Das Phänomen SUCHE - Müge Tekin - E-Book

Das Phänomen SUCHE E-Book

Müge Tekin

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Beschreibung

Die Suche nach etwas oder jemandem ist in jedem von uns tief verankert. Daher hetzen wir rast- und ruhelos durch das Leben, und zwar in der Hoffnung, irgendwann das Ersehnte auch zu finden. Haben wir es gefunden, begeben wir uns auf die nächste Suche. Analysieren wir nicht, was wir in Wirklichkeit suchen und warum wir uns auf die Reise der Suche begeben, verwirken wir die Möglichkeit unserer Weiterentwicklung und verschwenden unwiederbringliche Lebenszeit, Kraft und Energie. In diesem Buch betrachten wir zunächst, wonach wir in der Regel suchen und welche Ursachen dahinter verborgen sind. Danach untersuchen wir mithilfe von Beispielen aus unserem Alltag unsere irreführenden, zur Gewohnheit gewordenen Gedanken- und Verhaltensmuster. Denn genau sie sind dafür verantwortlich, dass wir auf unserer Suche das eigentliche Ziel oft nicht erreichen. Auf der Grundlage der Lehre des Buddha Siddhartha Gautama werden Möglichkeiten aufgezeigt, für Abhilfe zu sorgen. Alte Gewohnheiten wieder abzulegen, ist jedoch sehr schwierig. Deshalb enthält das jeweilige Kapitelende eine stichpunktartige Zusammenfassung mit den wichtigsten Fakten, um bei Bedarf auf sie zurückgreifen zu können. Das abschließende Nachschlagewerk beinhaltet eine Zusammenstellung der wichtigsten Punkte der Lehre Buddhas. Es soll uns als Leitfaden dabei unterstützen, auf das erforderliche Wissen zurückzugreifen, das Wissen mit unseren eigenen Erkenntnissen zu verbinden und uns dadurch weiterzuentwickeln. Auf diese Weise soll uns dieses Buch als ständiger Begleiter auf unserem Weg zur Seite stehen und uns daran erinnern, was wirklich wichtig ist.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Müge Tekin

Das Phänomen SUCHE

eine Analyse auf der Grundlage der Lehre Buddhas

In niemals endender Liebegewidmet anmeine beiden Söhneundalle nach Sinn und Wahrheit Suchenden…

