New York Alpha (Part 4) - C. M. Spoerri - E-Book
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New York Alpha (Part 4) E-Book

C.M. Spoerri

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Beschreibung

Meine Entscheidung ist gefallen, aber noch ist es nicht soweit, dass ich zu Adrians Rudel gehöre. Das wird erst in der nächsten Vollmondnacht der Fall sein – also übermorgen. Und dazwischen liegen zwei ganze Tage, in denen sich das Blatt noch ein paar Mal wenden könnte. Nicht zuletzt, da ich mich endlich mit meiner Schwester aussprechen möchte. Doch gleicht dieses Vorhaben einem Spießrutenlauf, da die Augen aller New Yorker Alphas im Moment einzig und allein auf mich gerichtet scheinen …

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Informationen zum Buch

Impressum

Kapitel 1 - Frühstücksgespräche

Kapitel 2 - Alternativpläne

Kapitel 3 - Fick mit mir!

Kapitel 4 - Wo verdammt ist meine Omega?

Kapitel 5 - Böses Mädchen

Kapitel 6 - Courtage

Kapitel 7 - Herznachrichten

Kapitel 8 - Ja. Nein. Doch …

Kapitel 9 - Lena-Darling

Kapitel 10 - Meine kleine Schwester

Kapitel 11 - Friss das, Wikinger!

Kapitel 12 - Code A

Kapitel 13 - Notfallbesprechung

Kapitel 14 - Mach’s gut

Kapitel 15 - Kampf der Best(i)en

Kapitel 16 - Verfickt noch mal!

Kapitel 17 - Alpha-Verarztung

Kapitel 18 - Vom Regen in die Traufe

Kapitel 19 - Loki

Kapitel 20 - Unterwerfung

Kapitel 21 - Ziemlich kopflos

Kapitel 22 - Angekommen

 

C. M. Spoerri

 

 

New York Alpha

Part 4

 

 

Urban Fantasy / Omegaverse / Reverse Harem

 

 

 

 

 

 

New York Alpha (Part 4)

Meine Entscheidung ist gefallen, aber noch ist es nicht soweit, dass ich zu Adrians Rudel gehöre. Das wird erst in der nächsten Vollmondnacht der Fall sein – also übermorgen. Und dazwischen liegen zwei ganze Tage, in denen sich das Blatt noch ein paar Mal wenden könnte. Nicht zuletzt, da ich mich endlich mit meiner Schwester aussprechen möchte. Doch gleicht dieses Vorhaben einem Spießrutenlauf, da die Augen aller New Yorker Alphas im Moment einzig und allein auf mich gerichtet scheinen …

 

 

Die Autorin

C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt in der Schweiz. Sie studierte Psychologie und promovierte im Frühling 2013 in Klinischer Psychologie und Psychotherapie. Seit Ende 2014 hat sie sich jedoch voll und ganz dem Schreiben gewidmet. Ihre Fantasy-Jugendromane (›Alia-Saga‹, ›Greifen-Saga‹) wurden bereits tausendfach verkauft, zudem schreibt sie erfolgreich Liebesromane. Im Herbst 2015 gründete sie mit ihrem Mann den Sternensand Verlag.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

www.sternensand-verlag.ch

[email protected]

 

Hinweis zu sensiblen Themen:

In Kapitel 20 werden sexueller Machtmissbrauch, Unterwerfung, sexueller Missbrauch, sexuelle Nötigung und Vergewaltigung thematisiert.

 

1. Auflage, September 2024

© Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2024

Umschlaggestaltung: Jasmin Romana Welsch

Lektorat / Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH

Satz: Sternensand Verlag GmbH

 

ISBN (epub): 978-3-03896-331-8

 

Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

 

Kapitel 1 - Frühstücksgespräche

Helena

 

Ich strecke mich gähnend und öffne die Lider. Nur, um im nächsten Moment in die Senkrechte hochzuschnellen.

Schwarze Bettwäsche …

Ich liege nicht in meinem Bett, sondern in dem von Adrian!

Schwaches Morgenlicht erhellt sein Zimmer durch die gezogenen Vorhänge, sodass ich problemlos alles erkennen kann. Den großen Schrank, der dem Bett gegenüber steht, die Kommoden …

Als mein Kopf herumwirbelt, bleibt mein Blick an dem Alpha hängen, für den ich mich gestern auf der Moonlight Gala entschieden habe.

