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So sehr hat sich die einundzwanzigjährige Carola auf das alljährliche Weihnachtsfest gefreut. Sie kann sich nichts Schöneres vorstellen, als Heiligabend in ihrer Heimat im Kreise ihrer geliebten Familie zu verbringen und sich wieder ein wenig wie ein Kind zu fühlen. Doch nun kommt alles anders. Der Vater ist krank und muss zur Erholung für einige Zeit in den warmen Süden fahren. Die Mutter will ihm in dieser Zeit selbstverständlich zur Seite stehen. Das gemeinsame Weihnachtsfest muss deshalb dieses Jahr ausfallen. Carola hat bei dieser Nachricht Schwierigkeiten, die Tränen zurückzuhalten. Zu groß ist die Enttäuschung, und gleichzeitig weiß sie aber auch, dass die Genesung des Vaters das einzig Wichtige ist. Rasch beginnt Carola neue Pläne für Weihnachten zu schmieden. Schließlich haben alle in der Familie diese, wie die Mutter so liebesvoll bemerkt, 'Stehaufmännchennatur'. So leicht verzweifelt man nicht! Wäre da nur nicht dieser plagende Liebeskummer, der sich immer wieder aufzwängt... -
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Seitenzahl: 26
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Lise Gast
Saga
Das Waldhorn
© 1978 Lise Gast
Alle Rechte der Ebookausgabe: © 2016 SAGA Egmont, an imprint of Lindhardt og Ringhof A/S Copenhagen
All rights reserved
ISBN: 9788711508831
1. Ebook-Auflage, 2016
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach Absprache mit Lindhardt und Ringhof und Autors nicht gestattet.
SAGA Egmont www.saga-books.com – a part of Egmont, www.egmont.com.
„... und so habe ich beschlossen, mit Vater zu fahren. Allein würde ihm der sonnigste Süden nichts nützen, und er macht ja die Reise, um endlich wieder gesund zu werden. Um Dich aber, Carola, um Dich tut es mir leid. Du bist immer so gern in Dein weihnachtliches Kinderland zurückgekehrt, zu uns, auch wenn Du Dich das ganze runde Jahr woanders herumtreibst. Weihnachten kamst Du nach Hause, und immer gern, ich weiß. Hast an der Tür gehorcht, ob eine Nuß herunterfällt, während ich den Baum schmückte, und ich weiß noch, wie entrüstet Ihr beide wart, Frank und Du, wie ihr es weit von Euch wieset, den Christbaum einmal selbst zu schmücken. Nein, Ihr wolltet alles so haben „wie früher“.
Frank wäre dieses Jahr sowieso nicht gekommen. Er hat vor, vom zweiundzwanzigsten an Ski zu laufen, sein Urlaub ist ja immer kurz, und so würde es sich nicht lohnen, wenn er erst nach dem Heiligabend führe. Es spielt da wohl auch ein weibliches Christkind eine Rolle mit, eine Christine, soviel ich weiß, das seine Anziehungskraft ausübt. Nun, obwohl Ihr mich immer als neugierige Mutter mit kommenden Schwiegermutteraugen hinstellt, ich habe – Hand aufs Herz! – nicht gefragt. Mag er Ski laufen, wenn es ihm lieber ist, das Glück sieht für jeden Menschen anders aus, und wenn es Franks Glück ist ...
Du aber, mein Carlchen, hast bisher keine fernheimatlichen Pläne geäußert, und deshalb fällt mir dieser Brief recht schwer. Daß Du verstehen wirst, weiß ich. Daß es trotzdem für Dich nicht leicht ist, weiß ich auch. Hoffen wir, daß Vater sich richtig und endgültig erholt – er ist ja eine Stehaufmännchennatur wie wir alle – und daß wir nächstes Jahr umso schöner wieder zusammen feiern können. Nichts ist ja so tröstlich wie das alte Kinder-Weihnachtslied: ‚Alle Jahre wieder‘, das Du immer so geliebt hast.
Immer liebt Dich
Deine Mutter.“
„Weiß ich doch“, sagte Carola halblaut vor sich hin, „jaja.“ Und dann schnupfte sie, wischte sich über die Augen und versuchte, tapfer zu lächeln, was ein wenig mißriet. Zum Glück sah es niemand, sie war allein. Und sie heulte auch nicht.
Carola war einundzwanzig Jahre alt und besuchte die Pädagogische Hochschule. Und wie viele Menschen hatte sie, gute und sehr gute Freunde, männliche und weibliche, Kollegen, Kameraden, Kumpels und sehr Geliebte, nur eben der am meisten Geliebte ... Aber davon wollen wir nicht sprechen, weil es wehtun würde.