Das Komplettset für Lehrer - 4 in 1 Sammelband: Unterrichtsstörungen vermeiden | Aktionstabletts | Montessori Pädagogik | Migrationspädagogik - Annika Wienberg - E-Book

Das Komplettset für Lehrer - 4 in 1 Sammelband: Unterrichtsstörungen vermeiden | Aktionstabletts | Montessori Pädagogik | Migrationspädagogik E-Book

Annika Wienberg

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Beschreibung

Unterrichtsstörungen lösen und effektiv vermeiden Fühlen Sie sich ausgelaugt in Ihrem Beruf? Machen Ihnen Ihre Schüler das Leben zur Hölle? Fällt es Ihnen schwer, morgens aufzustehen, weil Sie sich vor dem Schulalltag fürchten? Dann kann Ihnen mit diesem Buch geholfen werden. Der Job eines Lehrers ist nicht leicht. Störungen und provozierende Schüler können Ihnen den Schulalltag maßgeblich erschweren und jeglichen Spaß am Unterrichten rauben. Besonders in diesem Berufsfeld ist die Gefahr eines Burn-outs nicht zu unterschätzen. Vielleicht befinden Sie sich schon an einem Punkt, an dem Sie mit dem Gedanken spielen, das Handtuch zu werfen. Aktionstabletts Wenn Sie als Eltern nun von den gleichen Sorgen geplagt werden, können Sie Mut fassen. Auch heute, in unserer beschleunigten und ständig komplexer werdenden Welt, gibt es stabile Parameter und verlässliche Methoden - eine besonders wirkungsvolle ist das Aktionstablett! Simpel, unendlich vielfältig, motivierend und immer aufs Neue eine vergnügliche Herausforderung für Ihr Kind. Und das Beste: Sie müssen nicht Pädagogik studiert haben, um erkennen zu können, worauf es bei der Förderung Ihres Kindes ankommt und wie Sie dies spielerisch, leicht und freudvoll in die Tat umsetzen können. Montessori Pädagogik anwenden Wer kennt es nicht? Die Gespräche mit anderen Eltern darüber, wie die richtige Erziehung auszusehen hat und was es zu beachten gilt: ,,Wie erziehst du denn euer Kind eigentlich? Hast du dir darüber mal Gedanken gemacht?'' Migrationspädagogik für Einsteiger In diesem Buch erhalten Sie einen Überblick über den Begriff Migrationspädagogik und praktische Tipps, um Migration und Pädagogik zusammenzuführen und spielerisch in den Lernalltag sowohl mit Kindern als auch mit Erwachsenen zu integrieren.

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Das Komplettset für Lehrer

Alle Ratschläge in diesem Buch wurden sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlags für jegliche Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Inhalt

Unterrichtsstörungen lösen und effektiv vermeiden

1. Das erwartet Sie in diesem Buch

2. Die Schülerseite: Wie entstehen Unterrichtsstörungen?

2.1. Schülersicht: Unterricht anders wahrnehmen

2.2. Störungstypen und Ursachen

2.3. Ursachenzuschreibung

2.4. Warum stören Schüler?

3. Die Lehrerseite

3.1. Burn-out & Co.: Der Einfluss von Störverhalten auf die eigene Psyche

3.2. Unterschiedliche Lehrertypen und ihre Erfolgsrezepte

3.3. Der behavioristische Ansatz

3.2. Wie hilfreich sind Strafen?

4. Erfolgreiches Klassenmanagement

4.1. Was bedeutet Classroom Management?

4.2. Der Ansatz von Kounin

4.3. Warum Routinen, Regeln und Rituale Wunder bewirken können

4.4. Was ist ein Disziplinplan?

5. Praxistipps für erfolgreiche Klassenführung

5.1. Ursachenforschung: Warum entstehen in Ihrer Klasse Störungen?

5.2. Ungeeignete Klassenführung: Was können Sie verbessern?

5.3. Deeskalierende Strategien

5.4. Wie stelle ich die richtigen Regeln auf?

5.5. Störungen bekämpfen

6. Machen Sie sich auf den Weg zu erfolgreicher Klassenführung

7. Literaturverzeichnis

Aktionstabletts selbst gemacht

Vorwort

Einleitung

Eine Herausforderung für die Entwicklung

Entwicklung als Lern- und Lebensaufgabe

Die Stufen der kindlichen Entwicklung

Was kann mein Kind überhaupt lernen?

Aktionstabletts als Lernmethode

Hintergrund und Zielsetzung

Grundlegendes über die Arbeit mit Aktionstabletts

Intrinsische und extrinsische Motivation fördern

Praxis: Aktionstabletts gestalten und einsetzen

Basisinventar für Aktionstabletts

Aktionstabletts zum Einstieg und für zwischendurch

Sprachkompetenzen mit Aktionstabletts fördern

Mathe lernen mit Aktionstabletts

Aktionstabletts für Konzentration, Ausdauer und Merkfähigkeit

Fazit

Montessori Pädagogik anwenden

Das erwartet Sie in diesem Buch

Maria Montessori und ihre pädagogische Bildungstheorie

Montessori-Pädagogik: Was darunter verstanden wird

Kennen Sie schon Frau Montessori? – Über die Begründerin der Pädagogik

Das Konzept der Montessori-Pädagogik

Prinzipien der Montessori-Pädagogik

Wie die kindliche Entwicklung bei Maria Montessori funktioniert

Kindliche Entwicklungsstufen nach Montessori

Die Theorie der sensiblen Phasen

Polarisation der Aufmerksamkeit: „Hilf mir, es selbst zu tun!“

Die Anwendung der Montessori-Pädagogik im Alltag

Die Grundhaltung des Erziehenden

Gestaltung der Lernumgebung: Wie kann ich mein Kind gezielt fördern?

Montessori früher und heute

Wie aktuell ist die Montessori-Pädagogik in der Gegenwart?

