich seit Jahren drangsalieren und mir nächtliche Albträume bescheren, zumindest ein Stück weit aus meinen Gedanken verbannt.
Der Wüstenzwerg betitelte dieses Bauwerk als ›Olymp‹, das Zuhause der Titanen, wie die Riesen von seinem Volk auch genannt werden. Etwas, das ich noch immer absurd finde – anscheinend verehren Zwerge wie er diese Titanen als Götter.
Ich meine, ich habe selbst einem gegenübergestanden und jap, ihre Erscheinung mit den Muskelbergen und dem goldenen Haar ist definitiv imposant. Aber niemals hätte ich unsere Entführer als ›Götter‹ betitelt. Da würden mir um einiges treffendere Beschreibungen einfallen … Bastarde, Schweinehunde, Mistkerle … um die weniger Anstößigen zu nennen.
Na ja, jetzt sind wir nun mal hier, im Land der Riesen, und müssen meinen Greif befreien, ehe wir zurück nach Altra kehren und unsere Gefährtin Lucja aus den Fängen des Drachen holen können, der sie entführt hat. Wegen eines dämlichen Juwels, das Elderion ihm stahl und das die Riesen inzwischen besitzen.
Greif befreien – Olymp verlassen – Lucja retten – nach Fayl reisen und unsere verdammte Mission bei Zirkelleiter Venero zu Ende bringen …
Klingt einfacher, als es ist, aber den ersten Schritt haben wir schon geschafft: auf Einhörnern zum Olymp zu reiten, wo diese Arschgeigen sich aufhalten.
Sie haben mir meinen Greif gestohlen, verdammt. Und ich werde ihn zurückholen!
Ich atme tief durch und mustere das Bauwerk vor uns, um die Lage besser einschätzen zu können.
Die Wände sind aus purem Gold erschaffen, so kommt es mir zumindest vor. Da die Sonne inzwischen hoch am Himmel steht, spiegeln die Mauern ihre Strahlen wider.
Ob sie die Sonnenenergie für die Nacht speichern, um auch im Dunkeln zu leuchten? Irgendwoher muss dieses Glänzen ja rühren, das ich vergangene Nacht sah.
Ich beschließe, mich später damit zu befassen, jetzt bin ich gerade zu gefangen von der Schönheit, die sich vor mir auftürmt. Obwohl ich seltsamerweise kein einziges Fenster entdecke, müssen es bestimmt zehn Stockwerke sein – und das allein in dem Gebäude, vor dem wir stehen. Mir kommt es vor, als würden sich dahinter noch Dutzende weitere Bauwerke befinden, von denen man nur die Zinnen und Türme erahnen kann. Der Rest verliert sich in goldfarbenen Wolken, die das Schloss wie Nebel einhüllen, wann immer man versucht, es sich genauer anzusehen.
Eine weitere Kuriosität findet sich in der einzelnen Eingangstür, die zwar aus zwei breiten Flügeln besteht, aber nicht größer als diejenigen ist, die ich aus der Menschenwelt kenne. Als der Riese mich in sein Arbeitszimmer holte, ehe er mich in seine Welt verbannte, war alles überdimensional und ausladend. Ich kam mir selbst wie ein Zwerg vor. Doch nun scheint es, als wären meine Gefährten und ich gewachsen – oder die Riesen geschrumpft.
»Ob sie wissen, dass wir hier sind?«, stelle ich laut eine Frage, die mich beschäftigt, seit wir uns dem Schloss nähern konnten.
Bisher habe ich keine Menschen- äh Riesenseele gesehen, was mir komisch erscheint. Nicht dass ich diese Kackstiefel vermissen würde, aber ich weiß nun mal gern, wo sich mein Feind aufhält.
»Oh, mit Sicherheit«, antwortet Elderion. Der Zwerg flicht gerade sein langes weißes Haar zu einem neuen Zopf und sieht mich mit seinen klugen dunklen Augen von unten herauf an, da er mir nur bis knapp über den Bauchnabel reicht. »Sie werden uns bestimmt bereits erwarten.«
Ich schaue argwöhnisch zu ihm zurück. »Also müssen wir mit einem Kampf rechnen?«
»Nicht doch.« Der Zwerg schüttelt den Kopf. »Riesen sind keine Geschöpfe, die jedem feindselig gesinnt sind.«
Ich stoße ein sarkastisches Grunzen aus. »Ja, klar. Deswegen nehmen sie auch Gefangene, die sie ein Leben lang festhalten.«
»Na ja«, meint Elderion und zuckt mit den Schultern. »Wie ich schon sagte: Riesen denken anders als Menschen, Elfen oder Zwerge. Sie …« Er macht eine ausschweifende Bewegung. »Sie sehen uns als verdorben an, und Verdorbenes entfernen sie für gewöhnlich aus der Welt Venera.«
»Verdorben?« Ich hebe verwirrt eine Augenbraue.
»Das Juwel der Talmeren«, erklärt er. »Es wurde mit Dämonenmagie erschaffen und …«
»Ah, daher weht der Wind.« Jetzt verstehe ich langsam, worauf Elderion hinauswill. »Ihr Wüstenzwerge habt Dämonen beschworen, das ging den Titanen auf ihre gigantischen Eier, und nun wollen sie alles, was damit zu tun hat, beseitigen?«
Elderion wiegt den Kopf hin und her. »Nicht ganz«, meint er dann. »Wenn sie keinen Bezug zwischen uns und dem Juwel der Talmeren sehen würden, hätten sie uns womöglich einfach getötet – oder im besten Fall laufen lassen.«
»Also sind sie doch gewalttätig«, halte ich fest.
»Es gibt nicht nur schwarz oder weiß«, entgegnet der Zwerg. »Manchmal ist grau viel bunter als alles zusammen.«
»Und wie darf ich das jetzt wieder verstehen?« Ich verdrehe genervt die Augen.
»Die Titanen haben ihre eigene Moral«, kommt es von Schatten, der bisher kaum etwas gesagt hat, seit wir in dieser Parallelwelt festsitzen.
Ich wende mich zu ihm um und betrachte den Dunkelelfen erstaunt. »Und das weißt du, weil …«
Auch bei ihm verzichte ich auf eine förmliche Anrede. Die käme mir inzwischen komisch vor nach allem, was wir zusammen erlebt haben. Ja, er ist ein ehemaliger Assassine, und ja, dass er uns bei den Dunkelelfen einfach sitzenließ, nehme ich ihm weiterhin krumm. Aber gerade hier und jetzt sitzen wir im selben Boot und es erscheint mir dämlich, ihm seine Fehltritte die ganze Zeit vorzuhalten.
