New York Alpha (Part 3) - C. M. Spoerri - E-Book

New York Alpha (Part 3) E-Book

C.M. Spoerri

4,0

Beschreibung

Mein Aufenthalt in Adrians Penthaus mit seinem Wolfs-Rudel ist vor allem eines: nervenaufreibend. Einerseits fühle ich mich wie Pretty Woman, werde auf Händen getragen und von gleich mehreren Typen verehrt – andererseits merke ich, dass mir die Zeit im Nacken steht … sowie ein Canicoren-Alpha, der mich eben dort beißen und markieren möchte. Sofern ich mich denn für ihn als meinen Alpha entscheiden werde. Denn ich bin es, die hier die Regeln aufstellt, nicht Adrian.

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Informationen zum Buch

Impressum

Kapitel 1 - Die Folgen einer Sexkapade

Kapitel 2 - Sexgespräche

Kapitel 3 - Knurr-Kuss

Kapitel 4 - Autogespräche

Kapitel 5 - Pretty Woman

Kapitel 6 - Wow, das wird interessant …

Kapitel 7 - Arbeitsgespräche

Kapitel 8 - Sauklaue

Kapitel 9 - Zurück ins alte Leben

Kapitel 10 - Vergangenheit und Zukunft

Kapitel 11 - Willkommen zurück!

Kapitel 12 - That escalated quickly

Kapitel 13 - Das wird ziemlich heftig

Kapitel 14 - Eine Nacht in deinen Armen

Kapitel 15 - Unfreiwilliges Verschlafen

Kapitel 16 - Shoppingtour

Kapitel 17 - Eine Überraschung für den Alpha

Kapitel 18 - Moonlight Gala

Kapitel 19 - Viking-Vibes

Kapitel 20 - Eine aufschlussreiche Unterhaltung

Kapitel 21 - Verfickter Glückspilz

Kapitel 22 - An der Seite des Alphas

Kapitel 23 - Schlaf gut

Nachwort der Autorin

 

C. M. Spoerri

 

 

New York Alpha

Part 3

 

 

Urban Fantasy / Omegaverse / Reverse Harem

 

 

 

 

 

New York Alpha (Part 3)

Mein Aufenthalt in Adrians Penthaus mit seinem Wolfs-Rudel ist vor allem eines: nervenaufreibend. Einerseits fühle ich mich wie Pretty Woman, werde auf Händen getragen und von gleich mehreren Typen verehrt – andererseits merke ich, dass mir die Zeit im Nacken steht … sowie ein Canicoren-Alpha, der mich eben dort beißen und markieren möchte. Sofern ich mich denn für ihn als meinen Alpha entscheiden werde. Denn ich bin es, die hier die Regeln aufstellt, nicht Adrian.

 

 

Die Autorin

C. M. Spoerri wurde 1983 geboren und lebt in der Schweiz. Sie studierte Psychologie und promovierte im Frühling 2013 in Klinischer Psychologie und Psychotherapie. Seit Ende 2014 hat sie sich jedoch voll und ganz dem Schreiben gewidmet. Ihre Fantasy-Jugendromane (›Alia-Saga‹, ›Greifen-Saga‹) wurden bereits tausendfach verkauft, zudem schreibt sie erfolgreich Liebesromane. Im Herbst 2015 gründete sie mit ihrem Mann den Sternensand Verlag.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

www.sternensand-verlag.ch

[email protected]

 

1. Auflage, August 2024

© Sternensand Verlag GmbH, Zürich 2024

Umschlaggestaltung: Jasmin Romana Welsch

Lektorat / Korrektorat: Sternensand Verlag GmbH

Satz: Sternensand Verlag GmbH

 

ISBN (epub): 978-3-03896-330-1

 

Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Dies ist eine fiktive Geschichte. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

 

Kapitel 1 - Die Folgen einer Sexkapade

Helena

 

Als ich aufwache, fühle ich mich, als hätte mich ein Traktor überfahren, bevor ich von einem Hochhaus gefallen und in einem tiefen See ertrunken bin. Alles an mir schmerzt, jede Bewegung bringt mich zum Stöhnen.

»Das ist das Problem, wenn man noch keine richtige Omega ist und für drei Betas gleichzeitig die Beine breit macht«, ertönt eine tiefe Stimme neben mir und ich zucke zusammen, da ich Adrians Anwesenheit gar nicht bemerkt habe.

