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Dein Wegweiser durch den Finanzdschungel ist das Standardwerk zur finanziellen Grundbildung junger Menschen - vom ersten Überblick bis hin zur Rente und Vorsorge. Um den Bedarf nach diesem Wissen zu stillen, haben wir unsere Erkenntnisse gebündelt und in diesem Ratgeber zusammengefasst. Er ist einfach, prägnant und verständlich geschrieben. Mit anschaulichen Beispielen und persönlichen Tipps, zeigen wir dir den Weg durch den Finanzdschungel. Wir begleiten dich durch die kompakt zusammengestellten Inhalte und unterstützen dich durch unsere eigens entwickelten Tools und Methoden dabei! Habe Mut dein finanzielles Leben selbst in die Hand zu nehmen.
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Seitenzahl: 222
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Wer wir sind und was uns motiviert
Aus eigenem Antrieb heraus finanziell aufgeklärt zu sein, gründeten wir mit Freundinnen 2018 einen sogenannten MoneyCircle. In einem monatlichen Treffen wurden finanzielle Themen, wie Versicherungen oder Vorsorge, die während der Ausbildung und des Berufseinstieg von essentieller Bedeutung sind, aufgearbeitet.
Nach jahrelanger intensiver Recherche und Erfahrungsaustausch haben wir uns dazu entschieden unsere Erkenntnisse weiter zu geben. Die Idee für diesen Ratgeber war geboren. Wir sind der festen Überzeugung, dass alle Auszubildenden, Studierenden und Berufseinsteigenden die Inhalte unseres Buches kennen sollten. Unser Ziel ist es andere an dem Gefühl der finanziellen Selbstbestimmung teilhaben lassen und dazu ermutigen, dass Themen wie Versicherungen und Vorsorge nicht schwer zu verstehen sind. Dieses Buch bietet die Grundlage alle Finanzthemen selbstbestimmt in die Hand zu nehmen.
Anni & Vero
Vorwort
Finanziellen Überblick schaffen - was du mit deinem Einkommen machst
Deine Träume und Ziele
Dein Finanzstatus
Sparen - wie du dir deine Träume erfüllst
Einnahmen erhöhen
Ausgaben reduzieren
Träume priorisieren
Ein Kontenmodell schafft Strukturen
Special - Einkommen während deiner Ausbildung/deines Studiums
Unterhaltszahlungen deiner Eltern
BAföG - die finanzielle Unterstützung für dein Studium und deine schulische Ausbildung
BAB - Berufsausbildungsbeihilfe
Wohngeld
Leistungen nach § 27 SGB II
Weitere Studien und Ausbildungskredite
Stipendien
Nebentätigkeiten für ein höheres Einkommen
Versicherungen - welche du wirklich benötigst
Vollmachten - wen du beteiligst
Gehaltsabrechnung verstehen - was am Ende des Monats übrig bleibt
Steuererklärung - wie du gezahlte Steuern zurück erhältst
Special - für Auszubildende und Studierende
Kredite - wie du deine Kaufkraft erhöhst
Altersvorsorge - welche Schritte notwendig sind
Gesetzliche Rente
Betriebliche Altersvorsorge
Private Rentenvorsorge
Umsetzung der privaten Vorsorgestrategie
Exkurs: Mieten oder Kaufen
Exkurs: Finanzielle Freiheit
Nachwort - Vorsorge für Kinder, Eltern und andere
Weshalb du dieses Buch lesen solltest
Es ist Ende des Monats. Auf deinem Konto sind noch 2,33 Euro übrig. Du verstehst nicht, wo schon wieder das ganze Geld hin ist. Nach dem Blick auf deinen Gehaltszettel bist du von den Steuern genervt, die dir vom Gehalt abgezogen wurden. Du hast kein Geld für den Urlaub und ab dem nächsten Monat bist du nicht mehr über deine Eltern versichert. Jede oder jeder Auszubildende, Studierende oder Berufseinsteigende war schon in solch einer bzw. ähnlichen Situation oder ist es noch immer.
Bereits als Kind bekommen wir essenzielle Dinge beigebracht, wie, dass Süßigkeiten ungesund sind, Pflanzen nur mit Hilfe der Sonne wachsen können oder dass aufgrund der Erdanziehung Gegenstände nach unten fallen. Weshalb allerdings junge Erwachsene weder in der Schule noch von ihren Eltern über die Grundlagen der Finanzplanung aufgeklärt werden, ist uns schleierhaft.
