New York Alpha (Prolog - Reihenstart!) - C. M. Spoerri - E-Book

New York Alpha (Prolog - Reihenstart!) E-Book

C.M. Spoerri

4,0

Beschreibung

Wow, das wird mir nie im Leben jemand glauben … Ich, das einfache Hooters Girl, bin mit zwei scharfen Kerlen unterwegs, die sich in riesige Wölfe – oder Canicore, wie sie sich nennen – verwandeln können. Sitze mit ihnen in einem Auto und fahre Richtung Manhattan zu ihrem luxuriösen Penthaus, wo noch vier weitere solche Typen wohnen. Entweder bin ich gerade auf einem Trip, der mich in ein heißes Paralleluniversum befördert hat, oder aber das hier ist der Start in ein äußerst aufregendes Leben. An der Seite dieses breitschultrigen Mannes, der neben mir sitzt, dessen Duft mich um den Verstand bringt, und der behauptet, der Anführer eines Rudels zu sein. Der Alpha. Und ich bin … ›eine‹ Omega. Nicht ›seine‹. Denn dafür müsste Adrian mit mir schlafen wollen …

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Informationen zum Buch

Impressum

Widmung

Vorwort und Erklärung

PROLOG

Kapitel 1 - Kaugummi von Mr. Universum

Kapitel 2 - Ich küsse dich jetzt

Kapitel 3 - Hat er gerade ›Sex‹ gesagt?

Kapitel 4 - Zeit für eine Kaffeepause

Kapitel 5 - Callboy Adrian

Kapitel 6 - Die Kräfte eines schwarzen Gottes

Kapitel 7 - So sieht man sich wieder

Kapitel 8 - Eightpack

Kapitel 9 - Von Alphas, Betas und Omegas

Kapitel 10 - Das ist nicht dein Ernst!

Kapitel 11 - Wolf-Chat

Kapitel 12 - Du riechst …

Kapitel 13 - Ablenkung. Ich brauche dringend Ablenkung!

Kapitel 14 - Alpha-Dominanz

Kapitel 15 - Spiegeleier und Nudeln

Kapitel 16 - Beweise

Kapitel 17 - Fuck!

Kapitel 18 - Lassen wir den Wolf frei!

Kapitel 19 - Start in ein neues Leben

Nachwort und Dankefein

 

C. M. Spoerri

 

 

New York Alpha

Prolog

 

 

Urban Fantasy / Omegaverse / Reverse Harem

 

 

New York Alpha – Prolog 

Wow, das wird mir nie im Leben jemand glauben … Ich, das einfache Hooters Girl, bin mit zwei scharfen Kerlen unterwegs, die sich in riesige Wölfe – oder Canicore, wie sie sich nennen – verwandeln können. Sitze mit ihnen in einem Auto und fahre Richtung Manhattan zu ihrem luxuriösen Penthaus, wo noch vier weitere solche Typen wohnen. Entweder bin ich gerade auf einem Trip, der mich in ein heißes Paralleluniversum befördert hat, oder aber das hier ist der Start in ein äußerst aufregendes Leben. An der Seite dieses breitschultrigen Mannes, der neben mir sitzt, dessen Duft mich um den Verstand bringt, und der behauptet, der Anführer eines Rudels zu sein. Der Alpha. Und ich bin … ›eine‹ Omega. Nicht ›seine‹. Denn dafür müsste Adrian mit mir schlafen wollen …

 

 

Die Autorin

C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt in der Schweiz. Sie studierte Psychologie und promovierte im Frühling 2013 in Klinischer Psychologie und Psychotherapie. Seit Ende 2014 hat sie sich jedoch voll und ganz dem Schreiben gewidmet. Ihre Fantasy-Jugendromane (›Alia-Saga‹, ›Greifen-Saga‹) wurden bereits tausendfach verkauft, zudem schreibt sie erfolgreich Liebesromane. Im Herbst 2015 gründete sie mit ihrem Mann den Sternensand Verlag.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

www.sternensand-verlag.ch

[email protected]

 

1. Auflage, Mai 2024

© Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2024

Umschlaggestaltung: Jasmin Romana Welsch

Lektorat / Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH

Satz: Sternensand Verlag GmbH

 

 

ISBN (epub): 978-3-03896-328-8

 

Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

 

 

Wer keine Ecken und Kanten hat, ist ein Ball.