Er liegt links von mir auf meinem Bett und legt gerade sein Handy zur Seite, auf dem er wohl bis eben herumgetippt hat. Sein breitschultriger Körper steckt wie so oft in einem schwarzen Hemd und Jeans. Die Schuhe hat er ausgezogen. Seine Muskeln spielen unter dem Stoff, als er sich zu mir herumdreht und seinen Kopf mit einer Hand abstützt, während er mich betrachtet.

»Vielleicht ist dir das eine Lehre«, schickt er hinterher und wirft mir einen vielsagenden Blick zu.

»Gott …«, stöhne ich und schließe die Augen.

»Der hat mit all dem am wenigsten zu tun«, kommt auch gleich sein nicht hilfreicher Kommentar. »Sei froh, dass du nicht meinen Alpha-Wolf herausgefordert hast während deiner Hitze. Ich hätte dich definitiv zerstört.«

So langsam wird mir klar, wie gefährlich meine Hitze in Adrians Gegenwart tatsächlich gewesen ist. Und was er damit meinte, als er sagte, ich würde es nicht überleben, wenn ich von unzähligen Alphas gleichzeitig genommen werde. Ich hielt ja nicht einmal drei Betas stand.

»Etwas Mitleid wäre dennoch nicht verkehrt«, brumme ich und versuche, eine Position zu finden, in der mir nur die Hälfte meiner Muskeln schmerzvolle Verwünschungen zubrüllen.

»Mein Mitleid hättest du, wenn der Sex nicht einvernehmlich gewesen wäre«, bemerkt Adrian gelassen. »Ich hoffe, du hast wenigstens etwas aus der Sache gelernt.«

»Sache …« Ich schnaube leise. »Es war der geilste Sex, den ich jemals hatte.«

»Und der tödlichste.« Er hebt vielsagend eine Braue.

»Ja, ja, verstanden …« Ich fuchtle mit der Hand in der Luft herum und stöhne gleich darauf nochmals, da meine Muskeln mich dafür hassen.

Adrian setzt sich ein wenig auf und beobachtet mich stirnrunzelnd. »Du hast immer noch Schmerzen?«, fragt er mit schmalen Augen.

»Nein, ich stöhne, weil ich das so geil finde«, erwidere ich sarkastisch.

»Gut, meine Mondenergie ist ohnehin dank deiner Sex-Eskapade am Ende.« Er deutet auf seine Brust, und ich weiß, dass er den Mondstein-Anhänger meint, den er unter dem Hemd an der Lederkette trägt. »Normale Schmerzmittel müssen es also auch tun im Moment. Ich erhöhe die Dosis, das wird gleich besser, da du nun wach bist.«

Wie er das genau meint, ist mir gerade schleierhaft, aber ich hinterfrage seine Worte nicht. Zu sehr bin ich in den Bemühungen gefangen, nicht bei jeder Bewegung aufzustöhnen.

Er erhebt sich vom Bett und geht darum herum zum Infusionsständer, den ich erst jetzt bemerke. Dort schraubt er an der Vorrichtung und nickt danach zufrieden.

»Lehn dich zurück und entspanne dich«, weist er mich an, ehe er sich rechts von mir auf den Bettrand setzt und auf mich herabsieht. »Im wachen Zustand wird sich dein Körper von selbst regenerieren und in ein paar Stunden wirst du keine Schmerzen mehr haben.«

»Immerhin«, murmle ich und schließe die Lider.

»Wenn du erst eine richtige Omega samt Wolf bist, kannst du dir solche Späßchen erlauben«, fährt er in tadelndem Tonfall fort. »Dann wirst du nämlich von selbst heilen, sobald du von einem meiner Betas zu stark gefordert wurdest und er dir zu viel Energie abgezapft hat. Das wird allerdings noch vier Tage dauern, bis du den ersten Mondzyklus hinter dir hast.«

»Mhm«, sage ich müde. Dann fällt mir etwas auf. Ich reiße die Augen auf und starre zu ihm hoch. »Warte … Vier Tage? Der nächste Vollmond ist doch erst in einem Monat, am siebzehnten Oktober.«

»War. War in einem Monat. Es ist Montagmorgen, der vierzehnte Oktober. Du hast dreieinhalb Wochen geschlafen.« Er presst kurz die Lippen zusammen und fährt sich mit der Hand über den Bart, ehe er weiterspricht. »Ohne mich wärst du jetzt tot.«

»Hä?« Ich betrachte ihn verwirrt und brauche einen Moment, seine Worte zu begreifen.

Dreieinhalb Wochen …?