Das ist so unwirklich, dass ich nun bald zu seinem Rudel gehören werde …

Adrian ist bereits wach, liegt auf dem Rücken und betrachtet mich gedankenversunken. Eine Hand hat er unter seinen Hinterkopf gelegt, die andere ruht auf der Brust, welche nur halb von den Laken bedeckt wird. Selbst im dämmrigen Licht, das im Zimmer herrscht, kann ich die feinen Härchen auf den gestählten Muskeln ausmachen.

»Guten Morgen, gut geschlafen?«, fragt er und greift neben sich, um die Nachttischlampe anzuschalten.

Nun kann ich sein Gesicht besser sehen. Sein schwarzes Haar ist auf eine sexy Art und Weise verwuschelt und ein paar Bartstoppeln mehr als üblich zieren seine Wangen. Seine dunklen Augen mustern mich forschend und zärtlich gleichermaßen.

»Müssen wir nicht zur Arbeit?«

Wie spät ist es eigentlich? Ich fühle mich so ausgeruht, als hätte ich bis zum Mittag geschlafen, aber das kann nicht sein. Dann wäre es heller im Zimmer.

Zudem meinte Adrian ja, er startet sehr früh in den Tag.

Haben wir verschlafen?

»Dir auch einen schönen Morgen.« Er setzt sich ein wenig auf und präsentiert mir dadurch das Muskelspiel seines Wahnsinns-Oberkörpers. »Wenn du möchtest, darfst du ab sofort jederzeit in meinem Bett schlafen«, erklärt er ruhig, während er mit mir Augenkontakt hält. »Du bist ab morgen meine Omega und meinen Rudelmitgliedern steht mein Bett offen.«

»Oookay …« Ich nicke überfordert von seinen Worten.

Seine Omega …

Das bedeutet, ich werde früher oder später mit ihm …

Gott …

Bin ich überhaupt schon bereit dafür, Mutter zu werden? Denn das ist der Grund, warum ein Alpha mit einem Omega schläft, oder? Nur die Fortpflanzung. Oder hat Adrian es sich überlegt?

Kurz bleibe ich an dem Gedanken hängen, wer von den Betas wohl bereits von diesem ›Angebot‹ Gebrauch gemacht hat, schüttle dann aber den Kopf.

»Ich muss Molly anrufen!«, kommt es mir siedend heiß in den Sinn und ich greife zum Handy, das neben mir auf dem zweiten Nachttisch liegt.

Der Alpha Fynn Hansen eröffnete mir gestern bei seiner Moonlight Gala, dass er mit meiner ehemaligen Chefin über mich gesprochen hat. Eine Neuigkeit, die mich in Anspannung versetzte. Ich muss wissen, dass es ihr gut geht und er ihr nichts angetan hat. Zuzutrauen wäre es diesem Wikinger allemal. Dass sie gestern nicht im Hooters war, sondern von meinem ehemaligen Kollegen Cedric als krank bezeichnet wurde, hat nicht dazu beigetragen, meine Sorgen um sie zu mindern.

Ein Blick aufs Display verrät mir nicht nur, dass heute Mittwoch ist, sondern auch, dass wir noch etwas früh dran sind, um zur Arbeit zu fahren. Es ist erst halb sieben.

Seit wann bin ich so früh schon so fit? Ich habe das Gefühl, den Schlaf der Gerechten hinter mir zu haben.

Hoffentlich ist Molly überhaupt wach …

Schnell wähle ich ihre Nummer und warte ungeduldig darauf, dass der Piepton aufhört und sie abnimmt.

Es dauert eine Ewigkeit, dann endlich höre ich sie am anderen Ende.

»Lena?«, fragt sie schläfrig.

Sie klingt ganz und gar nicht gut. Ihre Stimme ist eindeutig verschnupft und krächzig.

