Das Parfüm der Dame in Schwarz - Gaston Leroux - E-Book

Das Parfüm der Dame in Schwarz E-Book

Gastón Leroux

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Beschreibung

Ein weiterer Kriminalfall mit dem zwielichtigen Frédéric Larsan und dem Reporter Joseph Rouletabille. Mathilde Stangerson und Robert Darzac, nach den abenteuerlichen Erlebnissen aus "Das Geheimnis des gelben Zimmers" nun frisch verheiratet, fahren zu ihren Freunden Edith und Arthur Rance nach Château d'Hercule. Aber der geheimnisvolle Larsan taucht wieder auf ihrem Weg auf und terrorisiert weiterhin die schöne Mathilde. Rouletabille, unterstützt vom treuen Sainclair, untersucht, wie Larsan es gelungen ist, in das Château einzudringen. Wieder ein Schloss, wieder ein geheimnisvolles Verbrechen, und wieder eine Gruppe von Menschen, von denen jeder der Täter sein könnte. Die Verfilmung von 2005 war in Frankreich ein großer Erfolg. Gaston Louis Alfred Leroux war ein französischer Journalist und Schriftsteller. Weltbekannt ist er vor allem durch seinen Roman "Das Phantom der Oper". Null Papier Verlag

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Gaston Leroux

Das Parfüm der Dame in Schwarz

Gaston Leroux

Das Parfüm der Dame in Schwarz

(Le Parfum de la dame en noir)Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2024Klosterstr. 34 · D-40211 Düsseldorf · [email protected]ßnoten und Übersetzung: Jürgen SchulzeÜbersetzung: Anne-Marie Nauheimer 2. Auflage, ISBN 978-3-962814-96-0

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Inhaltsverzeichnis

Ers­tes Ka­pi­tel – Ein An­fang wie ein Ende

Zwei­tes Ka­pi­tel – Das Par­füm der Dame in Schwarz

Drit­tes Ka­pi­tel – Im Ha­fen von Mar­seil­le

Vier­tes Ka­pi­tel – Pa­nik im Schlaf­wa­gen

Fünf­tes Ka­pi­tel – Der Hen­ker des Mee­res

Sechs­tes Ka­pi­tel – Ge­heim­nis­vol­le Vor­be­rei­tun­gen im Château d’Her­cu­le

Sie­ben­tes Ka­pi­tel – Die un­er­war­te­te An­kunft des »al­ten Bob«

Ach­tes Ka­pi­tel – Der Tag des elf­ten April

Neun­tes Ka­pi­tel – Der An­griff auf den vier­e­cki­gen Turm

Zehn­tes Ka­pi­tel – Der ge­heim­nis­vol­le Tote

Elf­tes Ka­pi­tel – Der Mann im Wand­schrank

Zwölf­tes Ka­pi­tel – Der Kar­tof­fel­sack und ein Seuf­zer in der Nacht

Drei­zehn­tes Ka­pi­tel – Die Ent­de­ckung Aus­tra­li­ens und das Aben­teu­er des al­ten Bob

Vier­zehn­tes Ka­pi­tel – Der Kö­nig der Schre­cken

Fünf­zehn­tes Ka­pi­tel – Der Über­zäh­li­ge

Nach­wort

Dan­ke

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Der Frau­en­mör­der

Eine De­tek­ti­vin

Hem­mungs­los

Der Mann, der zu viel wuss­te

Noch mehr De­tek­tiv­ge­schich­ten

Sher­lock Hol­mes – Samm­lung

Eine Kri­mi­nal­ge­schich­te & Das graue Haus in der Rue Ri­che­lieu

Der Dop­pel­mord in der Rue Morgue

In­di­sche Kri­mi­na­ler­zäh­lun­gen

Kri­mi­nal­ge­schich­ten

und wei­te­re …

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Erstes Kapitel – Ein Anfang wie ein Ende

Am 6. April fand in Pa­ris in der Kir­che Saint Ni­co­las du Car­don­net die Trau­ung von Ro­bert Dar­z­ac und Mat­hil­de Stan­ger­son in al­ler Stil­le statt. Es wa­ren kaum zwei Jah­re ver­flos­sen seit den Er­eig­nis­sen, die ich in dem Bu­che: »Das ge­heim­nis­vol­le Zim­mer« er­zählt habe. Um die Trau­ungs­fei­er­lich­kei­ten ge­heim zu hal­ten, hat­te man eine ab­ge­le­ge­ne Kir­che ge­wählt und nur ein paar Freun­de von Ro­bert Dar­z­ac und Pro­fes­sor Stan­ger­son, auf de­ren Ver­schwie­gen­heit man sich ver­las­sen konn­te, ein­ge­la­den.

Als ich die Kir­che be­trat und die An­we­sen­den mus­ter­te, wun­der­te ich mich, dass Jo­seph Rou­le­ta­bil­le noch nicht da war. Aber er muss­te je­den Au­gen­blick kom­men.

In­zwi­schen nä­her­te ich mich den bei­den Rechts­an­wäl­ten – Ro­bert und Hes­se –, die lei­se ihre Erin­ne­run­gen über die merk­wür­di­gen Be­ge­ben­hei­ten bei dem Ver­sail­ler Pro­zess da­mals aus­tausch­ten, die die be­vor­ste­hen­de Fei­er­lich­keit in ih­nen wie­der wachrief. Rechts­an­walt Ro­bert mein­te, dass selbst der güns­ti­ge Aus­gang des Ver­sail­ler Pro­zes­ses ihn noch nicht über das Schick­sal von Ro­bert Dar­z­ac und Mat­hil­de Stan­ger­son be­ru­higt habe. In Si­cher­heit hielt er sie erst seit der of­fi­zi­ell be­stä­tig­ten Nach­richt von dem Tode ih­res furcht­ba­ren Fein­des Frédéric Lar­san.

Ei­ni­ge Mo­na­te nach der Frei­spre­chung Dar­z­acs näm­lich hat­ten die Zei­tun­gen den Un­ter­gang der »Dor­do­gne«, des Post­damp­fers der Li­nie Ha­vre–New York ge­mel­det. Ein Drei­mas­ter war nachts bei der Neu­fund­land­bank im Ne­bel auf die »Dor­do­gne« ge­sto­ßen und mit sei­nem Vor­der­teil in den Ma­schi­nen­raum des Post­damp­fers ge­drun­gen. Wäh­rend der ken­tern­de Drei­mas­ter ab­ge­trie­ben wur­de, war der Post­damp­fer bin­nen zehn Mi­nu­ten ge­sun­ken. Mit knap­per Not hat­ten etwa drei­ßig Pas­sa­gie­re, de­ren Ka­bi­nen sich auf dem Deck be­fan­den, in die Ret­tungs­boo­te sprin­gen kön­nen. Sie wur­den von ei­nem Fi­scher­boot auf­ge­nom­men, das in St. Ja­cot ein­lief. In den nächs­ten Ta­gen warf der Ozean Hun­der­te von Lei­chen ans Land. Un­ter ih­nen be­fand sich Lar­san. Die Do­ku­men­te, die man in den Klei­dern des To­ten fand, be­wie­sen ein­wand­frei, dass Lar­san tot war.