»Aber wie hast du …«, beginne ich und schaue zum Infusionsständer, mit dem er hantiert hat, als würde er das jeden Tag tun. »Woher kennst du dich damit aus?«

Adrian holt leise Luft, was seine breite Brust sich heben lässt. »Ich habe eine kometenhafte Arztkarriere in den Fünfziger- und Sechzigerjahre in Australien hinter mir, ehe ich tragischerweise mit meinem Privatjet über dem Meer abstürzte«, erklärt er, ohne die Miene zu verziehen. »Meine Überreste wurden leider nie gefunden.« Er deutet zum Infusionsgerät, neben dem ich nun auch noch weitere medizinische Gerätschaften ausmache. »Damit und mit meinen Alpha-Kräften habe ich dich aufgepäppelt, ich war mehrmals am Tag bei dir, um mich um dich zu kümmern. Ein Danke wäre nicht verkehrt dafür, dass ich meine Arbeit in den vergangenen Wochen deinetwegen vernachlässigt habe.«

»Ich habe fast vier Wochen geschlafen?« Noch immer fasse ich es nicht.

Wie ist das möglich? Ich meine, ja, ich war ›ausgelaugt‹, wie Adrian es nannte. Aber gleich so lange zu schlafen, erscheint mir dann doch etwas zu viel Drama.

Ich bin doch kein bescheuertes Dornröschen …!

»Du kannst nun immerhin behaupten, dass du von drei Typen ins Koma gefickt wurdest«, erwidert er, ohne sein Pokerface zu verlieren.

»Blödmann«, rutscht es mir heraus und ich rudere gleich darauf zurück, da sich sein Gesicht schlagartig verfinstert und seine dunklen Augen sich in mich brennen.

Er hasst es, wenn ich ihn beleidige und gerade hat er keine Beleidigung meinerseits verdient. Vielmehr Dankbarkeit, falls ich seinen Worten Glauben schenken darf, dass er mich vor dem Tod rettete.

»Entschuldige«, murmle ich und schicke ein »danke« hinterher, während ich an der Bettdecke herumnestle.

»Blödmann, entschuldige, danke«, brummt er und fährt sich durch das schwarze Haar, um es nach hinten zu streichen. »Geht langsam in die Richtung braves Mädchen.«

»Das werde ich nie sein«, erwidere ich.

»Wir werden ja sehen.« Er schenkt mir einen feurigen Alpha-Blick, der mich unwillkürlich erschaudern lässt. Anschließend bückt er sich und zieht seine Schuhe an, die neben dem Bett stehen, wie ich jetzt bemerke.

»Wo … wo sind die anderen?«, frage ich, um mich von meinen verwirrenden Gefühlen ihm gegenüber abzulenken.

»Bei der Arbeit. Es ist Montag.« Er betont das Wort mit einer Spur Genervtheit, da er mir das ja bereits schon einmal sagte.

»Okay.« Ich senke den Blick auf meine Hände. Dann kommt mir etwas in den Sinn. »Wenn ein Monat rum ist … was ist mit meiner Hitze? Ich müsste doch bald wieder … Da müsste doch …«

Er richtet sich auf und zieht eine Braue in die Höhe, schaut mich abwägend an. »Du hattest eine trockene Hitze.«

»Trocken?«

»So nennt man es, wenn ein Omega zu angeschlagen ist und damit nicht bereit, sich zu paaren«, erläutert Adrian und seine dunklen Augen blitzen, indes er weiterspricht. »Meist tritt sie früher auf als eine normale Hitze, um den Omega-Körper zu schonen. Dein Geruch war dennoch in der ganzen Wohnung und glaub mir, meine Betas haben so richtig gelitten dadurch. Du hast sie fix und fertig gemacht.«

»Warum hast du mir nicht die Pille …«

»Die bringt nichts bei einer trockenen Hitze«, unterbricht er mich. »Wie gesagt, dein Körper ging in eine Art Schockzustand, um zu verhindern, dass du verpaart wirst.«

»Oh.«

Die Vorstellung ist gruselig, dass Canicore über mich herfallen wollten, während ich ohnmächtig in meinem Bett lag.

»Dann hast du … hast du mich eingesperrt?«, frage ich.

»Hab ich.« Er fährt mit der Hand wie beiläufig über die Decke, genau in Höhe meines Beines, ohne es jedoch zu berühren.

»Aber … wenn mein Körper nicht zur … Paarung bereit war«, ich hasse dieses Wort, »wieso hab ich den Geruch trotzdem verströmt? Das ist doch doof.«

Er kratzt sich am bärtigen Kinn. »Egal, ob die Hitze trocken ist oder nicht. Der Omega-Geruch verstärkt sich dadurch.«

»Wie konntest du dann … Also du sagtest doch, du seist mehrmals am Tag bei mir gewesen?«, hake ich nach.

