Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Ein amerikanischer Student schreibt an einer Dissertation über den Lötschentaler Dialekt und gelangt in einem Karaoke-Bistro zu einer überraschenden Einsicht. Ein fernsehsüchtiges Hobbyschafzüchter-Ehepaar entdeckt auf der Schafweide die Erotik des Küssens neu. Und am Gymnasium Sanctus Jubilate fristet ein kurioses Lehrervölklein sein pädagogisches Dasein zwischen sinnloser Weiterbildung und Kulturreisen ins Waffenmuseum von Venedig. In seinem ersten Spoken-Script-Band versammelt Rolf Hermann witzige und aberwitzige Texte. Pointenreiche Kürzest- und Kurzgeschichten prallen auf zärtlich-absurde Laut- und Liebesgedichte. Dadaistisch anmutende Frauen- und Männerlisten gesellen sich zu brachialen Sagen und rasanten Slam-Texten. Hommagen an Ernst Eggimann und Ernst Jandl stehen wie selbstverständlich neben einer Reihe von Familienporträts, die abstruser kaum sein könnten. Mit schelmischem Humor widmet sich Rolf Hermann dem alltäglichen Wahnsinn. Herausgekommen ist ein vielgestaltiges und äusserst vergnügliches Buch. Und weil das Walliserdeutsche nicht gerade eine Weltsprache ist, können die meisten sprachlichen Steilhänge gleich zweimal erklommen werden: uff Wallisärtiitsch und auf Hochdeutsch (hochdeutsche Übersetzung von Ursina Greuel und Rolf Hermann).
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 96
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
edition spoken script 22
1. Auflage, 2017
© Der gesunde Menschenversand, Luzern
Alle Rechte vorbehalten
eISBN (ePUB): 978-3-03853-048-0
eISBN (mobi): 978-3-03853-049-7
Lektorat: Daniel Imboden
Übersetzung aus dem Walliserdeutschen: Ursina Greuel, Rolf Hermann
Herausgeber: Matthias Burki, Ursina Greuel, Daniel Rothenbühler
e-Book
mbassador GmbH, Basel
Herzlichen Dank für die Unterstützung an:
Dienststelle für Kultur des Kantons Wallis; Loterie Romande; Dienststelle für Kultur der Stadt Biel; SWISSLOS / Kultur Kanton Bern; Genossenschaft Buch 2000; Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung
www.menschenversand.ch
D Üsswirkigä vam NEAT-Tünnil uff ds Faarvärgniägu va du soginanntu Heimweewallisär
Reisegüetschii
Kino Aschtoria – Kino Astoria
Toodäsangscht – Todesangst
Keis Singschpil – Kein Singspiel
Benemerenti – Benemerenti
Meischtärschüzz – Meisterschütze
Feriutschop – Ferienjob
Reisegüetschii – Reisegutschein
Bsüech va Kentakki – Besuch aus Kentucky
Ä bsundri Gaab – Eine besondere Gabe
Im Bätt
Miis Wiibuvolch odär ach du miis Zig I
Eggiliit
Va schwaarzu Häls und schwaarzu Nasä odär d Räd mit dum Ziil z fusioniäru
Ds Chalb uff där Alpu
Ds Chazzugidicht
Nomaal äs Doorf
Dokktäraarbeit – Dissertation
Wolfsjagd – Wolfsjagd
Gibiss – Gebiss
Kommunismus – Kommunismus
Ärkleerig – Erklärung
San Tscheronimo Norte – San Jéronimo Norte
Im Luftschuzzchällär – Im Lufschutzkeller
Internet adee – Internet ade
Kompiutärgeim – Computergame
Härkunft – Herkunft
Düürvisum
Ds ortopädisch Liäbesgidicht – Das orthopädische Liebesgedicht
Ds homeopatisch Liäbesgidicht – Das homöopathische Liebesgedicht
Ds animalisch Liäbesgidicht – Das animalische Liebesgedicht
Ds katolisch Liäbesgidicht – Das katholische Liebesgedicht
Ds psüchohügienisch Liäbesgidicht – Das psychohygienische Liebesgedicht
Ds metamorfosisch Liäbesgidicht – Das metamorphosische Liebesgedicht
Ds meteorologisch Liäbesgidicht – Das meteorologische Liebesgedicht
Ds biologisch Liäbesgidicht – Das biologische Liebesgedicht
Ds utopisch Liäbesgidicht – Das utopische Liebesgedicht
Ds farmazoitisch Liäbesgidicht – Das pharmazeutische Liebesgedicht
Ds günäkologisch Liäbesgidicht – Das gynäkologische Liebesgedicht
Ds Liäbesgidicht als Züegaab – Das Liebesgedicht als Zugabe
Uff Oiguheechi
Ds Ehepaar mit du Schaaf – Das Ehepaar mit den Schafen
Di Gans isch ganz odär där Dichtär und schiis Jagdgwärr – Die Gans ist ganz oder der Dichter und sein Jagdgewehr
In är Pampa – In der Pampa
Ds Liäblingstiär – Das Lieblingstier
Fraagä an d Wuchu – Fragen an die Woche
Di Gschicht va där Groossmama und dum Sännujoosi – Die Geschichte von meiner Grossmutter und dem Sennenjosef
D Saag vam Geiti-Mari – Die Sage von der Hinke-Marie
Tiischu
Miis Mannuvolch odär ach du miis Zig II
Panini
D Holzfällerballadu
wat häf iu, ä sillogism
Hymnos vam Rãtrãccosfaareros
Sanktus Jubilate
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
Z Bäärg gaa
Nachwort
In die Ebene gerufen
Anhang
[–- Ihr eBook-Reader unterstützt kein Audioinhalt --]
Jäzz.