Mat­hil­de Stan­ger­son war also end­lich be­freit von die­sem aben­teu­er­li­chen Gat­ten, den sie als ganz jun­ges, un­er­fah­re­nes, leicht­gläu­bi­ges Mäd­chen un­ter dem Schut­ze der weit­her­zi­gen ame­ri­ka­ni­schen Ge­set­ze heim­lich ge­hei­ra­tet hat­te. Die­ser ge­fähr­li­che Ver­bre­cher, des­sen wah­rer Name Ball­mey­er in den Ge­richts­sta­tis­ti­ken eine be­rüch­tig­te Rol­le spiel­te, und der sie un­ter dem Na­men Jean Rous­sel ge­hei­ra­tet hat­te, konn­te nun nicht mehr zwi­schen Mat­hil­de und den Mann tre­ten, den sie seit vie­len Jah­ren lieb­te.

In mei­nem be­reits ge­nann­ten Buch habe ich alle Ein­zel­hei­ten die­ses Pro­zes­ses er­zählt. Er war wohl ei­ner der ei­gen­ar­tigs­ten in der Ge­schich­te des Schwur­ge­rich­tes, und er hät­te den tra­gischs­ten Aus­gang für die Fa­mi­lie neh­men kön­nen ohne das Ein­grei­fen von Jo­seph Rou­le­ta­bil­le. Die­ser klei­ne acht­zehn­jäh­ri­ge Jour­na­list war der ein­zi­ge, der hin­ter dem be­rühm­ten Be­am­ten der Si­cher­heits­po­li­zei, Frédéric Lar­san, die Züge von Ball­mey­er ent­deck­te.

Der plötz­li­che Tod die­ses Elen­den schi­en nun aber all den trau­ri­gen Er­eig­nis­sen ein Ende ge­macht zu ha­ben, und er hat­te auch die schnel­le Ge­sun­dung von Mat­hil­de Stan­ger­son zur Fol­ge, de­ren Geis­tes­zu­stand durch die Schre­cken schwer er­schüt­tert ge­we­sen war.

»Se­hen Sie, lie­ber Freund«, sag­te Rechts­an­walt Ro­bert zu sei­nem Kol­le­gen Hes­se, des­sen Bli­cke un­ru­hig in der Kir­che um­her­schweif­ten, »se­hen Sie, man muss im­mer op­ti­mis­tisch sein. Al­les wird wie­der gut – selbst das Un­glück von Fräu­lein Stan­ger­son. Aber warum se­hen Sie sich denn die gan­ze Zeit so um? Wen su­chen Sie? Er­war­ten Sie je­man­den?«

»Ja«, er­wi­der­te Hes­se, »ja. Ich er­war­te Frédéric Lar­san!«

Ro­bert muss­te trotz der Wür­de des Or­tes la­chen. Aber mir war durch­aus nicht zum La­chen zu­mu­te, denn ich konn­te Hes­ses Ge­fühl nur all­zu gut nach­emp­fin­den. Al­ler­dings war ich weit da­von ent­fernt, all das Schreck­li­che vor­aus­zu­se­hen, das uns be­droh­te, aber wenn ich mich in die da­ma­li­ge Si­tua­ti­on zu­rück­ver­set­ze, da ich noch nichts von all dem wuss­te, was ich seit­her er­lebt habe, so ist mir noch die­ses ei­gen­ar­ti­ge Ge­fühl ge­gen­wär­tig, das mich da­mals bei der Er­wäh­nung Lars­ans er­griff.

»Nun, nun, Sain­clair«, flüs­ter­te Ro­bert mir zu, der je­den­falls eine un­will­kür­li­che Be­we­gung von mir auf­ge­fan­gen hat­te. »Sie se­hen doch, dass Hes­se Spaß macht.«

»Wer weiß«, sag­te ich.

Und wie vor­her Hes­se, späh­te auch ich jetzt auf­merk­sam um­her. Lar­san wur­de, als er sich noch Ball­mey­er nann­te, so oft tot­ge­sagt – wer weiß, ob er nicht als Lar­san noch ein­mal auf­er­steht?

»Ah, da ist Rou­le­ta­bil­le«, sag­te Ro­bert, »ich wet­te, dass er sich nicht sol­che Ge­dan­ken macht wie Sie.«

»Aber er sieht sehr bleich aus«, be­merk­te Hes­se.

Der jun­ge Jour­na­list nä­her­te sich uns. Zer­streut drück­te er uns die Hand.

»Gu­ten Tag, Sain­clair! Gu­ten Tag, mei­ne Her­ren! Ich kom­me doch nicht zu spät?«

Mir schi­en, als ob sei­ne Stim­me zit­ter­te. Er ver­ließ uns so­fort, und ich sah, wie er in ei­nem Bet­stuhl nie­der­knie­te. Er hielt sein Ge­sicht, das in der Tat au­ßer­or­dent­lich bleich war, in den Hän­den ver­bor­gen und schi­en zu be­ten. Dann sah ich, wie er sich wie­der er­hob und sich in den Schat­ten ei­nes Pfei­lers zu­rück­zog. Ich folg­te ihm nicht, denn ich be­merk­te, dass er al­lein sein woll­te.

In die­sem Au­gen­blick be­trat Mat­hil­de Stan­ger­son am Arm ih­res Va­ters die Kir­che. Ro­bert Dar­z­ac schritt hin­ter ihr. Wie ver­än­dert sie wa­ren! Das Dra­ma von Glan­dier hat­te sie mit all­zu schmerz­haf­tem Griff ge­packt. Wes­sen ich mich ge­nau ent­sin­ne, das ist der selt­sa­me Aus­druck, den ihre Au­gen an­nah­men, als sie den nicht zwi­schen uns sah, den sie such­te. Sie schi­en erst ihre Ruhe und Selbst­be­herr­schung wie­der­zu­fin­den, als sie end­lich Rou­le­ta­bil­le hin­ter ei­nem Pfei­ler ent­deck­te. Sie lä­chel­te ihm zu, dann auch uns.

»Sie hat im­mer noch die­sen irr­sin­ni­gen Blick!«

Ich wand­te mich rasch um. Wer hat­te die­se ab­scheu­li­chen Wor­te ge­sagt? Es war Bri­gnol­les, ein weit­läu­fi­ger Ver­wand­ter Dar­z­acs, ein un­sym­pa­thi­scher Bur­sche, der durch die Für­spra­che Ro­bert Dar­z­acs die Stel­le sei­nes As­sis­ten­ten in dem La­bo­ra­to­ri­um der Sor­bonne er­hal­ten hat­te.

Au­ßer ihm kann­ten wir kei­ne Ver­wand­ten von Ro­bert Dar­z­ac, des­sen Fa­mi­lie aus dem Sü­den stamm­te. Er hat­te schon früh sei­ne El­tern ver­lo­ren, be­saß kei­ne Ge­schwis­ter und hat­te kei­ner­lei Ver­bin­dung mehr mit sei­ner Hei­mat.