»Bin ich.« Er nickt langsam, ohne den Blick von mir zu nehmen. Etwas in seinen Augen leuchtet auf, und ich bin nicht sicher, was es ist. Fürsorge? Verlangen? Ungeduld? Ärger?

Es könnte irgendwie alles sein – und trotzdem glaube ich, vor allem Schuldgefühle zu bemerken. Das würde allerdings überhaupt keinen Sinn geben. Er hat sich um mich gekümmert, da sind Schuldgefühle definitiv fehl am Platz. Womöglich liegt es an der Tatsache, dass er gerade so abweisend zu mir ist? Keine Ahnung …

Ich schiebe verwirrt die Brauen zusammen. »Wie ist das möglich, dass du mich besuchen konntest? Wurdest du durch meinen Geruch denn nicht auch … wuschig?«

Seine Augen verdunkeln sich ein wenig und seine Miene verhärtet. »Ich habe dir bereits mehr als einmal erklärt, dass Alphas sich deutlich von Betas unterscheiden«, knurrt er mich an. »Ein Alpha, der kein Psycho ist, würde sich nie an einer Omega vergreifen, die eine trockene Hitze durchlebt. Das wäre Samenverschwendung.«

»Boah, du hast aber in den letzten Wochen keinerlei Fortschritte gemacht, was deinen Charme angeht«, brumme ich angesäuert und funkle ihn meinerseits an. »Samenverschwendung … pffft! Dann dürftest du auch nicht mit deinen Betas …«

»Was ich mit wem tue, hast du mir nicht vorzuschreiben, Omega!«, donnert er und seine Dominanz schwappt über mich hinweg wie ein Kessel voller Eiswürfel.

Ich fröstle unwillkürlich und klammere mich an der Decke fest, als würde sie mir Schutz vor diesem aufbrausenden Alpha bieten.

»Sorry«, murmle ich kleinlaut.

Ich bin gerade erst aus einem komatösen Schlaf aufgewacht und noch nicht bereit, mich seiner Alpha-Energie zu stellen, geschweige denn, mich zu widersetzen. Mein Mundwerk ist manchmal einfach schneller als mein Gehirn.

Wenigstens scheinen die Medikamente, die er in meine Infusion gegeben hat, langsam zu wirken, die Schmerzen werden etwas geringer.

»Meine Schwester!«, kommt es mir siedend heiß in den Sinn und ich schnelle in die Höhe, was mein Körper direkt mit einem Blitz quittiert, den er durch meine Gliedmaßen jagt. Ich verziehe gequält den Mund, bleibe aber sitzen. »Ich muss …«

Adrian legt mir seine Hand aufs Brustbein und drückt mich mit so viel Bestimmtheit zurück aufs Bett, dass ich keine Chance habe, mich dagegen zu wehren. Selbst wenn ich topfit wäre, wäre er viel stärker als ich. Wenn er will, dass ich mich hinlege, lege ich mich hin – Alpha-Power.

»Sophie erhielt von dir eine Nachricht, dass du einen reichen Typen kennengelernt hast, der dich auf die Malediven einlud«, sagt er in nüchternem Tonfall, als ich wieder auf dem Rücken bin. »Fand sie nicht so toll, aber sie hat die Erklärung für deine lange Abwesenheit geschluckt.« Er lässt mich los und lehnt sich zurück.

»Was? Du hast ihr … Du hast ihr geschrieben?!« Ich starre ihn entgeistert an. »In meinem Namen?!«

»War notwendig.« Er zuckt mit den breiten Schultern.

»War notwendig«, äffe ich ihn nach. »Du hättest ihr sagen können, dass ich hier bin und …«

»Natürlich«, unterbricht er mich und seine Augen brennen erneut auf mich herunter. »Das nächste Mal schreibe ich ihr, dass du dich mit drei Beta-Wölfen so sehr beim Sex verausgabt hast, dass du nun im Koma liegst. Wird bestimmt auch keine Polizei oder so hierher locken.« Seine Stimme trieft vor Sarkasmus.

»Dylan ist beim FBI, er könnte die Polizei doch einfach …«

»FBI ist nicht gleich Polizei!«, fällt er mir brüsk ins Wort.

»Nicht?«

»Nein.« Er verschränkt die Arme vor der Brust, während er mich mit zusammengeschobenen Brauen ansieht, als würde ich ihm den letzten Nerv rauben. Tue ich wahrscheinlich auch. Zumindest ist er in bester Knurr-Laune.

