Das magimoxische Hexenhotel – Vorsicht, bissige Gäste! - Ulrike Rylance - E-Book

Das magimoxische Hexenhotel – Vorsicht, bissige Gäste! E-Book

Ulrike Rylance

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Mäusepups und Spinnendreck – die Zauberkräfte sind jetzt weg Das Hexenhotel steht Kopf: Die berühmte Vampirband Die Blutsbrüder kommt zu einem Konzert in die Menschenwelt und übernachtet im Hotel zur Lila Fledermaus! Im Schlepptau unzählige Groupies und die wichtigsten Hexen-TV-Sender. Kurz vor dem Auftritt bricht ein gewaltiges Gewitter los und plötzlich kann niemand mehr aus dem Hotel hinaus. Vampire und Hexen sitzen gemeinsam fest. Die Einzige, die das Hotel nach Lust und Laune betreten und verlassen kann, ist Rosalies Menschenfreundin Klara. Kann sie den Bann brechen und die Hexen und Vampire befreien?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 127

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Ulrike Rylance

Das magimoxische Hexenhotel

Vorsicht, bissige Gäste!

Mit Illustrationen von Lisa Hänsch

dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

Niemals sollst du etwas verhexen, das du nicht auch enthexen kannst!

Versuche stets, mit deiner Zauberkraft die Welt besser zu machen!

Achte darauf, dass die Menschen nichts von der Existenz der Hexenwelt erfahren!

Menschen zu verhexen ist nicht erlaubt, es sei denn, du bist in Gefahr!

An diesem Morgen stand die Hexe Leonora Lockenlaub an der Hotelrezeption der »Süßen Spinne«. Vor ihr breitete sich gähnende Leere aus, selbst die Fliegen an der Wand schliefen mit offenen Augen. Niemand saß in den staubigen Sesseln in der Lobby und las den Stolzen Hexer, niemand spazierte im Irrgarten draußen herum und verhedderte sich in hinterlistigen Schlingpflanzen, die einen stundenlang nicht mehr losließen. Keiner bestellte süßsauren Teichsaft an der Bar, kein Besen landete rumpelnd auf dem bemoosten Dach des Hotels. Kein einziges Zimmer war belegt, obwohl alle herrlich modrig rochen. Leonora Lockenlaub kaute auf einer ihrer roten Haarsträhnen herum, während sich ihre Augen vor Wut verengten. Schließlich stieß sie ein wütendes Keuchen aus und wischte das sinnlose Buch ohne Zimmerbuchungen vom Tisch. Im Nu ging es in Flammen auf. Niemand scherte sich darum. Nur eine Mail-Maus, die unter dem Sofa döste, kam kurz hervor. »Nachricht schicken?«, fragte sie schläfrig.

»Nein!«, schnappte die Hexe Lockenlaub.

»Hätte mich auch gewundert. Hier kommt ja eh keiner mehr her.« Die Mail-Maus verschwand rasch, bevor sie von dem verfaulten Apfel getroffen wurde, den Leonora Lockenlaub nach ihr warf.

»Reg dich nicht auf, Schwesterchen.« Eine ebenso rothaarige Hexe trat aus einer Kammer, gefolgt von einer Hexe mit grünen Haaren und einer mit blauen. »Du weißt doch, wir haben einen Plan. Die großartige Frau Waldschreck hat ihn sich ausgedacht. Ganz raffiniert.« Die Hexe Waldschreck nickte stolz. Vor Freude über das Lob wurde ihre Nase gleich noch ein bisschen spitzer und grüner.

So schnell ließ Leonora Lockenlaub sich nicht beruhigen. »Warum wollten diese singenden Blutegel nicht in unserem Hotel absteigen?«

»Bluts-Brüder«, verbesserte die Hexe mit den blauen Haaren. »Bin großer Fan. Und die ›Lila Fledermaus‹ ist eben im Moment total angesagt.«

Leonora Lockenlaub warf ihr einen Mörderblick zu. »Es scheint, als ob die ganze Welt nur noch ein einziges Hotel kennt. Diese fürchterliche ›Lila Fledermaus‹ mitten in der Menschenwelt. Was soll daran schön sein? Menschen, wo man geht und steht, wahrscheinlich starren sie dort sogar zum Badfenster hinein. Schlimmer kann es ja wohl kaum werden.«

»Ja, Menschen sind genauso lästig wie Mücken«, stimmte ihre Schwester ihr zu. »Aber es dauert nicht mehr lange. Unser Spion Wilanda hat sich bereits auf den Weg gemacht. Bald gibt es dort ein paar böse Überraschungen. Ganz böse.« Sie lachte keckernd.

