Der Alte Hätte Nein Gesagt - Rudolf Hausegger - E-Book

Der Alte Hätte Nein Gesagt E-Book

Rudolf Hausegger

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Beschreibung

Dieses Buch ist mehr als nur eine Geschichte, es ist deine Reise in die Welt moderner Führung. Begleite Lucy, die unerwartet zur Chefin einer ländlichen Gärtnerei wird, und entdecke, wie sie aus verschiedenen Persönlichkeiten ein starkes, harmonisches Team formt. In 15 Vibes lernst du Herausforderungen und Chancen der menschenorientierten Führung kennen, von unterschiedlichen Arbeitsstilen über komplexe Entscheidungen bis hin zu echten, authentischen Begegnungen im Team. Dieses Buch zeigt, dass Führung keine trockene Theorie ist, sondern gelebte Praxis. Es bietet dir konkrete Werkzeuge und Einsichten, wie du als Führungskraft auf Augenhöhe mit deinem Team arbeitest und eine Atmosphäre schaffst, in der Kreativität und Engagement erblühen können. Dabei steht der Mensch im Mittelpunkt, mit all seinen Facetten, Perspektiven und Ideen. Ob erfahren oder neu in der Rolle, Lucy und ihr Team werden dich inspirieren, deinen eigenen Führungsstil zu reflektieren und mit Herz und Verstand das volle Potenzial deines Teams zu entfalten. Mache den ersten Schritt in eine neue Art des Leadership und lass dich von Der Alte hätte Nein gesagt: 15 Vibes für Positives Leadership auf deiner eigenen Führungsreise begleiten.

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„Endlich! Als Unternehmerin habe ich schon viele Bücher über Führung gelesen, aber dieses Buch hat mich echt begeistert wie kein anderes! Der Autor bildet meine Realität voll ab und verliert sich weder in der Theorie noch in Begrifflichkeiten. Hier wird positives Leadership ohne viel Schnick-Schnack auf den Punkt gebracht und das anhand einer erfrischenden Geschichte, die so viele von uns aus dem Alltag kennen. Lucy und ihr Team stehen dabei für all die echten Herausforderungen, denen wir täglich begegnen: Konflikte im Team, Generationenthemen, der Mut zur Veränderung. Dieses Buch gibt mir persönlich wirklich wertvolle, umsetzbare Werkzeuge an die Hand und zeigt mir auch auf, wie einfach doch inspirierende Führung tatsächlich funktioniert, wenn man nur will. Wer also ein modernes, mitreißendes Beispiel für positive, wertschätzende Mitarbeiterführung sucht, wird dieses Buch mögen. Es ist mein absolutes Highlight!“

Charlotte K., Hamburg

„Ein Geniestreich! In diesem Buch wird Führung so auf den Punkt gebracht, dass es einem direkt aus der Seele spricht. Die Geschichte ist so mit Herz und Hirn ausgestattet, und auch so nah aus dem echten Leben geschrieben, dass man sich selbst darin wiedererkennt. Das ist keine trockene Theorie, sondern da gibt’s praxisnahe, sofort anwendbare Tipps für alle, die ihre Leute wirklich mitnehmen wollen. Mich hat besonders beeindruckt, wie Hausegger die echten, wirklich typischen Herausforderungen des Führungsalltags schildert, die wir alle kennen und vor allem, wie leicht doch dann die Transformation geht, wenn man eins und eins zusammenzählt. Mir ist jetzt viel klarer, dass positive Führung viel mit Menschlichkeit und gesundem Hausverstand zu tun hat. Für alle, die ihre Firma menschlich und erfolgreich führen wollen: das ist Pflichtlektüre!“

Josef R., Wien

We are not waiting for the moment.

We are the moment.

We are ready.

We make it happen.

(Rudolf Hausegger)