»Ja, ich bin’s Molly. Habe gehört, dass du mit einer Grippe flachliegst«, sage ich und stelle fest, wie die Erleichterung mich durchflutet. Hansen hat also nicht gelogen, er hat ihr nichts angetan. »Da wollte ich mich mal kurz bei dir melden und fragen, ob du was brauchst?«

»Alles gut«, wiegelt sie ab. »Das ist lieb, dass du mich anrufst. Wie geht es dir?«

»Gut.« Ich tausche einen Blick mit Adrian, der aufmerksam das Gespräch verfolgt. »Ich … habe jemanden kennengelernt und wohne nun in Manhattan.«

»Ja, das habe ich schon gehört«, bestätigt Molly. »Pass auf dich auf, ja? Und denk daran, du bist bei uns immer willkommen.«

»Danke.« Ich spüre, wie ein Lächeln meine Lippen erobert. »Für alles, Molly. Ich werde dich bald wieder besuchen.«

»Tu das.« Sie hustet in den Hörer. »Tut mir leid, aber …«

»Gute Besserung«, unterbreche ich sie. »Erhol dich ganz gut.«

»Mach ich.«

»Bye«, flüstere ich.

»Bye.«

Damit legt sie auf und ich lasse das Handy sinken.

»Alles in Ordnung?«, hakt Adrian nach.

»Ja.« Ich sehe ihn erleichtert an. »Zum Glück ist es wohl wirklich einfach eine Erkältung oder Grippe. Das wird wieder.«

»Sehr gut.« Er streckt sich nun ebenfalls. »Ich geh dann mal duschen. Du hast recht, wir müssen zur Arbeit.« Als er sich aus den Laken erhebt, kann ich nicht umhin, seinen muskelbepackten Body zu bewundern und beobachte, wie er nur mit seiner Boxershorts bekleidet, durch den Raum schreitet. »Du solltest dich auch fertig machen«, ergänzt er mit einem Blick über die Schulter. »Ich werde José bitten, das Frühstück so zu planen, dass wir in zwanzig Minuten essen können.« Er greift zu seinem Handy und tippt darauf herum.

»Okay.« Ich gähne nochmals herzhaft und ernte dafür einen tadelnden Alpha-Blick, ehe er in seinem Badezimmer verschwindet.

Hach, am liebsten wäre ich einfach hier liegen geblieben. Dennoch raffe ich mich nach ein paar Minuten auf, um zurück in mein eigenes Zimmer zu gehen und dort ebenfalls zu duschen.

 

Als ich das Esszimmer betrete, bin ich überrascht, Cameron, Sebastian und Dylan vorzufinden, die gerade dabei sind, zu frühstücken. Der Duft von Kaffee erfüllt den Raum und belebt umgehend meinen Geist. Auf dem Tisch stehen allerlei Leckereien, von Toast über Brötchen, bis hin zu Obst, Aufschnitt und Käse. Zudem entdecke ich in zwei Schüsseln gebratenen Speck und Rührei.

Joah, so lässt es sich leben …

»Morgen«, begrüßt mich Cameron mit einem herzlichen Lächeln, das seine goldbraunen Augen funkeln lässt.

Er trägt ein weißes Hemd und Anzugshosen, da er ebenso wie ich zur Arbeit in Adrians Firma fährt. Ich habe mich für ein schickes Büro-Outfit entschieden, das aus einer Kombi mit knielangem schwarzem Rock und einer pinken Bluse besteht. Seit ich schwarze Haare habe, stehen mir knallige Töne viel besser.

Hätte ich schon früher machen sollen, das mit dem Haarefärben.

Die silberne Kette mit dem Mondanhänger habe ich abgelegt, da sie mir für den Alltag zu teuer erschien. Sie liegt jetzt in meinem Nachttisch und ich werde sie nur bei besonderen Anlässen tragen, wie ich mir fest vornahm.

»Na? Gut geschlafen neben unserem Alpha?«, schickt Cameron hinterher, der sich gerade eine große Portion Speck und Rührei schöpft.

»So gut wie lange nicht mehr«, gestehe ich und setze mich neben ihn.

Und ja, das stimmt. Ich schlief so tief und fest, dass ich es selbst kaum glauben kann. Normalerweise wache ich mindestens einmal in der Nacht auf und gehe aufs Klo, aber an Adrians Seite, umgeben von seinem Duft, schien ich mich vollkommen entspannen zu können.

Irgendwie gruselig …

Sebastian, der neben Cameron sitzt und auf seinem Handy rumgescrollt hat, hebt den Blick. »Du bist auf Instagram?«, fragt er an mich gerichtet und fährt sich durch die schwarzen Locken, die er mit Cameron gemein hat. Seine azurblauen Augen mustern mich aufmerksam.

Offenbar ist er bereits fertig mit Frühstücken, wie die Spuren auf seinem Teller verraten.

»Bin ich«, bestätige ich und schnappe mir ein Brötchen.