Vor ei­nem Jahr etwa hat­te er sei­nen Schü­lern Bri­gnol­les vor­ge­stellt. Er war ge­ra­de­wegs aus Aix ge­kom­men, wo er eine Stel­le als La­bo­ra­to­ri­um­sas­sis­tent in­ne­ge­habt hat­te, aber we­gen ir­gend­ei­nes Dis­zi­pli­nar­ver­ge­hens plötz­lich auf die Stra­ße ge­setzt wor­den war. Da­mals hat­te er sich recht­zei­tig sei­ner Ver­wandt­schaft mit Dar­z­ac er­in­nert. Er war di­rekt nach Pa­ris ge­fah­ren und hat­te es so gut ver­stan­den, das Herz des jun­gen Pro­fes­sors zu rüh­ren und sein Mit­leid zu er­re­gen, dass die­ser sei­ne An­stel­lung durch­setz­te.

Zu je­ner Zeit stand es mit der Ge­sund­heit Dar­z­acs nicht ge­ra­de güns­tig. Die Rück­wir­kun­gen der furcht­ba­ren Auf­re­gun­gen des Pro­zes­ses mach­ten sich gel­tend, aber man hoff­te, dass die von den Ärz­ten in Aus­sicht ge­stell­te Hei­lung Mat­hil­des und die bal­di­ge Hei­rat einen gu­ten Ein­fluss auf sei­nen Zu­stand ha­ben wür­den. Wir muss­ten je­doch lei­der im Ge­gen­teil fest­stel­len, dass seit der An­kunft Bri­gnol­les, von des­sen Hil­fe Dar­z­ac doch eine Ent­las­tung er­hofft hat­te, sei­ne Schwä­che sich noch ver­mehr­te.

Über­haupt schi­en ihm Bri­gnol­les kein Glück zu brin­gen. Zwei­mal hin­ter­ein­an­der gab es beim Ex­pe­ri­men­tie­ren Un­fäl­le. Das ers­te Mal platz­te eine Geiß­ler­sche Röh­re, de­ren Sp­lit­ter Dar­z­ac ernst­lich hät­ten ver­let­zen kön­nen, statt des­sen aber Bri­gnol­les an den Hän­den Ver­wun­dun­gen bei­brach­ten; das nächs­te Mal ex­plo­dier­te eine klei­ne Spi­ri­tus­lam­pe, über die sich Dar­z­ac ge­ra­de ge­beugt hat­te. Die Flam­men hät­ten ihm das Ge­sicht ver­bren­nen kön­nen, glück­li­cher­wei­se ver­seng­ten sie ihm nur die Wim­pern. Es stell­ten sich da­durch aber Seh­stö­run­gen ein, so­dass sei­ne Au­gen das Ta­ges­licht nur mehr schlecht er­tru­gen.

Seit den rät­sel­haf­ten Er­eig­nis­sen von Glan­dier be­fand ich mich in ei­nem Geis­tes­zu­stand, der mich hin­ter den ein­fachs­ten Be­ge­ben­hei­ten et­was Über­na­tür­li­ches ver­mu­ten ließ. Der letz­te Un­fall ge­sch­ah in mei­ner Ge­gen­wart, als ich ge­ra­de Dar­z­ac zur Uni­ver­si­tät ab­ho­len woll­te. Ich brach­te un­sern Freund zu ei­nem Arzt, nach­dem ich Bri­gnol­les’ Beglei­tung, die er uns an­bot, kurz zu­rück­ge­wie­sen hat­te.

Un­ter­wegs frag­te mich Dar­z­ac, warum ich den ar­men Bri­gnol­les so schlecht be­han­delt hät­te. Ich sag­te ihm, dass ich den Bur­schen ers­tens nicht lei­den kön­ne, weil sei­ne Ma­nie­ren mir nicht ge­fie­len, und zwei­tens, weil er mei­ner An­sicht nach an dem Un­fall schuld sei. Dar­z­ac woll­te mei­ne Be­weis­grün­de da­für wis­sen, und als ich ihm kei­ne ge­ben konn­te, lach­te er mich aus. Aber er lach­te nicht mehr, als der Dok­tor ihm sag­te, er hät­te leicht sein Au­gen­licht ein­bü­ßen kön­nen, und es sei ein Wun­der, dass er so gut da­von­ge­kom­men sei.

Die Un­ru­he, die Bri­gnol­les in mir er­weck­te, war si­cher lä­cher­lich, denn die Un­fäl­le wie­der­hol­ten sich nicht. Aber den­noch – ich habe nun ein­mal eine Vor­ein­ge­nom­men­heit ge­gen ihn, und ich schrieb es ihm al­lein zu, dass die Ge­sund­heit Dar­z­acs sich nicht bes­sern woll­te. Zu Be­ginn des Win­ters hus­te­te Dar­z­ac so stark, dass wir alle ihn ba­ten, Ur­laub zu neh­men, um sich im Sü­den gründ­lich zu er­ho­len. Die Ärz­te rie­ten ihm zu ei­nem Auf­ent­halt in San Remo. Er füg­te sich schließ­lich, und acht Tage nach sei­ner Abrei­se schrieb er uns, dass er sich schon viel woh­ler füh­le.

Er blieb vier Mo­na­te dort und kam fast völ­lig ge­heilt zu­rück. Nur sei­ne Au­gen wa­ren noch schwach und be­durf­ten größ­ter Scho­nung. Rou­le­ta­bil­le und ich wa­ren über­ein­ge­kom­men, Bri­gnol­les scharf zu be­ob­ach­ten, und wa­ren da­her sehr froh, als wir hör­ten, dass die Hoch­zeit so­fort statt­fin­den soll­te, und Dar­z­ac mit sei­ner Frau eine große Rei­se ma­chen wür­de, die ihn lan­ge Zeit fern­hal­ten wür­de von Pa­ris und – von Bri­gnol­les.

Und nun war Dar­z­ac end­lich am Ziel! Aber erst hier in der Kir­che hat­ten wir zum ers­ten Male einen rich­ti­gen Ein­druck von sei­nem Glück, denn in der kur­z­en Zeit, die zwi­schen sei­ner Rück­kehr und sei­ner Hoch­zeit lag, hat­ten wir ihn kaum ge­se­hen. Er schi­en wie um­ge­wan­delt. Mit be­rech­tig­tem Stolz trug er sei­ne leicht ge­beug­te Ge­stalt hö­her auf­ge­rich­tet, es war, als ob das Glück ihn grö­ßer und schö­ner er­schei­nen ließ.

»Gott sei Dank, dass wir so­weit sind«, seufz­te Rechts­an­walt Hes­se, als wir die Sa­kris­tei durch­schrit­ten, »ich atme auf.«

»Wa­rum denn?« frag­te Rechts­an­walt Ro­bert.

Und Hes­se ge­stand ihm, dass er bis zur letz­ten Mi­nu­te ge­fürch­tet hät­te, dass der Ver­stor­be­ne doch noch auf­tau­chen wür­de.