Über die Sinnhaftigkeit der Montessori-Methode für die Erziehung

Migrationspädagogik für Einsteiger

Das erwartet Sie in diesem Buch

Teil 1

Theorie

Teil II

Praxis

Unterrichtsstörungen lösen und effektiv vermeiden

Mit dem richtigen Classroom Management Schritt für Schritt zu mehr Autorität als Lehrer undproduktivem Klassenklima

Annika Wienberg

1. Das erwartet Sie in diesem Buch

F

ühlen Sie sich ausgelaugt in Ihrem Beruf? Machen Ihnen Ihre Schüler das Leben zur Hölle? Fällt es Ihnen schwer, morgens aufzustehen, weil Sie sich vor dem Schulalltag fürchten? Dann kann Ihnen mit diesem Buch geholfen werden. Der Job eines Lehrers ist nicht leicht. Störungen und provozierende Schüler können Ihnen den Schulalltag maßgeblich erschweren und jeglichen Spaß am Unterrichten rauben. Besonders in diesem Berufsfeld ist die Gefahr eines Burn-outs nicht zu unterschätzen. Vielleicht befinden Sie sich schon an einem Punkt, an dem Sie mit dem Gedanken spielen, das Handtuch zu werfen.

Doch das muss nicht so sein. Lassen Sie sich ein auf eine Reise, die Ihnen wirksame Veränderung bringen wird. Sowohl Ihre mentale Gesundheit als auch Ihre Schüler werden es Ihnen danken!

In diesem Buch lernen Sie, wie Sie Unterrichtsstörungen bestmöglich entgegenwirken können. Beruhend auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen bekommen Sie Strategien an die Hand, die Ihnen dabei helfen, mit Disziplinkonflikten umzugehen und angemessen auf unerwünschtes Schülerverhalten zu reagieren. Lernen Sie, sich in Ihre Schüler hineinzuversetzen, und gehen Sie den Ursachen von Störungen auf den Grund. Es gibt psychologische Ansätze, die Sie dazu befähigen, Ruhe zu bewahren und sich nicht provozieren zu lassen. Worauf warten Sie also noch? Machen Sie Ihren Beruf wieder zu Ihrer Berufung!

Mit hilfreichen Praxistipps können Sie es schaffen, wieder Herr über Ihren Unterricht zu werden und dabei sogar die Beziehung zu Ihren Schülern zu stärken.

Begeben Sie sich auf den Weg zu effizienter Klassenführung und einem friedlichen Miteinander im Unterricht.

2. Die Schülerseite: Wie entstehen Unterrichtsstörungen?

U

m den Ursachen für das Störungsverhalten in Ihrer Klasse auf den Grund zu gehen, wollen wir uns zuerst in die Perspektive Ihrer Schüler hineinversetzen und mögliche Faktoren ergründen. Auch wenn Ihnen das ständige Schwätzen, Hineinrufen oder jegliche Art der Fremdbeschäftigung durch Ihre Klasse willkürlich vorkommen mag, so gibt es doch einige mögliche Faktoren, die sich zu einer Ursache zusammensetzen lassen.

2.1. Schülersicht: Unterricht anders wahrnehmen

Wir wollen in diesem Ratgeber beide Perspektiven auf Ihren Unterricht beleuchten: die vor und die hinter dem Lehrerpult. Versetzen Sie sich zurück in die Zeit, als Sie täglich vor dem Lehrerpult Platz genommen haben, dann werden Sie vermutlich andere Emotionen mit diesem Ort verbunden haben, als Sie das heute tun. Schüler sind ihrer Lernumwelt gegenüber generell negativer eingestellt als die Lehrkräfte. Neben der typischen Langeweile und fehlender Motivation führen auch nervende Mitschüler, unfaire Lehrer oder externe Stimuli, wie beispielsweise eine Baustelle in hörbarer Reichweite, schnell zu lautem Stöhnen, genervtem Augenrollen oder verbaler Beschwerde.

Auch ihre Sichtweise auf den Lehrer unterscheidet sich oft maßgeblich von Ihrem eigenen Bild auf Ihre Lehrerpersönlichkeit. Schüler empfinden schnell Wut gegenüber der Lehrkraft und sehen den Fokus des Lehrerhandelns häufig im Durchboxen des Unterrichtsstoffs sowie in ihren Handlungen den Schwerpunkt auf Kontrolle und Disziplin. Als Maßnahme für störendes Verhalten nehmen Schüler vorwiegend lautes Schimpfen und Brüllen wahr und verknüpfen es fest mit dem Bild einer Lehrperson. Auch wenn Sie sich im Unterrichtskontext anders beschreiben würden und vermutlich auch auf andere pädagogische Strategien setzen, so überwiegen doch diese Aspekte des Lehrerdaseins in der Wahrnehmung Ihrer Schüler.

Grundsätzlich spielt auch die Lebensrealität der Schüler, der sie in ihrer Sichtweise auf Normen und Werte maßgeblich prägt, eine große Rolle in Bezug auf innerschulische Dynamiken. Je nach Klassenzusammensetzung können sich viele unterschiedliche Ansichten bezüglich Themen wie Moral, Benehmen, Erziehung und gesamte Weltanschauungen versammeln. Für einige stellt der Schulalltag dadurch einen starken Kontrast zu ihrem Leben außerhalb dar, was auch auf sprachlicher Ebene schnell sichtbar wird. Was für manche Schüler gängige Formulierungen oder Worte aus ihrem täglichen Sprachgebrauch zu sein scheinen, können aus Sicht der Lehrkraft als dramatische Umgangsformen untereinander bewertet werden.

In der Regel sind sich Schüler und Lehrer jedoch in dem Punkt einig, dass sich beide durch akustische Störungen am meisten beeinträchtigt fühlen (vgl. Tücke, 1998, S. 277). Genau wie Sie durch Geräusche aller Art in Ihrer Arbeit gestört fühlen, tun das Ihre Schüler auch. Die Eindämmung vermeidbarer Störungen ist damit ein Anliegen, das Sie mit vielen Schülern in Ihrer Klasse teilen werden. Worin sich die Sichtweise auf Störungsverhalten jedoch meisten unterscheidet, ist die Tendenz vieler Lehrkräfte, dieses schnell auf ihre Unterrichtsqualität zu beziehen und sich persönlich angegriffen zu fühlen. Vielleicht kennen Sie den Gedanken, Ihre Schüler hätten es auf Sie abgesehen und würden alles daran setzen, Sie zur Weißglut zu treiben. In vielen Fällen rühren Unterrichtsstörungen durch Ihre Schüler aber aus vielen unterschiedlichen Ursachen, die in den folgenden Kapiteln analysiert werden.

Die Schuld für Störungen im Unterrichtskontext suchen Schüler meistens sowohl bei der zuständigen Lehrkraft als auch in ihrem eigenen Benehmen, während Lehrer dazu neigen, das Fehlverhalten allein den betroffenen Schülern zuzuschreiben (vgl. Hilgers, 1987).