Jäzz müesch dä.
Jäzz müesch dä lüegu.
Jäzz müesch dä.
Jäzz.
Jäzz.
Lüeg.
Lüeg daa.
Iii.
Isch das nit hibsch?
Isch das nit ungloibli?
Isch das nit eifach ungloibli hibsch?
Iii.
Di Üssicht.
Di wundärbari Üssicht.
Di eimaalig Üssicht.
Di flott Üssicht.
Di flott Üssicht.
Di flott Üssicht.
Und daa das Taal.
Das wundärbar Taal.
Das eimaalig Taal.
Das Tälli, das Taal.
Mit dum Rottu.
Däm flottu Rottu.
Am Rottu trottu.
Am flottu Rottu.
Däm flottu Rottu naa trottu.
Däm Rottu.
Däm Rottu.
Däm Rottu.
Und daa di Bäärga.
Di Fälsä.
Di Beim.
Di Mattältini.
Di Doorfjini.
Ja, di Doorfjini.
Daa isch Eischoll.
Daa isch Unnärbäch.
Daa isch Birchu.
Daa isch Zäänäggu.
Und daa obina isch d Moosalpu.
D Moosalpu.
Und daa isch ds Mattärtaal.
Ds Mattärtaal.
Das schteinig Mattärtaal.
Das Tälli mit dum Guffär.
Mit däm schteinigu Guffär.
Däm Guffär.
Däm Guffär.
Däm Guffär.
Und daa isch Vischp.
Und daa isch Eiholz.
Und daa isch Gamsu.
Und daa isch Gliis.
Und daa isch Naatärsch.
Und daa isch Brig.
No ä schönä Tag.
Jäzz.
Jäzz müesch dä.
Jäzz müesch dä lüegu.
Jäzz müesch dä.
Jäzz.
Jäzz.
Lüeg.
Lüeg daa.
Lüeg.
Iii.
Isch das nit.
Isch das nit eifach.
Isch das nit eifach ungloibli.
Isch das nit eifach äsoo ungloibli.
Eifach äsoo ungloibli.
Äsoo ungloibli.
Schitt.
Daa isch Vischp.
Vor ä Hüüfu Jaar bin i mit miinär Groossmama, där Ida-Klara, ds Vischp im Kino Aschtoria gaa Taitänik lüegu. Je längär där Film gangu isch, deschto uliidigär isch di Groossmama uff irum Sizz umfagrutscht und hätt dä sogar äsoo lüt afaa süüfzgu, dass i gmeint ha, schi, di Groossmama sälbär, triibä daa in däm furchbar chaaltu und furchbar teifu Wassär. Üssgrächnut in däm Momänt, waa di Trüür im Kinosaal niimä hätti chännu greessär sii, isch di Groossmama näbu miär üff und hätt där aarmu Rous uff där Liinwand züegriäft: Laa jäzz där Schnuddärbotsch äntli laa gaa, dä chommä wär hittu viliicht no äswä heim.
