Der freche Kater Minki - Medra Yawa - E-Book

Der freche Kater Minki E-Book

Medra Yawa

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Beschreibung

Katzen sind extrem eigensinnige Wesen. Selten können sie sich entscheiden, wo sie denn nun gekrault werden wollen oder ob es lieber raus nein, rein, nein, raus, nein doch rein gehen soll! Sie nehmen die Welt halt anders wahr und sehen sich als royale Mittelpunkte. So auch der freche Kater Minki.

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Seitenzahl: 118

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Minki unter einer Tanne, Sommer 1992

Kapitelübersicht

Vorwort

Der kleine Kater Minki

Minki und die Kakteen

Minki und der tropfende Wasserhahn

Minki und die Salzheringe

Minki und der Weihnachtsbaum

Minki und das Geheule

Minki und die Strumpfhosen

Minki und das perfekte Versteck

Minki und die warmen Tage

Minki und die endlosen Stufen

Minki und das Glöckchen

Minki und der Maulwurf

Minki und die Dachterrasse

Minki und die Schränke

Minki und die irre Zweibeinerin

Minki und Kitty

Minki und seine Beute

Minki und das kleine Wesen

Minki und das größere Wesen

Minki, die mickrige Zweibeinerin und das Netz

Minki und das Aufräumen

Minki und das Versteckspiel

Minki und der Umzug

Minki und die neue Wohnung

Minki und die Kuckucksuhr

Minki und die Balkontür

Minki und der Nachbar

Minki und das Vogelhaus

Minki und der Abschied

Minkis Vokabular

Danksagung

Weiteres von der Autorin

Vorwort

Die anschließenden Kurzgeschichten sind chronologisch

angepasst, nicht sortiert.

Die Sortierung erfolgte thematisch, um den Lesefluss zu

vereinfachen. Von daher existieren minimale Unterschiede zu

den Originaltexten auf meinem Blog.

In diesem Sinne wünsche ich Euch viel Vergnügen mit dem

frechen Kater Minki.

Medra

Der kleine Kater Minki

Minki hieß nicht immer Minki.

Einst war Minki ein kleiner Streuner. Ein schwarz-weißes Käterchen ohne Zuhause. Seine Pfötchen waren so weiß wie Mehl. Auch Bäuchlein und Gesicht strahlten wie Schnee! Doch konnte man diese reine Farbe kaum unter dem verzottelten und dreckigen Fell sehen …

Erst als ein Zweibeiner das kleine Raubtier von der Straße auflas, wandelte sich das fauchende Antlitz. Endlich hatte das Käterchen ein Zuhause. Es musste sich sein Essen nicht mehr aus dem Müll zerren. Er konnte sich putzen. Sich pflegen. War nicht mehr Wind und Wetter ausgesetzt. War nicht mehr einsam. Nicht mehr allein.

Und so bekam er seinen Namen.

Minki.

Minki begeisterte sich schnell für sein neues, gemütliches Leben. So war er überglücklich, endlich ein richtiges Dach über seinem Köpfchen zu wissen. Er schmiegte sich überaus gern in die weichen Decken. Er genoss das Katzenfutter, das er sich nicht mehr erlegen musste. Er liebte die sommerlichen Ausflüge in den Garten. Die gelegentlichen Krauleinheiten – aber nur wenn er sie akzeptierte!

Jedoch war nicht alles wundervoll. So waren Tierärzte eine einzige Zumutung! Und wer kam eigentlich auf die Idee, am Ende des Sommers zurück in die Stadt zu fahren? Musste das sein? Konnte der Sommer nicht ewig währen? Außerdem – warum bekamen die Zweibeiner ganz anderes Essen? Das sah so viel leckerer aus als seines!

Und so beginnen die Geschichten des frechen Katers.

Minki.

Minki und die Kakteen

Es begab sich zu einer Zeit, als Minki frisch bei seinem Retter eingezogen war. Er war noch sehr klein. Sehr jung.

Und extrem unerfahren.