Und jeder weiß, dass Bälle bloß herumgeschubst werden,

gerade gut genug zum Spielen sind und

irgendwann kaputt oder verloren gehen.

 

Vorwort und Erklärung

!! Bitte lesen !!

 

Warnung:

Diese Geschichte ist nicht für dich gedacht, wenn du eine süße, romantische Liebesgeschichte oder High Fantasy im Stil von meinen Venera-Romanen erwartest.

 

Ich erzähle hier eine dunkle Story, es wird (sehr!) erotisch und auch in Richtung Dark Romance gehen. Das von mir empfohlene Lesealter liegt bei mindestens 17 Jahren. Fantastische Elemente finden zwar ihren Platz, aber sie sind nicht im Zentrum. Es geht um knurrende Alpha-Wölfe, Dominanz, Unterwerfung und Sex. Dich erwarten anbetungswürdige Männer, taffe Frauen (ja, ich bediene eine Menge Klischees!), humorvolle Dialoge, Herzklopf-Sabber-Momente, Drama und … womöglich in all dem Chaos sogar die große Liebe. :-) Außerdem gibt es eine Mischung aus folgenden Tropes: He falls in love first & harder, Slow Burn, Touch her & I kill you, Forbidden Love, Reverse Harem, Boss, Millionär.

 

Wenn du genau danach suchst, bist du hier goldrichtig.

Wenn nicht, würde ich dir andere Romane von mir empfehlen.

 

Ich habe es extra so gestaltet, dass du mit dem Prolog in diese Welt eintauchen und dich herantasten kannst. Er ist dazu gedacht, dir eine kleine Orientierungshilfe zu geben und um in meine neue Reihe reinzulesen.

 

Habe ich dein Interesse geweckt? Dann darf ich dich in eine Welt entführen, die auch als Omegaverse bekannt ist. Falls du bisher noch nicht mit diesem Thema in Berührung gekommen bist, ist es wichtig, dir grundlegende Infos vorab mitzugeben, damit du die Geschichte für dich besser einordnen und dich schneller zurechtfinden kannst.

 

Omegaverse allgemein

 

Omegaverse ist vielschichtig und jede*r Autor*in behandelt es etwas anders. Ursprünglich aus der erotischen Slash-Fiction entstanden, gibt es mittlerweile auch einige heterosexuelle Werke. Meine Geschichte vermischt beides zusammen.

Prinzipiell besteht Omegaverse aus der Idee, dass es ein drittes Geschlecht gibt, bzw. Dominanzhierarchien existieren. Je nach Quelle wird dies unterschiedlich gehandhabt. Oft sind Angehörige davon Gestaltwandler, können sich in Wölfe verwandeln und haben canid-ähnliches Verhalten.

 

Die nachfolgenden Informationen betreffen ausschließlich meine Welt und können sich daher stark von anderen Büchern unterscheiden, in denen ebenfalls omegaverse Thematik zu finden ist.

Wenn du dich überraschen lassen möchtest, kannst du diese Punkte aber auch überspringen, und direkt zum Punkt ›sensible Themen‹ gehen, denn alle Aspekte meines Universums werden dir ohnehin im Verlaufe der Geschichte nach und nach erklärt.

 

 

›Mein‹ Omegaverse

 

Ich habe mir die Freiheit genommen, Angehörige des Omegaverse in meiner Geschichte als ›Canicor‹ zu bezeichnen – und ja, meine Canicore können sich in Wölfe verwandeln. Hassen es aber, als Werwölfe bezeichnet zu werden. Wieso, werden sie dir noch erklären. Zudem wählte ich für mein Universum die klassische A/B/O/-Hierarchie-Ordnung, sprich: Alphas, Betas und Omegas.

 

Hier die wichtigsten Punkte zu meinen A/B/Os:

Alphas sind die Ranghöchsten, die Rudelanführer. Sie sind von Natur aus dominant und haben einen starken Beschützerinstinkt, können sehr aggressiv und bestimmend werden. In meiner Welt hat jedes Rudel nur ein Alpha, kann jedoch aus mehreren Betas und Omegas bestehen.

Betas sind der ›Zwischenrang‹. Sie sind für die Stabilität eines Rudels verantwortlich, erden ihr Alpha und unterstützen es bedingungslos. Sie können sowohl mit Alphas als auch mit Omegas Sex haben, sind allerdings unfruchtbar.