Keiner von uns ist perfekt und jeder versucht auf seine Weise, das Beste aus der Situation zu machen.
»Weil ich mein ganzes Leben damit verbracht habe, Völker zu studieren«, erklärt Schatten nun gleichmütig und lässt seine roten Augen blitzen, die er mit einer Stoffbinde vor dem Sonnenlicht abschirmt.
Unwillkürlich frage ich mich, wie lange sein Leben wohl schon dauern mag. Mir ist bekannt, dass Elfen Tausende von Jahren alt werden können. Wie lange es die Assassinengilde von Karinth gibt, weiß ich zwar nicht, gehe jedoch davon aus, dass auch sie schon einige Jahrhunderte existiert. Demnach hat er bestimmt ein paar Jährchen auf dem Buckel – die man ihm nicht ansieht. Er wirkt rein äußerlich kaum älter als ich, und ich bin fünfundzwanzig.
Schatten wirft mit einer schnellen Kopfbewegung das lange weiße Haar über die Schulter, das er seiner Dunkelelfenherkunft zu verdanken hat, und seine Stimme klingt nachdenklich, als er weiterspricht. »Die Moral dieses Volkes ist schwer zu durchschauen, aber sie ist da, ganz eindeutig. Nicht umsonst scharen sie derart reine Wesen wie Einhörner um sich. Sie glauben, das Richtige zu tun, und bedienen sich lediglich der entsprechenden Mittel, um ihre Ziele zu verfolgen.«
»Und diese Ziele wären?« Ich verschränke die Arme vor der Brust und sehe den Assassinen gespannt an.
»Das Gute zu verkörpern«, erklärt er schulterzuckend und zupft einen nicht vorhandenen Fussel von seiner schwarzen Lederrüstung.
Dass ein ehemaliger Meuchelmörder vom ›Guten‹ spricht, lässt mich beinahe schmunzeln.
Elderion nickt indes zustimmend. »Was auch immer in ihren Augen das Gute sein mag. Sie sind Titanen und unsterblich. Im Laufe der Zeit kann man schon mal den Sinn dafür verlieren, was Gut und Böse bedeuten. Aber was bleibt, ist der Antrieb, es sich selbst so bequem wie möglich zu machen. Den haben alle Völker übrigens gemeinsam. Ressourcen-Optimierung quasi.«
»Hä?«, kommt es von meinem Kumpel Steinwind, der bis jetzt stumm den Einhörnern nachgesehen hat und sich uns nun zuwendet. Er kratzt sich am kahlen Hinterkopf. Erst seit Kurzem weiß ich, dass goldenes Haar darauf sprösse, würde er es nicht stets abrasieren – denn er ist ein Halbriese.
Immer noch schräg, diese Vorstellung …
»Tut mir leid, das kapier ich nicht«, formuliere ich seine Frage in verständlicheren Worten.
»Musst du auch nicht. Hauptsache, wir bewegen sie irgendwie dazu, uns gehen zu lassen.« Elderion klopft mir auf den Rücken – na ja, aufgrund seiner Körpergröße eher aufs Kreuz. »Kommt, sehen wir mal, was sie uns zu sagen haben.«
Ich bin nicht sonderlich erpicht darauf, erneut einem Riesen zu begegnen, aber da sich mein Greif Meteor hier irgendwo befinden muss, gebe ich mir einen Ruck. Obgleich ich noch keine Gedankenverbindung zu ihm aufbauen kann, spüre ich, dass ich ihm nahe bin. Sobald wir wieder vereint sind, werde ich diesen verdammten Olymp verlassen, das schwöre ich mir in dem Augenblick, da ich einen Fuß in Richtung Schloss setze.
Unser Weg führt uns durch den malerischen Vorgarten, der ein bisschen jenem gleicht, den ich in Elderions Vision sah – oder was das auch immer war, als er mir meine Schwester zeigte.
Die Erinnerung daran hallt wie ein schöner Traum in mir wider, und ich weiß, dass ich dem Zwerg ewig für das, was er mit mir angestellt hat, dankbar sein werde. Waren da früher stets Schuldgefühle und Selbstvorwürfe, wenn ich an meine verstorbene Schwester und meine Mutter dachte, so empfinde ich nach so vielen Jahren endlich einen inneren Frieden, wenn ich mir ihre Gesichter vor Augen rufe. Und ich hoffe, dass ich diese Ruhe in meinem Herzen bewahren kann.
Während wir zwischen den Rosenbüschen hindurchschreiten, die sich zu unseren Seiten ranken, knirschen die kleinen weißen Kieselsteine, mit denen der Weg belegt ist, unter unseren Füßen. Es ist ein seltsam angenehmes Geräusch, das mich trotz der Aussicht, dass wir gleich abermals Riesen gegenüberstehen werden, beruhigt. Ebenso wie das Summen der Insekten, die rund um uns herum emsig durch die Luft schwirren.
Die Wiesen, auf denen die Rosen blühen, wirken gepflegt und sind so saftig grün, dass es mir fast kitschig vorkommt. Der Duft der Blumen liegt schwer in der Luft, vermischt sich mit dem von Erde und frisch geschnittenem Gras. In einem abgelegenen Teil des Schlossgartens kann ich verschiedene Kräuter und Himbeerranken entdecken, deren Blüten von unzähligen Bienen umschwärmt werden.
Wäre unsere Lage nicht so prekär, könnte ich mich an diesem Ort glatt wohlfühlen.
Endlich gelangen wir zum Haupteingang des Schlosses, der über eine breite Treppe erreichbar ist. Auch hier sind die Stufen normal hoch, sodass wir nicht klettern müssen, um hinaufzusteigen. Das verstärkt meinen Verdacht, dass die Riesen in ihrem Olymp dieselbe Größe besitzen wie wir.
Gar nicht mal so schlecht, dann kann ich ihnen auf Augenhöhe meine Faust in die Fresse rammen …
»Was auch immer geschieht, lasst mich mit ihnen sprechen«, sagt Elderion, ehe wir bei der breiten Flügeltür ankommen.
Als ich ihm einen Seitenblick zuwerfe, merke ich, dass er angespannter ist als bisher. Kurz bin ich erstaunt, dann erinnere ich mich, dass er im Olymp ja ziemlich sicher seinem Vater begegnen wird.
Obschon Elderion selbst nie hier war, hat sich sein Vater, der ehemalige Fürst der Wüstenzwerge, wahrscheinlich gründlich mit den Titanen und ihrer Herkunft beschäftigt, was auch erklärt, weshalb der Zwerg so gut über alles Bescheid weiß. Vermute ich zumindest.
