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Dieses Buch ist für diejenigen, die sich vielleicht fragen, ob sie jemals wieder Freude empfinden können, nachdem sie den Verlust eines Kindes erlebt haben. Es ist für diejenigen, die sich nach einem Ort sehnen, an dem ihre Trauer Raum findet, und für alle, die glauben, dass das Leben, so wie wir es hier erfahren, nicht das Ende der Geschichte ist. Das Buch Das Leben ist nicht der Himmel- ist eine Einladung, sich dem eigenen Schmerz zu stellen und durch ihn hindurchzugehen, um eine tiefere Beziehung zu Gott und zu sich selbst zu finden. Es ist eine Einladung, sich von der Liebe leiten zu lassen, die jede Dunkelheit durchdringen kann. Wenn Sie bereit sind, sich auf diese Reise einzulassen, dann ist dieses Buch für Sie.
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Seitenzahl: 108
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Dieses Buch widme ich unserer ersten Tochter, Gianna Maria. Unserer ersten Tochter, uns geschenkt, geliebt, gespürt im Bauch, zurück zum Vater im Himmel gegangen und still geboren. Und dir, Agniello, unserem Kind, das uns früh fehlgeboren worden ist - ihr dürft jetzt im Himmel sein! Ihr habt uns geprägt und uns geholfen, in der wahren Liebe zu wachsen - DANKE!
Mama
Ich hoffe, dieses Buch kann allen Eltern, welche ein Kind verloren haben, eine Hilfe sein. So widme ich das Geschriebene auch allen Eltern von Sternenkindern.
Es erfüllt mich mit grosser Dankbarkeit, dass dieses Buch entstehen konnte und es ist für mich nicht selbstverständlich, dass ich von so vielen Unterstützung erhielt:
Danke Claudio für dein Ja zu unserem Ehebund in den guten und schwierigen Zeiten. Danke für deine Ermutigungen und Gedanken, die dieses Buch mitbereichert haben. Es ist wundervoll, mit dir auf dem Weg zu sein!
Ein sehr grosses Dankeschön geht auch an die nachfolgenden Personen, die das Buch gegengelesen und durch die verschiedensten Rückmeldungen verbessert haben: Claudio Merlo, Laura Jacober, Diakon Urban Camenzind, Don Philipp Isenegger und Simon Huwiler.
Danke an Beatrice Jurt, du hast während eines Telefongesprächs in einer Aussage spontan den Titel für das Buch geliefert.
Danke auch an Marisa Widmer, dass ich die privat gemachten Bilder aus unserem Trauerkurs veröffentlichen darf.
Vielen herzlichen Dank allen Freunden und auch noch Unbekannten von nah und fern, welche uns damals und auch jetzt bei der vierten Schwangerschaft und Geburt im Gebet mitgetragen haben!
Danke Gott, Du der uns immer wieder nachläufst und uns auf den richtigen Weg führst. Du hast mir die Gaben und Gedanken geschenkt, um dieses Buch schreiben zu können.
Wer ein Buch schreibt, schreibt immer aus einer ganz individuellen Prägung heraus. Wir sind geprägt von Menschen und Erfahrungen aus der Kindheit, Freizeit, Schule, Ausbildung, Studium und Beruf. So entsteht die individuelle Weltanschauung. So auch bei mir. Um meine Gedankengänge besser zu verstehen, muss dieses Buch mit einem Teil des Wissens um meine Prägung gelesen werden. Ich bin neben Kindheit und Schule stark beeinflusst durch meinen Glaubensweg wie auch durch meine Ausbildung zur Pflegefachfrau. Mein Mann Claudio wiederum ist neben der Kindheit und Schule stark durch seine Aus- und Weiterbildungen als Elektriker bis hin zum IT-Applikations-Manager geprägt worden. Auch er lebt den Glauben.
Meinem Glaubensweg habe ich deshalb ein eigenes, erstes Kapitel gewidmet, denn: Mein Weg mit Gott bestimmt mit, wie ich die letzten viereinhalb Jahre erlebt habe. Wenn ich diese Zeilen meines Glaubensweges selbst durchlese, so erinnert es mich immer wieder an all die guten Dinge und Erlebnisse, die ich mit und durch Gott erlebt hatte.
Diese Erinnerungen machen mich sehr dankbar und froh.