Vor vielen Jahren ging ich mit meiner Grossmutter Ida-Klara im Kino Astoria in Visp den Film Titanic schauen. Je länger der Film dauerte, desto ungeduldiger rutschte sie auf ihrem Platz herum und fing dann sogar an, so laut zu seufzen, dass ich dachte, sie, die Grossmutter selber, treibe in dem furchtbar kalten und furchtbar tiefen Wasser. Ausgerechnet in dem Moment, als die Trauer im Kinosaal grösser nicht hätte sein können, stand die Grossmutter neben mir auf und rief der armen Rose auf der Leinwand zu: Jetzt lass den Rotzlöffel endlich los, dann kommen wir vielleicht heute noch nach Hause.
Miinä Groosspapa, där Odmi, isch ä liiduschaftlichä Zitigläser gsii, und das bis zär Pensioo. Därnaa hätt är nummu no di zwei Sitä mit du Toodäsazeigä schtudiärt, jädäs Maal mit dära paanischu Angscht, schiinä Namu chännti oi dri vorcho. Schliässli hätt är sogar, um schiinum eigunu Tood z äntgaa, di Zitig abbschtällt und isch där ganz Tag seer ärliächtrut gaa Teletegscht läsu.
Mein Grossvater Othmar war ein leidenschaftlicher Zeitungsleser, und das bis zur Pensionierung. Danach studierte er nur noch die zwei Seiten mit den Todesanzeigen, jedes Mal in panischer Angst, auch sein Name könnte dort vorkommen. Schliesslich bestellte er, um seinem eigenen Tod zu entkommen, die Zeitung ab und las den ganzen Tag sehr erleichtert Teletext.
Miinä Onkil, där Teodül, ä pensiooniärtä Primaarleerär, hätt gääru und vill gschribu. Zum 150-Jaar-Jubileum va där Eerschtbischtiigig vam Mattärhooru hätt nu di Gmei agfreegt, äs Singschpil z värfassu, waasch dä wäärund zwei Täg mit dumä tüüsigchepfigu Choor hent wällu üffiäru. Will där Teodül schich abär mit där Zit immär mee mit du abgschtizztu Bäärgschtiigär identifiziärt hätt, hätt är schtatt där ärhofftu Hümnu uffs Mattärhooru än immär üsschweifundäri Hassprädigt gägu alli Bäärga, alli Hubla und sogar alli Trottuar värfasst. Waa där Teodül schiis Manuskript dum Projektleitär, dumä Herr Juulu, hätt abgä, isch bald ämaal klar gsii: Där Büdscheposchtu fär kulturelli Biiträg wird radikal kirzt und där fär ds Fiirwärch massiv ämbrüffgfaaru.
Onkel Theodul, ein pensionierter Primarlehrer, hat schon immer gern und viel geschrieben. Zum 150-Jahr-Jubiläum der Erstbesteigung des Matterhorns fragte ihn die Gemeinde an, ein Singspiel zu verfassen, das während zweier Tage mit einem tausendköpfigen Chor aufgeführt werden sollte. Weil sich Theodul aber immer mehr mit den abgestürzten Bergsteigern identifizierte, verfasste er statt der erhofften Hymne aufs Matterhorn eine immer ausschweifendere Hasspredigt gegen alle Berge, alle Hügel und sogar alle Bürgersteige. Nachdem Onkel Theodul sein Manuskript dem Projektleiter, einem Herrn Julen, abgegeben hatte, war bald einmal klar: Der Budgetposten für kulturelle Beiträge wird radikal gekürzt und jener für das Feuerwerk massiv erhöht.
Wär viärzg Jaar lang im Chirchuchoor isch, wird üssgizeichnut: mit där soginanntu Benemerenti-Medalliu und där äntschprächundu päpschtlichu Uurkund. Waa miinä Groossonkil, där Färdi, di Üsszeichnig im Säptämbär 2010 värcho hätt, isch di Uurkund vam Johannäs Paul dum Zweitu unnärzeichnut gsii. Dass där zu däm Zitpunkt schoo ubär füf Jaar isch toot gsii, hätt där Färdi nit ärschtüünt. Im Gäguteil. Är isch dä jädä Morgund in allär Herrgottsfriäji us dum Hüüs gschlichu und isch schtundälang – mu chännti fasch sägu präwentiv – zär Biicht.
