Der 1. Petrusbrief - Ludwig Harms - E-Book

Der 1. Petrusbrief E-Book

Ludwig Harms

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Beschreibung

Georg Ludwig Detlef Theodor Harms (1808-1865) war ein deutscher lutherischer Pastor, der den Spitznamen "Erwecker der Heide" trug. Er gehörte zu den bedeutendsten christlichen Predigern des 19. Jahrhunderts und machte das kleine Dorf Hermannsburg in der Lüneburger Heide zum wichtigsten Zentrum der Erweckungsbewegung in Niedersachsen. In diesem Werk betrachtet Harms den Petrusbrief und dessen Bedeutung.

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Der 1. Petrusbrief

 

LUDWIG HARMS

 

 

 

 

 

 

 

Der 1. Petrusbrief, L. Harms

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849663421

 

Der Originaltext dieses Werkes entstammt dem Online-Repositorium www.glaubensstimme.de, die diesen und weitere gemeinfreie Texte der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Wir danken den Machern für diese Arbeit und die Erlaubnis, diese Texte frei zu nutzen. Diese Ausgabe folgt den Originaltexten und der jeweils bei Erscheinen gültigen Rechtschreibung und wurde nicht überarbeitet.

 

Cover Design: 27310 Oudenaarde Sint-Walburgakerk 85 von Paul M.R. Maeyaert - 2011 - PMR Maeyaert, Belgium - CC BY-SA.

https://www.europeana.eu/item/2058612/PMRMaeyaert_06832c66a44d032c92f0c0e61893a2a53c41d388

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

Vorwort.1

Das 1. Capitel.2

Das 2. Capitel.34

Das 3. Capitel.66

Das 4. Capitel.90

Das 5. Capitel.117

 

Vorwort.

 

Mit großer Freude und herzlichem Danke gegen den Herrn übergebe ich die Auslegung des ersten Briefes Petri von meinem seligen Bruder allen denen, die ihn und unsre Mission lieb haben. Er hat diese Epistel in den Vesperpredigten erklärt, die unmittelbar der heiligen Beichte voraufgehen, als eine heilsame Vorbereitung auf dieselbe. Diese Auslegung ist von treuer sorgsamer Hand aufgeschrieben und ich bedaure sehr, daß nicht auch die Auslegung der zweiten Epistel Petri nachgeschrieben worden ist. Um so mehr freue ich mich freilich, daß doch die Auslegung der ersten Epistel wenigstens gerettet worden ist. Die Auslegung der beiden Abschnitte Cap. 3, 1-4 und Cap. 4, 17-19 hat der liebe Nachschreiber nicht aufschreiben können und ich bitte die lieben Leser um Verzeihung, daß ich mir erlaubt habe, obige Stellen kurz auszulegen, weil ich glaubte, daß es ihnen lieber sein würde, die Auslegung des Briefes ohne Lücken zu haben.

Möge der treue Herr allen Lesern dieses Büchleins einen solchen Segen aus demselben verleihen, wie ich empfangen habe. Seiner Gnade und Seinem Schutze sei es befohlen. Amen.

Hermannsburg, in November 1869

Theodor Harms

 

 

Das 1. Capitel.

 

Vers 1-2.

 

Petrus, ein Apostel Jesu Christi, den erwählten Fremdlingen hin und her, in Ponto, Galatien, Cappadocien, Asien und Bithynien. Nach der Vorsehung Gottes des Vaters, durch die Heiligung des Geistes, zum Gehorsam und zur Besprengung des Blutes Jesu Christi. Gott gebe euch viel Gnade und Frieden!

 