Wir wollen das ändern. Dieses Buch soll dir aus diesem Finanzdschungel heraushelfen. Wir erklären, wie dir ein Überblick über deine Finanzen gelingt, wie du eine Menge Geld während deiner Ausbildung/deines Studiums sparst und wie du vorsorgst, so dass du in Zukunft keine finanziellen Sorgen mehr hast.
Unsere Erkenntnis - das schaffen wir!
Auch wir, Anni und Vero, waren Pioniere und haben uns anhand vieler Bücher und Internetrecherchen sowie durch Erfahrungsaustausch selbst aus dem Finanzdschungel gekämpft. Weil dies so mühsam war und wir feststellten, dass unser Umfeld auch gerne diese Informationen gehabt hätte, haben wir unsere Erkenntnisse kompakt in diesem Buch niedergeschrieben.
Während wir uns selbst Wissen über finanzielle Grundlagen aufgebaut haben, sind uns vor allem folgende Aspekte aufgefallen:
Wir benötigen weder viel Zeit, viel Wissen noch viel Geld, um uns finanziell gut aufzustellen.
Wir benötigen keine höhere Mathematik, lediglich die Grundrechenarten.
Je früher wir unsere Finanzpläne starten, desto mehr positive Effekte (Zinseszinseffekt) können wir erzielen.
Wir benötigen einen Überblick über unsere eigenen Finanzen (Einnahmen/Ausgaben).
Wir benötigen eine Vorstellung von unseren Zielen im Leben (kurz-, mittel-, langfristig).
Wir benötigen für Finanzen und Vorsorge selten Bankberater und Versicherungsmakler.
Wir fühlen uns selbstbestimmt und sicher, weil wir für uns selbst vorsorgen, unsere Schritte verstehen und dadurch keine Zukunftsangst verspüren.
Unsere Motivation - was ist deine?
Wir lernten uns über ein Weiterbildungsprogramm für Frauen der deutschsprachigen Technischen Universitäten kennen. Zu den Lehrveranstaltungen trafen sich alle Teilnehmerinnen zwei Mal im Jahr in Berlin. In einem unserer ersten Gespräche stellten wir fest, dass wir hohe Reisekosten hatten. Anni kam aus Stuttgart angereist, Vero aus Dresden. Wir hatten gehört, dass diese Kosten (Fortbildungskosten) von der Steuer abgesetzt werden könnten. Sollten wir als „arme" Studierende nicht davon Gebrauch machen? Das wäre ja verschenktes Geld! Eine Studentensteuererklärung zu erstellen, war durch eine Steuersoftware schnell abgehakt. Beim Erstellen stießen wir auf weitere Kosten, die wir absetzen konnten. Gelesen hatten wir etwas über Beiträge für Versicherungen, Vorsorgeleistungen und außergewöhnliche Belastungen, mit denen wir erstmal nichts anfangen konnten. Wir hatten darüber hinaus großen Bedarf uns weiter über Finanzen im Allgemeinen auszutauschen. Dabei kam uns der Spruch unserer Eltern und Großeltern in den Kopf, dass man nicht über Geld redet. Wir fingen an, genau das in Frage zu stellen und wollten an diesem eingebrannten Image etwas ändern.
Wir gründeten mit zwei weiteren Teilnehmerinnen einen sogenannten „MoneyCircle". Wir motivierten uns, einmal im Monat offen über das Thema Finanzen und Vorsorge zu sprechen. Unser MoneyCircle war erfolgreich und begleitete uns über den Berufseinstieg hinaus. Wir tauschten uns bei jedem Treffen über ein neues Thema aus: Höhe der Einnahmen und Ausgaben, Ziele für Ersparnisse, mögliche Kontenmodelle, Sinn und Inhalte von Versicherungen, Absetzbarkeit von Kosten durch eine Steuererklärung, Säulen der Altersvorsorge bis hin zu Aktien und Vorsorgemöglichkeiten. Und das alles ohne die Hilfe von Versicherungsmaklern und Bankberatern. Ein gutes Gefühl der Unabhängigkeit, das wir nicht missen möchten.