Inhaltsverzeichnis

EINLEITUNG

KAPITEL 1: Suche

KAPITEL 2: Ursachen

KAPITEL 3: Gedanken- und Verhaltensmuster

3.1. Sinneskontakte

3.2. Schuldzuweisungen

3.3. Trägheit

3.4. Unachtsamkeit

3.5. Ernährungsverhalten

3.6. Fremdes Eigentum

3.7. Verantwortung

3.8. Wortwahl

3.9. Betäubende Suchtmittel

3.10. Unzufriedenheit

3.11. Ablenkung

3.12. Bildung und Wissen

3.13. Zuflucht

3.14. Schubladendenken

3.15. Vergänglichkeit

3.16. Übelwollen

3.17. Bestätigung

3.18. Liebe

KAPITEL 4: Der Weg zu beständigem Glück

4.1. Bestandteile des Lebens

4.2. Universelle Wahrheiten

4.3. Praxisweg

4.3.1. Die Ebene der Weisheit

4.3.2. Die Ebene der Tugend

4.3.3. Die Ebene der Vertiefung

4.4. Endgültiges Loslassen

KAPITEL 5: Nachschlagewerk

5.0. Das Dhamma

5.1. Die vier edlen Wahrheiten

5.2. Dukkha

5.3. Begierden

5.4. Nirvana

5.5. Der edle achtfache Pfad

5.6. Rechte Erkenntnis

5.7. Die drei Daseinsmerkmale

5.8. Karma

5.9. Substanzlosigkeit

5.10. Rechte Absicht

5.11. Rechte Rede

5.12. Rechte Handlung

5.13. Die fünf Tugendregeln

5.14. Rechter Lebenserwerb

5.15. Rechte Anstrengung

5.16. Rechte Achtsamkeit

5.17. Die vier Grundlagen der Achtsamkeit

5.18. Rechte Konzentration

5.19. Die fünf Hindernisse

5.20. Zufluchtnahme

5.21. Die 37 Erleuchtungsfaktoren

5.22. Die vier Machtfährten

5.23. Die fünf geistigen Fähigkeiten

5.24. Die fünf geistigen Kräfte

5.25. Die sieben Erleuchtungsfaktoren

5.26. Die vier Grundelemente

5.27. Die fünf Daseinsgruppen

5.28. Die sieben Kutschen

5.29. Die zehn Teile der Vollkommenheit

5.30. Zehn Eigenschaften eines Mönches

5.31. Die fünf täglichen Betrachtungen

5.32. Die sieben spirituellen Stärken

5.33. Die vier Ebenen der Erleuchtung

5.34. Vier Kennzeichen des Stromeintritts

5.35. Der In-den-Strom-Eingetretene

5.36. Der Einmal-Wiederkehrer

5.37. Der Nicht-Wiederkehrer

5.38. Der vollkommen Erleuchtete

Schlusswort

Quellen

Impressum

EINLEITUNG

Seit Menschengedenken ist die Suche nach etwas oder jemandem ein fester Bestandteil unseres Lebens. Sie beginnt mit unserer Geburt und endet mit unserem Tod. Der Säugling sucht nach der Nähe der Mutter und schreit, wenn es Hunger hat oder sich unwohl fühlt. Auf dem Totenbett suchen wir nach Frieden und Erlösung. In der Zeit dazwischen sind die meisten von uns auf der Suche nach den unterschiedlichsten Dingen. Das können Abenteuer, Reichtum, Ruhm, Macht, Anerkennung, Gesundheit, Schönheit, Freunde, Entdeckungen, Glück, Frieden, Freiheit, Liebe, Weisheit, Wissen und noch vieles mehr sein. Der Glaube an die Wiedergeburt erweitert unsere Suche sogar auf viele Leben.

Jede Suche stellt eine Reise dar, wobei es sich um eine äußere oder eine innere Reise handeln kann. Suchen wir etwas außerhalb von uns selber, wie etwa einen Partner oder eine Freundschaft, so treten wir eine Reise in unsere Außenwelt an. Suchen wir etwas innerhalb von uns, wie beispielsweise Frieden oder Ruhe, so treten wir eine Reise in unser Innenleben an. Das Suchen signalisiert die Bemühung, etwas oder jemanden zu finden. Auch das Streben, ein bestimmtes Ziel zu erreichen, einen Wunsch zu realisieren, etwas Verborgenes oder Verstecktes zu finden und nicht zuletzt etwas durch Überlegungen zu erkennen, bezeichnet man als Suche. Der Drang, die Reise der Suche anzutreten, ist tief in uns verankert, weil sie unverzichtbar wichtig für unsere Weiterentwicklung ist. Deshalb ist es auch so wichtig zu erkennen, was wir suchen und warum wir danach suchen.

In dieser Abhandlung wird zunächst ergründet, wonach wir Menschen im Einzelnen suchen. Der eine oder andere wird sich hier gewiss wiederfinden. Danach gehen wir auf die möglichen Ursachen unserer Suche ein. Zu erkennen, warum wir nach etwas suchen, stellt den ersten Schritt dar, um das Ziel auch zu erreichen. Kennen wir die tieferliegenden Gründe unserer Suche nicht, dann können wir uns auf Abwege begeben, Fehler begehen, an den falschen Stellen suchen und Energie, Kraft sowie Lebenszeit verschwenden. Nach dem Erkennen der Ursache unserer Suche geht es im nächsten Schritt darum, das Gesuchte auch wirklich zu finden. Dafür wird auf der Grundlage der Buddhistischen Lehre die Möglichkeit einer Reise in unsere Innenwelt eröffnet, die dazu führen sollte, unser eigentliches Ziel zu erkennen und es zu erreichen.

KAPITEL 1: Suche

Sind wir nicht alle irgendwie auf der Suche, und zwar unser ganzes Leben lang? Wonach wir suchen, ist von vielen Aspekten abhängig. Alter, Glaube, Traditionen, Familie, Umfeld, Charakter, Lebensumstände, Geburtsland und viele weitere Gesichtspunkte können hier eine Rolle spielen.

Bei Menschen, die in einem „Dritte-Welt-Land“ oder gar in einem vom Krieg betroffenen Land leben, richtet sich die Suche primär nach der Sicherheit ihres Lebens, nach Wasser zum Trinken und Waschen, nach Nahrung und einem sicheren Aufenthaltsort. Dies sind die Urbedürfnisse eines jeden fühlenden Lebewesens, dem es instinktiv nur um das Überleben geht. Der natürliche Überlebenstrieb und die Instinkte lenken hier die Suche. Unter derartigen Lebensumständen wird man sich danach sehnen, keinen Hunger und keinen Durst mehr zu verspüren. Unter fließendem Wasser zu stehen und jeden Tropfen auf der ausgetrockneten, verschmutzten Haut zu spüren, wird dem Betroffenen wie ein unerfüllbarer Wunsch erscheinen. Die kalten Nächte im Freien zu verbringen und tagsüber der Sonne nicht ausweichen zu können, werden prägend sein. Die Hauptsuche richtet sich in dieser Situation danach, zu überleben und ein menschenwürdiges Leben zu führen. Laut UN-Report vom Juli 2020 leiden weltweit rund 690 Millionen Menschen bei einer Weltbevölkerungszahl von ca. 7,8 Milliarden an Hunger.