Unser Text hebt an mit den Worten: Petrus, ein Apostel Jesu Christi, den erwählten Fremdlingen hin und her, in Ponto, Galatien, Cappadocien, Asien und Bithynien. Als der heilige Apostel Petrus diese Epistel schrieb, befand er sich in der großen Stadt Babylon, wo er eine große Christengemeinde gesammelt hatte, wie wir aus Cap. 5,13 sehen; und von Babylon aus schreibt er an die Gemeinden zu Ponto, Galatien, Cappadocien, Asien und Bithynien. Das sind alles Länder in Kleinasien zwischen dem schwarzen und Mittelmeere. In diesen Ländern hatte der Apostel Paulus zahlreiche Gemeinden gestiftet, welche ein blühendes Glaubensleben führten, daß man wohl Ursache hat, sich daran zu erfreuen. An diese Gemeinden schreibt der Apostel Petrus seinen Brief. Daraus könnt ihr sehen, in welchem Verhältniß die Apostel zu einander standen, nämlich in dem der innigsten Liebe. Sie sehen sich nicht an als Viele, sondern als Einer, das Werk, was sie treiben, betrachten sie nicht als das ihrige, sondern als das des heiligen Geistes. Es war unter ihnen kein Neid, Zank, Streit, Eifersucht. Es fiel Petrus gar nicht ein, daß Paulus das übel nehmen konnte, wenn er an die von ihm gestifteten Gemeinden schrieb, und Paulus hat nichts anders darüber empfunden, als die innigste, herzlichste Freude, daß Petrus ihm ein Mithelfer werde am Reiche Gottes. Das ist in unserer betrübten Zeit ganz anders geworden, wo man von einem solchen gemeinschaftlichen Liebeswerke nichts mehr weiß. Jetzt ist es vielmehr so: der eine Pastor beneidet den andern und der eine sieht den andern scheel an. Besucht Jetzt z. B. ein Pastor ein Glied aus einer andern Gemeinde, dann heißt es in der Regel: der fällt mir in meine Gemeinde und in mein Amt. So herrscht Neid und Eifersucht allenthalben. Daß das Predigtamt Gottes Wert ist, woran alle gemeinsam arbeiten sollen, daß weiß beinah Keiner mehr. Der Grund davon liegt in der herrschenden Selbstsucht unserer Zeit. Nicht bloß in den Herzen der Gemeindeglieder und Ungläubigen ist diese Selbstsucht zu Hause, sondern auch in den Herzen der Prediger und Gläubigen. Unterschied findet sich nur wenig zwischen den Frommen und Gottlosen; die meisten Frommen schnacken fromm und sind gottlos, die Ungläubigen aber schnacken gottlos und sind auch gottlos, das ist der ganze Unterschied. Alle suchen für sich die Ehre, beinah keiner gibt sie dem Herrn. Darum geht es auch mit dem Christenthum so schlecht vorwärts. Die Ungläubigen sagen: Was sollen wir fromm werden, die Frommen sind kein haarbreit besser als wir. Und sie haben leider gar oft Recht. Wird der ganze Mensch nicht anders durch die Bekehrung, so ist die Bekehrung dem gleich, als ob Einer einen andern Rock anzieht und bleibt doch derselbe. Petrus nennt sich einen Apostel Jesu Christi. Seht daraus die merkwürdige Uebereinstimmung mit dem, wie Paulus seine Episteln beginnt. Da heißt es z. B. in der Epistel an die Galater: Paulus, ein Apostel, nicht von Menschen, auch nicht durch Menschen, sondern durch Jesum Christum. Von wem hat Petrus sein Amt? Etwa von Menschen oder durch Menschen? Nein, ein Apostel Jesu Christi ist er. Nicht von der Erde aus ist ihm dieses Amt gegeben, sondern vom Himmel, nicht von Menschen, sondern von Gott; darum nennt er sich einen Apostel Jesu Christi. Der theure Apostel hat Recht. Ein jeder rechte Prediger wolle doch sein Amt nicht anders ansehen, als ihm von Gott gegeben, sonst kann er es nicht recht verwalten. Wenn er predigt, wenn er die Sacramente verwaltet, muß er sich deß bewußt sein: Ich stehe hier in Jesu Namen, mein Herr Jesus hat mich gesandt, ich stehe hier als ein Diener Gottes und als ein Haushalter über Gottes Geheimnisse. Das ist ein unglücklicher Prediger, der sich deß nicht bewußt ist. Denn nur in solchem Bewußtsein kann Einer sagen: Nehmt ihr mein Wort an, so nehmt ihr Gottes Wort an, verachtet ihr mein Wort, so verachtet ihr Gottes Wort; wie unser Herr Jesus auch sagt: Wer euch hört, der hört Mich, und wer euch verachtet, der verachtet Mich. Darum nennt sich Petrus einen Apostel Jesu Christi, weil er sein Amt von Jesu bekommen hat und es in Jesu Namen führt. Solche Leute, die wissen und glauben, daß sie von Gott gesandt sind, das sind die einzigen, die nicht fragen nach Menschenfurcht und Menschengefälligkeit, die nicht darnach fragen, ob Menschen sie verfolgen oder ihnen wohl reden; sie können sagen: Nehmt ihr mich an, so nehmt ihr den Herrn Jesum an, verwerft ihr mich, so verwerft ihr den Herrn Jesum. Entweder ich bin Christi Knecht oder ich bin der Menschen Knecht. Bin ich aber Christi Knecht, so brauche ich der Menschen Knecht nicht zu sein. Ist darum ein Prediger wahrhaftig Christi Knecht, so fragt er nicht in der Predigt: Was beliebt der Gemeinde und was nicht? sondern was gefällt meinem Herrn? Was dem gefällt, das predigt er, was dem mißfällt, das bleibt aus seiner Predigt weg. Es zeigt sich dann aber auch bald, ob die Gemeinde eine gottselige oder eine gottlose ist. Eine gottselige Gemeinde will Gottes Wort hören und nicht Menschen Wort; eine gottlose Gemeinde will hören, wonach ihr die Ohren jucken und nicht was Gott gefällt. So wie sich ein Prediger dadurch als ein gottseliger zeigt, daß er der Gemeinde die lautere Predigt und die reinen Sakramente bringt, so zeigt sich die gottselige Gemeinde darin, daß sie die reine Predigt und die unverfälschten Sakramente verlangt. An wen schreibt der Apostel Petrus diesen Brief? An die erwählten Fremdlinge hin und her in Pontus rc. Wer sind die? Die Gelehrten haben viele Künste; und so haben sie sich auch mit ihren Künsten über dies Wort Fremdlinge her gemacht. Die einen sagen, der Apostel habe diesen Brief an die bekehrten Juden geschrieben, denn die seien Fremdlinge in den V. 1 genannten Ländern gewesen. Die andern sagen: Petrus hat diese Epistel nicht an die bekehrten Juden, sondern an die bekehrten Heiden geschrieben. Sie schließen das aus Joh. 7,35, wo es heißt: Da sprachen die Juden unter einander: Wo will dieser hingehen, daß wir Ihn nicht finden sollen? Will Er unter die Griechen gehen, die hin und her zerstreut liegen, und die Griechen lehren? So haben nun beide ihre Sachen recht gemacht. Das verstehn überhaupt die Gelehrten so schön, ihre Sachen immer recht zu machen. Ich rathe euch, glaubt nicht einem Gelehrten, weil er ein Gelehrter ist. Luther sagt schon: Die Gelehrtesten sind oft die Verkehrtesten. Fragt ihr mich: Was sagst du denn von den Fremdlingen? so antworte ich nicht als ein Gelehrter, sondern als ein Christ, und da habe ich die Erfahrung gemacht: Die Fremdlinge sind die Gläubigen. Sie stehen als die Fremdlinge mitten unter dem unschlachtigen Geschlechte dieser Welt, hie ein Häuflein und da ein Häuflein, als die, die nicht mit dazu gehören, als die Sonderlinge, als die Ausgeschiedenen, die wirklich in der That und Wahrheit nicht anders angesehen werden können. Als Fremdlinge tragen sie das Merkzeichen an ihrer Stirn: Wir haben hier keine bleibende Stätte, sondern die zukünftige suchen wir. Sie fühlen sich hier nicht heimisch, ihre Heimath ist droben im Himmel. Luther sagt einmal: Die wahren Gläubigen wohnen hier in einer Herberge, die führt an einigen Orten den Schild „zum Teufel“ und an andern Orten „zur Welt“. Darin kann sich doch der Fremdling nicht wohl fühlen und deßhalb geht sein Sehnen darnach, daß er in die himmlische Heimath komme. Deshalb nennt sie der Apostel Fremdlinge. Ob aus Juden oder Heiden stammend, das ist ihm einerlei, was sie gewesen sind, darauf kommt es ihm nicht an, sondern auf das, was sie sind und sie sind Fremdlinge, die von der Welt, von dem Satan und von ihren eignen Hausgenossen ausgestoßen sind und verfolgt werden. Kannst du als ein wahrer Christ dich da wohl fühlen, wo die Welt und der Teufel ihr Wesen haben? Es widert dich an, du fühlst dich in der Fremdlingschaft und Pilgrimschaft so unwohl und sehnst dich nach der Heimath. Es heißt in jenem bekannten Gesang unsers Gesangbuchs:

 

Mit der Welt sich lustig machen,

Hat bei Christen keine Statt.

Fleischlich Reden, Thun und Lachen

Schwächt den Geist und macht ihn matt.

Unter Christi Kreuzesfahn,

Geht es nun und nimmer an,

Mit verwegnem, rohen Herzen s

Sicher leben, sicher scherzen.

 

So ist's von jeher bei allen wahren Christen gewesen und so ist's heute noch. Aber Petrus nennt sie auch erwählte Fremdlinge. Wir sehen daraus, daß nur Einzelne aus der großen Masse heraus gewählt werden und das sind die erwählten Fremdlinge. Es wird allen das Evangelium gepredigt und so können alle aus der Welt heraus kommen, aber die meisten wollen darin bleiben; so sind Viele berufen, aber Wenige auserwählt. Alle, welche die Predigt hören und die Sakramente gebrauchen, gehören zu den Berufenen, aber nur die gehören zu den Auserwählten, die das durch Wort und Sakrament dargebotene Heil im Glauben annehmen. So sind die auserwählten Fremdlinge die wahren Christen, zu denen der Ruf zur Seligkeit gekommen ist und die denselben angenommen haben. In dem Worte erwählt liegt, wie man zum Christenthum gekommen ist, in dem Wort Fremdling was man ist, nämlich daß man nicht mehr zu dieser Welt gehört, sondern Bürger eines andern Vaterlandes ist. Wie steht es mit euch, meine Lieben? Daß ihr zu den Berufenen gehört, das ist klar, denn ihr seid getauft, genießt das heilige Abendmahl, höret und leset Gottes Wort. Aber fragt euch doch, ob ihr auch zu den Auserwählten gehört? ob ihr euch bekehrt habt? ob ihr euch von der Welt ausscheidet? ob euer Wandel im Himmel ist? - Laßt uns nun weiter gehen: Nach der Vorsehung Gottes des Vaters, durch die Heiligung des Geistes, zum Gehorsam und zur Besprengung des Blutes Jesu Christi. Gott gebe euch viel Gnade und Frieden. Die Christen, an die Petrus schreibt, sind erwählte Fremdlinge, wahre, zum Glauben gekommene und dadurch von der Welt ausgeschiedene Christen. Wem haben sie diese Seligkeit zu verdanken? sind sie das aus sich selbst geworden, aus ihrem eigenen Ruhm? Der Apostel gibt die Antwort: Nach der Vorsehung Gottes des Vaters. Daraus sehet, wie keiner aus sich selbst ein Christ geworden ist. Bin ich ein wahrhaft bekehrter Christ, so bin ich es durch die Vorsehung Gottes des Vaters. Gott hatte von Ewigkeit her den Rathschluß zu unserer Erlösung gefaßt, daß Jesus Christus kommen sollte, die Sünder selig zu machen. Bist du nun ein Christ, so bist du's nach der Vorsehung Gottes des Vaters, nach dem Rathschluß, wonach Er Seinen Sohn senden wollte zur Erlösung der Menschen. Denn von Ewigkeit her hat Gott es gewußt, daß die Menschen fallen würden durch den Betrug des Satans und deßhalb hat Er von Ewigkeit her den Rathschluß gefaßt, daß Jesus die Menschen erlösen sollte. Darum hat Er zu Seinem liebsten Sohne gesagt:

 

Geh' hin, Mein Kind, und nimm Dich an

der Kinder, die Ich ausgethan

zu Straf und Zornesruthen.