Gerade will ich etwas erwidern, da tritt Elderion bereits an mir vorbei und legt beide Hände auf die vergoldete Tür. Erst jetzt fällt mir auf, dass diese eine Art Muster besitzt. Beim näheren Hinschauen wirkt dieses wie …
»Musiknoten?« Ich starre verblüfft auf die Linien und kleinen Kreise. »Ist das etwa ein Lied, das wir trällern müssen?«
Elderion fährt mit den Fingern die eingeritzten Symbole nach und nickt bedächtig. »Ja, ich glaube, das wird von uns erwartet.« Er wendet sich uns zu. »Wir Wüstenzwerge haben die Eingänge zu unseren Städten mit ebensolchen Musikbarrieren verschlossen. Singt man die Melodien, die von den Noten vorgegeben werden, öffnet sich die Tür. Ich wusste nicht, dass dies eine Tradition ist, die wir den Titanen zu verdanken haben.«
Ah, der Kleine weiß also doch nicht alles. Irgendwie beruhigend.
»Na dann … kann jemand von euch Noten lesen?« Ich sehe zwischen Steinwind, Schatten und dem Zwerg hin und her.
Mein langjähriger Kumpel gibt ein Grunzen von sich und schüttelt den Kopf, der Assassine verengt die Augen, wie ich hinter seiner Binde bemerke, und betrachtet die Tür eingehend. Anschließend schüttelt aber auch er den Kopf.
Na ja, wäre ja auch reichlich schräg gewesen, wenn Auftragsmörder in Musik unterrichtet werden würden.
»Elderion?«, wende ich mich an den Zwerg.
Dieser ist bereits dabei, die Tür genauer zu inspizieren, und bedeutet mir mit einer Handbewegung, still zu sein.
Ich seufze leise und verschränke die Arme vor der Brust. Zwar mag ich Musik sehr und rühme mich als ganz passabler Sänger, aber wirklich gelernt habe ich das Notenlesen nie. Also wird uns Elderion wohl die Tonreihen vorgeben müssen, die wir zu singen haben.
»So, und jetzt alle zusammen!« Elderion wedelt mit den Händen in der Luft, was uns den Takt vorgeben soll, doch seine Dirigentenallüren stoßen nur auf wenig Begeisterung seitens Schatten.
Der Assassine ist der miserabelste Sänger, den ich jemals gehört habe. Klingen Steinwinds Bass und mein Bariton durchaus harmonisch zusammen – wir sollten öfter abends an Lagerfeuern Liedchen trällern –, so kann Schatten nicht einen einzigen Ton halten, geschweige denn mit seinen kratzig klingenden Stimmbändern eine Melodie erzeugen.
»So wird das nichts«, winke ich ab, als der Dunkelelf mehr schlecht als recht einzustimmen versucht. »Die jagen uns eher quer durch ihre verkackte Olymp-Welt, als dass sie uns ins Schloss einlassen.«
Schatten gibt ein zustimmendes Schnauben von sich und verschränkt die Arme vor der Brust.
Zum Glück hat er keine Kinder. Die wären traumatisiert von seinen Einschlafliedern …
Elderion kratzt sich nachdenklich am Kopf und mustert den Dunkelelfen, der noch mürrischer dreinschaut als sonst. Ich habe sogar das Gefühl, dass die schwulstige Narbe, die sich quer über sein Gesicht zieht, etwas violetter anmutet – ob vor Wut oder Scham ist schwer zu sagen.
»Ist es denn wichtig, dass wir alle zusammen singen?«, frage ich in der Hoffnung, einen Ausweg zu finden.
Der Zwerg wendet sich mir zu. »Nun ja, es wäre schon gut. Denn je nachdem, wie der Mechanismus aufgebaut ist, könnte es sein, dass er nur die Träger der Stimmen durchlässt, die um Einlass gebeten haben. Sollte Schattens Stimme nicht dabei sein …«
»Müsste er womöglich draußen warten«, vervollständigt Steinwind seinen Satz.
Elderion nickt.
»Kommt nicht infrage«, wende ich umgehend ein. »Beim letzten Mal, als wir uns getrennt haben, wurden wir von Dunkelelfen gefangen genommen und sind fast krepiert!«
»Und wenn wir es drauf ankommen lassen?«, fragt Steinwind schulterzuckend.
»Nein!«, wiederhole ich, dieses Mal energischer. »Wir trennen uns nicht! Wir finden eine andere Lösung.«
Doch sosehr ich mich auch anstrenge, mir will keine Alternative einfallen. Falls Schatten seine Melodie nicht hinbekommt, wird sich die Tür nicht öffnen. Und wenn er nicht mitsingt, könnte es sein, dass er nicht durchgelassen wird.
Bärendreck!
»Bären sind nicht dreckig, zumindest nicht in dieser Welt«, ertönt in ebendiesem Moment eine glockenhelle Stimme hinter mir, und ich bilde einen Schutzschild, noch während ich erschrocken herumfahre.
Was meine Augen erblicken, lässt mich ungläubig den Mund öffnen und gleich darauf wieder schließen, nur damit mein Kiefer ein weiteres Mal nach unten klappen kann. Wahrscheinlich gebe ich nicht gerade den eloquentesten ersten Eindruck ab, doch mein Hirn ist zu leer gefegt, um sich darüber zu sorgen.
Vor mir steht eine junge Frau, die alles in den Schatten stellt, was ich jemals an Schönheit gesehen habe.
Und ich bin echt vielen, wirklich vielen, vielen – also verdammt vielen! – schönen Frauen begegnet.
Ich erkenne auf Anhieb, dass es sich bei unserem Gegenüber um eine Titanin handeln muss, obwohl sie genau gleich groß ist wie meine Gefährten und ich. Dennoch zeugen ihr goldfarbenes Haar, das in prachtvollen Locken bis zur Hüfte fällt, sowie das anmutige Gesicht von ihrer Herkunft. Ebenso wie die goldene Rüstung, die sie trägt und die nur gerade das Nötigste bedeckt. Ein bisschen wirkt sie wie die legendären Amazonen, die ich zwar noch nie im realen Leben, jedoch auf Bildern gesehen habe. An Armen und Beinen befinden sich eher Verzierungen aus goldenem Metall, als dass es sich wirklich um einen Schutz für ihre Haut handeln kann, die samtig darunter hervorschimmert.
