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This book delves into the psychodynamic factors behind depressive and manic syndromes and thus serves to complement the purely biological view thereof.
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Seitenzahl: 226
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Stavros Mentzos
Depression und Manie
Psychodynamik und Therapie affektiver Störungen
Mit 5 Abbildungen und 3 Tabellen
5. Auflage
Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
ISBN 978-3-525-45775-7ISBN 978-3-647-45775-8 (E-Book)
© 2011, 1995, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, GöttingenVandenhoeck & Ruprecht LLC, Oakville, CT, U.S.A.www.v-r.de
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 52a UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Verlages öffentlich zugänglich gemacht werden. Das gilt auch bei der entsprechenden Nutzung für Lehr- und Unterrichtszwecke.Printed in Germany.Gesamtherstellung: Hubert & Co., Göttingen.
Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
Inhalt
Vorwort
Einleitung
I. Psychodynamik der Depression
Die psychoanalytischen Depressionstheorien
Depression und narzißtisches Gleichgewicht
Herabsetzung des Selbstwertgefühls oder Objektverlust?
Die zwei intrapsychischen »Bankkonten«
Das Dreisäulenmodell
Differentialpsychodynamik depressiver Zustände
Depressiver Affekt, intrapsychischer Stillstand und drei Circuli vitiosi
Der depressive Affekt
Drei psychische Circuli vitiosi
Somatische Circuli vitiosi
Depressiver Konflikt und die Problematik der Aggressionshemmungs-Hypothese
Konflikt und Depression
Aggressionshemmung und Depression
Der sogenannte Masochismus
Die Theorie des primären Masochismus
Das klinische Bild des sogenannten »moralischen Masochismus«
Der erogene Masochismus
Der sogenannte Masochismus als »Strategie« und Schutzmechanismus
Masochismus und Depression
Psychodynamik der Manie
II. Therapie
Drei Behandlungsberichte
Ziele und therapeutische Technik einer psychoanalytisch orientierten Psychotherapie psychotischer Depressionen und Manien – der Stellenwert der Psychopharmaka
Veränderte therapeutische Technik
Drei Behandlungs-Settings
Komplikationen
Auszug aus der Behandlung von Frieda P.
Ist »Einsicht« der therapeutisch hauptsächlich wirksame Faktor?
Zur Psychotherapie der Manie
Antriebsarme »leere« Depression
Die Anwendung von Antidepressiva sowie Psychopharmaka im allgemeinen
Kurzer Vergleich mit anderen psychotherapeutischen Verfahren bei affektiven Psychosen
Zusätzliche Bemerkungen zur therapeutischen Technik
III. Klassifikatorische und ätiologische Aspekte
Versuch einer psychodynamischen Klassifikation psychischer Störungen
Die Polarität zwischen Selbst- und Objektbezogenheit
Konflikt, Modus der Verarbeitung und der sogenannte Defekt
Ich und sekundärer Prozeß versus Es und primärer Prozeß
Konflikt und Bipolarität der Modi
Psychotische, neurotische, reaktive Depressionen und das somatische Äquivalent – Narzißtische Krisen
Psychodynamische Präzisierung einer traditionellen Klassifikation
Narzißtische Krisen und Depression
Somato- und Psychogenese – »Endogene« Psychosen als somato-psychosomatische Erkrankungen (Psychosomatosen des Gehirns)
Das Problem und die Notwendigkeit einer Integration
Das psychosomatische Paradigma
Ein vom psychosomatischen Paradigma inspiriertes Modell
Theoretische und praktische Vorteile des Modells
Zusammenfassung
Literatur
Sachregister
Vorwort
Die große Fülle von empirischen Befunden, die eindeutig für eine Somatogenese – für die körperliche Verursachung – der psychotischen Depression und Manien sprechen, ebenso wie der unbestreitbare (wenn auch relative) therapeutische oder sogar prophylaktische Erfolg der antidepressiv wirkenden Psychopharmaka, könnten den Untertitel dieses Buches, wenn nicht absurd, so doch reichlich überzogen erscheinen lassen. Kann man überhaupt in sinnvoller Weise von Psychodynamik, geschweige denn von Psychogenese und Psychotherapie bei Störungen sprechen, deren Auftreten von chronobiologischen und erbgenetischen Faktoren mitbedingt, deren erneutes Auftreten in einem großen Prozentsatz durch Lithium verhindert oder gemildert, deren manifeste Symptomatik mit Hilfe der Antidepressiva oft erfolgreich bekämpft wird und die schließlich auch ohne jegliche Therapie nach einigen Wochen oder Monaten spontan abklingen und in das sogenannte »freie Intervall« übergehen?