»Das hast du schon mal gesagt. Als wir Anakonda Fies dorthin geschickt haben.« Leonora Lockenlaub verzog das Gesicht. »Und wo ist die jetzt abgeblieben, hm?«

»Von einer fleischfressenden Pflanze aufgefres…«, setzte die Hexe Waldschreck an.

»Weiß ich selbst!«, zischte Leonora Lockenlaub. »Ich war schließlich mit dabei. So viel Dummheit hätte ich selbst Anakonda Fies nicht zugetraut.«

»Wilanda ist tausendmal besser. Hier.« Die Hexe Waldschreck zog eine Kristallkugel aus ihrer Tasche und rieb daran. »Maulwurfskopf und Schimmelschnitzel – zeige uns den Hexenspitzel!« Die Kugel verfärbte sich milchig, dann wurde sie langsam klarer. In ihr erschien Hummelstadt von oben, man sah die Dächer der Häuser und zahllose Hexen, die auf ihren Besen in Richtung des Hotels »Zur Lila Fledermaus« flogen.

Bei diesem Anblick entfuhr der Hexe Lockenlaub ein wütendes Gurgeln.

»Scht!«, machte die Hexe Waldschreck. Sie deutete auf jemanden in der Kristallkugel. »Da! Seht ihr? Gerade eingetroffen und legt schon los.«

»Ah, ja. Natürlich. Fantastisch.« Leonora Lockenlaubs Gesicht hellte sich auf. »Passt perfekt hinein und fällt überhaupt nicht auf. Was genau ist der Plan?«

Die vier Hexen steckten die Köpfe zusammen und fingen an zu tuscheln.

 

Als Klara Mittelbach an diesem Nachmittag mit ihrer besten Freundin Rosalie aus der Schule nach Hause lief, beschlossen sie, noch ein bisschen Verschweben zu spielen. Das war so ähnlich wie Verstecken, nur dass man dabei auch hoch in die Luft huschen und sich zum Beispiel in einem Baum oder auf einer Straßenlaterne verstecken konnte. Herrlich spannend, vor allem weil man zusätzlich aufpassen musste, dass die Leute aus der Nachbarschaft nichts davon mitkriegten. Schließlich kam es nicht oft vor, dass zehnjährige Mädchen wie Propeller abhoben, in Richtung Kastanienbaum davonschwirrten und dabei ihr Käsebrot aus dem Ranzen verloren.

Aber noch ungewöhnlicher war es schließlich, eine kleine Hexe wie Rosalie zur besten Freundin zu haben. Seit Rosalies Familie vor einer Weile das Hexenhotel »Zur Lila Fledermaus« im Robinienweg eröffnet hatte, war Klaras Leben tausendmal schöner und aufregender geworden. Sie hatte ihre Tante Cäcilie wiedergefunden, die in der Hexenwelt eine Berühmtheit war, und Tante Cäcilie hatte sich endlich wieder mit Klaras Eltern vertragen. Außerdem wusste Klara jetzt, dass in ihr auch ein bisschen Hexenblut steckte. Zwar konnte sie nicht zaubern, aber Zaubern half sowieso nicht immer, wie eine Reise in die Hexenwelt ihr gezeigt hatte. Menschen wussten nämlich Dinge, die den Hexen unbekannt waren, und das war mindestens genauso nützlich, wie zaubern zu können. Eigentlich kam sowieso das Beste heraus, wenn Hexen und Menschen sich gegenseitig halfen, fand Klara. Allerdings wusste sie, dass das nicht allen Bewohnern der Hexenwelt gefiel. Und vermutlich würde es auch nicht allen Bewohnern der Menschenwelt gefallen.

»Hexum, Quexum, Vadevexum, Perplexum! Wolkenschaf und Hexenleben – wir zwei spielen jetzt Verschweben.« Rosalie drehte sich auf der Stelle einmal im Kreis herum und hielt sich dabei die Augen zu.

