Das war gar nicht mal so klug, von mir. - Victoria Katharina Schnadt - E-Book

Das war gar nicht mal so klug, von mir. E-Book

Victoria-Katharina Schnadt

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Beschreibung

Ich liebe das Gefühl von leichten Kribbeln im Bauch, das Gefühl von Verliebt sein. Ich möchte nicht um Liebe kämpfen, ich möchte geliebt werden für das, was ich bin.

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Ähnliche


Widmung

Für Franca, weil du mir gezeigt hast, wie schön eine Freundschaft sein sollte. Danke für deinen Erziehungsauftrag. Durch dich habe ich gelernt mich selbst so zu lieben und zu akzeptieren, wie ich bin.

Für Kyra, weil dein Satz “dein Baby ist nicht weg, es kommt, wenn du bereit bist”, mir geholfen hat das Loch in meinem Herzen zu heilen.

Für Lennart, weil ich jetzt erst weiß, dass ich einen Partner an meiner Seite haben möchte, der mich so wertschätzt, respektiert und liebt, wie du es getan hast.

Für mich selbst, weil ich dank dem Roman das nicht enden wollende Kapitel in meinem Leben abschließen konnte. Und ich jetzt erst die Person sein werde, die ich sein möchte. Nicht die beste Version von mir, aber ich komme dem nah.

Inhaltsverzeichnis

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

KAPITEL 7

KAPITEL 8

KAPITEL 9

KAPITEL 10

KAPITEL 0

KAPITEL 1

Was bisher geschah...

Solange ich denken kann, sagte man mir, ich sei ein freches Früchtchen. Für mich klang das irgendwie immer sehr negativ, weshalb ich mein eigenes Verhalten permanent hinterfragte. Dieses Hinterfragen hielt ungefähr bis zu meinem 21. Lebensjahr an. Jetzt bin ich frische 22 Jahre alt und reflektiere die letzten zwei Jahre. Dabei stelle ich wertungslos fest, dass mir zu diesem Zeitpunkt jede Meinungsäußerung außerhalb meines Kosmos wohl so ziemlich scheißegal gewesen sein muss. Die genaue Situation, in der ich meinen Verstand verloren hab, kann ich gar nicht mehr wirklich sagen. Ich vermute, es begann während eines Festivals. Wenn ich genau darüber nachdenke, muss ich meinen kleinen Knacks definitiv während des Festivals erlitten haben!

Mitte Juli war ich mit Freunden auf einem Techno Festival. Da ich schon am ersten Abend einen Sprint über meine alkoholische Grenze hingelegt habe, war ich nicht nur die Erste, die im Bett war, sondern auch die Erste, die am nächsten Morgen mehr oder minder munter erwachte. Ich wurde mit einem leicht beschwipsten Gefühl im Hochbett der Kaserne wach und entdeckte ein offensichtliches Mitbringsel der letzten Nacht im Bett einer Freundin von mir. Die beiden lagen jedenfalls in dem kleinen 90 cm langen Bett, man hätte fast meinen können sie kuscheln. Nachdem beide erwacht waren, war mir eins klar: Der sogenannte Fuckboy hatte sich einen Vorteil ervögelt.

Er hatte nicht nur den Luxus, in einem Bett zu schlafen anstatt in einem aufgeheizten Zelt auf einer Isomatte, sondern konnte sogar seine Ausdünstungen des letzten Tages und der Nacht unter einer warmen Dusche abspülen. Wir halten fest: Das war mein erster Eindruck von Ihm! Es wurde nur leider mit dem ersten Satz nicht besser.

Ich überlegte, was ich wie anziehen könne und er gab mir den Ratschlag, keinen BH unter einem weißen Top zu tragen. Ja, jeder zuverlässige Kai Pflaume-»Nur die Liebe zählt« Zuschauer weiß, das ist der Moment, in dem es zwischen dem Bettspielzeug meiner Freundin und mir gefunkt haben muss.

