DAS SCHWARZE LOCH - Alan Dean Foster - E-Book

DAS SCHWARZE LOCH E-Book

Alan Dean Foster

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Beschreibung

Das Forschungsraumschiff USS Palomino mit fünf Besatzungsmitgliedern und einem Roboter ist auf der Suche nach kolonisierbaren Planeten im Weltall unterwegs. Die Crew besteht aus Captain Dan Holland, Lieutenant Charles Pizer, Dr. Alex Durant, Dr. Kate McCrae und dem Journalisten Harry Booth. Der Roboter V.I.N.CENT. L.F.396 (Vital Information Necessary Centralized Labor Force 396) dient als eine Art Bordcomputer, kann aber menschliche Emotionen simulieren und telepathisch kommunizieren, was den Umgang mit ihm sehr erleichtert.

Unerwartet stößt das Forschungsschiff auf ein riesiges Schwarzes Loch, in dessen Gravitationssog das seit 20 Jahren vermisste Raumschiff USS Cygnus treibt, merkwürdigerweise von der Anziehungskraft des Schwarzen Loches unbeeinträchtigt. Dr. McCraes Vater war Crew-Mitglied und 1. Offizier auf dem Schiff. Das Team entschließt sich, das scheinbare Geisterschiff zu untersuchen...

Das Schwarze Loch von Alan Dean Foster ist die Roman-Adaption des gleichnamigen Science-Fiction-Kultfilms aus dem Jahr 1979 (Regie: Gary Nelson). In den Hauptrollen: Maximilian Schell als Dr. Hans Reinhardt, Anthony Perkins als Alex Durant, Robert Forster als Captain Dan Holland und Yvette Mimieux als Dr. Kate McCrae.

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ALAN DEAN FOSTER

Das Schwarze Loch

Roman

Apex Science-Fiction-Klassiker, Band 47

Apex-Verlag

Inhaltsverzeichnis

Das Buch 

 

DAS SCHWARZE LOCH 

Erstes Kapitel 

Zweites Kapitel 

Drittes Kapitel 

Viertes Kapitel 

Fünftes Kapitel 

Sechstes Kapitel 

Siebtes Kapitel 

Achtes Kapitel 

Neuntes Kapitel 

Zehntes Kapitel 

Elftes Kapitel 

Zwölftes Kapitel 

Dreizehntes Kapitel 

 

Das Buch

Das Forschungsraumschiff USS Palomino mit fünf Besatzungsmitgliedern und einem Roboter ist auf der Suche nach kolonisierbaren Planeten im Weltall unterwegs. Die Crew besteht aus Captain Dan Holland, Lieutenant Charles Pizer, Dr. Alex Durant, Dr. Kate McCrae und dem Journalisten Harry Booth. Der Roboter V.I.N.CENT. L.F.396 (Vital Information Necessary Centralized Labor Force 396) dient als eine Art Bordcomputer, kann aber menschliche Emotionen simulieren und telepathisch kommunizieren, was den Umgang mit ihm sehr erleichtert.

Unerwartet stößt das Forschungsschiff auf ein riesiges Schwarzes Loch, in dessen Gravitationssog das seit 20 Jahren vermisste Raumschiff USS Cygnus treibt, merkwürdigerweise von der Anziehungskraft des Schwarzen Loches unbeeinträchtigt. Dr. McCraes Vater war Crew-Mitglied und 1. Offizier auf dem Schiff. Das Team entschließt sich, das scheinbare Geisterschiff zu untersuchen...

Das Schwarze Loch von Alan Dean Foster ist die Roman-Adaption des gleichnamigen Science-Fiction-Kultfilms aus dem Jahr 1979 (Regie: Gary Nelson). In den Hauptrollen: Maximilian Schell als Dr. Hans Reinhardt, Anthony Perkins als Alex Durant, Robert Forster als Captain Dan Holland und Yvette Mimieux als Dr. Kate McCrae.

DAS SCHWARZE LOCH

Erstes Kapitel

Der Reporter Harry Booth hob ein winziges, bleistiftförmiges Diktiergerät an die Lippen und starrte durch das Bullauge hinaus in die unendliche Schwärze des Weltraums.

»24. Dezember. An Bord des Weltraum-Forschungsschiffes Palomino. Die lange Suchexpedition nach fremdem, intelligentem Leben in diesem Abschnitt unserer Galaxis geht langsam dem Ende zu. Die Besatzung ist müde und entmutigt...«

Er hielt inne und drehte sich um. Sein Blick wanderte über die Menschen, die sich mit ihm im Labor der Palomino aufhielten. Ein schlanker Mann tippte nervös mit einem Stift gegen einen Lichtblock und erwiderte kurz Harrys Blick. Er wirkte unsicher und sah viel jünger aus als der Reporter, obwohl beide annähernd gleichaltrig waren. Der Mann verbeugte sich leicht und etwas herablassend vor Booth, dabei zog er die Mundwinkel ein wenig in die Höhe.

