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Hier ist die Wahrheit: Komplexe Finanzanlagen existieren nur, damit diejenigen davon profitieren, die sie kreieren und verkaufen. Sie sind nicht nur teurer für den Anleger, sie sind auch weniger effektiv. J. L. Collins ist einer der erfolgreichsten Blogger zu Finanzthemen in den USA. Hier stellt er einen alternativen Weg des Investierens vor – leicht zu verstehen, leicht umzusetzen und effektiver als jeder andere. Die Leser erfahren hier alles über Schulden – wie man sie vermeidet und was man dagegen unternehmen kann – und das richtige Mindset – wie man richtig über Geld nachdenkt. Collins zeigt, wie der Aktienmarkt funktioniert, warum so viele Menschen Geld an der Börse verlieren, obwohl die Kurse ständig steigen, und wie man in einem Bullen- oder Bärenmarkt richtig investiert. Ein bereits hunderttausendfach bewährtes und verkauftes Buch, das hilft, finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen.
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Seitenzahl: 339
J. L. COLLINS
DEREINFACHE WEGZUMREICHTUM
J. L. COLLINS
DEREINFACHE WEGZUMREICHTUM
IHR SCHLÜSSEL ZU FINANZIELLER UNABHÄNGIGKEIT UND EINEM REICHEN, FREIEN LEBEN
Mit einem Vorwort von
MR. MONEY MUSTACHE
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen
1. Auflage 2021
© 2021 by Finanzbuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH
Türkenstraße 89
80799 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
© der Originalausgabe:
Copyright © 2016 by JL Collins
All rights reserved.
Die englische Originalausgabe erschien 2016 unter dem Titel The Simple Path to Wealth.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann jedoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.
Übersetzung: Prof. Dr. Fritz Söllner
Redaktion: Ulrich Wille
Korrektorat: Manuela Kahle
Umschlaggestaltung: Sonja Vallant, in Anlehnung an das Design der englischen
Originalausgabe
Umschlagabbildung: Trisha Ray
Satz: ZeroSoft, Timisoara
eBook: ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-95972-491-3
ISBN E-Book (PDF) 978-3-96092-932-1
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96092-933-8
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.finanzbuchverlag.de
Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de
Vorwort
Der Anfang
Kapitel I: Einführung
Kapitel II: Ein Gleichnis: Der Mönch und der Minister
Kapitel III: Meine Geschichte – es ging mir nie darum, mich zur Ruhe zu setzen
Kapitel IV: Zwei wichtige Anmerkungen
Teil I: Die Orientierung
Kapitel 1: Schulden – und warum man keine machen darf
Kapitel 2: Warum man »Du kannst mich mal«-Geld braucht
Kapitel 3: Kann sich wirklich jeder als Millionär zur Ruhe setzen?
Kapitel 4: Wie man über Geld denken sollte
Kapitel 5: Wenn am Aktienmarkt der Bulle (oder der Bär) tobt …
Teil II: Wie man das zum Vermögensaufbau am besten geeignete Werkzeug richtig einsetzt
Kapitel 6: Ein Börsencrash steht bevor! Und auch berühmte Ökonomen können Sie nicht retten!
Kapitel 7: Der Markt geht immer nach oben
Kapitel 8: Warum die meisten Menschen am Aktienmarkt Geld verlieren
Kapitel 9: Die Große Katastrophe
Kapitel 10: Nur nicht zu kompliziert! Worauf man beim Investieren achten muss
Kapitel 11: Indexfonds sind nur etwas für faule Leute, oder?
Kapitel 12: Anleihen
Kapitel 13: Vorschläge für Portfolios zum Aufbau und zur Erhaltung Ihres Vermögens
Kapitel 14: Die Auswahl der richtigen Portfoliostruktur
Kapitel 15: Internationale Fonds
Kapitel 16: Ruhestandszielfonds – der allereinfachste Weg zum Reichtum
Kapitel 17: Und wenn ich den VTSAX nicht kaufen kann? Oder wenn ich gar nichts von Vanguard kaufen kann?
Kapitel 18: Warum denn ausgerechnet Vanguard?
Kapitel 19: Die Aufteilung unserer Geldanlagen auf verschiedene Töpfe
Kapitel 20: Das unangenehme Erwachen aus dem Traum der Steuerstundung – die Mindestentnahmepflicht
Kapitel 21: Eine Fallstudie – »Der einfache Weg zum Reichtum« in der Praxis
Kapitel 22: Warum ich keine Finanzberater mag
Teil III: Was man tun – und was man lassen sollte
Kapitel 23: Jack Bogle und die Hexenjagd auf Indexfonds
Kapitel 24: Warum ich mir nicht die besten Aktien aussuchen kann – und Sie auch nicht
Kapitel 25: Warum ich nichts vom Durchschnittskosteneffekt halte
Kapitel 26: Wie man ein Börsenguru wird und ins Fernsehen kommt
Kapitel 27: Auch Sie kann man übers Ohr hauen
Teil IV: Wenn man am Ziel ist – was dann?
Kapitel 28: Entnahmequoten – wie viel kann ich überhaupt ausgeben?
Kapitel 29: Wie hole ich mir am besten meine 4 Prozent?
Kapitel 30: Die gesetzliche Rentenversicherung – wie sicher sie ist und wann man sie in Anspruch nehmen sollte
Kapitel 31: Wohltätig sein wie ein Milliardär
Nachwort
Kapitel 32: Der Weg für meine Tochter – die ersten zehn Jahre
Kapitel 33: Geschichten aus dem Südpazifik
Kapitel 34: Zu guter Letzt – einige Gedanken zum Thema Risiko
Danksagungen
Ich widme dieses Buch meiner Tochter Jessica, für die ich es geschrieben habe und die mich dazu inspiriert hat. Und den Lesern von www.jlcollinsnh.com, deren Fragen und Kommentare mir in den letzten Jahren geholfen haben, besser zu verstehen, was diejenigen, die finanzielle Unabhängigkeit anstreben, wissen wollen und wissen müssen.
Ich gebe in diesem Buch nur meine persönliche Meinung wieder. Meine Ideen und Konzepte waren wichtig für mich und haben mir sehr geholfen. Vielleicht werden sie mir in Zukunft nicht mehr nützen und vielleicht werden sie Ihnen nicht helfen.
Ich hoffe zwar, dass dieses Buch einige Ihrer Fragen beantworten und Ihnen eine wertvolle Hilfe sein wird, aber ich kann natürlich nicht wissen, wie die persönliche Situation jedes einzelnen Lesers aussieht.
