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In den Docks von Kopenhagen wird eine zerstückelte Leiche gefunden. Als Ministerpräsident Hartmann und der Inlandsgeheimdienst auftauchen, ahnt Kommissarin Lund, dass es sich um kein gewöhnliches Verbrechen handelt. Schnell rücken die international operierende Reederei Zeeland und ihr Vorstandsvorsitzender Zeuthen ins Zentrum der Ermittlungen. Doch dann wird Zeuthens Tochter Emilie entführt. Ihr Verschwinden, stellt sich heraus, steht in Zusammenhang mit der Ermordung eines Mädchens in Jütland. Lund versucht die Spuren der unterschiedlichen Fälle zu deuten und gerät dabei immer tiefer in die Verstrickungen zwischen Wirtschaft und Politik. Ein Wettlauf um das Leben des Kindes beginnt.
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Seitenzahl: 679
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Zsolnay E-Book
David Hewson
DAS VERBRECHEN
KOMMISSARIN LUNDS 3. FALL
Roman
Basierend auf dem Drehbuch von Søren Sveistrup
Aus dem Englischen von Barbara Heller und Rudolf Hermstein
PAUL ZSOLNAY VERLAG
Die Originalausgabe erschien erstmals 2014 unter dem Titel The Killing III bei Macmillan, London.
Der Roman basiert auf Søren Sveistrups Forbrydelsen III – einer Serie des dänischen Fernsehens. Koautoren: Torleif Hoppe und Michael W. Horsten.
ISBN 978-3-552-05727-2
Copyright © David Hewson 2014
Alle Rechte der deutschsprachigen Ausgabe:
© Paul Zsolnay Verlag Wien 2015
Umschlag: Johannes Wiebel | punchdesign, München; Motive: iStock, shutterstock.com, photocase.de
Satz: Eva Kaltenbrunner-Dorfinger, Wien
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MITTWOCH, 9. NOVEMBER
Sie gaben ihr immer die Neulinge. Dieser hieß Asbjørn Juncker, war 23 Jahre alt und eben erst vom Anwärter zum Kriminalbeamten befördert worden. Im Moment stöberte er auf einem verwahrlosten Schrottplatz am Hafen munter zwischen den Autowracks herum.
»Da ist ein Arm!«, rief er und trat hinter der rostigen Karosserie eines ausgedienten VW-Käfers hervor. »Ein Arm!«
Madsen suchte mit einem Team das Gelände ab. Er sah Lund an und seufzte. Asbjørn war erst an diesem Morgen im Polizeipräsidium angetreten. Er kam aus der Provinz und war der Mordkommission zugewiesen worden. Ein Viertelstunde später, während Lund gerade mit halbem Ohr Nachrichten hörte – die Finanzkrise, die anstehenden Parlamentswahlen –, war ein Anruf von dem Schrottplatz gekommen: Man hatte dort eine Leiche gefunden, Leichenteile, genauer gesagt, zwischen dem Schrott verteilt. Wahrscheinlich ein Penner aus dem Obdachlosenlager auf einem stillgelegten Dock nebenan. Jemand, der über den Zaun geklettert war, sich umgesehen hatte, ob es hier etwas zu holen gab, in einem Auto eingeschlafen und sofort tot gewesen war, als einer der riesigen Bagger das Wrack erfasste.
»Komischer Platz für ein Schläfchen«, sagte Madsen. »Der Greifer hat ihn auseinandergerissen. Dann ist er anscheinend noch ein bisschen weiter zerkleinert worden. Der Baggerführer hat sich an seinem Kaffee verschluckt, als er gesehen hat, was los ist.«
Der Herbst gab Kopenhagen auf, wurde vom Winter verdrängt. Grauer Himmel. Graues Land. Graues Wasser und ein graues Schiff, das bewegungslos ein paar hundert Meter vor der Küste lag. Lund hasste diesen Ort. Sie war schon einmal hier gewesen, in Zusammenhang mit dem Mordfall Nanna Birk Larsen, auf der Suche nach einem Lagerhaus, das dem Vater des verschwundenen Mädchens gehörte. Theis Birk Larsen hatte den Mann, den er für den Mörder seiner Tochter hielt, umgebracht, er hatte seine Strafe verbüßt und war inzwischen wieder auf freiem Fuß. Arbeitete wie früher im Speditionsgewerbe, wie Lund gehört hatte. Ihr damaliger Partner Jan Meyer war bei den Ermittlungen angeschossen worden, er saß jetzt im Rollstuhl und arbeitete bei einer sozialen Einrichtung für Behinderte. Sie hatte nie mehr Kontakt zu ihm aufgenommen, so wenig wie zu den Birk Larsens, obwohl ihr der Fall nach wie vor im Kopf herumspukte. Sie blickte über das trübe Wasser zu dem toten Schiff hinüber, das fast unmerklich an seinem letzten Anker krängte. Noch immer waren ab und zu murmelnde Geister um sie. Auch jetzt hörte Lund sie.