Hinter ihm stand eine schöne Frau, Kate McCrae, deren Gesicht und Figur etwas Elfenhaftes ausstrahlten. Aber ihre Augen verrieten eiserne Energie und hohe Intelligenz. Die beiden waren ernsthafter als alle Wissenschaftler, mit denen Booth bisher gearbeitet hatte; für seinen Geschmack vielleicht eine Spur zu ernst. Er würde sie wahrscheinlich nie richtig begreifen, aber er hatte sie vom ersten Tag ihrer Reise an respektiert. Sie verhielten sich gegenüber dem Reporter, dem einsamen Laien in ihrer Mitte, sehr herzlich, und er hatte sich stets bemüht, ihre Gefühle zu erwidern.

Booth diktierte weiter. »Nach achtzehn Monaten Forschung in der Umgebung von Sternen, von denen der Wunderknabe der wissenschaftlichen Welt, Dr. Alex Durant...« - der Mann, der sich verbeugt hatte, grinste jetzt jungenhaft zu ihm herüber - »...es theoretisch für möglich hielt, dass sie Leben beherbergten, bringt diese Expedition effektiv keine greifbaren Ergebnisse mit nach Hause. Keine einzige fremde Zivilisation, kein Wirbeltier, nichts Höheres als ein paar belanglose und unwichtige Mikroben - lediglich Zigtausende von Daten über tote, physikalische Systeme.«

Booth schaltete das Diktiergerät aus und wandte sich an Durant: »So könnte man es doch etwa zusammenfassen, Alex, oder?«

Wiederholte Enttäuschungen hatten Durant gegen solche aggressiven Feststellungen unempfindlich gemacht. »Unnötig ironisch vielleicht, aber Sie wissen ganz genau, dass ich nichts gegen die Fakten einwenden kann, Harry?«

»Ich bin nie unnötig ironisch, Alex.« Booth steckte das Diktiergerät in die Tasche. »Sie wissen ganz genau, dass ich von den Ergebnissen ebenso enttäuscht bin wie Sie. Vielleicht sogar noch mehr. Sie kehren immerhin zurück mit wertvollen Daten über neue Welten, neue Phänomene, stellare Spektren und alle möglichen Informationen, für die die Forschungsteams auf der Erde Ihnen noch jahrelang Lobpreisungen singen werden.« Er blickte finster. »Sicher, der große Hauptgewinn ist uns entgangen: Wir haben kein fremdes Leben von einiger Substanz gefunden. Aber Sie können sich immerhin mit ihren astro- physikalischen Phänomenen beschäftigen. Für mich und meine Redaktion sind es bloß achtzehn Monate für nichts und wieder nichts.« Er überlegte einen Augenblick und fügte dann bitter hinzu: »24. Dezember. Wahrscheinlich haben wir uns alle den Weihnachtsabend ein wenig anders vorgestellt, nicht wahr?« Er wandte sich wieder um und blickte durch die Luke hinaus in den unendlichen Weltraum.

Dr. Alex Durant, der wissenschaftliche Leiter dieses Raumschiffes, warf einen kurzen Blick auf die Berechnungen, mit denen er sich beschäftigte. Dann meinte er, ohne zu Booth hinüberzusehen: »Was Captain Holland wohl sagen würde, wenn ich ihn bitten würde, die Mission noch zwei Monate zu verlängern? Wenn wir unsere Rückkehrparabel - unsere Flugbahn - etwas aufweiten, könnten wir nach meinen Berechnungen zwei zusätzliche Systeme überprüfen.«

»Ich glaube nicht, dass unser Captain davon sehr begeistert wäre.« Booths Blick war wieder zu dem unbeweglichen, aber immer wieder faszinierenden Ozean der Sterne draußen vor der Luke zurückgekehrt.

»Persönlich würde er wahrscheinlich mit Vergnügen noch ein weiteres Jahr im Weltraum verbringen. Aber im Plan steht, dass wir an einem bestimmten Tag zurückkehren. Er wird Himmel und Erde in Bewegung setzen, dieses Datum einzuhalten.«

Booth blickte resigniert. »Wenn Sie meine wirkliche Meinung hören wollen, dann wäre es mir am liebsten, wenn Vincent das Kommando hätte.«

»Mir auch«, pflichtete Durant ihm bei. »Nur, dass das natürlich unmöglich ist. Obwohl ja angeblich immer die besten Menschen für jede Position ausgewählt werden.«

»Stimmt«, sagte Booth. »Das Problem ist, dass Vincent kein Mensch ist.«

*

Im Augenblick befand sich Vincent, über den sie sprachen, vorn in der Steuerzentrale in Gesellschaft von Charles Pizer, dem Ersten Offizier des Raumschiffes. Vincents zahlreiche Arme waren sorgfältig über seinem schwebenden fassförmigen Körper gefaltet. Vielfarbige Lämpchen leuchteten auf und erloschen entsprechend seiner inneren Funktionen.

Seine Optiktasten waren auf den Ersten Offizier gerichtet. Pizer saß lässig auf einem Pilotensessel und starrte auf den Hauptbildschirm. Er achtete nicht auf Vincent. Dass Vincent kein Mensch war, war offensichtlich. Zu behaupten freilich, dass er keine Persönlichkeit wäre, hätte ohne Zweifel Pizers Widerspruch herausgefordert.