Inhalt

Vorwort

Der Neuanfang

Vibe 1: Wurzeln schlagen, ankommen & den Boden aufbereiten

Vibe 2: Sinnstiftung & die Kraft des Warum aktivieren

Vibe 3: Wertschätzung kultivieren – Dünger für Wachstum einbringen

Vibe 4: Starke Stämme – Resilienz aufbauen & Leistung entfalten

Vibe 5: Eigenes Beet pflegen & Selbstwirksamkeit kultivieren

Vibe 6: Frei wie der Wind – Ängste abbauen & offene Kommunikation fördern

Vibe 7: Gutes Gedeihen – Konstruktives Feedback als Wachstumsbooster

Vibe 8: Vielfalt im Beet – Teamarbeit stärken & Talente gezielt fördern

Vibe 9: Äste beschneiden & Raum für Neues schaffen

Vibe 10: Blühen & gedeihen –Wohlbefinden fördern

Vibe 11: Natürliche Symbiosen & Wachsen durch Mentoring

Vibe 12: Ökosoziale Gerechtigkeit wächst aus unseren Wurzeln

Vibe 13: Fruchtbare Ziele & Gemeinsame Entscheidungen

Vibe 14: Neue Triebe & Lösungsorientierung wachsen lassen

Vibe 15: Sonnenlicht & Fairness als Substrat für Wachstum

Lucys Glück

Den Garten der Führung kultivieren

Du bist die Summe deiner Mitarbeitenden.

(Rudolf Hausegger)

Vorwort

Dieses Buch ist mehr als nur eine Geschichte – es ist eine Reise. Eine Reise, die dich tief in die Geheimnisse und Herausforderungen moderner Führung eintauchen lässt. Eine Reise, die dich befähigt, als Führungskraft aus verschiedensten Persönlichkeiten ein kraftvolles, dynamisches Team zu formen.

Die Idee zu diesem Buch kam mir während meiner eigenen Reise als Führungskraft und Führungscoach. In unzähligen Momenten habe ich die immense Stärke erlebt, die aus Teams entsteht, die verschiedene Generationen, Hintergründe und Perspektiven vereinen. Doch genauso oft war ich Zeuge der Herausforderungen, die sich daraus ergeben. Und genau dort, in dieser Spannung zwischen Innovation und Reibung, entsteht die wahre Magie der Führung.

Letztendlich hat mich aber erst ein besonderer Moment dazu gebracht, dieses Buch zu schreiben. Während eines meiner Führungskräftetrainings fragte ich eine bereits sehr erfahrene Teilnehmerin, wie sie ihre bisher beste Führungskraft beschreiben würde. Sie malte mir das Bild einer Führungspersönlichkeit, die durch Ruhe, Zuversicht, Sinnstiftung und – am allerwichtigsten – durch Menschlichkeit und Wertschätzung in ihrem Gedächtnis noch über Jahrzehnte verankert war. Auch nach all den Jahren erinnerte sie sich klar an seinen Namen. Wolfgang. Ihm ist dieses Buch gewidmet, denn er ist mein ganz persönliches „Einhorn“ der Führung – einzigartig und inspirierend.

In „Der Alte hätte Nein gesagt – 15 Vibes für Positives Leadership“ begegnen dir die echten Herausforderungen, mit denen moderne Führungskräfte heute tagtäglich konfrontiert sind. Unterschiedliche Arbeitsstile, Kommunikationswege und Erwartungen können eine Quelle ungeahnter Kreativität sein, aber genauso gut Spannungen entfachen. Doch genau darin liegt das Potenzial, Großes zu schaffen.

Lucy, die Protagonistin, steht stellvertretend für uns alle. Ihre Reise in die Führungsrolle einer ländlichen Gärtnerei ist nicht nur ihre Geschichte, es ist auch meine – und vielleicht auch deine. Sie zeigt uns, dass Führung nicht bedeutet, perfekt zu sein. Es geht darum, zu lernen, zu wachsen und immer wieder aufzustehen.

Warum habe ich als Ort der Handlung eine Gärtnerei gewählt? Genau wie die Pflanzen in einer Gärtnerei brauchen auch Menschen individuelle Pflege und Aufmerksamkeit, um zu gedeihen. Führung ist kein starres Konzept – sie ist lebendig, sie wächst, sie blüht, wenn wir uns auf die Einzigartigkeit jedes Einzelnen einlassen.

Was hat es mit dem Titel „Der Alte hätte Nein gesagt“ auf sich? Junge Führungskräfte ticken anders als die alten. Insbesondere die Vertreterinnen und Vertreter der Generation Z, die heute schon in Führungsrollen eintauchen, kollidieren oft noch immer mit den Wertevorstellungen und Führungsideen der Generationen Y und X – ganz zu schweigen von denen der Babyboomer. Und deshalb habe ich mit Herrn Nowatzki, dem Alt-Eigentümer der Gärtnerei, eine Art „altes Gewissen“ installiert. Er soll uns an jene Führungskräfte erinnern, die durch vertikale Strukturen und autoritäres Führungsverhalten die Führungsvergangenheit besetzen.

