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90% aller Krankheiten werden mit dem Darm und der Mikrobiomgesundheit assoziiert. An dem weitreichenden Einfluss der Trillionen von Mikroorganismen, die unseren Darm besiedeln, besteht kein Zweifel mehr. Es gibt praktisch kein Organ mehr, dass nicht durch die Mikroben im Darm beeinflusst wird, denn sie produzieren für uns essentielle Botenstoffe, die den Darm verlassen und im ganzen Körper wirken. Abnehmen und den Jo-Jo-Effekt vermeiden geht nur über das Mikrobiom. Alles andere ist Hungerkampf, der nichts bringt. Wer also sein Mikrobiom richtig füttert, bleibt fit und gesund bis ins hohe Alter. Die gute Nachricht ist, dass die Ernährung die Hauptmöglichkeit zur Beeinflussung des Mikrobioms darstellt. Konsens ist, dass eine abwechslungsreiche, pflanzenbasierte Ernährung die Vielfalt des Mikrobioms fördert, damit es die diversen Gesundheitsaufgaben für uns übernehmen kann. Der Ausspruch von Hippokrates (um 460 - 370 v. Chr.): "Der Arzt behandelt, die Natur heilt." war mit dem Hintergrund der aktuellen Mikrobiom-Forschungsergebnisse nie richtiger als heute. Die schlechte Nachricht ist, dass uns eine gigantische Industrie aus reiner Profitgier mit mikrobiomschädlichen Lebensmitteln überschüttet. Da ist nichts dem Zufall überlassen. Sie wissen genau, wann, wie, wo und warum wir am meisten essen und überschütten uns dementsprechend mit Produkten samt irreführender Werbung. Damit wir nicht eine der großen Volkskrankheiten wie Übergewicht, Diabetes, Krebs oder Herz-Kreislauferkrankungen erleiden, kann es nur heißen: Back to the foods! Also zurück zu gesunden und natürlichen Lebensmitteln. Es gibt viele Pflanzenstoffe, die nicht Ballaststoffe sind, und die teils hervorragende präbiotische und metabolische Eigenschaften haben. Diese können ein einmal negativ verändertes Mikrobiom wieder regenerieren. Leider kommen sie aufgrund ihrer hohen Unlöslichkeit nicht oder nur zum geringen Teil beim Mikrobiom an, weil sie vom Körper vorher über Leber und Nieren einfach ausgeschieden werden. Das Prinzip dieser mikrobiomaktiven Pflanzenstoffe wird in dem Buch nahegelegt. Zudem gibt es viel Wissenswertes und faszinierende Fakten über das Mikrobiom. Der Darm ist die Tür zu unserer Gesundheit und unserem Wohlbefinden und das Mikrobiom ist der Schlüssel dazu. Viel Spaß beim Lesen.
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Seitenzahl: 119
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1 Das Mikrobiom
2 Analyse und Zusammensetzung
3 Essbare Pflanzenstoffe oder Therapeutikum?
4 Mikrobiomaktive Flavanone sind die Lösung
5 Auf die Vielfalt kommt es an
6 Abnehmen ohne Jo-Jo-Effekt
7 Der geheime Code ist geknackt
8 Oxidativer Stress und Entzündungen
9 Das Mikrobiom altert mit
10 Mikrobiom und Immunsystem
11 Mikrobiom und Leber
12 Mikrobiom und Lunge
13 Mikrobiom und Herz
14 Mikrobiom und Gehirn
Zu guter Letzt
Impressum
Sie haben sich für JO2-Phyto entschieden? Oder wollen etwas über das menschliche Mikrobiom erfahren? Die folgenden Seiten sollen Ihnen helfen, Wirkung und Nutzen eines neuartigen Nahrungsergänzungsmittels zu verstehen. Das Mikrobiom spielt dabei eine ganz zentrale Rolle.