Unironischerweise war dies genau der Moment und zugleich ganz offensichtlich der Zeitpunkt, an dem ich dringend eine Therapie hätte anfangen sollen. Man könnte sagen, dass das der Wendepunkt in meinem Leben war, hier entwickelte sich mein Leben wie ein Atomkraftwerk. Ohne zu stoppen wurde Kernenergie produziert. Gut, in meinem Fall wohl eher scheiße. Mein ganz persönliches Perpetuum mobile. Jedem außer mir war klar, dass ich mich nicht nur in etwas verrenne, sondern mit einem Grinsen wie ein Honigkuchenpferd in eine Kreissäge renne. Nun gut, dafür muss man auch erst mal die Bereitschaft besitzen, oder eben wie ich sich Mut erlügen. Wenn es einen Satan gäbe, bin ich mir sicher, dass dieser im Zeitraum meiner Kopflosigkeit sehr stolz auf mich gewesen wäre. Ja, ich denke sogar, Pinocchio hätte vor mir den Hut gezogen. Leider ist es mit dem Lügen so, dass man irgendwann nicht mehr aus seinem Konstrukt herauskommt. Alles bricht zusammen, wie ein Kartenhaus. Mitleid wäre hier fehl am Platz, ich meine mit einem Brandstifter hat man ja schließlich auch keine Sympathie oder Verständnis. Meine Entwicklung vom netten Mädchen von nebenan zum »Partywütigenlügenjunkie« ging bemerkenswert schnell. Innerhalb kürzester Zeit verkrachte ich mich nicht nur mit meinen sogenannten »Freunden«, sondern verlor mich selber auch irgendwo zwischen Tanzfläche und halb legalen Substanzen auf der Toilette. Mein »Schnapper des Jahres« hat gelinde gesagt Monogamie für sich ziemlich anders interpretiert. Gut oder aber ich habe es nicht verstanden, dass ich dann doch nicht die Liebe seines Lebens war. Ich rannte in eine komplett falsche Richtung. Die Freunde waren weg, der Typ war da. Wir verteidigten uns gegenseitig und wurden dadurch immer mehr zu Außenseitern in meinem Bekanntenkreis. An dieser Stelle lässt sich schon mal teasen, dass es vermutlich kein Happy End in dieser Geschichte gab. Er war die einzige Person, die hinter mir stand, und mich mit Krümeln Selbstwertgefühl am Leben gehalten hat. Na ja, sagen wir so, er verteidigte mich vor denen die mir angeblich etwas Böses wollten und vögelte gleichzeitig in Köln mit einem Tinderradius von 5 km. Nicht des zu trotz sah ich vermehrt das Gute in ihm und hoffte, dass er erkennt, dass ich die einzig und wahre Liebe für ihn bin. Und damit startet die Reise zu mir selbst…

KAPITEL 2

100% ich an der Copacabana

Ein paar Monate später... Es ist neun Uhr siebenundvierzig. Ich bin zu früh. Wie immer. Mein Flug geht erst in zwei Stunden. Hätte ich mal nicht auf meine Mutter gehört und den späteren Zug zum Frankfurter Flughafen genommen.

Jetzt steh ich hier.

Typisch Deutsch.

Viel zu früh – in einer Tupperdose ein geschmiertes Brötchen, da das Essen am Flughafen ja viel zu teuer sei. Ich hasse es, wenn ich intuitiv das mache, was meine Mutter mir Jahre lang vorgelebt hat. Na ja, da ich noch nicht einchecken kann, esse ich jetzt wohl direkt mal mein Brötchen und warte auf die Ausschilderung meines Flugs auf der Anzeige. Während ich mich auf meinen blauen mit Stickern beklebten Koffer setzte, krame ich in meinem Rucksack die Tupperdose heraus. Ich beiße ins Brötchen rein. Wie gern ich jetzt was vom Bäcker hätte. Während ich esse, scrolle ich in meinem Handy durch Instagram und mache schließlich eine Story der Anzeigetafel.