Die Straf ist schwer, der Zorn ist groß.

Du kannst und sollst sie machen los

durch Sterben und durch Bluten.

Und der Sohn hat geantwortet:

Ja, Vater, ja von Herzensgrund,

leg auf, Ich will Dir's tragen.

Mein Wollen hängt an Deinem Mund,

Mein Wirken ist Dein Sagen.

 

Dann fährt der Apostel fort: Durch die Heiligung des Geistes. Was Gott beschlossen hat, nämlich deine Erlösung, was Christus zu Stande gebracht hat durch Leiden und Sterben, das theilt Er dir mit durch die Heiligung des Geistes. Versteht ihr das auch? Die meisten Christen, ich will es euch nur gerade heraus sagen, verstehen es nicht, und daß sie es nicht verstehen, kommt daher, weil sie keine rechte Erkenntniß von den Sakramenten und namentlich von der Taufe haben. Was Gott beschlossen hat, was Christus zu Stande gebracht hat, nämlich deine Erlösung, das ist dir mitgetheilt in der heiligen Taufe. Gott hat beschlossen, daß du ein Kind Gottes werden sollst, und wodurch? Durch nichts anders, als durch die heilige Taufe. Du verlorner und verdammter Mensch sollst ein Kind Gottes werden und bist's geworden durch die heilige Taufe. Gott der heilige Geist hat dich in der heiligen Taufe gezeugt zu einem Kinde Gottes und deßhalb ist Er dein Vater, die heilige christliche Kirche hat dich geboren, so ist sie deine Mutter. So bist du geheiligt, dir sind vergeben alle deine Sünden, du bist von Tod und Verdammniß erlöset und die ewige Seligkeit ist dir geschenkt. Was Gott also von Ewigkeit beschlossen hat, das ist an dir ausgeführt durch die heilige Taufe. Seht, meine Lieben, das ist die Wunderkraft und Wundergnade der Taufe, und das ist es, worüber ein lutherischer Christ von ganzem Herzen jubiliert und deßhalb er lieber sterben will, als sich seine Taufe und seinen Glauben rauben lassen. Das ist auch der Grund, warum Luther den Rath gibt, daß wir jeden Morgen und jeden Abend in unsere Taufgnade hinein kriechen sollen durch die Erneuerung des Taufglaubens und des Taufgelübdes.

Weiter: Zum Gehorsam und zur Besprengung des Blutes Jesu Christi. Das ist der Zweck des Christenlebens, dazu bist du ein Kind Gottes geworden, daß du täglich wandelst im Gehorsam Jesu Christi und in der Besprengung des Blutes Jesu Christi. Also zuerst: Zum Gehorsam. Ich kann euch das nicht genug einprägen und ich unterlasse es auch beinah in keiner Predigt, daß dazu der Mensch geheiligt ist, daß er als ein Kind Gottes wandeln und in einem Stande guter Werke erfunden werde. Es geht beinah keine Predigt hin, in welcher ich euch nicht sage: Verflucht ist der Maulglaube, verflucht ist das Maulchristenthum. Der Gehorsam ist das Zeichen des Glaubens, der Ungehorsam ist das Zeichen des Unglaubens. Ist Einer auch noch solch ein schöner Glattschnacker, ist er aber nicht gehorsam, so gebe ich für sein Christenthum keine zwei Pfennig. Ein wahrer Christ, der an seinen Heiland glaubt, ist nothwendig auch seinem Heiland gehorsam, er trachtet darnach frei zu werden von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes. Also durch Gehorsam beweisest du deine Gotteskindschaft. Wenn es an den Gehorsam geht, so brauchst du nicht erst zu fragen: Was sagt mein Fleisch und Blut, oder meine kluge Vernunft, oder ein anderer Mensch dazu? sondern immer: Was sagt der Herr Jesus? - und was der sagt, das thue. Der Gehorsam aus Lust und Liebe ist ein viel leichterer als der aus Zwang. Aber wir sind leider solche Menschen, bei denen sich noch oft die rechte Lust und Liebe nicht findet, weil wir noch immer das alte böse Herz in unserer Brust haben. Sagt einmal, welch selige Menschen könnten wir sein, wenn wir so recht aus Lust und Liebe gehorsam wären und nicht bloß aus dem Grunde, weil wir müssen! Das merkt euch das bei, Gottes Wort nennt den Ungehorsam eine Zaubereisünde. -

Zur Besprengung des Blutes Jesu Christi. Wie stimmt das mit dem Vorigen? Sehr gut stimmt es damit überein, und ich danke meinem Gott, daß dieses Wort da steht. Stände es nicht da, sondern hieße es bloß: Zum Gehorsam, so triebe mich dieses letztere Wort gerade bis zur Verzweiflung. Stände es nicht da, so hieße diese Stelle: Zum vollkommnen Gehorsam; und den kann ich nicht leisten. Es geht kein Tag hin, obgleich Gott mein Zeuge ist, daß ich darnach ringe frei zu werden von der Sünde, da ich nicht sündige. Warum nicht? Weil die Sünde mir noch immer anklebt und mich träge macht. Darum, wenn ich des Abends zu Bette gehe, muß ich doch, trotz dem angestrengten Ringen nach der Heiligung, beten: Denn vom Morgen bis jetzund, pflegen Herze, Hand und Mund so geschwind und oft zu fehlen, daß es leider nicht zu zählen. Wohin kann ich anders mit allen diesen vielen Sünden fliehen, als zu dem Blute der Besprengung Jesu Christi? So bin ich bestimmt zum Gehorsam und doch auch zur Besprengung des Blutes Jesu Christi, um mich damit rein zu waschen, weil mein Gehorsam noch nicht vollkommen ist. -