Menschen, die ausreichend zum Essen und Trinken sowie ein Dach über dem Kopf haben, aber unter den Traditionen oder dem Glauben leiden, in die sie hineingeboren wurden, sehnen sich nach Freiheit. Dabei kann es sich um ein Leben handeln, in dem sie von den Eltern oder dem Partner diktiert und unterdrückt, vielleicht sogar körperlich und seelisch misshandelt oder gar missbraucht werden. Hauptsächlich Frauen und Kinder sind hier betroffen, weil sie angreifbarer und wehrloser sind. An erster Stelle richtet sich die Suche hier nach Unversehrtheit und Sicherheit, aber überdies danach, sich frei bewegen und äußern wie auch uneingeschränkt über sich und sein Leben bestimmen zu können. Laut UNICEF-Veröffentlichungen stellt Gewalt gegen Frauen und Mädchen die häufigste Menschenrechtsverletzung weltweit dar. Mindestens eine von drei Frauen weltweit wird im Laufe ihres Lebens geschlagen, vergewaltigt oder ist auf andere Weise Gewalt ausgesetzt. Schätzungen zufolge sind weltweit jedes Jahr eine Milliarde Kinder und Jugendliche zwischen 2 und 17 Jahren von physischer, sexueller oder psychischer Gewalt betroffen – das ist jedes zweite Kind. Größtenteils wird diese Gewalt gerade durch die Menschen ausgeübt, die für den Schutz der Kinder verantwortlich sind.

Bei heranwachsenden Menschen bewegt sich die Suche eher im Bereich der Selbstfindung. Wachsen sie in einem einigermaßen toleranten und liebevollen Umfeld in der Geborgenheit der Familie auf, können sie sich gut auf sich selber und ihre Fähigkeiten konzentrieren. Dann ist ihre Suche eher auf ihre berufliche und partnerschaftliche Zukunft gerichtet. Ist die Beziehung in der Familie schwierig, kann es dazu führen, dass sie sich abgelehnt, nicht geliebt bzw. nicht verstanden fühlen. Folgen können Depressionen wie auch der Konsum von Drogen oder Alkohol sein. Die Suche richtet sich in diesem Fall nach der Beendigung der seelischen Schmerzen durch Betäubung. Laut der Drogenaffinitätsstudie für das Jahr 2019 der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat jeder zehnte 12- bis 17-jährige Jugendliche in Deutschland schon einmal eine illegale Droge konsumiert. Von den jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren hat fast die Hälfte schon einmal eine illegale Droge zu sich genommen.

Menschen, die einen ihrer Elternteile oder sogar beide schon in der Kindheit verloren haben, richten ihre Suche meist nach einer Vorbildfigur, die diesen schmerzhaften Verlust kompensieren soll. Auch Kinder von alleine erziehenden Elternteilen, deren ehemalige Partner kein Interesse an den gemeinsamen Kindern zeigen, leiden oft unter diesem Mangel und sehnen sich nach Vorbildern. Adoptierte Kinder suchen oft in fortgeschrittenem Alter nach ihren leiblichen Eltern. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland insgesamt 3.744 Kinder und Jugendliche adoptiert.

Bei Menschen, die gesundheitliche Probleme haben, die an einer schweren oder minder schweren Erkrankung leiden, richtet sich die verzweifelte Suche nach der Genesung des Körpers und der Seele. Sie suchen diverse Ärzte und Kliniken auf, die ihnen ihre Schmerzen nehmen oder für Heilung sorgen könnten.

Der Großteil der Menschen ist jedoch auf der Suche nach einem Partner bzw. Seelenverwandten, da sie sich über ihre Partnerschaft oder Ehe definieren. In jungen Jahren sucht man meist einen Menschen, mit dem man eine Familie gründen, Kinder bekommen und alt werden möchte. In diesem Fall ist man geprägt von seiner eigenen Familie, eventuell auch von Traditionen, Kultur und Religion. Oder man denkt, alle Menschen leben so, sie streben nach diesem Ideal, weshalb man selber ebenfalls danach strebt und die Hoffnung hat, genau den für sich geeigneten, passenden Partner zu finden. Fast alle Menschen denken, nur dort sei das wahre Glück zu finden.

Häufig suchen Menschen, die sich in einer Partnerschaft gefangen fühlen, nach einem Ausweg, aus dieser wieder hinauszukommen. Ist die Partnerschaft zufriedenstellend und glückbringend, dann sucht man nach neuen Herausforderungen, vielleicht im Beruf, in einem Hobby oder eventuell im sozialen Bereich.