»Du willst doch nicht im Ernst zur OPA, oder?«, fragte Madsen.
Im Polizeipräsidium wurde viel geklatscht. Sie hätte wissen müssen, dass es sich herumsprechen würde.
»Ich bekomme heute eine Medaille zum 25-jährigen Dienstjubiläum. Man kann nicht ewig bei Eiseskälte nach Leichenteilen suchen.«
»Brix will dich nicht verlieren. Du kannst einem zwar tierisch auf den Geist gehen, aber verlieren will dich hier keiner. Lund …«
»Was?«, rief Juncker herüber, der zwischen dem Schrott herumkletterte. »Sie wollen den ganzen Tag Büroklammern zählen?«
Die OPA – die Operative Planung und Analyse – machte mehr als das, aber Lund hatte keine Lust, Juncker darüber aufzuklären. Irgendwie erinnerte er sie an Meyer. Seine Großspurigkeit. Die abstehenden Ohren. Und auch eine eigenartige gekränkte Unschuld.
»Man hat mir gesagt, ich würde mit jemandem zusammenarbeiten, der richtig gut ist …«, begann der junge Polizist.
»Halten Sie den Mund, Asbjørn«, sagte Madsen. »Das tun Sie doch bereits.«
»Und ich möchte Juncker genannt werden. Nicht Asbjørn. Die anderen werden auch alle mit dem Nachnamen angeredet.«
Sie hatten sechs Teile der Leiche eines halbnackten Mannes um die fünfzig geborgen. Der Arm, den Juncker gefunden hatte, war Nummer sieben. Neben dem Käfer stand eine alte Schubkarre. Lund fragte den Betreiber des Schrottplatzes, was er dafür haben wolle. Er schien ein wenig überrascht, nannte dann aber schnell einen Betrag. Lund gab ihm ein paar Scheine und forderte Juncker auf, die Karre in den Kofferraum ihres Wagens zu laden. Er stemmte die Hände in die Hüften.
»Schaut sich jetzt jemand meinen Arm an oder nicht?«
Pampige junge Männer. Allmählich gewöhnte sie sich daran. Mark wollte am Abend mit seiner Freundin zum Essen kommen. Sein erster Besuch in ihrem neuen Zuhause, einem kleinen Holzhaus am Stadtrand. Würde er es schaffen oder wieder unter einem Vorwand absagen?
Juncker nickte dem Fotografen zu, der jetzt Aufnahmen von dem Arm machte, dann zählte er an den Fingern ab.
»Kein Ausweis. Aber ein Goldring, und Tattoos. Und die Haut ist verschrumpelt, anscheinend hat er im Wasser gelegen.« Er zeigte auf das trübe Hafenbecken. »Da drin.«
Lund sah den Mann vom Schrottplatz an, dann wanderte ihr Blick zu einigen heruntergekommenen Gebäuden jenseits einer Mauer hinüber.
»Das waren einmal Lagerhäuser«, sagte sie. »Was ist jetzt drin?«
Er hatte ein trauriges, intelligentes Gesicht. Eines, das sie an einem solchen Ort nicht erwartet hätte.
»Das war einer der wichtigsten Terminals von Zeeland. Die Lagerhäuser waren ein Zugeständnis an die kleinen Leute.« Er zuckte die Schultern. »Aber kleine Leute gibt’s kaum noch. Und Container werden hier auch so gut wie keine mehr verladen. Das Ganze ist größtenteils stillgelegt worden, als es mit der Wirtschaft bergab ging. Fast tausend Leute weg, von heute auf morgen. Ich war für das Beladen zuständig. Hab da gearbeitet, seit ich aus der Schule raus war …«
Er redete nicht gern darüber. Er schleppte die Schubkarre zu Lunds Wagen, öffnete den Kofferraum und legte sie neben ein paar Töpfe mit Rosensträuchern.
»Er hat im Wasser gelegen«, wiederholte Juncker. »Er ist tätowiert. Und er hat Wunden am Arm, wie von einem Messer.«
Das Obdachlosenlager nebenan war eine ausgedehnte Ansammlung von Wellblech und verrosteten Lastern und Wohnwagen auf dem Parkplatz der alten Werft. Zu der Zeit, als Lund den Mörder von Nanna Birk Larsen gejagt hatte, war es noch nicht da gewesen.
»Das war ein Penner, der ist hier reinspaziert und hat sich umgeschaut, ob er was klauen kann«, sagte Madsen zu Juncker. »Wir machen jetzt die Fotos. Und Sie können versuchen, den Bericht zu schreiben, wenn Sie wollen. Ich seh ihn mir dann an.«
Das gefiel Juncker gar nicht.
»Es muss aber so aussehen, als hätten wir hier alle Hände voll zu tun, sonst gibt’s Ärger«, sagte er.
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