Lucy arbeitet mit natürlichen Führungstools – sie nutzt das, was ihr zur Verfügung steht, und entwickelt sich dabei stetig weiter. Sie verkörpert eine Führungspersönlichkeit, die nicht nur ihre Mitarbeitenden führt, sondern auch an sich selbst arbeitet. Ihr wird im Laufe ihrer Reise bewusst, dass sie „die Summe ihrer Mitarbeitenden“ ist – ihre Führung spiegelt das Potenzial ihres Teams wider. Indem sie täglich Tagebuch führt und ganz bewusst reflektiert, erkennt sie die Bedeutung von Selbstreflexion und ihrer eigenen kontinuierlichen Weiterentwicklung. Sie zeigt uns, dass Führung eine Reise ist, die nie aufhört.

Dabei verzichte ich bewusst auf leere Floskeln, barocke Blähformeln und nicht anwendbare Theorien. In dieser Geschichte geht es nicht um abstrakte Konzepte, sondern um die Realität – um konkrete, oft einfache Methoden, die helfen, komplexe Herausforderungen zu bewältigen.

Ich selbst habe auf meinem Weg als Führungskraft viele Fehler gemacht – und genau aus diesen Fehlern habe ich gelernt. Dieses Buch richtet sich an Menschen, die menschenorientiert führen wollen, die Wert auf echte Wertschätzung und Menschlichkeit legen. Es ist nicht für diejenigen gedacht, die nach der nächsten großen Führungstheorie suchen. Führung ist hier keine trockene Wissenschaft, sondern gelebte Praxis, die Herz und Verstand verbindet.

„Hard-Work-Hard-Play“-Befürwortende werden mit diesem Buch wohl keine emotionale Befriedigung erlangen. Vielmehr besteht die Gefahr, dass es sie dazu anregt, das eigene Führungsverhalten zu überdenken. Dieses Buch ist eine Einladung, Führung neu zu definieren – auf der Grundlage von Respekt, Menschlichkeit und dem tiefen Glauben an das Potenzial jedes Einzelnen im Team.

Die „15 Vibes für Positives Leadership“ sind mehr als nur Theorie. Sie sind lebendige, bewährte Prinzipien, die dich auf deiner eigenen Führungsreise unterstützen werden.

Sie sind das Fundament eines Teams, das stark, harmonisch und zielstrebig ist. Der Grundgedanke, der mich in der Führungsarbeit stets begleitet ist „Die Führungskraft ist die Summe ihrer Mitarbeitenden.“

Möge dieses Buch dich dazu ermutigen, mit offenem Geist und offenem Herzen die Herausforderungen der modernen Führung anzunehmen. Lass dich von Lucys Reise inspirieren. Finde deine eigenen „Vibes“ und entdecke, wie du dein Team zu neuen Höhen führst.

Dr. Rudolf Hausegger

Der Neuanfaang

Vor einigen Jahren hätte sich Lucy nie träumen lassen, wo sie heute stehen würde. Damals, als sie noch in der Großstadt lebte und sich durch ihre Jurakurse kämpfte, fühlte sich die Zukunft schwer und ungewiss an. Ihre Eltern hatten so große Hoffnungen in sie gesetzt. Sie hatten alles gegeben, um ihr das Studium zu ermöglichen, sich selbst vieles verwehrt, damit Lucy es einmal besser haben würde. Für sie waren Akademiker fast wie Halbgötter – Menschen, die über der herausfordernden Arbeiterrealität standen, in der Lucys Eltern ihr ganzes Leben verbracht hatten. Dass Lucy eines Tages „etwas Besseres“ werden würde, war für sie das höchste Ziel. Sie meinten es gut mit Lucy.

Doch Lucy fühlte sich in dieser Welt fehl am Platz. Die endlosen Stapel grauer Bücher, das monotone Brüten über Paragrafen in der Bibliothek – nichts davon berührte sie. Mit jedem weiteren Tag an der Universität wurde ihre Unsicherheit größer. Der Gedanke, den Rest ihres Lebens in einem Büro zu verbringen, ließ sie verzweifeln. Sie begann sich zu fragen, ob das wirklich das Leben war, das sie führen wollte. Die Erwartungen ihrer Eltern lasteten schwer auf ihr, doch eines Tages, nach einem weiteren frustrierenden Tag in der Bibliothek, fasste sie den Mut, eine Entscheidung zu treffen.

