Der Gläubiger - Heinrich Mann - E-Book

Der Gläubiger E-Book

Heinrich Mann

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Beschreibung

In seiner Kurzgeschichte hält Heinrich Mann der Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Spiegel vor. "Der Gläubiger" erzählt über eine junge Liebe, die dem gesellschaftlichen Druck nachgibt und sich den Eltern beugte. Emmy Blasius und Assessor Liban waren in ihrer Jugend ein Paar, doch die Eltern gewährten keine Liebeshochzeit. Für gesellschaftliches Ansehen und Reichtum suchten beide andere Partner, doch Liebe lässt sich nicht so einfach ein- und ausschalten. Wird es den Liebenden gelingen wieder zueinander zu finden oder ist der gesellschaftliche Druck zu stark?-

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Seitenzahl: 24

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Heinrich Mann

Der Gläubiger

 

Saga

Der Gläubiger

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1924, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788726885330

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga Egmont - ein Teil von Egmont, www.egmont.com

Emmy Blasius konnte ihren einzig Geliebten nicht heiraten, denn Assessor Liban hatte nicht genug. Die jungen Leute blieben einig gegen die Eltern, aber wo waren die Stärkeren? Die ganze, stark befestigte Ordnung der Dinge in jenen friedlichen Zeiten sprach für die Eltern. Die Jungen konnten nur machtlos protestieren. Sie konnten das Geschick nur zu erweichen suchen, der Assessor durch besondere Strebsamkeit und dadurch, daß er der Mutter den Hof machte, Emmy noch am besten, wenn sie sich leidend stellte. Übrigens kam man herunter mit den Nerven, heimlich verloht seit Jahren und immer umhergeworfen zwischen Hoffnungen und ihrer Vernichtung. Vor der großen Abendgesellschaft bei Geheimrat Blasius, gegen Ende der Saison, traf Liban den jungen Bruder Emmys auf der Straße, hielt ihn an und drang in ihn: »Wen werde ich zu Tisch führen?« Der Gymnasiast lächelte wichtig. Er wisse es. »Sag es mir! Du bekommst etwas geschenkt.« – »Was denn?« Ausführlicher Handel. Endlich: »Wen führe ich also?« – »Die Musiklehrerin.« Worauf Liban schroff wegging. Emmy aber saß am Abend neben Doktor Schatz, einem alternden Afrikaner, der Geld hatte. Jammervolle Blicke über die lange Festtafel, zwischen den weit getrennten Liebenden. Dabei fächelte Emmy sich, um ihrem Tischherrn ihre nette runde Hand zu zeigen, und Assessor Liban dort unten brachte die Klavierlehrerin zum Lachen. Umsonst die lange Geduld, die vielen Kunstgriffe, alle ihre Träume, die ganze Pein. Wozu hatten schon Backfisch und Schüler einander gern gehabt. Wozu beim Eislauf jene mit gestohlenem Taschengeld bezahlten Pfannkuchen, der Schwur ewiger Trene, bevor er auf die Universität ging. Bis zu seiner Rückkehr fiel beiderseitig manches vor, aber das erwähnten sie nicht. Kleine Treubrüche des Gefühls, oder selbst andere, zählten nicht für ein Liebespaar, das die Aufgabe hatte, Widerständen zu trotzen und das Ideal zu verkörpern.