Als Autor erhebe ich keinen Anspruch auf die Genauigkeit, die Vollständigkeit, die Aktualität, die Eignung oder die Richtigkeit der in diesem Buch enthaltenen Angaben. Die Haftung für etwaige falsche, fehlende oder veraltete Angaben und für etwaige daraus resultierende Verluste oder Schäden ist ausgeschlossen. Alle Angaben wurden unter der Annahme ihrer Richtigkeit gemacht.
Für Ihre Entscheidungen sind nur Sie selbst verantwortlich. Ich übernehme keinerlei Garantie.
Es gibt jede Menge Dinge, die Sie auf dieser Welt unbedingt lernen sollten. Und es gibt jede Menge Bücher über genau diese Dinge. Jedes bisschen an Wissen, das Sie jemals brauchen könnten, befindet sich schon irgendwo in einem dieser Bücher und wartet auf Sie. Oder in einem ganzen Regal von Büchern. Man könnte wahrscheinlich eine ganze Tiefgarage nur mit den Büchern füllen, die zum Thema Geldanlage geschrieben worden sind. Und wenn man die Tiefgarage schließlich gefüllt hat, stellt man fest, dass immer noch mehr solcher Bücher erscheinen.
Das Problem besteht darin, dass die meisten dieser Bücher langweilig sind und dass Sie sie schließlich mit einem Lesezeichen auf Seite 25 zur Seite legen und sie nie wieder in die Hand nehmen. Meiner Meinung nach schaffen es die meisten Autoren nicht, auch wenn sie die besten Absichten und Kenntnisse haben, ein gutes Buch zu schreiben. Sie schreiben entweder langatmig oder so trocken und schwierig, dass man denselben Absatz eine halbe Stunde lang immer und immer wieder lesen muss, während die Gedanken zu angenehmeren Gegenständen abschweifen.
J.L. Collins hat mit diesem althergebrachten Stil, Bücher über Geldanlagen zu schreiben, überhaupt nichts am Hut. Er schreibt so, dass man bei ihm seine Zuflucht nehmen möchte, wenn man genug davon hat, über Aktien zu lesen. Anstatt esoterische Gleichungen zu verwenden und das Alpha einer Aktie mit deren Beta zu vergleichen, vergleicht er den gesamten Aktienmarkt mit einem großen Krug Bier und erklärt, warum sich ein Kauf auch dann lohnt, wenn man nicht genau weiß, wie groß die Menge an Schaum ist.
Er nimmt am Lagerfeuer Platz und fängt einfach an, Geschichten zu erzählen. Und falls es in diesen Geschichten zufällig um das geht, was Sie ohnehin wissen wollten, dann erlangen Sie Ihr neues Wissen fast nebenbei.
Genau das passierte wirklich vor ein paar Jahren, als Jim eine Reihe von Blogbeiträgen über gute Geldanlagen auf www.jlcollinsnh.com zu schreiben begann. Ich habe sie alle gelesen, sobald sie erschienen sind, und sie waren so gut, dass ich begonnen habe, sie meinen eigenen Lesern zu empfehlen. Den Lesern gefielen seine Beiträge so gut, dass sie sie weiterempfahlen. Die Zahl seiner Leser ging in die Tausende, dann in die Hunderttausende.
Die Blogbeiträge von Jim sind sehr populär geworden und werden bis zum heutigen Tag immer populärer, weil die Leute es tatsächlich genießen, sie zu lesen. Es stimmt schon, der Autor hat viel Ahnung und stellt dies auch durch seinen eigenen, beneidenswerten finanziellen Erfolg unter Beweis. Aber seine Leser bleiben ihm nicht treu, weil sie sich in technischen Details ergehen wollen – sie bleiben, weil sie das Lagerfeuer genießen und eine gute Geschichte hören wollen.
Ich denke, dass diese erstaunliche Reaktion seiner Leser Jim dazu motiviert hat, seine großartigen Blogbeiträge umzuschreiben und zu erweitern und daraus dieses noch großartigere Buch zu machen. Der einfache Weg zum Reichtum ist ein revolutionäres Buch über Aktienanlagen (und den vernünftigen Umgang mit Geld im Allgemeinen), weil man es tatsächlich liest, es genießt und dann in der Lage ist, das Gelernte sofort nutzbringend auf seine eigenen Finanzen anzuwenden.
Es wird Sie erleichtern zu hören, dass man sehr erfolgreich sein kann, auch wenn man sein ganzes Leben lang nur einen einzigen Vanguard-Fonds hält. Wenn man will, kann man mehr tun und ausgefallenere Anlagen wählen. Aber man verliert nichts dabei, sondern kann alles gewinnen, wenn man so einfach wie möglich investiert.
Nur sehr wenige Menschen folgen tatsächlich dem Weg zum Reichtum. Aber ich habe festgestellt, dass dieser Weg sowohl einfach als auch angenehm sein kann. Von daher sollte ein Buch über diesen Weg auch genau diese Eigenschaften haben. So wie dieses Buch.
Peter Adeney
alias Mr. Money Mustache
Colorado, im Juni 2016
Wenn man nach einem Stern greift,steht man vielleicht mit leeren Händen da,aber nicht mit schmutzigen.
LEO BURNETT
Dieses Buch geht zurück auf meinen Blog www.jlcollinsnh.com. Der Blog geht wiederum zurück auf eine Reihe von Briefen, die ich an meine Tochter zu schreiben begann, als sie ein Teenager war. In diesen Briefen ging es um verschiedene Dinge, für die sie damals noch zu jung war, meistens aber um Geld und Geldanlagen.
Geld ist mit weitem Abstand das nützlichste Werkzeug, das wir haben, um in unserer komplizierten Welt zurechtzukommen. Wem es gelingt, sich Geld zunutze zu machen, dem wird es ein wunderbarer Diener sein. Wem dies nicht gelingt, der wird von ihm beherrscht werden.
»Aber Papa«, sagte mein kleines Mädchen einmal zu mir, »ich weiß, dass Geld wichtig ist. Aber ich möchte nicht mein ganzes Leben damit verbringen, darüber nachzudenken.« Das hat mir die Augen geöffnet. Ich liebe das Thema Geld. Aber die meisten Leute haben bessere Dinge zu tun, als in ihrer wertvollen Zeit über Geld nachzudenken. Sie bauen Brücken, heilen Krankheiten, klettern auf Berge, erfinden neue Technologien, unterrichten Kinder oder gründen Unternehmen.