Der MoneyCircle gab uns die Möglichkeit sich untereinander zu vergleichen. Jede konnte sich die Frage stellen, ob das eigene Gehalt gerechtfertigt ist, wie viel Geld die anderen ausgeben und sparen, welche Versicherungen wichtig sind oder aus welchen Gründen sie abgeschlossen wurden. Ebenso haben wir Verträge verglichen, geschaut welche Kosten von der Steuer abgesetzt werden können oder welche Träume wir uns im Leben verwirklichen möchten. Durch den Austausch und den Vergleich untereinander haben wir unterschiedliche Blickwinkel erhalten und den jeweils besten Weg für den Umgang mit Finanzen und Vorsorge gefunden.
Long story short:
Wir
besitzen mittlerweile ein fundiertes Finanzwissen.
haben uns Ziele für die Zukunft gesteckt.
kümmern uns selbstständig um unsere Finanzen.
tilgen zuerst unsere Schulden.
haben einen Notgroschen angespart.
haben wichtige Versicherungen abgeschlossen und sind gegen einen finanziellen Ruin abgesichert.
erhalten jährlich eine nennenswerte Steuerrückzahlung.
sorgen heute schon für unseren Ruhestand vor.
haben unsere Familien einbezogen.
Das allerwichtigste ist jedoch, dass wir weder dem Staat und seinem Sozialsystem, noch unseren Familien bzw. zukünftigen Kindern oder Freunden „auf der Tasche" liegen. Wir entscheiden selbst und sind von unserem sozialen Umfeld finanziell absolut unabhängig.
Wir möchten klar herausstellen, dass dieses Buch dir nicht den Weg zum Reichtum oder der finanziellen Freiheit zeigt. Es vermittelt die Grundlagen eines finanziellen Überblicks und zeigt auf, weshalb es so wichtig ist, bereits heute vorzusorgen. Es ist einfach, seine Finanzen selbst zu managen. Du wirst dafür mit dem Gefühl belohnt endlich eigenständig und abgesichert auf deinen eigenen Beinen zu stehen. Nachdem der Grundstein gelegt ist, musst du deine Strategie lediglich alle paar Jahre nachjustieren. Deshalb investiere lieber frühzeitig die Zeit, und zwar jetzt! Dieses Buch ist der erste Schritt.
Bist du bereit? Let's go.
Zum Buch
Wir möchten dieses Buch nicht mit unnötig vielen Rollenspielen füllen und die Informationen auf das Wesentliche reduzieren. Es dient dazu die Themen in einen Zusammenhang zu stellen, um einen Gesamtüberblick zu erhalten. Es gibt bereits etliche Videos im Internet und Bücher, in denen du dich zusätzlich informieren kannst. Gerade, wenn es in deinem Fall spezifischer wird, z.B. du in besonderen Umständen lebst, ist eine persönliche Beratung von Vorteil. Auf Informationsseiten und Beratungsstellen verweisen wir im jeweiligen Kapitel.
Wir unterstützen die Themen mit Info-Boxen und persönlichen Erfahrungen von uns mit einem „Annis & Veros Tipp". Wichtige Begriffe sind zudem im Text hervorgehoben. Das soll dir die Möglichkeit geben das Buch als Nachschlagewerk leichter zu nutzen.
Wir haben zudem zwei Specials, die sich explizit auf den Anwendungsfall von Auszubildenden und Studierenden beziehen. Hierbei handelt es sich um die möglichen Einkommensquellen in der Ausbildung/im Studium in Kapitel 2 sowie Hinweise zur Steuererklärung in der Ausbildung/im Studium in Kapitel 5.
Während des Lesens gibt es Passagen, in denen du selbst aktiv werden kannst. Nehme dir dafür ein leeres Notizbuch zur Hand, um deine individuellen Schritte festzuhalten.
Am Ende jedes Kapitels unterstützt dich eine Checkliste dabei dein Vorgehen zu tracken und abzuhaken. Für eine bessere Lesbarkeit verzichten wir auf genderneutrale Formulierungen und verwenden geschlechterspezifische Wörter im ausgewogenen Gleichgewicht.
Bevor wir uns mit dir in den Finanzdschungel wagen, möchten wir, dass du dich erstmal mit dir selbst auseinandersetzt und für dich persönlich herausfindest, was du in deinem Leben für Träume und Ziele hast. Das klingt herausfordernd und wir wissen auch, dass sich je nach Lebenssituation deine Träume und Ziele verändern werden. Diese Herangehensweise hilft dir jedoch dabei deine Motivation aufrecht zu erhalten und dich daran zu erinnern, „warum" du dich mit dem, bis jetzt noch sehr dichten und undurchsichtigen, Finanzdschungel beschäftigst. Denn nichts ist so stark wie der Wunsch sich seine Träume zu erfüllen. Haben wir das erledigt, verschaffen wir uns danach einen Überblick über deine Finanzen, geben dir reichlich Tipps, wie du deine Einnahmen erhöhen bzw. deine Ausgaben senken kannst und schaffen Strukturen, mit denen du deine Finanzen auch langfristig im Griff behältst.