»Oh?« Cameron neigt sich etwas zu dem Beta rüber. »Krass geile Bilder«, bemerkt er grinsend.

Jap, ich habe noch bis vor einigen Wochen fleißig gepostet und die meisten Bilder sind eeetwas … freizügig. Das kam ziemlich gut an und war auch der Grund, warum ich über einen OnlyFans-Kanal nachdachte. Mit noch freizügigeren Bildern könnte ich womöglich ein kleines Vermögen verdienen, denn mein Körper ist echt nicht von schlechten Eltern.

Auch wenn die Eltern alles andere als gut waren …

»Tja, dann solltest du einen Abschieds-Post verfassen«, meint Dylan mit vielsagendem Blick, der ebenfalls gerade eine riesige Portion Rührei und Speck verdrückt.

»Abschieds-Post?« Ich starre den breitschultrigen Beta, der mir gegenübersitzt, verwirrt an.

»Wir Canicore hinterlassen keine Spuren auf Social Media«, erläutert Cameron, der Sebastian kurzerhand das Telefon aus der Hand genommen hat und durch mein Profil scrollt. Ungeachtet dessen, dass sein Essen dabei kalt wird. »Selbst wenn sie so anbetungswürdig sind wie deine«, ergänzt er, während er meine Bilder betrachtet.

»Ich soll …« Ich lasse mein Brötchen sinken, das ich eben mit dem Messer in zwei Hälften teilen wollte.

»Dein Profil löschen, den Rest erledigt dann Dylan«, vervollständigt Sebastian meinen Satz und schenkt sich aus einer Kanne etwas Kaffee nach. Er hält das Gefäß mit fragendem Blick in die Höhe und ich greife nach meiner Tasse, um sie ihm hinzuhalten. »Du bist die Erste im Rudel, die dieses Schicksal ereilt«, fährt er fort und schenkt mir ebenfalls Kaffee ein. »Wir anderen wuchsen ohne Social Media auf, beziehungsweise haben nie damit begonnen, öffentliche Profile zu pflegen. Aus guten Gründen.«

Nun ja, Cameron hätte vom Alter her wahrscheinlich zumindest ein Facebook-Profil haben können. Aber ich vermute, dass ihm dies in seinem alten Rudel kaum gestattet worden wäre.

Ich hingegen … Ich kenne nichts anderes als Instagram, X, Snapchat, YouTube und TikTok. Ein Leben ohne Social Media ist für mich unvorstellbar.

»Ich verschwinde also einfach so von der Bildfläche?« Ich nippe an dem heißen Getränk, das herrlich duftet und meine Sinne belebt.

»Naja, es wäre schon komisch, wenn jemandem auffällt, dass du dich in den nächsten zwanzig Jahren äußerlich kaum verändern wirst«, bemerkt Cameron schulterzuckend und gibt Sebastian das Handy zurück, um sich nun doch seinem Essen zu widmen. »Aber hey.« Er fuchtelt mit der Gabel in der Luft herum, ehe er etwas Rührei darauf schiebt. »Du kannst immerhin ein privates Profil haben und andere stalken. Auch nicht schlecht. Nur das Posten von deinen Bildern musst du zukünftig lassen.«

»Echt jetzt?« Ich kann mich immer noch nicht mit dem Gedanken anfreunden und starre frustriert in meinen Kaffee.

Nun gut, sie haben womöglich recht. Dennoch habe ich mir mein Instagram-Profil mit den siebentausend Followern hart erarbeitet.

»Dafür sind wir ja jetzt da, die dich anhimmeln«, versucht Sebastian meine Enttäuschung aufzufangen.

»Wir sind deine größten Fans und Follower sowieso«, ergänzt Cameron mit vollem Mund.

»Okay«, murmle ich zerknirscht und zerteile mein Brötchen, um es mit Butter und Marmelade zu bestreichen.

»He, schau nicht so traurig.« Cameron stupst mich mit der Schulter an. »Dafür darfst du ab übermorgen in unseren Rudel-Chat.« Er zwinkert vielsagend.

»Schwacher Trost«, erwidere ich geknickt.

In dem Moment betritt Adrian den Raum. Er trägt inzwischen eine dunkelblaue Jeans sowie ein schwarzes Hemd und telefoniert mit jemandem, was wohl der Grund ist, warum er erst jetzt kommt. Das schwarze Haar hat er nach hinten gekämmt und der Bart ist so akkurat getrimmt, wie ich es von ihm kenne.

