Denkfallen vermeiden - Christoph Kuzinski - E-Book

Denkfallen vermeiden E-Book

Christoph Kuzinski

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Beschreibung

Menschen und Situationen werden von uns nicht objektiv, sondern durch unseren ganz persönlichen Wahrnehmungsfilter wahrgenommen. Das geschieht meist unbewusst und so tappen wir, ohne es zu wissen, in Wahrnehmungsfallen, die uns zu falschen Schlüssen oder zu irrationalen Urteilen verleiten können. Im Berufsleben kann dies Verhandlungsergebnisse oder sogar die Zusammenarbeit mit anderen gefährden. Dieser TaschenGuide hilft uns, im Berufsleben und mit dort typischen Situationen bewusster und kritischer mit diesen Wahrnehmungsverzerrungen bzw. darauf basierenden Schlüssen umzugehen, um sie bei unseren Entscheidungen zu berücksichtigen. Inhalte: - Warum wir nicht alles glauben sollten, was wir denken - Wie sich unser Gehirn beeinflussen lässt - Was Sie über sich und andere wissen sollten - Zahlen, Daten, Fakten: Warum wir sie so schlecht einschätzen - Denkfehler vermeiden - Wahrnehmungsverzerrungen erkennen und nutzen 

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Seitenzahl: 114

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[2]Inhalt

Hinweis zum UrheberrechtImpressumVorwortWie Denkirrtümer entstehenUnsere Wahrnehmung: mehr Schein als SeinDie Basis aller unser Denkirrtümer: unser WahrnehmungsfilterIm Fokus: unsere AufmerksamkeitWie wir denkenWie Sie das Beste aus Denkfehlern machenEntscheidungenDas A und O für Entscheidungen:der Rahmen, in dem sie präsentiert werdenDie Macht der Geschichten und ArgumenteWarum bei jeder Entscheidung Emotionen im Spiel sindWie Sie den Bias-Fallen entgehenCoaching-Fragen: EntscheidungenWir und die anderenWarum wir uns und unsere Fähigkeiten gerne überschätzenWie wir unsere Mitmenschen sehen und beurteilenGruppen sorgen für eigene DynamikenWie Sie der Biases-Falle entgehenCoaching-Fragen: Wir und die anderenZahlen, Daten, FaktenSchätzen Sie mal – wetten, Sie liegen falsch?Was Risiken und Ungewissheit in uns auslösenWarum wir schlechte Propheten sindWie Sie der Biases-Falle entgehenCoaching-Fragen: Zahlen, Daten, FaktenGeld und BesitzWarum wir Werte so schlecht einschätzen könnenWinner’s Curse: der Fluch des GewinnersWarum die Herkunft von Geldern über unseren Umgang damit entscheidetWie Sie der Biases-Falle entgehenCoaching-Fragen: Geld und BesitzWichtige kognitive Verzerrungen im ÜberblickLiteraturStichwortverzeichnisDer Autor
[1]

Hinweis zum Urheberrecht

Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg

[126]Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.dnb.de abrufbar.

Print:ISBN: 978-3-648-13225-8Bestell-Nr.: 10760-0001ePub:ISBN: 978-3-648-13226-5Bestell-Nr.: 10760-0100ePDF:ISBN: 978-3-648-13227-2Bestell-Nr.: 10760-0150

Christoph Kuzinski

Denkfallen vermeiden –

Wie Wahrnehmungsverzerrungen unsere Entscheidungen beeinflussen

1. Auflage 2019

© 2019, Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Munzinger Straße 9, 79111 Freiburg

Redaktionsanschrift: Fraunhoferstraße 5, 82152 Planegg/München

Internet: www.haufe.de

E-Mail: [email protected]

Redaktion: Jürgen Fischer

Konzeption, Realisation und Lektorat: Nicole Jähnichen, www.textundwerk.de

Bildnachweis (Cover): © radub85, Adobe Stock

Alle Angaben/Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit.

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) sowie der Auswertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen, vorbehalten.