Klara spürte ein Kribbeln in sich, dann wirkte der Hexenspruch und sie sauste hoch in die Luft und landete auf dem Altglascontainer. Nein, zu offensichtlich. Sie sah sich um. Vor dem Altglascontainer standen drei große Holzkisten. Die sollten wohl auch entsorgt werden. Ein bisschen erinnerten sie an Särge. Klara versteckte sich hinter dem ersten. Haha, Rosalie würde sie oben in der Luft suchen und nicht hier unten. Rasch legte Klara sich platt auf den Bauch.

»Eins, vier, neun – ich komme«, rief Rosalie. Jetzt nahm sie die Hände vom Gesicht. »Wo bist du? Mach mal Piep!«

Klara blieb mucksmäuschenstill. Sie kicherte nur lautlos.

»Klara?« Rosalie sah sich suchend um. »Mach mal …«

»Rumms!« Die Kiste, hinter der Klara lag, flog mit einem lauten Knall auf. Da war jemand drin! Vorsichtig lugte Klara über den Rand. Ein Mann mit großer Sonnenbrille und dunklem Mantel stieg heraus. Er hatte eine dicke Schicht weißer Creme im Gesicht. »Ach, wie widerlich sonnig das hier ist«, stöhnte er. »Da kriegt man ja Zahnschmerzen. Na los, ihr zwei Beißerchen«, rief er laut, »raus aus dem Sarg. Und vergesst euren Sonnenschutz nicht!«

Es waren tatsächlich Särge?! Klara hielt den Atem an.

»Hab dich!« Rosalie erschien urplötzlich neben ihr. »Oh, eine Vampirfamilie. Ich schätze, die wollen in unser Hotel. Wie alle anderen auch.«

Tatsächlich. Erst jetzt bemerkte Klara, dass im Robinienweg überall jede Menge Särge herumstanden. Blasse Leute mit Sonnenbrillen kletterten heraus und streckten sich. Zwei Männer in steifen schwarzen Anzügen trugen gerade einen dunkelgrünen Sarg in Richtung Hexenhotel. »Beeilt euch, der gehört Tante Otti«, rief jemand. »Sie mag es nicht, wenn ihr Sarg warm von der Sonne wird.« Die Männer traten zur Seite und am Sarg dieser Tante Otti wurde ein Banner sichtbar: Bluts-Brüder Fanklub Transsilvanien Nord.

»Natürlich, die Bluts-Brüder kommen diese Woche ja zu ihrem Konzert in unser Hotel!« Rosalie klatschte vor Begeisterung in die Hände und zauberte aus Versehen zwei kleine blaue Schmetterlinge, die sich verwirrt umsahen und dann davonflatterten. »Vielleicht sind sie sogar schon da!« Sie stand auf. »Verhext sei euer Tag«, grüßte sie den Vampirvater und die beiden Teenagermädchen mit blutroten Augen, die jetzt aus den anderen Särgen kletterten. »Seid ihr zum Konzert angereist?«

»Verhext sei eure Nacht«, grüßte eins der Vampirmädchen zurück. Sie setzte sich rasch eine Sonnenbrille auf. »Na logisch, deswegen sind wir hier. Die Bluts-Brüder sind die heißeste Band seit zweitausend Jahren. Die muss man einfach gesehen haben. Meine Schwester und ich sind die allergrößten Fans.«

»Wir haben sogar VIP-Tickets«, gab ihre Schwester an. »Wir dürfen ganz nach vorn in die erste Reihe. Wenn wir Glück haben, kriegen wir ein bisschen Spucke vom Sänger ab. Was ist dein Lieblingssong?«, fragte sie Klara.

»Ähm …« Klara schielte Hilfe suchend zu ihrer Freundin Rosalie. Die Bluts-Brüder mochten die berühmteste Band der Hexenwelt sein, Klara hatte trotzdem nie von ihnen gehört und kannte kein einziges Lied. »Ähm … Blut… Dings …«, riet sie.

»Blutgruppe ist mir schnuppe?« Das Vampirmädchen quietschte begeistert auf. »Das ist auch mein Lieblingslied. Und dann noch: Gemeinsam sind wir stark im Sarg. Da kriege ich immer Gänsehaut.« Sie ließ sich mit einem Seufzer zurück in einen der Särge fallen.

