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Ein magisches Buch für eine magische Zeit
Sagenumwoben, mystisch, geheimnisvoll: Die Rauhnächte – zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag – gelten als Schwellenzeit, in der Dunkel und Licht, Altes und Neues, Vergänglichkeit und Ewigkeit ineinanderfließen. Die Weise, wie wir sie verbringen, soll der Überlieferung nach das nächste Jahr bestimmen. Dieses zauberhaft ausgestattete Buch lädt ein, die heilige Zeit mit einer Fülle von Bräuchen, Orakeln und Ritualen zu feiern.
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Seitenzahl: 153
Valentin Kirschgruber
Das Wunder der Rauhnächte
Märchen, Bräuche & Rituale für die innere Einkehr
Valentin Kirschgruber, geboren 1948, wuchs als das fünfte von sieben Kindern auf einem kleinen Bauernhof im Allgäu auf. Nach einer Schreinerlehre studierte er katholische Theologie und ließ sich dann zum Holzbildhauer und Restaurator ausbilden. Heute lebt der Autor mit seiner Frau auf einer Alm im Allgäu.
1. Auflage
Originalausgabe
© 2013 Kailash Verlag
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Text- und Bildredaktion: Ute Heek
Umschlaggestaltung und Innenlayout: ki Editorial Design, Daniela Hofner
Satz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering
ISBN 978-3-641-11066-6
www.kailash-verlag.de
Inhalt
Die Rauhnächte: Eine magische Zeit
Die Rauhnächte einst und heute
Wohin die Reise führt
Rauhnächte – Die heilige Zeit des Übergangs
Geister und Götter, Märchen und Bräuche
Eintritt in die Welt der Geister
Märchenzeit
Die Rauhnachtbräuche
Rauhnächte – Zeit für die Seele
Der Weg zur Mitte
Die zwölf Rauhnächte
Allgemeine Hinweise für die Praxis
Einstimmung und Vorbereitung auf die Rauhnächte
1. Rauhnacht – 25. Dezember – Altes abschließen
2. Rauhnacht – 26. Dezember – Still werden
3. Rauhnacht – 27. Dezember – Sich öffnen
4. Rauhnacht – 28. Dezember – Seiner inneren Weisheit vertrauen
5. Rauhnacht – 29. Dezember – Den Körper heiligen
6. Rauhnacht – 30. Dezember – Die Gefühle umarmen
7. Rauhnacht – 31. Dezember – Seine Herzensziele entdecken
8. Rauhnacht – 1. Januar – Eine Entscheidung treffen
9. Rauhnacht – 2. Januar – Verzeihen, versöhnen, Frieden schließen
10. Rauhnacht – 3. Januar – Achtsam werden
11. Rauhnacht – 4. Januar – Dankbar sein
12. Rauhnacht – 5. Januar – Zum Licht erwachen
Nachwort: Den Neuanfang wagen
LOOK, München: K. Wothe
Die Rauhnächte
Eine magische Zeit
Rauhnächte– wer denkt bei diesem Wort nicht an eisige Winterstürme und Schneetreiben, an unheimliche Gestalten, Hexen, Geister und Dämonen, die um die Häuser spuken und eine geheimnisvolle, bisweilen sogar beängstigende Stimmung verbreiten?
Die »Zwölften« oder »Wolfsnächte«, wie die Nächte zwischen Weihnachten und Heilige Drei Könige auch genannt werden, sind eine ganz besondere, magische und geheimnisvolle Zeit, in der die Natur stillzustehen scheint. Diese Zeit können wir nutzen, um Bilanz zu ziehen, uns auf das nächste Jahr vorzubereiten – aber auch um unser Gespür für das Wesentliche, das den Augen so oft verborgen bleibt, zu schärfen.
Noch vor wenigen Generationen bildeten die Rauhnächte für viele Menschen einen der traditionellen Höhepunkte des Jahres. An dunklen, kalten Wintertagen bot sich reichlich Gelegenheit, Zeit mit der Familie zu verbringen, sich zu besinnen, Geschichten zu erzählen und die Weichen für die Zukunft neu zu stellen. Und vor allem bot sich die Möglichkeit, lauschend und spürend Kontakt zu der Welt der Ahnen, der Geister und Naturwesen aufzunehmen und »die Zeichen zu deuten«, zu orakeln.