Meistens liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Sowohl Sie als auch Ihre Klasse trägt einen gewissen Teil dazu bei, dass es im Unterricht zu Problemen kommt.

2.2. Störungstypen und Ursachen

Wir wollen nun gemeinsam einen Blick auf unterschiedliche Arten der Störung werfen, welche Ihnen im Unterrichtsalltag begegnen könnten. Lohmann (2003, S. 12) bezeichnet Unterrichtsstörungen als „Ereignisse, die den Lehr-Lern-Prozess beeinträchtigen, unterbrechen oder unmöglich machen, indem sie die Voraussetzungen, unter denen Lehren und Lernen stattfinden kann, teilweise oder ganz außer Kraft setzen“. Das bedeutet, dass die Grundvoraussetzungen, unter denen erfolgreiches Lernen stattfinden kann, wie physische und psychische Sicherheit, Ruhe, Aufmerksamkeit und Konzentration, durch Störreize teilweise genommen werden und einen konstruktiven Unterrichtsverlauf maßgeblich stören. Sie werden es aus Ihrer Klasse kennen, Störungen können von überall kommen.

In vielen Fällen treten sie durch unangemessenes Schülerverhalten auf, aber auch die Lehrkraft selbst oder andere Stimuli von außen können dafür sorgen, dass die Lernvoraussetzungen und das -klima verschlechtert werden. Das passiert durch Zwischenrufe, verbale oder auch physische Angriffe, ungefragtes Herumlaufen im Raum, jegliche Art von Hektik, Geschrei durch die Lehrkraft oder unangemessenen Sarkasmus, der Disziplinkonflikte häufig noch anheizt. Aber auch externe Faktoren, auf die Sie und Ihre Klasse keinen Einfluss haben, können den Unterrichtsfluss durchbrechen. Sie können sich wahrscheinlich gut vorstellen, wie interessant Ihre Schüler ein plötzliches Wetterereignis wie Schnee und starken Sturm oder den Lärm eines Hubschraubers oder Krankenwagens in Sichtweite finden, während Sie gerade ein neues Thema einleiten wollen. Besonders penetrante Störenfriede sind allerdings Baustellen, die sich in hörbarer und am besten auch sichtbarer Reichweite befinden und für einen permanenten Lärmpegel und damit auch reichlich Ablenkung sorgen.

Grundsätzlich hat aber jede Lehrkraft ihre eigene Schmerzgrenze hinsichtlich des Verhaltens ihrer Schüler. Es liegt erst einmal in Ihrem Ermessen und Ihren Empfindungen, was Sie als störend bewerten und was nicht. Eder et al. unterscheiden vier Kategorien von Schülerstörungen. Verbale Störungen wie Schwätzen, vorlautes Hineinrufen und Beleidigungen untereinander oder gegenüber Ihnen als Lehrperson treten am häufigsten auf. Sowohl Lehrer als auch Schüler fühlen sich durch diese Art der Störung im Unterrichtskontext am meisten behindert. Ganz anders verhält es sich mit mangelnder Motivation als Auslöser für geistige Abwesenheit und ausdrückliches Desinteresse. Hierbei wird meistens zu einer unterrichtsfernen Möglichkeit der Ablenkung gegriffen, wie etwa gedankenverlorenes Kritzeln, Lesen von privater Literatur oder Spielen auf dem Smartphone. Als dritte Kategorie führen Eder et al. Motorische Störungen an. Ein unruhig wirkender Schüler kann das ganze Unterrichtsklima verschlechtern und beispielsweise durch Kippeln mit dem Stuhl, Zappeln oder ziellosem Herumlaufen im Klassenraum ebenfalls andere Schüler ablenken. Im Gegensatz zu den ersten drei Arten von Schülerstörungen tritt die vierte, statistisch gesehen, relativ selten auf. Eine Unterrichtsstörung in Form von aggressivem Verhalten, das sich in Form von Angriffen, Wutanfällen und Sachbeschädigung zeigen kann, ist gleichzeitig auch diejenige, die den Verlauf einer Stunde mit Abstand am heftigsten beeinträchtigt (vgl. Lohmann 2003, S. 13).

Je nachdem, wie gut Sie mit jeglicher Art von Störung umgehen können, welche Interventionsstrategien Sie anwenden und wie gefestigt Sie in Ihrer Lehrerpersönlichkeit sind, kann Schülerverhalten wie das eben angeführte Ihnen auch unterschiedlich stark auf die Psyche schlagen. Die Bewältigung und der allgemeine Umgang mit Störsituationen stellt die herausforderndste und damit auch die belastendste Aufgabe im Alltag eines Lehrers dar.

Neben den internen und externen Störungen, die bereits genannt wurden, gibt es noch eine Steigerung des Ausmaßes an Störung, nämlich wenn diese in einem Disziplinkonflikt münden. Diese entstehen durch unterschiedliche Erwartungen, Normen und Bewertungen auf Lehrer- und Schülerseite und sind aufgrund unterschiedlicher Lebensrealitäten unvermeidbar. Konflikte und Diskussionen im Klassenraum wird es immer geben, so viel ist klar. Ihre Wahrscheinlichkeit erhöht sich, je höher die Diskrepanz zwischen den jeweiligen Normvorstellungen der beiden Parteien ist. Herrscht beispielsweise der allgemeine Duktus unter einigen Schülern, dass Gruppenarbeiten als langweilig und uncool gelten, überträgt sich diese Einstellung sehr schnell auf die Mehrheit der Klasse und bietet großes Potenzial für Schüler-Lehrer-Konflikte.

Aber auch Sie als Lehrkraft können der Ursprung eines solchen Disziplinkonflikts sein. In Ihrer Rolle stehen Sie vor der unmöglich erscheinenden Aufgabe, alle Schüler gleichermaßen zu behandeln und gleichzeitig auf individuelle Bedürfnisse einzugehen. Diese beiden Ansprüche zu erfüllen, ist beinahe unmöglich, da sie sich in großen Teilen gegenseitig aushebeln. Es ist aber Ihre Aufgabe als Lehrkraft, diese Balance zu finden und möglichst gut zu halten.

Im nächsten Kapitel wollen wir der Frage auf den Grund zu gehen, welche möglichen Gründe es für das Störverhalten Ihrer Schüler geben könnte.