»In Ordnung, dann regeln wir das alles heute«, sagt er gerade und nickt zur Unterstreichung seiner Worte. Er setzt sich ans Kopfende des Tisches. »Bis später, Mister Walker.«

Schon wieder dieser Walker …

Nachdem er aufgelegt hat, runzelt er die Stirn und wirft einen Blick in die Runde. »Alles klar hier?«

Offenbar bemerkt er, dass ich ein wenig niedergeschlagen bin, denn seine dunklen Augen bleiben prüfend an mir hängen.

»Ja, alles klar«, antwortet Sebastian an meiner Stelle, der ihm unaufgefordert Kaffee einschenkt. »Wir haben Helena bloß erklärt, dass sie ihren Instagram-Account löschen und zukünftig aufs Posten verzichten muss. Sie braucht noch ein bisschen, den Schock zu verdauen.«

»Das muss sie nicht sofort machen«, entgegnet Adrian und greift ebenfalls nach einem Brötchen. »Das hat noch Zeit.«

»Aber früher oder später …«, will Dylan einwenden, wird jedoch vom Alpha unterbrochen.

»Das hat noch Zeit«, wiederholt Adrian mit energischer Stimme. »Helena hat schon genug Veränderungen vor sich, auf die sie sich einstellen muss. Da steht Social Media ganz weit hinten in der Schlange.«

Wo er recht hat …

Ich beiße ein Stück des Brötchens ab und kaue nachdenklich darauf herum. »Diese … Veränderungen«, sage ich dann und warte, bis Adrian mich anschaut. »Also, wie muss ich mir das vorstellen? Das mit den … Gestaltwandlerkräften? Tut das weh? Wenn meine Wölfin morgen Abend in mir erwacht, meine ich?«

»Nein«, antwortet er und belegt sein Brötchen mit Schinken und Käse. »Es ist, als würde man einen Teil von sich ganz neu entdecken.«

»Naja, ganz so babyleicht ist es auch nicht«, wendet Sebastian ein und meine Aufmerksamkeit gleitet zu ihm. Er hat mittlerweile nochmals etwas Speck auf seinen Teller geschaufelt und hält eine Tranche in der Hand, an der er knabbert.

Ehe Adrian antworten kann, klingelt schon wieder sein Handy und er zieht es aus der Hosentasche, wo er es verstaut hat. Nach einem Blick auf das Display legt er entnervt das angebissene Brötchen zurück auf den Teller und steht auf, um das Zimmer zu verlassen und den Anruf entgegenzunehmen.

Dabei bedeutet er mit der freien Hand, dass wir ruhig weiterreden sollen. Offenbar ist er gar nicht mal so unglücklich darüber, mich nicht weiter über die Canicoren-Natur aufklären zu müssen.

Sebastian hat ihm nachgesehen und wendet sich nun wieder an mich. »Tja, dann bleibt es wohl an uns, dir das zu erklären«, meint er schulterzuckend und wedelt mit der Specktranche hin und her, ehe er sie mit einem Bissen verschlingt. »Also, während Alphas von klein auf ihren Wolf in sich tragen und sich nach der Pubertät auch verwandeln können, müssen Betas und Omegas erweckt werden, wie ich dir ja bereits einmal erklärte. Das geschieht in unterschiedlichem Alter – je nachdem, wann ein Alpha ein Beta oder Omega entdeckt, das er in seinem Rudel haben möchte. Daher ist die Prozedur, wie unser Wolf erwacht, etwas anders und für ein Alpha nicht wirklich nachvollziehbar.«

»Inwiefern anders?« Ich sehe Sebastian neugierig an, derweil ich mein Brötchen weiteresse.

»Ziemlich.« Er lässt seine perlweißen Zähne blitzen. »Beginnen wir mal bei den Betas, denn das ist schneller erklärt.« Er greift nach seinem Kaffee und trinkt einen Schluck. »Betas müssen zwar auch erweckt werden, aber unser Wolf ist quasi näher an der Oberfläche. Näher bei unseren Empfindungen und Emotionen. So spüren wir beispielsweise von Anfang an, dass etwas fehlt, wenn wir unser Alpha noch nicht kennengelernt haben.«

»Das erzähltest du mir bereits.« Ich erinnere mich an unser Gespräch in meinem Bett, als er die Nacht bei mir verbrachte. »Es fühlt sich … einsam an, so nanntest du es, oder?«

»Genau.« Er deutet mit der Tasse in meine Richtung. »Unser Wolf erwacht, sobald wir uns an einen Alpha binden.«

»Ob freiwillig oder unfreiwillig«, ergänzt Cameron mit einem gequälten Lächeln, das mir eine Gänsehaut beschert.