Menschen, die scheinbar „alles“ haben, streben nach mehr von allem. Beruflich Erfolgreiche suchen nach mehr beruflichem Erfolg. Hat man Familie und Kinder, möchte man mehr für sie erreichen. Ist die partnerschaftliche Beziehung „eingeschlafen“, sucht man oft nach dem „Kick“ von außen, flirtet mit Fremden oder geht sogar so weit, seinen Partner zu betrügen oder sich einen neuen zu suchen.

Sehr begehrt ist auch das Bereisen fremder Länder, um sich kurzzeitig abzulenken und seinem Alltag zu entfliehen. Auf diesen Reisen sucht man die Abwechslung, etwas, das man noch nicht kennt, Entspannung und glückliche Momente.

Die sogenannte Midlife-Crisis bezeichnet in gewisser Hinsicht ebenfalls eine Suche. Dabei handelt es sich um eine existentielle Krise, die vorwiegend im Lebensabschnitt von 30 bis 55 Jahren auftritt. Sie stellt einen psychischen Zustand der Unsicherheit dar, in der man plötzlich feststellt, dieses Leben wollte man eigentlich nicht. Irgendetwas fehlt einem. Man denkt vielleicht: „Das kann es doch nicht gewesen sein.“ Diese Menschen durchleben eine Krise und brechen aus ihrem gewohnten Leben aus. Sie fühlen sich von den Menschen ihres Umfeldes nicht verstanden, denn ihnen wird vorgehalten: „Du hast doch alles. Was für ein Problem hast du? Du gibst alles auf – deinen Partner, deine Kinder, deine Arbeit – und gehst einfach fort.“ Bei manchen Menschen schleicht sich das Gefühl der Unzufriedenheit langsam in ihr Leben. Bei anderen scheint von einem Tag auf den anderen etwas passiert zu sein. In beiden Fällen sucht der Betroffene nach Antworten auf Fragen, die ihn in seiner tiefsten Seele beschäftigen. Deshalb beschäftigen sich diese Menschen intensiv mit sich selber, ergründen ihr Innerstes und setzen sich mit ihren Wünschen bzw. Zielen auseinander. Infolgedessen streben sie fast immer große Veränderungen an.

Narzissten und Egoisten suchen nach der Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse. Sie stellen sich und ihr eigenes Wohl über jeden und alles. Meist suchen sie nach Anerkennung, Wohlstand, Reichtum, Macht, Schönheit, beruflichem Erfolg, etc. Dabei nehmen sie keine Rücksicht auf andere, um ihre auf sich selber gerichteten Ziele und Wünsche durchzusetzen. Im Gegensatz dazu sind selbstlose Menschen oft damit beschäftigt, für andere da zu sein. Diese Menschen versuchen stets, anderen das Leben zu erleichtern und alles zu geben, was sie haben. Manche gehen sogar so weit, sich selber ganz aufzugeben bzw. aufzuopfern. Nicht selten sind das Menschen, die besonders harmoniebedürftig sind und selber allerlei missen mussten. Ihre Suche richtet sich nach dem Wohl der anderen, sei es Tier, Mensch oder Natur. Sie sind tief verbunden mit der Erde. Häufig haben sie eine große Familie, viele Freunde, arbeiten in sozialen Bereichen oder engagieren sich ehrenamtlich. Sie suchen nach dem Glücksgefühl, das sie erfüllt, wenn sie anderen Menschen Glück bereiten. Sie möchten gebraucht werden.

Hat man ein bestimmtes Alter erreicht, vielleicht sogar das Rentenalter, so sehnt man sich in der Regel nach Ruhe, Frieden, Liebe, Glück und Harmonie, also nach ideellen Werten. Menschen, die schon eine gewisse Reife erlangt haben, die sich mit sich selber, ihrem Leben und ihrem Umfeld auseinandergesetzt haben, stellen sich Fragen, wie beispielsweise nach dem Sinn des Lebens. Diese Personen suchen nach Weisheit, der Wirklichkeit bzw. der Wahrheit über Leben und Tod.

Betrachten wir überdies die vielen Dinge, die wir alle im Alltag suchen, wie etwa Freunde und Familie treffen, Mahlzeiten zu uns nehmen, Telefonate mit geliebten Menschen führen, fernsehen, Musik hören, Gespräche führen, Intimitäten austauschen, ein entspannendes Bad nehmen, ein gutes Buch lesen, spazieren gehen, Hobbys ausüben, ins Kino, ins Theater oder in Musicals gehen und vieles mehr. Die Suche nach diesen kleinen Annehmlichkeiten in unserem Alltag nimmt die meiste Zeit unseres Lebens in Anspruch.