Aber leider führt die Vernachlässigung von Geld und Finanzen dazu, dass man Opfer der Scharlatane der Finanzwelt wird. Sie machen das Anlegen von Geld so kompliziert wie möglich, weil es mit zunehmender Kompliziertheit immer profitabler für sie und immer teurer für uns wird und wir dann darauf angewiesen sind, ihre Dienste in Anspruch zu nehmen.
Es ist eine ebenso einfache wie wichtige Wahrheit, dass komplizierte Geldanlagen nur deshalb existieren, damit diejenigen, die sie sich ausdenken und die sie verkaufen, Gewinne machen. Aber sie sind nicht nur teurer für den Geldanleger, sie sind auch weniger zielführend.
Es gibt einige wichtige Spielregeln, die es zu beachten gilt:
Geben Sie weniger aus, als Sie verdienen; legen Sie den Überschuss an; verschulden Sie sich nicht.
Wenn Sie das befolgen, werden Sie reich werden. Und zwar nicht nur, was Geld angeht.
Schulden zu haben ist genauso angenehm wie am ganzen Körper mit Blutegeln bedeckt zu sein – und hat so ziemlich denselben Effekt.
Nehmen Sie Ihr schärfstes Messer und beginnen Sie, die kleinen Blutsauger zu entfernen.
Falls die Ausgaben für Ihren Lebensstil genauso hoch wie – oder gar noch höher als – Ihr Einkommen sind, dann sind Sie nichts als ein Sklave an einer goldenen Kette.
Nehmen Sie sich in Acht vor Leuten, die in Gelddingen unzuverlässig und unverantwortlich sind. So jemanden dürfen Sie nicht heiraten oder auf andere Weise an Ihr Geld heranlassen.
Nehmen Sie sich vor Anlageberatern in Acht. Die meisten haben nur ihren eigenen Vorteil im Sinn. Wenn Sie genug wissen, um sich einen guten Anlageberater aussuchen zu können, dann wissen Sie auch genug, um sich selbst um Ihre Finanzen zu kümmern. Schließlich ist es Ihr Geld und niemand wird sich besser darum kümmern als Sie selbst.
Sie besitzen die Dinge, die Ihnen gehören – und diese wiederum besitzen Sie.
Sie können sich viele Dinge mit Geld kaufen, aber nichts Wertvolleres als Ihre eigene Freiheit.
Bei den Entscheidungen im Leben geht es nicht immer um Geld, aber Sie sollten sich bei jeder Entscheidung über deren finanzielle Konsequenzen im Klaren sein.
Das vernünftige Anlegen von Geld ist nicht kompliziert.
Sparen Sie einen Teil jedes Dollars, den Sie verdienen oder auf andere Weise erlangen.
Je größer der Teil Ihres Einkommens ist, den Sie sparen und anlegen, desto eher werden Sie genug »Du kannst mich mal«-Geld haben.
Versuchen Sie, 50 Prozent Ihres Einkommens zu sparen und anzulegen. Wenn Sie keine Schulden haben, ist das ohne Weiteres machbar.
Hohe Ersparnisse haben zwei Vorteile: Sie lernen, mit weniger Geld auszukommen, und haben mehr Geld, um es anzulegen.
Am Aktienmarkt können Sie ein Vermögen aufbauen; Sie sollten also in Aktien investieren. Aber Sie sollten auch wissen, dass die Kurse der eigenen Aktien fallen können, manchmal sogar sehr stark. Aber das ist völlig normal. Wenn es dazu kommt, ignorieren Sie den Kurssturz und kaufen Sie mehr Aktien.
Das ist einfacher gesagt als getan. Denn bei Kursstürzen werden alle um Sie herum in Panik geraten und in den Medien werden Sie nur hören: Verkaufen, verkaufen, verkaufen!
Niemand kann vorhersagen, wann es zu diesen Kursstürzen kommen wird, obwohl es viele Leute gibt, die behaupten, genau das zu können. Aber sie machen sich entweder selbst etwas vor, wollen Ihnen bloß etwas verkaufen oder beides. Ignorieren Sie diese Leute.
Wenn Sie von 4 Prozent Ihres Vermögens pro Jahr leben können, sind Sie finanziell unabhängig.
Was mir jetzt so einfach und offensichtlich erscheint, musste ich auf die harte Tour lernen – und ich habe dazu Jahrzehnte gebraucht. Diese ersten Briefe an meine Tochter, dann mein Blog und schließlich dieses Buch sind das Resultat meiner Bemühungen, meine Erfahrungen mit ihr zu teilen: was funktioniert, wo Gefahren lauern und wie einfach alles sein kann und auch sein sollte. Ich hoffe, dass der Weg für meine Tochter einfacher sein wird, dass sie weniger Fehltritte tun wird und dass sie ihre eigene finanzielle Freiheit früher und mit weniger Mühen erreichen wird.
Jetzt, da Sie dieses Buch in die Hand genommen haben, hoffe ich dasselbe für Sie. Wir werden die oben erwähnten Spielregeln diskutieren und vieles andere mehr. Also lassen Sie uns zusammen beginnen! Am Anfang wird ein Gleichnis stehen.
Zwei enge Freunde, die zusammen aufgewachsen sind, haben verschiedene Wege im Leben eingeschlagen. Der eine wurde ein bescheidener Mönch, der andere ein reicher und mächtiger Minister des Königs.
Jahre später treffen sie sich wieder. Sie erzählen sich voneinander und der wohlgenährte Minister in seinen feinen Kleidern hat Mitleid mit dem mageren und schäbig gekleideten Mönch. Er möchte ihm einen guten Ratschlag geben und sagt: »Weißt du, wenn du es fertigbrächtest, dem König zu dienen, dann müsstest du nicht von Reis und Bohnen leben.«
Darauf antwortet der Mönch: »Und wenn du es fertigbrächtest, von Reis und Bohnen zu leben, dann müsstest du nicht dem König dienen.«
Die meisten von uns stehen in ihrem Leben irgendwo zwischen dem Mönch und dem Minister. Was mich angeht, so ziehe ich das Leben des Mönchs vor.