„Was willst du uns damit sagen?“, fragte ihre Mutter, die Tränen in den Augen, als Lucy die Entscheidung, ihr Studium abzubrechen, endlich aussprach. Ihre Hände zitterten, während sie nervös an ihrer Schürze nestelte. „Wir haben alles für dich gegeben, Lucy. Alles! Und jetzt willst du das einfach hinschmeißen?“

Ihr Vater, sonst so still, schnaubte leise, seine Stirn in tiefe Falten gelegt. „Deine Mutter und ich haben unser Leben lang dafür gearbeitet, dir diese Chance zu geben. Weißt du eigentlich, wie schwer das für uns war? Und jetzt…“ Er brach ab, drehte sich von ihr weg und verschränkte die Arme. Seine Schultern waren angespannt, sein Blick starrte in die Ferne.

„Ich weiß, dass ihr euch das anders vorgestellt habt“, begann Lucy, ihre Stimme bebend, „aber ich kann das nicht mehr. Ich…“ Sie hielt kurz inne, atmete tief durch und sammelte all ihren Mut. „Ich bin nicht glücklich. Das ist nicht mein Weg.“

Ihre Mutter schüttelte den Kopf, ihre Stimme wurde lauter. „Nicht dein Weg? Und was ist dein Weg, Lucy? Eine Gärtnerei? Blumen pflanzen? Das soll dein Leben sein?“ Die Worte trafen Lucy hart, doch sie hielt dem Blick ihrer Mutter stand.

„Ja“, antwortete Lucy, ihre Stimme fester. „Ich will etwas Echtes machen, etwas, das mich erfüllt. Ich liebe die Natur. Ich will draußen sein, arbeiten, etwas mit meinen Händen erschaffen. Ich will… leben, nicht nur funktionieren.“

Es herrschte eine gespannte Stille. Ihre Mutter wischte sich eine Träne von der Wange, während ihr Vater tief durchatmete und sich langsam zu ihr umdrehte.

„Wenn das wirklich dein Weg ist“, sagte er leise, „dann geh ihn. Aber du wirst kämpfen müssen, Lucy. Das Leben ist kein Spaziergang.“

Lucys Herz zog sich zusammen, doch in diesem Moment erkannte sie etwas in den Augen ihrer Eltern – etwas, das sie nicht erwartet hatte. Stolz. Es war versteckt, kaum sichtbar, aber es war da. Sie wussten, dass sie ihren eigenen Weg gehen musste, und obwohl es sie schmerzte, gaben sie ihr die stille Erlaubnis.

Lucy folgte ihrer wahren Leidenschaft – der Natur. Sie begann eine Ausbildung zur Gärtnerin in einer kleinen Bio-Gärtnerei auf dem Land. Der Schritt von der Großstadt und den Hörsälen in die Abgeschiedenheit der Felder und Gärten war radikal. Sie war mit fast dreißig die älteste Auszubildende, und es war nicht immer einfach. Die anderen Azubis, viel jünger als sie, sahen sie oft skeptisch an, belächelten sie sogar manchmal. Sie spürte, wie die Blicke der Kolleginnen und Kollegen länger auf ihr ruhten, wenn sie sich bei den praktischen Aufgaben die Hände schmutzig machte. Doch Lucy ließ sich nicht beirren. Die Arbeit mit den Pflanzen, das Säen und Ernten, die frische Luft – das alles gab ihr eine tiefe innere Zufriedenheit, die sie nie in einem Hörsaal gefunden hatte.

Die Jahre seit ihrem Studienabbruch waren nicht leicht gewesen. Aber sie hatte viel gelernt – über die Pflanzen, die Menschen und über sich selbst. Die Gärtnerei wurde für Lucy zu einem Ort des Friedens und der Beständigkeit. Sie fühlte sich zum ersten Mal, als hätte sie Wurzeln geschlagen. Doch jetzt, nach der Ausbildung, war sie mit einer neuen Herausforderung konfrontiert.

Der Eigentümer der Gärtnerei, Herr Nowatzki, ein Mann der alten Schule, hatte keine Käufer für seinen Betrieb gefunden und stand kurz davor, alles aufzugeben. Die Gärtnerei steckte in einer finanziellen Krise, und es schien, als wäre die Zukunft des kleinen Betriebs ungewiss. Lucy erinnerte sich an den Tag, als sie die Entscheidung traf, die alles verändern würde. Herr Nowatzki saß müde in seinem Büro, seine Hände ruhten schwer auf den Papieren, als hätte er längst aufgegeben. In einem Moment der Verzweiflung – und vielleicht auch aus Mut – hatte Lucy ihm angeboten, die Leitung zu übernehmen. Es war ein impulsiver Vorschlag gewesen, und als die Worte einmal ausgesprochen waren, hatte sie gespürt, dass es das Richtige war.