Nicht unerwähnt sollte hier die Suche der vielen Wissenschaftler, Mediziner, Entdecker und Forscher bleiben. Auch sie sind auf der Suche, und zwar nach neuen Heilmitteln, wissenschaftlichen Erkenntnissen und noch unentdeckten Welten, die unser Leben verlängern, verbessern und erleichtern sollen. Denken wir dabei an Kolumbus, der im Jahre 1492 Amerika entdeckte, als er einen Seeweg nach Indien suchte. Damals war man aufgrund der technischen Möglichkeiten in der Suche eingeschränkt, sodass man Kontinente und Weltmeere erforschte. Zwischenzeitlich erstreckt sich die Suche nach anderen Spezies, Planeten und Welten außerhalb dieses Erdballes.

Hier könnte noch eine Vielzahl weiterer Beispiele genannt werden. Viele Menschen wissen nicht einmal, wonach sie suchen. Sie sind rastlos und empfinden einfach nur dieses Gefühl der inneren Leere, das ihnen zeigt, sie sind noch nicht dort angekommen, wo sie gerne wären. Sind wir auf unserer Suche erfolgreich und finden genau das, was wir suchten, begeben wir uns gleich wieder auf eine neue Suche. Das Suchen zieht sich durch unser ganzes Leben. Deshalb sollten wir uns erst einmal Klarheit darüber verschaffen, was diese rastlose Suche überhaupt bedeutet. Offensichtlich geht es in der Hauptsache nicht darum, was wir suchen, sondern WARUM wir uns auf einer nicht endenden Suche befinden.

KAPITEL 2: Ursachen

Um der Ursache unserer Suche auf den Grund zu gehen, ist die genaue Betrachtung unserer menschlichen Bedürfnisse unerlässlich. Denn unsere Suche ist eng verknüpft mit unseren Bedürfnissen. Diese sind in die existentiellen Grundbedürfnisse und die weitergehenden, von den jeweiligen Lebensumständen abhängigen Bedürfnisse zu differenzieren.

Die für unser Überleben ausschlaggebenden Grundbedürfnisse, die unter anderem unserer Biologie unterliegen, besitzen eine hohe Wichtigkeit. Vordringlich sind wir tagtäglich damit beschäftigt, diesen gerecht zu werden. Unser Körper benötigt allem vorangestellt saubere Luft zum Atmen, sauberes Wasser zum Trinken und gesunde Nahrung zum Essen. Zudem sind Ruhe, Entspannung und ausreichend Schlaf existenziell wichtig. Um unseren Wärmebedarf zu decken, benötigt unser Körper außerdem die geeignete Kleidung. Darüber hinaus ist ein sicherer Aufenthaltsort erforderlich, der uns vor Gefahren schützt und unsere Gesundheit bzw. Unversehrtheit wahrt. Gehen wir unseren körperlichen Grundbedürfnissen nicht nach, ist unser Überleben nur schwer oder gar nicht möglich. Vernachlässigen wir sie, kommt es zu Mangelerscheinungen und Unwohlsein.

Ähnlich verhält es sich mit unserer Psyche, die ebenfalls ganz bestimmte Grundbedürfnisse aufweist. Erfüllen wir diese nicht, kommt es zu einem Ungleichgewicht und letztlich zu seelischen Störungen, wie diese aus der Psychologie bekannt sind. Die Erhaltung unserer psychischen Gesundheit erfordert das Erkennen und die Erfüllung unserer seelischen Grundbedürfnisse. Häufig haben psychische Erkrankungen körperliche Symptome zur Folge. In der Psychologie geht man von vier Säulen aus, die sich in einem ausgewogenen Gleichgewicht befinden sollten, um Wohlbefinden zu gewährleisten. Diese sind Sicherheit, Veränderung, Freiheit und Verbundenheit. Dabei sollten sich die beiden Säulen Sicherheit und Veränderung ausgleichen. Genauso verhält es sich mit den beiden Säulen Freiheit und Verbundenheit.