Bemerkenswerterweise werden heute auch von Vertretern der biologischen Psychiatrie diese Fragen selten gestellt. Man liest im Gegenteil in vielen wissenschaftlichen Abhandlungen von der Notwendigkeit einer auch psychotherapeutischen Begleitung des depressiven Patienten, und es werden viele Therapieprogramme für Patienten in psychiatrischen Kliniken vorgestellt, die vom Bewältigungstraining über die kognitive Verhaltenstherapie bis hin zu der interpersonellen Therapie reichen. Ich meine nicht, daß es sich dabei nur um bloße Lippenbekenntnisse und eine (im Hinblick auf den neuen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie) berufspolitisch motivierte Anpassung handelt. Ich kenne viele klinische Psychiater, die mit großem Engagement um eine auch psychotherapeutische Begleitung ihrer depressiven Patienten bemüht sind. Darunter gibt es einige, die nicht nur psychodynamische Konzepte in der Behandlung psychotisch affektiver Störungen anwenden (wie zum Beispiel KRÖBER 1992), sondern die auch theoretisch übergreifend eine Integration der biologischen, der soziologischen und der psychologischen Dimensionen anstreben. Dazu gehört beispielsweise DANIELHELL, der sich in seinem integrativen Ansatz fragt, welchen Sinn die Depression »mache« (1992).
Diese Tendenz, dieser »Wille« zur Integration scheint im Hinblick auf die gleichermaßen relevanten biologischen, psychosozialen und psychodynamischen Gegebenheiten ständig zu wachsen. Dennoch reicht der »Wille« allein noch nicht aus! Denn wir stehen zwar (hoffentlich) vor keinem unlösbaren Problem, aber doch immerhin vor einem großen Rätsel:
Wie kommt es, daß solche persönlichen, komplizierten, auch existentiell hoch signifikanten, psychischen Prozesse wie Sinnentleerung, Lebensüberdruß oder Versündigungswahn durch chemische Substanzen günstig beeinflußt werden können? Und wie ist es auf der anderen Seite möglich, daß intensive körpernahe Symptome und Syndrome wie depressiver Stupor, Niedergeschlagenheit oder manische Erregung auch psychotherapeutisch beeinflußbar sind? Wie kommt es, daß der gleiche Prozeß sowohl deterministisch erklärbar und manchmal sogar – etwa beim Absetzen bestimmter Medikamente – voraussagbar ist und daß er auf der anderen Seite auch finalistisch, vom funktionalen Ziel der Abwehr, der defensiven Verarbeitung eines Konfliktes oder der sinnvollen Kompensation eines Mangels her genauso gut verstehbar ist? Ist Depression eine Krankheit, deren Verursachung es aufzudecken und zu beheben gilt? Oder stellt sie eine Lebenskrise dar, die erst durch das Verständnis der dahinter liegenden Sinnzusammenhänge zu überwinden ist?
Von der herrschenden Tendenz und dem steigenden »Willen zur Integration« stark motiviert, würde ich selbst spontan antworten: Beides!
Eine solche Behauptung ist jedoch leichter gesagt, als im Detail glaubwürdig gemacht, geschweige denn bewiesen.