Herr Nowatzki hatte nach einer Weile zugestimmt, doch er hatte seine Zweifel nie verborgen. „Du bist zu jung“, hatte er gesagt, seine Stimme fest und seine Augen skeptisch. „Und zu unerfahren. Die Leute hier brauchen eine starke Hand. Keine zarte Pflanze.“ Während er sprach, hatte er sie mit einem durchdringenden Blick gemustert, als wollte er jeden Funken Unsicherheit in ihr erkennen. Lucy hatte ihm standgehalten, auch wenn sie innerlich unsicher war. Sie wusste, dass sie vor einer großen Aufgabe stand. Es ging nicht nur darum, die Gärtnerei aus der Krise zu führen, sondern auch darum, ihre Position als Leiterin zu festigen.

Herr Nowatzki trat nun offiziell kürzer, aber er war noch immer präsent. Immer wieder tauchte er auf, um Lucys Entscheidungen zu hinterfragen, seine Stimme dröhnend und sein Urteil stets bereit.

Jedes Mal, wenn er ihre Arbeit kommentierte und mit seinem typischen „Ich hätte Nein gesagt“ durchaus abwertend einleitete spürte sie, wie ihre Nerven sich anspannten, und sie versuchte, ruhig zu bleiben. „Weißt du, früher haben wir das anders gemacht“, hatte er neulich gesagt, seine Hände in die Hüften gestemmt, während er sich über die neusten Pflanzpläne beugte. Lucy hatte sich zusammengerissen, ihm fest in die Augen gesehen und geantwortet: „Wir leben aber nicht mehr früher, Herr Nowatzki.“

An diesem Morgen stand Lucy vor dem Tor der Gärtnerei und atmete tief durch. Die Luft war frisch, und ein leichter Wind wehte durch die Bäume. Vor ihr lag ein Tag voller Herausforderungen, und sie wusste, dass noch viele weitere kommen würden. Aber diesmal war es anders. Es war ihre Verantwortung. Der Weg vor ihr war ungewiss, doch zum ersten Mal seit langem spürte sie keine Angst. Stattdessen war da eine aufkeimende Freude. Sie konnte es kaum erwarten, zu beginnen.

„Es ist Zeit, neue Wurzeln zu schlagen“, murmelte sie leise zu sich selbst, während ein Lächeln ihre Lippen umspielte. Das Holz des alten Tors fühlte sich warm und vertraut unter ihren Händen an. Dies war ihre Chance – nicht nur, um die Gärtnerei zu retten, sondern um zu beweisen, dass sie den Mut und die Fähigkeiten hatte, etwas Eigenes aufzubauen. Schritt für Schritt würde sie lernen, wachsen und mit der Gärtnerei blühen.

Mit einem tiefen Atemzug schob Lucy das Tor auf und trat ein. Die Sonne kämpfte sich durch die Wolken, als sie die ersten Schritte in dieses neue Kapitel ihres Lebens ging – ein Kapitel voller Herausforderungen, aber auch voller Möglichkeiten. Sie war bereit für etwas Großes.

Wo Vertrauen ist, da stellt sich der Sieg ein.

(Zeami Motokiyo)

Vibe 1: Wurzeln schlagen, ankommen & den Boden aufbereiten

Der Morgen dämmerte ruhig über den Feldern, als Lucy ihren ersten Tag als Leiterin der Gärtnerei begann. Die Verantwortung, die sie nun trug, lastete schwer auf ihren Schultern. Einst war sie Azubi in dieser Gärtnerei gewesen, jetzt war sie die Chefin. Während sie ihre Gartenkleidung anzog, bereitete sich Lucy gedanklich auf den bevorstehenden Tag vor. Die Felder um die Gärtnerei strahlten in der Morgensonne, doch in Lucys Innerem herrschte Unruhe.

Die Gärtnerei selbst lag etwas abgeschieden, umgeben von Bäumen und Wildblumen. Hier kannte Lucy jeden Winkel, jede Pflanze. Aber heute fühlte sich alles anders an. Als sie ankam, stand sie kurz still, atmete tief durch und musterte das Gelände. Das Team war bereits bei der Arbeit. Simon, Momo, Becky und Jay – ihre Kollegen und gleichzeitig nun auch ihre Mitarbeitenden. Es fühlte sich seltsam an. Würden sie sie in ihrer neuen Rolle als Führungskraft akzeptieren?