In geordneten Verhältnissen zu leben wie auch Zuwendung, Fürsorge und Liebe zu erfahren, geben uns in psychischer Hinsicht Sicherheit. Familie, Freunde und unser soziales Umfeld vermitteln uns Stabilität. Das Gegenstück zur Sicherheit ist die Veränderung, die wir in neuen Anregungen, in der Abwechslung und im Wachstum finden. Wir möchten uns instinktiv weiterentwickeln, wachsen, etwas Neues erlernen und erleben. Diese Herausforderungen geben unserem Leben eine besondere Bedeutung. Gestalten wir unsere Gegenwart aktiv durch zielorientierte Aktivitäten, so sehen wir positiv und freudig in unsere Zukunft. Tun wir das nicht, schleicht sich ein Gefühl der Sinnlosigkeit in unsere Psyche. In jedem von uns steckt ein angeborenes Streben nach Wachstum und Weiterentwicklung. Über uns hinaus zu wachsen, etwas zu erschaffen und Neues zu entdecken, trägt zu unserem seelisch-geistigen Wohlbefinden bei. Dabei versuchen wir uns in den unterschiedlichsten Bereichen und entdecken unsere geistigen, seelischen oder körperlichen Fähigkeiten und Talente. Befinden sich die beiden Säulen Sicherheit und Veränderung in einem gesunden Gleichgewicht, wirken sie beruhigend und seelisch heilsam auf uns.

Auch die anderen beiden Säulen Freiheit und Verbundenheit wirken nur heilsam, wenn sie sich in einem ausgewogenen Gleichgewicht zueinander befinden. Einerseits möchten wir Freiheit erleben, das heißt, uns frei bewegen, äußern, entscheiden, handeln und denken können. Andererseits benötigen wir die Verbundenheit zu anderen Menschen, um uns geborgen und geliebt fühlen zu können. Die Bedürfnisse nach Freiheit entwickeln sich schon im frühen Kindesalter. Reagiert unser Umfeld nicht auf unser Freiheitsbedürfnis oder werden uns willkürlich Einschränkungen auferlegt, entstehen Ängste, die uns unser Leben lang belasten können. Erfahren wir Ablehnung oder gar den Verlust eines Menschen, weil wir unsere Freiheit einfordern, kann dies sogar bis zur Selbstaufgabe führen. Solche Menschen neigen dazu, sich selber ausschließlich in den Dienst anderer zu stellen und sich für sie aufzuopfern, weil sie den Bezug zu ihrem eigenen seelischen Bedürfnis nach Autonomie verloren haben. Das dem Bedürfnis nach Freiheit direkt gegenüberstehende Bedürfnis nach Verbundenheit beinhaltet unseren natürlichen Bedarf nach Beziehung und Bindung. Intensive und liebevolle Bindungen mit anderen Menschen einzugehen, ist ein grundlegendes Bedürfnis eines jeden Menschen. Dabei muss es sich nicht immer um eine partnerschaftliche Beziehung handeln. Die Bindung zu Freunden und zu einem sozialen Umfeld ist genauso für unser seelisches Wohlbefinden unverzichtbar. Dieses Grundbedürfnis ist biologisch in uns verankert. Bereits im Säuglings- und Kindesalter werden die Grundlagen für die Entwicklung unseres persönlichen Verbundenheitsbedarfs gelegt. Hierbei spielt die Beziehung unserer Eltern zu uns eine ausschlaggebende Rolle. Defizite, die wir in dieser Zeit erleben, können unser gesamtes Leben prägen und zu Gefühlen von Verlassenheit, Ablehnung, Bindungsängsten, Vertrauensproblemen, mangelndem Selbstwertgefühl, Selbsthass u. ä. führen. Das Bedürfnis nach Bindung und Verbundenheit wird von solchen Menschen später gerne verdrängt oder verleugnet. In der Verbundenheit zur Familie, zu Freunden und zum sozialen Umfeld erfahren wir Liebe, Anerkennung und Wertschätzung. Ob es uns bewusst ist oder nicht, wir möchten uns verbunden und geliebt fühlen. Ein Gefühl der Zugehörigkeit stärkt unser Selbstwertgefühl und bestätigt uns. Fühlen wir uns nicht zugehörig, leben wir in der Angst, ausgestoßen zu sein und nicht dazu zu gehören. Um uns wieder wohl zu fühlen, lernen wir, uns zu verbiegen und Rollen zu spielen. Der Preis, den wir dann bezahlen, kann sehr hoch sein. Gehen wir angepasst durchs Leben, werden wir spätestens in unserer zweiten Lebenshälfte merken, wie schmerzhaft es ist, nicht auf uns selber gehört oder gar unsere Intuition hintergangen zu haben.

Ein erfülltes und harmonisches Leben basiert auf einer gesunden Seele. Den seelischen Grundbedürfnissen gerecht zu werden, ist somit für die psychische Gesundheit unverzichtbar. Hierfür müssen wir bewusst und achtsam leben, um unsere eigenen seelischen Bedürfnisse zu erkennen, was wiederum ein Prozess der Selbsterfahrung ist.