Omegas sind zwar die rangniedrigsten, aber auch die wertvollsten Mitglieder eines Rudels. Denn sie sind es, die mit einem Alpha (und nur mit einem Alpha!) Nachwuchs zeugen können. Ein Omega ist der Ruhepol in einem Rudel und oft eine beliebte Ansprechperson, der man die Sorgen ausschüttet.

Alphas, Betas und Omegas können sowohl weiblich als auch männlich sein. Prinzipiell bezeichne ich Canicore in neutraler Form (also ›das Alpha‹ etc.), wenn eine spezifische Person gemeint ist, erhält sie hingegen ihr entsprechendes Pronomen (also ›der Alpha‹ / ›die Alpha‹ etc.).

Canicore haben keine Geschlechterpräferenzen beim Sex.

 

Wichtig zu erwähnen, ist, dass Canicore stark ihren Trieben folgen und von Gerüchen ebenso gelenkt werden wie von Schwingungen und Energien. Sie sind äußerst sensibel, was Veränderungen angehen, die sie bei ihren Mitmenschen wahrnehmen. Sie haben eindeutig canide Züge, können verspielt aber auch sehr angriffslustig und territorial sein. Jeder Canicor unterscheidet sich durch seine einzigartige Duftnote. Nun … du wirst sie ja bald kennenlernen und kannst dir dann dein eigenes Bild davon machen. :-)

 

Canicore können zudem keine Krankheiten bekommen, weshalb in dieser Romanreihe auch auf Verhütungsmethoden wie Kondome verzichtet wird. Ich möchte als Autorin jedoch darauf hinweisen, dass diese Geschichte reine Fiktion ist und ich mich davon distanziere, dass man Geschlechtsverkehr mit Fremden ohne Verhütung hat. Wir sind keine Canicore, sondern Menschen und sollten entsprechend vernünftig und verantwortungsbewusst mit unserem Körper umgehen.

 

Sensible Themen

 

Des Weiteren wird die Geschichte, wie eingangs erwähnt, ab und an in Richtung Dark Romance schwenken und es können sensible Themen aufkommen wie beispielsweise sexuelle und sexualisierte Gewalt, sexualisierter Machtmissbrauch, Dominanz und Unterwerfung. Wichtig: Solche Themen werden nicht romantisiert, anderweitig beschönigt oder gerechtfertigt. Ein Nein ist ein Nein. Eine Vergewaltigung eine Straftat.

Sensible Themen werden zu Beginn eines Bandes jeweils im Impressum aufgelistet und die Kapitel, in denen sie vorkommen, vermerkt. Zudem gibt es einen Hinweis zu Beginn eines Kapitels, in dem ein sensibles Thema vorkommt. Der Prolog ist davon nicht betroffen.

Bitte lies verantwortungsvoll und achte auf dich. Überspringe Passagen, wo du merkst, dass du kein gutes Gefühl dabei hast.

 

 

*** Ende der Einführung ***

 

 

Alles Weitere, was dieses Universum betrifft, wird dir im Verlaufe der Reihe erklärt, denn wir lernen diese Welt jetzt zusammen mit meiner Protagonistin Helena nach und nach kennen.

Ich wünsche dir viel Vergnügen mit meinen Canicoren!

 

Deine Corinne

 

 

P. S. Wenn du Adrian triffst, frag ihn bitte, wo zum Teufel er mein Herz versteckt, das er mir so schamlos gestohlen hat. Ich bräuchte es für die nächsten Geschichten wieder …

PROLOG

 

Kapitel 1 - Kaugummi von Mr. Universum

Helena

 

Es gibt kaum eine schönere Jahreszeit für New York als den Herbst.

Ein Satz, über den ich zynisch schnaube, als ich ihn von einer anderen Passagierin in der Subway höre. Ich ziehe die Sonnenbrille von meiner Nase, da ich sie nicht länger benötige – wir fahren soeben in einen Tunnel. Gedankenversunken stecke ich sie in das Lederetui, das ich aus der Handtasche hole.

New York im Herbst … Ja klar.

Scheißwetter, Scheißherbst, Scheiß…gefühle.

Er macht mich melancholisch.

Seinetwegen.

Wegen dieses blöden Scheißwichsers, der mich vor zwei Jahren hat sitzen lassen. Zwei Jahre! Es ist zwei Scheißjahre her – dennoch kann ich nicht anders, als an ihn zu denken, wenn ich Laubblätter sehe.