»Okay.« Ich sauge meine Unterlippe ein und merke erst jetzt, dass mein Hals trocken ist. »Hast du was zu trinken?«

»Dort drüben steht ein Schnabelbecher mit Wasser.« Er deutet mit dem Kinn auf den Nachttisch zu meiner Linken.

»Würdest du …« Ich schiele zu dem Becher, der meilenweit entfernt ist.

Adrian seufzt leise, gibt sich aber einen Ruck und greift über mich. Dabei dringt mir wieder sein unglaublicher Duft in die Nase und ich schließe reflexartig die Lider.

»Meinst du, wenn ich eine richtige Omega bin, würde ich auch dich aushalten?«, murmle ich gedankenversunken.

Adrian, der gerade den Schnabelbecher ergriffen hat, hält inne und blickt entgeistert auf mich herunter, als ich blinzle.

»Das ist jetzt nicht dein Ernst«, knurrt er mir ins Gesicht.

Kapitel 2 - Sexgespräche

Helena

 

»Was?« Ich schaue zu ihm hoch.

Seine Augen gleiten dunkel zwischen meinen hin und her, während er auf seinen Barthärchen herumkaut, wie er es so oft tut. »War das ein Angebot, dass du dich mir hingeben willst?«, hakt er in rauchigem Tonfall nach. »Kaum, dass du wieder unter den Lebenden weilst?«

»Nun … bisher hat sich niemand so sehr um mich gekümmert wie du.« Ich zucke bemüht lässig mit den Schultern, aber meine Stimme, die unter seiner intensiven Musterung dünner wird, straft meine Coolness Lügen. »Ich … Also ja, wenn du Sex mit mir willst, sobald ich eine vollwertige Omega bin … dann … Ich meine, du bist unglaublich scharf, und …«

Ich schaffe es kaum, ihm länger in die lodernden Augen zu schauen, die mich gerade in die Matratze brennen. Er heizt meine Libido an, wie es nie zuvor einem Mann gelang – und das, obwohl ich soeben aus dem Koma aufgewacht bin.

Das ist … gruselig und … verwirrend … und … schräg.

Dennoch kann ich es einfach nicht ändern, dass Adrian eine Macht über mich ausübt, die mich vor Verlangen beben lässt.

Vor allem, wenn er mir so nahe ist.

Vor allem, wenn sein Duft überall um mich herum ist.

Da kann er mich noch so finster anknurren und niederstarren.

»Also …«, beginne ich nochmals, als er nichts tut, außer mich mit seinen glühenden Blicken weiter in Brand zu setzen. »Du … du bist begehrenswert und ich … fühle mich zu dir hingezogen, von dir … erregt …« So, jetzt ist es raus. »Zudem hättest du mich in den vergangenen Wochen zigmal einfach nehmen können, aber du hast mir widerstanden.«

»Weil du ohnmächtig warst!«, bellt er mir ungehalten ins Gesicht und entlässt damit die Energie, die sich in seinem Inneren offenbar wie in einem brodelnden Vulkan aufgebaut hat.

»Weil du ein Gentleman bist«, erwidere ich bemüht ruhig.

»Du hast keine Ahnung …«

Er schüttelt den Kopf und reicht mir den Becher, anschließend richtet er sich auf und erhebt sich von der Bettkante, um daneben hin und her zu gehen. Er wirkt wie ein Tiger in einem zu kleinen Käfig, wie er mit geschmeidigen Bewegungen rastlos herumläuft.

Beim Fenster bleibt er abrupt stehen und sieht hinaus, während ich einen Schluck trinke und seinen breiten Rücken beobachte.

Adrians Brustkorb hebt sich unter zwei tiefen Atemzügen, dann senkt er den Kopf und verschränkt die Arme hinter sich.

»Mein Wolf würde sich nicht damit begnügen, nur mit dir zu ficken«, sagt er mit immer noch belegter Stimme. Langsam dreht er sich zu mir herum und sucht meinen Blick. »Er würde dich sofort für die Paarung beanspruchen und ich werde dir nun erklären, was das genau für dich bedeutet, also hör gut zu.«

Mit bedächtigen Schritten kommt er wieder zum Bett und schaut auf mich herunter.

In seinen Augen glimmt jetzt dieser kleine goldene Funke, der bei seinen nächsten Worten immer größer, präsenter, verheißungsvoller wird.