Offenbar hat sein früherer Alpha ihn einfach an sich gebunden, ohne dass Cameron eine Wahl blieb.

Mitfühlend will ich ihm eine Hand auf die Schulter legen, da fährt Sebastian aber schon fort.

»Bei Omegas ist es so, dass ihr Wolf erst nach dem ersten Vollmondzyklus da ist. Warum auch immer es bei Omegas länger dauert – Biologie ist nun mal kompliziert und keiner von uns wird sie wohl je zur Gänze verstehen.«

»Womöglich hängt es mit den Reproduktionsorganen und all den Hormonen zusammen, die sich bei Omegas durch die erste Hitze verändern, die ja direkt nach dem Erwecken einsetzt«, meint Cameron nachdenklich. Er ist mittlerweile fertig mit seinem Speck und Rührei und bestreicht gerade ebenfalls ein Brötchen mit Butter und Marmelade. »Ich meine, das ist schon eine Menge, was im Körper eines Omegas anders wird. Wenn da auch noch ein Wolf mitpfuschen würde, wäre es wohl noch kniffliger.«

»Kann sein.« Sebastian zuckt mit den Schultern. »Tatsache ist, dass Omegas die längste Phase der Veränderung durchlaufen. Während des ersten Mondzyklus sind sie daher umso gefährdeter und besonders schützenswert.«

»Tja, dann kann ich ja beinahe froh sein, dass ich meinen ersten Mondzyklus fast vollkommen verschlafen habe«, meine ich mit einem leisen Grunzen, ehe ich nochmals einen Schluck Kaffee trinke.

Sebastian und Cameron wechseln einen schnellen Blick und ich erkenne auch auf Dylans Gesicht Anspannung.

Offenbar ist es immer noch ein heikles Thema für sie, schließlich wurden sie von Adrian wegen unserer Sex-Eskapade und meiner komatösen Erschöpfung danach bestraft. Verlegen beiße ich mir auf die Unterlippe.

»Sorry«, murmle ich, da ich förmlich die Wellen des Unwohlseins am Leib spüre, die ich durch diese Bemerkung in den dreien freigesetzt habe. »Also, und weiter? Wie fühlt sich das an, wenn man sich zum ersten Mal in einen Wolf verwandelt?«

»Nicht du verwandelst dich in einen Wolf, der Wolf verwandelt dich in sich«, erklärt Dylan, der sich schneller gefangen hat als die anderen beiden.

»Wie muss ich mir das vorstellen?«, frage ich stirnrunzelnd.

»Du wirst eine Art zweite Präsenz in dir wahrnehmen«, antwortet er und seine grünbraunen Augen ruhen auf mir, während er sich etwas Käse abschneidet. »Diese Präsenz ist deine Wölfin. Sie wird dich mit ihren Instinkten leiten, sich mit dir vertraut machen. Je nachdem kann sie ungestüm oder aber auch zaghaft sein – das ist äußerst unterschiedlich.« Er verschlingt den Käse mit zwei Bissen und greift nach ein paar Trauben, die in einer Schale auf dem Tisch stehen. »Mein Wolf zum Beispiel ließ mir sehr viel Zeit.«

»Meiner sprang förmlich aus mir raus«, meint Sebastian schmunzelnd.

»Meiner hat zwei Tage gebraucht, bis er sich raustreiben ließ …«, ergänzt Cameron leise.

Raustreiben … Grundgütiger, ich habe so einen Hass auf seinen früheren Alpha. Hoffentlich hat Adrian ihn so richtig hart für das bestraft, was er Cameron antat.

»Ich denke, deine Wölfin ist von der ungeduldigen Sorte«, meint Sebastian an mich gerichtet und nun ist er es, der Cameron wie beiläufig eine Hand auf die Schulter legt. Ich bemerke, wie er den jüngsten Beta liebevoll am Nacken krault, was dessen Schwingungen augenblicklich beruhigt.

Auch ich entspanne mich wieder ein wenig.