Hände betätigten Schalter. Sternanordnungen huschten über den Schirm. Sonnen verschoben sich vor einem Hintergrund aus blassem Grün, einer Farbe, die für die Augen angenehmer war als ein realistischeres Schwarz. Die Gedanken des Ersten Offiziers trieben dahin wie die Bilder der Sterne und Nebel.

»Woran erinnert dich das, Vincent?«

»Unter der Annahme, dass Sie die dreidimensionale Sternendarstellung meinen, Mr. Pizer«, erwiderte der Roboter, »würde ich sagen, dass Sie, Mr. Pizer, zur Zeit mit dem Magen sehen. Ich erkenne noch nicht erforschte Sternkonstellationen.«

»Ich nicht. Auf mich wirkt es wie Erbsensuppe.« Pizer richtete sich in seinem Sessel auf, worauf dieser sich summend seiner Körperbewegung anpasste. »Ich bin am Verhungern...«

Lichter flackerten an den Seiten des Roboters auf, ein sichtlicher Hinweis darauf, dass die Maschine gleich sprechen würde: »Gibt es sonst noch etwas Neues bei Ihnen?«

»Spott und Sarkasmus sind Eigenschaften, die deine Erbauer sich hätten sparen können.« Pizer sah den Roboter scharf an. »Was steht denn heute auf dem Speiseplan?«

»Gefriergetrockneter Truthahn. Etwas besonders Leckeres, Leutnant, weil Weihnachten ist. Und gefriergetrocknetes Heidelbeerkompott, gefriergetrocknete Soße und Nierchen, gefrier...«

Pizer fiel ihm ins Wort. »Erspare mir bitte die komplette Liste der Spezialitäten.« Die Vorstellung von gefriergetrockneten Nierchen hatte jegliches Hungergefühl in ihm sterben lassen.

»Vincent, ich beneide dich.«

»Das überrascht mich nicht, aber warum eigentlich, Sir?«

»Du hast keine Geschmacksknospen auf der Zunge.« Er lehnte sich in seinem Sessel zurück. Servomotoren summten und gaben sich Mühe, das Polster seinem Rücken anzupassen. Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte sehnsüchtig zur Decke.

»Wenn ich jetzt zu Hause wäre, würde ich mich zu einem Festessen setzen. Ein echtes Festmahl, bei dem die richtige Wassermenge bereits in den Speisen enthalten ist und nicht erst hinzugefügt werden muss. Truthahnbraten, gefüllt mit Austern, süße Kartoffeln mit Orangensoße, Gemüse, Salat, Gewürzkuchen...«

Er fuhr fort, sich eingebildeten Gaumenfreuden hinzugeben, bis Vincent schließlich hinzufügte: »...doppeltkohlensaures Natron...« Pizer schwang sich aus dem Sessel, ging aut die Tür zu und stieß den Roboter gespielt beleidigt vor sich her. »Du wirst den Unterschied nie begreifen. Außerdem werde ich ja bald wieder etwas Echtes essen. Achtzehn Monate. Heute ist der 24. Dezember. Zeit zur Rückkehr, wie du weißt. Zurück zu echtem Truthahn und echter Soße. Zurück ins echte Leben. Bald geht’s nach Hause, Eisenherz.«

Tatsächlich war in Vincents Körper nur sehr wenig Eisen vorhanden, man hatte den Roboter aus wesentlich dauerhafteren Metallen und Legierungen hergestellt. Trotzdem war er durchaus imstande, gutgemeinte Spitznamen zu erkennen und zu akzeptieren.

»Nach Hause vielleicht für Sie, Mr. Pizer, aber das einzige Zuhause, das ich kenne, liegt hier draußen.« Eine seiner freien Gliedmaßen deutete auf die sternenübersäte Schwärze, die die Luke über den Konsolen füllte.

Aber Pizer hatte den Raum bereits verlassen.

*

Als Kate McCrae die Tür des Labors hinter sich geschlossen hatte, fiel schlagartig auch die Enttäuschung über den geringen Erfolg der Forschungsreise von ihr ab. Sie gehörte nicht zu den Menschen, die ihr ganzes Glück nur von einem kurzfristigen Erfolg abhängig machen. Ein Gefühl der Kraft erfüllte sie, als sie um die riesige Kammer im Schiffszentrum herumging. Motoren schnarchten gleichmäßig vor sich hin und schoben die Palomino im Kriechtempo voran, weil sie in Vorbereitung ihres Kurswechsels auf Unterlichtgeschwindigkeit gegangen waren.

Früher einmal hatten die Menschen den Flug mit Überlichtgeschwindigkeit für unmöglich gehalten. Sie lächelte bei dem Gedanken. Wenn der Mensch überhaupt etwas gelernt hatte, seit er das Sonnensystem verlassen hatte, zu dem seine Welt gehörte, so dies, dass das einzig Unveränderliche des Universums in seiner grenzenlosen Vielfalt an Widersprüchen lag.

Captain Dan Holland arbeitete an der Monitoranlage. Seine graue Uniform war eins mit den Farben der Röhren und der Metallkonstruktionen, die ihn umgaben. Die Wärme, die Kate bei seinem Anblick durchpulste, war nicht allein der Strahlungshitze der Maschinen zuzuschreiben.