Ab dem zweiten Kapitel beschreibe ich die Zeit rund um die Schwangerschaft und Totgeburt von Gianna. Ich gehe dann auch auf weitere Themen ein, wie zum Beispiel auf das Trauern und unsere weiteren Kinder.
I Widmung
II Danksagung
III Vorwort
Einleitung – warum habe ich dieses Buch geschrieben?
1. Prägungen – wie ich zum Glauben fand
Der Fahrradunfall
Von toter zu lebendiger Gottesbeziehung
Meine Gleitschirmnotlandung(-unfall)
2. Giannas kurzer Lebensweg
Die Vorfreude
Etwas stimmt mit dem Herzen nicht
Die ungewisse Zukunft
Unser Glaube auf dem Prüfstand
Die Gewissheit
Die Geburt
Die Beerdigung
3. Von der Trauer und dem Wunsch, verstanden zu werden
Trauern
Verstanden werden – oder selbst verstehen?
Menschen begegnen
Gott ist kein Automat
4. Resilienz
Definition Resilienz
5. Unsere zweite Tochter
6. Agniello
7. Unser viertes Kind
8. Zum Titelbild
9. Fazit
10. Die letzten Zeilen
Abkürzungsverzeichnis
Bildnachweise
Literatur- und Quellennachweise
Literaturtipp
Die Idee, meine Gedanken rund um die stille Geburt unserer Tochter Gianna Maria in einem Buch niederzuschreiben, entstand nach und nach.
Zum einen hatte ich einmal ein intensives Gespräch kurz vor dem zu Bett gehen mit meinem Mann. Ich konnte nicht einschlafen. Erst als ich mich entschied, meine Gedanken zu ordnen und aufzuschreiben, fand ich Schlaf. Meine Gedanken auf Papier zu bringen, half mir zu trauern und die Trauer zu verarbeiten.
Zum anderen hatte ich im ersten Jahr nach ihrer Geburt bemerkt, dass Fehl- und Totgeburten noch immer Tabuthemen sind. Es wird in der Öffentlichkeit kaum darüber gesprochen.
Von einer Fehlgeburt oder einem Abort, sprechen wir, wenn das Kind stirbt, bevor es lebensfähig ist. Das passiert meistens in den ersten 12 Schwangerschaftswochen. Ich vermute, dass bei einer Fehlgeburt nicht darüber gesprochen wird, weil das Kind in diesem frühen Stadium noch zu klein ist, als dass bei der Mutter ein Babybauch erkennbar wäre. Die Meinungen in unserer Gesellschaft gehen auch auseinander, ob in diesem Stadium schon von einem Kind gesprochen werden kann. Auch wir mussten uns die Frage stellen: Ab wann beginnt das Leben? Im fünften Monat erhielten wir für unser ungeborenes Kind eine schwere Diagnose und wir wurden gefragt, ob wir die Schwangerschaft fortführen wollten. Für uns war klar, dass unsere Tochter vom Moment der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle an, ein Mensch mit Würde ist. Unabhängig davon, aus wie vielen Zellen sie damals bestand, wie viele Tage sie schon zum Wachsen Zeit hatte oder wie ihr Entwicklungsstadium medizinisch korrekt bezeichnet wird. So ist für uns die Empfängnis eines Kindes bereits ein überaus grosses, unantastbares Wunder und Geschenk Gottes.
Erst als ich die Totgeburt unserer ersten Tochter erlebte und mit Menschen darüber sprach, wurde mir bewusst, wie oft Eltern Kinder verlieren. Erst dann kamen Bekannte zu mir oder schrieben in einem Brief, dass sie ebenfalls eine Fehlgeburt erlitten hatten. Auf der Internetseite des schweizerischen Bundesamts für Statistik wird jährlich die Säuglingssterblichkeit und Totgeburtenrate publiziert. 2020 gab es in der ganzen Schweiz 319 Totgeburten (ab der 22. Schwangerschaftswoche), dies entspricht 3,7 Totgeburten pro 1000 Geburten. Im Vergleich dazu wurden 2021 insgesamt 395 Kinder und 2022 359 Kinder tot geboren.