Nachdem der Apostel das gesagt, entbeut er den Christen, an die er schreibt, seinen Gruß, indem er spricht: Gott gebe euch viel Gnade und Frieden! Dasselbe wünscht auch Paulus in allen seinen Briefen den Gemeinden, an die er schreibt. Die Gnade besteht in Vergebung der Sünden, und Vergebung der Sünden bringt den Frieden. Ich Sünder kann nicht anders Frieden mit Gott haben, als wenn mir meine Sünden vergeben werden und das geschieht durch die Gnade. Die Gnade mußt du haben, die Gnade des Herrn Jesu, welche die Sünden vergibt und hast du die Gnade, dann zieht der selige Friede in dein Herz und du kannst sagen: Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht. Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferwecket ist, welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns. Willst du aber Gnade und Frieden haben, so mußt du zuvor deine Sünden beichten und bekennen, und zwar Gott und Menschen. Nachdem du deine Sünden gebeichtet und bekannt hast, sollen sie dir vergeben werden und dadurch strömt der Friede Gottes in dein Herz, der selige Friede, bei dem man jubeln kann: Was kann mir denn nun schaden der Sünden große Zahl? Ich bin bei Gott in Gnaden, die Schuld ist allzumal bezahlt durch Christi theures Blut; daß ich nicht mehr darf fürchten der Höllen Qual und Gluth. Habe ich Vergebung der Sünden, so ist Gott nicht mehr mein Richter, sondern Er ist mein lieber Vater, Er ist mit mir versöhnt und ich mit Ihm, weil die Sünde, die uns trennte, weggenommen ist. Amen.

 

Vers 3-5.

 

Gelobet sei Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi, der uns nach Seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren bat zu einer lebendigen Hoffnung, durch die Auferstehung Jesu Christi von den Todten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das behalten wird im Himmel, euch die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahret werdet zur Seligkeit, welche zubereitet ist, daß sie offenbar werde zu der letzten Zeit.

 

In der letzten Vesperpredigt haben wir den Gruß des heiligen Apostel Petrus an die Christen, an welche er schreibt, mit einander betrachtet. Nun folgt zuerst ein Lob und Preis Gottes für die wunderbaren Segnungen, welche Gott Seinen Christen gegeben hat. Er sagt: Gelobt sei Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi, der uns nach Seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung, durch die Auferstehung Jesu Christi von den Todten. Der Apostel richtet dieses Lob an Gott den Vater, denn er sagt: Gelobt sei Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi. Damit zeigt er an, daß wir überhaupt keinen Gott kennen, ohne allein durch Jesum Christum, Gottes Sohn, damit stimmt auch überein, was unser Heiland im Evangelio sagt: Niemand kennt den Sohn, denn nur der Vater und Niemand kennt den Vater, denn nur der Sohn und wem es der Sohn will offenbaren. Daraus sehet ihr, alle Menschen, die den Sohn nicht haben, die haben auch den Vater nicht, alle, die nicht glauben an Jesum Christum, die haben keinen Gott, weder in dieser noch in der zukünftigen Welt und sind weiter nichts als Heiden. Darum haben die wirklichen Heiden keinen Gott, ebenso auch die Juden nicht und auch allen denen fehlt Er, die sich Christen nennen und doch nicht glauben an Jesum Christum, Gottes eingebornen Sohn. Merket euch das, meine Lieben, damit ihr erkennt, welch eine Gnade ihr habt durch den Glauben an Jesum Christum, denn ihr könnt nun sagen: Wir haben einen Gott in Christo Jesu; und alle die das nicht sagen können, sind Heiden und Götzendiener. Das ist auch der Grund, warum ein Mensch, der an Jesum Christum glaubt, keine Gemeinschaft haben kann mit denen, die nicht an den Herrn Jesum glauben. Ein Diener Jesu Christi kann keine Gemeinschaft haben mit dem, der dem Herrn Jesu nicht dient. Das ist in der That und Wahrheit der einzig wirklich trennende Unterschied auf Erden: Ob Einer glaubt an Jesum Christum oder nicht.