2.3. Ursachenzuschreibung

Lehrkräfte neigen grundsätzlich dazu, die Ursache für Störverhalten einzelnen Schülern zuzuschreiben und ganz plump deren Verhalten und bestimmte Charakterzüge negativ zu bewerten. Durch diesen Mechanismus geraten jedoch alle anderen Beteiligten und möglichen Faktoren aus der Schusslinie. Ebenfalls machen es sich einige Lehrer besonders leicht, indem sie angeben, die Frequenz von Unterrichtsstörungen sei in den letzten Jahrzehnten drastisch angestiegen, was sich allerdings nicht belegen lässt. Wie bereits erwähnt, ist das Störungsempfinden von Lehrkräften so individuell, dass es sich schwer klinisch messen lässt.

Anstatt die Fehler ausschließlich bei Ihren Schülern zu suchen, sollten Sie lernen, sich für andere Einflussfaktoren zu öffnen und damit auch andere Handlungsmöglichkeiten in Betracht zu ziehen.

Viele Lehrer vergessen gern, dass Sie selbst genauso Teil des sozialen Konstrukts „Klasse“ sind und damit die Unterrichtsdynamiken maßgeblich mitbeeinflussen. Sie können sich das Ganze so vorstellen, dass jedes Mitglied in Ihrer Klasse einen Ball besitzt. In einer Gemeinschaft ohne Regeln und gemeinsamer Ordnung entsteht ein großes Chaos, weil die Bälle wahllos durch die Gegend geworfen werden. Um das zu verhindern, muss vorab genau besprochen werden, wer, wann, wie und wohin werfen darf. Erst, wenn sich alle auf gewisse Regeln geeinigt haben und diese auch verinnerlicht wurden, können sich die Bälle gegenseitig zugeworfen werden.

Eine funktionierende Klassengemeinschaft zeichnet sich also dadurch aus, dass ein allgemeiner Konsens darüber herrscht, welche gemeinsamen Normen und Werte vertreten werden sollten. Erreicht werden kann dieser Zustand, indem ein Raum des gegenseitigen Austauschs und der Beeinflussung untereinander geschaffen wird, in dem jedes Mitglied sowohl Teil der Klasse ist als auch eine gewisse Verantwortung innerhalb dieser Strukturen übernimmt. In dieser Idealvorstellung von einer Klassengemeinschaft, die Ihnen vermutlich wahnsinnig surreal vorkommt, spielt die gemeinsame Gestaltung von Klassenregeln eine entscheidende Rolle. Wie solche Regeln aufgestellt werden sollten und welche Formulierungen sich dafür eignen, werden wir in einem späteren Kapitel genauer betrachten.

Nach Rost (2006) basiert jedes Verhalten auf dem Einfluss von vier Elementen. Als Erstes werden die externen und internen Stimuli genannt, die auf jemanden einwirken. Die jeweilige Reaktion basiert wiederum auf dem zweiten Aspekt, den biologisch-physiologischen Eigenschaften dieser Person sowie den zwei weiteren pädagogischen Faktoren auf Lehrerseite. Dabei ist entscheidend, wie systematisch die Lehrkraft mit der Vergabe von Verhaltenskonsequenzen hausiert sowie die Qualität der verstärkenden Aktionen.

Viele Lehrer wollen die Möglichkeit nicht in Betracht ziehen, dass sie selbst in Ihrem Handeln etwas verändern sollten, um ihren Unterricht von unnötigen Störungen zu befreien. Anstatt störendes Verhalten als schicksalhaft und negativ abzutun und darin einen persönlichen Angriff der Schüler auf Sie zu interpretieren, sollten Sie sich möglicherweise an die eigene Nase fassen und überprüfen, inwiefern Sie genug eingreifen, um Störungen entgegenzuwirken.

Wenn wir zu unserem Bild mit dem Ballspiel zurückkehren, dann ergibt sich hier folgende Situation: Die Lehrkraft bemerkt, dass ein Schüler gerade ansetzt, seinen Ball einem Mitschüler an den Kopf zu werfen. Anstatt dieses Verhalten zu ignorieren, könnte die Lehrkraft zum Beispiel dazwischen springen und den Ball abfangen, bevor dieser sein Opfer trifft, oder sie könnte ihren Ball nehmen, um damit den Wurf abzuwehren und einen Crash zu verhindern.

Was damit gesagt werden soll, ist, dass es viele Möglichkeiten in Ihrem Handeln als Lehrkraft gibt, die Sie so einsetzen können, dass sie präventiv und deeskalierend wirken können. Manchmal ist aber auch nicht der Schüler Auslöser eines unfairen Wurfs. Es kommt auch nicht selten vor, dass der Lehrer seinen Ball immer wieder hart auf seine Schüler feuert und ihnen die Chance genommen wird, diesen vernünftig aufzufangen. Solches Verhalten veranlasst Schüler dazu, ihre Bälle ebenfalls mit voller Wucht auf die Lehrkraft zu feuern. Was dann passiert, ist klar. Es entsteht eine Schlacht mit zwei Parteien: die Schüler gegen den Lehrer. Um diesen Umgang miteinander zu vermeiden, sorgen Sie dafür, dass Ihre Schüler auch die Möglichkeit haben, Ihren Ball vernünftig zu fangen.

Es ist nicht leicht, sich eigene Fehler einzugestehen; vor allem für Sie als Lehrkraft. Normalerweise befinden Sie sich in der Position, andere zurechtzuweisen und ungünstiges Verhalten zu kritisieren. Doch jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Sie selbst sich kritisch hinterfragen und ihr pädagogisches Handeln zu hinterfragen. Das soll nicht heißen, dass Lehrer an allem schuld sind, was in der Klasse nicht läuft, aber die Option sollte auch nicht vergessen werden.

Wichtig für Sie ist es, erst einmal eine Zielvorstellung zu entwickeln, die Sie mit Ihrer Klasse anstreben möchten. Machen Sie sich dabei immer wieder bewusst, dass es einen störungsfreien Unterricht niemals geben wird.

Machen Sie an dieser Stelle bitte nicht den Fehler zu resignieren! Treten Sie belastenden Unterrichtsereignissen entgegen und betrachten Sie sie als pädagogisch gestaltbar. Es gibt zwar nicht für jedes komplizierte Problem eine einfache Lösung, doch Sie werden in diesem Buch einige Stellschrauben kennenlernen, an denen Sie ansetzen können.