»Was wol­len Sie?« sag­te er zu sei­nem Kol­le­gen. »Ich kann mir nun ein­mal nicht vor­stel­len, dass Frédéric Lar­san wirk­lich tot ist.«

Wir wa­ren alle – etwa zehn Per­so­nen – jetzt in der Sa­kris­tei ver­sam­melt. Wäh­rend die Zeu­gen den Trau­akt un­ter­schrie­ben, gra­tu­lier­ten die an­de­ren den Neu­ver­mähl­ten. Die Sa­kris­tei war noch dunk­ler als die Kir­che selbst, und ich glaub­te zu­erst, die­se Dun­kel­heit sei schuld, dass ich Rou­le­ta­bil­le nir­gends sah. Aber der Raum war zu klein, als dass ich ihn hät­te über­se­hen kön­nen. Da Mat­hil­de schon zwei­mal nach ihm ge­fragt hat­te, bat mich Ro­bert Dar­z­ac, ihn zu su­chen. Ich ging, aber ich kehr­te, ohne ihn ge­fun­den zu ha­ben, zur Sa­kris­tei zu­rück.

»Das ist son­der­bar«, mein­te Dar­z­ac, »und un­er­klär­lich. Sind Sie si­cher, sich über­all um­ge­se­hen zu ha­ben? Er sitzt viel­leicht in ir­gend­ei­nem Win­kel und träumt.«

»Ich habe ihn über­all ge­sucht und so­gar ge­ru­fen«, er­wi­der­te ich.

Aber Dar­z­ac gab sich nicht mit mei­ner Aus­kunft zu­frie­den. Er be­gab sich selbst auf die Su­che und hat­te mehr Glück als ich. Von ei­nem an der Kir­chen­tür ste­hen­den Bett­ler er­fuhr er, dass ein jun­ger Mann, der nie­mand an­ders als Rou­le­ta­bil­le sein konn­te, vor ei­ni­gen Mi­nu­ten die Kir­che ver­las­sen hät­te und in ei­ner Drosch­ke fort­ge­fah­ren sei. Sei­ne jun­ge Frau war über die­se Nach­richt un­be­schreib­lich nie­der­ge­schla­gen.

Sie rief mich zu sich: »Sie wis­sen doch, mein lie­ber Herr Sain­clair«, sag­te sie, »dass wir in zwei Stun­den vom Lyo­ner Bahn­hof ab­rei­sen. Su­chen Sie doch un­se­ren jun­gen Freund und brin­gen Sie ihn mir. Sa­gen Sie ihm, wie sehr mich sein son­der­ba­res We­sen be­un­ru­higt.«

»Ver­las­sen Sie sich auf mich«, sag­te ich. Und un­ver­züg­lich mach­te ich mich auf, Rou­le­ta­bil­le zu su­chen. Aber ich kam wie­der un­ver­rich­te­ter Sa­che auf den Bahn­hof. We­der in sei­ner Woh­nung noch in der Zei­tung, noch im Café, das er aus Be­rufs­grün­den um die­se Ta­ges­zeit zu be­su­chen pfleg­te, hat­te ich ihn ent­de­cken kön­nen. Nie­mand wuss­te mir Aus­kunft zu ge­ben, wo er zu fin­den sein könn­te.

Auf dem Bahn­steig traf ich zu­erst Dar­z­ac, der mit der Be­sor­gung des Ge­päcks und der Plät­ze be­schäf­tigt war, Pro­fes­sor Stan­ger­son, der ei­ni­ge Zeit in Nieu­ton bei sei­nem As­sis­ten­ten Ar­thur Ran­ce ver­brin­gen woll­te, soll­te bis Di­jon mit dem jun­gen Ehe­paar fah­ren. Die­ses be­ab­sich­tig­te dann, von dort aus al­lein sei­ne Rei­se über Cu­loz und den Mont Ce­nis fort­zu­set­zen.

Dar­z­ac war sehr be­trübt über mei­ne Nach­richt und bat mich, sie selbst sei­ner Frau zu über­brin­gen. Sie be­gann zu wei­nen, und als ich ihr trös­tend sag­te, Rou­le­ta­bil­le wür­de si­cher noch vor Ab­gang des Zu­ges ein­tref­fen, schüt­tel­te sie den Kopf:

»Nein, nein! Er kommt nicht mehr!«

Und sie stieg in ihr Ab­teil. –

Es wa­ren noch drei Mi­nu­ten bis zur Ab­fahrt des Zu­ges. Ob­wohl wir fast die Hoff­nung auf­ge­ge­ben hat­ten, dass Rou­le­ta­bil­le noch käme, späh­ten wir den­noch prü­fend den Bahn­steig ent­lang, ob nicht doch noch un­ter den her­bei­ei­len­den Nach­züg­lern das Ge­sicht un­se­res jun­gen Freun­des auf­tau­chen wür­de. Schon hör­te man das Knal­len zu­schla­gen­der Tü­ren, die kur­z­en Auf­for­de­run­gen der Bahn­hofs­be­am­ten: »Al­les ein­stei­gen«, das scharf pfei­fen­de Ab­fahrts­si­gnal, das Fau­chen der Lo­ko­mo­ti­ve … und der Zug setz­te sich in Be­we­gung.

Kein Rou­le­ta­bil­le hat­te sich se­hen las­sen. Wir wa­ren so be­trübt und zu­gleich so be­küm­mert, dass wir da­stan­den und Frau Dar­z­ac an­starr­ten, ohne dar­an zu den­ken, uns von ihr zu ver­ab­schie­den. Sie warf noch ein­mal einen lan­gen Blick auf den Bahn­steig, und als der Zug schnel­ler zu fah­ren be­gann und ihr jede Hoff­nung schwand, ih­ren jun­gen Freund vor der Abrei­se noch ein­mal zu se­hen, reich­te sie mir einen Brief durch das Fens­ter.

»Für ihn«, sag­te sie. »Le­ben Sie wohl, lie­ber Freund! Hof­fent­lich auf Wie­der­se­hen!« –

Als ich den Bahn­hof ver­ließ, fühl­te ich mich von ei­ner ei­gen­ar­ti­gen Trau­rig­keit be­fal­len, de­ren Ur­sa­che ich mir nicht recht er­klä­ren konn­te.

All die Lau­nen, Gril­len und Wun­der­lich­kei­ten Rou­le­ta­bil­les im Lau­fe die­ser zwei Jah­re ka­men mir in den Sinn, aber sie ga­ben mir kei­ner­lei Auf­klä­rung über sein ei­gen­ar­ti­ges Be­neh­men von heu­te. Wo steck­te Rou­le­ta­bil­le? Ich nahm den Weg nach sei­ner Woh­nung auf dem Bou­le­vard St. Mi­chel, in­dem ich mir sag­te, dass, wenn ich ihn nicht an­tref­fen wür­de, ich we­nigs­tens den Brief von Frau Dar­z­ac dort las­sen könn­te. Wie groß war aber mei­ne Ver­blüf­fung, als ich im Haus­flur mei­nen Die­ner sah, der mei­nen ei­ge­nen Kof­fer in der Hand trug.