Der Apostel sagt weiter: Gott hat uns wiedergeboren. Wo ist das geschehen? Denn indem er sagt: Gott hat uns wiedergeboren, zeigt er damit auf eine Thatsache hin, die an uns geschehen ist. Da merket euch: Gott hat uns wiedergeboren in der heiligen Taufe. Der in Sünden empfangene und geborene Mensch wird nirgend anders wiedergeboren, als in der heiligen Taufe. Darum sagt auch unser Herr Jesus zu Nicodemus: Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir: Es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Diejenigen nun, die getauft sind, sagen mit dem Apostel: Gott hat uns wiedergeboren in der heiligen Taufe, und zwar, wie das mit dem Worte Wiedergeburt verbunden ist, zu Kindern Gottes. Durch die natürliche Geburt sind wir nicht Kinder Gottes, sondern Kinder des Teufels, denn durch die Sünde regiert der Teufel auf Erden und die Sünde ist zu allen Menschen hindurch gedrungen, weil alle von Adam abstammen. Darum sind wir alle, von Natur Kinder des Teufels und bleiben wir das, so fahren wir zu unserm Vater, dem Teufel, in die Hölle. Darum muß die Wiedergeburt geschehen, dadurch die Kinder des Teufels Kinder Gottes werden, und das geschieht in der heiligen Taufe. Ist das nun an uns geschehen, so sind auch wir wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung, und das ist die Hoffnung der ewigen Seligkeit. Zu dieser Seligkeit sind wir berechtigt, denn sind wir Kinder, so sind wir auch Erben. Ich weiß kein Wort in der ganzen heiligen Schrift, worin ein höherer Trost liegt, als dieses: Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben. Wir haben die ewige Seligkeit als ein Erbe, Gott gibt sie uns, Seinen Kindern. Es fällt da alles Verdienst, alles eigne Werk weg und bleibt nichts übrig als die Gnade, die mit der Taufe anfängt und in das ewige Leben geht. Auch hier ist es wie bei irdischen Verhältnissen. Da stirbt ein Vater und hinterläßt drei Söhne, drei Knechte und drei Mägde. Nun soll das Erbe getheilt werden. Wer erbte? Ich will nehmen, der eine Sohn ist drei Jahr, der zweite fünf Jahr und der dritte sieben Jahr alt; alle drei haben noch nichts verdient; die Knechte und Mägde aber sind schon lange beim Vater im Dienst gewesen und haben sichs blutsauer werden lassen. Dazu sind die Kinder häßlich von Angesicht und schwach und kränklich, die Knechte und Mägde aber stark und schön. Wer erbt? Die drei Söhne. Aber die haben es doch nicht verdient, denn sie sind noch klein und schwach, dagegen die Knechte und Mägde haben viel gearbeitet. Dennoch erben nicht die Knechte und Mägde, ob sie auch noch so viel gearbeitet haben, sondern die Kinder, die noch schwach und ohnmächtig sind. Sagt, könnte Jemand in der Welt es unrecht finden, daß die Kinder und nicht die Knechte erben? Ein jeder würde sagen: Das versteht sich von selbst, daß die Knechte nicht erben, sondern die Kinder. Warum? Weil jene Knechte und diese Kinder sind. Knechte und Mägde bekommen Lohn für ihre Arbeit, aber die Kinder bekommen das Erbe, weil sie Kinder sind. So folgt aus dem Kindesrecht das Erbrecht. Das ist der Grund, warum Gott Seine Kinder, die Er in der heiligen Taufe wiedergeboren hat, zu Erben einsetzt. Da fällt alles Verdienst weg, der Himmel ist aus Gnaden unser Eigenthum.

Weiter: Durch die Auferstehung Jesu Christi von den Todten. Der Apostel zeigt damit an, daß das ganze Erlösungswerk versiegelt ist durch die Auferstehung Jesu Christi, denn wäre Christus nicht auferstanden, so wären wir noch nicht erlöst. Warum ist Christus gestorben? Um unsere Sünde zu versöhnen. Hatte Er die wirklich versöhnt, so konnte Ihn der Tod nicht halten, denn Jesus hat ihn überwunden. Wäre Er im Grabe geblieben, so hätten Sünde und Tod Ihn überwunden und nicht Er sie. Da er nun aber auferstanden ist, so zeigt er damit, daß Er Tod und Sünde überwunden hat und nicht sie Ihn. Und so gewiß wie Christus in den Himmel gegangen ist, nachdem Er auferstanden war, so gewiß müssen auch wir in den Himmel eingehen, nachdem wir auferstanden sind. Das ganze Erlösungswerk Jesu Christi hat durch Seine Auferstehung erst sein Siegel empfangen. Wäre Christus nicht auferstanden, wir würden allzu Schanden; weil Er aber auferstanden ist, so preisen wir den Vater unsers Herrn Jesu Christ. Nun wissen wir gewiß, daß wir erlöst sind, daß die Sünde vergeben ist, daß die ewige Gerechtigkeit an das Licht gebracht ist.

Laßt uns nun dieses ewige Leben, welches Christus uns so theuer erworben hat und in welches wir eingehen sollen, weil wir Kinder sind, näher kennen lernen. Drei Eigenschaften nennt der Apostel von diesem Erbe in unserm Texte: Es ist unvergänglich, unbefleckt und unverwelklich. Also erstens es ist unvergänglich, und ist es die ewige Seligkeit. Nun siehe dich einmal um, was ist auf Erden unvergänglich? Nichts, auch nicht das Geringste. Alles vergeht, denn alles Fleisch ist wie Heu und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume. Das Gras verdorret, die Blume verwelkt, denn des Herrn Geist bläset darein. Das wird uns täglich gepredigt. Heute ist Einer gesund und stark, und morgen krank, liegt wohl gar schon im Sarg, heute ist Einer blühend roth und morgen vielleicht schon todt, heute ist Einer reich und morgen arm, heute hat Einer Haus und Hof und morgen ist er nackt und bloß, heute ist Einer stark und morgen schwach. So ist nichts auf dieser Welt, was Bestand hat, Alles ist vergänglich. Sagt was sind das für entsetzliche Thoren, für jammervolle Narren, die ihr Herz hängen an das, was sich unter den Händen verzehrt! Und daß so viele es thun, das macht oft den Eindruck, als ob diese Erde ein großes Irrenhaus sei, wo alle ihr Herz an das Irdische hängen; es hat oft den Anschein, als ob man unter lauter wahnwitzigen Menschen wohnte.