Simon war wie immer in seine Arbeit vertieft, konzentriert pflanzte er Setzlinge in ordentlichen Reihen. Lucy konnte seine ernste Miene sehen, die Stirn leicht in Falten gelegt, während er sich auf seine Aufgabe fokussierte. Simon war Mitte Dreißig, hatte immer eine Leidenschaft für Präzision und Ordnung gehabt, ob es nun bei den Pflanzen war oder in seinem Nebenhobby, alten Kameras. Doch unter der Oberfläche schien heute eine leichte Spannung zu liegen. Als Lucy ihn ansprach, hob er nur kurz den Kopf und murmelte eine Antwort. Sie konnte spüren, dass er mit der neuen Dynamik kämpfte. Simon hatte in der Vergangenheit unter Herrn Nowatzkis direkter Art gelitten und wirkte immer etwas zurückhaltend.

Momo hingegen, mit Anfang Zwanzig die jüngste im Team, stand etwas abseits und tippte wie gewohnt auf ihrem Handy herum, während sie zwischen den Pflanzen umherging. Ihre lockere Haltung schien keine Sorgen zu verbergen, aber Lucy wusste, dass Momo oft die Balance zwischen ihrer Online-Welt und der Arbeit in der Gärtnerei suchte. Momo brauchte einen Platz, an dem sie ihre Energie und Kreativität einbringen konnte.

„Was gibt’s Neues in der Welt der Pflanzen-Influencer?“ fragte Lucy scherzhaft, aber auch ein wenig unsicher, wie sie ihre Führung in diesem Moment ausspielen sollte. Momo lachte kurz und steckte ihr Handy weg, „Nichts, was unsere Pflanzen nicht toppen könnten“, antwortete sie halb ernst, halb spielerisch. Doch hinter ihrem Lächeln konnte Lucy eine leichte Unsicherheit erkennen – wie würde diese neue Dynamik zwischen ihnen funktionieren?

Becky, eine Frau in ihren Vierzigern, stand am Rand und war bereits dabei, die Gartengeräte zu reinigen Sie trug, wie immer, eine Flasche Handdesinfektionsmittel in der Tasche, bereit, sie nach jedem Kontakt mit Erde zu benutzen. Becky hatte ständige Angst, krank zu werden. Wie immer wirkte sie bedacht und akribisch. Becky war eine erfahrene Gärtnerin, aber auch jemand, der stark in Routinen verhaftet war. „Sorgfalt ist alles“, sagte sie leise, während sie die scharfe Klinge eines Gartenmessers inspizierte. Ihre Bewegungen waren ruhig und geübt, aber Lucy bemerkte, dass sie sie nur kurz ansah, bevor sie sich wieder der Arbeit zuwandte. Es war, als ob Becky versuchte, die neue Situation auf Abstand zu halten – als ob sie nicht sicher sei, wie viel Vertrauen sie Lucy als neue Chefin entgegenbringen konnte.

Jay, der älteste im Team und ein Mann in seinen späten Fünfzigern, war der letzte im Team, den Lucy ansprach. Der alteingesessene Gärtner und Naturbursche nickte Lucy zu, als sie ihm näherkam. Jay war der Ruhepol des Teams, doch seine Flexibilität wurde oft durch seine familiären Verpflichtungen eingeschränkt, denn er kümmerte sich wirklich bei jeder Gelegenheit um sein Enkelkind. Er war ein verlässlicher Mitarbeiter, der klare Anweisungen und Strukturen schätzte.

Er schien die Veränderung stoisch hinzunehmen, doch hinter seiner ruhigen Art lag eine Skepsis, die Lucy nicht übersehen konnte. „Guten Morgen, Jay“, sagte Lucy freundlich, „Wie läuft’s heute?“ Jay seufzte leicht, ohne seinen Blick von den Pflanzen zu nehmen. „Läuft“, sagte er trocken und fuhr dann fort, „Mal sehen, wie lange.“

Lucy spürte die Distanzen zwischen ihnen allen. Die Unsicherheit. Es war klar, dass Vertrauen aufgebaut werden musste, und das nicht durch große Reden, sondern durch Taten und kleine Gesten, die zeigen, dass sie trotz der Veränderung im Team alle gleichwertig waren.