»Warum meinst du das?«, hake ich nach und schaue Sebastian mit schief gelegtem Kopf an.

»Nur so ein Gefühl.« Er schenkt mir ein verschmitztes Lächeln. »Du hast sehr viel Feuer in dir – das wird auch deine Wölfin mit dir teilen. Dieses Temperament und die vorlaute Art. Das wird sehr … spannend ab übermorgen mit deinem Welpen.«

Das ist so seltsam, dass ich bald eine Wölfin in mir habe. Aber irgendwie freue ich mich auch darauf.

Kapitel 2 - Alternativpläne

Helena

 

Ehe wir weiterreden können, kehrt Adrian zurück und wir wenden uns ihm zu.

Sein Blick gleitet umgehend zu mir und sein Gesichtsausdruck wirkt zerknirscht. »Tut mir leid, das Treffen mit Sophie heute Abend wird wohl ausfallen müssen.«

»Was?« Ich starre ihn perplex an und lasse den Löffel sinken, mit dem ich mir gerade etwas Rührei schöpfen wollte.

»Ich habe einen dringenden Termin mit einem Kunden«, erklärt er bedauernd. »Der lässt sich nicht aufschieben, es hängt einfach zu viel daran. Womöglich die Zukunft der Firma …«

»Aber …« Ich öffne den Mund und schließe ihn unverrichteter Dinge.

Adrian hat mir doch versprochen, dass ich mich heute Abend mit meiner Schwester treffen kann. Und er mich dorthin begleitet. Wie kann er sein Wort nun einfach mal so wegen eines blöden Geschäftstermins brechen?

Er setzt sich wieder hin und isst in Rekordgeschwindigkeit sein Brötchen auf, ehe er sich auf den Kaffee stürzt.

Mir selbst ist der Appetit vergangen – lustlos kaue ich auf etwas Speck herum, während ich überlege, was für Alternativen ich habe.

»Dann treffe ich sie alleine«, murmle ich schließlich.

»Mit Sicherheit nicht«, erwidert Adrian und seine Alpha-Energie schwappt zu mir wie eine Welle rüber. »Das wäre zum jetzigen Zeitpunkt viel zu gefährlich für dich.«

Ich seufze frustriert, bevor ich seinen Blick suche. »Sie wird mich hassen, wenn ich ihr so kurzfristig absage.«

»Tut mir leid«, wiederholt er und eine Spur Bedauern liegt nun in seiner Stimme.

»Und wenn einer der Betas …«, beginne ich, werde aber von einem Kopfschütteln des Alphas unterbrochen.

»Sie besitzen nicht mehr genügend Mondenergie, um dich effizient zu schützen.«

Ich senke traurig den Kopf. »Das ist doch doof …«

Cameron stupst mich mitfühlend an. »Sobald du offiziell zu uns gehörst, wird alles einfacher«, meint er aufmunternd.

Er hat ja recht, dennoch hätte ich es schön gefunden, Sophie endlich mal wiederzusehen. Sie fehlt mir.

Ich esse mein Frühstück schweigend fertig, dann drängt Adrian zum Aufbruch. Offenbar wartet ein arbeitsreicher Tag auf uns, so wie er gerade drauf ist.

 

Die Fahrt zur Wallstreet verbringt der Alpha abermals am Telefon, sodass ich meinen eigenen Gedanken nachhängen kann. Cameron hat sich ein Uber gerufen, um ebenfalls zur Firma zu kommen.

Stumm scrolle ich durch mein Instagram-Profil und denke an Dylans Worte.

Es ist schräg, dass ich mich von allem, was ich war, verabschieden muss. Dennoch sehe ich ein, dass er recht hat, ich kann nicht auf Social Media bleiben und ewig jung sein.

Kurz überlege ich, wie mein weiteres Leben wohl aussehen wird.

Wird es immer so sein, dass ich an Adrians Seite zur Arbeit fahre? Will ich das? Jeden Tag zur Wallstreet, um dort irgendwelche Verträge zu drucken und dem Alpha Kaffee zu bringen, während ich versuche, den attraktiven Angel de Flores nicht zu verärgern?