Ich frag­te ihn, was dies zu be­deu­ten habe. Das wis­se er nicht, ant­wor­te­te er, ich müs­se Herrn Rou­le­ta­bil­le fra­gen. Nun stell­te sich her­aus, dass, wäh­rend ich Rou­le­ta­bil­le über­all ge­sucht hat­te – au­ßer na­tür­lich bei mir –, er in mei­ne Woh­nung ge­gan­gen war, sich dort von mei­nem Die­ner einen Kof­fer hat­te ge­ben las­sen, in den er al­les hin­ein­ge­packt hat­te, was ein an­stän­di­ger Mensch auf ei­ner vier- bis fünf­tä­gi­gen Rei­se braucht. Da­rauf hat­te er mei­nem Esel von Die­ner be­foh­len, dies Ge­päck in ei­ner Stun­de in sei­ne Woh­nung zu tra­gen – und da war er nun!

In ei­nem Sprung war ich in Rou­le­ta­bil­les Zim­mer und fand ihn da­mit be­schäf­tigt, sei­nen Kof­fer zu pa­cken. Vor der Been­di­gung die­ser Ar­beit war aus Rou­le­ta­bil­le nichts her­aus­zu­krie­gen, denn in den klei­nen Din­gen des täg­li­chen Le­bens war er un­ge­mein pe­dan­tisch, und trotz sei­ner be­schei­de­nen Ein­künf­te hielt er sehr auf Kor­rekt­heit und hass­te al­les, was an Bo­he­me streif­te.

End­lich ge­ruh­te er, mir zu ver­kün­den, dass wir zu­sam­men »in Fe­ri­en ge­hen wür­den«, und zwar wür­den wir, da ich frei sei und sei­ne Zei­tung L’E­po­que ihm drei Tage Ur­laub ge­ge­ben hät­te, die Os­ter­fei­er­ta­ge »am Meer« ver­brin­gen. Ich gab ihm gar kei­ne Ant­wort, so ent­rüs­tet war ich über sein Be­neh­men. Welch blöd­sin­ni­ge Idee, um die­se Jah­res­zeit ans Meer zu ge­hen, wo die Früh­lings­mo­na­te oft käl­ter und un­freund­li­cher sind als der Win­ter! Aber Rou­le­ta­bil­le schi­en sich über mein Schwei­gen nicht ge­ra­de auf­zu­re­gen. Er nahm mei­nen Kof­fer in die eine Hand, den sei­nen in die an­de­re, lief mir vor­an die Trep­pe hin­un­ter und ließ mich un­ten in eine Drosch­ke ein­stei­gen, die vor dem Hau­se war­te­te. Eine hal­be Stun­de spä­ter be­fan­den wir uns in ei­nem Ab­teil ers­ter Klas­se in dem Zuge, der über Amiens nach Tré­port fährt.

Als wir in den Bahn­hof von Creil ein­fuh­ren, sag­te Rou­le­ta­bil­le end­lich:

»Wa­rum gibst du mir nicht den Brief, den du für mich hast?«

Ich sah ihn an. Er wuss­te also, wie sehr es Frau Dar­z­ac schmerz­te, ihn bei ih­rer Ab­fahrt nicht mehr ge­se­hen zu ha­ben, und dass sie ihm schrei­ben wür­de.

»Weil du ihn nicht ver­dienst«, gab ich ihm zur Ant­wort.

Und ich mach­te ihm bit­te­re Vor­wür­fe, auf die er je­doch nicht acht­gab. Er ver­such­te nicht ein­mal, sich zu ver­tei­di­gen, und das mach­te mich noch zor­ni­ger. Schließ­lich gab ich ihm den Brief. Er nahm ihn, führ­te ihn an sein Ge­sicht und at­me­te sein zar­tes Par­füm ein. Als er sich von mir be­ob­ach­tet sah, run­zel­te er die Brau­en, um hin­ter die­ser Mie­ne sei­ne große Er­re­gung zu ver­ber­gen, und lehn­te sei­ne Stirn an die Fens­ter­schei­be, als sei er in ein gründ­li­ches Stu­di­um der Land­schaft ver­sun­ken.

»Wa­rum liest du ihn denn nicht?« frag­te ich.

»Nein«, sag­te er, »hier nicht, erst wenn wir dort sind.«

Nach ei­ner sechs­stün­di­gen end­lo­sen Fahrt ka­men wir in Tré­port an. Es war stock­fins­te­re Nacht und ein Hun­de­wet­ter. Wir fro­ren und der See­wind feg­te über den ver­öde­ten Bahn­steig. Vor dem Bahn­hof war na­tür­lich kein Wa­gen zu se­hen. Ein paar Lam­pen war­fen ih­ren zit­tern­den Schein über die großen Re­gen­la­chen, in die wir um die Wet­te hin­ein­patsch­ten. Wenn wir nicht in das schwar­ze Loch des Ha­fens fie­len, kam es nur da­her, weil das Geräusch der Flut, das aus der Tie­fe auf­stieg, uns vor der Ge­fahr warn­te.

Ich ging schimp­fend hin­ter Rou­le­ta­bil­le her, der Mühe hat­te, uns durch die feuch­te Dun­kel­heit den Weg zu bah­nen. Den­noch schi­en er den Ort gut zu ken­nen, denn wir er­reich­ten rasch und ohne Um­we­ge das ein­zi­ge zu die­ser Jah­res­zeit ge­öff­ne­te Ho­tel am Strand. Rou­le­ta­bil­le be­stell­te so­fort ein war­mes Abendes­sen, denn wir wa­ren durch­fro­ren und mords­hung­rig.

»Nun also«, be­gann ich, »wirst du end­lich ge­ru­hen, mir mit­zu­tei­len, was wir an die­sem Ort zu su­chen ha­ben au­ßer Rheu­ma­tis­mus und Lun­gen­ent­zün­dung?«

Denn Rou­le­ta­bil­le hus­te­te schon.

»Ich will es dir sa­gen. Wir wol­len das Par­füm der Dame in Schwarz su­chen.« –

Am nächs­ten Mor­gen stand Rou­le­ta­bil­le an mei­nem Bett und weck­te mich. Ich sah in ein ent­setz­tes Ge­sicht. Er reich­te mir ein Te­le­gramm, das von Bourg kam und ihm von Pa­ris hier­her nach­ge­schickt wor­den war. Ich las:

»Kom­met un­ver­züg­lich. Ge­ben un­se­re Ori­ent­rei­se auf. Wol­len Stan­ger­son in Men­to­ne1 wie­der­tref­fen. Hal­tet die­se De­pe­sche ge­heim. Nie­mand be­un­ru­hi­gen! Kom­met un­ter ir­gend­ei­nem Vor­wand – aber schnell!

Dar­z­ac.«

fran­zö­si­sche Küs­ten­stadt, di­rekt an der Gren­ze zu Ita­li­en  <<<

Zweites Kapitel – Das Parfüm der Dame in Schwarz

»Da ha­ben wir’s« rief ich, »das wun­dert mich üb­ri­gens nicht.«

»Du hast also nicht an sei­nen Tod ge­glaubt?« frag­te Rou­le­ta­bil­le auf­ge­regt.