Säuglingssterblichkeit und Totgeburten in der Schweiz
2019
2020
2021
2022
Todesfälle von Kindern im ersten Lebensjahr
283
213
280
311
Säuglingssterblichkeit (pro 1000 Lebendgeburten)
3.3
3.6
3,1
3,8
Totgeburten
344
319
395
359
Totgeburtenrate (pro 1000 Geburten)
4.0
3,7
4,4
4,3
Quelle: © bfs.ch
Auf den ersten Blick scheinen wenige Kinder kurz vor der Geburt oder im ersten Lebensjahr zu sterben. Nicht in der Statistik erfasst sind jene Kinder, welche im frühen Stadium der Schwangerschaft fehlgeboren werden. Aber hinter jedem dieser toten Kinder steht eine trauernde Familie. Der Tod von Kindern, insbesondere Totgeburten, scheint mir ein Tabuthema zu sein. Ein Tabuthema, weil viele Menschen nicht wissen, wie sie mit Betroffenen umgehen sollen. Vielleicht auch ein Tabuthema, weil wir heute mit unserer westlichen, fortgeschrittenen Medizin den Glauben haben, dass doch alles irgendwie machbar sei.
Eine Totgeburt ist für das Umfeld schwierig, Niemand – ausser der Mutter und vielleicht noch der Vater – hat das Kind je gekannt oder erlebt. Für mich war es auch schwierig, dass mich gewisse Leute während der Schwangerschaft nie sahen und/oder gar nicht wussten, dass wir ein Kind erwartet hatten. Wenn ich solche Bekannte danach traf und diese beiläufig nach dem Wohlbefinden fragten, wendete sich das zuvor frohe Gespräch einem traurigen, schnellen Ende zu. Mit diesem Buch möchte ich Menschen helfen, auf betroffene Eltern besser eingehen und sie in ihrer Trauer verstehen zu können. Ich bin überzeugt: Das Leben eines jeden Menschen ist ein riesiges Geschenk, egal wie, wie lange und wo der Mensch lebte!
Knapp ein Jahr nach der Totgeburt unserer Gianna hatte ich im Februar 2021 eine Weiterbildung zu „Palliative Care“ begonnen. Bei „Palliativ Care“ geht es um die ganzheitliche Pflege, Betreuung und Begleitung von Menschen, welche aus medizinischer Sicht nicht mehr geheilt werden können und an ihrem Leiden sterben werden. In dieser Weiterbildung sollten wir ein Buch lesen und darüber eine Rezension schreiben. Ich entschied mich für das Buch „dem Sterben Leben geben“ der Autorin Monika Müller. Es war so alltagsnah geschrieben und mit Anekdoten, Gedanken und Erfahrungen untermalt, die mich oft zum Schmunzeln brachten. Ich empfand es als ein heiteres Buch über das Sterben. Und genau diese frohe Schreibart motivierte mich, auch meine Gedanken und Erfahrungen während der Zeit vor und nach der Geburt unserer Tochter niederzuschreiben. Somit war dieses Buch für mich auch eine Unterstützung im Trauerprozess. Über die Totgeburt Giannas zu Schreiben half mir loszulassen, zu reflektieren und vor allem auch wieder Freude zuzulassen und leben. Dabei wollte ich meinen Weg aufschreiben, mit den Gedanken, die ich hatte und den positiven und heilsamen Momenten, die auch mich aus der Trauer wieder in die Freude führten. Es ist für mich eine grosse Ehre, dass dann auch mein Mann seine Sichtweise und Erlebnisse niederschrieb. Das Buch ist durch seine Ergänzungen vollständig geworden. Es zeigt auch die männliche Seite, die Vaterseite auf, die sich im Trauern, Verarbeiten und Annehmen der Totgeburt unserer Tochter von meiner Seite unterscheidet. Alle Textstellen in grau und kursiv stammen von meinem Mann Claudio.
Ich wuchs mit meiner Schwester bei meinen Eltern in einem Dorf in der Schweiz an der Bergkette des Juranordfuss auf. In meiner Kindheit war unser Dorf noch übersichtlich, es gab schöne Quartiere mit vielen Grünflächen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagten. Es gab in nächster Nähe zu meinem Elternhaus auch eine Wiese, auf der wir früher Vögel beobachteten oder im Winter jeweils Schlitten fuhren. Heute staune ich über die vielen neu gebauten Häuser und vermisse die grüne Hangwiese.