So kam es auch, dass der junge Kater alle Kuriositäten der Zweibeiner erkunden musste. Zum Beispiel war es wirklich komisch, dass diese ihre Steinwände mit Papier beklebten. Ach, war das herrlich, wenn er seine Krallen daran wetzte! Nun musste nur die Frau seines Retters aufhören, ständig danach mit ihm zu schimpfen. Also echt! Wie gemein…

Aber wo er gerade bei seinen neuen Mitbewohnern war, so waren diese eh ganz schön eigenartig. Täglich zogen sie ihre spärlichen Felle aus. Sie streiften sie ab, knüllten sie zusammen und am Ende wurden sie gewaschen! Gewaschen! Mit Wasser! Brrr …

Auch fanden die Zweibeiner Gefallen daran, sich Grünzeug in die Wohnung zu stellen. Also, grünes Zeug. Nicht richtig Grünzeug. Sie nannten es zwar Pflanzen, jedoch musste das ein Fehler sein. Nur deswegen konnte Minki keine Blätter oder Blüten daran erkennen. Ja! Nicht mal Grashalme! Stattdessen war dieses Grünzeug … stachelig?

Missmutig betrachtete der Kater die Pflanzen, die auf seinem Fensterbrett thronten. Sie machten sich so breit! Dabei konnten sie gar nicht aus dem Fenster sehen … Was wollten sie hier? Und was wollten die Zweibeiner mit den Dingern anfangen?! Minki konnte einfach nicht verstehen, was sein Retter an diesen Teilen fand. Sie waren so hässlich!

Vorsichtig tapste er näher an eines der Nadelkissen und schnupperte daran.

Er roch nichts.

Das konnte nicht sein! Wieso hatte es keinen Eigengeruch? Wieso roch er nur Erde? Was war das für ein Hexenwerk?!

Neugierig schlich er sich um den Topf herum und steckte die Nase tiefer hinein.

Ein Stachel bohrte sich sacht in seine Nasenspitze. Dennoch war da kein richtiger Geruch. Kein Leben.

War so etwas denn erlaubt?

Gedankenverloren wollte er sich hinsetzen, als er einen stechenden Schmerz im Oberschenkel spürte. Abrupt sprang Minki vom Fensterbrett herunter. Er fiel. Hieb die Krallen in die Gardine. Schwang wie ein Affe zur Seite. Sah die Wand auf sich zukommen. Stieß sich ab!

Und purzelte jaulend zu Boden.

Eilig renkte er den Kopf nach hinten, um die Quelle seiner Pein zu erblicken.

Drei winzig kleine Nadeln steckten in seinem Oberschenkel. Böswillig hatten sie sich in seine Haut gebohrt und schienen sich dabei noch zu freuen!

Beschämt leckte er seine Wunden. Er kämpfte die Stacheln mit seiner rauen Zunge heraus. Spuckte sie weg. Begutachtete seine Verletzung. Sah zuletzt zu den Pflanzen hoch.

Nie. Wieder.

Minki und der tropfende Wasserhahn

Minkis Ohren folgten unruhig dem Poltern. Erst kam es von links. Dann von rechts. Nun wieder von links.

Müde öffnete er ein Auge und beobachtete, wie sein Retter durch den Flur hetzte.

Huh? Das war neu … Sonst war er viel besonnener und vor allem leiser! Aber es schien auch reichlich spät zu sein. Später als sonst, wenn sein Zweibeiner die Wohnung verließ. Hatte es damit zu tun?

Der Kater schloss das Auge wieder und dachte an seinen Traum zurück. Es war ein schöner gewesen. Eine riesige Futterschale war darin vorgekommen. Und ein entspannendes Sonnenbad, das er ohne-

Polter!

Erschrocken sprang der Kater auf und krallte sich im Sofa fest. Doch war es nur sein Retter. Dieser schien gegen den Hocker im Flur gelaufen zu sein. Fluchend hüpfte der Felllose durch den Flur – direkt an der Stubentür vorbei – zu seinen Schuhen, die unter der Garderobe warteten.

Minki beobachtete ungeduldig, wie sein ungelenker Retter hineinschlüpfte und verschwand. Na endlich! Dieses Theater hatte sich lang genug hingezogen!

Genervt rollte sich der Kater auf der Sofalehne zusammen. Er leckte sich dreimal den Rücken. Eine reine Beruhigungstaktik. So tief wie ihm der Schrecken noch in den Knochen sa-

Platsch.

Seine Ohren zuckten zum Flur.

Was war das? Hatte er gerade wirklich etwas gehört? Oder hatte er es sich nur eingebildet? Nein. Das konnte nicht sein. Das war albern! Die anderen Zweibeiner schliefen ja noch. Er musste sich getäuscht hab-

Platsch.

Minki riss den Kopf herum.

Er lauschte. Angespannt. Diesmal war er sich sicher: Das Geräusch war echt. Und es kam aus seiner Wohnung! Es kam aus-

Platsch.

Ruckartig sprang der Kater auf. Er huschte eilig in den Flur. Versteckte sich unter dem teuflischen Hocker. Kostete die Luft. Bemerkte nichts Ungewöhnliches, das-

Platsch.