»Nein«, ant­wor­te­te ich. »Er hat­te so viel In­ter­es­se dar­an, für tot zu gel­ten, dass es ihm auf das Op­fer von ein paar Pa­pie­ren bei dem Un­ter­gang der Dor­do­gne nicht an­kom­men durf­te. Aber was hast du, mein Lie­ber, bist du krank?«

Rou­le­ta­bil­le war in einen Stuhl ge­sun­ken. Mit fast zit­tern­der Stim­me ver­trau­te er mir an, dass auch er erst wirk­lich an Lars­ans Tod ge­glaubt habe, als die Trau­ung end­gül­tig voll­zo­gen war. Er glaub­te näm­lich fest, dass, wenn Lar­san am Le­ben wäre, er nie­mals die­se Hei­rat zwi­schen Mat­hil­de und Dar­z­ac zu­ge­las­sen hät­te. Er hät­te sich ja nur zu zei­gen brau­chen, um sie zu hin­ter­trei­ben. Und dies hät­te er auch be­stimmt ge­tan, trotz al­ler Ge­fahr, die ihm da­bei ge­droht hät­te – so si­cher wäre er sei­nes Er­fol­ges ge­we­sen. Denn er kann­te Mat­hil­des re­li­gi­öse Ge­füh­le und wuss­te, dass sie nie ein­ge­wil­ligt hät­te, ihr Schick­sal an das ei­nes an­de­ren Man­nes zu bin­den, so­lan­ge der ers­te noch am Le­ben war – selbst wenn sie durch mensch­li­chen Rich­ter­spruch von die­sem ge­schie­den war. Es wäre ver­geb­lich ge­we­sen, ihr zu be­wei­sen, dass nach dem fran­zö­si­schen Ge­setz die­se ers­te Ehe un­gül­tig war; in ih­ren Au­gen war es nun ein­mal ein hei­li­ges Ge­lüb­de, das sie für im­mer zur Frau ei­nes Ver­bre­chers ge­macht hat­te.

Rou­le­ta­bil­le wisch­te sich den Schweiß von der Stirn. »Und jetzt soll­te er bis nach der Trau­ung ge­war­tet ha­ben, bis ein paar Stun­den nach der Trau­ung, um wie­der auf­zut­au­chen?« rief er. »Denn nicht wahr, Sain­clair, du glaubst doch auch, dass die De­pe­sche von Dar­z­ac nichts an­de­res be­deu­ten kann, als dass der an­de­re wie­der da ist?«

»Es hat den An­schein. Aber Dar­z­ac hat sich viel­leicht ge­irrt.«

»Dar­z­ac ist doch kein Kind, das sich fürch­tet. Im­mer­hin, wir wol­len hof­fen, dass er sich ge­irrt hat. Es wäre ja zu schreck­lich! Nicht wahr, Sain­clair, es ist im­mer­hin mög­lich, dass er sich ge­irrt hat? Es wäre grau­en­haft, zu grau­en­haft!«

Nie­mals, selbst in den schlimms­ten Au­gen­bli­cken in Glan­dier, hat­te ich Rou­le­ta­bil­le so auf­ge­regt ge­se­hen. Ich such­te ihn zu be­ru­hi­gen, in­dem ich ihm vor­stell­te, wie un­ver­nünf­tig es sei, sich so auf­zu­re­gen, nur auf ein Te­le­gramm hin, das doch gar nichts be­wei­se und viel­leicht nur auf ei­ner Ein­bil­dung be­ru­he. Noch dazu jetzt, wo wir alle un­se­re Kalt­blü­tig­keit nö­tig hät­ten, dür­fe man sich doch nicht auf so un­ver­zeih­li­che Wei­se ge­hen las­sen.

»Un­ver­zeih­lich, Sain­clair? Wenn du wüss­test! – Aber du sollst al­les er­fah­ren! – Wa­rum ist er nicht tot?«

»Wer sagt dir denn, dass er es nicht ist?«

»Höre Sain­clair, du sollst al­les er­fah­ren – du sollst al­les wis­sen, was ich weiß, und es wird dich eben­so er­schüt­tern wie mich selbst.«

Aber an­statt zu er­zäh­len, be­schränk­te er sich dar­auf, im Fahr­plan zu blät­tern.

»Wir fah­ren um ein Uhr«, sag­te er, »es gibt jetzt im Win­ter kei­nen di­rek­ten Zug zwi­schen Eu und Pa­ris, wir wer­den also erst um sie­ben Uhr in Pa­ris sein. Dort ha­ben wir reich­lich Zeit, un­se­re Kof­fer zu pa­cken, und neh­men dann auf dem Lyo­ner Bahn­hof den Neun-Uhr-Zug nach Mar­seil­le und Men­to­ne.«

Er frag­te mich nicht ein­mal, ob ich da­mit ein­ver­stan­den sei. Er schlepp­te mich ein­fach nach Men­to­ne, wie er mich nach Tré­port ge­schleppt hat­te. Er wuss­te nur zu gut, dass ich ihm un­ter den ge­ge­be­nen Ver­hält­nis­sen nichts ab­schla­gen konn­te. Üb­ri­gens war er in ei­nem sol­chen Zu­stan­de, dass ich ihn auf kei­nen Fall al­lein ge­las­sen hät­te. Au­ßer­dem wa­ren Ge­richts­fe­ri­en, so­dass ich be­ruf­lich nicht be­hin­dert war.

»Wir fah­ren also nach Eu?« frag­te ich.

»Ja, wir neh­men dann von dort aus den Zug nach Pa­ris. Es ist höchs­tens eine hal­be Stun­de Wa­gen­fahrt von Tré­port nach Eu.«

»Das war kein all­zu lan­ger Auf­ent­halt in die­ser Ge­gend«, sag­te ich.

»Lan­ge ge­nug, hof­fent­lich, für das, was ich hier such­te.«

Ich dach­te an das Par­füm der Dame in Schwarz und schwieg. Hat­te er mir nicht ge­sagt, dass ich al­les er­fah­ren soll­te?

Er führ­te mich auf die Mole. Der Wind blies so stark, dass wir hin­ter dem Leucht­turm Schutz su­chen muss­ten.

»Hier habe ich sie zum letz­ten Mal ge­se­hen«, sag­te er end­lich und deu­te­te auf die Bank von Stein. »Hier sa­ßen wir, und sie hat mich um­armt und ge­küsst. Ich war noch ganz klein, neun Jah­re alt. Sie sag­te mir, ich sol­le auf der Bank sit­zen blei­ben, und dann ist sie fort­ge­gan­gen. Es war Abend, ein Som­mer­abend, am Tage war die Preis­ver­tei­lung ge­we­sen. Sie war nicht da­bei, aber ich wuss­te, dass sie am Abend kom­men wür­de. Ein Abend vol­ler Ster­ne war’s, so hell, dass ich hoff­te, einen Au­gen­blick ihre Ge­sichts­zü­ge un­ter­schei­den zu kön­nen. Aber sie zog ih­ren Schlei­er wie­der dicht zu­sam­men und seufz­te. Dann ist sie fort­ge­gan­gen. Ich habe sie nie wie­der­ge­se­hen.«

»Und du, mein Freund?«

»Ich?«

»Ja, was hast du ge­macht? Bist du noch lan­ge auf der Bank ge­blie­ben?«

»Ich hät­te es ger­ne ge­tan. Aber der Kut­scher kam, um mich ab­zu­ho­len, und ich muss­te heim.«

»Heim? Wo­hin denn?«

»Nun, in die Schu­le na­tür­lich.«

»Ist denn eine Schu­le in Tré­port?«

»Nein, aber in Eu. Ich bin in Eu in die Schu­le ge­gan­gen.« Er mach­te mir ein Zei­chen, ihm zu fol­gen.