»Du denkst, ich bin ein Gentleman?« Er hebt eine Augenbraue. »Dann muss ich dich leider enttäuschen, kleine Omega. Mein Wolf verändert mein Verlangen, meine Lust, die Art, wie ich ficke. Verdammt noch mal … Er will dich mit allen Mitteln, will dich nicht nur mit seinem Samen füllen, sondern dich in die dunklen Fantasien ziehen, die er in den vergangenen Wochen um dich gewoben hat. Er will dich gegen diese kalte, harte Scheibe dort pressen, während die Lichter der Stadt unter uns flimmern.« Er deutet mit dem Daumen über seine Schulter zum hohen Fenster. »Er würde mit einer Hand deine Kehle fest umschließen und dir ins Ohr flüstern, wie sehr er dich begehrt, wie sehr du ihm gehörst. Er würde seine Zähne sanft in deine weiche Haut versenken, hören, wie du unter seinen fordernden Bissen stöhnst – jede Berührung ein verdammtes Versprechen für eine Erlösung, wie du sie in den kühnsten Träumen nicht wagen würdest zu erfinden, geschweige denn, dir zu erlauben.«

Er steht nun direkt neben dem Bett und ich brauche keine große Fantasie, um zu sehen, wie sehr ihn diese Vorstellung erregt. Sein Schritt beult sich aus.

Adrian verzehrt sich mindestens so nach mir wie ich mich nach ihm.

Himmel, wenn er so mit mir spricht, werde ich feucht, ohne dass er mich berühren muss.

Sein Wolf dringt an die Oberfläche, raunt mir lüstern sein Verlangen zu, das er für mich empfindet und das golden in Adrians Augen glänzt.

Der Alpha neigt sich ein wenig zu mir herunter, stützt seine Fäuste auf der Matratze ab, als wollte er verhindern, dass er mich mit den Fingern gleich packt.

»Mein Knoten würde allein bei der geilen Vorstellung anschwellen, dich zu besitzen, wenn du mir so willenlos ausgeliefert bist«, zischt er mir leise zu und sein Blick gleitet über meinen Körper, der von der Decke verhüllt ist.

Von unten nach oben, bis er an meinem Gesicht hängen bleibt.

»Ich würde dich dort küssen, wo deine empfindlichsten Stellen sind, würde dich lecken, bis du vor Lust aufheulst und für mich kommst. Immer und immer wieder«, fährt er in knurrendem Unterton fort. »Ich würde deinen hektischen Atem nach meinen Regeln kontrollieren, deinem Stöhnen lauschen, deinem Seufzen, deinem Wimmern. Dann würde ich dich langsam und tief nehmen, so lange, bis du meinen verdammten Namen schreist und alles um dich herum vergisst. Bis du zwischen Wahnsinn und Ekstase balancierst. Deine süßen Löcher würden nach mir verlangen, du würdest darum betteln, dass ich sie nacheinander fülle, dich ganz und gar für mich beanspruche.«

Er lässt mich nicht aus den Augen, verfolgt jede meiner Reaktionen, während er mir Worte zuflüstert, wie ich sie noch nie von einem Mann gehört habe.

Ich schaffe es nicht, auch nur einen Mucks von mir zu geben, so sehr bin ich von seiner Präsenz und seinen frivolen Sätzen eingehüllt.

»Jede Berührung meiner Lippen, Zunge und Hände wäre einzig dazu da, dich in solche Gipfel zu katapultieren, wie du sie nie alleine erreichen könntest«, sagt er rau. »Ich würde dir erregenden Schmerz und quälende Lust gleichermaßen schenken, bis du erzitterst und dich vollkommen gehen lässt.«

Ich halte unwillkürlich die Luft an, als er sich etwas zu mir beugt und sein Gesicht nun dicht über dem meinem schwebt. Sein Duft betört mich beinahe so stark wie seine geknurrten Versprechen.

»Mein Wolf will, dass du für ihn fällst, Omega«, fährt er in verheißungsvollem Tonfall fort. »Aus der Höhe, in die er dich mit jedem Stoß erbarmungslos hinauftreibt, hinunter in den Strudel sinnlicher Erlösung, die in den dunklen Tiefen seiner Begierde auf dich wartet.«

Seine Nasenflügel blähen sich, während er meinen Mund betrachtet und er leckt sich über die Lippen.

Ich erbebe unter seinem Blick, wünsche mir nichts sehnlicher, als dass er genau das mit mir tut, wovon er gerade spricht. Aber er bleibt auf Distanz, berührt mich nur mit seinen Worten, von denen mich jedoch jedes wie glühende Kohle trifft und tief unter die Haut dringt, meinen Leib mit Feuer entfacht.