[4]Vorwort

Sie sind fest überzeugt davon, rational und objektiv zu entscheiden, vor allem im Geschäftsleben? Vergessen Sie es! Wir Menschen sind weit davon entfernt, uns von unserem Verstand leiten zu lassen. Im Gegenteil: Gefühle und Emotionen führen Regie in unserem Gehirn und bestimmen unser Handeln und unsere Entscheidungen.

Sie sind der Meinung, Sie nehmen Ihre Umwelt und Ihre Mitmenschen so wahr, wie sie wirklich sind? Auch das ist leider nicht so. Sie können noch so gute Augen oder Ohren haben. Wenn Ihr Wahrnehmungsfilter im Kopf etwas ausblendet, dann dringt es nicht in Ihr Bewusstsein.

Wir treffen unsere Entscheidungen tagein tagaus basierend auf Abkürzungen im Denken und verzerrten Wahrnehmungen. Im Idealfall wirken sie sich nicht aus oder führen dazu, dass wir uns im Alltag gut und zügig orientieren können. Wenn es allerdings schlecht läuft, können die Auswirkungen fatal sein.

Dieser TaschenGuide erklärt, wie es gelingt, die vielfältigen Denkfallen und -hürden des Alltags zu umgehen. Mithilfe erprobter Coaching-Fragen, zahlreicher Beispiele und kurzweiliger Gedankenexperimente schärft er Ihr Bewusstsein. Er lässt Sie künftig genauer hinsehen, hinhören und nicht alles glauben, was Sie denken.

Viel Freude beim Lesen und Nachdenken wünscht Ihnen

Ihr Christoph Kuzinski

[5]Wie Denkirrtümer entstehen

»Irren ist menschlich.« Dieses uralte Sprichwort ist nur allzu wahr. Allerdings in etwas anderer Form, als Sie jetzt glauben mögen. Aber tatsächlich: Unser Denkapparat, an sich ein Wunder der Natur, ist höchst anfällig für Irrtümer und Wahrnehmungsfehler.

In diesem Kapitel erfahren Sie unter anderem,

warum wir nicht immer glauben sollten, was wir denken und wahrnehmen,was es mit dem Wahrnehmungsfilter in unserem Gehirn auf sich hat,wie unser Denken funktioniert,warum es sehr gut ist, die menschlichen Irrungen und Wirrungen zu kennen.

[6]Unsere Wahrnehmung: mehr Schein als Sein

Auf die einfache Frage, wie wir Menschen die Welt wahrnehmen, werden Ihnen sicher zunächst die fünf Sinne einfallen: Mit den Augen sehen wir, mit den Ohren hören wir, mit unserem Tastsinn und über die Haut fühlen wir, mit der Nase riechen wir und mit dem Mund schmecken wir. Das erscheint zunächst klar und überschaubar, ist aber nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich verarbeiten wir den gesamten Input unserer Wahrnehmung, der über die fünf Sinne auf uns eindringt, in unserem Gehirn. Wir schaffen uns dort ein Abbild, ein Modell von der Wirklichkeit. Dieses Modell hilft, uns in der Welt zu orientieren. Es bildet die Grundlage für all unser Denken, Fühlen, Entscheiden und Handeln.

Die Grafik auf der nächsten Seite zeigt Ihnen, wie Sie sich diesen Prozess im Detail vorstellen können.

Zentrale Bedeutung kommt dabei den Filtern und der Bewertung zu, mit denen wir unsere Wahrnehmungen steuern, Beobachtungen selektieren und einordnen. Hier beginnt es komplex zu werden, denn wir müssen mit der gewaltigen Informationsflut, die auf uns aus unserer Umgebung einströmt, umgehen. Wir können nicht alles, was um uns herum passiert, verarbeiten – auch wenn wir deutlich mehr wahrnehmen, als es uns bewusst ist. Ein Großteil der Wahrnehmungsprozesse läuft für uns vollkommen unbewusst ab und wird nur durch bewusste Steuerung der Aufmerksamkeit unterbrochen bzw. gelenkt.