#aufunddavon #weltreise #ichbinerstmalweg.

Ich habe gerade den letzten Bissen des Brötchens zwischen den Zähnen, da klingelt mein Handy. »Hana, wie geht‘s dir? Bist du aufgeregt? Du hast bestimmt schon dein Proviant gegessen. Sitzt du schon am Gate? Fliegen ein paar schnuckelige Typen mit dir?«, fragt Romy offensichtlich aufgeregt am Telefon. »Ne du, ich sitze hier auf meinem Koffer und warte bis meinen Flug endlich auf der Anzeigetafel erscheint«. »Ach echt? Aber dein Flug geht doch schon in knapp einer Stunde«, erwidert Romy erstaunt. »Keine Ahnung Romy, ist nicht meine Gehaltsklasse. Ich stehe hier wie bestellt und nicht abgeholt. Ich melde mich einfach gleich, wenn ich am Gate bin, ok?«, antworte ich genervt. »Ja gut, mach das. Und denk an unsere Vereinbarung«, fügt meine Freundin schnell hinterher. Meine Nerven werden strapaziert: »Romy, wenn du mir das jetzt nochmal sagst... «. »Ok. Ich hab‘ dich lieb«, unterbricht sie mich. »Ich dich auch.«

Irgendwie schon komisch, dass der Check-In noch nicht begonnen hat, ist doch ein internationaler Flug. Um mich zu erkundigen, stehe ich von meinem Koffer auf und laufe in Richtung des Infostands der Airline. »Hallo, ich fliege heute um 12 Uhr nach Rio, allerdings finde ich meinen Flug nicht auf der Anzeige«, sage ich zur leicht gelangweilten Airline-Angestellten am Schalter. »Dann liegt das vermutlich daran, dass er Check-In bereits abgeschlossen ist, da der Flug ja schon in einer Stunde geht«, erwidert sie schnippisch. Ich blicke auf mein Handy. Fuck. Ich habe vergessen die Uhr umzustellen. Ich gucke die Stewardess verlegen an und lächle leicht: »Und was mache ich jetzt?«

Sie schaut von ihrem Bildschirm hoch, Begeisterung sieht anders aus, wahrscheinlich ist mein unorganisierter Kopf nicht der Einzige, der an diesem Tag vorbeikommt. »Am besten sie gehen jetzt direkt zum Self-Check-In. Checken dort ein und geben den Koffer dann hier bei mir ab. Ich kümmere mich dann um ihr Gepäck.« Ich rufe noch ein schnelles »Danke« und rannte mit meinem Koffer los Richtung Self-Check-In. Ok. Self-Check-In, das ist doch das, was für Menschen in meinem Alter erfunden wurde. Ich tippe hektisch auf der Bildfläche rum. Bitte geben Sie ihre Reisepassnummer ein, steht auf dem Bildschirm. Ich ziehe meinen Rucksack von den Schultern, öffne meinen Rucksack und krame den Reisepass raus. Tick tack Tick tack geht es mir immer wieder durch den Kopf. Ich drücke den Knopf zum Drucken. Der Automat schmeißt mein Ticket aus und ich renne zurück zum Infoschalter. Die Stewardess wartet bereits, klebt was auf meinem Koffer und auf meine Boardkarte drauf und sagt: »Sie müssen jetzt so schnell es geht an Gate 56.« Ich bedanke mich, meine innere Stimme beleidigt mich nochmal: »Wie kann man nur so dumm sein«, und ich renne los. So habe ich mir den Start zu einem Selbstfindungstrip nicht vorgestellt.