Ich wollte nie nur deswegen finanziell unabhängig sein, um mich zur Ruhe setzen zu können. Ich arbeite gerne und ich liebe meinen Beruf. Es ging mir darum, die Wahl zu haben. Es ging mir darum, »nein« sagen zu können. Es ging mir darum, genug »Du kannst mich mal«-Geld zu haben und frei zu sein.
Im Alter von 13 Jahren habe ich angefangen zu arbeiten; sogar früher, wenn man die Zeit mitzählt, in der ich Fliegenklatschen an der Haustür verkaufte und Pfandflaschen am Straßenrand aufsammelte. Meistens habe ich gerne gearbeitet und ich habe es immer geliebt, wenn ich bezahlt wurde.
Es lag schon immer in meiner Natur zu sparen. Zu sehen, wie mein Geld sich vermehrt, fasziniert mich. Warum das so ist, weiß ich nicht. Vielleicht liegt es mir im Blut. Vielleicht hat mich meine Mutter dazu gebracht, die mir von einem roten Cabrio erzählt hat, das ich mir mit 16 Jahren würde leisten können. Aber das sollte nicht sein.
Mein Vater wurde vor meinem 16. Geburtstag krank und wenig später musste er sein Geschäft aufgeben. Mit meinen Ersparnissen finanzierte ich das College und ich lernte, dass wir in einer finanziell unsicheren Welt leben. Rote Cabrios kamen erst später. Bis heute erstaunt es mich, wenn ich von einem Mann in mittleren Jahren lese, der nach 20 Jahren seinen Arbeitsplatz verliert und unmittelbar danach pleite ist. Wie kann man zulassen, dass einem so etwas passiert? Das kommt dabei heraus, wenn man es nicht schafft, sich Geld zunutze zu machen.
Lange bevor ich den Ausdruck kannte, wollte ich »Du kannst mich mal«-Geld haben. Wenn ich mich recht entsinne, stammt der Ausdruck aus dem Roman Noble House Hongkong1 von James Clavell. Als ich ihn gelesen hatte, hatte ich ein klares Ziel vor Augen und einen treffenden Namen dafür.
In dem Roman bemüht sich eine junge Frau, ihr eigenes »Du kannst mich mal«-Geld zusammenzubekommen. Damit meint sie das Geld, das man braucht, um von anderen vollkommen unabhängig zu sein und mit seinem Leben und seiner Zeit genau das tun zu können, was man will. Sie ist hinter 10 Millionen Dollar her, viel mehr, als man braucht, um finanziell unabhängig zu sein. Zumindest gilt das für mich. Es hilft sehr, wenn man ein bisschen wie der Mönch ist.
Noch etwas anderes fand ich sehr schnell heraus: Für finanzielle Unabhängigkeit ist es mindestens genauso wichtig, bescheiden leben zu können, wie eine Menge Geld zu haben. Das macht mein Gleichnis vom Mönch und vom Minister sehr deutlich.
Anders als im Roman bedeutet für mich genug »Du kannst mich mal«-Geld nicht unbedingt so viel, dass man davon bis ans Ende seiner Tage leben kann. Manchmal reicht es aus, sich eine kurze Auszeit zu nehmen. Ich nahm meine erste im Alter von 25 Jahren, nachdem ich es geschafft hatte, die fürstliche Summe von 5000 Dollar zu sparen, was mir nach zwei Jahren Arbeit für 10 000 Dollar pro Jahr gelang. Es war mein erster »qualifizierter« Job und bis ich ihn gefunden hatte, musste ich nach dem College zwei lange Jahre hart arbeiten. Aber ich wollte reisen und mich ein paar Monate in Europa herumtreiben. Ich ging zu meinem Chef und bat ihn um vier Monate unbezahlten Urlaub. So etwas gab es damals nicht und er sagte Nein.
In jenen Tagen hatte ich keine Ahnung davon, dass man über Arbeitsbedingungen verhandeln konnte. Man bat um etwas; der Arbeitgeber entschied und antwortete; und das war’s dann.
Ich ging nach Hause und dachte ungefähr eine Woche über die Sache nach. Obwohl ich meine Arbeit mochte und obwohl ich dachte, dass es schwer werden würde, einen neuen Job zu finden, entschloss ich mich zu kündigen. Dann passierte etwas Seltsames: Mein Chef sagte: »Übereilen Sie nichts und lassen Sie mich zuerst mit dem Unternehmensinhaber reden.«
Alles klärte sich und wir einigten uns auf einen unbezahlten Urlaub von sechs Wochen, den ich damit verbrachte, Irland und Wales mit dem Fahrrad zu erkunden.
Mir war zwar anfangs nicht klar, dass man über solche Dinge reden kann, aber ich lernte das ziemlich schnell. Ich bat bei dieser Gelegenheit für die Zukunft um einen Monat Urlaub pro Jahr, der mir auch bewilligt wurde. So kam ich im nächsten Jahr nach Griechenland. Mir fiel es wie Schuppen von den Augen: »Du kannst mich mal«-Geld verschaffte mir nicht nur die Mittel für solche Reisen, sondern auch die Möglichkeit, meine Arbeitsbedingungen aushandeln zu können. Ich würde niemals mehr ein Sklave sein.
Seit damals habe ich vier Jobs gekündigt und bin selbst einmal an die frische Luft gesetzt worden. Ich habe mir Auszeiten genommen, die zwischen drei Monaten und fünf Jahren lang waren. Ich habe das gemacht, um den Beruf zu wechseln, um ein Unternehmen zu kaufen, um zu reisen und – das eine Mal, als ich gekündigt wurde – ohne jeden Plan. Das letzte Mal habe ich meinen Job 2011 aufgegeben, dieses Mal in der Absicht, mich zur Ruhe zu setzen. Aber wer weiß? Ich liebe es, bezahlt zu werden.
Meine Tochter wurde während einer dieser unbezahlten Auszeiten geboren. So etwas passiert, wenn man genug Zeit hat … Sie ist jetzt erwachsen und hat ihren Vater erlebt, als er 18-Stunden-Arbeitstage hatte und nie zu Hause war und als er spät aufstand und den ganzen Tag faulenzte. Aber sie wusste immer, dass das, was ich gerade tat, meistens genau das war, was ich tun wollte.
Ich denke, dass diese Erfahrung sie gelehrt hat, was es wert ist, Geld zu haben, und wie viel Spaß Arbeit machen kann, wenn man nicht ihr Sklave ist.
Als sie zwei Jahre alt war, ging ihre Mutter wieder zur Uni. In dieser Zeit war ich auf der Suche nach einem Unternehmen, das ich kaufen konnte, und ich hatte sehr viel freie Zeit.