Mein Blick wandert über ihren flachen Bauch, der unbedeckt ist, hinauf zu ihren perfekten Brüsten, die nur von einer Art goldenem Büstenhalter verborgen werden. Die kleinen Metallstücke, die darum herum kunstvoll angeordnet sind, würden wahrscheinlich keinem Pfeil standhalten, aber ich bezweifle, dass sie sich allein auf den Schutz ihrer Rüstung verlässt. Wie alle anderen Titanen auch wird sie Magie in sich tragen, welche die Vorstellungskraft eines Menschen übersteigt. Und Elderion erwähnte ja, dass sie unsterblich sind.
Damit ihr trotz des freizügigen Aufzuges nicht kalt wird, trägt sie einen Umhang, der aus vergoldeter Seide zu bestehen scheint, so wie er schimmert.
»Ich gehe davon aus, dass Ihr eine Anspielung auf Léthaniels Gedanken gemacht habt.« Elderion schiebt sich an mir vorbei und tritt auf die fremde Schönheit zu, indes ich mich immer noch in Bewunderungsschockstarre befinde.
Rasch wende ich die Augen von ihren Brüsten ab, die ich bereits viel zu lange anglotze, und richte sie stattdessen auf ihr bezauberndes Gesicht.
Die Iriden der Titanin sind beinahe schwarz, und auf ihren vollen Lippen, die sie mit einer dunklen Farbe bemalt hat, um sie hervorzuheben, erscheint ein mildes Lächeln. Sie erwidert meinen Blick, ohne Elderion zu beachten, der vor ihr stehen geblieben ist.
»Léthaniel«, spricht sie meinen Namen aus. Beim Klang ihrer samtweichen Stimme verspüre ich einen Schauer, der durch meinen ganzen Körper jagt. »Das ist also Euer Name?«
Ich nicke wie ein Volldepp und setze als Sahnehäubchen noch ein dümmliches Lächeln auf.
Die Titanin legt den Kopf schief und unterzieht ihrerseits meinen Körper einer eingehenden Musterung. Was sie zu sehen bekommt, weiß ich nur zu gut – ich besitze so einige Muskeln, habe eine schlanke Taille, und das lange dunkelbraune Haar fällt mir offen über die breiten Schultern. Ihr Blick bleibt an meinem Gesicht hängen, das schon von vielen Frauen als attraktiv bezeichnet wurde. Doch jetzt, als sie es ansieht, überzieht eine ungeahnte Gänsehaut meinen Rücken.
Diese Augen … Scheiße noch mal, seit ich aus Merita aufbrach, bringen mich schöne Frauen viel zu schnell durcheinander!
»Wenn Ihr aus Merita stammt, habt Ihr eine lange Reise hinter Euch«, bemerkt sie, da sie meine Gedanken natürlich abermals gelesen hat.
Elderion dreht sich zu mir um. »Léthaniel, dass du ständig denkst, ist nicht gerade hilfreich.«
Ich reiße mich von der überirdischen Erscheinung los und starre den Zwerg perplex an. Dass ich denke, hat mir noch nie jemand vorgeworfen, zumindest nicht, dass ich mit dem Kopf denke. Andere meiner Körperpartien – vor allem vom Bauchnabel abwärts – wurden schon des Öfteren kritisiert, weil sie meine Gehirnaktivität zu sehr imitieren und ab und an sogar dominieren.
Die fremde Schönheit lässt sich von Elderion nicht aus dem Konzept bringen, sondern geht an ihm vorbei, direkt auf mich zu.
Mein ganzer Leib spannt sich in freudiger Erwartung an, als sie vor mir stehen bleibt und die Hand hebt, um meine Wange zu berühren. Nur mit Müh und Not schaffe ich es, mir Gabriellas Gesicht in Erinnerung zu rufen – reichlich spät, zugegeben –, um mich daran zu hindern, die Titanin schnurstracks an mich zu ziehen und auf diese unwiderstehlichen Lippen zu küssen.
Nein, mein Herz gehört Ella! Ich darf dieser Versuchung nicht nachgeben!
»Ihr begehrt mich.« Die Titanin spricht die Worte nicht als Frage, sondern als Feststellung aus und lässt ihre Augen funkeln. »Es hätte mich auch verwundert, wenn es anders gewesen wäre.«
Eines muss man ihr lassen: Ihr Selbstvertrauen schlägt das meine um Längen, was definitiv etwas heißen will!
Endlich finde ich meine Sprache wieder und hole tief Luft. »Könnt Ihr uns helfen, ins Schloss zu gelangen?«, stelle ich die einzige Frage, die mich hier und jetzt beschäftigen sollte.
Beinahe bin ich ein bisschen stolz auf mich, doch nur so lange, bis ihre Finger hauchzart meinen Kiefer entlangfahren. Ich höre das leise Schaben meiner Bartstoppeln und muss alle Kraft aufwenden, ihr weiterhin in die Augen zu blicken. Am liebsten hätte ich die Lider geschlossen, um mich ganz und gar auf ihre Berührung zu konzentrieren. Ihre Fingerkuppen streichen hinab über meinen Hals und kommen auf Höhe meines Herzens zu liegen, das eeeetwas zu schnell in meinem Brustkorb hämmert.
Jede ihrer Berührungen elektrisiert mich auf eine Weise, die alles um mich herum in den Hintergrund drängt.
»Ist das wirklich alles, was Ihr von mir möchtet?«, fragt sie mit einem unschuldigen Wimpernaufschlag.
Oh nein, da gäbe es noch so einiges mehr. Aber die Wünsche, die ich hege, gehören zu einem ehemaligen Schurken, nicht dem neuen Léthaniel, der endlich versucht, Ordnung in sein chaotisches Leben zu bringen.
Und der verdammt noch mal nicht derart verzaubert sein sollte von einer Frau – außer es handelt sich um Gabriella!
Ärger über mich selbst flammt in mir auf, brennt sich durch mein Herz, das für die dunkelhaarige Heilerin schlägt.
Leider kann ich dennoch nicht verhindern, dass Bilder vor meinem inneren Auge entstehen, wie sich diese hübsche Riesin in meinem Bett rekelt und was ich mit ihr alles anstellen würde, ließe ich meiner Libido freien Lauf.
Und leider liest sie ebenjene Gedanken in meinem Kopf wie in einem offenen Buch, was ihr ein breites Lächeln aufs Gesicht zaubert.
Hemmungen scheint sie keine zu kennen, sie fühlt sich von meinen gedanklichen Ausschweifungen offenbar weder pikiert noch eingeschüchtert.
Ach verdammt, warum konnte ich sie nicht vor Gabriella kennenlernen?
