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Buch
Autorin
Willkommen im Club
Ein Lob der Sünde
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Buch
»Das kleine Buch der Laster« räumt auf mit falscher Selbstkasteiung. Die Autorin, nach eigenem Eingeständnis »fett, faul und philosophisch«, bietet Fitness- und Anti-Aging-Wahn mutig die Stirn. Sie lässt die Sünden lustvoll hochleben und klärt darüber auf, wie man sie ohne Reue genießt. Dabei zeigt sie, dass das Leben durch so manche kleine Sünde erst so richtig lebenswert wird. Ein ideales Geschenkbuch für Genießer und alle, die es werden möchten, sich aber nicht so recht trauen.
Autorin
Margit Schönberger ist Journalistin und Autorin mehrerer erfolgreicher Sachbücher. Sie war lange Zeit Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit einer großen Verlagsgruppe und hat sich anschließend als Literaturagentin selbstständig gemacht. Sie ist verheiratet und lebt in München.
Von Margit Schönberger außerdem bei Goldmann:Mein Chef ist ein Arschloch, Ihrer auch? (16649)
Willkommen im Club
Sie müssen ein sympathischer Mensch sein. Sonst hätte man Ihnen dieses Buch nicht geschenkt. Dieses spezielle Buch. Entweder Sie haben kleine Laster, die Ihrer Umgebung bekannt sind, und man will Ihnen mit diesem Büchlein sagen, dass Sie trotzdem (oder vielleicht gerade deshalb?) geschätzt oder sogar geliebt werden. Oder Sie sind perfekt, fehlerlos, immer freundlich und der oder die Schenkende würde sich freuen, wenn auch Sie sich gelegentlich den einen oder anderen Ausrutscher gönnten. Denn vollkommen sein zu wollen, das macht große Mühe, kostet Kraft und bringt einen auch um viel Freude. Und setzt die Umgebung natürlich auch etwas unter Druck. Sie verstehen sicher, was ich meine!
Eine kleine Warnung vorweg, falls Sie die Absicht haben, in diesem Büchlein tatsächlich zu lesen (normalerweise ist bei dieser Sorte Buch der Titel die Botschaft und der Inhalt nicht mehr so wichtig - also genau umgekehrt wie bei einer Pralinenschachtel). Falls Sie also die Ausnahme von der Regel sind, sollten Sie auch etwas über mich wissen: Mein Verleger, also der Mann, der dieses Buch eigentlich auf dem Gewissen hat, gratulierte mir zu meinem jüngsten Geburtstag mit den Worten »... und bleiben Sie weiterhin so fröhlichanarchistisch«. Diesem Wunsch war ein wirklich exzellenter Wein beigegeben. Ich nahm es als freundlichen Hinweis auf meinen Hang zu allerlei Undiszipliniertheiten. Damit will ich sagen, dass Sie politisch-moralisch Korrektes im landläufigen Sinn von mir nicht zu erwarten haben. Wahrscheinlich schon eher Menschliches, Allzumenschliches. Artgerechtes also.
Ein Lob der Sünde
Als im Verlag die Idee aufkam, ich sei genau die richtige Autorin für ein Büchlein über Laster, fasste ich das spontan als Kompliment auf. Kaum hatte ich nach dem Köder geschnappt und zugesagt, fiel mir (zu spät) ein, dass dies natürlich auch Arbeit bedeutet. Weniger des Formulierens wegen - schon als Kind konnte ich mich aus vertrackten Situationen bemerkenswert gut (wie man sagt) herausreden -, aber ein bisschen theoretischer Unterbau würde wohl sein müssen. Unnötig zu betonen, dass ich alle Theorie, ehe sie nicht sinnliche Anschauung wird, für grau und somit für langweilig halte. Und Langeweile ist für meinen Geschmack die Todsünde Nummer eins.
Da nach meiner Meinung Laster die kleinen Verwandten der großen Sünden sind, habe ich zunächst versucht, die Todsünden aus dem Gedächtnis aufzuzählen. Ich musste schließlich die Bibliothek zu Hilfe nehmen, weil ich partout über drei nicht hinauskam, zu den sprichwörtlichen sieben also vier fehlten. Aber schließlich hatte ich sie vor mir aufgereiht, die »Waffen des Antichrist«, als da sind:
• Hochmut
• Zorn
• Neid
• Wollust
• Maßlosigkeit
• Geiz
• Trägheit
Wenn man diese »Worte des Bösen« auf sich wirken lässt, kommen sie einem recht altmodisch, ja unnütz und verstaubt vor. Geht’s Ihnen nicht auch so?