»Mann, das ist meiner«, beschwerte sich ihre Schwester. »Da sind meine Sticker dran.«

»Ist doch egal. Mach noch mal den Deckel zu, es ist so schrecklich hell«, erklang es dumpf aus dem Sarg. »Bis später, Ziegenpeter!«

»Nicht mehr lange, Klapperschlange.« Ihre Schwester knallte den Deckel zu. Dann schmierte sie sich mit Lichtschutzfaktor 290 ein.

»Los.« Rosalie zog die verwunderte Klara mit sich. »Lass uns schnell zum Hotel gehen.«

Als die beiden Freundinnen am Hotel »Zur Lila Fledermaus« ankamen, staunten sie nicht schlecht. Was hier für ein Trubel herrschte! Es wimmelte vor Vampiren, die in ihren Särgen angereist waren. So erklärte es Rosalie ihrer Freundin. Moderne Vampire reisten nämlich in mobilen Särgen, die man sogar als U-Boot benutzen konnte. Nur fliegen konnten sie leider nicht, weshalb die Vampire immer ein bisschen neidisch auf die Hexen waren. Von denen landeten jetzt jede Menge mit ihren Besen elegant oben auf der Hotelterrasse oder sausten als Raben und Krähen durch den Schornstein. Vor der »Lila Fledermaus« stand Rosalies Papa und sprühte mit einem Laubbläser wohlriechende und benebelnde Kräuter in die Gegend, damit die menschlichen Nachbarn sich in den nächsten Tagen nicht wunderten oder aufregten. »Hoffentlich reicht der Zauberduft«, rief er besorgt. »Die Menschen sollen besser nicht mitkriegen, dass sie von so vielen Vampiren umgeben sind.«

Rosalies Schwester Miranda hexte mit ihrer Freundin Luzefine gerade große flimmernde Poster von den Bluts-Brüdern an sämtliche Fenster des Hotels. Wenn man nahe genug herantrat, fingen die Bandmitglieder darauf laut an zu singen. Es klang scheußlich schön, geheimnisvoll, tief brummend und gleichzeitig glockenklar und ein bisschen so, als ob jemand eine Ladung Geschirr die Treppe hinunterschmiss.

»Wer aus der Band gefällt dir am besten?«, wollte Miranda von Luzefine wissen. »Nic, Vic, Mic oder Ric? Ich finde, Vic sieht am coolsten aus mit seinen spitzen Zähnen. Und solche Regenbogenhaare wie Nic hätte ich auch gern. Wie er das nur hinkriegt? Meine werden mit Zaubersprüchen immer nur leberwurstfarben.«

»Ich weiß nicht. Mic hat so niedlich rote Augen«, schwärmte Luzefine. »Aber Ric ist so faszinierend bleich.«

»Ach, sie sind alle cool.« Miranda zauberte ein kleines Papierherz, das durch die Luft flatterte und sich auf der Wange des Sängers niederließ. Der zwinkerte Miranda vom Poster aus zu. »Und bald kommen sie in mein Hotel. Ich sterbe gleich vor Glück.«

»Unser Hotel«, verbesserte Rosalie leise.

»Wollen diese Leute alle bei euch übernachten?« Klara staunte. »Habt ihr überhaupt so viel Platz?«

»Hoffentlich.« Rosalie sah sich um. »Wir werden wohl noch ein paar Extrazimmer in den Keller und auf den Dachboden zaubern müssen.« Sie schoben sich durch das Gedränge ins Hotel hinein, wo Rosalies Mama die Gäste eincheckte, die sich vor der Rezeption schubsten und schoben. Zu allem Überfluss saß Rosalies kleiner Bruder Vincent oben auf dem Kronleuchter und fuchtelte mit seinen Ärmchen herum. Er war in Zauberlaune und das bedeutete meist nichts Gutes. »Fetti, Fetti!«, schrie er gerade begeistert und eine Ladung Blutkonfetti rieselte von oben auf die Gäste hinunter, setzte sich in ihren Haaren und ihrer Kleidung fest.

»Vincent, hör auf!«, rief Rosalies Mama verärgert. »Nein, nein, Blutkonfetti.« Sie sah sich um. »Bertram? Wo ist nur dieser nutzlose Besen, wenn man ihn mal braucht?«

Bertram, der Familienbesen, schob sich zwischen den Gästen hindurch und kehrte lustlos ein paar Vampirbabys zur Seite, die auf dem Boden spielten. »Blödes Babyschmutzel«, beschwerte er sich leise. Das Konfetti ließ er einfach liegen.