Wenn der Darm die Tür zu Gesundheit und Wohlbefinden ist, kann das Mikrobiom als Schlüssel zu dieser Tür verstanden werden. Trillionen von Mikroorganismen – eben das Mikrobiom – besiedeln den menschlichen Darm, und an deren weitreichendem Einfluss auf den Organismus bestehen heute keine Zweifel. Bahnbrechende Entdeckungen und neueste Zusammenhänge werden quasi täglich veröffentlicht. Rund 9300 Ergebnisse brachte die Forschung alleine im Jahr 2020 rund um die mikrobiotische Wunderwelt hervor – eine wahre Publikationsflut! Es gibt praktisch kein Organ, das nicht durch die Mikroben im Darm beeinflusst wird. Im Umkehrschluss bedeutet das: 90 Prozent aller Krankheiten werden mit dem Darm und der Mikrobiomgesundheit in Zusammenhang gebracht, die diversen Krankheitsbilder gehen stets mit Veränderungen der mikrobiellen Gemeinschaft im Darm einher.
Es liegt nahe, dass vor diesem Hintergrund dem Mikrobiom ein hohes therapeutisches Potenzial zugeschrieben wird. Was davon Ursache und was Wirkung ist, wird derzeit intensiv erforscht. Fest steht: Ein gesundes ist immer auch ein vielfältiges Mikrobiom mit vielen unterschiedlichen Arten in ausgewogenen Mengen und Verhältnissen. Übereinstimmung besteht überdies darin, dass eine abwechslungsreiche, pflanzenbasierte Ernährung die Vielfalt des Mikrobioms fördert. So kann es diverse Gesundheitsaufgaben optimal übernehmen.
Viele der sogenannten Pflanzenstoffe haben zum Teil hervorragende präbiotische und metabolische Eigenschaften, dienen also den Darmbakterien als Nahrung und spielen beim Stoffwechsel eine Rolle. Da sie aber nur schwer löslich sind, kommen sie gar nicht erst dort an, wo sie Gutes tun könnten, beziehungsweise nur zum geringen Teil. Der Körper scheidet sie vorher über Leber und Nieren einfach aus. Dabei sind diese Pflanzenstoffe für das Mikrobiom die ideale Nahrungsquelle, ganz besonders in Phasen, in denen ein erhöhter Bedarf besteht, beispielsweise in Zeiten von Genesung und Heilung.
Schaffen sie es aber tatsächlich bis in den Darm, entfalten die Pflanzenstoffe ihre gesundheitsfördernde Wirkung über unterschiedliche Mechanismen: über den positiven Einfluss auf die Zusammensetzung der mikrobiellen Gemeinschaft, die Produktion von bakteriellen Stoffwechselprodukten mit gesundheitsrelevanten Eigenschaften und die Aufnahme der gesunden Pflanzenstoffe.
Neu ist, dass diese mikrobiomaktiven Pflanzenstoffe dem hauptsächlich im Dickdarm verankerten Darmmikrobiom jetzt zielgenau zugänglich gemacht werden können. Kleine Innovation mit großer Wirkung: Der weitreichende Einfluss des Mikrobioms auf die Gesundheit des Menschen wird so nutzbar.
Dieses Buch erklärt das Prinzip hinter der Innovation und erörtert den wissenschaftlichen Stand hinsichtlich der gesundheitlichen Wirkung einiger Pflanzenstoffe. Es soll ein grundlegendes Verständnis der wichtigsten Zusammenhänge zwischen Mikrobiom und Krankheitszuständen entwickeln. Schon allein über die Ernährung, konkret die beschriebene Wechselwirkung zwischen Mikrobiom und Pflanzenstoff, eröffnen sich neue Möglichkeiten, die eigene Gesundheit zu fördern und positiv zu beeinfliussen. Der Darm nämlich ist nicht nur der wichtigste Teil des Verdauungstraktes, er ist überdies ein unglaublich faszinierendes Wunderwerk der Natur. Auch das zeigen die vielen spannenden Ergebnisse aus der Mikrobiomforschung, und das soll dieses Buch ebenso seinen Lesern vermitteln.