Hast du dir schon einmal Gedanken gemacht wie dein Leben aussehen soll und was für Träume du hast? Hast du vielleicht schon konkrete kurz-, mittel- und langfristige Ziele? Wohin möchtest du reisen? Möchtest du deinem besten Freund zum runden Geburtstag ein großes Geschenk machen? Benötigst du ein neues Smartphone oder eine neue Waschmaschine? Wann möchtest du in Rente gehen? Möchtest du Kinder bekommen? Hast du den Wunsch ein teures Auto zu besitzen oder gar ein Haus zu kaufen oder zu bauen?
Nimm dir etwas Zeit über deine Wünsche, Träume oder Ziele nachzudenken und schreibe sie auf. Ja, wir meinen es wirklich ernst. Schreibe sie in dein Notizbuch auf. Der Grund hinter dem Aufschreiben liegt darin, dass du deine Träume visualisierst. Du siehst die Anzahl und das Ausmaß der Träume auf einen Blick.
Wie es Träume so an sich haben, sind sie vermutlich kostenintensiv, sonst hätten wir sie uns schon längst erfüllt. Oft sprengen sie unseren finanziellen Rahmen, der uns monatlich zur Verfügung steht. In erster Linie muss ganz klassisch gespart werden, um sich einen kostenintensiven Traum zu erfüllen.
Wir gehen fest davon aus, dass du deine Ziele unabhängig von deinem aktuellen Job, deinen Einnahmen und Ausgaben erreichen kannst. Für uns ist es an dieser Stelle ausgeschlossen, für Träume Schulden aufzunehmen. Geld, das du dir von der Bank oder Verwandten leihst, gehört dir schlichtweg nicht. Müsstest du dir Geld für den Kauf von Konsumgütern leihen, sollte dir bewusst sein, dass du dir diesen Traum eigentlich nicht leisten kannst.
Werde dir bewusst wie deine Träume aussehen, wann du sie erreichen möchtest und wie viel deine kurz-, mittel- und langfristigen Träume kosten werden.
Ein paar Beispiele:
Du möchtest in drei Monaten aus deiner WG in deine erste eigene Wohnung ziehen. Für die neue Wohnung benötigst du Mobiliar und eine neue Waschmaschine. In dem Möbelmarkt deines Vertrauens hast du dir bereits ein Sofa und Küchenschränke ausgesucht. Alle weiteren Möbel kannst du aus deinem WG-Zimmer umziehen und reichen dir für den Anfang aus.
Für das Sofa planst du 200 Euro ein und die Küchenschränke, die dir gefallen, kosten 300 Euro. Dir fällt auf, dass du ebenso neues Geschirr benötigst und dafür ca. 100 Euro einplanen musst. Puh, der Umzug naht und dein kurzfristiges Ziel kostet ca. 600 Euro.
Mittelfristig planst du nach ein paar Jahren Arbeit eine Auszeit zu nehmen und die Welt zu bereisen. Weißt du schon, wo es hingehen soll? Du findest die Südhalbkugel besonders reizvoll und planst in Asien zu starten, Australien und Neuseeland zu entdecken und dann in der Karibik so richtig die Seele baumeln zu lassen. Das klingt fabelhaft, kostet dich für sechs Monate Backpacking allerdings ca. 10.000 Euro.
In unserem Beispiel früher „in Rente" zu gehen, werden die 1.500 Euro pro Monat in den Lebensjahren 55-67 also nicht reichen, weil eine Preissteigerung erfolgt. Wenn ich heute mit 30 Jahren vermute, dass ich im Rentenalter einen Bedarf von 1.500 Euro im Monat habe, müsste ich jedoch die Inflation (ca. 1,9 Prozent pro Jahr) von in ca. 30 Jahren (= 2.638 Euro) berechnen. Mit 60 steigt der Bedarf von 1.500 Euro auf 2.638 Euro pro Monat.