»Und ich …«, fährt er lauernd fort, »ich würde es auskosten, dich derart in deiner Lust verglühen zu sehen. Dein Flehen zu hören, meinen Schwanz so tief in dich zu stoßen, dass es ein bittersüßer Schmerz für dich wird. Mein Knoten würde im rasenden Takt meines Herzschlages in dir pulsieren, während du mich – genau wie jetzt – voller Leidenschaft ansiehst. Ich würde dich küssen, dir zuflüstern, wie wunderschön du in deiner Hingabe für mich bist. Ich würde dich nicht gehen lassen, immer und immer wieder nehmen, bis du völlig erschöpft und überwältigt unter mir liegst. Bis du vollkommen mein bist und meinen Samen in dir trägst. Bis alles an und in dir nach mir riecht, meine kleine Beute …«

Seine Lippen sind nun meinen so nahe, dass ich seinen heißen Atem spüre, der kleine Markierungen auf mir zu hinterlassen scheint.

»Mein Wolf will jede verdammte Faser deines Seins mit ekstatischem Vergnügen durchtränken. Ich hätte keine Chance, seinem Drang, dich ganz und gar für mich zu beanspruchen, zu widerstehen, wenn mein Schwanz in dir ist, dich ausfüllt und ich mich ein ums andere Mal in dir entlade.« Er sagt es so leise, dass es kaum ein Hauchen ist. »Ich würde meinen Knoten tief in dir verankern, stärker, als es jede Fessel könnte, und dich als mein Eigentum markieren. Fuck, du wärst sowas von mein. In diesem und im nächsten Leben. Für immer.« Er atmet tief ein, saugt meinen Geruch in sich auf. »Nein, ich bin kein Gentleman, Baby. Ich bin ein Canicoren-Alpha.«

Ich klammere mich am Schnabelbecher fest, gefangen von der Faszination, die dieser Mann in mir auslösen kann.

Eine Weile mustert er mich noch mit dem goldenen Verlangen in seinen Iriden, dann beginnt es nach und nach zu erlöschen.

Sein Wolf, der mich mit aller Vehemenz besitzen will, zieht sich zurück, wird von Adrian gebremst und an die Leine gelegt.

»D-das klingt … heiß«, flüstere ich, als ich merke, dass ich nicht mehr Gefahr laufe, direkt in dieses Szenario gerissen zu werden, das er mir eben beschrieb.

»Heiß«, wiederholt er und schüttelt langsam den Kopf. »Du hast keine Ahnung, was du da sagst.« Er bringt etwas Distanz zwischen uns und betrachtet mich nachdenklich. »Mein Wolf ist nicht nur masochistisch, er hat auch sadistische Züge und liebt es, Fürsorge, Schmerz, Freude, Demütigung, Kontrolle und Dominanz mit Lust und Erregung zu kombinieren, Helena.« Er schließt kurz die Augen, doch seine Stimme wird immer noch von einem dunklen Grollen begleitet, als er weiterspricht. »Er möchte dich die gesamte verdammte Intensität meiner Leidenschaft spüren lassen. Er will, dass du dich ihm voll und ganz unterwirfst, sodass er die vollkommene Macht über dich hat. Die vollständige Gewalt über jede deiner Bewegungen, jede deiner Empfindungen, jeden deiner Sinne. Und das wäre erst der Anfang von der Welt, die er dir zeigen würde.« Dann blinzelt er und schaut mich wieder an. »Ich denke nicht, dass du dafür bereit wärst.«

Mir wird erst jetzt so richtig klar, wie krass Adrian und ich uns in dieser Hinsicht unterscheiden.

Ja, ich hatte schon ein paarmal Sex mit Männern, jedoch war das meiste davon eher ein ›Drüberrutschen‹, als dass sich einer die Zeit genommen hätte, mich so intensiv zu verwöhnen, wie der Alpha es gerade beschrieben hat. Geschweige denn, dass ich mit den dunklen Seiten in Berührung gekommen wäre. Mehr als ab und an ein Klaps auf den Po und vielleicht ein kurzes Würgen fand bisher nicht statt, wenn ich mit einem Mann schlief.

Doch Adrian … Er scheint ganz genau zu wissen, was er mit mir gerne tun möchte und wie er mir die größtmögliche Lust beschert. Bei ihm wird es kein ›Drüberrutschen‹, sondern ein Akt, der wahrscheinlich mehrere Stunden dauert.

Mich ihm hinzugeben, wird meine Definition von Sex für immer verändern, das spüre ich. Und dennoch … bin ich neugierig darauf, was das für eine Welt ist, die er mir zeigen könnte. Bisher habe ich mich nie als devot gesehen, doch ich denke, bei ihm könnte ich mich in dieser Rolle sogar wohlfühlen. Zumindest während wir Sex haben.