2.4. Warum stören Schüler?

Im Folgenden wollen wir uns ansehen, wo überhaupt angesetzt werden muss, um Unterrichtsstörungen zu minimieren. Dazu werden wir der Frage auf den Grund gehen, warum Schüler überhaupt stören.

Sie werden es kaum glauben, doch ein wesentlicher Grund für unerwünschtes Verhalten in der Schule ist … Langweile. Besonders im Jugendalter drehen sich die Gedanken Ihrer Schüler um viele wichtigere Themen als um Ihren Unterricht. Als Bewältigungsstrategie, um sich Ihren langweiligen Unterrichtsinhalten zu entziehen, eignet sich am besten eine alternative Tätigkeit, die die Zeit schneller vergehen lässt. Ob ein Privatgespräch mit dem Sitznachbarn, Herumkritzeln im Deutschheft oder das Flechten einer neuen Frisur – alles scheint interessanter und kurzweiliger als das aktuelle Unterrichtsthema. Die meisten dieser Fremdbeschäftigungen sind für Ihren Unterrichtsfluss nicht besonders dramatisch. Um ihnen entgegenzuwirken, muss auf der Unterrichtsebene angesetzt werden, indem dieser möglichst so verändert wird, dass weniger Raum für Langeweile offenbleibt (vgl. Lohmann 2003, S. 20).

Wirkliche Störungen entstehen erst dann, wenn Ihr Unterricht das „Socializen“ nicht zulässt, ohne dass Sie Ihren Unterrichtsfluss unterbrechen müssen. Besonders in der Sekundarstufe lässt sich beobachten, dass die Jugendlichen mit ihrem Kopf oft ganz woanders sind. Der Alltag außerhalb der Schule ist thematisch so weit weg, dass das Interesse für den Unterricht stark schwindet. Abseits der altbekannten Langeweile liegt hier die Priorität in der aktuellen Lebensrealität einfach viel stärker auf dem Austausch mit Gleichaltrigen. Da die Pause meistens nicht lang genug ist, um alles Wichtige zu besprechen, werden klassischerweise diejenigen Unterrichtsstunden für Privatgespräche genutzt, in denen die Klasse vom Lehrer weniger aktiv einbezogen wird.

Es lässt sich allerdings noch ein dritter Grund für unerwünschtes Schülerverhalten klassifizieren, bei dem das Stören sogar bewusst intendiert wird: Aufmerksamkeit. Vor allem bei solchen Schülern, die positive Anerkennung nicht durch gute schulische Leistungen oder fleißige Mitarbeit im Unterricht erreichen, werden andere Wege und Mittel gesucht, um dieses Ziel trotzdem zu erreichen. Ein Klassengeflecht, in dem eher sozial-rebellische Handlungen als wünschenswert oder „cool“ angesehen werden, begünstigt diesen Effekt. Hat sich dieses Muster erst einmal festgesetzt, ist es nachträglich nur noch schwer zu verändern. Im Umkehrschluss bedeutet das für Sie als Lehrer, dass Ihre Anweisungen an Gewicht verlieren, da das Befolgen dieser in der Klasse keinen hohen Stellenwert mehr hat. Nimmt die Sehnsucht nach Anerkennung besonders starke Tendenzen an, wird besonders auffallendes – und damit auch besonders störendes – Verhalten genutzt und potenzieller Ärger in Kauf genommen. Dadurch können schnell Machtkämpfe zwischen Lehrer und Schüler entstehen, in denen Ihr Schüler alles daran setzen wird, um gegen Sie nicht einzuknicken, um seine gewonnene Anerkennung zu bewahren. Die logische Konsequenz, die Sie in einer solchen Situation wahrscheinlich ziehen würden, ist eine adäquate Strafe.

Auch wenn diese Schlussfolgerung absolut nachvollziehbar ist, wirkt sie sich doch auf die Lehrer-Schüler-Beziehung negativ aus. Es entsteht ein Gefühl von Macht und Vergeltung, das sich schnell in einen Teufelskreis verwandeln kann. Sobald Sie sich von einem Schüler angegriffen fühlen, entstehen starke Gefühle wie Wut oder Enttäuschung, die wiederum dazu führen, dass Ihre Bestrafung besonders hart – vielleicht zu hart – ausfällt. Ihr Schüler wird die auferlegte Strafe im entstandenen Disziplinkonflikt wahrscheinlich nicht lautlos annehmen, sondern diese verweigern oder ebenfalls mit starken Emotionen darauf reagieren und ausrasten. Sie sehen, die Spirale dreht sich weiter. Im nächsten Moment fühlt sich die Lehrkraft gekränkt und ihre Autorität angekratzt, sodass sich die Wut in eine Angst vor einer drohenden Bloßstellung oder dem Verlust von Kontrolle verwandelt. Daher wird der Lehrer alles daran setzen, das letzte Wort zu haben, wodurch sich der Schüler in der Situation als Verlierer dastehen sieht. In Ihrem Schüler wird es in diesem Moment vermutlich brodeln und Rachegefühle werden gegenüber Ihnen entstehen. Sie merken, wohin sich die Spirale dreht. Solche sich wiederholenden Machtkämpfe haben einen starken negativen Einfluss auf das Klassenklima und machen sowohl Ihnen als auch Ihrer Klasse den Schulalltag schwerer. Sie sollten es also vermeiden, in einen solchen Teufelskreis mit Ihren Schülern zu geraten, aus dem es sich nur schwer wieder herauskommen lässt.

Abschließend lässt sich also zusammenfassen, dass es drei Hauptziele für Schülerstörungen gibt: die Bekämpfung von Langeweile, das Führen von Privatgesprächen und das Erlangen von Aufmerksamkeit und Anerkennung. Meistens gibt es gravierende Ursachen, die von vielen verschiedenen Faktoren abhängen können. In vielen Fällen sind Störungen im Unterricht aber nicht bewusst intendiert, sondern haben ihren Ursprung auf der Kommunikationsebene, mangelnder Reflexionskompetenz oder beruhen auf unklaren Regeln. Um bestimmte Störungen nicht in einer unendlichen Spirale münden zu lassen, sollten Sie den Gründen für das Fehlverhalten Ihrer Schüler auf den Grund gehen. Ihre Klasse sollte das Gefühl bekommen, dass sie bei allen betreffenden Entscheidungen mitsprechen darf und jeder einzelne berücksichtigt wird. Schaffen Sie Verhaltenssicherheit, indem klare Regeln für verschiedene Situationen festgelegt werden, und zwar so, dass sie für alle klar werden, genau wie die Konsequenzen bei einem Verstoß.