In der Tabelle auf der nächsten Seite ist nun eine exemplarische Auflistung an potenziellen Träumen aufgelistet. Sollen sich all diese Träume erfüllen, werden ab sofort 984 Euro pro Monat benötigt. Im Laufe der Zeit ändert sich der Sparbetrag, je nachdem wie viele Träume bereits erfüllt sind oder noch dazu kommen werden.
Sollen sich all diese Träume erfüllen, raten wir dazu diesen Betrag direkt am Monatsanfang, zum Beispiel mittels eines Dauerauftrages auf ein separates Konto zu transferieren. Ein geeignetes Kontenmodell erläutern wir auf Seite →. Auf den ersten Blick ist dieser Sparbetrag mit einem durchschnittlichen Einkommen nicht umsetzbar. Es besteht also Handlungsbedarf.
Es gibt drei realistische Optionen:
erhöhe deine Einnahmen,
reduziere deine Ausgaben oder
priorisiere deine Träume.
Um dir deine kurz-, mittel- und langfristigen Träume zu erfüllen, benötigst du Rücklagen. Diese erzeugst du mit einem Überschuss an Einnahmen im Gegensatz zu deinen Ausgaben. Nimmst du beispielsweise 2.200 Euro netto im Monat durch Einnahmen (z.B. Gehalt) ein und hast monatliche Ausgaben von 1.750 Euro, bleiben dir 450 Euro monatlich, die du für deine Lebensträume sparen oder investieren kannst. Reicht der Betrag nicht, besteht Handlungsbedarf.
Info-Box: Inflation und Kaufkraftverlust
Die Inflation bezeichnet die jährliche Preissteigerungsrate für Waren und Dienstleistungen anhand eines festgelegten Warenkorbs. Sie wird vom Statistischen Bundesamt ermittelt und in Form der Inflationsrate in Prozent angegeben. Sie variiert jährlich und betrug in den letzten 20 Jahren in Deutschland zwischen 0,5 Prozent und 5 Prozent. Für Rechenbeispiele mit Inflation, nehmen wir den europäischen Durchschnittswert der letzten 10 Jahre von 1,9 Prozent an. Eines der bekanntesten Beispiele für eine Preissteigerung ist die Kugel Eis. Wir konsumieren Eis saisonal und verbinden Eisessen als Erlebnis. Hier merken wir die Preissteigerung deutlich. Aber auch andere Waren und Dienstleistungen, wie zum Beispiel Handwerkerleistungen oder der Preis für Benzin werden im Laufe der Zeit teurer. Das heißt z.B. Bananen, die heute 1,99 Euro pro Kilo Kosten werden in den nächsten Jahren eine Preissteigerung erfahren (siehe Abbildung).
Zeit in Jahren
Die Folge aus der Inflation könnte ein Kaufkraftverlust sein, wenn deine Einnahmen gleichbleiben. Aus diesem Grund steigen kontinuierlich Stundenlöhne, Gehälter, aber auch Renten sowie staatliche Förderungen wie Hartz IV Regelsätze. Nur wenn deine Einnahmen mit der Inflation steigen, kannst du den Kaufkraftverlust ausgleichen, sodass deine finanzielle Belastung gleichbleibt.
Im diesem Abschnitt empfehlen wir, dir einen Finanzüberblick zu verschaffen und wirklich ALLE Einnahmen und Ausgaben aufzulisten, um deinen Finanzstatus zu ermitteln. Im Anschluss daran, geben wir dir eine Auswahl an Möglichkeiten, um zusätzliche Einnahmen zu generieren und Tipps, um Ausgaben zu reduzieren.
Die meisten können nur vage beziffern, wie ihre finanzielle Situation gerade aussieht. Um einen Überblick über die eignen Finanzen zu erhalten, ist es ratsam in einer Tabelle Einnahmen und Ausgaben zu notieren.
Wie sehen deine Einnahmen gerade aus? Bekommst du Unterhalt von deinen Eltern, BAföG vom Staat, verdienst du deinen Unterhalt mit einem Nebenjob oder stehst du im Berufsleben und erhältst ein monatliches Gehalt?
Bei dem Kostenblock Ausgaben unterscheiden wir in fixe und variable Kosten. Fixkosten sind Kosten, die monatlich, quartalsweise oder jährlich in gleicher Höhe bezahlt werden müssen. Darunter fallen z.B. Miete, Nebenkosten, Versicherungsbeiträge, Abonnements für Sportvereine, Filmportale und Rundfunkgebühr.