Je nach der Lebenslage und den Lebensumständen können unsere Bedürfnisse unterschiedlich dringlich sein, weshalb wir im Laufe unseres Lebens immer wieder instinktiv neue Prioritäten setzen. Welchen Bedürfnissen wir zuerst nachgehen und welche wir an Platz zwei, drei oder vier setzen, ist abhängig von unserer Biographie und dem Lebensabschnitt, in welchem wir uns gerade befinden. Wenn wir uns dies bewusst machen, verstehen wir auch, warum wir so handeln, wie wir handeln. Die Entscheidungen, die wir tagtäglich treffen, sind abhängig von der Priorität unserer Bedürfnisse. Erkennen wir bewusst, was uns in unserem Leben fehlt, was uns unzufrieden und unglücklich macht, können wir aktiv handeln. Aktiv handeln bedeutet hier, uns unserer Bedürfnisse bewusst zu werden und ihnen eine andere Priorität zu geben. Es ist also an uns, eine andere Rangordnung aufzustellen. Das macht man, indem man einen Richtungswechsel vornimmt, der allerdings Mut und Kraft erfordert. An festgefahrenen Prioritäten festzuhalten, kostet uns jedoch mehr Kraft und wird uns langfristig krank machen.

Spätestens nachdem alle bereits genannten physischen und psychischen Grundbedürfnisse halbwegs gedeckt sind, stellt sich bei vielen Menschen die Frage nach dem Sinn ihres Lebens, nach der Wahrheit und der Wirklichkeit über unser Dasein. Vereinzelt gibt es Menschen, die sich schon in jungen Jahren mit diesen Fragen beschäftigen, hauptsächlich wenn sie leidvolle Erfahrungen machen mussten. Menschen, die sich Sinnfragen stellen und mit sich selber intensiv auseinandersetzen, können in der Regel besser mit schwierigen Lebenssituationen umgehen. Sie haben generell eine höhere Lebensqualität, da sie ihre geistigen Bedürfnisse bemerken und für Abhilfe sorgen.

Die Sinnsuche, die Suche nach Antworten auf uns quälende Fragen, die Suche nach dem wahren Sinn unseres Daseins ist bedeutsam für unsere persönliche Entwicklung. Dabei handelt es sich um ein spirituelles Grundbedürfnis unserer Seele und unseres Geistes. Die Spiritualität wohnt in uns allen, ob wir bereit sind, uns mit ihr auseinanderzusetzen oder nicht. Diesem Bedürfnis nachzugehen, eröffnet uns die Möglichkeit für ein tieferes Verständnis über uns selber, das Dasein, die Wahrheit, die Wirklichkeit, das Universum, das höhere Bewusstsein oder wie auch immer man es nennen möchte. Sich mit sich selber und seiner Spiritualität zu beschäftigen, ist wie das Erwachen aus einem Tiefschlaf. Es kann sich zudem so anfühlen, als ob sich ein Vorhang vor unserem inneren Auge erheben würde oder wir aus einem dunklen Tunnel in das Licht hinaustreten würden. In jedem Fall ist es eine abenteuerreiche, meist anstrengende und für manch einen eine schmerzhafte Reise, die uns jedoch letzten Endes bereichert und uns Erkenntnisse eröffnet. Man kann diese Reise darüber hinaus als eine Reise zu sich selber, seinen Ursprüngen und den Ursprüngen des Daseins bezeichnen. Wir werden dadurch nicht nur Selbsterkenntnis erlangen, sondern auch das Leben und die Gesamtzusammenhänge besser verstehen. In jedem von uns steckt ein kleiner Samen der Erleuchtung. Wenn wir diesen nähren, uns also mit unserer Spiritualität beschäftigen, können wir Glück und Erfüllung finden, wonach letzten Endes jeder von uns strebt.

Der Begriff Spiritualität hat seinen Ursprung in dem lateinischen Wort „spiritus“. Übersetzt bedeutet es Atem, Seele, Leben, Geist, Bewusstsein. Spiritualität besagt, unsere Verbindung zur geistigen, formlosen, unendlichen Welt zu erkennen und sie zu verstehen. Konkret bedeutet dies, sich Fragen zu stellen, wie beispielsweise: „Wer bin ich? Was mache ich hier? Was ist der Sinn meines menschlichen Daseins? Woher komme ich? Wohin führt mich mein Weg?“ Diese Fragen gehen in unsere Tiefe und beleuchten unser Bewusstsein. Finden wir Antworten auf diese Fragen, lernen wir uns selber besser kennen und verstehen. Verstehen wir uns selber besser, so werden wir darüber hinaus alle anderen Menschen besser verstehen und lernen, Mitgefühl und Liebe aufzubringen, was wiederum Glück und Frieden in uns hervorrufen wird.