Das vorliegende Buch ist ein Beitrag zu diesem Versuch, die gewünschte und von den therapeutischen Zielsetzungen geforderte Integration im Detail voranzutreiben und zwar mit Hilfe eines zwar psychoanalytisch inspirierten, aber ebenso intensiv an der psychiatrisch-klinischen Erfahrung orientierten Modells und auch aufgrund von Erfahrungen bei langfristigen psychotherapeutischen Behandlungen von Patienten mit affektiven Psychosen unter verschiedenen Settings.
Meinen Dank möchte ich auch diesmal an erster Stelle an Frau Dr. med. EVEMARIESIEBECKE-GIESE für ihre große Hilfe aussprechen, nicht nur für ihre zahlreichen sprachlichen Korrekturen, sondern auch für ihr heilsames, ständiges Hinterfragen meiner Thesen und Formulierungen.
Bei Frau ISABELLAFREUND, Frau ANNELIESEKELLERS und Frau JUTTALOVÀSZ bedanke ich mich für die mühevollen Schreibarbeiten sowie bei Frau GRUDRUNVÖLKER für die wiederholten Korrekturen.
STAVROSMENTZOS
Einleitung
Die Termini »Depression« und »depressiv« werden sehr oft zur Bezeichnung von recht unterschiedlichen psychischen Zuständen verwendet. Die entstandene begriffliche Unsicherheit und Verwirrung beruht jedoch nicht so sehr auf diesem fast inflationären Gebrauch (und Mißbrauch) der Termini als vielmehr auf der Tatsache, daß einige grundsätzliche Fragen, welche die Depression betreffen, bis heute nicht klar beantwortet wurden. Ich erwähne zunächst nur drei der hier relevanten Fragenkomplexe:
a. Man muß sich zunächst einmal fragen, warum der Terminus Depression dazu benutzt wird, um so unterschiedliche psychische Befindlichkeiten und Zustände wie folgende zu benennen:
– Schuldbeladene Zurückgezogenheit und Deprimiertheit voller Selbstvorwürfe und Selbsterniedrigung, »Schulddepression« also.
– Deprimiertheit, die von Agitiertheit und nach außen gerichtetem Vorwurf sowie von einer hartnäckig verlangenden und kritisierenden Haltung begleitet wird, »agitierte und fordernde Depression« also.
– Resignative Hoffnungs- und Hilflosigkeit mit extremer Anhänglichkeit – eine »anaklitische Depression«.
– Massive, direkte oder »verfeinerte«, indirekte Autodestruktivität, also eine selbstzerstörerische Depression.
– Innere »Leere« mit dem »Gefühl der Gefühllosigkeit«, das heißt mit der Blockade aller Affekte oder mit der Unfähigkeit zu jeglicher Gefühlsregung, eine »leere Depression« also.
b. Vom Gesichtspunkt der Ätiologie, von der Verursachung her betrachtet, muß man zweitens fragen, wie es kommt, daß Depression auf so unterschiedliche Umstände und kausale Bedingungen zurückgeführt wird, wie es in den vielfältigen, im klinischen Alltag üblichen diagnostischen Etikettierungen deutlich wird: Dort spricht man nämlich von puberalen, klimakterischen, postklimakterischen, postpartalen, involutiven Depressionen oder man diagnostiziert somatogene (durch Gehirntumor, Cortison oder andere Hormongaben, Alterungsprozesse etc. hervorgerufene) versus psychogene (reaktive, neurotische) oder endogen-psychotische Depressionen.
c. Ein dritter Fragenkomplex schließlich bezieht sich auf die bei der Depression doch ungeklärten psychosomatischen und somatopsychischen Zusammenhänge: Ist das depressive Erleben ein somatopsychisches Phänomen? Ist es also die Folge eines primär körperlichen Vorganges? Und sind in diesem Fall die depressiven »Inhalte«, wie zum Beispiel die Selbstvorwürfe und die Versündigungsideen, bloße sekundäre Inhaltsbesetzungen unter dem Einfluß der herrschenden depressiven Stimmungs- und Antriebslage?