Eine in diesem Sinne anregende und leicht verdauliche Lektüre wünschen Dr.-Ing. Henning Rosenfeld (Autor) und Gert Deppe (Co-Autor).
Der Arzt behandelt, die Natur heilt.
Lat.: Medicus curat, natura sanat.Hippokrates (um 460–370 v. Chr.)– berühmter griechischer Arzt
Eine faszinierende Unterwelt
Aber was genau machen die Bakterien eigentlich im Darm?
Die Ernährung ist das A und O
PROBIOTIKA sind definiert als lebende Bakterien (typischerweise Lactobacillen und Bifidobakterien), die die Darmmikrobiom-Zusammensetzung positiv beeinflussen und so einen Gesundheitseffekt auf ihren Wirt ausüben1.
PRÄBIOTIKA sind unverdauliche Pflanzenstoffe, die in den Dickdarm gelangen und dort als Nahrung für die nützlichen Darmbakterien dienen und dadurch positive gesundheitsfördernde Wirkungen ausüben1.
SYNBIOTIKA sind zusammengestellt aus probiotischen Kulturen und präbiotischen Pflanzenstoffen.
POSTBIOTIKA sind Komponenten oder Metabolite der Darmmikroben, die einen positiven Einfluss auf die Humangesundheit haben. Postbiotika können kurzkettige Fettsäuren sein, Enzyme, Peptide, Teichonsäuren, Vitamine oder Plasmalogene.
DYSBIOSE beschreibt ein Ungleichgewicht der Darmflora, in der die schädlichen Darmbakterien die Oberhand gewinnen oder die Bakterienvielfalt abnimmt.
SCFA ist die englische Abkürzung für kurzkettige Fettsäuren (Short Chain Fatty Acids), die vom Stoffwechsel der Mikroben produziert werden und vielfältigen positiven Einfluss auf den Organismus haben.
METABOLITE sind Zwischen- oder Endprodukte in einem, meist biochemischen, Stoffwechselvorgang.
KEIMFREIE MÄUSE sind Mäuse, die ohne Darmmikrobiom gezüchtet wurden.
Abbildung 1: Schematische Darstellung eines mit Bakterien besiedelten Darmabschnitts. In der Realität ist die Bakteriendichte um ein Vielfaches höher.
Im Darm ist ordentlich was los. Verglichen mit dem Darm ist New York ein kleines verschlafenes Dorf. Im Darm nämlich leben allein auf einem Quadratzentimeter mehr Lebewesen als Menschen auf der ganzen Welt. Er ist damit der am dichtesten besiedelte Lebensraum überhaupt. Trillionen Bakterien, Pilze und Viren tummeln sich darin. Zusammen werden sie als Mikrobiom bezeichnet und bringen bei einem erwachsenen Menschen immerhin ein bis zwei Kilogramm auf die Waage. Allein Bakterienzellen trägt der Mensch mehr mit sich herum als eigene Körperzellen. Da kann man sich gut vorstellen, dass das Mikrobiom für die Gesundheit eine ziemlich große Rolle spielt. Wie groß, ist noch gar nicht bekannt beziehungsweise wird gerade erst in größerem Umfang erforscht. In den zurückliegenden Jahren ist um das Mikrobiom ein regelrechter Hype entstanden, und die Forschung schreitet schnell voran. Wer im März 2021 in der meist frequentieren Datenbank für wissenschaftliche Literatur, PubMed, den Suchbegriff »gut microbiome« eingegeben hat, bekam über 37.000 Treffer angezeigt. Dabei gingen die Veröffentlichungen zu diesem Thema erst 2015 richtig los. Die wissenschaftliche Tätigkeit ist in Abbildung 2 verdeutlicht. Sie erreichte ihr momentanes Maximum in 2020 mit über 9300 Veröffentlichungen für das Jahr. Daran lässt sich leicht abschätzen, wie groß das Interesse an der Erforschung des Mikrobioms ist beziehunsgweise wie nahe dessen unmittelbarer Einfluss auf unsere Gesundheit liegt.