Zum Abschluss dieses Kapitels noch ein Hinweis für Sie: Schwätzen heißt nicht direkt, dass Ihr Unterricht schlecht oder langweilig ist. Trotzdem sollten Sie alles daran setzen, Ihre Stunden für die Schüler möglichst ansprechend, kurzweilig und aktivierend zu gestalten, um dem vorzubeugen.

3. Die Lehrerseite

3.1. Burn-out & Co.: Der Einfluss von Störverhalten auf die eigene Psyche

W

enn wir über die Minimierung von Störverhalten im Unterricht sprechen, assoziieren die meisten damit als Hauptziel das Schaffen einer optimalen Lernumgebung, indem der Unterrichtsfluss möglichst nicht unterbrochen wird. Doch nicht nur auf der Unterrichtsebene ist ein proaktiver Umgang mit Störungen wünschenswert, sondern auch in Bezug auf Ihre mentale Gesundheit. Wie die deutschsprachige Forschung zur Lehrergesundheit, zum Burn-out und zu Belastungen im Berufsalltag aufzeigte, steht das Thema „Klassenführung“ ganz oben auf der Liste der Gründe für Burn-out und Frühpensionierung (vgl. Helmke 2012, S. 174). Dabei stellt der Umgang mit störendem Schülerverhalten und Disziplinkonflikten die größte Belastung im Schulalltag eines Lehrers dar (vgl. Lohmann 2003, S. 14).

Am meisten wird unsere Psyche durch viele kleinere Störungen belastet, die in ihrer Summe ein unruhiges und geräuschvolles Unterrichtsklima entstehen lassen, in dem es schwerfällt, sich vernünftig zu konzentrieren. Eine solche Geräuschkulisse belastet die Lehrkraft in der Regel in ihrer Position stärker als die Schüler. Das hohe Stresslevel, das Ihnen diese Unterrichtsstörungen einbringen, könnte teilweise auf fehlendes Wissen im Bereich der Klassenführung zurückzuführen sein. Während des Lehramtsstudiums wird dieses Thema meistens nur kurz angeschnitten und nicht in seiner Tiefe behandelt. Und das, obwohl funktionierendes Klassenmanagement den Grundstein für erfolgreiches Unterrichten legt. Daher möchten wir in diesem Buch die Prinzipien der Klassenführung begreifbar darstellen und zusammenfassen. Mit Blick auf Ihre mentale Gesundheit sollten Sie darauf achten, dass Sie sich Ihren Unterricht möglichst leicht gestalten und alle Hebel, die Ihnen das Konzept der Klassenführung an die Hand gibt, in Bewegung zu setzen, um auf Störungen adäquat und am besten präventiv zu reagieren, um eben auch Ihre Psyche zu schonen. Laut der internationalen Forschung, dokumentiert durch Friedman (2006), sind die wichtigsten Gründe für Burn-out im Lehrerberuf mangelnder Respekt, unzureichende soziale Kompetenzen und fehlende Motivation oder gar Resignation seitens der Schüler, die auch alle eng mit dem Entstehen von Störungen zusammenhängen.

3.2. Unterschiedliche Lehrertypen und ihre Erfolgsrezepte

In einer breit angelegten Studie von Mayr aus Österreich wurden unterschiedliche pädagogische Handlungsstrategien von erfolgreichen Lehrern untersucht, welche sich dadurch auszeichnen, dass die Schüler in ihrem Unterricht besonders gut mitmachen und im Verhältnis wenig stören. Im Rahmen dieser Studie sammelten sich unzählige Ratschläge an, die zu drei Dimensionen disziplinbezogenen Handelns zusammengefasst wurden: das sozialpädagogische Handeln, bei dem die Förderung von Beziehungen im Vordergrund steht; das sachorientierte, korrekte Handeln bezüglich der Unterrichtsgestaltung und schließlich das disziplinierende Handeln, bei dem es sich vorwiegend um Verhaltenskontrolle dreht (vgl. Lohmann 2003, S. 30).

Im Anschluss wurde ermittelt, in welchem Maße die drei Dimensionen bei denjenigen Lehrkräften ausgeprägt sind, deren Unterricht als erfolgreich und mit wenigen Störungen eingestuft wurde. Dabei kristallisierten sich drei unterschiedliche Lehrertypen heraus, deren Schwerpunkte unterschiedlich gesetzt sind. Typ 1 ist der sogenannte „Sozialpädagoge“, der seine Stärken auf der Beziehungs- und Persönlichkeitsebene liegen hat und sozialpädagogische Strategien einsetzte, bei denen den Schülern viel Handlungsspielraum offengelassen wird. Insgesamt setzt dieser Lehrertyp auf soziales Lernen und eine gesunde Klassengemeinschaft, in der disziplinrelevante Fragen mit allen Mitgliedern der Klasse diskutiert werden. Durch solch offene Kommunikation entwickelt sich mehr gegenseitiges Verständnis zwischen der Lehrer- und der Schülerseite. Die sozialpädagogische Lehrerpersönlichkeit zeichnet sich außerdem durch ihren wertschätzenden Umgang mit allen Beteiligten, ihre Ehrlichkeit, Selbstsicherheit, aber auch Selbstkritik aus und möchte in ihrem Verhalten als Vorbild für ihre Schüler fungieren. Sie identifiziert sich sowohl mit der Unterrichts- als auch der Erziehungsaufgabe, handelt vorwiegend korrekt und kommt ebenfalls mit ihrem Humor, Freundlichkeit und Ausgeglichenheit gut bei der Schülerschaft an. (vgl. Lohmann 2003, S. 33 f.)

