Das römische Licht - Evelyn Grill - E-Book

Das römische Licht E-Book

Evelyn Grill

4,9

Beschreibung

Zwei Schwestern und ihr Abschied von einer Mutter, die sich ihren Kindern und deren Forderungen bis zu ihrem Ende entzieht. XENIA IST MALERIN. Als sie ein Stipendium erhält und nach Rom eingeladen wird, sieht sie ihre Chance gekommen, als Künstlerin aus dem Schatten zu treten. Kaum ist Xenia in Rom angekommen, erreicht sie ein Anruf der Schwester aus der Heimat: ihre Mutter, eine gefeierte Schriftstellerin, sei bei einer Lesung zusammengebrochen, sie liege im Koma. Die Mutter, der ihre Geltung immer wichtiger war als die Familie, ihre Kunst wichtiger als die Kinder: Ihretwegen soll Xenia zurückkehren, auf die Chance verzichten, sich selbst Geltung zu verschaffen - nicht zuletzt gegenüber der Mutter? Deren Schweigen, deren Sterben und die eigene Distanz zwingen Xenia zur Auseinandersetzung mit der Kindheit, dem Egoismus der Mutter und nicht zuletzt mir ihrer eigenen Kunst - dem Egoismus der Tochter. Xenia bleibt: wegen der Mutter, die für ihre Vorwürfe unerreichbar ist, und wegen der Liebe zu Alma, der Fotografin, die auf mysteriöse Weise verschwindet; auch sie, ohne sich zu verabschieden. Evelyn Grill ist unverwechselbar: nüchtern, lapidar, ohne Sentimentalität.

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Seitenzahl: 251

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Evelyn Grill

Das römische Licht

Roman

Residenz Verlag

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

www.residenzverlag.at

© 2008 Residenz Verlagim Niederösterreichischen PressehausDruck- und Verlagsgesellschaft mbHSt. Pölten – Salzburg – Wien

Alle Urheber- und Leistungsschutzrechte vorbehalten.Keine unerlaubte Vervielfältigung!

ISBN ePub:978-3-7017-4379-7

ISBN Printausgabe:978-3-7017-1503-9

Inhalt

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Weitere Bücher der Autorin

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Gestern erst hier angekommen, kaum den Koffer ausgepackt, das Bett bezogen, das Bad in Besitz genommen, mich aus dem Fenster gelehnt, mich am Ausblick erfreut, eine Nacht verbracht, geschlafen trotz des Lärms, gut geschlafen; gestern erst das Atelier in Augenschein genommen, voll Hoffnung und Zuversicht gewesen und heute schon ein Anruf. Ich hätte ihn überhören können, hätte nicht da sein müssen, war ja auch gerade am Weggehen, war aber eben noch nicht weg. Wenn ich doch schon weg gewesen wäre, vielleicht hätte sie mich auch das nächste Mal nicht erreicht. Da wäre ich im Bad gewesen, unter der Dusche, oder im Bett, tief im Schlaf, oder ich hätte mir vorgenommen, keinen Anruf entgegenzunehmen. Aber das habe ich noch nie ausgehalten. Natürlich würde ich den Hörer abnehmen, es könnte ja mein Agent sein oder ein Galerist. Eigentlich interessierten mich nur Ausstellungsmacher. Ich hatte vor, hier in Rom keinerlei private Kontakte zu pflegen, keine Zeit mit persönlichen Dingen zu verschwenden. Habe deshalb niemandem meine Telefon-Nummer gegeben. Doch meine Schwester, sie hat sie herausgefunden.

So schnell läßt man nicht alles stehen und liegen, was stellt sie sich vor! Wer weiß, wann ich wieder nach Rom komme, ob ich je wieder Gelegenheit haben werde, ob ich jemals wieder ein Stipendium erhalte. Ich bin hier, um zu malen, ich bin eine Künstlerin, sagte ich zu meiner Schwester. Wenn du das noch nicht wissen solltest, ich bin in Rom, um Anregungen für meine Bilder zu bekommen, ich bitte dich, nimm das zur Kenntnis. Am Ende muß ich etwas vorlegen können, meine Geldgeber verlangen von mir etwas Vorzeigbares, eine Ausstellung meiner neuen, während meines Aufenthalts in Rom geschaffenen Arbeiten ist vorzubereiten, Werke, die ich erst schaffen muß. Meine Arbeit duldet keine Unterbrechung; denn wer nach Rom kommt und sich einbildet, Form zu haben, der wird, wenn er einsichtig ist, bald finden, daß er von neuem lernen muß zu sehen.

Ich verstehe dich, hörte ich meine Schwester sagen, natürlich verstehe ich dich. Aber ich verstehe dich auch nicht. Ich würde alles liegen- und stehenlassen, wenn ich eine solche Nachricht bekäme, ich würde vom anderen Ende der Welt nach Hause kommen, würde mich vor den Schuldgefühlen fürchten, wenn ich zu spät käme.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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