»Das Hotel ist komplett ausgebucht«, erklärte Rosalies Mama den wartenden Leuten. »Wir haben nur noch Plätze für Särge oben auf dem Dachboden.«

»Wir wollen aber ein Zimmer mit Springbrunnen und Kühlkammer für die Blutkonserven. Nicht nur einen Sargstellplatz.« Ein kräftiger Vampir in einem hellblauen Schlafanzug drängelte sich nach vorn. »Wir sind schon seit achtzehn Stunden aus Transsilvanien unterwegs, wir sind bluthundemüde.«

»Ich kann noch einen Springbrunnen auf den Dachboden hexen. Aber nur einen kleinen. Und eine Kühlkammer brauchen Sie nicht, alle Blutkonserven werden in einer magischen Eishöhle am Waldrand hinter unserem Hotel gelagert.« Rosalies Mama blätterte hektisch in dem großen Buch an der Rezeption herum und wischte sich das Konfetti aus dem Gesicht. Ihr Blick fiel auf Klara und ihre Miene hellte sich auf.

»Klara! Wie gut, dass du da bist. Denkst du, deine Eltern könnten uns mal kurz ihren wunderbaren Staubsauger borgen? Eine ganz großartige Erfindung der Menschen ist das. Sie werden staunen«, versicherte sie den Umstehenden.

Ein beleidigtes Aufheulen war zu hören. Bertram schmiss sich auf den Boden und blieb eingeschnappt dort liegen.

»Ja, natürlich.« Klara nickte. Ihre Eltern freuten sich immer, wenn sie Rosalies Familie helfen konnten. Die Mittelbachs waren außerdem sehr stolz darauf, dass sie als einzige Nachbarn in das Geheimnis der Hexenfamilie eingeweiht waren. »Ich bin gleich zurück.«

 

Vor dem Hotel stapelten sich jetzt die Särge und versperrten die ganze Straße. Herr Wagner, der Vater von Izzy und Lizzy, riss verblüfft die Augen auf, als er aus der Haustür trat. Was war denn hier los? Machten die in dem komischen Hotel etwa einen Sargladen auf? Das wäre ja unerhört! Obwohl er voller Neid zugeben musste, dass es ihnen an Kundschaft nicht mangelte. Sonderlich gesund sahen die Leute aber nicht aus, irgendwie so bleich und müde. Kam daher ihr Interesse an Särgen? Er trat näher. Wie interessant. Da gab es Särge mit kleinen Leselampen im Inneren, mit Radio und mit Bücherregal. In einem war ein altmodischer Telefonhörer an der Wand angebracht, in einem anderen ein kleiner Tisch mit Getränken. Herr Wagner verstand beim besten Willen nicht, wozu man in einem Sarg noch eine Leselampe oder gar ein Telefon brauchte. War das irgendein neuer Trend von der Telekom? Konnte man heutzutage etwa mit dem Jenseits telefonieren, und falls ja, wieso hatte, bitte schön, nichts davon in der Zeitung gestanden? Es war alles höchst verwirrend, aber er überlegte, ob er vorsichtshalber nicht zuschlagen und auch so einen schicken Technik-Sarg kaufen sollte. Entschlossen näherte er sich dem mit der Lampe. Unglaublich, dieser Sarg hatte ja auch noch Räder! Jetzt wollte Herr Wagner erst recht so einen.

»Kann man denn hier mal probeliegen?«, erkundigte er sich forsch bei dem seltsamen Nachbarn aus dem Hotel, der jeden Morgen seinen Laubbläser herumschwang. Völlig besessen von dem Ding war der Mann. Dabei gab es im Moment überhaupt keine Blätter, es war schließlich Sommer. »Oder Probe fahren? Wie viel PS hat der?«

»Probeliegen?« Rosalies Papa starrte erschrocken auf diesen Nachbarsmenschen vor ihm. Wagner oder so hieß er. Der wollte sich in einen Vampirsarg legen? War er völlig übergeschnappt? Sobald sich Menschen in einen Vampirsarg legten, fielen sie sofort in einen Zauberschlaf, aus dem man sie nur mit allergrößter Hexenkunst wieder aufwecken konnte.