Wie wir den bisherigen Ausführungen entnehmen können, sind wir an erster Stelle und hauptsächlich damit beschäftigt, unseren körperlichen und seelisch-geistigen Bedürfnissen nachzugehen. Die Ursache für unsere Suche ist primär unser Überlebenstrieb und sekundär unser Wunsch nach körperlichem und seelischem Wohlbefinden von Dauer. Sehr viele Menschen denken dabei ausschließlich materiell. Trotzdem kennt fast jeder eine tiefe, innere Sehnsucht, die auf das innere Glück und den inneren Frieden gerichtet ist. Mithilfe von angenehmen Sinneskontakten versuchen wir, positive Empfindungen zu erlangen. Da aber unsere Kontakte zu unserer Außenwelt über unsere Sinne nicht von Bestand, sondern vergänglich und momentan sind, begeben wir uns immer wieder auf eine neue Suche. Im Grunde genommen handelt es sich bei unserer Suche um unser Streben nach Vollkommenheit, die unserer Suche ein Ende setzt. Wir möchten eigentlich nicht mehr gehetzt durch das Leben rennen und aufs Neue feststellen, dass es uns noch immer an etwas mangelt. Wir hatten schon alle in unserem Leben Momente, in denen wir einfach wunschlos glücklich und zufrieden waren. Das waren Momente der Vollkommenheit, die wir beständig und dauerhaft anstreben. Da es jedoch weder Dauerhaftigkeit noch Beständigkeit im irdischen Leben gibt, aber wir sie trotz aller Vernunft anstreben, begeben wir uns auf Irrwege, Abwege und Fluchtwege. Wir können uns nicht nur ein Leben, sondern Tausende von Leben damit beschäftigen, das Glück durch die Befriedigung unserer Sinne außerhalb von uns zu suchen. Die vielen trügerischen Wege, die wir dabei einschlagen, sind jedoch in Wirklichkeit ein Teufelskreis, den wir allerdings durchbrechen können. Dazu besteht die Notwendigkeit, unsere zur Gewohnheit gewordenen Gedanken- und Verhaltensmuster genauer zu analysieren.

KAPITEL 3: Gedanken- und Verhaltensmuster

Im Laufe unseres Lebens gewöhnen wir uns viele unterschiedliche Gedanken- und Verhaltensmuster an. Sie scheinen in unserem Alltag nützlich zu sein, aber in Wirklichkeit erschweren sie uns unser Leben erheblich. Hierbei schlagen wir Wege ein, die uns viel Energie und unwiederbringliche Lebenszeit kosten, ohne jedoch das erstrebte Ziel zu erreichen. Die meisten unserer Gedankengänge und Verhaltensweisen sind sehr eingefahren, weshalb wir gar nicht merken, wie irreführend sie sind. Das ist aber kein Grund, sich selber dafür zu tadeln, sondern sollte uns dazu animieren, diese bewusst zu erkennen, zu verstehen und bestenfalls zu ändern.

3.1. Sinneskontakte

Am meisten verbreitet ist das Verhaltensmuster, uns tagtäglich auf die Suche nach der Befriedigung unserer Sinne zu begeben. Sprechen wir von unseren Sinnen, sind damit das Hören, das Sehen, das Riechen, das Schmecken und das Berühren gemeint. In der buddhistischen Lehre wird das Denken als unser sechster Sinn bezeichnet. Die eigentliche Funktion unserer sechs Sinne besteht darin, unsere Außenwelt mit ihrer Hilfe wahrzunehmen und den Kontakt zu ihr zu gewährleisten. Wir aber streben lediglich die angenehmen Sinneskontakte an, die in uns die Gefühle des Glücks, der Freude und der Zufriedenheit hervorrufen. Häufig essen wir etwas, obwohl wir gar keinen Hunger, sondern einfach nur Langeweile haben. Nach der Arbeit genehmigen wir uns gerne mal ein Bier oder ein Glas Wein, weil wir uns belohnen möchten, den Tag gut gemeistert zu haben. Wir kaufen uns Unmengen von Duftkerzen, Parfüm oder anderen Düften, weil wir etwas Angenehmes riechen möchten. Wir telefonieren mit Freunden oder der Familie, um uns nicht einsam zu fühlen. Wir hören Musik, um der Stille um uns herum nicht ausgesetzt zu sein. In unsere weiche Schlafdecke kuscheln wir uns gerne an kalten Wintertagen, um uns wohl behütet zu fühlen. Wir schauen Fernsehen oder lesen die Zeitung, um uns abzulenken. Wir schweifen mit unseren Gedanken in die Vergangenheit oder die Zukunft ab, um nicht in der Gegenwart zu verweilen. Dies sind nur ein paar kleine Beispiele, wie wir auf der Ebene unserer Sinne kurzzeitig Glück erfahren.

---ENDE DER LESEPROBE---