Während meine Frau an den Abenden die Universität besuchte, verbrachten meine Tochter und ich endlose Stunden damit, den König der Löwen immer und immer wieder anzuschauen. Wahrscheinlich habe ich diesen Film öfter gesehen als alle anderen Filme zusammen. Wir lachen noch immer, wenn wir uns an die Türme aus Teetassen und an die Blockhütten erinnern, die wir gebaut haben. Aus diesen gemeinsam verbrachten Stunden entstand ein enges Verhältnis zwischen uns, das uns beiden viel wert ist.
Obwohl ich damals kein regelmäßiges Arbeitseinkommen hatte, beschlossen wir, dass meine Frau ihren Job aufgeben und als Hausfrau und Mutter daheimbleiben sollte. Ihr gefiel zwar die Idee, aber es war sehr schwer für sie. Wie ich hatte sie seit ihrer Kindheit gearbeitet und dies sehr gerne getan. Ihr kam es vor, als ob sie ohne einen Job nichts zu unserem Leben beitragen würde.
»Wir haben genug ›Du kannst mich mal‹-Geld«, sagte ich zu ihr. »Wir brauchen keine Luxusautos oder ein größeres Haus. Wenn du weiterarbeiten würdest, was könnten wir uns von dem Geld kaufen, das mehr wert wäre als die Zeit, die du daheim mit unserer Tochter verbringen kannst?«
So gesehen war die Entscheidung einfach. Sie gab ihren Job auf. Es war bei Weitem der beste »Kauf«, den wir je machten. Natürlich bedeutete das auch, dass wir kein Arbeitseinkommen hatten. Trotzdem wuchs während der drei Jahre, in denen keiner von uns arbeitete, unser Nettovermögen. Damals erkannten wir zum ersten Mal, dass wir mehr erreicht hatten, als nur »Du kannst mich mal«-Geld zu haben. Wir waren vollständig finanziell unabhängig geworden.
Was mich anging, so gelang es mir nicht, ein Unternehmen zu finden, das ich hätte kaufen wollen. Aber durch diese Suche kam ich dazu, als Berater zu arbeiten, und nach ein paar Jahren stellte mich einer meiner Kunden ein und zahlte mir mehr, als ich vor Jahren in meinem letzten Job verdient hatte. Wie man sieht, kann sich in Amerika ein Fehlschlag am Ende doch noch auszahlen.
Als wir nach New Hampshire zogen, begann meine Frau, ehrenamtlich in der Bücherei der Grundschule zu arbeiten, in die unsere Tochter ging. Die Arbeitszeiten meiner Frau passten natürlich perfekt zu den Unterrichtszeiten meiner Tochter. Nach ein paar Jahren bot die Schule meiner Frau eine bezahlte Stelle an. Es war zwar kein Job in der freien Wirtschaft, so wie sie es bisher gewohnt war, aber sie hatte keinen Stress und der Job machte ihr Spaß. Sie hat es nie bereut.
Während der 34 Jahre, die wir nun verheiratet sind, hat meistens mindestens einer von uns beiden gearbeitet. Dadurch waren wir immer krankenversichert. Während der frühen 1990er-Jahre, als wir beide gleichzeitig ein paar Jahre keinen Arbeitgeber hatten, schlossen wir eine Notfallkrankenversicherung mit hoher Selbstbeteiligung ab. Nach dieser langen Zeit erinnere ich mich nicht mehr an die Einzelheiten. Aber heute würden wahrscheinlich ohnehin andere Konditionen gelten. Aber so eine Art von Versicherung würden wir uns aussuchen, wenn meine Frau sich entscheiden würde, mit dem Arbeiten aufzuhören, bevor wir beide 65 sind und Medicare in Anspruch nehmen können.2 Aber bis jetzt arbeitet sie gerne mit den Kindern in ihrer Schule und sie genießt es, dass sie viel freie Zeit für unsere Reisen hat.
Wie ich später ausführlich erklären werde und wie es schon der Titel dieses Buches nahelegt, sind unsere Finanzanlagen an Einfachheit nicht zu überbieten. Sie werden auch sehen, dass ich kein Freund des Geldanlageprinzips bin, das auf vielfältigen Einkunftsarten basiert. Nach meiner Erfahrung ist einfacher auch besser. Wir besitzen keine Viehherden, kein Gold, keine Lebensversicherungen, keine Rohstoffe et cetera.
Als ich 2011 aufhörte zu arbeiten und wir endlich finanziell vollkommen unabhängig waren, hatten wir noch einige Geldanlagen aus früheren Jahren übrig. Sie waren der Rest der vielen Fehlinvestitionen, die ich im Lauf der Jahre gemacht hatte. Jetzt, im Ruhestand, machten wir zuerst diese Anlagen zu Geld, wenn wir Bares brauchten. Sie waren im Wesentlichen das Ergebnis meiner Versuche, Aktien auszuwählen, die sich besser als der Aktienindex entwickeln würden. Ich habe viel zu lange gebraucht, um einzusehen, dass dies unmöglich ist. Dass uns dies nicht ruiniert hat, verdanken wir drei Dingen:
Dass wir an unserer Sparquote von 50 Prozent festgehalten haben.
Dass wir uns nicht verschuldet haben. Wir haben nie eine Kreditrate für ein Auto bezahlt.
Dass wir schließlich die Lehren von Jack Bogle befolgt haben, Gründer der Vanguard Group und Erfinder des Indexfonds. Er hat im Lauf von 40 Jahren die Anlage in Indexfonds perfektioniert.
Wenn ich zurückdenke, dann erstaunt mich am meisten, wie viele Fehler ich gemacht habe. Aber diese drei einfachen Regeln haben uns dahin gebracht, wo wir sein wollten. Das sollte jeden ermutigen, der auch schon Fehler gemacht hat und bereit ist, sein Verhalten zu ändern.
Als ich meine Investmentkarriere begann, kannte ich niemanden, der den gleichen Weg wie ich ging. Ich hatte keine Ahnung, wohin er führen würde oder könnte. Ich hatte niemanden, der mir sagte, dass nur Dummköpfe versuchen, mit der Auswahl bestimmter Aktien den Index zu schlagen, und dass es nicht notwendig ist, alles auf eine Karte zu setzen, um finanziell unabhängig zu werden. Allein wenn ich diesen Fehler nicht gemacht hätte, hätte ich mir einen Verlust von 50 000 Dollar erspart, den ich mit Mariah International (einer hochspekulativen Goldminenaktie) gemacht habe. Diese Gesellschaft hat mich nicht reich gemacht, sondern ist pleitegegangen.