Sie trat neben ihn. Obwohl er immer noch nicht von seiner Arbeit aufblickte, wusste sie, dass er sich ihrer Anwesenheit bewusst gewesen war, seit sie das Zentrum betreten hatte.

»Glaubst du, es hält lange genug zusammen, bis wir nach Hause kommen?«

Er lächelte liebevoll zu ihr hinüber. »Wie kannst du daran zweifeln, wo ich doch am Steuer stehe?«

»Bescheidenheit ist eine deiner liebenswertesten Eigenschaften.«

»Nach achtzehn Monaten ist es schön zu sehen, dass du etwas gelernt hast.« Er hielt inne und blickte einen Augenblick lang ernst. »Mir sind ein paar Andeutungen von Materialermüdung in den inneren Kammern der Antriebseinheit aufgefallen. Ich weiß, dass sie für gleichmäßigen Schub gebaut sind, aber achtzehn Monate sind eine lange Zeit, selbst für die zähesten Legierungen.« Jetzt lächelte er wieder.

»Aber es wird schon gehen.« Er betätigte einen Regler und registrierte befriedigt, wie die beiden entsprechenden Anzeigen reagierten. »Mir wird es leid tun, wenn diese Mission zu Ende ist. Es ist nicht schön, wenn man nach so langer Zeit nach Hause zurückkehrt und sagen muss, dass das Hauptproblem nicht gelöst ist. Und ich mache mir Sorgen um Vincent. Diese Leute zu Hause haben bestimmt ihre Pläne mit ihm.«

»Zum Beispiel?«

»Zum Beispiel, ihn auseinanderzunehmen, um die Auswirkungen der Reise auf ihn zu studieren. Wahrscheinlich ist er, bis wir nach Hause zurückkehren, bereits durch neue Modelle überholt. Vermutlich werden sie ihn nehmen und...«

»Nichts dergleichen werden sie mit Vincent machen. Das werde ich nicht zulassen. Er hat ein Recht darauf, intakt... er selbst zu bleiben, nach allem, was er für diese Mission getan hat. Er ist viel mehr als eine ganz gewöhnliche Maschine, die ein Techniker zerlegen kann, bloß, -weil er Lust dazu verspürt.«

Holland gab sich Mühe, seine Erheiterung zu verbergen. »Das ist keine sehr wissenschaftliche Betrachtungsweise, Dr. McCrae. Was würden Sie denn tun, um so etwas zu verhindern?«

Sie sah ihn, plötzlich unsicher geworden, an. »Ich... ich weiß nicht. Aber ich würde etwas tun, was eben nötig ist. Ihn adoptieren vielleicht.«

»Das war auch nicht die Beziehung, an die ich gedacht hatte.« Holland wandte sich von der Konsole ab und umarmte sie.

Vincents Roboter-Stimme aus dem Lautsprecher unterbrach ihren Kuss. »Ich bedaure die Störung, Captain, aber da ist etwas, was Sie sehen sollten. Ich habe es auf den Zentralschirm geschaltet.«

Etwas atemlos lösten sie sich voneinander. Kate McCrae wischte sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Da ihr schon so lange zusammen seid und so unzertrennlich geworden seid«, murmelte sie leise, »könntest du ja gegen die Taktlosigkeit dieser Maschine etwas unternehmen.«

»Ich werde daran denken, dass ich es ihm sage«, versicherte ihr Holland. Dann wurde sein Lächeln ernst. »Vincent würde mich niemals... bei der Arbeit unterbrechen, wenn es nicht wirklich wichtig wäre. Wir sehen uns besser an, was er will...«

*

Pizer, der Erste Offizier, Captain Holland und Kate McCrae kamen fast gleichzeitig in der Kommandozentrale an. Vincent schwebte vor dem Hauptschirm und verdeckte ihn fast völlig. Pizer kaute immer noch an seinem Truthahn, als er die Zentrale betrat.

»Was gibt’s denn, Vincent? He, weißt du, so übel ist das Zeug eigentlich gar nicht. Aber es könnte auch sein, dass ich schon zu lange davon lebe.« Als die Maschine darauf nicht mit einer angemessenen spöttischen Bemerkung reagierte, wurde Pizer ernst und sah auf den Schirm.

»Etwas Ernstes?«

»Ernsthaft interessant, ernsthaft faszinierend, nicht ernsthaft gefährlich, Mr. Pizer. Nicht auf diese Distanz.« Vincent schob sich zur Seite, so dass der Erste Offizier die beiden Schirme betrachten konnte.

Was Pizer sah, veranlasste ihn dazu, den letzten Bissen Truthahn hastig hinunterzuschlucken. Ein Schirm zeigte Sterne, aber nicht nach ihrer sichtbaren Strahlung, sondern entsprechend der von ihnen ausgestrahlten Gravitationswellen. Die Kraft also, mit der ein Körper einen anderen anzieht. Solche Gravitationswellen mussten von der leichten Palomino sorgfältig kontrolliert werden, denn vielleicht gab es Gravitationsfelder, die so stark waren, dass sie sich ihnen nicht entziehen konnte.