Dass es im Leben etwas Überirdisches, Transzendentes geben muss, habe ich als Achtjährige erfahren. Ich hatte einen Zahnarzttermin, zu welchem mich meine Mutter begleitete. Wir wollten mit dem Fahrrad hinfahren. Wir waren bereits zu spät dran und ich wartete in der Garage mit meinem Fahrrad auf sie. Meine Mutter hatte mir inzwischen die Freiheit gelassen, ob ich einen Helm anziehen wolle oder nicht. Ich hatte mich gegen den Helm entschieden. Während ich auf meine Mutter wartete, nahm ich plötzlich eine liebevolle Stimme in mir wahr: “Caroline, zieh doch den Fahrradhelm an“, sagte sie. „Nein, ich möchte nicht“, entgegnete ich trotzig. „Caroline, zieh doch den Fahrradhelm an“, wiederholte diese liebevolle Stimme mehrmals. Ich konnte nicht anders, stieg vom Fahrrad, holte den Helm und zog ihn an. Sogleich kam meine Mutter und wir fuhren los. Ich fuhr voraus. Der Weg führte die Strasse hinunter, über einen Bahnübergang der
Regionalzugstrecke, weiter bergab entlang einer starken Linkskurve hin zum Schulhaus „Mühlematt“, wo bis heute nebenan die Zahnarztpraxis liegt. Während der Fahrt verlor ich die Kontrolle über das Fahrrad und wurde immer schneller. In der scharfen Linkskurve konnte ich das Lenkrad nicht mehr richtig herumreissen und ich raste helmvoran in eine Mauer. Meine Mutter musste mir dabei hilflos zusehen.
Dann hielt meine Mutter an und kam zu mir. Ich stand unter Schock. Als ich die Fassung wieder fand sahen wir, dass ich vom Sturz nur leichte Schürfwunden an Händen und Knien davontrug. Meine Jeans jedoch war total zerrissen und auch mein Helm war sogar in zwei Hälften gebrochen. Ich konnte dann sogar unter Schocktränen, ohne fremde Hilfe, wieder nach Hause laufen.
Ich erinnerte mich danach wieder an jene Stimme, die wollte, dass ich einen Helm anzöge und war innerlich sehr getroffen. Ohne diese Stimme, die mich hartnäckig aber voller Liebe zum Helmanziehen überredete, wäre ich wohl viel schwerer verunfallt.
Seither weiss ich, dass ich einen Schutzengel an meiner Seite habe, welcher mir jeden Tag hilft, keinen Unfall zu bauen. Mein Schutzengel lehrte mich damals, dass es mehr gibt, als wir sehen können.
Dank des Fahrradunfalls wusste ich, dass da noch mehr ist. Doch dieses „Mehr“ war, ausser meines Schutzengels, überhaupt nicht fassbar und so hatte dies auf meinen Alltag keinen konkreten Einfluss.
Bis ich 18 Jahre alt war ging ich zum Gottesdienst der römisch- katholischen Kirche, entweder, weil es meine Eltern wollten oder weil es „Kultur“ war. Ich wurde auch Messdienerin (Ministrantin, wie wir es in der Schweiz nennen) und Leiterin der Ministrantenschar, damit es mir während des Gottesdienstes weniger langweilig wurde. Wenn ich ministrierte, zählte ich oft die Kirchengänger, um nachher meinen Eltern mitteilen zu können, wie viele es diesmal waren.
Wie das so ist in der Pubertät, hinterfragt man manches, was einem die Eltern beigebracht haben. Gibt es wirklich einen Gott? Was hat es wirklich mit Jesus Christus auf sich? Als dann im Leitungsteam unserer Ministrantenschar Uneinigkeiten und Streit auftraten, fragte ich mich erst recht, warum Gott so was zulässt. Schliesslich verrichteten wir ja für Ihn unseren Dienst am Altar.
Während meiner Schulzeit war ich zwar nicht die Aussenseiterin, aber ich war auch nie voll mit dabei. Und ich hatte auch nicht immer die schönsten oder neusten Klamotten. Ich war stets einfach eine Mitschwimmerin im Strom. Bis dahin fühlte ich mich ausschliesslich in der Ministrantenschar ganz wohl. Und nun dieser Streit.