Jetzt ist alles so kompliziert und alles in mir sehnt sich nur noch danach, bei der hübschen Heilerin in ihrer Hütte zu sein …
»Ich seh schon, da sollten wir nochmals gründlich … nachhaken.« Die Titanin packt den Stoff meines Hemdes beim letzten Wort fester, sodass ich einen leichten Zug daran spüre und unwillkürlich einen Schritt auf sie zu mache.
Sofort stößt sie mich zurück und fährt sich mit der Zunge langsam über die Unterlippe, ehe sie darauf beißt und mir einen weiteren Augenaufschlag schenkt. Dieses Mal als die personifizierte Verführung.
Doch bevor ich erneut in ihren liebreizenden Zügen versinken kann, stellt sich ein Schatten zwischen sie und mich. Wortwörtlich, denn der Assassine hat sich kurzerhand vor mich gedrängt und verdeckt mir dadurch die Sicht auf den Grund meiner zukünftig wohl ziemlich feuchten Träume.
»Hört auf mit dem Unsinn!«, fährt er die Titanin an. Im Gegensatz zu mir scheint er immun gegen ihre Verführungskünste zu sein.
Als ich einen Schritt zur Seite trete, um sie wieder ansehen zu können, hat sich ihre Miene verändert. Die Augenbrauen sind fest zusammengezogen und die Lippen wurden zu einer schmalen Linie, während sie den Dunkelelfen anfunkelt.
»Unsinn?«, wiederholt sie in einem Tonfall, der keinen Zweifel daran lässt, dass sie es nicht gewohnt ist, wenn man so mit ihr spricht.
»Was mein Freund sagen wollte«, mischt sich Elderion nun ein und schiebt mit erstaunlich viel Kraft den Assassinen zur Seite, »ist, dass Ihr bei Léthaniel nicht zu einem Ziel kommen werdet. Der Gute denkt zwar gern lieber mit seiner unteren statt oberen Körperhälfte, aber sein Herz gehört bereits einer Frau.«
Ich starre ihn mit hochgezogenen Brauen an.
Woher weiß der Kerl das denn jetzt schon wieder, verdammt?
Mein Blick wandert zu Steinwind, der als Einziger infrage kommt, es dem Zwerg verraten zu haben. Dieser sieht mich mit Unschuldsmiene an, was mir ein leises Knurren entlockt.
Dass ich mich meinem Freund zugewandt habe, entgeht anscheinend auch der Titanin nicht, die nun einen Laut ausstößt, der ein Fauchen oder Zischen sein könnte. Jedenfalls ist es an Herablassung nicht zu überbieten. Ein Wunder, dass sie nicht direkt ausspuckt.
»Warum seid Ihr in Begleitung dieses Bastards unterwegs?«, will sie wissen.
Die Art, wie sie über Steinwind spricht, und ihr Tonfall ergeben für mich einen Effekt, der einem Kübel Eiswasser gleichkommt, welchen man mir über den Kopf gekippt hat. Umgehend verpuffen jegliche Gedanken an frivole Nächte mit der schönen Unbekannten, stattdessen spüre ich Ärger in mir aufsteigen.
Ich schnaube entrüstet. »Nennt ihn noch ein Mal ›Bastard‹, und ich werde …«
»Was?« Sie hebt eine Augenbraue und sieht mich amüsiert an. »Mir den Hintern versohlen? Das war doch eines der Bilder, die ich vorhin in Euren Gedanken las. Kann also nicht wirklich eine Bestrafung sein, oder?« Sie legt zu allem Überfluss die Hände ins Kreuz und drückt den Rücken durch, sodass mir ihre Brüste beinahe entgegenspringen.
Ehe ich ihr zu antworten vermag, geht Elderion erneut dazwischen. »Steinwind ist ein Halbriese, das stimmt«, sagt er in betont ruhigem Tonfall. »Uns ist bekannt, dass ihr auf Halbblüter nicht sonderlich viel gebt, aber er ist Léthaniels langjähriger Wegbegleiter und Ihr tätet gut daran, ihn als solchen zu akzeptieren.«
Wie geschickt der Zwerg das Interesse der Titanin an mir nutzt, um Steinwind zu schützen, schürt meine Hochachtung für den kleinen Kerl.
»Ihr sagtet doch selbst, dass er sein Herz bereits verschenkt hat«, bemerkt die fremde Frau schulterzuckend. »Warum sollte ich also weitere Energie in ihn verschwenden?«
»Nun, er ist ein Mensch, und Menschen sind bekanntlich sprunghaft«, erklärt Elderion geradeheraus. »Wer sagt, dass er nicht doch noch Euren Verführungskünsten unterliegt?«
Mir fällt die Kinnlade herunter – zum dritten Mal, seit ich mich nach der Fremden umgedreht habe.
Was wird das? Will mich der Zwerg etwa wie einen Zuchtbullen an die Titanin verschachern?!
Auch die Riesin scheint aus seiner plötzlichen Sinneswandlung nicht schlau zu werden, denn sie sieht erst mich, dann Elderion stirnrunzelnd an.
Dieser fährt fort, ehe einer von uns anderen etwas dazu sagen kann. »Um das aber herauszufinden, müsstet Ihr ein bisschen Zeit mit ihm verbringen. Schaut ihn Euch an, er ist ein Kerl, der gern erobert – und auch liebend gern erobert wird. Dafür wäre es doch sicher hilfreich, wenn Ihr ihn besser kennenlernt, oder?«
Ich verstehe überhaupt nichts mehr, stehe nur perplex da und warte ab, wohin dieses Gespräch führen wird.
»Ihr denkt also, bloß weil Euer Gefährte ein attraktives Äußeres hat, würde ich Euch in den Olymp lassen?«, entgegnet die Riesin und stemmt die Hände in die Hüften.
»Das denke ich.« Elderion nickt mit Nachdruck und ahmt ihre Geste nach. »Und auch, dass Ihr in Eurem Olymp gut und gern mal ein bisschen Abwechslung habt. Oder seid Ihr es nicht leid, ständig dieselben Männer um den Finger zu wickeln? So viele Eurer Art werden kaum dort wohnen, oder?«
Anscheinend hat der Zwerg einen wunden Punkt bei der Titanin getroffen, denn diese schiebt die Unterlippe vor und verengt die dunklen Augen zu schmalen Schlitzen. »Ich weiß, dass man vor Euch Wüstenzwergen und Eurem Mundwerk auf der Hut sein muss«, sagt sie, doch in ihrer Stimme schwingt ein wenig Unsicherheit mit. Ihr Blick gleitet erneut zu mir. »Aber was ihn angeht, so sprecht Ihr tatsächlich die Wahrheit.«
»Da hab ich doch wohl auch noch ein Wörtchen mitzu…«, will ich einwenden, werde allerdings von Elderion mit einer abwinkenden Handbewegung unterbrochen.