Scheißlaubblätter! Die auch noch dieselbe Farbe haben wie seine Scheißhaare. Rostbraun. Und das Grün seiner Augen … er WAR der Herbst. Und verließ mich im September.

Ich starre aus dem Fenster, aber da wir uns immer noch im Tunnel befinden, blickt mir nur der Typ von gegenüber in die Augen.

Halt.

Wenn er mich im Fenster anschaut, dann schaut er mich an.

Ich schiebe die Brauen zusammen und schenke ihm einen besonders abweisenden Blick, der ihm verklickern soll, dass ich ganz und gar keine Lust auf ein Kennenlernen jeglicher Art habe.

Dabei fällt mir auf, dass er gut aussieht.

Mist.

Ein Lächeln erscheint auf seinen markanten Lippen, die von einem leichten Bartschatten umgeben werden. Die Stoppeln sind ebenso schwarz wie sein gewelltes kurzes Haar, die Haut gebräunt, als hätte er gerade ein Solarium verlassen. Wahrscheinlich hat er italienische Wurzeln oder so.

Warum gafft mich dieser Typ immer noch an? Kennt er die goldene Regel von U-Bahn und Lift nicht?

Nicht. In. Die. Augen. Sehen.

Nicht einmal, wenn man angerempelt wird.

Genervt wende ich den Blick von seinem Fenster-Ich ab, ihm zu und funkle ihn auf eine Weise an, die ihm hoffentlich verdeutlicht, dass ich ihn doof finde.

Das Lächeln verharrt unverändert auf seinen Zügen und jetzt, da ich ihn richtig ansehe, stelle ich fest, dass sein Realitäts-Ich sogar noch besser aussieht als sein Fenster-Ich.

Er ist vielleicht Ende zwanzig, höchstens Anfang dreißig und dieser saublöde Anzug steht ihm viel zu gut. Er wirkt, als käme er direkt von der Wahl zu Mr. Universum.

Wer fährt bitte Subway, wenn man sich einen solch teuren Anzug leisten kann? Der ist bestimmt von Hugo Boss oder Armani. Oder … keine Ahnung, wie die Typen alle heißen, die sich das Recht herausgenommen haben, der Menschheit vorzuschreiben, was ›Stil und Klasse‹ bedeuten. Nur, um Menschen wie mir dadurch das Gefühl zu vermitteln, stillos und zweitklassig zu sein.

Ja, ich bin nun mal eine einfache Servicekraft im Hooters in Queens. Da verdient man halt nicht Millionen, wie der Typ da vor mir. Man kann froh sein, wenn man gerade so über die Runden kommt.

Mein Körper ist mein Kapital, denn damit verdiene ich den größten Teil meines Geldes. Also mit Trinkgeld. Ich habe zugegebenermaßen auch schon daran gedacht, einen OnlyFans-Kanal zu eröffnen. Doch dafür habe ich wahrscheinlich zu kleine Brüste. Nun ja, ausprobieren könnte ich es trotzdem. Eventuell müsste ich meine Haare noch etwas aufpeppen … Momentan sind sie von diesem langweiligen Reh-Braun. Oder kackbraun, wie ich oft denke, wenn ich mich im Spiegel betrachte.

Alles in allem sehe ich gut aus, das ist mir bewusst. Trotzdem muss ich mich nicht von wildfremden Kerlen blöd angrinsen lassen. Bei OnlyFans wäre das was anderes. Da bezahlen die wenigstens dafür.

Boah, ich geh mir heute selbst auf die Nerven mit meiner schlechten Laune.

Die ich scheiß-fucking-Herbst-Lover zu verdanken habe, den ich leider etwas mehr mochte als er mich.

Normalerweise bin ich ein friedlicher Mensch. Also, außer Menschen nerven mich. Okay, Menschen nerven irgendwie immer. Dennoch bleibe ich größtenteils friedlich.

Ich habe gelernt, über Antipathien hinwegzulächeln, während ich innerlich ›du Arschloch‹ denke. Für meinen Job.

Gerade bin ich nicht im Hooters. Erst in sechs Haltestellen und bis dahin darf ich meine schlechte Laune gefälligst behalten.

Auf meinen gereizten Blick hat mein Gegenüber immer noch nicht auf eine andere Weise als mit dem bescheuerten Lächeln reagiert, was mich langsam nervös werden lässt.