Rechts oben im Bildschirm war ein dunkles ovales Gebilde zu sehen, das von dicht zusammengebündelten Linien umgeben war. Diese Linien waren keine Höhenangaben, sondern zeigten Gravitationskräfte. Die gebündelten, engen Linien zeigten einen Gravitationstrichter von ungeheuren Ausmaßen.

Vincent vergrößerte den oberen rechten Quadranten des Bildschirms, der das dunkle Oval enthielt. Pizer warf einen Blick darauf und pfiff leise durch die Zähne.

»Ja, Sir, das ist das mächtigste Schwarze Loch, das mir je begegnet ist«, sagte Vincent gebührend feierlich. »Meine Speicher enthalten keine Erinnerung an irgendetwas Stärkeres. Vorläufige Tasten-Resultate unterstützen diese Annahme.«

»Ich brauche eine Grob-Übersetzung dieser Zahlen in etwas, das jemand wie Harry Booth begreift, Vincent. Er wird das ohnehin für seinen Bericht benötigen.«

Der Roboter überlegte einen Augenblick. »Wenn die Wellenmessungen auf plus/minus zehn Prozent exakt sind, Mr. Pizer, und dieser Stern hier die übliche Zusammensetzung hat, dann würde ich schätzen, dass dieses Schwarze Loch die Überreste von vierzig bis hundert Sternmassen enthält.«

Pizer nickte langsam. »Ein Punkt, dem man besser fernbleibt. Sehen wir es uns im Holographen an.«

Die Beleuchtung im Cockpit wurde weicher. Der Holograph begann aufzuleuchten. Er zeigte jedes Bild, jeden Gegenstand in seinen drei Dimensionen. Man glaubte, das Gezeigte anfassen zu können. Das dreidimensionale Bild formte sich nun. Pizer studierte es eine Weile und wandte sich dann an das Mikrofon der nächsten Sprechanlage: »He, Dr. Durant und Harry... kriegen Sie das auch mit?«

Durants Stimme meldete sich sofort. »Ja... grandios, nicht wahr?« Er stand neben dem Laborprojektor und starrte begeistert auf den Anblick, der sich vor ihm ausbreitete. »Finden Sie nicht auch, Harry?«

Harry Booth, der Reporter, stand mit geweiteten Augen da und lehnte sich fast in die Projektion hinein. »Wie aus Dantes Inferno, wenn Sie mich fragen. Sie finden vielleicht, dass die Hölle schön ist. Ich nicht.«

Durant stöhnte verzweifelt: »Harry, Sie lassen sich aber auch durch nichts beeindrucken!«

Der Journalist war nicht beleidigt. »Berufskrankheit, Alex. Lassen Sie sich von mir nicht die Freude verderben. Genießen Sie den Anblick.«

»Die vernichtendste Kraft im Universum, Harry«, sagte Durant bewundernd. »Ihr Vergleich mit der Hölle passt durchaus, wenn er auch nicht gerade schmeichelhaft ist.«

Dan Holland las die numerischen Anzeigen unter dem Schirm. »Wir haben schon seltsamere Dinge gefunden. Wer weiß? Aber ein Monstrum ist das hier schon.«

»Es besitzt eine gewisse Anziehungskraft, Sir«, räumte Vincent mit einiger Mühe ein. »Aber ob Sie es nun glauben oder nicht, ich habe etwas wesentlich Interessanteres aufgefangen.«

Der Roboter drehte an einigen Knöpfen. Die Kamera richtete sich auf einen Gegenstand weit links vom Schwarzen Loch. Und dieser Gegenstand war relativ nahe bei der Palomino.

»Ein Asteroid?«, fragte Pizer. »Daran ist nichts Besonderes, Vincent. Das Ding saugt Hunderte von ähnlichen Objekten ein.«

»Das glaube ich nicht, Sir. Oder, wenn es ein Asteroid oder ein anderer planetarischer Körper ist, dann ein höchst bemerkenswerter. Ich habe es bereits beobachtet, seit ich den Hauptgravitationsschacht entdeckt habe. Dieses Ding hat sich nicht bewegt - weder in bezug auf das Loch selbst, noch auf die Sonne. Ich glaube, man darf sagen, dass es nicht Teil dieses Systems ist. Seine Stabilität deutet an, dass es nicht natürlich gewachsen ist, sondern künstlich geschaffen wurde. Abgesehen von seiner Stabilität in einer Zone von erheblicher gravitorischer Störung besitzt es eine auffallend regelmäßige Silhouette.«

»Ein Schiff?«

»Daran dachte ich«, meinte er zu Holland gewandt.

Der Captain sprach hastig ins Mikrofon: »Labor, haben Sie diese letzte Information aufgefangen? Schneiden Sie mit, Alex?«

»Wir schneiden mit, Dan.« Durants Stimme klang ebenso überrascht. »Ich schneide mit, aber ich kann es nicht glauben.«

»Ich auch nicht... noch nicht.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Bildschirm zu. »Wir sind nahe genug heran, um etwas von dieser Größe bildmäßig zu erfassen. Ein Schiff dieser Dimension ist seit Jahren nicht mehr gebaut worden.«

»Vorausgesetzt, es ist menschlichen Ursprungs«, wandte Charles Pizer ein.