[7]

Unser Wahrnehmungsprozess

Was tatsächlich – bewusst oder unbewusst – in unserem Gehirn landet, hängt von unserem Modellierungsprozess ab, wie wir also unsere Wahrnehmung filtern, um sie dann zu bewerten. Dieser Prozess ist zwar bei jedem Menschen unterschiedlich, allerdings lassen sich auch allgemeingültige Mechanismen ableiten.

[8]AllgemeingültigeFunktionen unseres ModellierungsprozessesGeneralisierungWir verallgemeinern.TilgungWir ignorieren Wahrnehmungen.VerzerrungWir nehmen Situationen und Dinge nicht so wahr, wie sie eigentlich sind. Grund dafür sind beispielsweise naheliegende Assoziationen, Erfahrungen etc.

Neben diesen Mechanismen, die bei jedem von uns wirken, spielen unsere individuellen Sichtweisen und Überzeugungen, die persönlichen Erfahrungen, Prägungen und Denkmuster bei der Modellierung eine wesentliche Rolle, ebenso wie kulturelle und familiäre Hintergründe, besonders die kindliche Prägung bis zum Alter von sieben Jahren.

Durch fehlende oder schlicht falsche Repräsentation der Umgebung in unserem Modell der Welt unterlaufen uns automatisch eine Reihe gedanklicher Fehler und falscher Einschätzungen.

Die Basis aller unser Denkirrtümer: unser Wahrnehmungsfilter

Nur um Ihnen eine Orientierung zu geben, wie wenig wir tatsächlich bewusst verarbeiten können: Wir alle kennen seit WLAN, DSL und Co. die Messgrößen, in denen Datenströme ausgedrückt werden. Mithilfe dieser Bits und Megabits lässt sich auch ausdrücken, welcher Datenflut unser Gehirn ausgesetzt ist. Experten gehen davon aus, dass der Datenstrom, den wir über unsere Wahrnehmung erhalten, circa 100 Megabit pro Sekunde beträgt. Davon können wir allerdings nur deutlich we[9]niger als 1 %, nämlich 40 bis 60 Bytes pro Sekunde bewusst verarbeiten, und das, wo wir doch denken, alles mitzubekommen, was passiert.

Das glauben Sie nicht? Dann halten Sie hier mit dem Lesen inne und lassen Sie sich ein auf folgendes Experiment, das Sie via QR-Code oder über den Link www.theinvisiblegorilla.com/videos.html startenkönnen.

Und, haben Sie den Gorilla in dem Video gesehen? Nein? Trösten Sie sich, Sie sind nicht alleine. Es ist Ihnen wie ungefähr 50 % der Probanden ergangen, mit denen dieses Experiment, das unter dem Namen »Monkey Business Illusion« bekannt geworden ist, an der Harvard Universität durchgeführt wurde. Man ist so konzentriert auf die Aufgabe, die Pässe des weißen Basketball-Teams zu zählen, dass man den Gorilla, der völlig unvermittelt durch das Bild läuft, nicht bemerkt. Auch ich habe die Affen nicht gesehen, dafür hatte ich aber die Anzahl der Pässe richtig.

Im Fokus: unsere Aufmerksamkeit

Wie wir mit der Informationsflut umgehen, hängt wesentlich von den Modellierungsprozessen unserer Wahrnehmung ab. Unserer Aufmerksamkeit, unserem Fokus kommt dabei eine wesentliche Bedeutung für die weitere Informationsverarbeitung, also unser Denken zu.

[10]Beim Experiment »Monkey Business Illusion« wurde der Fokus der Probanden ganz gezielt auf das weiße Basketball-Team gelenkt. Mit diesem Trick sind andere Aspekte der Handlung in den Hintergrund gerückt. Sofern wir unseren Fokus nicht bewusst auf etwas richten, greifen wir auf unsere unbewussten Mechanismen zurück, die automatisiert ablaufen. Zum Verständnis, wie sich unsere Aufmerksamkeit automatisiert steuert, kann man sie in folgende Prinzipien zusammenfassen:

Mit unserem Fokus blieben wir bei den naheliegenden Dingen.Uns fällt das auf, was sich ändert.Wir bemerken die Details, die unsere Sichtweisen und Überzeugungen stärken und bestätigen.Wir registrieren die Dinge, die sich häufiger wiederholen oder aus einer Menge herausstechen.Wir fokussieren das, was schon vorbewusst ist. Dies nennt man auch Priming-Effekt. Priming wird meist mit »Bahnung« übersetzt: Ausgelöst durch einen bestimmten Reiz werden damit assoziierte, verwandte Begriffe oder Gedächtnisinhalte aktiviert. Dadurch wird die weitere Verarbeitung in unserem Gehirn in eine bestimmte Richtung gelenkt.

Diese Prinzipien sorgen für eine Reihe von gedanklichen Fehlern und Verzerrungen, wie wir später noch sehen werden. Wichtig ist mir, jetzt schon zu betonen, dass all dies bei uns Menschen automatisiert und unbewusst abläuft, allerdings individuell unterschiedlich ausgeprägt ist.

[11]Ein Experiment: So funktioniert PrimingSie wollen genau wissen, wie Priming funktioniert? Dann machen Sie doch dieses Experiment, das ich gelegentlich in Workshops durchführe. Nehmen Sie ein unbeschriebenes weißes Blatt Papier zur Hand. Beantworten Sie dann die folgenden drei Fragen ganz spontan. Nennen Sie also gleich den ersten Gedanken, der Ihnen dazu jeweils in den Sinn kommt.Die Farbe dieses Blattes ist …?Niederschlag fällt im Winter meist als …?Die Kuh trinkt …?Die Ergebnisse dieses Experiments in meinen Workshops sind immer wieder amüsant: Bei der zweiten Frage nennen die Teilnehmer meist »Schnee«, obwohl in unseren Breitengraden Regen wahrscheinlicher ist. Und in der Tat beantworten einige Menschen die dritte Frage mit »Milch«. Wie war es bei Ihnen?Wir alle reagieren beim Reiz »weiß« mit der vorbewussten Aktivierung von Erinnerungen an Dinge, die »weiß« sind oder bei denen diese Farbe eine Rolle spielt. Und genau das macht den Effekt aus, den Psychologen Priming nennen.

Wie wir denken

Wie wir gesehen haben, sorgt die Art und Weise, wie wir mit der Informationsflut umgehen und unsere Umwelt wahrnehmen, bereits für systematische Fehler. Doch damit nicht genug. Eine weitere Quelle von Fehleinschätzungen und Irrtümern sind unsere Denkprozesse.

Auf diesem Gebiet hat der Psychologe und Nobelpreisträger für Wirtschaft Daniel Kahneman gemeinsam mit seinem Freund Amos Tversky bahnbrechende Erkenntnisse erarbeitet. Die Er[12]gebnisse dieser Forschungsarbeit finden sich in Kahnemans Buch »Schnelles Denken, langsames Denken«, in dem er unsere Denkweisen untersucht und auf Problemfelder aufmerksam macht. Um die Funktionsweise unseres Denkens zu verdeutlichen, spricht er von zwei unterschiedlichen Denkarten, die er durch Systeme repräsentiert, System 1 und System 2.

System 1: zuständig für schnelles Denken

Im System 1 findet das Denken schnell, intuitiv und automatisiert statt. Es ist ideal dafür geeignet, umgehende Einschätzungen und Bewertungen vorzunehmen. Und es schafft ein erstes Verständnis für die Lage. Die Prozesse, die das System nutzt, laufen unwillkürlich und automatisch ab. Dazu bedient es sich einer Reihe sogenannter Heuristiken, die hilfreiche Orientierung geben, aber keine präzisen Ergebnisse liefern.

Was sind Heuristiken?Heuristiken sind Denkstrategien, die uns in die Lage versetzen, trotz begrenztem Wissen und wenig Zeit zu wahrscheinlichen Aussagen oder praktikablen Lösungen zu kommen. Einfacher ausgedrückt kann man Heuristiken mit Denkabkürzungen erklären. Die Basis dieser Denkstrategien bilden häufig Erfahrungen und Erinnerungen sowie die Vorstellungskraft der Person, grobe Kategorisierungen und Sinngebung.