»Ich glaube, ich würde dir vertrauen«, hauche ich.

»In deinem Satz ist ein ›glaube‹ und ein ›würde‹ zu viel«, erwidert er streng. »Das allein zeigt, dass du definitiv nicht für das bereit bist, was mein Wolf und ich mit dir tun wollen. Wir brauchen deine uneingeschränkte Hingabe, dein uneingeschränktes Vertrauen und den Willen, dich voll und ganz zu unterwerfen.«

Er richtet sich auf und schaut an sich selbst herunter, als müsste er sich kurz orientieren, ob er alleine ist oder sein Wolf nochmals an die Oberfläche dringt. Sein Ständer ist auf jeden Fall noch da, das erkenne ich problemlos.

Ich nehme einen weiteren Schluck Wasser, da mein Mund staubtrocken geworden ist.

»Aber deine Betas schlafen doch auch mit dir«, sage ich leise, als ich meiner Stimme wieder einigermaßen traue. »D-dominierst du sie auch so, wie du es gerade beschrieben hast?«

Keine Ahnung, ob die Frage zu intim ist, ich habe jedoch das Gefühl, wir sind längst über die Phase mit Themen wie ›Was ist dein Lieblingsessen?‹ hinaus.

Adrian runzelt die Stirn, dann kratzt er sich am Hinterkopf. »Sie sind Betas. Keine Omegas«, stellt er in rauem Tonfall klar, der immerhin wieder voll und ganz nach Mensch klingt. »Es ist der natürliche Trieb eines Alphas, ein Omega für sich zu beanspruchen und ihm Sinnlichkeit jenseits aller Grenzen und Vorstellungen zu bescheren.« Er sieht nachdenklich auf mich herunter. »Für Betas gilt das nicht. Wenn ich mit ihnen ficke und sie markiere, dann als meine Rudelmitglieder. Wenn ich dich ficke und markiere, dann als mein Eigentum. Mein Ein und Alles. Du kitzelst die dunkelsten, besitzergreifendsten Seiten aus mir heraus, Omega. Und mein Wolf würde dich einzig für die Paarung benutzen. Damit du Kinder mit mir zeugst. Denn das allein zählt für ihn. Den Sex, den ich dir beschrieben habe, gäbe es also ausschließlich während deiner Hitze. Sonst nicht.«

»Oh.« Ich kaue auf der Unterlippe herum.

»Ja. Oh.« Er fletscht die Zähne, was ihn wieder mehr wie einen Wolf wirken lässt. »Wie gesagt, ich würde dich für mich beanspruchen, damit du mit mir Nachwuchs zeugst. Und wir waren doch schon an dem Punkt, wo du mir sagtest, dass du deine Freiheit brauchst und das nicht willst. Nicht jetzt, nicht von mir …«

»Nicht jetzt, das stimmt«, unterbreche ich ihn und nicke langsam. »Aber wenn, dann nur von dir.«

»Du machst mich fertig …« Er fährt sich mit beiden Händen durch das Haar und anschließend über das Gesicht. Dann wendet er sich ab, um gleich darauf zu mir herumzuwirbeln. Sein Blick versenkt sich in meinem, als er weiterspricht. »Scheiße, Helena. Du hast keine Ahnung, wie sehr du verflucht noch mal meinen Wolf gerade mit deinen Worten folterst.«

»Tut mir leid«, murmle ich kleinlaut. »Das … ist nicht meine Absicht. Wirklich nicht.«

Adrian wirkt vollkommen neben sich, was ich nicht so recht verstehe. Er hat mir selbst immer wieder gesagt, dass sein Wolf mich will, vorhin sogar allein mit seinen begierigen Worten meine Libido angestachelt.

Wieso foltere ich ihn, wenn ich ihm doch eigentlich soeben gestand, dass ich zu ihm gehören möchte und mir denken könnte, mich mit ihm zu verbinden? Irgendwann? Vielleicht sogar Kinder von ihm zu bekommen?

»Du kannst dir also nun doch vorstellen, meine Omega zu werden?«, hakt er nach.

Ich nicke vorsichtig. »Das wäre möglich, ja. Aber wie erwähnt, bin ich noch nicht soweit, Mutter zu werden. Das … das ist so eine komische Vorstellung, dass …«

»Allein, dass du diese Worte sagst, zeigt schon wieder, dass du noch nicht bereit bist«, unterbricht er mein Stammeln. Dann atmet er durch und schließt die Augen.