Jetzt habe ich mich (wieder einmal) zur Ruhe gesetzt und ich fühle mich gut dabei. Ich muss mich an keinen festen Tagesablauf halten. Ich kann bis vier Uhr morgens aufbleiben und bis zum Mittag schlafen. Oder ich kann um 4:30 Uhr aufstehen und mir den Sonnenaufgang ansehen. Ich kann Motorrad fahren, wann immer das Wetter oder meine Kumpels mich dazu verlocken. Ich kann mich in New Hampshire herumtreiben oder monatelang in Südamerika verschwinden. Ich schreibe für meinen Blog, wenn ich dazu Lust habe, und vielleicht schaffe ich es auch, noch ein oder zwei Bücher zu schreiben. Oder ich kann mich mit einer Tasse Kaffee auf meine Veranda setzen und Bücher lesen, die andere geschrieben haben.
Eines der wenigen Dinge, die ich bedauere, ist, dass ich mir viel zu viele Sorgen darüber gemacht habe, was alles passieren könnte. Es war eine Verschwendung von Zeit und Energie, aber ich bin eben so veranlagt. Versuchen Sie, das nicht zu tun.
Je älter ich werde, desto wertvoller ist jeder einzelne Tag für mich. Ich bemühe mich immer mehr, Dinge, Aktivitäten und Personen aus meinem Leben zu verbannen, die mir nichts bringen und nach den Dingen, Aktivitäten und Personen zu suchen, die mein Leben bereichern.
Die Welt ist groß und wunderschön. Geld ist nur ein kleiner Teil davon. Aber »Du kannst mich mal«-Geld verschafft einem die Freiheit, die Mittel und die Zeit, auf dieser Welt das Leben zu führen, das man will, ob man nun schon im Ruhestand ist oder noch nicht. Genießen Sie Ihr Leben!
Aber lesen Sie bitte zuallererst die folgenden Anmerkungen sorgfältig durch. Sie sind wichtig.
An verschiedenen Stellen in diesem Buch habe ich Gesetze und Verordnungen zitiert und konkrete Zahlen verwendet, um Dinge wie den Kostenanteil von Investmentfonds, Steuerklassen oder die steuerrechtlichen Regeln für Einzahlungen auf Investmentkonten zu erläutern. Diese Angaben waren korrekt, als ich das Buch geschrieben habe. Aber wie alle Dinge auf dieser Welt können sie sich ändern. In der Tat musste ich sie in der Zeit, in der ich das Manuskript fertigstellte, häufig auf den neuesten Stand bringen.
Bis Sie dieses Buch lesen werden, werden einige dieser Vorschriften und Zahlen sicher schon veraltet sein. Aber da sie vor allem dazu benutzt werden, allgemeine Zusammenhänge zu veranschaulichen, sollte dies kein großes Problem sein. Wenn eine bestimmte Angabe doch in Ihrem konkreten Fall wichtig sein sollte oder wenn Sie es einfach genau wissen wollen, dann machen Sie sich doch die Mühe, die gerade aktuellen Zahlen und die gerade gültigen Vorschriften in Erfahrung zu bringen.
In den Kapiteln 3, 6, 13, 19, 21 und 22 werden Sie verschiedene »Was wäre wenn«-Szenarien finden.
Um diese zu erstellen, musste ich mir zunächst einen Finanzrechner im Internet aussuchen und dann bestimmte Parameter auswählen. Das bedeutet, dass diese Szenarien nur dazu dienen, ein bestimmtes Argument zu unterstreichen oder zu veranschaulichen. Die Berechnungen sind zwar richtig, können aber nicht als Vorhersagen von zukünftigen Entwicklungen dienen.
In allen Fällen habe ich die Internetadresse (URL) des verwendeten Rechners sowie die jeweils gewählten Einstellungen angegeben.
Zum Beispiel:
http://dqydj.net/sp-500-return-calculator/
(Wählen Sie »Dividends reinvested« und »ignore inflation«.)
http://dqydj.net/sp-500-dividend-reinvestment-and-periodic-investment-calculator/
(Klicken Sie auf »Show Advanced« und wählen Sie »Ignore Taxes« und »Ignore Fees«.)
http://www.calculator.net/investment-calculator.html
(Klicken Sie auf »End Amount«.)
Für die Berechnung dieser Szenarien habe ich folgende grundsätzliche Annahmen getroffen:
Ich gehe von der Alternative »Dividenden reinvestieren« aus, weil dies Anleger typischerweise tun (und tun sollten), wenn sie ein Vermögen aufbauen wollen.
Ich vernachlässige Inflation (weil sie unvorhersehbar ist), Steuern (weil es zu große Unterschiede zwischen Steuerzahlern gibt) und Gebühren (weil auch hier die Unterschiede zu groß sind; außerdem spielen Gebühren keine große Rolle, falls man sich für die Indexfonds, die ich empfehle, entscheidet).
Wenn Sie wissen wollen, wie die Zahlen aussehen, wenn man diese vernachlässigten Größen berücksichtigt, dann besuchen Sie die Webseiten der Finanzrechner und führen Sie die Berechnungen nach Ihren eigenen Angaben durch.
Ich habe die verschiedenen Szenarien meistens für den Zeitraum von Januar 1975 bis Januar 2015 berechnet. Dafür hatte ich drei Gründe:
Es ist ein schöner, langer 40-Jahres-Zeitraum und in diesem Buch empfehle ich langfristige Geldanlagen.
1975 ist das Jahr, in dem Jack Bogle den ersten Indexfonds auflegte, und in diesem Buch empfehle ich die Anlage in Indexfonds.
1975 war zufällig das Jahr, in dem ich begann, Geld anzulegen. Aber das kann Ihnen ja egal sein.
Mit den von mir gewählten Parametern konnte man am Aktienmarkt von Januar 1975 bis Januar 2015 eine durchschnittliche Rendite von 11,9 Prozent pro Jahr erzielen. Wie Sie im Folgenden sehen werden, streuten die tatsächlichen Renditen in den einzelnen Jahren sehr weit. Aber insgesamt und im Durchschnitt ergab sich ein Wert von 11,9 Prozent.
Und das ist eine wirklich atemberaubende Zahl.