Abbildung 2: Steigende Publikationstätigkeit erfasst von der wissenschaftlichen Meta-Daten-bank PubMed für den Zeitraum von 2000 bis 2021 auf dem Gebiet des Darm Mikrobioms. Ein Balken beschreibt die Publikationshäufigkeit für 1 Jahr.
Eine ihrer Aufgaben ist es, den Nahrungsbrei, also all das, was über Mund, Speiseröhre, Magen und Dünndarm letztlich in den Dickdarm gelangt und für das der Mensch selbst keine Verdauungsenzyme besitzt (genannt Ballaststoffe), weiter zu zerlegen. Auch können Bakterien Krankheitserreger zurückdrängen. Und weil diese Untermieter so zahlreich sind und ausgesprochen aktiv, schaffen sie noch mehr: Sie stellen bestimmte Vitamine und Hormone her, fördern die Entwicklung und Reifung des Darmimmunsystems, unterstützen die Darmschleimhaut in ihrer Funktion. Schließlich halten sie uns gesund, indem sie andere Organe wie bespielsweise Leber und Gehirn sowie das sogenannte endokrine System – die Steuerzentrale etwa für Wachstum und Fortpflanzung – positiv beeinflussen.
Bakterien und Menschen sind also ein gutes Team – normalerweise. Wenn dieses System, auch als Symbiose bezeichnet, nicht mehr richtig funktioniert, kann das schwerwiegende Folgen für unsere Gesundheit haben. Die Dysbiose ist das genaue Gegenteil der Symbiose und kann jede Menge Leiden verursachen. Mittlerweils werden 90 Prozent aller Krankheiten mit dem Mikrobiom beziehungsweise der Darmgesundheit in Verbindung gebracht. Das wurde lange unterschätzt. Heute aber weiß man, dass es praktisch kein Organ in unserem Körper gibt, das nicht durch das Mikrobiom beeinflusst wird. Dass es sogar die menschliche Psyche beeinflussen kann, war bis vor Kurzem unvorstellbar.2 Inzwischen aber ist sich die Wissenschaft über die Bedeutung des Mikrobioms für den Stoffwechsel einig und spricht sogar schon von einem »neuen Organ« mit dem Potenzial der Leber.
Schon während der Schwangerschaft werden durch das Mikrobiom der Mutter die Weichen gestellt für die spätere mikrobielle Zusammensetzung des kindlichen Darms. Und die wiederum hat Einfluss auf die Entwicklung des Kindes hinsichtlich seiner kognitiven Fähigkeiten, seines Stoffwechsels und auch Immunsystems. Zudem gibt es einen Zusammenhang mit frühkindlichen Allergien. Zum Zeitpunkt der Geburt ist der Darm des Säuglings noch frei von Bakterien, erst beim Geburtsvorgang selbst gelangen zahlreiche Bakterienarten über die Schleimhäute dorthin. Die Keime finden im Darm ideale Bedingungen vor und können sich kräftig vermehren. Zum ersten Mal kommt das Immunsystem des Neugeborenen in Kontakt mit Bakterien, und das nun beginnende Wechselspiel zwischen ihnen wird ein Leben lang über Gesundheit und Krankheit entscheiden.3
Weiter geht der bakterielle Austausch mit dem Stillen. Beim Säugen nimmt das Neugeborene unter anderem in der Muttermilch enthaltene Mehrfachzucker auf, die den nützlichen Darmbakterien als Nahrung dienen.4 Antikörper sind ebenfalls in der Muttermilch enthalten. Auch wenn jede Muttermilch anders ist, ist ihr Einfluss auf die Zusammensetzung des sich entwickelnden Mikrobioms stets erheblich: Welche Bakterien werden im Darm toleriert und welche nicht? Alles, was das Kleinkind in den ersten Monaten und Jahren in den Mund bekommt, wird die Bakterienflora bereichern, also auch Mikroorganismen anderer Menschen, im Essen, von Haustieren und ebenso jene, die sich im Schmutz auf dem Fußboden befinden. Sie alle lagern sich im Darm an, und es entsteht eine Vielfalt, die für eine perfekte Zusammenarbeit zwischen Bakterien und Immunsystem unerlässlich ist. Siedeln sich nämlich zu wenige Bakterien an oder funktioniert diese Zusammenarbeit nicht optimal, steigt die Anfälligkeit für Allergien, Herz-Kreislauf-Probleme und Ähnliches.