Ja. Es kam aus seiner Wohnung! Langsam schob sich Minki voran. Weiter zu den nächsten Türen. Links schnarchte eine Zweibeinerin. Rechts war das Badezimmer. Hier machten sich die Felllosen immer fertig, ehe sie raus-

Platsch!

Da!

Unschlüssig begutachtete er die Badezimmertür.

Ab hier war es gefährlich. Wenn er nicht aufpasste, konnte er schnell eine Duschladung abbekommen. Dann würde das ganze Fell triefen! Er müsste sich wieder putzen und-

Platsch!

Vorsichtig spähte Minki in die Dunkelheit. Er lauschte. Schnupperte vorsichtig.

Alles wie immer.

Platsch!

Wäre da nicht dieses Geräusch…

Unschlüssig legte der Kater den Kopf schief. Sollte er reingehen? Oder lieber draußen bleiben? Aber ein Teil von ihm wollte diesem Geräusch unbedingt auf die Schliche kommen! Er wollte wissen, was das war! Er wollte-

Platsch!

Der Kater sah ein letztes Mal den Flur hinab, ehe er langsam eine Pfote ins Zimmer schob. Er tastete sich sachte voran. Bis zu dieser großen Schale, auf die sich die Zweibeiner sonst setzten, um ihre Geschäfte zu verrichten. Er sprang behände auf den Deckel, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. So könnte er eher-

Platsch!

Wasser tropfte aus dem silbernen Stock. Zielsicher fiel es direkt in eines dieser kleinen Löcher des hohen Beckens. Dort knallte es viel zu laut gegen irgendein Hindernis. Vielleicht lag es am Echo. Vielleicht an dem Loch. Der Kater wusste es nicht. Es war ja nur ein Wassertropfen, oder?

Fasziniert starrte Minki auf den silbernen Stock, an dem der nächste Tropfen wuchs, ehe auch er ins Loch fiel. Er könnte es den ganzen Tag beobachten! Nur dieses ständige Platschen nervte ein wenig …

Den darauffolgenden fing er mit seiner Pfote auf und leckte ihn unbedacht ab.

Wieso schmeckte das Wasser so himmlisch? Das war ja fast schon gemein! Wenn er das nur öfter naschen könnt-

Konnte er doch.

Zufrieden aalte sich der Kater in das hohe Becken und parkte seine Schnauze direkt unter den silbernen Stock.

Er würde diese edlen Tropfen nicht verschwenden!

Minki und die Salzheringe

Manch einer hat sie schon mal zubereitet: Salzheringe. Fische, die mit Pellkartoffeln, Quark und Salat vorzüglich schmecken! Heutzutage erhält man die schuppigen Tiere ohne Probleme im Tiefkühlfach eines jeden Discounters.

Doch das war nicht immer so.

Vor allem nicht, wenn die Salzheringe die Delikatesse des Abends werden sollten. Dann musste es sich natürlich um die Besten handeln. Der starke Salzgeschmack muss ausgetrieben werden. Jedes Detail wird sorgfältig durchdacht …

So hatte sich Minkis Retter alles genaustens überlegt. Er war der Koch der Familie und lebte mit Frau und Tochter in einer großen Wohnung. Schon oft hatte er die Salzheringe vorbereitet, sodass er seine Methoden bereits perfektioniert hatte:

Spüle putzen. Stöpsel rein. Wasser rein. Fische rein. Ziehen lassen.

Zwei-, dreimal musste das kalte Nass gewechselt werden, damit die Tiere wahrhaftig köstlich auf der Zunge zergehen würden. Sie durften nicht zu viel Salz in sich tragen. Sonst könnte er sie im Anschluss nicht richtig würzen!

Doch dazu sollte es nie kommen.

Im letzten Moment fiel dem Zweibeiner auf, dass die Milch abgelaufen war und dass er besser neue holen sollte.

Damit bahnte sich das Unheil auf weißen Pfoten an.

Leise, obwohl eh keiner mehr da war, schlich sich Minki zur Küchentür. Er hatte beobachtet, wie die Menschen die Klinken betätigt hatten. Hatte sich die Bewegungen abgeguckt. Sie sich für den Notfall eingeprägt.

Für diesen Notfall.

Mit einem Satz öffnete er das Fressenzimmer und sog gierig die verschiedenen Gerüche auf. Düfte, die nie ganz verflogen. Sie erzählten vom Abendessen. Säuselten durch seine Nüstern. Ließen ihn die Salami ausmachen. Den Kühlschrank.