Ich kann schon die Nörgler hören: Von Januar 2000 bis Januar 2009 waren die Märkte weit davon entfernt, eine Rendite von 11,9 Prozent zu liefern. Das stimmt. Die Rendite betrug, unter der Annahme der Reinvestition der Dividenden, üble minus 3,8 Prozent. Aber in diesen Zeitrahmen fiel eine der schlimmsten Investmentperioden der letzten 100 Jahre.
In einer der besten dieser Perioden, von Januar 1982 bis Januar 2000, war die durchschnittliche Rendite deutlich höher als 11,9 Prozent. Sie betrug ungefähr 18,5 Prozent pro Jahr. In der jüngeren Vergangenheit, zwischen Januar 2009 und Januar 2015, belief sich die durchschnittliche Rendite auf 17,7 Prozent pro Jahr.
Es ist eine Tatsache, dass der Markt nur höchst selten in einem ganz bestimmten Jahr eine ganz bestimmte Rendite liefern wird. Außerdem wird die durchschnittliche Marktrendite in Abhängigkeit von der Zeitperiode, die man zugrunde legt, dramatisch variieren.
Ich stand hier vor einem gewissen Dilemma: Die wirkliche und tatsächliche Rendite für die von mir gewählte 40-Jahres-Periode betrug 11,9 Prozent. Aber, und das möchte ich ausdrücklich betonen, diese Zahl sollte auf gar keinen Fall als die zu erwartende Rendite in der Zukunft interpretiert werden.
Ich behaupte keinesfalls, dass Sie sich bei der Planung Ihrer finanziellen Zukunft auf eine jährliche Rendite von 11,9 Prozent verlassen können.
Die Vorstellung, dass dies jemand denken könnte, hat mich sehr beunruhigt. Ich habe deshalb überlegt, einen anderen Zeitraum zu verwenden und dabei die oben erwähnte Auswahl der Parameter beizubehalten. Aber dies hätte nur bedeutet, einen anderen Prozentsatz zu berechnen, der in der Zukunft mit genauso geringer Wahrscheinlichkeit gültig gewesen wäre.
Eine andere Möglichkeit bestand darin, dieselbe 40-Jahres-Periode zu verwenden, aber die Parameter zu variieren. Ich habe dabei folgende Ergebnisse erhalten:
Ohne die Wiederanlage der Dividenden: 8,7 Prozent.
Ohne die Wiederanlage der Dividenden und mit Berücksichtigung der Inflation: 4,7 Prozent.
Mit der Wiederanlage der Dividenden und mit Berücksichtigung der Inflation: 7,8 Prozent.
Aber aus den oben genannten Gründen erschienen mir diese Zahlen noch weniger nützlich, obwohl es keine so drastischen Schwankungen wie bei der Änderung des betrachteten Zeitraums gibt.
Ich dachte kurz daran, einfach irgendeinen Prozentsatz zu wählen, der vernünftig erschien, sagen wir, 8 Prozent. Und tatsächlich verwende ich diese Zahl, wie Sie sehen werden, in ein paar Beispielrechnungen. Man sagt im Allgemeinen, dass die Marktrendite zwischen 8 und 12 Prozent pro Jahr beträgt und für meine Beispielrechnungen erschien es mir am sinnvollsten, das untere Ende dieser Spanne zu wählen. Aber das heißt trotzdem, dass man einfach eine Zahl aus dem Hut zieht, und wer kann schon sicher sagen, welche Zahl »sinnvoll« ist?
Schließlich habe ich in den meisten Fällen, wie Sie sehen werden, die atemberaubende Zahl von 11,9 Prozent beibehalten. Sie ist eben einfach so hoch, wie sie nun einmal ist. Aber, um das nochmals zu betonen:
Ich behaupte keinesfalls, dass Sie sich bei der Planung Ihrer finanziellen Zukunft auf eine jährliche Rendite von 11,9 Prozent verlassen können.
Wir stellen hier nur einige »Was wäre wenn«-Überlegungen an, um uns über die Möglichkeiten klar zu werden. Wenn Ihnen 11,9 Prozent zu hoch – oder zu niedrig – erscheinen, dann können Sie die Berechnungen auch mit der Durchschnittsrendite und dem Zeitraum durchführen, die Ihnen am sinnvollsten erscheinen.
Welche Zahlen Sie auch immer auswählen, sie werden sicher nicht für jedes einzelne Jahr richtig sein, selbst wenn sie im Durchschnitt mehrerer Jahrzehnte halbwegs zutreffend sein sollten. Niemand kann die Zukunft genau vorhersagen. Daran sollten Sie immer denken, wenn Sie solche und ähnliche Rechenexempel sehen.
The tide is high but I’m holding on.
BLONDIE
Ein paar Jahre nachdem ich mit dem College fertig war, besorgte ich mir meine erste Kreditkarte. Damals bekam man sie nicht so leicht wie heute, wo sogar mein Pudel eine eigene Kreditlinie hat.
Im ersten Monat kamen so ungefähr 300 Dollar zusammen. In der Monatsrechnung war jede Belastung aufgelistet, geordnet nach den Zahlungsempfängern, und die Gesamtsumme erschien am Ende der Seite. Oben rechts gab es ein Feld mit einem Dollarzeichen, neben dem ein paar Leerstellen waren. Darunter stand fettgedruckt: »Fälliger Mindestzahlbetrag: 10 Dollar«.
Ich habe meinen Augen nicht getraut. Ich habe Sachen für 300 Dollar gekauft und ich muss nur 10 Dollar pro Monat zurückzahlen? Und ich kann noch mehr kaufen? Toll, das ist wunderbar!
Aber trotzdem hatte ich noch die Stimme meines Vaters in den Ohren: »Wenn es zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist es nicht wahr.« Nicht »es ist vielleicht nicht wahr« oder »es könnte nicht wahr sein«, sondern »es ist nicht wahr«.
Zum Glück saß meine ältere Schwester neben mir. Sie zeigte mir das Kleingedruckte. Das, in dem es darum ging, dass sie mir 18 Prozent Zinsen für die 290 Dollar berechnen wollten, von denen sie hofften, dass ich sie einfach so stehen lassen würde. Dachten diese Leute, ich sei dumm?
Nun, das dachten sie wirklich. Aber es war nicht persönlich gemeint. Sie denken dasselbe von uns allen. Und leider haben sie nur allzu oft recht damit.