Wer vierzig Jahre lang im Kirchenchor singt, wird ausgezeichnet: mit der sogenannten Benemerenti-Medaille und der entsprechenden päpstlichen Urkunde. Als mein Gross- onkel Ferdinand diese Auszeichnung im September 2010 erhielt, trug die Urkunde die Unterschrift von Johannes Paul II. Dass der zu dem Zeitpunkt bereits über fünf Jahre tot war, erstaunte Ferdinand nicht. Im Gegenteil. Er schlich ab dann jeden Morgen in aller Herrgottsfrühe aus dem Haus und sass stundenlang – man könnte fast sagen präventiv – im Beichtstuhl.
Miinä Onkil, där Wilfrid, isch mit Liib und Seel Mitgliid vam Schüzzuvärei Mugguchläpfär gsii. Immär, wä äs Schüzzufäscht agschtannu isch, hätt är mit dum Liäbgott gmärtu. Där Wilfrid hätt värschprochu, am neeggschtu Wuchunänd in d Chilchu z gaa, wä mu där Liäbgott hälfä, mindäschtäns 95 Pinkt z schiässu. Und taatsächli hätt där Wilfrid am lätschtu Kantonaalu schoo 90 Pinkt zämu ka, bivor dass är zum finaalu Schuss hätt agsäzzt. Abär will dum Wilfrid genau in däm Momänt isch d Si cho, dass am Wuchunänd druff Ooschtru isch und d Mäss also bsundärs läng geit, hätt är schiis Gwärr widär gsichru und isch – Fanda triichund – alli katolischu Fiirtäg gaa värflüechu.
Mein Onkel Wilfried war mit Leib und Seele Mitglied im Schützenverein Mückenknüppler. Immer, wenn ein Schützenfest bevorstand, feilschte er mit Gott. Wilfried versprach, am nächsten Wochenende in die Kirche zu gehen, wenn der liebe Gott ihm helfe, mindestens 95 Punkte zu schiessen. Und tatsächlich hatte es Wilfried am letzten kantonalen Schützenfest schon auf 90 Punkte gebracht, bevor er zum finalen Schuss ansetzte. Da ihm aber genau in dem Moment in den Sinn kam, dass am Wochenende drauf Ostern war und die Messe daher besonders lange dauern würde, hat er sein Gewehr wieder gesichert und – Fendant trinkend – alle katholischen Feiertage verflucht.
Miinä Groossvettär, där Alois, isch ä Summär lang zär Finanziärig va schiinum Schtudium gaa Schaaf hiätu. Waan är schich am eerschtu Aarbeitstag dum aaltu Chüehirt isch gaa vorschtällu, hätt där nummu eis wällu wissu, nämli, va waa dass där Alois genau chommä. Är chemmä va Obäräms, hätt där Alois gantwoortu. Und där aalt Chüehirt, waa va Unnäräms isch cho, hätt zwei Maal leer gschlikkt und gseit: Värtammt, han is doch gwisst. Schoo widär ä Främdä.
Um sein Studium zu finanzieren, hütete mein Grosscousin Alois einen Sommer lang Schafe. Als er sich am ersten Arbeitstag dem alten Kuhhirten vorstellte, wollte der nur eines wissen, nämlich, woher Alois genau komme. Er komme aus Oberems, antwortete Alois. Und der alte Kuhhirt, der aus Unterems kam, schluckte zwei Mal leer und sagte: Verdammt, hab ich’s doch gewusst. Schon wieder ein Fremder.
Dum Schtiifbrüedär va miinum Papa, dum Armin, waa bis jäzz afa driimaal im Üssland isch gsii – und zwar jädäsmaal im Oiropa-Park in Ruscht, waa mu uff där Wassärbaan schoo inär eerschtu liächtu Schtiigig äsoo schlächt isch cho, dass är di halb verdauti Görriwurscht sitlich inu Wassärgrabu hätt miässu ärbrächu –, däm Armin hent schiini Chindär zum 70. Giburtstag ä Reisegüetschii nach Maijorgga gscheicht. Zum Ärschtüünu va schiinu Chindär und schiinär Froi hätt där Armin das Gscheich dankund äntgägugnu. Zwei Wuchä schpeetär hätt där Armin schiinä Güetschii am Leiggär Baanhof wällu gaa ileesu. Waa mu där Schaaltäragschtälltä abär gseit hät, dass Maijorgga ä schpanischi Inslu im Mittilmeer siigä und nit appa, wiä är schiinbar meinä, där franzeesisch Namu fär Martinach, hätt där Armin schiinä Reisegüetschii an Oort und Schtäll zärschräkkt, isch inu neeggschtu Zug igschtigu und ds Gampil in är Weschtern-Baar us Protäscht bis wiit naa Mittärnacht gaa flippru.