Die Spüle.

Diese Fische dufteten so köstlich. Sie rochen wie der Himmel auf Erden – vorzüglich! Ein Geschenk des Allmächtigen. Sie wären gewiss ein Segen auf seiner Zunge! Seine Nüstern säuselten bereits jetzt schon von einer Geschmacksexplosion. Von einem Traum. Einem Schatz. Einem Wunder!

Es wäre eine schmackhafte Warnung an die Zweibeiner, die ihr Essen fortan hoffentlich zu teilen gedachten.

Elegant sprang Minki auf die Küchenanrichte und stolzierte zur Spüle. Ausgehungert schnupperte er noch einmal die Luft.

Dann stutzte er.

Was sollte er machen, wenn die Zweibeiner zurückkamen, während er am Fressen war? Sie würden ihn sicherlich stören. Sie könnten ihm seine wohl verdiente Beute nehmen.

Das durfte er nicht zulassen!

Neue Entschlossenheit machte sich in ihm breit, als er seinen Plan neu durchdachte. Minki hatte sich ja einen Rückzugsort auserkoren. Eine kleine Nische am anderen Ende der Wohnung. Dort war er bislang nur selten gestört worden. Dort ließen ihn die komischen Zweibeiner meist in Ruhe.

Dort musste er seine Beute verstecken!

Entschlossen packte Minki einen Fisch mit seinen Fängen und zerrte ihn aus dem elenden Nass. Ein ordentlicher Ruck und das tote Tier lag auf dem Küchenboden. Ein paar Sätze und sein Mittag verließ das Fressenzimmer.

Er schleppte es durch die Stube. Durch den Raum daneben. Weiter zu seiner kleinen Nische. Er freute sich! Auf dass er seine Beute genießen könne und-

Minki schluckte seinen Speichel ab und ließ erschrocken den Salzhering fallen. Er leckte sich die Lippen. Schüttelte sich. Trat von dem geschuppten Tier zurück. Versuchte, seine Zunge auszuspucken. Diesen widerlichen Geschmack zu verbannen!

Was sollte das? Wieso schmeckte der Fisch plötzlich so unpässlich? Schlimmer noch als alles, was er je auf der Straße fressen musste! Und dabei war er doch schon direkt vor seinem Versteck …

Angewidert lief der Raubkater zurück in das Fressenzimmer. Er verstand es nicht. Es roch hier doch so wundervoll! Seine Nüstern vergötterten den Duft so liebevoll. Dieser Duft, der ihn den nächsten Fisch aus der Spüle zerren ließ. Und den nächsten. Und die letzten beiden …

Als Minkis Retter endlich wieder nach Hause kam, fand er das geplante Abendmahl auf dem Boden wieder – verteilt über vier Zimmer.

Daneben wartete ein jaulender Kater.

Wie konnte der Zweibeiner auch so herzlos mit den Gefühlen des unschuldigen kleinen Minkis spielen?

Minki und der Weihnachtsbaum

Es ereignete sich zu einer Zeit, in der Minki das erste Mal Schnee sah. Pardon. Für ihn waren es natürlich nur komische, weiße Krümel, die aus dem kalten Himmel segelten und die draußen das Fensterbrett bekleideten.

Der junge Kater starrte sie gebannt an. Er hatte noch keine Worte für diese Flocken. Sie sahen ein wenig wie Papier aus. Aber kleines Papier. Ganz kleine Fetzen. Oder eher Fäden? Wie die, die er aus den Kissen zog?

Wo sie nur herkamen?

Minki sprang fröstelnd vom Fenster weg und marschierte mauzend durch die Wohnung. Er hatte gehört, wie sein Retter vor einer Weile nach Hause gekommen war. Der Zweibeiner hatte dabei seltsame Geräusche gemacht. Als würde er etwas hinter sich her schleifen. Aber der Kater hatte sich nicht weiter darum gekümmert.

Er hatte es nur für Einkäufe gehalten.

Ein Blick in die warme Stube offenbarte jedoch eine andere Wahrheit.

Mitten im Zimmer stand ein Baum. Ein schiefer Baum. Ein Baum mit Nadeln statt Blättern. Seine Äste waren an der Spitze zusammengebunden. Seine Wurzeln fehlten. Als hätte man sie vergessen. Er wirkte irgendwie kränklich. Hager. Falsch.

Vorsichtig schob sich Minki unter den Tisch. Er beobachtete, wie die Frau seines Retters um den Baum lief und mit jedem Schritt neue Anweisungen gab.