Das System 1 ermöglicht es uns, schnell zu reagieren und dabei wenig Energie zu verbrauchen, was vor allem in akuten Gefahrensituationen wichtig ist. Es hat der Spezies der Menschen dabei geholfen, zu überleben und sich weiterzuentwickeln. Mit Blick auf die neuere Hirnforschung können diesem System we[13]sentlich das limbische System und das sogenannte Reptilien-Gehirn zugeordnet werden. Das sind entwicklungsphysiologisch betrachtet die »alten« Teile des Gehirns, die für Emotionen, Gedächtnisbildung, Reflexe usw. zuständig sind.

System 2: verantwortlich für langsames Denken

Im System 2 finden alle bewussten Prozesse statt. Es steuert unsere Aufmerksamkeit, kontrolliert unsere Impulse und ist für logisches, präzises Denken sowie Handlungsplanung zuständig. Dieses System in Kombination mit sprachlicher Ausdrucksmöglichkeit macht unsere Spezies einzigartig auf dem Planeten und der Tierwelt überlegen. Der wesentliche Nachteil des Systems 2 ist, dass es, verglichen mit System 1, einen massiv höheren Energieverbrauch hat und langsamer ist. Da wir Menschen aber darauf gepolt sind, möglichst wenig unserer Energie zu verbrauchen, vermeiden wir das langsame Denken, so gut es geht. Sie kennen das sicher von sich selbst: Konzentriertes Nachdenken wird als wirklich anstrengend erlebt. Böswillige könnten dieses Phänomen Denkfaulheit nennen. Andere Stimmen klassifizieren es als effiziente Steuerung des Gehirns. So oder so ist uns dieser Mechanismus angeboren.

Ein perfektes Team

Die beiden Systeme arbeiten in unserem Gehirn Hand in Hand. Wir wechseln automatisch zwischen ihnen hin und her, je nach Situation. Während System 1 zum Beispiel eine Gefahr aufgrund [14]eines einzigen Bildes schnell und einigermaßen zuverlässig erfassen und verstehen kann, ist System 2 bestens dafür ausgelegt, beispielsweise ein Mathematik-Problem zu lösen. Man könnte auch sagen, die beiden Systeme arbeiten automatisch so zusammen, dass wir uns gut in der Welt orientieren und sinnvolle Entscheidungen treffen können.

Wie sich die beiden Systeme unterscheiden, lässt sich ganz gut anhand einer einfachen Rechenaufgabe erklären, in Anlehnung an ein von Kahneman genutztes Beispiel: Ein Tischtennisball und ein Tischtennisschläger kosten zusammen 1,10 Euro. Der Schläger kostet genau einen Euro mehr als der Ball. Wieviel kostet der Ball? Welche Zahl kommt Ihnen spontan in den Sinn? 10 Cent? Bei der überwiegenden Zahl der Menschen ist das der Fall. Die korrekte Lösung ist natürlich 5 Cent. Üblicherweise lautet die erste schnelle Antwort 10 Cent. Erst nach längerem Nachdenken werden 5 Cent genannt. Und einige bleiben erstaunlich lange überzeugt von den 10 Cent. Manchmal, bis man ihnen die Lösung erläutert. Dieses Phänomen lässt sich in Kenntnis der beiden Systeme erklären: Unser System 1 schlägt uns spontan 10 Cent vor. Das klingt plausibel, okay. Wir werfen System 2 also gar nicht erst an. Dazu habe ich Sie auch mit meiner Rahmensetzung bei der Aufgabenstellung (»spontan in den Sinn«) animiert. System 1, intuitiv aber unpräzise arbeitend, ist jedoch nicht die richtige Denkart, die Aufgabe anzugehen. Wir brauchen dafür die analytische Vorgehensweise des Systems 2. Und hier kommen wir bereits zu einem der Problemfelder unseres Denkens: Manchmal nutzen wir dafür