»Ja. unter der Voraussetzung.« Holland sah zu dem Roboter hinüber. »Vergrößere noch einmal, Vincent, dann wollen wir versuchen, es zu identifizieren.« Sein Herz schlug jetzt schneller.

»Ja, Sir.« Ein Metallglied löste sich von dem Körper des Roboters und schob sich in eine Steckdose neben dem Bildschirm.

Auf einem anderen Schirm wurde eine Folge von Silhouetten aller bekannten Raumfahr-Schiffe eingeblendet. Eine Silhouette nach der anderen legte sich über den Umriss des geheimnisvollen Objektes.

»Liberty Sieben.« Vincent machte seine Anzeigen mit höchst geschäftsmäßiger Stimme. »Keine Massenübereinstimmung, keine Formübereinstimmung.« Eine nächste Silhouette legte sich über das geheimnisvolle Fahrzeug. »Experimentelle Tiefraumstation, Serie fünf, verschollen gemeldet. Keine Massenübereinstimmung, keine Formübereinstimmung.« Wieder eine neue Silhouette. »Sahara Modul dreiundfünfzig.« Wieder eine andere. »Pluto vier. Keine Massenübereinstimmung, keine Formübereinstimmung.«

Als die nächste Silhouette auftauchte, war Kate McCrae außerstande, an sich zu halten. Sie sah mit einem Blick: Das war die Cygnus, mit der ihr Vater im Weltraum verschollen war. Sie wünschte sich aus ganzem Herzen eine Übereinstimmung.

»Tiefraumsonde eins«, verkündete Vincent methodisch, immer noch nicht bereit, sich festzulegen. »Masse entspricht, abgesehen von kleineren Abweichungen. Form passt ebenfalls. Soweit die Entfernung das zulässt, stimmen auch alle anderen Einzelheiten.«

Dr. Alex Durant war sofort klar, dass damit seine Hoffnung, fremdes intelligentes Leben zu finden, wieder zunichte war.

Mit einem Seufzen sagte Durant in das Mikrofon: »Das genügt für den Augenblick, Vincent. Wir gehen davon aus, dass dies eine exakte Identifizierung ist, bis eine genauere Untersuchung Gegenteiliges beweist. Programmiere die Schiffsgeschichte und speise sie auf Band ein.«

»Die Suchaufzeichnungen, Sir?«

»Das ist überflüssig.« Kate McCrae sprach mit gleichmäßiger Stimme, ohne freilich ihre Erregung ganz verbergen zu können. »Sie wissen ebenso gut über die Cygnus Bescheid wie jeder andere von uns, Alex.«

Er wich ihrem Blick aus. »Das ist eine Formalität, Kate. Für die Akten. Wir müssen alles eintragen. Das wissen Sie!«

»Ja, natürlich haben Sie Recht.«

Vincents Stimme sprach das aus, was alle dachten: »Dr. Kate McCrae, war das nicht das Schiff, auf dem Ihr Vater gearbeitet hat?«

»Ja, die Cygnus«, wiederholte sie ebenso mechanisch wie Vincent zu reden pflegte. »Seine Aufgabe: Suche nach bewohnbaren Welten und Suche nach Leben außerhalb unseres Sonnensystems. Im Wesentlichen dieselbe Mission wie die unsere, nur in ziemlich größerem Maßstab. Kommandant war Hans Reinhardt, und mein Vater war Offizier an Bord.«

Niemand fragte weiter.

»Gib dem Schiff ein Signal, Vincent«, sagte Dan Holland, der Captain. »Versuch zuerst die Standardfrequenzen. Wenn sie darauf nicht reagieren, schaltest du auf die Notfrequenz, dann die Militärfrequenz.«

»Keine Sichtsignale, Sir? Wir sind vermutlich nahe genug.«

»Nein, für den Augenblick nur Funk. Wenn alles andere versagt, werden wir etwas Komplizierteres versuchen.«

»Wie Sie wünschen, Sir.«

»Fern-Sensoren aktivieren, Charles«, sagte der Captain zu seinem Ersten Offizier. »Falls ihre normalen Sendeeinheiten beschädigt sind, könnte es sein, dass sie alle möglichen Arten von Ausstrahlungen erzeugen. Die Fern-Sensoren warnen uns dann rechtzeitig.«

»Ja, aber es wird verdammt schwierig sein, vor diesem Hintergrund irgendetwas Zusammenhängendes herauszupicken.«

»Geben Sie sich eben Mühe. Ich hab schon gesehen, wie Sie in hoffnungsloseren Fällen ihre Geräte zum Blinzeln gebracht haben.« Niemand in dem Labor lächelte. Durant und Booth musterten Kate McCrae aus höchst unterschiedlichen Gründen. Die Instinkte von Booth waren von der Aussicht auf eine Sensations-Reportage geschärft.

»Raumsonde und Forschungsschiff Cygnus«, murmelte Kate McCrae. »Vor zwanzig Jahren zur Erde zurückbeordert, weil man ihre Aufgabe für gescheitert hielt.« Sie sah Booth scharf an.