Dümmlich grinsend sitze ich im recht leeren Flieger und atme gefühlt das erste Mal durch seitdem ich erfahren habe, dass die Uhr umgestellt wurde. Ich sitze am Fenster, neben mir ist der Sitz frei. Am Gang sitzt ein Mann. Moment mal, jetzt gucke ich erst richtig. Und was für ein Mann dort sitzt. Hallöchen. Ich gehe mir durch die Haare, ziehe meinen linken Arm hoch und versuche unauffällig unter meiner Achsel zu riechen. In dem Moment schaut mein spontan auserwählter Göttergatte zu mir herüber und sagt tonlos: »Hallo«. Ich reiße meinen Arm runter und tue so als hätte ich mich an meiner Schulter gekratzt. »Hey, ich bin Hana, was machst du hier schönes?«, der attraktive Mann schaut mich an und grinst und sagt: »Naja ich sitze im Flieger nach Brasilien«. Ich nicke mir selbst zu. Was war das für eine dumme Frage Hana! Fällt dir nichts Besseres mehr ein? Kopfschüttelnd und verwundert über mich selbst wühle ich in meinem Rucksack nach meinem Handy. Nichts. Mein Herz schlägt schneller. Wo ist das blöde Ding denn, das habe ich doch eben noch hier reingeworfen. Oder doch in der Jackentasche? Mir läuft es kalt den Rücken runter und gleichzeitig habe ich das Gefühl Würmer im Bauch zu haben. In beiden Jackentaschen ist auch nichts. Ich atme aus. So Hana, jetzt nicht die Nerven verlieren. Dein Handy ist in einer Tasche. Ich räume meinen gesamten Inhalt aus meinem Rucksack auf den mittleren Sitz zwischen mir und Mr. Sexy. Je leerer mein Handgepäck wird, desto schlechter wird mir. Es ist nirgends. Mein Handy ist weg. Atmen Hana, einfach ruhig atmen du kannst jetzt sowieso nichts dran ändern. Alle Reisedaten sind da gespeichert, als Wegbeschreibungen und das schlimmste: Der Kontakt nach Hause. Ich muss es wohl beim Self-Check-In am Automaten liegen lassen haben. In diesem Moment kommt eine für mich etwas zu gutgelaunte Stewardess vorbei und ermahnt mich mein Handgepäck bitte nach Vorschrift zu verstauen. Ich gucke sie an atme aus und raune: »Na aber gerne doch. Bringen sie mir bitte doch noch ein Glas Wein, bevor es losgeht.« Sie guckt mich verdutzt an: »Das geht leider nicht, wir starten jetzt gleich.« Ich starre sie an und antworte: »Kein Problem, ich brauche nur schnell was zum Runterspülen«. Ohne jede Redaktion dreht sie sich um und tippelt davon und bringt mir das gewünschte Glas Wein. Ich gucke ihr in die Augen, setzte den Becher an meine Lippen an und zähle innerlich. Ein Schluck, zwei Schluck, drei Schluck, kurz Luft holen und den Rest noch. Mit einer Hand gebe ich den leeren Becher zurück, mit der anderen Hand wische ich über meinen Mund. »Danke«, ich setzte mich zurück und verschließe den Sicherheitsgurt. Ich schüttle nochmal den Kopf. Hoffentlich wird ab jetzt alles anders.

Eine Woche später.

Hallo Romy,

bin angekommen am Flughafen, war alles schon übel crazy, viel Alkohol und eine Einladung zum Dreier - dazu später mehr!

Ich hoffe, du hast noch nicht das Team von Vermisst informiert. Ich habe mein Handy verloren und konnte mich nicht daher nicht melden. Abgesehen davon, dass ich mir lieber bei vollem Bewusstsein meinen dicken Zeh abgehackt hätte, als mein Handy zu verlieren.

Gerade sitze ich in einem Internetcafé am Flughafen und warte auf meinen Flug nach Miami. Ich muss dir so viel erzählen, was hier alles passiert ist...

Vor 3 Tagen bin ich per Seilbahn auf den Zuckerhut gefahren, das war beeindruckend. Leider war es ziemlich neblig, dennoch hatte man einen super Blick über Rio. Gott sei Dank war es recht leer, da ich schon

wirklich wirklich früh morgens da war. Als ich so da stand am Geländer