Womöglich ein Psycho … Schade um das hübsche Gesicht.

Ich unterbreche den Blickkontakt und starre stattdessen erneut aus dem Fenster, darum bemüht, die dunkle Wand des Tunnels anzuschauen, anstelle seines Fenster-Ichs.

Keine Chance. Immer wieder wandern meine Augen zu ihm. Und immer wieder stelle ich fest, dass er mich ganz unverfroren mustert. Also mein echtes Ich. Nicht mehr über das Fenster.

Schließlich hält die Subway an und ich schicke ein Stoßgebet in den Himmel, dass er aussteigen möge. Leider scheint es sich zu rächen, dass ich seit mindestens zehn Jahren nicht mehr gebetet habe. Geschweige denn eine Kirche betreten. Mittlerweile befürchte ich sogar, direkt in Flammen aufzugehen, sobald ich überhaupt in die Nähe einer Gotteshaus-Schwelle komme.

Na gut, das ist etwas melodramatisch, zugegeben.

Zurück zum Typen.

Der Typ bleibt.

Stattdessen steigen die anderen Passagiere aus, die sich in unserer Nähe aufgehalten haben.

Wirklich, Gott? Schick mich lieber ins Fegefeuer!

»Ich bin Sebastian«, ertönt es in eben diesem Moment und mein Kopf fährt zu meinem Gegenüber zurück.

Hat er mit mir gesprochen? Und sich auch noch vorgestellt?

Und warum verdammt sieht er nun heißer aus als gerade eben? Wenn das so weitergeht und er jedes Mal, sobald ich wegschaue, eine Stufe an Attraktivität zulegt, hab ich bis zur nächsten Haltestelle Henry Cavill vor mir. In der italienischen Version, versteht sich.

Er legt den Kopf schief und das Lächeln, das auf seinen ebenmäßigen Zügen eingemeißelt zu sein scheint, wird noch eine Spur breiter. Und einnehmender.

Der Kerl weiß genau, wie er auf Frauen wirkt.

»Blöden Tag bei der Arbeit gehabt?«, fragt er, ohne diese unwirklich blauen Augen von mir zu nehmen.

Doch kein Italiener. Die haben nicht solch azurblaue Iriden, oder? Keine Ahnung, ich war noch nie in Italien. Kein Geld, Angst vorm Fliegen, klaustrophobische Schübe in geschlossenen Räumen. Nicht, dass ich schon mal geflogen wäre, aber die schiere Vorstellung führt bei mir zu Herzflattern. Ganz zu schweigen davon, dass man in einem Flugzeug mehrere Stunden auf engstem Raum mit wildfremden Menschen eingesperrt ist. Statistisch gesehen, ist jeder Hunderte ein Psychopath. Macht bei zwei- bis dreihundert Passagieren mindestens zwei bis drei potentielle Hannibal Lecters. Ende vom Lied: Mir reicht schon die viertelstündige Fahrt mit der Subway.

Zum Zeichen, dass ich nicht an einer Unterhaltung interessiert bin, wende ich den Blick wieder ab – dieses Mal in Richtung meiner Handtasche, die ich auf dem Schoss habe.

Bemüht darum, beschäftigt auszusehen, hole ich mein Telefon hervor. Das lederne Brillenetui behalte ich allerdings in der Hand. Sobald wir aus dem Tunnel raus sind, wird mich die Sonne blenden.

Ich sag’s ja: Scheißwetter!

Doch ein Blick auf mein Telefon durchstreicht meine ›Ich bin beschäftigt, sprich mich nicht an‹-Pläne.

Kein Empfang. Na toll.

Ja, ist ja gut. Nachricht angekommen, du alter Mann dort oben. Ich geh demnächst wieder mal in eine Kirche und hole ein paar Gebete nach.

»Das ist auf dieser Strecke immer so«, kommentiert Sebastian das missmutige Schnauben, das ich meinem Handy zuwerfe. »Der Empfang ist echt mies.«

»Sag mal, bist du immun gegen Körpersprache oder warum hast du das Gefühl, ich wolle mich mit dir unterhalten?«, zische ich, während ich das Telefon unverrichteter Dinge wieder verstaue.

»Ah, du kannst ja doch reden.« Sebastians Grinsen kehrt auf sein Gesicht zurück. »War kurz nicht sicher, ob du vielleicht stumm bist oder kein Englisch sprichst.«

Ich verenge die Augen. »Lass mich einfach in Ruhe, okay?«

»So schlimm?«

»Was?«

»Dein Arbeitstag?«

»Ich …«

Ich beiße mir auf die Unterlippe.