»Wie das Hans Reinhardt, den Kommandanten der Cygnus, geärgert haben muss«, sagte der Reporter. »Wenn ich mich richtig erinnere, hat er Kritik nicht besonders gut vertragen. Ich kann mir gut vorstellen, wie er auf die Rückbeorderung seines Schiffs und den Abbruch seiner Forschungsarbeit reagiert haben muss.«

Kate McCrae war verblüfft. Was wusste der Reporter über die Cygnus und ihren Kommandanten? Sie fragte ihn: »Sind Sie Reinhardt tatsächlich einmal begegnet, Harry? Ich meine persönlich. Ich habe mein ganzes Leben lang nur von ihm gehört, seine Berichte gelesen und seine Theorien studiert.«

»Mit ihm zusammengestoßen, wäre wohl der richtigere Ausdruck. Eines muss man ihm lassen: Er war ein wissenschaftliches Genie. Leute, die davon mehr verstanden als ich, haben das gesagt - Reinhardt selbst eingeschlossen.« Er grinste.

Dr. Alex Durant ergänzte: »Reinhardt war schon zur Legende geworden, ehe er die Leitung des Cygnus-Projekts übernahm.« Durant gab sich Mühe, gleichmütig zu klingen, so als verteidigte er nicht einen Mann, der in Ungnade gefallen war. »Eine Legende...«

Schärfer als beabsichtigt fiel der Reporter ihm ins Wort: »Das glaubte er, Ich persönlich meine eher, dass ihn das großartige Bild überwältigte, das er von sich selbst gemalt hatte. Man erlebt das in meinem Beruf häufig. Seine wissenschaftlichen Leistungen kann ich nicht beurteilen. Nur ihn als Mensch. Es gibt alle möglichen Arten von Arroganz, Alex. Ich glaube nicht, dass Reinhardt sich für arrogant hielt, doch auf die meisten Leute seiner Umgebung wirkte er so. Aber eines muss man ihm lassen«, räumte Booth ein, »er konnte ebenso gut Leute manipulieren wie die physikalischen Theorien. Reinhardt verfügte über die seltene Gabe, seinen persönlichen Ehrgeiz zur Sache der Allgemeinheit zu machen. Die Menschheit muss die Sterne erobern und all das. Er brachte es doch tatsächlich fertig, dem internationalen Raumausschuss aufzuschwätzen, dass sie den kostspieligsten Blödsinn aller Zeiten finanzierten.

Damit wir uns nicht falsch verstehen - der Bau der Cygnus und ihre Mission waren mächtige Leistungen, stolze Augenblicke der Menschheit. Ja, stolze, überhebliche und blödsinnige Augenblicke der Menschheit.

Aber die Mannschaft braucht ihre Denkmäler. Habe ich Recht, Alex? Die Cygnus war die Cheops-Pyramide unserer Zeit und Kommandant Reinhardt ihr Herrscher, ihr Alleinherrscher. Er veranlasste, dass sie gebaut wurde, setzte seinen ganzen Ruf für sie aufs Spiel. Und als sie dann existierte, war er zum Erfolg gezwungen. Gleichgültig, was Logik oder Vernunft forderte, gleichgültig, welche Folgen das Ganze hatte. Also weigerte er sich, das Scheitern seiner Mission einzugestehen und nahm die Befehle, die sie zur Erde zurückriefen, nicht zur Kenntnis.«

»Wir wissen nicht, ob das so ist, Harry«, antwortete Durant. »Noch wissen wir es nicht. Niemand hat je per Funk eine Distanz wie die überwunden, die zwischen der Erde und der Cygnus lag. Vielleicht ist der Befehl zur Rückkehr nie angekommen.«

Kate McCrae stand, von den anderen unbemerkt, an der Luke und starrte in die Leere hinaus, die ihren Vater und die restliche Mannschaft der Cygnus verschlungen hatte. Schwebte dort die Antwort auf eines der größten Geheimnisse der Menschheit, das lautlose Verschwinden des größten Raumschiffes, das Menschen je in den Weltraum trug?

Sie wünschte sich, sie könnte mehr die Rolle des distanzierten Beobachters spielen, so wie es ihrer beruflichen Ausbildung entsprach. Aber so große Mühe sie sich auch gab, so sehr sie sich auch abquälte, das einzige, was sie jetzt beschäftigte, war die scheinbar absurde, aber doch mögliche Chance, dass ihr Vater noch lebte.

»Ich gehe nach vorne«, murmelte sie. Durant und Booth, die immer noch über die Leistungen von Dr. Hans Reinhardt und die Cygnus stritten, bemerkten überhaupt nicht, dass sie den Raum verließ.

  Zweites Kapitel

 

 

Charles Pizer, der Erste Offizier an Bord der Palomino, versuchte gar nicht erst, seine Erregung zu unterdrücken.