»Wir wol­len hin­ge­hen«, sag­te er. –

Eine hal­be Stun­de spä­ter wa­ren wir in Eu. Der Wa­gen roll­te über das holp­ri­ge Pflas­ter des öden Markt­plat­zes. Wir stie­gen aus. Über den Dä­chern des aus­ge­stor­be­nen Städt­chens hör­te man eine Uhr schla­gen. »Die Schul­uhr«, sag­te Rou­le­ta­bil­le. Er zog mich durch eine enge Gas­se, und ich fühl­te sei­ne fie­ber­hei­ße Hand. Bald stan­den wir vor der stei­ner­nen, halb­kreis­för­mi­gen Ein­gangs­pfor­te ei­ner klei­nen Kir­che im je­sui­ti­schen Stil. »Die Ka­pel­le der Schu­le«, sag­te lei­se der jun­ge Mann.

Sie war leer. Wir gin­gen schnell hin­durch. Rou­le­ta­bil­le stieß eine klei­ne Sei­ten­tür auf, die un­ter eine Art von Wet­ter­dach führ­te.

»Das ist gut ge­gan­gen«, sag­te er lei­se, »auf die­se Wei­se kom­men wir ins Ge­bäu­de hin­ein, ohne dass uns der Pfört­ner sieht. Va­ter Si­mon wür­de mich si­cher wie­der­er­ken­nen.«

»Wäre das denn so schlimm?«

In die­sem Au­gen­blick ging ein Mann vorn an dem Wet­ter­dach vor­bei, bar­haupt, einen Bund Schlüs­sel in der Hand. Rou­le­ta­bil­le drück­te sich tiefer in den Schat­ten.

»Da ist Va­ter Si­mon. Wie alt er ge­wor­den ist! Er hat fast kei­ne Haa­re mehr. Gib acht! Um die­se Zeit fegt er den Ar­beits­raum der Klei­nen. Alle sind jetzt in ih­ren Klas­sen. Da wer­den wir un­ge­stört sein. Aber halt, da kommt Va­ter Si­mon zu­rück!«

Als er wie­der vor­bei war, ge­lang es uns, einen klei­nen, gar­ten­ar­ti­gen Hof zu er­rei­chen, wo wir, hin­ter ei­ni­gen Bü­schen ver­steckt, be­quem Um­schau hal­ten konn­ten auf die wei­ten Höfe und die Ge­bäu­de der An­stalt.

Rou­le­ta­bil­le pack­te mich am Arm.

»Siehst du, Sain­clair, dort, das ist die Tür der un­te­ren Klas­se. Wie oft bin ich als Kind dort hin­durch­ge­gan­gen! Aber nie­mals in so se­li­gem Ge­fühl, als wenn Va­ter Si­mon mich in den Empfangs­saal hol­te, wo mich die Dame in Schwarz er­war­te­te. – Wenn man nur den Empfangs­saal nicht ver­än­dert hat.«

Und er streck­te den Kopf vor.

»Nein, nein, sieh, das ist das Empfangs­zim­mer, ne­ben der Wöl­bung, die ers­te Tür rechts, da­hin kam sie. Wir ge­hen hin­ein, so­bald Va­ter Si­mon vor­über ist.

Ich glau­be, ich wer­de ver­rückt, toll, nicht wahr? Aber ich kann nichts da­für. Der Ge­dan­ke, dass ich den Empfangs­saal wie­der­se­hen soll, wo sie mich er­war­te­te. Ich leb­te ja nur in der Hoff­nung, sie zu se­hen, und wenn sie fort war, ver­fiel ich je­des Mal in eine so tie­fe Verzweif­lung, dass man für mei­ne Ge­sund­heit fürch­te­te. Man konn­te mich nur aus mei­ner Stumpf­heit auf­rüt­teln, in­dem man mir vor­stell­te, dass sie mich nicht wie­der­se­hen kön­ne, wenn ich krank wür­de. Bis zu ih­rem nächs­ten Be­such blieb mir nur die Erin­ne­rung an sie und ihr Par­füm. Da ich ihr lie­bes Ge­sicht nie ge­se­hen habe, nur ihr Par­füm, wenn sie mich in die Arme nahm, gie­rig ein­sog, leb­te ich we­ni­ger von ih­rem Bild als von ih­rem Duft. An den Ta­gen nach ih­rem Be­such stahl ich mich wäh­rend der Pau­sen heim­lich in den lee­ren Empfangs­saal und at­me­te an­dachts­voll die Luft ein, und ich ging hin­aus, das Herz voll von Wohl­ge­ruch. Es war das zar­tes­te, das feins­te und da­bei das na­tür­lichs­te Par­füm der Welt. Ich dach­te nicht, dass es mir je im Le­ben wie­der be­geg­nen wür­de – ja, bis da­mals – er­in­nerst du dich noch, Sain­clair, bis zu dem Ball im Elysée.«

»Da­mals, als du Mat­hil­de Stan­ger­son ken­nen­lern­test?«

»Ja«, ant­wor­te­te er mit zit­tern­der Stim­me.

Wenn ich da­mals ge­wusst hät­te, dass die Toch­ter Stan­ger­sons ein Kind aus ers­ter Ehe ge­habt hat­te, einen Kna­ben, der im Al­ter Rou­le­ta­bil­les ge­we­sen wäre, wenn er noch leb­te, so hät­te mir die­se Rei­se Auf­klä­rung ge­ge­ben, und ich hät­te sei­ne Er­re­gung, sei­nen Schmerz, sei­ne selt­sa­me Ver­wir­rung ver­stan­den, und hät­te be­grif­fen, warum er den Na­men Mat­hil­de Stan­ger­son so selt­sam be­ton­te, ge­ra­de in der Schu­le, in der ihn einst die Dame in Schwarz be­such­te.

Wir schwie­gen bei­de. Schließ­lich wag­te ich die Stil­le zu un­ter­bre­chen.

»Und du hast nie­mals er­fah­ren, warum die Dame in Schwarz nicht wie­der­ge­kom­men ist?«

»Oh«, sag­te Rou­le­ta­bil­le, »ich bin über­zeugt, dass sie wie­der­ge­kom­men ist. Aber da war ich nicht mehr dort.«

»Wer hat dich denn ab­ge­holt?«

»Nie­mand! Ich bin fort­ge­lau­fen.«

»Wa­rum? Um sie zu su­chen?«

»Nein, um vor ihr zu flie­hen.«

»Wie un­glück­lich muss sie ge­we­sen sein, als sie dich nicht mehr fand.«

Rou­le­ta­bil­le schüt­tel­te trau­rig den Kopf.