»Wie schön, dass wir uns einig sind«, meint er stinkfrech und setzt obendrein auch noch ein Grinsen auf. »Dann lasst Ihr uns also in das Schloss?«
Die Titanin betrachtet ihn abschätzend. »Warum bittet Ihr nicht einfach die Tür um Einlass?«
»Nun, wir haben da ein … gesangliches Problem«, meint Elderion und deutet mit dem Daumen über die Schulter zu Schatten, der die Frau nicht aus den Augen lässt.
»Verstehe«, sagt die Titanin gedehnt. »Vielleicht ist der Dunkelelf einfach nicht dafür bestimmt, die heiligen Hallen zu betreten.«
»Wir trennen uns nicht!«, werfe ich energisch dazwischen.
Sie wendet sich mir wieder zu. »Aus welchem Grund wollt Ihr überhaupt in den Olymp?«
Jetzt wird es knifflig. Doch ehe ich unseren Plan mit meinen Gedanken verraten kann, antworte ich lieber ehrlich. »Wir sind hier, um meinen Greif zu suchen. Er wurde von Euresgleichen … Er ist zu … Gast.« Das letzte Wort bringe ich nur mit Überwindung über die Lippen.
Die Titanin zieht erneut eine Augenbraue nach oben – eine Geste, die sie wohl öfter vollführt. »Ich kann Euch zu ihm bringen«, erklärt sie schulterzuckend.
»Ihr …« Ich schlucke. Das ist zu einfach … »Was wollt Ihr dafür?«
Ein Lächeln zupft an ihren schönen Lippen. »Über den Preis werden wir noch sprechen.«
»Niemandem von uns darf ein Leid geschehen«, fordere ich bestimmt.
Das Lächeln versiegt so schnell wie ein Regentropfen in der Wüste. »Wofür haltet Ihr mich eigentlich?!«, herrscht sie mich an, und ich habe den Eindruck, dass sie bei den Worten von einem Leuchten umhüllt wird.
Rasch rudere ich zurück. »Verzeiht, wenn Euch meine Worte gekränkt haben, aber ich kenne Euch nicht. Und die vergangenen Tage haben mich nun mal … vorsichtiger werden lassen.«
»Ihr wolltet sagen ›ängstlicher‹.« Ihre Miene ist kühl.
»Angst ist keine Schwäche«, halte ich dagegen, obwohl ich selbst merke, dass mein Satz nicht allzu überzeugt klingt.
»Darüber könnt Ihr Euch später noch ausführlich unterhalten«, unterbricht Elderion unser Wortgefecht. »Dann sind wir uns einig? Ihr bringt uns in den Olymp?«
Die Titanin mustert mich noch ein paar Sekunden abwägend, bevor sie zu meiner Erleichterung nickt.
Ohne ein weiteres Wort tritt sie an uns vorbei und stellt sich breitbeinig vor die hohe Flügeltür. Sie hebt die Hände in die Luft, vollführt damit eine ausladende Geste.
Kurz darauf entstehen runde Kugeln, die mich ein wenig an diejenigen erinnern, in denen wir gefangen genommen wurden, bloß dass sie in etwa die Größe eines Hühnereis haben. Es sind fünf Stück, die von der Titanin nach oben in die Luft geschleudert werden. Als sie ihren höchsten Punkt erreichen, platzen sie, und winzige Vögel flattern daraus hervor, die ein bisschen an Kolibris erinnern.
Staunend verfolge ich, wie die Flattertierchen an der Tür auf und ab fliegen, als wollten sie das Notenmuster studieren. Ein paar Sekunden später versammeln sich alle fünf wieder vor der Titanin und beginnen zu singen.
Nie habe ich etwas Schöneres vernommen. Sie klingen nicht wie Vögel, sondern ein bisschen wie Harfen, und jeder Ton ist so präzise und klar, dass ich eine Gänsehaut verspüre.
Nein, das hätte Schatten definitiv nie so hinbekommen – und wir anderen auch nicht.
Die Tür öffnet sich lautlos. Helles Licht empfängt uns, als würde eine Sonne scheinen. Geblendet halte ich mir die Hand vor Augen und höre neben mir den Dunkelelfen keuchen, den das Leuchten wohl noch härter trifft als uns andere.
Wohin die Vögel verschwinden, erkenne ich nicht, denn da werde ich schon von einem Sog erfasst, der mich kurzerhand auf die Tür zuzieht, und spüre, wie mir die Sinne entgleiten.
Meine Träume sind wirr und verstörend.
Ich liege in weichen Laken, die herrlich nach Vanille duften. Hände fahren zärtlich über meinen Körper, streicheln mich, erkunden alles an mir. Ich rekle mich wohlig, als sie Stellen anfassen, die mir ein erregtes Stöhnen entlocken.
Da ist dieses verführerische Flüstern, das mich gefangen hält. Diese Berührungen, die mich ein ums andere Mal zur Ekstase treiben.
Immer, wenn ich versuche, die Augen zu öffnen, werde ich von einem irre hellen Licht geblendet, daher behalte ich die Lider geschlossen, genieße, was die fremden Finger mit mir anstellen.
Sobald ich glaube, zu erwachen, werde ich von einer neuen Welle der Leidenschaft übermannt. Es kommt mir vor, als würde ich in einem Meer der Lust baden, wo jede Wasserbewegung meine Libido anstachelt.
Nach einer gefühlten Ewigkeit verändern sich die Träume, werden ruhiger. Doch das Verlangen bleibt ebenso wie die Berührungen.
Ich habe keine Ahnung, wie lange ich schon hier liege, irgendwann hört das Leuchten auf, mich zu blenden, sobald ich blinzle.
Schläfrig öffne ich die Lider, fahre mir mit dem Handrücken träge über die Augen und versuche, meine Sinne zurückzuerlangen.
Gar nicht so einfach, denn alles kommt mir verlangsamt vor. Mein Atem, meine Gedanken, meine Bewegungen … es ist, als wäre mein gesamter Leib in einer zähen Masse gefangen, die mich nur widerwillig freilässt.
Bei den Göttern … so neben mir war ich das letzte Mal bei den Sandschurken, als ich eine ganze Woche mit drei Dirnen und unendlich viel Wein verbrachte.