Der zweite Lehrertyp nennt sich „Fachmann“ und setzt seinen Fokus vorwiegend auf fachliches Lernen und didaktisch-methodische Strategien. Er verfügt entsprechend auch über die nötige fachliche Qualifikation und zeichnet sich außerdem durch seine Verlässlichkeit und Zuversicht aus. Der Unterricht des Fachmanns ist logisch und geradlinig aufgebaut und formuliert klare Lernziele und Aufgaben. Er kennt die Lebenswelt seiner Schüler und orientiert sich thematisch in seinem Unterricht an ihren Interessen, um größtmögliche Motivation zu erzeugen. Im Unterricht des Fachmanns bleibt kaum Platz für Langeweile, indem er für ständige Beschäftigung sorgt und eine fordernde Haltung in Bezug auf seine Leistungserwartungen einnimmt. (vgl. Lohmann 2003, S. 34)

Die dritte Lehrerpersönlichkeit ist der „Dompteur“. Bei ihm stehen Disziplinierungsstrategien auf der Klassenführungsebene im Vordergrund, indem er beispielsweise auf Unterrichtsstörungen sofort reagiert und dabei behavioristische Ansätze verfolgt. Somit folgt auf jedes Verhalten eine Rückmeldung, sodass erwünschtes Verhalten der Schüler direkt verstärkt und unerwünschte Verhaltensweisen sanktioniert werden. Dazu werden feste Verhaltensregeln sowie entsprechende Konsequenzen für einen Verstoß eingeführt und für alle sichtbar im Klassenraum fixiert. Missachtet ein Schüler die gemeinsamen Regeln, appelliert der Dompteur gern an die Vernunft der Schüler und deren Gewissen. Er hat stets ein Auge auf das gesamte Klassengeschehen – möchte allgegenwärtig sein – und kooperiert gut und gern mit anderen Mitgliedern des Kollegiums sowie den Eltern seiner Schüler. (Lohmann 2003, S. 34)

Vielleicht haben Sie direkt eine Idee, zu welchem Lehrertyp Sie sich zählen. Reflektieren Sie Ihre Unterrichtsstrategien und ordnen Sie sich einem Typ zu. Wichtig dabei ist, dass sich in jeder der Lehrerpersönlichkeiten auch die Kompetenzen aus den Bereichen abseits des eigenen Typs vereinen. Jeder Lehrer ist in allen Bereichen qualifiziert, lediglich die Schwerpunkte sind unterschiedlich gesetzt.

Fragt man die Klassen, erhält man die Aussage, dass die ersten beiden Lehrertypen – der „Sozialpädagoge“ und der „Fachmann“ – am kompetentesten eingestuft werden, wenn es darum geht, Störverhalten aus dem Weg zu schaffen.

Sollten Sie sich am ehesten Typ 3, dem „Dompteur“, zugehörig fühlen, sind Sie mit Ihren Ansätzen aber auch nicht auf dem Holzweg. Keiner der Lehrertypen ist besser oder schlechter, richtig oder falsch – es gibt einfach unterschiedliche Wege zum Ziel.

3.3. Der behavioristischeAnsatz

Im Rahmen erfolgreicher Klassenführung wird als Strategien des Behaviorismus, genauer des Operanten Konditionierens nach Skinner, zurückgegriffen, um das Verhalten der Schüler in die erwünsche Richtung zu lenken. Weidemann und Krapp (2014) beschreiben dieses Vorgehen als „eine Form des Lernens, bei der die positiven oder negativen Konsequenzen eines bestimmten Verhaltens die Auftretenswahrscheinlichkeit dieses Verhaltens erhöhen bzw. verringern“.

Das geschieht, indem bereits vorhandenes erwünschtes Verhalten in Form positiv verstärkt wird, sodass dieses Verhalten mit etwas Gutem verknüpft wird und dadurch zunimmt. Es gibt soziale Verstärker in Form von Loben, zustimmend Nicken oder Lächeln; materielle Verstärker wie Aufkleber oder Süßigkeiten und Aktivitätsverstärker, beispielsweise ein Kinobesuch, das Hören eines Hörbuchs oder ein Spiel (vgl. Haag / Streber 2012, S. 65).

Spontan einsetzen lassen sich bei einzelnen Schülern am besten die sozialen Verstärker, welche sich problemlos und häufig auch nonverbal in das Klassengeschehen einbinden lassen, ohne den Unterrichtsfluss zu unterbrechen. Der Einsatz von Mimik und Sprache ist deshalb so wirksam, weil diese Form der Belohnung einerseits unterschwellig und für den Schüler meist nicht bewusst als solches wahrgenommen wird und andererseits wirklich direkt auf die Schülerhandlung folgt. An sozialen Verstärkern sollten Sie nicht sparen, diese aber auch nicht überstrapazieren. Finden Sie das richtige Maß für Ihre Klasse und sorgen Sie für eine positivere Grundstimmung und ein erfolgreiches Miteinander. Materielle Verstärker können auch relativ spontan eingesetzt werden, wenn Sie als Lehrer entsprechende Belohnungsgegenstände in Ihrem Klassenzimmer parat haben. Trotzdem fordert deren Einsatz im Unterricht meist eine Unterbrechung, in der der Verstärker dem jeweiligen Schüler oder mehreren überreicht wird. Mit solchen Belohnungen sollten Sie aber nicht übertreiben. Es ist ratsam, sie als etwas Besonderes zu etablieren, das Ihre Klasse anstrebt. Setzen Sie materielle Verstärker intelligent ein und achten Sie darauf, diese bei allen Schülern gleichermaßen einzusetzen. Erstellen Sie für sich bestimmte Richtlinien, nach denen solche Verstärker eingesetzt werden, und verteilen Sie diese nicht willkürlich.

Die aufwendigste Art der Belohnung ist die Verstärkung durch Ereignisse und Aktivitäten. Mit solchen lässt sich nicht spontan auf gutes Schülerverhalten reagieren und sie lassen sich nicht problemlos in den Unterrichtsverlauf einbinden. Aktivitätsverstärker erfordern eine gewisse Planung vonseiten der Lehrkraft, vor allem, wenn es um außerschulische Ereignisse geht. Diese Art der Belohnung richtet sich in der Regel an die ganze Klasse oder eine Gruppe an Schülern. Oft hilft es auch, ein solches Ereignis in Aussicht zu stellen und der Klasse gewisse Bedingungen zu nennen, unter denen dieses eintritt. Größere Aktivitätsverstärker wie ein Kinobesuch sollten aber als etwas wirklich Besonderes behandelt und daher nicht zu oft eingesetzt werden. Einfacher zu planende Ereignisse wie das Hören eines Hörbuchs oder ein Klassenspiel können dagegen häufiger in Bezug auf die ganze Klasse eingesetzt werden. Durch das gemeinschaftliche Erreichen solcher Ziele werden Anreize für Ihre Schüler geschaffen, die sie dazu bewegen, das erwünschte Verhalten beizubehalten und sich gegenseitig daran zu erinnern.