Unter variable Kosten fallen Ausgaben für z.B. Lebensmittel, Restaurantbesuche, Kleidung, Geschenke, Hobbies und weitere individuelle Ausgaben, die je nach Lebensweise pro Monat stark schwanken können.
Addiere deine Einnahmen und ziehe deine fixen und variablen Kosten ab, um deine mögliche Ersparnis zu ermitteln.
Am Ende der Tabelle ist eine Zusammenfassung aufgeführt. Die Tabelle erleichtert dir durch die Auflistung der Einnahmen und Ausgaben deine möglichen Ersparnisse in Euro zu überblicken. Du weißt nun, wie viel Geld du zum Sparen beiseitelegen kannst. Entscheide dich für einen geeigneten Betrag zur Erfüllung deiner Träume und ziehe diesen als fixe Kosten am Monatsanfang von deinen Einnahmen ab, um diesen zu sparen.
Das Führen eines solchen Haushaltsbuches schafft Transparenz und einen guten Überblick. Ganz gleich, ob analog in einem Buch, als Exceltabelle oder mithilfe einer App.
Eine Beispielstabelle für einen Berufseinsteigende könnte so aussehen:
Einnahmen in Euro
Januar
Februar
Gehalt (netto)
2.200
2.200
Unterhalt von Eltern
-
-
Ausgaben (fix) in Euro
Miete (warm)
810
810
Versicherungen (alle)
75
75
GEZ
8,75
8,75
Smartphone
10
10
Internetanschluss
10
10
Fitnessstudio-Abo
25
25
Spotify/Netflix/etc.
10
10
Fachzeitschriften-Abo
8,25
8,25
Spende
43
43
Ausgaben (variabel) in Euro
Lebensmittel
325
300
Restaurantbesuche
120
75
Kleidung
100
80
Drogerie
35
30
Transportkosten
55
55
Freizeit
75
50
Bildung
25
30
Sonstiges
35
50
Einnahmen in Euro
2.200
2.200
Ausgaben (fix) in Euro
1.000
1.000
Ausgaben (variabel) in Euro
770
670
Ersparnis in Euro
430
530
Eine Auswahl an Vorlagen für Haushaltsbücher findest du im Internet. Sie sind klassischerweise in Einnahmen sowie fixe und variable Kosten aufgeteilt. Zudem sind sie so programmiert, dass die Gesamtkosten direkt berechnet werden. Das schafft einen guten Überblick und zeigt dir transparent auf, wie viel Geld monatlich übrig bleibt oder in welcher Kategorie besonders viel Geld ausgegeben wurde.
Um das Haushaltsbuch möglichst genau zu führen, bietet es sich an überall, wo Ausgaben anfallen, Belege bzw. Bons zu sammeln. Andernfalls kannst du die Ausgaben direkt auf einen digitalen Notizzettel auf deinem Smartphone notieren. Wenn du mit der Karte zahlst, kannst du deine Ausgaben ebenso gut im Blick behalten. Die Ausgaben sind somit auf den Kontoauszügen oder im Online Banking einseh- und nachvollziehbar. Ebenso gibt es Apps (z.B. Finanzguru, Mint oder Finanzblick), die sich mit deinen Bankkonten verknüpfen können. Sie veranschaulichen deine Kontobewegungen und unterstützen dich bei der Haushaltsbuchführung.
Der Nachteil einer Barzahlung ist, dass dir erfahrungsgemäß Ausgaben durch die Lappen gehen. Denn auch der tägliche Cappuccino oder die Brezel, die du derzeit in bar zahlst, läppern sich aufs Jahr gerechnet. Gerade die kleinen Beträge gehen schnell von der Hand und verschwinden vom Radar.
Eine kurze Beispielrechnung: Gibst du 4,5 Euro am Tag für einen Kaffee mit Croissant aus, sind das bereits 22,5 Euro in der Arbeitswoche und 1.170 Euro im Jahr.
Sich einen finanziellen Überblick zu schaffen, ist die Grundlage für alle weiteren Handlungsschritte zum Erreichen deiner Träume. Klassischerweise schauen viele Menschen am Monatsende auf ihren Kontostand und sparen das, was übrigbleibt. Eine andere Möglichkeit wäre, dass du deine monatliche Sparrate, die du für deine Träume benötigst, von deinen Einnahmen abziehst. Das ergibt den Betrag, der für deine variablen und Fixkosten übrigbleibt. Reicht dieser Betrag nicht, kann an den einzelnen Kostenblöcken optimiert werden. Du kannst dir zum Beispiel maximale Ausgabenlimits für bestimmte Konsumgüter setzen: z.B. maximal 50 Euro pro Monat für Kleidung oder ein Limit für Restaurantbesuche.