Beinahe hätte ich ihm verraten, dass ich noch gar nicht arbeiten war, da ich Nachtschicht im Hooters habe. Das bedeutet, ich muss erst gegen vier Uhr dort sein, dafür aber bis ein Uhr morgens durchhalten. Doch da ich ohnehin abends selten Pläne habe – dazu bräuchte man erst mal ein paar Freunde und wie gesagt, Menschen und ich, das funktioniert nicht so gut –, macht mir das nichts aus. Zumal die Gäste spendabler mit dem Trinkgeld sind, je später der Abend wird. Vor allem an einem Samstagabend.

»Scheißtag«, stimme ich also nickend zu und hoffe, dass damit das Gespräch erledigt ist.

Leider ist dieser Sebastian hartnäckiger als eine Klette im Hundepelz.

»Kann ich etwas tun, um dich aufzumuntern?«, fragt er und beugt sich ein wenig zu mir herüber.

»Aufmuntern?« Ich lasse extra provokant die Brauen in die Höhe schießen. »Du? Mich? Dein Ernst?«

Er zuckt mit den Schultern, die ziemlich breit sind, wie mir gerade auffällt. Das liegt bestimmt nur an seinem doofen Anzug. Sicher nicht daran, dass er darunter gestählte Muskeln …

Himmelherrgott! Hör auf, an seine Muskeln zu denken, Helena! Die gehen … DAS … das geht dich nichts an!

»Nun ja, schöne Frauen sollten nicht so grimmig blicken, wie du es schon die ganze Zeit tust«, meint er und lehnt sich wieder zurück. »Deine negativen Schwingungen ziehen einen runter. Selbst mich.«

Boah, hört der sich eigentlich selbst reden?

Angesäuert wende ich den Blick in Richtung Abteil, da wir immer noch im Tunnel sind. »Ich bin nicht zu deiner Unterhaltung da, du chauvinistischer Arsch«, murmle ich. Allerdings so leise, dass er mich nicht hören kann.

»Wie war das?«, hakt er nach und seine Miene wird von jetzt auf gleich schärfer als ein Metzgermesser.

»Was?«, frage ich so unbedarft wie möglich.

»Du weißt, was.« Die schwarzen Augenbrauen schieben sich zusammen, sodass über seiner geraden Nase ein kleiner Krater entsteht. »Ich bin kein Chauvinist. Arsch, okay. Manchmal. Aber ich respektiere Frauen. Sehr sogar.«

Ich weiß nicht recht, was mich mehr verblüfft. Die Tatsache, dass er ganz offen zugibt, manchmal ein Arsch zu sein, oder wie er die letzten zwei Worte ausgesprochen hat. Nicht anzüglich, nein. Eher … verführerisch. Oder … verlangend. Keine Ahnung. Irgendwas dazwischen. Beides.

Ich muss ihn ziemlich verdutzt anstarren, denn so schnell wie die Gewitterwolke auf seinem Gesicht erschien, so schnell ist sie auch schon wieder diesem einnehmenden Lächeln gewichen, das seine Züge erobert.

»Also … Helena. Gibt es etwas, das dich aufmuntert?«

»Woher weißt du …«, beginne ich, werde aber von einer Fingerbewegung seinerseits in Richtung meiner Hand unterbrochen.

»Dein Brillenetui.«

Ah, Mist. Stimmt, das ist ein Geschenk meiner kleinen Schwester Sophie zum vierundzwanzigsten Geburtstag, den ich dieses Jahr feierte. Ein wunderschönes Lederetui, das meinen Namen eingraviert hat. Und das ich immer noch in der Hand halte.

Ich sollte sie mal wieder anrufen …

In diesem Moment taucht die Subway aus dem Tunnel auf und der Sonnenschein brennt mir in den Augen.

Schnell setze ich die Sonnenbrille auf, da ich es hasse, geblendet zu werden.

»Schade«, kommentiert mein Gegenüber. »Ich habe vorhin die ganze Zeit gerätselt, welche Farbe deine Iriden wohl haben. Und als du die Sonnenbrille abnahmst, war ich fasziniert davon. Ist das grün? Oder eher blau? Mir scheint, die Farbe wechselt je nach Stimmung?«