Auch bei uns daheim war die Zeit zwischen den Jahren immer etwas ganz Besonderes: Während der Rauhnächte beobachtete meine Großmutter sehr genau, was um uns herum geschah. Ihr entging nicht die kleinste Kleinigkeit. Stets wusste sie, ob und wie viel es schneien würde, ob mit Sonnenschein zu rechnen war, oder sie bemerkte als Erste, wenn Nebel aufzog oder Wind aufkam. Und dann konnte sie sehr zuverlässig Auskunft darüber geben, was uns das Wetter während der Rauhnächte über die Witterung im neuen Jahr verriet. Sie hatte in diesen Tagen ein besonders feines Gespür dafür, wie es um die Atmosphäre bei uns auf dem Hof stand. Wenn wir Kinder uns stritten, ermahnte sie uns, da Streit während der Rauhnächte Unheil für die Zukunft verhieß.
Meine Großmutter – eine humorvolle, aber durchaus resolute Frau – wachte mit Argusaugen darüber, dass die alten Bräuche eingehalten wurden. Weder durfte in dieser Zeit Karten gespielt noch Unordnung im Haus verbreitet werden. Und da mein Großvater zu jener Zeit schon sehr gebrechlich war, übernahm sie es, die Stube und die Ställe abzuschreiten und alle Räume mit Weihrauch und anderen duftenden Substanzen auszuräuchern.
In meiner Kindheit wäre keiner in unserem Dorf auf die Idee gekommen, die Bräuche der Rauhnächte infrage zu stellen. Es bestand kein Zweifel daran: Wer die Zeichen in der Natur während der »Niemandszeit« richtig deuten konnte, der wusste daraus wichtige Erkenntnisse für das kommende Jahr zu gewinnen. An den langen, dunklen Abenden, während das Feuer im Kamin prasselte und draußen Eiseskälte herrschte, bekamen wir Sagen und Märchen über Hexen, die Geister der Wilden Jagd und die schaurige Frau Percht zu hören. Damals störte sich niemand daran, dass derlei Geschichten womöglich nicht für zarte Kinderohren bestimmt waren – im Gegenteil: Auch die Kinder sollten ruhig erfahren, dass Licht und Dunkel, Gut und Böse sowie Geburt und Tod zum Leben dazugehören. Und gerade wir Kinder – so schien es mir oft – kamen mit dieser universellen Wahrheit besser zurecht als so mancher Erwachsene.
Später, als ich mehr von der Welt erfahren und fremde Kulturen kennengelernt hatte, kam mir die Bedeutung unserer eigenen Traditionen wieder zu Bewusstsein. Was uns in den Rauhnächten umtreibt, sind die universellen Themen, denen wir mit verschiedenen Ritualen begegnen: Gibt es noch mehr als das für unsere Augen Sichtbare? Was bedeutet es, in der Welt zu sein? Was soll ich tun? Was ist meine Bestimmung? Jede Kultur hat Wege gefunden, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen. Die Traditionen der Rauhnächte sind ein Weg.
Die Rauhnächte
Einst und heute
Vor langer Zeit, als es noch eine starke Verbindung innerhalb der Dorfgemeinschaften gab und Alt und Jung sich an den dunkelsten Tagen des Jahres in den Stuben trafen, um gemeinsam geheimnisvollen Geschichten zu lauschen, da ergaben die Rauhnächte zweifellos Sinn. Damals gab es weder elektrisches Licht noch Zentralheizung – von Fernsehen, Radio und Computern ganz zu schweigen. Auf den Höfen war im Winter wenig zu tun, denn die Arbeit auf den Feldern musste ruhen. Dass die Menschen die Zeit der Rauhnächte in besinnlicher Weise mit Gebeten und Ritualen, mit Handarbeiten und Musizieren verbrachten, ist da nur verständlich.
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