Oder sind es umgekehrt bestimmte negative Erlebnisse, bestimmte aus ungelösten Konflikten hervorgehende intrapsychische Spannungen und Bedrückungen, welche den Betreffenden depressiv machen? In diesem Fall entstünde also der depressive Affekt als verständliche Reaktion auf maßgebende Verluste, Trennungen, Kränkungen, Enttäuschungen und Erniedrigungen sowie andere konflikthafte Konstellationen, um sich dann zu einer generalisierten depressiven Stimmung auszubreiten und schließlich zu den regelrechten depressiven Syndromen zu führen.
Diese immer noch offene Frage erweist sich in den letzten 15 bis 20 Jahren noch komplexer und schwieriger zu beantworten als früher, weil die Mehrheit der »Somatogenetiker«, also jener klinischen Psychiater, welche die erste Auffassung vertreten (die biologisch bedingte Stimmungslage erzeuge sekundär die depressiven psychischen Inhalte), gleichzeitig bereit waren und sind, auch die kognitive Therapie der Depression zu favorisieren. Letztere aber geht doch gerade davon aus, daß es bestimmte psychische kognitive Grundkonzepte (basic concepts) seien, welche die depressiven Patienten depressiv machen. Dies entspräche nicht einem biologisch, sondern einem psychogenetisch orientierten Depressionsmodell, wenn auch im Sinne einer anderen Psychogenität, als die Psychoanalyse meint.
Zu diesem letzten Problemkomplex gehört auch folgende Frage: Wenn die antidepressiv wirkenden Psychopharmaka »endogene« depressive Zustände dadurch günstig beeinflussen (und sie tun es bestimmt), daß sie die ihnen vermeintlich zugrundeliegenden Verschiebungen von Neurotransmittern etc. korrigieren, wie erklärt es sich dann, daß die gleichen Medikamente eine gewisse Wirkung auch bei anderen, nicht »endogenen«, sondern reaktiven oder neurotischen Depressionen haben? Das läßt sich zwar erklären, aber nur wenn man die Spezifität der Antidepressiva erheblich relativiert.
Das vorliegende Buch versucht eine Antwort auf solche und ähnliche Fragen zu geben und zwar mit Hilfe eines psychodynamischen Modells, das zwar die bisherigen analytischen Theorien der Depression teilweise berücksichtigt, aber auch neue Konzeptualisierungen zu ihrer Psychodynamik enthält. Dabei werde ich auch versuchen, die Ergebnisse der biologischen Psychiatrie einschließlich der Psychopharmakologie mit der psychodynamischen Sicht zu integrieren.
Einen weiteren Schwerpunkt des Buches stellen die psychotherapeutischen Bemühungen um depressive Patienten dar. Ich will am Beispiel einiger längerfristiger Behandlungen zeigen, auf welche Weise eine psychodynamisch orientierte psychotherapeutische Behandlung auch bei den »endogenen« Depressionen und Manien von Nutzen sein kann.
Schließlich nehme ich diese systematische Beschäftigung mit psychotischen affektiven Störungen zum Anlaß, um mich erstens kritisch mit dem Konzept des sogenannten »Masochismus« ausführlicher auseinanderzusetzen und zweitens den Entwurf einer umfassenden psychodynamischen Klassifikation psychotischer (nicht nur depressiver) Störungen vorzustellen, der auch von klinischer Relevanz sein kann.
I
Psychodynamik der Depression
Die psychoanalytischen Depressionstheorien
Die hier zugrunde liegende Theorie der Psychodynamik und Therapie der manisch-depressiven Psychosen sowie auch anderer Depressionsformen stammt teilweise aus der Integration von schon vorhandenen psychoanalytischen Theorien und Konzepten. Daher ist ein kurzer historischer Überblick über die bisherigen Bemühungen der Psychoanalyse auf diesem Gebiet unerläßlich (ausführliche Darstellungen über die Entwicklungen der letzten 80 Jahre findet man bei M 1982 und 1983). – Die (s. S. 20f) enthält eine Zusammenfassung.
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