Als weitere behavioristische Strategie für die Zunahme erwünschten Schülerverhaltens werden negative Reize nach dessen Auftreten eingesetzt. Das kann beispielsweise der Verzicht auf die Vergabe von Hausaufgaben sein, der als Belohnung für gutes Benehmen der Schüler folgt. Auch solche negativen Verstärker können dazu beitragen, dass die Klassengemeinschaft gestärkt wird, indem eine solche Belohnung der ganzen Klasse unter bestimmten Bedingungen in Aussicht gestellt wird. Jeder einzelne muss also mithelfen, das gemeinsame Ziel zu erreichen und ohne Hausaufgaben ins Wochenende gehen zu können.

Schauen wir uns nun an, wie man unerwünschtes Verhalten abbauen kann. Im Behaviorismus gibt es dafür zwei Arten der Bestrafung: die indirekte und die direkte. Bei einer indirekten Bestrafung wird ein positiver Reiz infolge von negativem Verhalten entfernt, was dazu führt, dass dieses Verhalten abnimmt (vgl. Haag / Streber 2012, S. 65). Im schulischen Kontext kann das bedeuten, dass dem Schüler bestimmte Privilegien oder Belohnungen entzogen werden, wie zum Beispiel der Gang in die Pause. Eine direkte Bestrafung folgt in Form eines negativen Reizes auf unerwünschtes Verhalten, um dieses zukünftig zu minimieren. Der Schüler wird also beispielsweise vom Lehrer geschimpft oder ihm wird eine Strafaufgabe auferlegt. Solche Strafreize können nur dann wirken, wenn sich das unerwünschte Verhalten (noch) nicht besonders stabil manifestiert hat und die Motivation zur Ausführung nicht hoch ist. Die Bestrafung sollte außerdem möglichst sofort und besonders am Anfang konsequent dargeboten werden, um das Störverhalten nicht festigen zu lassen. Es ist außerdem sinnvoll, dem Schüler ein alternatives Verhalten anzubieten, das dann bei guter Ausführung wieder verstärkt werden kann. (vgl. Loicht 2016, S. 32)

Vorsicht! Der übermäßige Einsatz von aversiven Reizen im Unterricht kann auch den gegenteiligen Effekt erzielen und Gleichgültigkeit, Unaufmerksamkeit, Aggressivität oder Angst bei den Schülern schüren. Oberstes Ziel sollte für Sie aber sein, ein möglichst gutes und stabiles Verhältnis zu Ihrer Klasse aufzubauen. Setzen Sie solche Bestrafungen also gewissenhaft ein und wägen Sie vor allem die Verhältnismäßigkeit hinsichtlich des störenden Verhaltens ab.

3.2. Wie hilfreich sind Strafen?

Sprechen wir nun darüber, wie hilfreich Strafen überhaupt sind. Bevor wir loslegen, gehen Sie kurz in sich und denken Sie an typische Bestrafungen, die Sie Ihren Schülern auferlegen.

Strafen sollten immer mit bestehenden Regeln begründet werden können. Dafür ist es Voraussetzung, dass alle Lehrkräfte einer Schule bestimmte Normen einheitlich teilen, wie zum Beispiel das Verbot von Drogen und Gewalt auf dem Schulgelände und im gesamten schulischen Kontext. Damit Sanktionen ihren Zweck erfüllen können, muss eine faire und einheitliche Behandlung aller im Hinblick auf die konsequente Umsetzung von festgelegten Strafen höchster Standard sein. Die Sanktion muss so gewählt werden, dass sie einen strafenden Charakter hat und gleichzeitig in einem ausgewogenen Verhältnis zum vorhergehenden Störverhalten steht. Dabei ist auch darauf zu achten, dass keine Verknüpfung mit dem Gefühl von Rache entsteht und stattdessen als Wiedergutmachung angesehen werden kann. (vgl. Lohmann 2003, S. 20)

Nach diesen Gesichtspunkten sollten Sie Strafen vergeben und entstandenes Fehlverhalten mit einer Aufgabe aufwiegen, die sich direkt aus der Störung ergibt und dafür sorgt, dass der Unterrichtsablauf dadurch verbessert wird. Hierfür eignet sich beispielhaft das Mitschreiben von Notizen oder das Vorbereiten eines Referats.

Mit dem direkten Reagieren auf das Verhalten der Schüler befinden wir uns hier im Bereich des Behaviorismus, der im nächsten Kapitel noch genauer beleuchtet wird. Insgesamt sind behavioristische Ansätze in der Klassenführung vonseiten der Forschung erwünscht. Eine Unterrichtsstörung, die zu einer Bestrafung führt, sollte den Unterrichtsfluss möglichst wenig stören und möglichst wenig Raum und Zeit in der Stunde in Anspruch nehmen.

Wichtig: Der Nutzen Ihrer Bestrafungen kann sehr schnell dadurch zunichtegemacht werden, dass Sie als Lehrkraft die gemeinsamen Klassenregeln selbst nicht befolgen. Gehen Sie also mit gutem Beispiel voran und verhalten Sie sich selbst genauso, wie Sie es von Ihren Schülern auch erwarten.

4. Erfolgreiches Klassenmanagement

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ehen wir uns nun an, wie erfolgreiches Klassenmanagement konkret funktionieren kann. Sie werden es kennen, Unterricht wird in pädagogischer Fachliteratur häufig sehr romantisiert dargestellt und entspricht nur selten der Realität. Lassen Sie sich nicht davon beirren, wenn Sie beim Lesen der folgenden Kapitel im ersten Moment einen unmöglich zu erreichenden Zustand vorfinden. Bevor wir zum Praxisteil kommen, müssen Sie jedoch eine Idee davon bekommen, was Ihr Ziel sein könnte. Um präventiv und langfristig gegen Störungen vorzugehen, müssen Sie grundlegende Muster in Ihrem Unterricht verändern. Dafür betrachten wir das Konzept „Classroom Management“ nach Evertson und Emmer, das Ihnen einen ganzheitlichen Ansatz aufzeigt und ein Wegweiser für Sie werden soll.

4.1. Was bedeutet Classroom Management?