Dieses Erbe ist zweitens ein unbeflecktes. Damit weist der Apostel darauf hin, daß in der Seligkeit eine Freiheit stattfindet, die ein neuer Grund ist für die Herrlichkeit des Erbes, nämlich die Freiheit von der Sünde. Hier ist alles befleckt mit Sünde; ich weiß nichts, das nicht damit befleckt wäre. Ich kenne keinen Menschen, kein Kind in der Wiege, keinen Pfennig von Kupfer, keinen Thaler von Silber, kein Haus von Holz oder Stein, kein Korn auf dem Boden, das nicht mit Sünde befleckt wäre. Ja selbst die Gaben, die Gott den Menschen gibt, werden durch die letzteren mit Sünde befleckt. Gar nichts ist auf der ganzen Welt, keine Person und keine Sache, die nicht mit Sünden verunreinigt ist. So finden sich in deinem Herzen sündliche Gedanken und Lüste, über deine Lippen kommen sündliche Worte und sündliche Thaten geschehen mit deinen Händen. Da ist kein Groschen, der nicht mit Sünden befleckt wäre und darum nennt Jesus alles ungerechten Mammon; bald wird es durch Geiz, bald durch Unbarmherzigkeit, bald durch Diebstahl und Betrug befleckt. Und das ist es gerade, was das Leben auf Erden so entsetzlich schwer macht: Ich selbst bin ein Sünder, alle andern Menschen sind Sünder, die ganze Kreatur ist mit Sünden befleckt. Man wird deßhalb so müde auf Erden, man sehnt sich so herzlich bei Christo zu sein und lediglich aus der Ursache, weil alles was wir sind und haben, mit Sünden befleckt ist, und die Sehnsucht nach dem Abschiede aus dieser Welt wird von Tag zu Tag und von Jahr zu Jahr immer größer. Dagegen die ewige Seligkeit ist das unbefleckte Erbe, wo keine Sünde mehr ist, denn die ist mit dem sterblichen Leibe begraben; um dich her ist keine Sünde mehr, denn du bist dort in der Gesellschaft von lauter Seligen, alles Erdenwesen hat zurückbleiben müssen. Es ist so, als ob ein Mensch, der an allen Seiten mit Centnerlasten behangen ist, davon auf einmal frei wird, selbst ein reines, seliges Gotteskind, nur umgehend mit reinen, seligen Gotteskindern. Das ist es, was das unvergängliche Erbe so köstlich macht: Es ist unbefleckt, und darum ist es drittens unverwelklich. Alles verwelkt auf Erden. Siehe den Baum an im Frühling, wie erquickt sich dein Auge an seinem frischen Grün, warte nur bis zum Herbst, dann werden die Blätter grau und gelb, der Wind bläst dazwischen und zerstreut sie und fahl steht der Baum da. Oder siehe an das wunderschöne Saatfeld, daran deine Augen ihre Lust haben, wie die Halme wallen im Winde; warte nur ein wenig, so ist das grüne Aehrenfeld ganz gelb geworden und nach ein paar Wochen schickt der Herr der Ernte die Sichel und läßt die Frucht einsammeln. Oder du siehst im Sommer die schöne Rose im Garten, sie strömt dir ihren süßen Duft entgegen und du erfreust dich an ihrer schönen Farbe; komm nach einigen Tagen wieder, und du wirst finden, daß die Rose verwelkt und ihre Blätter abgefallen sind. Seht die Menschen an, einen jungen Mann, ein junges Mädchen, wie gehen sie so fest einher, wie haben sie so ein junges, frisches, kräftiges, blühendes Aussehen; aber sie werden alt oder krank und nun schleichen sie nur dahin, die Brust röchelt, der Athem will stehen bleiben. Was ist aus ihnen geworden? Sie sind verwelkt, und der Tod kommt und mäht sie ab. Alles verwelkt, nur Eins ist unverwelklich, das ist die ewige Seligkeit, und in derselben ist nicht nur der Mensch, sondern auch Alles, was um ihn her ist, unverwelklich. Wer kriegt dieses Erbe? Nur die Gläubigen - denn es heißt in unserm Text: Euch, die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, welche zubereitet ist, daß sie offenbar werde zu der letzten Zeit. Dieses Erbe wird behalten im Himmel; denn nachdem die Zeit vorbei ist, welche Gott für diesen Weltlauf bestimmt hat, wird diese alte Erde und dieser alte Himmel in Feuer vergehen, und dann wird eine neue Erde und ein neuer Himmel geschaffen, und diese neue Erde, über die sich der neue Himmel wölbt, ist der Schauplatz, auf welchem das unvergängliche, unbefleckte und unverwelkliche Erbe offenbar wird. Aber merkt euch das, nur die Gläubigen sollen dieses Erbe haben, die ungläubigen sollen auf ewig davon ausgeschlossen sein.