Annis & Veros Tipp: Wir führen seit Jahren ein Haushaltsbuch in Excel. Es lohnt sich, mindestens über ein Jahr lang ein Haushaltsbuch zu führen, um auch jahreszeitenabhängige Einnahmen (Weihnachts- und Urlaubsgeld) und Ausgaben (z.B. Sommerurlaub, teure Winterkleidung oder Geschenke) transparent aufzuzeigen. Bildest du ein gesamtes Jahr ab, kennst du die monatlichen Beträge, die im Durchschnitt als Einnahmen und Ausgaben anfallen. Auch der Vergleich mit den fortlaufenden Jahren ist aufschlussreich und verrät dir mehr über die Entwicklung deines Lebensstandards.
Wir überweisen uns am Anfang des Monats einen festgelegten Betrag pro Monat direkt per Dauerauftrag auf unsere weiteren Konten (z.B. Tagesgeldkonto), ganz nach dem Motto: aus den Augen aus dem Sinn - und müssen mit dem Rest des Geldes auf dem Girokonto zurecht kommen.
In diesem Abschnitt wollen wir dir Anregungen geben, wie du deine Sparrate erhöhen kannst, um schneller deine Träume zu verwirklichen. Dafür benötigst du, wie wir dir im vorherigen Abschnitt beschrieben haben, als Grundlage einen Überblick über deinen Finanzstatus. Hast du bereits deine Einnahmen und Ausgaben überblickt und deine Träume mit einem Datum und Kostenblock versehen, dann weißt du welcher Betrag (Ersparnis) mindestens übrigbleiben muss. Reicht die Ersparnis nicht aus, gibt es die Option deine Einnahmen zu erhöhen, deine Ausgaben zu senken oder Träume zu priorisieren.
Generell sollte es das Ziel sein, nie mehr Geld auszugeben, als du zur Verfügung hast. Denn Geldsorgen bedeuten emotionalen Stress. Kein Geld zu besitzen kann schnell zu Unsicherheiten und einem Überlebenskampf führen, wenn beispielweise deine Einkommensquelle wegfällt. Wenn du deine Ausgaben wie Miete oder Lebensmittel nicht mehr zahlen kannst, führt das zu einer angespannten Stimmung in der Partnerschaft und/oder Familie und wirkt sich negativ auf dein Umfeld aus. Geldsorgen sollten deswegen unbedingt vermieden werden. Um dir eine finanzielle Sicherheit aufzubauen, darf es nicht das Ziel sein in finanzieller Abhängigkeit zu deiner Familie, dem Staat oder der Bank zu leben. Der Bezug von Arbeitslosengeld oder eine Kreditaufnahme sollten die absolute Ausnahme sein.
Eine Option deine Sparrate zu erhöhen, ist dafür zu sorgen, dass deine eigenen Einnahmen steigen. Du fragst dich jetzt sicher wie dies neben einer Vollzeitausbildung/einem -Studium oder dem Berufsalltag zu stemmen ist. Wenn du dich noch in der Ausbildung/im Studium befindest, kannst du dir bereits Gedanken machen, welchen Job du später ausüben und wie viel Gehalt du verdienen möchtest. Da dein monatliches Gehalt deine Haupteinkommensquelle sein wird, ist dies eine Entscheidung, die überlegt getroffen werden sollte. Gerade Juristen, Ingenieure, Berater, Mediziner und Informatiker gehören zu den Gutverdienern in Deutschland. Noch besser bezahlt wirst du, wenn du einen dieser Berufe in einem internationalen Konzern ausübst. Je größer das Unternehmen, umso mehr wird üblicherweise verdient. Dein Job sollte dich jedoch auch mit Leidenschaft und Spaß erfüllen. Es ist selbstverständlich möglich auch in einem der oben nicht genannten Berufe zu den Gutverdienern zu gehören, in dem man sich zahlungsstarke Menschen zu seinen Kunden macht.
Ebenso gut bezahlt werden Menschen, die neben ihrer Ausbildung zahlreiche fachliche, aber auch persönliche Fortbildungen absolviert haben. Das Sammeln von Erfahrungen im Ausland oder unterschiedlichen Branchen sowie Unternehmen wird sehr geschätzt und machen dich als Person mit deinen Kompetenzen interessant und einzigartig.