Rund drei Jahre dauert es, bis die erste Entwicklung des Mikrobioms beim Kleinkind abgschlossen ist: Nun ist es so vielfältig und stabil wie bei einem Erwachsenen. Bei Kindern allerdings, die per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen sind, die nicht mit Muttermilch gestillt wurden oder die auch in einer zu sauberen – im Sinne von keimfreien – Umgebung aufgewachsen sind, verlaufen Entwicklung und Einstellung des Mikrobioms häufiger problematisch. Die Folge: Spätere Krankheiten können so in diesem frühen Entwicklungsstadium quasi vorprogrammiert werden.5 Die Muster sind dabei allerdings keineswegs immer gleich, sondern variieren von Mensch zu Mensch. Selbst eineiige Zwillinge mit identischem Erbgut beherbergen zum Teil vollkommen unterschiedliche Bakterien in ihrem Darm. Denn das Mikrobiom ist bei jedem Menschen einzigartig – und verändert sich innerhalb dieser Einzigartigkeit allerdings auch permanent.
Einfluss auf solche Veränderungen haben unterschiedliche Faktoren: die Art der Ernährung, Hygiene, Infektionen, körperliche Aktivität und auch der Einsatz von Medikamenten. Viele Arzneimittel können die Mikrobiota im Darm beeinflussen. Hier ist hauptsächlich die vermehrte Anwendung von Antibiotika zu nennen, die gründlich auch die nützlichen bakteriellen Darmbewohner abtöten. Grundsätzlich wirken sich eine häufige Einnahme von Medikamenten sowie die Ernährung mit industriell hergestellten Produkten für Säuglinge als auch für Erwachsene negativ auf die Entwicklung des Mikrobioms aus. Etwa ein Viertel der Arzneimittel hat Auswirkungen auf die Darmbewohner. Dazu gehören unter anderem Medikamente gegen Sodbrennen, sogenannte Antipsychotika (beispielsweise bei Angst- oder Schlafstörungen und auch Unruhe), Antidepressiva (zur Behandlung von Angstzuständen und in der Schmerztherapie), zahlreiche entzündungshemmende Substanzen und auch Hormone wie Progesteron und Estrogene. Umgekehrt wirkt sich aber auch das Mikrobiom auf die Wirksamkeit einiger Medikamente aus: Gelangen sie in den Dickdarm, können sie dort durch den mikrobiellen Stoffwechsel zu vollkommen anderen pharmakologischen Substanzen mit entsprechend veränderter Wirkung umgewandelt werden. Das erklärt in vielen Fällen die Unterschiede in der Wirkung, aber ebenso der Nebenwirkungen. Die genaue Analyse von Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Mikrobiom gehört im pharmakologischen Alltag bis hin zur Zulassung neuer Produkte noch immer nicht zum (verpflichtenden) Standard.
Was aber ist ein gesundes Mikrobiom und wie kann es positiv beeinflusst werden? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Wissenschaft. Diverse Faktoren haben Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmbakterien, darunter das Alter eines Menschen, seine Krankheiten, Medikamente, Schlaf, Psyche, Stresslevel und Fitness. Beispielsweise kann man bei Langstreckenläufern nach einem Marathon besonders viele Bakterien im Darm finden, die den Muskel schwächende Milchsäure abbauen.