Nur der Gläubige kann selig werden, alle Ungläubigen müssen nothwendig verdammt werden. Das merkt euch, meine Lieben, und schreibt es euch in das Herz. Ihr habt hier als Gläubige so viel zu leiden von den Kindern des Unglaubens, ihr müßt täglich das Wesen der Welt sehen, so daß ihr mit Rebekka sagen könnet: Es verdrießt mich zu leben unter den Kindern Heth 1. Mose 27, 46. Hier hast du deinen Trost, warte nur ein bißchen, es kommt bald die Zeit, wo das unvergängliche, unbefleckte und unverwelkliche Erbe offenbar werden soll. Da soll es dich nicht mehr verdrießen, zu leben unter den Töchtern Heths und unter den Kindern des Unglaubens. Warum nicht? Die gibt es da nicht mehr. Wo sind die denn hingekommen? Sie sind zum Teufel gefahren in den Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt; da gehören die Ungläubigen hinein und dahin sollen sie auch kommen, aber nicht auf die neue Erde. Das ist es, weß ich nothwendig versichert sein muß, denn müßte ich an dem Ort, wo Ales ewig dauert, noch wieder mit den Ungläubigen zusammen, so wollte ich Gott bitten, daß er mich in Gnaden mit dieser Seligkeit verschonen möchte. Hier hat man schon seine Last mit den Ungläubigen - und dann sollte ich noch ewig mit ihnen zusammen sein, - ich müßte sprechen: Herr ich kann es im Himmel nicht aushalten, befreie mich von solcher Qual. Aber Gottlob und Dank, daß dieses Erbe nur den Gläubigen behalten wird und daß alle Ungläubigen davon ausgeschlossen sind. Nun kann ich mich deß getrösten: Da ist eine ewige Seligkeit, denn Ungläubige gibt es da nicht mehr. Ihr sehet, bestimmt ist die Seligkeit schon jetzt für die Gläubigen, aber sie ist noch nicht offenbar geworden, das soll erst am jüngsten Tage geschehen. Ich weiß auf das bestimmteste, daß sie dort vorhanden ist, aber ich habe sie noch nicht. Aber wenn einst der jüngste Tag kommt und dann die Sünde ganz weg ist aus mir und der Sündenfleck getilgt ist aus der Erde, dann wird auf der neuen Erde die vollkommene Seligkeit hergestellt, und die Seligkeit, die wir hier schon im Glauben haben, die werden wir dann im Schauen genießen. Und wenn man das weiß, dann kann man mit Freuden den guten Kampf weiter kämpfen, den Lauf vollenden und ausrufen: Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffet eine ewige und über alle Maße wichtige Herrlichkeit, uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig 2. Cor. 4,17-18 und: Unser Wandel aber ist im Himmel, von dannen wir auch warten des Heilandes Jesu Christi, des Herrn, welcher unsern nichtigen Leib verklären wird, daß er ähnlich werde Seinem verklärten Leibe, nach der Wirkung, damit Er kann auch alle Dinge Ihm unterthänig machen Phil. 3,20-21. So laßt uns ganz getrost weiter gehen als treue gläubige Christen und wahrlich, wir werden davon tragen das Ende unsers Glaubens, der Seelen Seligkeit. Amen.

 

Vers 6-9.

 

In welcher ihr euch freuen werdet, die ihr jetzt eine kleine Zeit (wo es sein soll) traurig seid in mancherlei Anfechtungen, auf daß euer Glaube rechtschaffen und viel köstlicher erfunden werde, denn das vergängliche Gold, das durchs Feuer bewährt wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn nun geoffenbaret wird Jesus Christus, welchen ihr nicht gesehen und doch lieb habt, und nun an ihn glaubet, wiewohl ihr Ihn nicht sehet, so werdet ihr euch freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, und das Ende eures Glaubens davon bringen, nämlich der Seelen Seligkeit.

 

Der heilige Apostel Petrus hatte in der letzten Vesperpredigt gesprochen von dem unvergänglichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbe, welches den Gläubigen im Himmel bewahrt wird. Dieses herrliche Erbe aber, welches er den Gläubigen versprochen hatte und was aufbewahrt wird im Himmel, das soll offenbar werden zu der letzten Zeit. Deshalb fügt er hinzu: In welcher, d. h. in der letzten Zeit, ihr euch freuen werdet, die ihr jetzt eine kleine Zeit (wo es sein soll) traurig seid in mancherlei Anfechtungen. Wenn der Apostel sagt: In der Zeit, wo das herrliche Erbe der Christen offenbar werden wird, da werdet ihr euch freuen, so zeigt er damit an, daß wir während unsers Laufs in der Pilgrimschaft nicht viel Freude finden werden. Ihr werdet euch freuen in der letzten Zeit, sagt der Apostel, hier werdet ihr das Gegentheil das von haben, denn hier ist Leiden und dort ist Freude. Aber wie stimmt das mit dem, was der Apostel Paulus sagt Phil. 4: Freuet euch in dem Herrn allewege und abermal sage ich euch, freuet euch? Da sagt er doch nicht den Christen: Ihr sollt euch in Zukunft freuen, sondern freuet euch in dem Herrn alle Wege; und hier sagt der Apostel Petrus: In der letzten Zeit werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit traurig seid, - ist das nicht gegen einander und in der Bibel darf doch nichts gegen einander sein? Merket, Petrus spricht in unserm Text von einer Freude, die auch äußerlich ist und Paulus spricht von einer Freude, die nur innerlich ist.