Wollust: Klingt irgendwie rund und weich. Aber nicht harmlos. Sie gilt als die kardinale Sünde - von Kardinälen ebenso begangen wie vom einfachen Mann -, weil sie nichts zum Ziel hat als sich selbst. Sie steht für eine bittersüße Verlockung, für eine latente, unausrottbare Gefährdung ordentlicher Verhältnisse. (Wahrscheinlich sind mehr Politiker über sexuelle Affären gestolpert als über Korruptionsfälle - zumindest zu Zeiten, als dieser Beruf noch Ansehen genoss und Vorbildcharakter haben sollte.) Wollust steht für fröhliche Anarchie, weshalb sie in der christlichabendländischen Kultur mit den stärksten Tabus belegt war, das Weib als Quelle allen Übels, als »Instrumentum diaboli« diffamiert wurde. Der wilde Strom des Triebs musste kanalisiert beziehungsweise domestiziert werden, damit die Arbeitsgesellschaft zu ihrem Recht kam. (Das galt natürlich vorwiegend für die, die arbeiteten, und nicht für die, die sie befohlen haben.) Nicht ohne Grund hat Sigmund Freud Triebunterdrückung und Kulturentwicklung in einen engen Zusammenhang gerückt.
Und heute, nachdem die Aufklärung vermeintlich an allen Fronten gesiegt hat? Leben wir im Zeichen befreiter Lust? Nur weil wir die Prüderie verabschiedet haben? Gewiss, Sex kann schön sein bis zur Seligkeit, aber er hat auch eine dunkle, gefährliche Seite (wie die Schicksale von Gustave Flauberts Madame Bovary und das von Michael Douglas in »Eine verhängnisvolle Affäre« belegen).
Die Dialektik der Sexualforschung scheint so zu funktionieren, dass sie mit der Vertreibung der Tabus auch zugleich die Lust austreibt. Umgekehrt sind offenbar Verbote geeignet, alle Arten von Lüsten anzustacheln, wohingegen grenzenlose Permissivität den Lustpegel eher sinken lässt. Ob Safer- oder Cybersex für die schlimme, die sündige Lust ein Ersatz sein können?
Weiter im Sündenregister: Am Geiz und am Neid gibt es wohl beim besten Willen nichts zu retten. Beide Charakterzüge finde ich abscheulich, ja geradezu ekelhaft. Sie taugen keinesfalls für augenzwinkernde Absolution.
Der Zorn hingegen ist es schon wert, ein paar Gedanken zu verschwenden. So unliebsam er für denjenigen sein mag, der von ihm mit voller Wucht getroffen wird, so birgt er doch ein Potential:
BildnachweisArchiv für Kunst und Geschichte, Berlin 26, 62, 100
Verzeichnis der GemäldeJan Brueghel u. Henrick van Balen: »Festmahl der Götter« Hieronymus Bosch: „Die sieben Hauptsünden und die vier Letzten Dinge« »Die Versuchung des heiligen Antonius« (Ausschnitt) Sandro Botticelli: »Venus und Mars« Agnolo Bronzino: »Venus und Cupido« Charles E. Boutibonne: »Sirenen« Jan Brueghel d. Ä.: »Der Geschmack« aus der Folge »Die fünf Sinne« Pieter Breughel: »Die Bauernhochzeit« Alexandre Cabanel: »Die Geburt der Venus« Michelangelo da Caravaggio: »Bacchus« Die Schule von Fontainebleau: »Die Frau zwischen den zwei Lebensaltern« (Anonym) »Diane de Poitiers« (Anonym) Cornelis Dusart: »Pfeifenraucher« Jean-Léon Gérôme: »Trunkener Bacchus und Cupido« Willem Maartens: »Liebestraum« Pieter Paul Rubens: »Bacchus« Sanzio Raffael: »Der Triumph der Galatea« Henri Rousseau: »Traum« Tintoretto: »Ariadne, Venus und Bacchus« Jan Vermeer van Delft: »Das Milchmädchen«
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1. Auflage Vollständige Taschenbuchausgabe Januar 2005
Wilhelm Goldmann Verlag, München, ein Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH
© 2000 Mosaik Verlag, München,
ein Unternehmen der Verlagsgruppe Random House GmbH Redaktion: Irmgard Perkounigg Umschlagfoto: Corbis Verlagsnummer: 16683 WR · Herstellung: Ina Hochbach
eISBN : 978-3-641-01178-9
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Leseprobe
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