Ein Stöhnen entfährt mir. Jedoch nicht, weil ich Lust verspüre, sondern weil mein Körper bei jeder Bewegung schmerzt, als hätte ich überall Muskelkater.
Was zum Henker ist geschehen, nachdem wir in den Olymp katapultiert wurden?!
Eine ungute Vorahnung ergreift von mir Besitz, da mir die Titanin wieder in den Sinn kommt, die ein eindeutiges Interesse an mir signalisiert hat.
Ich werde doch wohl nicht …
Als ich mich in einer schnellen Bewegung aufsetze, straft mich mein Kopf mit einem heftigen Pochen, und alle meine Muskeln schreien gleichzeitig auf.
»Scheiße …«, stoße ich stöhnend aus.
»Oh, da ist ja jemand endlich wach«, ertönt neben mir eine junge männliche Stimme, die mich sofort alarmiert herumfahren lässt.
Auch wenn es noch viel zu hell ist für meine Augen, erfasse ich die Situation mit einem schnellen Blick.
Ich liege tatsächlich in weichen Laken, die golden schimmern. Sie gehören zu einem riesigen Himmelbett, und neben mir liegt …
Ein Mann?!
Vollkommen verdattert starre ich zu dem Kerl, dessen Haar in goldenen Locken bis zu seiner Hüfte fällt. Außer einem Lendenschurz trägt er nichts an seinem nackten Leib. Er besitzt das schönste Gesicht, das ich je bei einem Mann sah. Jeder seiner Züge wirkt wie aus Stein gemeißelt, und ein feiner Bartschatten ziert seinen markanten Kiefer.
Er grinst mich vielsagend an, was mein Herz kurz stocken lässt.
Habe ich … haben wir … war das …
»Na, schön geträumt?«, kommt es aus seinem Mund, und er streckt die Hand nach mir aus, fährt mit seinen feingliedrigen Fingern sanft über mein Knie.
Als ich an mir heruntersehe, erkenne ich, dass auch ich nackt bin – im Gegensatz zu ihm komplett nackt. Und dass ich auf seine Berührung sehr eindeutig reagiere.
Verdammt, was …
»Oh verzeih«, murmelt mein Gegenüber, aber es tut ihm ganz offensichtlich nicht leid, was er gerade mit mir anstellt, denn seine Hand bleibt an Ort und Stelle.
Ich bin unfähig, irgendetwas zu sagen, da meine Gedanken rasen.
Habe ich tatsächlich mit diesem Mann … sind wir … habe ich nicht geträumt, sondern …
Das Lächeln auf seinen Lippen wird breiter und er lässt endlich von mir ab. »Ich habe mich dir noch gar nicht vorgestellt.« Er wirft sein langes Haar über die Schulter zurück, was ein bisschen wirkt, als würde sich ein goldener Wasserfall auf seinem Rücken ergießen. »Ich bin Daenoros, aber du kannst mich gern Daeni nennen. So nennen mich alle, die in den Genuss meiner Künste gekommen sind.«
»Künste?«, krächze ich und blinzle ungläubig.
»Wie du schon festgestellt hast, bin ich ein Titan«, erklärt er gleichmütig. »Genauer, ein Gott. Und zwar der der Fruchtbarkeit und der Lust. Na, klingelt’s?«
»Wo ist …« Ich räuspere mich, da meine Stimme belegt klingt. »Die Titanin, die …«
Daenoros’ Lächeln wird zu einem Grinsen und er wackelt vielsagend mit den Augenbrauen.
»Ihr?«, hauche ich entgeistert.
Der junge Mann nickt zu meinem Entsetzen. »Sag doch bitte ›du‹«, meint er. »Und jap, eine meiner besonderen Eigenschaften ist es, dass ich mein Aussehen beliebig zwischen Frau und Mann ändern kann.«
Er schnippt mit den Fingern, und umgehend ist die wunderschöne Titanin neben mir, die uns vor dem Schloss begegnete. Auch sie trägt an ihrem Leib nichts als den Lendenschurz. Dass mein Blick damit auf ihre nackten Brüste gelenkt wird, ist nicht gerade hilfreich für meine Gedanken, die immer noch versuchen, sich zu sammeln.
»Haben wir …« Ich räuspere mich erneut.
»Was denkst du denn?« Sie lächelt mich verführerisch an.
»Warst du … eine Frau oder …«
Sie legt den Kopf schief und verwandelt sich mit einem weiteren Fingerschnippen zurück in ihre Männerversion. »Spielt das eine Rolle? Die Lust ist nicht an Geschlechter gebunden.«
Ich bemühe mich wirklich, seine Worte zu verinnerlichen, doch alles in mir sträubt sich bei der Vorstellung, dass ich mit ihm …
Wenn ich Elderion in die Finger kriege, wird er mir einiges zu erklären haben!
Was mich zu einem Gedanken bringt, der sich schon die ganze Zeit gegen alle anderen durchzusetzen versucht.
»Wo sind meine Gefährten? Und wo ist mein Greif?! Ihr sagtet, Ihr bringt mich zu ihm!«
Endlich kehrt etwas Klarheit in meinen Kopf zurück und ich rutsche von Daenoros weg, zum Bettrand.
Der Kerl widert mich an. Egal, ob Frau oder Mann – ich habe nicht meine Einwilligung gegeben, mit ihm intim zu werden. Natürlich, es hat meinem Körper gefallen, aber das ändert nichts daran, dass ich von diesem Möchtegern-Gott manipuliert und missbraucht wurde!
Mir steht der Sinn nach einem richtig langen heißen Bad, da ich mich schmutzig fühle, obwohl irgendjemand – ziemlich sicher Daenoros – meinen Leib gewaschen hat. Ich ekle mich über mich selbst und hätte gern jede Stelle an mir gründlich geschrubbt.
»Ich habe nichts mit dir gemacht, was du nicht selbst einst mit deinen Dirnen getan hast«, ertönt es hinter mir.
Schnaubend fahre ich zu Daenoros herum, der wieder seine weibliche Gestalt angenommen hat. Immerhin ist der Anblick einer nackten Frau zwischen zerwühlten Laken für mich erträglicher.
»Ich habe niemals mit einer der Dirnen gegen ihren Willen …«, beginne ich, unterbreche mich aber gleich selbst.
Verflucht … war ich als Sandschurke wirklich genau wie Daenoros? Habe ich Frauen manipuliert, um sie zu mir ins Bett zu holen?
Scheiße. Ja, das habe ich.