Nutze gerade in deinen jungen Jahren die Chance bestimmte Fachkurse und Weiterbildungen kostengünstig oder sogar kostenlos zu besuchen oder frage deinen Arbeitgeber nach Fortbildungsmöglichkeiten. Sogenannte MOOCs (Massive Open Online Courses) werden an vielen Universitäten weltweit angeboten und können deinen persönlichen Horizont erweitern. Auch Interessensgemeinschaften bieten die Möglichkeit sich unter Gleichgesinnten auszutauschen (siehe Info-Box). Durch Arbeitserfahrungen mittels Praktika, Nebenjobs oder speziellen Schulungen kannst du dich in der Bewerbungsphase für einen Job besonders von anderen Bewerbern hervorheben und deine Gehaltsforderungen gut begründen.
Bleib auch während deines Arbeitslebens fortwährend beim Thema Gehalt am Ball. Bei den jährlichen Mitarbeitergesprächen sollte die Gehaltsverhandlung immer eine Rolle spielen. Selbst wenn auf den ersten Blick keine Gehaltserhöhung vereinbart wurde, kannst du weitere Benefits wie Fortbildungen, die der Arbeitsgeber zahlt, zusätzliche Urlaubstage oder Weiteres verhandeln. Er investiert bei einer Fortbildung in dein Humankapital, also in deine zukünftigen Fähigkeiten. Du hast einen größeren Wissensschatz und wirst für deinen Arbeitsgeber wertvoller und unentbehrlicher - eine Win-Win-Situation für beide Seiten.
Info-Box: Interessengemeinschaften und Co.
Gemeinsam ist man stark und kann viel mehr erreichen als allein. Auf diesen Grundgedanken stützen sich die meisten Interessengemeinschaften (IG) und Verbände. Sie sind ein offizieller Zusammenschluss verschiedener Personen oder Unternehmen aufgrund eines gemeinsamen Interesses.
Die geläufigsten haben wir dir hier zusammengestellt:
Berufsverband
Vertretung der Interessen und Förderung der Belange eines bestimmten Berufstandes, z.B. Berufsverband Feuerwehr e.V., Berufsverband bildender Künstler e.V., Verein Deutscher Ingenieure e.V.
Gewerkschaft
Organisation von Arbeitnehmern mit Fokus auf Arbeitsbedingungen und faire Löhne, z.B. IG Metall, Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer, Deutsche Polizeigewerkschaft
Genossenschaft
Zusammenschluss von Personen zur Förderung wirtschaftlicher oder sozialer Zwecke, oft regional ausgeprägt, z.B. Genossenschaftsverband Bayern, Raiffeisenbank Oldenburg eG, Bayerische Bauern-Milch eG
Kammer
Berufsständische Organisation meist mit einer verpflichtenden Mitgliedschaft für die entsprechenden Berufe, z.B. Apothekerkammer, Architektenkammer, Rechtsanwaltskammer, Handwerkskammer
All diese Organisationen bieten ihren Mitgliedern für den zu entrichtenden Mitgliedsbeitrag oft einen bevorzugten Zugang zu beruflich relevanten Informationen, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten oder diverse andere Vergünstigungen. Gewerkschaften können Unterstützung beim Rechtsschutz oder Sonderkonditionen für Vorsorgemodelle (z.B. MetallRente der IG Metall) bieten, die sehr attraktiv sein können.
Annis & Veros Tipp: Für uns war es immer schon wichtig aktiv unsere Interessen zu vertreten. Nichts ist vergleichbar mit dem Gefühl in einer starken Gemeinschaft etwas nachhaltig zum Besseren zu verändern.
Anni gründete mit anderen Studienkollegen eine Interessengemeinschaft. Da es lediglich die Fachschaft Maschinenbau & Co. an der Universität Stuttgart gab, wurden die Interessen der Verfahrenstechnik-Studierenden nicht aktiv vertreten. Die Lösung war die Gründung des Arbeitskreis Verfahrenstechnik, der in der Universitätspolitik und in allen Gremien die Interessen der Studierendengruppe vertreten hat.
Vero war im Fachschaftsrat ihrer Uni aktiv, um Kontakte zwischen Studierenden zu knüpfen und gegenseitig voneinander zu lernen. Nach dem Studium ist Vero Mitglied in ihrem Berufsverband (Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung) geworden, um sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen deutschlandweit über aktuelle Themen auszutauschen.