Hm … nein, so habe ich mir meine Zukunft nicht ausgemalt. Wenngleich ich zugegebenermaßen nie eine Vorstellung hatte, wie mein Leben überhaupt verlaufen soll. Ich war zufrieden in meiner kleinen Wohnung in Queens – mit meiner Arbeit im Hooters. Habe vom Leben nicht viel mehr erwartet, als dass es mir ab und an ein paar Highlights und wenig Kackhaufen beschert. Oder mich zumindest vorwarnt und ich nicht mit der Nase voran im Dreck lande.

Und nun … bin ich die Omega an der Seite eines stinkreichen Firmenchefs. Vielleicht werden wir irgendwann unsere Identitäten wechseln und ein neues Leben irgendwo in einem anderen Land starten. Als was auch immer …

Das ist mehr als gewöhnungsbedürftig.

Ich werfe einen Blick zu Adrian rüber, der immer noch mit irgendjemandem telefoniert und mich nicht weiter beachtet.

Ein plötzlicher Gedanke durchfährt mich. So unerwartet, dass ich mir auf die Innenseite der Wange beiße.

Wie es wohl wäre, wenn ich mich für Fynn Hansen entschieden hätte als meinen Alpha? Wäre er auch so ein Workaholic? Würde er mir auch einen Job bei sich besorgen? Oder hätte ich mehr Freiheiten?

Ich sehe ihn wieder vor mir, den breitschultrigen dunkelblonden Wikinger mit den Eisaugen und diesem Hammer-Geruch, der mich an die Fluten der See erinnert hat.

Morgen werde ich ihn gezwungenermaßen wiedersehen, wenn ich unter dem Vollmond renne und versuche, vom richtigen Alpha – nämlich Adrian – überwältigt zu werden.

Boah, das ist so, so, soooo schräg … allein der Gedanke daran, dass ich ab übermorgen meine Wölfin kenne.

Seufzend wähle ich Sophies Nummer und warte, dass sie rangeht. Leider meldet sich nur der Anrufbeantworter.

»Hey, Süße«, sage ich und bemühe mich, meine Stimme fröhlicher klingen zu lassen, als ich mich fühle. »Ich habe leider schlechte Neuigkeiten. Mir ist heute Abend etwas dazwischengekommen. Können wir unser Essen verschieben? Auf … übermorgen oder so? Ich würde dich echt gerne sehen, du fehlst mir.« Kurz halte ich inne, dann flüstere ich die Worte, die ich viel zu selten zu ihr sage. »Ich liebe dich, Kleine.«

Als ich aufgelegt habe, begegnet mein Blick demjenigen Adrians, der mit seinem Telefonat mittlerweile fertig ist. »Tut mir leid«, murmelt er zum dritten Mal. »Ich hoffe, sie hat Verständnis dafür.«

»Sie ist ein Teenager. Verständnis ist für sie ein Fremdwort«, erwidere ich und betrachte mein Telefon.

Er greift zu mir rüber und legt seine Hand auf meine. »Wir werden das wieder geradebiegen. Versprochen.«

»Hm.«

In dem Moment klingelt mein Handy und mein Herz macht einen kleinen Hüpfer, als ich Sophies Namen auf dem Display sehe.

Schnell nehme ich den Anruf entgegen. »Hey!«, sage ich ehrlich erfreut.

»Du bist so eine blöde Kuh!«, ruft sie mir auch schon direkt ins Ohr und ich halte das Handy etwas weg, während ich einen ›hab’s dir ja gesagt‹-Blick zu Adrian rüber werfe.

»Tut mir leid«, antworte ich bemüht ruhig an Sophie gerichtet.

»Gehst du etwa wieder mit diesem Typen zu einer Gala?!«, zischt sie und ich runzle die Stirn.

»Woher …«

»Alle haben es gesehen!«, unterbricht sie mich. »Meine ganzen Freunde machen sich lustig über dich und wie du am Arm dieses Vollpfosten geklebt hast!«

Oh, shit … die Fernsehkameras!

»Ich …« Eigentlich habe ich keine Ahnung, was ich dazu sagen soll. Sie hat Adrian also im Fernsehen gesehen. Mit mir zusammen. Gestern Abend auf der Moonlight Gala.

Scheiße …

Ich hätte es ihr gerne schonend beigebracht. Nun ja, so schonend es eben geht, wenn man der kleinen Schwester eröffnet, dass man ab sofort langsamer als sie altert, mit sechs Männern unter einem Dach wohnt und sich obendrein in einen Wolf verwandeln kann.

Mist. Ich habe gerade keine Ahnung, wie ich ihr das überhaupt