Ich habe sie mit verführerischen Worten geködert, sie umgarnt, bis sie nichts lieber wollten, als sich in meine Arme zu schmiegen. Habe sie sogar dafür bezahlt, damit sie mir Schweinereien ins Ohr flüsterten …
Was für ein Arsch ich war, hatte ich komplett vergessen, da ich mich seit Jahren bemühe, ein besserer Mensch zu werden. Aber tief in mir drin weiß ich, dass immer ein Teil von mir der Sandschurke bleiben wird, da ich mich in dieser Rolle wohlfühlte.
Und genau das ist der Punkt, der mich zweifeln lässt, ob ich Gabriella überhaupt verdient habe. Sie ist so rein und unschuldig – und ich … bin das komplette Gegenteil davon.
»Ihr manipuliert mich schon wieder«, stoße ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. »Ich habe nie jemanden missbraucht, alles geschah stets in gegenseitigem Einvernehmen, was man von dem hier«, ich schwenke den Zeigefinger zwischen ihm und mir hin und her, »nicht behaupten kann! Hört auf, von der Tatsache abzulenken, dass …«
»Dass wir eine vergnügliche Zeit miteinander hatten?« Daenoros hebt unschuldig die Augenbrauen.
»Vergnügliche …?! Ihr! Ihr hattet eine vergnügliche Zeit«, fahre ich die Titanin an. »Wäre ich bei Sinnen gewesen, hätte ich …«
Sie greift nach meinem Unterarm, und allein diese Berührung elektrisiert mich.
Verflucht, was für eine Magie ist das?!
»Du begehrst mich«, säuselt sie in verführerischem Tonfall.
Umgehend merke ich, dass ich löge, würde ich widersprechen. Mein Körper verzehrt sich nach dieser wunderschönen Frau, und ich kann mich nur mit Müh und Not von ihr losreißen, indem ich mir vor Augen führe, dass er ein Kerl und obendrein ein manipulativer Arsch-Gott ist.
Dennoch hat Daenoros leider recht: Ich hätte ihm nicht widerstehen können, selbst wenn ich meinen Kopf beieinandergehabt hätte.
Mist … dieser Gott schlägt mich mit meinen eigenen Waffen.
»Ihr habt meine Frage nicht beantwortet!«, knurre ich ihn an. »Wo sind meine Gefährten und mein Greif?!«
»Oh, denen geht es gut – allen vieren«, antwortet der Gott, der immer noch im Frauenkörper steckt.
»Werden sie etwa auch gerade vergewaltigt?!«, blaffe ich und reiße mich von ihrer Hand los, die bis jetzt auf meinem Unterarm lag.
Die Titanin schiebt die Unterlippe nach vorn. »Ich habe dich nicht vergewaltigt, sondern dir lediglich meine Zuwendung zuteilwerden lassen.«
Ich springe vom Bett auf und ignoriere meine Muskeln, die schmerzhaft bei dieser abrupten Bewegung protestieren. »Zuwendung?!«, belle ich. »Was stimmt in deinem verdammten Kopf nicht?!« In meiner Wut spreche ich Daenoros nicht mehr förmlich an. »Du hast mich gegen meinen Willen hier festgehalten, hast dich an meinem Körper vergangen und mich für deine Zwecke manipuliert! Du hast mich missbraucht, daran ist nichts schönzureden! Und dafür würdest du in meiner Welt ins Gefängnis geworfen, an den Pranger gestellt oder gleich hingerichtet! Bloß, weil du dich in deinem Scheiß-Olymp aufhältst, schützt dich das nicht davor, dass du etwas Unrechtes getan hast! Und das weißt du verdammt genau, sonst würdest du nicht mit allen Mitteln versuchen, dich zu rechtfertigen und deine Tat herunterzuspielen!«
Da die Titanin bis auf den Lendenschurz nichts am Leib trägt, greife ich in ihr Haar und ignoriere die Tatsache, dass es samtweich ist. Ich ziehe daran, sodass sie zu mir an den Bettrand rutschen muss.
»Jetzt bring mich verdammt noch mal zu meinen Gefährten und meinem Greif!«, fordere ich grollend. »Und dann will ich dich nie mehr wiedersehen, verstanden?!«
Bei meinen letzten Worten hat sich Daenoros abermals in seine Männergestalt verwandelt und wehrt sich gegen die grobe Behandlung. Aber dass er ein nackter Kerl ist, schürt meine Wut auf ihn nur noch mehr, sodass ich stärker an seinem Haar zerre.
»Auf die Beine mit dir!«, knurre ich und ziehe ihn zur Bettkante. »Und gib mir was zum Anziehen, ich werde nicht nackt durch das Schloss laufen!«
Als er neben mir steht, gebe ich ihn frei und trete einen Schritt von ihm weg. Er sieht mich vollkommen perplex an, anscheinend bin ich wirklich der Erste, der ihn nicht anbetet dafür, dass er mir seine Gunst ›schenkte‹.
Meine Faust juckt, ich würde ihm gern verdeutlichen, was ich von seiner ›Zuwendung‹ halte, aber ich werde mich nicht auf sein Niveau herabbegeben. Das ist dieser Bastard nicht wert!
Irritierenderweise scheint ihn meine Ansprache tatsächlich eingeschüchtert zu haben, denn er nickt mit verkniffener Miene und schnippt mit den Fingern.
Augenblicklich trage ich wieder meine Reisekleidung, die allerdings gewaschen und geflickt wurde. Außerdem sitzt das Hemd an den Schultern nicht mehr so eng wie vorhin.
Doch ich werde einen Scheiß tun, ihm dafür zu danken!
Daenoros hüllt sich nun ebenfalls wieder in seine goldene Rüstung, die ihm in Männergestalt zwar weniger gut steht, aber ich bin froh, dass er nicht mehr die schöne Titanin hervorkramt. Auf sein männliches Äußeres kann ich viel besser wütend sein.
»Los jetzt!«, fordere ich und packe alle Missbilligung in die Worte, die ich aufzubringen vermag.
Er soll merken, dass er es bei mir eindeutig zu weit getrieben hat und er gut daran tut, ab sofort nach meiner Geige zu tanzen.
Artig setzt er sich in Bewegung, und erst jetzt stelle ich fest, dass wir uns nicht in einem normalen Zimmer befinden.
Das Himmelbett steht nicht in einem Raum, sondern inmitten von weiß-goldenem Nebel. Auch spüre ich keinen festen Boden unter meinen Füßen, sondern eine Substanz, die weich wie Wolken am Himmel anmutet.
Bei meiner Wut auf Daenoros ob dessen frevelhaftem Verhalten ist mir das gar nicht aufgefallen.