Bakterienkulturen, die problemlos zur Bekämpfung bestimmter Krankheiten verabreicht werden können, stehen bei der wissenschaftlichen Mikrobiomforschung im Fokus. Da es sich aber um sehr komplexe Kulturen handelt, deren Wirksamkeit zudem auch in klinischen Studien erprobt werden muss, sind schnelle Ergebnisse nicht zu erwarten. Einfache probiotische Kulturen sind als Nahrungsergänzungsmittel bereits erhältlich. Sie zeigen auch gute Ergebnisse. Eine weitere Möglichkeit, das Mikrobiom zu beeinflussen, ist die Übertragung der Darmflora eines gesunden auf einen kranken Menschen. In Deutschland hat diese sogenannte Stuhltransplantation den Status eines individuellen Heilversuchs. Das bedeutet, dass Ärzte sie vornehmen dürfen, obwohl sie von medizinischen Standards abweicht und Wirkung beziehungsweise Nebenwirkung noch nicht ausreichend übersehen werden können. Allerdings führt sie bei Menschen, deren Mikrobiom durch Verabreichung von Antibiotika geschädigt ist und die deshalb unter teilweise lebensgefährlichen Darminfektionen leiden, zur Erholung des Mikrobioms. Gleichzeitig hat die Übertragung fremder Darmbakterien bei einigen Patienten zu plötzlichem Gewichtsverlust sowie depressiven Verstimmungen geführt. Erklärt wird dies mit der Produktion zahlreicher nicht zum Empfänger passender Botenstoffe durch das Spendermikrobiom. Die US-amerikanische Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA warnt zudem vor dem Risiko schwerwiegender bakterieller Infektionen, die bei dieser Therapie durch Übertragung von multiresistenten Erregern entstehen können.
Unstrittig ist bei allem wissenschaftlichem Fortschritt, dass die Ernährung den wohl größten Einfluss auf das Mikrobiom hat.
Alles, was der Dünndarm nicht verarbeiten kann, gelangt in den Dickdarm. Dort können die Bakterien die übrig gebliebenen Nahrungsbestandteile aufgrund einer deutlich höheren Anzahl an Verdauungsenzymen im Mikrobiom sehr gut zersetzen. Daher ist auch alles, was für den Menschen unverdaulicher Ballaststoff ist, bestes Futter für die Mikroben. Aus evolutionärer Sicht ist das wohl eine Möglichkeit, mehr und auch neue Nahrung zu erschließen, wenn das Mikrobiom dem Menschen noch Energie aus eigentlich unverdaulichen Substanzen bereitstellt. Japaner haben beispielsweise ein Darmbakterium, das in der Lage ist, Meeresalgen zu verdauen, wie sie für Sushi verwendet werden. Europäer und Amerikaner besitzen dieses Bakterium nicht. In der heutigen Überflussgesellschaft sind wir allerdings mehr als genug mit Kalorien versorgt und müssen eher darauf achten, dass die Bakterien möglichst wenig weitere Kalorien bereitstellen.
Abbildung 3: Leuchtend grün hervorgehoben ist der Dickdarm, in dem der Hauptteil des Mikrobioms sitzt. Der Dickdarm bildet die letzte Stufe in der Verdauung. Bis zum Dickdarm hat der Nahrungsbrei etwa 5-6 m und mehrere Stunden zurückgelegt. Für die restlichen 1,5 m Dickdarm benötigt der Brei dann allerdings noch 1-2 Tage – ideale Bedingungen für Bakterien!
Das Mikrobiom ist ein sehr flexibles Gebilde, das sich binnen Stunden – praktisch nach jeder Mahlzeit – verändern kann. Bakterien vermehren sich alle 20 Minuten und würden bei idealen Bedingungen exponentielles Wachstum zeigen. Diejenigen also, die beste Futterbedingungen vorfinden, vermehren sich auch am schnellsten.