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Nachdem Prometheus den Menschen das Geheimnis des Feuers verraten hat, wird er vom Donnergot Zeus in ewige Fesseln geworfen. Doch selbst in Gefangenschaft droht Prometheus dem Donnergott mit einer Prophezeiung: Nur er wisse, durch welchen Verrat Zeus einst von seinem Thron gestoßen werde... Sprachgewaltig und hochdramatisch lässt Aischylos zwei Götter gegeneinander antreten und erschafft so ein Meisterwerk der antiken Tragödienkunst.-
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Seitenzahl: 44
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Aischylos
Übersezt von J. G. Droysen
Saga
Der gefesselte Prometheus
Übersezt von J. G. Droysen
Titel der Originalausgabe: Προμηθεὺς Δεσμώτης
Originalsprache: Altgriechisch
Coverbild/Illustration Shutterstock
Copyright © 1832, 2021 Aischylos und SAGA Egmont
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788728212561
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.
www.sagaegmont.com
Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.
(Felsiges Meeresufer, links die offene See, rechts wildes Geklüft. Von rechts her kommen Hephaistos mit Hammer und Ketten, Kraft und Gewalt, die den Titanen Prometheus gefesselt führen.)
Kratos:
Wir stehn am fernsten Saum der Welt, dem skythischen
Gelände jetzt, in unbetretner Einsamkeit.
Hephaistos, du wirst eingedenk jetzt sein des Amts,
Das dir der Vater übertrug, den Frevler hier
In diamantner Fesseln unlösbarem Netz
Hoch anzuschmieden auf den gipfelsteilen Fels.
Denn deines Kleinods, wunderkünstlichen Feuers, stahl
Er einen Funken, gab ihn preis den Sterblichen.
Den Frevel soll er büßen jetzt den Ewigen,
Auf daß er lerne, sich Kronions Herrentum
Zu fügen, seiner Menschengunst Einhalt zu tun.
Hephaistos:
Gewalt und Kraft, euch beiden hat jetzt Zeus' Gebot
Sein Ziel und Ende, weitres bleibt euch nichts zu tun.
Ich aber selbst, ich zittre, den verwandten Gott
Mit Gewalt zu schmieden an ein unwirtbar Geklüft;
Und dennoch zwingt Notwendigkeit mich, so zu tun;
Des Vater Wort mißachten ist die schwerste Schuld.
Hochsinnger Sohn der rateskundgen Themis, dich
Gezwungnen muß gezwungen ich in Ketten jetzt
Unlösbar schmieden an den menschenöden Fels,
Wo nie Gestalt, nie Stimme eines Menschen dir
Sich naht, vom glühnden Strahl der Sonne dir versengt
Der Glieder blühnde Kraft dahinwelkt, bis ersehnt
Dir dann den Tag einhüllt die buntgewandge Nacht,
Dann fort den Frühreif wieder schmilzt der Sonne Blick.
So stets von jedem Elend, jeder Gegenwart
Wirst du gequält; da ist niemand, der helfen kann.
Den Dank gewinnt dir deine Menschenfreundlichkeit,
Da, Gott du, unbekümmert um der Götter Zorn,
Den Menschen Ehre gönntest mehr, als du gesollt.
Drum wirst du Hüter dieses öden Felsens sein,
Schlaflos, emporgefesselt, ungebeugt das Knie,
Wirst viele Jammerklage, vieles Weh und Ach
Vergebens schrein; denn unerbittlich zürnet Zeus;
's ist hart ein jeder, der in neuer Macht sich sieht.
Kratos:
Auf, auf! Was säumst du und bedauerst ihn umsonst?
Wie, hassest du nicht diesen gottverhaßten Gott,
Der doch den Menschen frevelnd dein Kleinod verriet?
Hephaistos:
Verwandter Ursprung, lange Freundschaft binden stark.
Kratos:
Ich glaub's; doch unfolgsam des Vaters Worten sein,
Wie ist es möglich? Scheust du es nicht um vieles mehr?
Hephaistos:
Stets ohn Erbarmen bist du und voll wildem Trotz!
Kratos:
Es hilft ja doch nichts, Tränen ihm zu weinen; drum
Müh dich umsonst nicht mit so ganz Vergeblichem!
Hephaistos:
O dieser Hände hundertfach verhaßt Gewerb!
Kratos:
Warum verhaßt dir? Denn mit einem Wort: des Grams,
Der jetzt dich drückt, trägt deine Kunst dir keine Schuld.
Hephaistos:
Und doch, o hätte jeder andre sie erlost!
Kratos:
Es ward den Göttern alles, nur nicht Herr zu sein;
Denn frei und Selbstherr nennst du niemand außer Zeus.
Hephaistos:
Ich seh's; entgegen dem zu sprechen hab ich nichts!
Kratos:
Und eilst dich doch nicht, gleich mit Fesseln ihn zu umfahn,
Damit dich säumig nicht der Vater möge sehn?
Hephaistos:
Nun, mir zu Händen sind die Ketten ja schon zu sehn!
Kratos:
Um die Hände leg sie, schmiede sie ihm aus aller Kraft
Mit deinem Hammer, nagle fest sie an den Fels!
Hephaistos:
Schon faßt es; nicht ist meiner Arbeit Werk umsonst!
Kratos:
Schlag's mehr, noch mehr ein! Keil es fest! Laß nirgend nach!
Der weiß sich Rat zu finden, wo's unmöglich scheint.
Hephaistos:
's ist unerlösbar jetzt geschlossen dieser Arm.
Kratos:
So schmiede sicher auch den andern an, damit
Er lernt, vor Zeus sei seine Schlauheit eitel Nichts.
Hephaistos:
Der einzig tadelt, keiner sonst mich noch mit Recht.
Kratos:
Des diamantnen Keiles schonungslosen Zahn,
Hier durch die Brust hin treib ihm den mit aller Kraft!
Hephaistos:
Weh dir, Prometheus! Ach, ich seufz um deinen Schmerz!
Kratos:
Du zögerst nochmals, seufzest um den Feind des Zeus?
Daß nur du selbst nicht um dich selbst einst jammern mußt!
Hephaistos:
Du siehst ein Schauspiel, nicht mit Augen anzuschaun!
Kratos:
Des wohlverdienten Lohns beschieden seh ich ihn.
Auf! Um die Seiten leg ihm an den Eisengurt!
Hephaistos:
Ich muß es tun; befiehl es nicht zum Überdruß!
Kratos:
Jawohl befehlen, an dich treiben obendrein!
Steig nieder, gürte jetzt den Schenkel eisern ein!
Hephaistos:
Und schon geschehn ist's also sonder viele Müh!
Kratos:
Jetzt schlage tüchtig ihm der Kette Stift in den Fuß,
Denn deiner Arbeit Richter ist, du weißt es, streng!
Hephaistos:
Dein Mund, er lärmt, wie's würdig deines Riesenleibs!
Kratos:
Sei du ein Weichling, aber meinen Eigensinn
Und meines Zornes Härte mach mir nicht zur Schuld!
Hephaistos:
So laß uns gehn; fest liegt um ihn das Eisennetz.
Kratos:
Hier trotz und frevle, hier entwend den Göttern ihr
Kleinod und bring es deinen Tagesmenschen! Wie
Vermögen sie dir auszuschöpfen deine Qual?
Falsch heißt Prometheus du der Vorbedächtige