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Weihnachten ist ein wundervolles Fest und egal wo man es feiert, es hält immer die Versprechungen einer schönen Zeit. Da fällt es schwer ein favorisiertes Weihnachtsfest zu wählen. So geht es auch unserer Autorin, aber trotzdem entscheidet sie sich dazu, von dem Weihnachten zu erzählen, welches sie in ihrer Kindheit in Schlesien gefeiert hat. Durch ihre Erinnerungen und ihre wunderschöne Erzählweise nimmt sie den Leser mit in jene Zeit und lässt ihn durch ihre Augen sehen.-
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Seitenzahl: 30
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Lise Gast
Ein Kindheits-Weihnachtenin SchlesienvonLise Gast
Saga
Das nächtliche WunderCopyright © 1963, 2019 Lise Gast und SAGA EgmontAll rights reservedISBN: 9788711508817
1. Ebook-Auflage, 2019Format: EPUB 2.0
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SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk
– a part of Egmont www.egmont.com
Ich habe die verschiedensten Weihnachtsabende erlebt, in der Großstadt und in der Kleinstadt, auf dem Lande, in Hütten – auf schlesisch sagt man „Bauden“ –, ja, auch in trostloser Verbannung, einer fürchterlichen Polenkaserne mit zottig bereiften Innenwänden, und schließlich im winzig kleinen Holzhaus am Wald. Weihnachten hat immer und überall gehalten, was es versprach. Niemals, kein einziges Mal und auch in der bittersten Betrübnis nicht, verzagten die wunderbarsten, die heiligsten Worte der Bibel: „Es begab sich aber zu der Zeit . . .“ und immer ging Licht, Trost und Herzenswärme von ihnen aus, so daß man unverzagt ins neue Jahr hinüberging. Denn auch an seinem Ende würde wieder die Heilige, die Weihe-Nacht stehen, die uns die Gewißheit schenkt: Gott wurde Mensch und lebt unter uns.
Welches mein schönstes Weihnachten war? Ich vermag es nicht zu entscheiden. Ich meine nur, am besten feiert man dieses Fest als Kind oder mit Kindern, und am Wald. Je einfacher, desto näher kommt man den Quellen des Lebens, dem Wunder. Auch Christus suchte sich keine Stadt aus, um Mensch zu werden, sondern einen armseligen Stall.
Vielleicht erzählt man deshalb bei uns zu Hause, daß in der Weihnachtsnacht die Tiere sprechen können? Ich habe es immer geglaubt. Tiere waren bei mir stets sehr, sehr wichtig, und sie mußten unbedingt teilhaben an allem Schönen, natürlich auch am liebsten Fest des Jahres. So bescheren wir unsern Vierbeinern noch heute, genau wie ich es damals tat, als ich noch ein Kind war.
Von einem dieser verzauberten Weihnachtsfeste meiner Kindheit will ich erzählen, und zwar von dem, das beinah schief ging, wie wir als Kinder sagten. Wir wohnten damals während des ersten Weltkriegs im Haus meiner Großeltern auf dem Land. Mein Vater, Landsturmmann, wie es in jener Zeit hieß, verbrachte die Kriegsjahre auf Borkum, also in relativer Sicherheit, und so entschloß sich meine Mutter, mit uns Kindern zu den Großeltern zu ziehen, in unser Kinder- und Ferienparadies Camenz. Wir gingen von nun an dort in die Dorfschule, trieben uns nachmittags an der Neiße und im Pilzwald, im Schloßpark und am Mühlgraben herum, kletterten auf Bäume und ritten die Pferde in die Schmiede und in die Schwemme. Diese unsere Kriegsjahre auf dem Dorf waren einzig schön, und ich bin, als wir später wieder in die Stadt zurückzogen, vor Heimweh nach „Zu Hause“ fast vergangen.
Großvater war Arzt. Er fuhr mit dem Pferdewagen zu seinen Kranken, anfangs zweispännig, später mit einem jener halbhohen Panjepferdchen, die der Krieg zu uns heranschwemmte. Oft durften wir mit, mein Bruder oder ich, Großvater kutschierte selbst oder ließ uns die Zügel, und während er bei seinen Patienten war, mußten wir draußen auf das Pferd aufpassen. Auf diese Weise konnte der Kutscher, der kriegsversehrt war und ein lahmes Bein hatte, ein bißchen verschnaufen. Ich fuhr gern mit dem Großvater, den ich heimlich sehr liebte.