»Wie kann ich das wis­sen? Aber still! Da ist Va­ter Si­mon. So, jetzt ist er vor­bei. Schnell in den Empfangs­saal.«

In drei Schrit­ten wa­ren wir dort.

Es war ein ziem­lich großer, nüch­ter­ner Raum mit ärm­li­chen wei­ßen Vor­hän­gen vor den kah­len Fens­tern. Sechs Rohr­stüh­le, die an den Wän­den stan­den, ein Spie­gel über dem Ka­min und eine Wand­uhr bil­de­ten das gan­ze Mo­bi­li­ar.

Als wir ein­tra­ten, nahm Rou­le­ta­bil­le den Hut ab mit ei­ner Be­we­gung from­mer An­dacht, wie in ei­ner Kir­che. Sein Ge­sicht war rot. Er wen­de­te sich zu mir, und mit er­reg­ter Stim­me, aber lei­se, noch lei­ser als vor­hin in der Ka­pel­le, sag­te er:

»O Sain­clair! Das ist er, der Empfangs­saal. – Fas­se mei­ne Hän­de an, wie sie bren­nen! Ich bin ganz rot, nicht wahr? Ich war im­mer so rot, wenn ich hier her­ein­kam und wuss­te, dass ich sie se­hen wür­de. Na­tür­lich war ich ge­lau­fen und ganz au­ßer Atem, ich hat­te es doch nicht er­war­ten kön­nen. Mein Herz schlägt wie da­mals, als ich klein war. Siehst du, hier an der Tür blieb ich ste­hen, ganz schüch­tern, und ich sah ih­ren schwar­zen Schat­ten dort in der Ecke. Dann streck­te sie mir stumm die Arme ent­ge­gen, ich stürz­te zu ihr, wir um­arm­ten uns und wein­ten. – Sie war mei­ne Mut­ter, Sain­clair! Sie hat es mir aber nicht ge­sagt, im Ge­gen­teil, sie sag­te, mei­ne Mut­ter sei ge­stor­ben, und sie sei ihre Freun­din ge­we­sen. Aber als sie mich bat, sie Ma­ma zu nen­nen, da wuss­te ich, dass sie mei­ne Mut­ter sei! Siehst du, hier saß sie im­mer, in die­sem dunklen Win­kel, und sie kam nur in der Däm­me­rung, wenn das Licht im Empfangs­saal noch nicht an­ge­zün­det war. Und wenn sie kam, leg­te sie im­mer hier auf das Fens­ter­brett ein wei­ßes Pa­ket, ver­schnürt mit ei­nem rosa Bänd­chen. Da wa­ren Wind­beu­tel drin. Ich schwärm­te für Wind­beu­tel, Sain­clair!«

Er ver­ließ den Empfangs­saal, ohne sich noch ein­mal um­zu­se­hen.

Ich folg­te ihm. Wir ka­men auf die ver­öde­te Stra­ße; nie­mand hat­te uns be­merkt. Dort hielt ich ihn an und frag­te ge­spannt:

»Sage, Rou­le­ta­bil­le, hast du das Par­füm der Dame in Schwarz wie­der­ge­fun­den?«

Er muss­te mer­ken, dass mein gan­zes Herz in die­ser Fra­ge lag und der in­ni­ge Wunsch, die­ser Be­such an dem Ort sei­ner Kind­heits­er­in­ne­run­gen möge ihm den Frie­den sei­ner See­le wie­der­ge­ge­ben ha­ben, denn er sag­te sehr ernst:

»Ja, Sain­clair, ich habe es wie­der­ge­fun­den.«

Und er deu­te­te auf den Brief von Mat­hil­de Stan­ger­son.

Da ich nicht wuss­te, was er da­mit sa­gen woll­te und ihn fra­gend an­sah, er­griff er mei­ne bei­den Hän­de, sah mir tief in die Au­gen und sag­te:

»Ich will dir ein großes Ge­heim­nis an­ver­trau­en, Sain­clair, das Ge­heim­nis mei­nes Le­bens und viel­leicht ei­nes Ta­ges das Ge­heim­nis mei­nes To­des. Was auch ge­sche­hen mag, es muss mit mir und mit dir ster­ben. Höre also: Mat­hil­de Stan­ger­son hat­te ein Kind, einen Sohn. Die­ser Sohn ist ge­stor­ben, er ist tot für alle – au­ßer für dich und für mich!«

Be­stürzt wich ich zu­rück, wie be­täubt von ei­ner sol­chen Ent­hül­lung. Rou­le­ta­bil­le – Mat­hil­de Stan­ger­sons Sohn? Und plötz­lich durch­zuck­te es mich noch hef­ti­ger, aber dann, ja, dann war ja Rou­le­ta­bil­le der Sohn von Lar­san!

Jetzt ver­stand ich Rou­le­ta­bil­les See­len­zu­stand, jetzt wuss­te ich, warum er in der Vorah­nung der Wahr­heit heu­te Mor­gen aus­ge­ru­fen hat­te: »Wenn er lebt, dann wün­sche ich, ich wäre tot!«

Rou­le­ta­bil­le las je­den­falls die­se Ge­dan­ken in mei­nen Au­gen, denn er mach­te mir ein Zei­chen, als woll­te er sa­gen: Ja, ja, Sain­clair, so ist es! Nun weißt du es! Und laut sag­te er:

»Schwei­gen, nicht wahr?«

In Pa­ris an­ge­kom­men, trenn­ten wir uns. Als wir uns ein paar Stun­den spä­ter auf dem Bahn­hof wie­der tra­fen, reich­te mir Rou­le­ta­bil­le ein Te­le­gramm, das aus Va­lence kam und von Pro­fes­sor Stan­ger­son un­ter­zeich­net war. Es lau­te­te:

»Dar­z­ac sagt, dass Sie ei­ni­ge Tage Ur­laub ha­ben. Wir wä­ren alle sehr glück­lich, wenn Sie sie mit uns ver­le­ben wür­den. Wir er­war­ten Sie auf den ro­ten Ber­gen bei Ar­thur Ran­ce, der Ih­nen gern sei­ne Frau vor­stel­len möch­te. Auch mei­ne Toch­ter wäre glück­lich, Sie wie­der­zu­se­hen. Sie ver­ei­nigt ihre Bit­te mit der mei­nen.« Kaum wa­ren wir in den Zug ge­stie­gen, als wir den Por­tier des Hau­ses, in dem Rou­le­ta­bil­le wohn­te, den Bahn­steig ent­lang ei­len sa­hen. Er brach­te eine drit­te De­pe­sche. Sie kam aus Men­to­ne und war von Mat­hil­de un­ter­zeich­net. Sie ent­hielt nur die bei­den Wor­te: »Zu Hil­fe.«

Drittes Kapitel – Im Hafen von Marseille

Jetzt wuss­te ich al­les. Rou­le­ta­bil­le hat­te mir die Ge­schich­te sei­ner Kind­heit er­zählt, und ich ver­stand nun, warum er au­gen­blick­lich nichts so sehr fürch­te­te, als dass Mat­hil­de sein Ge­heim­nis er­fah­ren kön­ne. Aber ich konn­te ihm kei­nen Rat ge­ben, dem ar­men Bur­schen!