Denken Sie einmal kurz über die Menschen in Ihrer Umgebung nach. Was Sie oft feststellen werden, wenn Sie ein bisschen genauer hinschauen, ist, dass sie sich mit dem allergrößten Hindernis auf dem Weg, ein Vermögen aufzubauen, einfach so abfinden: nämlich den Schulden.
Schulden sind sehr nützlich für diejenigen, die etwas verkaufen wollen oder die Werbung treiben. Denn sie können uns Waren und Dienstleistungen viel einfacher und viel teurer verkaufen, wenn es die Möglichkeit gibt, sich zu verschulden.
Glauben Sie wirklich, der Durchschnittspreis eines Neuwagens läge bei fast 32 000 Dollar, wenn man ihn nicht bequem finanzieren könnte? Oder dass ein Collegeabschluss über 100 000 Dollar kosten würde, wenn es keine leicht erhältlichen Studentenkredite gäbe? Glauben Sie das wirklich?
Es überrascht deshalb nicht, wenn man uns einredet, dass Schulden das Normalste der Welt seien, und die meisten von uns das auch noch glauben.
Tatsächlich kann man kaum bestreiten, dass Schulden »normal« geworden sind. In dem Moment, in dem ich dies schreibe, haben die Amerikaner eine Schuldenlast von insgesamt circa 12 Billionen Dollar zu tragen:
circa 8 Billionen Dollar Hypothekendarlehen,
circa 1 Billion Dollar Studentenkredite,
circa 3 Billionen Dollar Konsumentenkredite (zum Beispiel Auto- oder Kreditkartenschulden).
Bis Sie dies lesen werden, werden diese Zahlen sicher noch größer geworden sein. Und am beunruhigendsten dabei ist, dass fast niemand von den Menschen, die Sie kennen, darin ein Problem erblicken wird. Im Gegenteil, die meisten werden Schulden als ihre Eintrittskarte zum »guten Leben« ansehen.
Aber lassen Sie mich eines klarstellen: Dieses Buch soll Ihnen zu finanzieller Unabhängigkeit verhelfen. Es handelt davon, wie man sich seine finanzielle Freiheit erkaufen kann. Und es soll Ihnen dabei helfen, wohlhabend zu werden und Ihre Finanzen unter Kontrolle zu haben.
Denken Sie noch einmal an all die Leute in Ihrer Umgebung: Die meisten von ihnen werden das nie schaffen. Und der Hauptgrund dafür ist, dass sie Schulden und Schuldenmachen akzeptieren.
Wenn Sie wirklich finanziell unabhängig werden wollen, dürfen Sie nicht so denken. Zuallererst müssen Sie erkennen, dass Schulden nicht als etwas Normales angesehen werden sollten. Sie sollten als das angesehen werden, was sie wirklich sind: eine gefährliche Bedrohung Ihrer Fähigkeit, ein Vermögen aufzubauen. Für Schulden darf es keinen Platz in Ihrem finanziellen Leben geben.
Die Vorstellung, sich fröhlich unter einem Berg von Schulden zu begraben, wie dies viele, ja sogar die meisten Leute tun, ist mir völlig fremd. Ich verstehe nicht einmal, warum man die Nachteile von Schulden überhaupt erklären muss. Aber ich will trotzdem ein paar dieser Nachteile nennen.
Ihr Lebensstandard leidet. Selbst wenn Sie keinen Wert auf finanzielle Freiheit legen und Ihr einziges Ziel darin besteht, möglichst viel zu konsumieren, werden Sie dieses Ziel verfehlen, weil Sie schon einen (vielleicht sehr großen) Teil Ihres Einkommens für Zinsen ausgegeben haben. Je mehr Schulden Sie haben, desto größer ist der Teil Ihres Einkommens, der von Zinszahlungen verschlungen wird.
Sie sind abhängig von den Einkünften, die Sie gerade erzielen, weil Sie diese benötigen, um Ihren Schuldendienst zu leisten. Sie sind nicht mehr frei, Entscheidungen in Abhängigkeit von Ihren Werten und Ihren langfristigen Zielen zu treffen.
Sie haben Stress. Es fühlt sich an, als ob man lebendig begraben wäre. Die emotionalen und psychologischen Effekte einer großen Schuldenlast sind real und gefährlich.
Sie haben dieselben negativen Gefühle wie Süchtige: Sie schämen sich, fühlen sich schuldig, einsam und vor allem hilflos. Die Tatsache, dass Sie in einem Käfig sitzen, den Sie sich selber gebaut haben, macht alles nur noch schlimmer.
Ihr Handlungsspielraum kann so klein und Ihr Stress kann so groß werden, dass Sie Gefahr laufen, selbstzerstörerische Verhaltensweisen anzunehmen, die Ihre Abhängigkeit vom Geldausgeben nur noch weiter verstärken: zum Beispiel Trinken oder Rauchen oder, ironischerweise, Einkaufen und immer größere Geldausgaben. Es ist ein Teufelskreis.
Ihre Schulden führen dazu, dass Sie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im schlechtestmöglichen Licht sehen. In der Vergangenheit sehen Sie nur die Fehler, die Sie gemacht haben, in der Gegenwart nur die Probleme, die Ihnen diese Fehler bereiten, und in der Zukunft nur die Katastrophen, die Ihnen noch bevorstehen.
Sie werden dieses Thema aus Ihren Gedanken verbannen, in der vagen Hoffnung, dass sich das Problem auf irgendeine Art irgendwann selbst lösen wird. Mit Schulden zu leben wird Teil Ihrer selbst, Teil Ihrer Einstellungen, Gewohnheiten und Werte.
Mein Mantra lautet: »Vermeiden Sie Schulden um jeden Preis!« Und wenn Sie schon Schulden haben, dann sollten Sie überlegen, ob Sie Ihr Kapital am besten dafür verwenden, sie vorzeitig zurückzuzahlen. Unter den heutigen Kapitalmarktbedingungen würde ich folgendes Vorgehen empfehlen:
Wenn der Zinssatz, den Sie zahlen müssen,
geringer als 3 Prozent ist, dann tilgen Sie Ihre Schulden langsam und investieren Sie das Geld, das Ihnen zur Verfügung steht;
zwischen 3 und 5 Prozent liegt, dann tun Sie, was Ihnen am ehesten liegt; tilgen Sie Ihre Schulden vorzeitig oder investieren Sie;
über 5 Prozent liegt, dann tilgen Sie Ihre Schulden so schnell wie möglich.