Sie beschloss, den ersten Schritt zu machen. „Hört mal alle kurz zu“, sagte Lucy und klatschte leicht in die Hände, um die Aufmerksamkeit des Teams zu gewinnen. „Ich weiß, dass ich vieles für uns alle verändert hat“, begann sie und versuchte, ihre Nervosität hinter einem Lächeln zu verbergen. Ihre Hände zitterten leicht, also verschränkte sie sie vor sich, um die Ruhe zu bewahren.

„Aber ich möchte, dass ihr wisst, dass ich hier bin, um mit euch zu arbeiten – nicht über euch.“

Sie sah sich um und hielt den Blick jedes Einzelnen für einen Moment fest. „Ich wünsche mir, dass wir uns darauf konzentrieren, wie wir zusammenarbeiten können. Ich möchte euch zuhören, eure Ideen hören und eure Bedenken ernst nehmen.“

Simon starrte auf den Boden, nickte aber langsam. Momo lächelte schwach, während Becky und Jay sich zögernd gegenseitig ansahen, als würden sie versuchen, die Worte abzuwägen. „Ich denke, wir sollten einfach weitermachen“, sagte Jay schließlich und schulterte seine Werkzeuge, „Es wird sich schon zeigen.“

Plötzlich hörte Lucy hinter sich die kratzige Stimme von Herrn Nowatzki. „Weiter so wie immer?“, rief er. „Das ist doch naives Denken! Ohne klare Führung geht hier gar nichts voran.“ Er stand breitbeinig in der Tür und sah Lucy herausfordernd an, seine Augen waren schmal und durchdringend. „Ein paar Jahre als Azubi, und du meinst, du könntest diesen Laden schmeißen?“ Herr Nowatzkis Stimme war harsch, und jede Silbe triefte vor Skepsis.

Lucy atmete tief durch. Sie konnte spüren, wie ihr Herz schneller schlug, aber sie hielt dem bohrenden Blick stand. „Ich weiß, dass ich noch viel zu lernen habe“, sagte sie ruhig, obwohl ihre Hände unbewusst zu Fäusten geballt waren. „Aber ich bin bereit, diese Verantwortung zu übernehmen.“

Herr Nowatzki trat einen Schritt näher, seine Präsenz war bedrückend. „Bereit? Bereit ist nicht genug. Du wirst hier Entscheidungen treffen müssen – keine Zeit für endlose Diskussionen.“ Seine Stimme wurde leiser, aber nicht weniger bedrohlich.

Lucy konnte das Zögern in den Gesichtern ihrer Kolleginnen und Kollegen sehen. Becky schien noch kleiner zu werden, als sie mit zitternden Händen an einem Gartengerät herumwischte. Momo wich ein wenig zurück und schien sich hinter ihrem Humor zu verstecken. Simon sah sie skeptisch an, als ob er nicht sicher wäre, ob sie dem Druck standhalten konnte. Und Jay? Jay blieb ruhig, aber seine Augen zeigten, dass auch er nicht überzeugt war.

Lucy spürte, dass sie die Situation wieder unter Kontrolle bringen musste. „Wir werden gemeinsam arbeiten und sicherstellen, dass die Gärtnerei weiterhin erfolgreich ist“, sagte sie, ihre Stimme wurde fester. „Und ich werde die Führung übernehmen, indem ich auf euch höre. Wir sind ein Team – und das bedeutet, dass jeder von uns zählt.“

Herr Nowatzki schnaubte. „Ein Team mag ja gut klingen“, sagte er trocken, „aber am Ende des Tages bist du verantwortlich, Lucy. Vergiss das nicht.“

Die Worte hingen für einen Moment in der Luft, bevor Lucy langsam nickte. „Ich habe das nicht vergessen“, sagte sie ruhig und wandte sich wieder dem Team zu. „Ich werde Verantwortung übernehmen. Und ich glaube auch daran, dass wir zusammen stärker sind.“ Sie sah in die Runde, ihre Augen fest auf die ihren gerichtet. „Lasst uns weiterarbeiten. Wir haben viel zu tun, und ich vertraue darauf, dass wir das schaffen können.“

Als der Tag weiterging, machte Lucy bewusst kleine Schritte, um das Vertrauen zu stärken. Sie half Momo dabei, die Pflanzen neu zu arrangieren, und lobte sie für ihre kreativen Ideen. Sie sprach mit Simon über einige seiner Verbesserungsvorschläge, und obwohl er noch distanziert wirkte, hörte er ihr zu. Mit Jay sprach sie über seine Bedenken hinsichtlich der Kundenbetreuung, und auch Becky versuchte sie immer wieder in Gespräche einzubeziehen, um ihr das Gefühl zu geben, dass ihre Meinung zählt.