»Ich habe seit meiner Kindheit von der Cygnus gelesen, Dan«, erklärte er Captain Holland. »Sie ist so etwas wie der Fliegende Holländer des Weltraums, das Traumschiff, das jeder Forscher aufzufinden hofft. Und wir haben es gefunden! Bringen Sie uns nur nahe genug heran«, fuhr Pizer fort, »dann können Vincent und ich an Leinen an Bord gehen.«

Zur Überraschung aller kam die erwartete Mahnung nicht von den Menschen, sondern vom Roboter Vincent. »Um Cicero zu zitieren«, begann Vincent, »Ungestüm ist für die Jugend charakteristisch, Weisheit für das abgeklärte Alter, und Vorsicht ist der bessere Teil der Tapferkeit.« Der Roboter sah den Ersten Offizier an. »Es wäre am besten, sich nicht kopfüber in mögliche Gefahren zu stürzen, solange wir nicht eine genauere Vorstellung von dem haben, was uns dort erwartet.«

»Ja, sicher. Natürlich.« Plötzlich runzelte Pizer die Stirn und blickte von seiner Konsole auf. »Cicero, hm - war das nicht so ein uralter Römer?«

Vincent gab ein Geräusch von sich, das wie ein menschliches Hüsteln klang. Das Auftauchen von Kate McCrae und von Reporter Harry Booth bewahrte Pizer vor der Antwort des Roboters.

»Wir müssen da hin, Captain«, sagte der Reporter. »Wir können uns doch nicht die größte Story unseres ganzen Lebens links liegenlassen. Ich habe mehr Angst vor diesem Schwarzen Loch, dieser Verzerrung von normalem, gesundem Weltraum als jeder andere von Ihnen. Aber für eine solche Story würde ich in die Hölle selbst hinuntersteigen.«

»Wenn uns dieses Gravitationsfeld erfasst, Harry«, erwiderte Captain Holland, »dann wäre das schlimmer als die Hölle. Ich bin daher der Ansicht, dass wir guten Grund haben, diese Story liegenzulassen. Ich werde nicht in die Hölle hinuntersteigen, nur um eine Story zu holen.«

»Aber Captain...«

Holland beachtete ihn nicht, sondern wandte sich an seinen Ersten Offizier Charles Pizer. »Nehmen Ihre Sensoren irgendetwas auf, Charlie? Irgendeine Reaktion auf Vincents Funksignale?«

Pizer starrte mürrisch auf seine Sichtgeräte. »Negativ. Aber bei all den elektromagnetischen Turbulenzen dort draußen ist es durchaus möglich, dass das Signal nicht durchkommt. Ebenso gut kann sein, dass jemand auf der Cygnus unsere Signale empfängt und ihre Antwort nicht zu uns durchkommt. Ihr Signal könnte schwach sein, wenn der Sender drüben nicht mit voller Leistung arbeitet. Bei all den Gravitationskräften herrscht da draußen ein schrecklicher Wellensalat. Aber eines können wir unterstellen, das müssen wir sogar...«

»Was denn?«

»Dass ihr Strahlungsschild intakt ist. Sonst wären sämtliche Insassen des Schiffes beim Eindringen in diese Region bei lebendigem Leibe gekocht worden, und zwar allein schon von der Gammastrahlung.«

»Mein Gott«, murmelte Kate McCrae schließlich und brach damit zum erstenmal wieder ihr Schweigen. Sie starrte den Bildschirm an, »all die Jahre des Wartens und Hoffens... Die Behörden konnten nichts anderes tun, als die Schultern zucken, wenn man sie nach dem Schicksal der Cygnus und ihrer Leute fragte... und da liegt nun die Antwort auf all diese Gerüchte und Fragen.« Sie blickte vom Schirm auf und sah Dan Holland an. »Dan...?«

»Ich weiß, wie dir zumute sein muss, Kate, aber dieses Schiff dort hängt am Rand eines Strudels, der ins Nichts führt. Wir dürfen das Risiko nicht eingehen. Wir dürfen...«

»Du könntest wenigstens Alex fragen.« Sie wusste, dass die Meinung des Physikers mehr Gewicht haben würde als ihre eigene, von der Holland mit Recht annehmen durfte, dass sie zu sehr von Gefühlen geleitet wurde.

»Also gut.« Er sprach in sein Mikrofon. »Alex, haben Sie das mitgekriegt?«

»Jedes Wort«, kam prompt die Antwort.

»Sagen Sie mir etwas, das mich davon überzeugt, dass es ungefährlich für uns ist, wenn wir näher rangehen. Aber ich will einen guten, wissenschaftlich soliden Grund hören.«

Durant hatte sich darauf konzentriert, Informationen von den Fern-Sensoren der Palomino zu sammeln, um sich daraus ein Bild zu machen. »Das kann ich, Dan, mit folgender Beobachtung: nach unseren Instrumenten hat sich die Cygnus, seit wir sie entdeckt haben, kein Jota bewegt.«

»Sind Sie da ganz sicher?«

»Absolut. Ihre Position in bezug auf den nächsten Stern ist unverändert. Sie befindet sich auf keiner Kreisbahn. Sie sitzt einfach da.« Holland überlegte. »Das ist doch verrückt, Alex. Wenn das Schiff sich nicht auf einer Kreisbahn um den Stern befindet und der Antrieb nicht funktioniert - und das zeigen unsere Instrumente an -, dann müsste es wenigstens schwach auf die Wirkung des Gravitationstrichters reagieren. Sind Sie sicher, dass man es nicht auf funktionelle Bahn um diesen Trichter gebracht hat?«