Am Ende des Tages, als die Sonne tief am Himmel stand und das Team sich langsam auf den Heimweg vorbereitete, versammelte Lucy sie noch einmal. „Ich möchte euch allen für heute danken“, sagte sie und lächelte erschöpft, aber ehrlich. „Es war ein langer Tag, aber ich denke, wir haben einen Anfang gemacht.“

Jay nickte langsam, Simon wirkte nachdenklich, während Becky und Momo ein leichtes Lächeln auf den Lippen hatten. Es war noch ein langer Weg, aber Lucy spürte, dass sie einen ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht hatte.

Als der Tag sich dem Ende neigte und die untergehende Sonne einen warmen, goldenen Schimmer über die Gärtnerei legte, machte sich Momo mit federnden Schritten auf den Heimweg. Ihr Kopf war immer noch voll von den Ereignissen des Tages – und Lucy. Oh ja, Lucy hatte definitiv einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Zu Hause angekommen, warf sie sich auf ihr Bett und griff nach ihrem Handy, um ihre Freundinnen anzurufen. Kaum hatten sie sich eingeloggt, sprudelte es auch schon aus ihr heraus: „Mädels, haltet euch fest – Lucy ist jetzt offiziell die Chefin! Aber das Beste kommt noch: Herr Nowatzki hat heute eine Show abgezogen, das glaubt ihr nicht!“

„Was ist passiert?“ fragte eine ihrer Freundinnen mit einem Lachen, das bereits ahnte, dass Momo wieder etwas Witziges zu erzählen hatte.

Momo grinste breit, während sie sich aufrichtete und dramatisch erzählte: „Also, da steht Lucy, voll konzentriert, versucht, uns diesen total motivierenden Chefin-Quatsch zu erzählen, als auf einmal... BUMM! Der Alte, also der Nowatzki, marschiert rein. Und oh mein Gott, der hat gleich losgelegt: ‚Chance gegeben?‘“ Momo versuchte, seine tiefe Stimme nachzuahmen, „‘Na ja, das war mehr aus der Not heraus!‘“ Sie verdrehte die Augen theatralisch und ließ ihre Freundinnen laut lachen.

„Und Lucy... Sie bleibt einfach so cool, wie sie kann, aber ich hab’s genau gesehen, wie ihre Finger gezuckt haben, als wollte sie ihm am liebsten den nächsten Blumentopf an den Kopf werfen.

Stattdessen sagte sie so etwas wie: ‚Ich bin bereit, die Verantwortung zu übernehmen.‘ Voll mutig, oder? Aber ich schwöre, innerlich hat sie ihn bestimmt in Gedanken dreimal aus der Gärtnerei geschmissen.“

Die Freundinnen lachten lauter, und eine von ihnen fragte: „Und was hat Herr Nowatzki dann gemacht?“

„Oh, er hat natürlich nicht aufgehört!“ Momo schüttelte lachend den Kopf. „Er kommt näher, starrt sie mit diesem fiesen Blick an und zischt: ‚Bereit ist nicht genug, Lucy. Entscheidungen müssen zügig getroffen werden.‘ Also echt, als ob wir alle seit Jahren auf ihn hören würden!“ Sie warf sich auf ihr Bett zurück und grinste. „Aber wisst ihr was? Lucy hat sich echt gut geschlagen. Sie hat uns nicht im Stich gelassen, obwohl ich schwöre, man konnte sehen, wie sie sich zusammenreißen musste, um nicht komplett aus der Haut zu fahren. Es war, als hätte sie innerlich diesen ständigen Monolog: ‚Sei ruhig, Lucy, atme tief durch, nicht den alten Mann mit einem Blumentopf bewerfen...‘“

Wieder brachen ihre Freundinnen in schallendes Gelächter aus. „Also, ich muss sagen, das hätte ich gern gesehen!“ sagte eine, immer noch kichernd.

Momo grinste und fügte hinzu: „Aber ganz ehrlich – sie hat es geschafft. Sie will echt was verändern. Vielleicht geht das ja doch ganz gut mit ihr als Chefin. Sie ist halt Lucy, und irgendwie wird das schon. Aber ich bleib gespannt, was als nächstes kommt.“