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Seitenzahl: 116
Heinrich Mann
Lektüreschlüssel XL für Schülerinnen und Schüler
Von Theodor Pelster
Reclam
Dieser Lektüreschlüssel bezieht sich auf folgende Textausgabe:
Heinrich Mann: Der Untertan. Roman. Hrsg. von Werner Bellmann. Nachw. von Andrea Bartl. Stuttgart: Reclam, 2021. (Reclams Universal-Bibliothek 19360.)
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Lektüreschlüssel XL | Nr. 15536
2021 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Made in Germany 2021
RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
ISBN978-3-15-961903-3
ISBN der Buchausgabe 978-3-15-015536-3
www.reclam.de
1. Schnelleinstieg
2. Inhaltsangabe
3. Figuren
Kaiser Wilhelm II. als Romanfigur
Diederich Heßling
Guste Heßling, geborene Daimchen
Der alte Buck
Wolfgang Buck
Napoleon Fischer
Sötbier
4. Form und literarische Technik
Gattung: Der Untertan als Zeitroman und historischer Roman
Schauplätze
Der Erzähler
Die Hauptfigur und ihr Vorbild: Repräsentanten des Obrigkeitsstaats
Der Untertan – ein ironisch-satirischer Roman
5. Quellen und Kontexte
Entstehungsgeschichte
Der historische Kontext der Romanhandlung
6. Interpretationsansätze
Obrigkeitsstaat und Untertanenmentalität
Diederich Heßling und die »kalte Macht«
Heßling als Spiegelbild und Karikatur des Kaisers
Der Majestätsbeleidigungsprozess und die Denkmalenthüllung
»Theater« und »Schauspieler« als Metaphern
7. Autor und Zeit
Biografie
Werke
8. Rezeption
9. Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen
Aufgabe 1: Analyse und Interpretation von Textausschnitten
Aufgabe 2: Analyse und Interpretation von Schlüsselstellen unter Einbeziehung von weiterem Material
Aufgabe 3: Analyse und ausführliche Interpretation: Die Denkmalenthüllung
Aufgabe 4: Problemerörterung auf der Grundlage eines Textes
10. Literaturhinweise/Medienempfehlungen
Textausgaben
Biografien
Zur weiterführenden historischen Information
Interpretationen
Verfilmung
11. Zentrale Begriffe und Definitionen
Der Untertan ist Heinrich Manns zehnter Roman. Er erschien Die Erstausgabeerstmals vollständig in der heute maßgeblichen Form in einer Auflage von 100 000 Exemplaren im Dezember 1918 – also kurz nach dem Ersten Weltkrieg, als der Krieg für die Deutschen verloren war und als Wilhelm II., der letzte deutsche Kaiser, abgedankt hatte und bereits im Exil lebte.
Auch jene Romane, die der Autor vorher veröffentlicht hatte, waren schon gesellschaftskritisch ausgerichtet. Zu ihnen gehört der 1905 erschienene Roman Professor Unrat oder Das Ende eines Tyrannen. In ihm werden auf satirische Weise die Entgleisungen eines Gymnasiallehrers namens Rat und das Abgleiten der bürgerlichen Gesellschaft insgesamt ins Chaos thematisiert. Der Roman hatte eine nachhaltige Wirkung – auch durch die kongeniale Verfilmung mit dem reißerischen Titel Der blaue Engel, der die Hauptdarstellerin Marlene Dietrich zum Weltstar machte.
In seinen Anfängen durchaus nationalistisch und explizit antisemitisch eingestellt, wurde Heinrich Mann bekannt und erfolgreich, als er in einer radikalen Wende aus seiner Heinrich Mann, ein Weltbürgerweltbürgerlichen Gesinnung und seiner Sympathie für die französische Literatur und Kultur keinen Hehl mehr machte. Er schätzte die Ideen der Französischen Revolution, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, mehr als die in der deutschen Monarchie verordnete Kaisertreue. Er verachtete nicht nur Tyrannen wie die von ihm entworfene Figur des Gymnasiallehrers Rat, sondern stellte alle angemaßte Macht, die festgefügte Monarchie und die autoritäre und militaristische gesellschaftliche Struktur in Frage – und machte sich damit nicht nur Freunde. Heinrich Manns Roman Der Untertan konnte erst erscheinen, als am Ende des Ersten Weltkriegs die Monarchie abgeschafft war und die Republik sich durchzusetzen begann – in einer Zeit der Krise und des Neuanfangs.
In einer Buchbesprechung aus dem Jahr 1919 wird der Inhalt des Romans so zusammengefasst: »Entwicklungsroman?Diederich Heßling, Sohn eines kleinen Papierfabrikanten, wächst auf, studiert und geht zu den Korpsstudenten, dient und geht zu den Drückebergern, macht seinen Doktor, übernimmt die väterliche Fabrik, heiratet reich und zeugt Kinder.«1 Dem Leser dieser Rezension wird das Buch als »ein Stück Lebensgeschichte eines Deutschen«2 vorgestellt – als eine Art Entwicklungs- oder Bildungsroman eines jungen Mannes aus bürgerlicher Familie. Aber: Es ist mehr.
Der Roman ist, wie der bekannte Rezensent Kurt Tucholsky warnt, »ein Ein »gefährliches Buch«?gefährliches Buch«.3 Die Gefahr geht vom Bezug der Handlung und der Figuren zur außertextlichen gesellschaftlichen und politischen Situation aus: Diederich Heßling, die Hauptfigur des Romans, ist als Typ seiner Zeit, als repräsentative Figur einer Epoche der deutschen Geschichte konzipiert – der sogenannten Wilhelminischen Zeit –, an der der Roman mit Hilfe der Ironie Kritik übt. In Diederich Heßling soll der Leser das Spiegelbild Wilhelms II. sehen, des letzten deutschen Kaisers, der Deutschland »herrlichen Tagen«4 entgegenführen wollte, der tatsächlich jedoch dieses Reich in den Ersten Weltkrieg und damit in die Vorphase des weiteren Untergangs führte. Damit aber wird der Roman zum engagierten und kritischen ZeitromanZeit- und Gesellschaftsroman.
Der Autor Heinrich Mann, der diesen Roman in den Jahren 1904 bis 1914 entwarf und vollendete, nimmt die Themen seiner Zeit auf, um seinen Lesern die »zeitgeschichtliche Wirklichkeit«5 vor Augen zu halten. Geprägt war diese Epoche einerseits durch den herrschenden Kaiser Wilhelm II., die höchste Autorität im Reich, und andererseits durch jenen Typ des ›Untertans‹, der dem Roman den Titel gab, der in sich »sklavisches Unterordnungsgefühl und sklavisches Herrschaftsgelüst«6 vereinigt und so das Bild der Epoche vervollständigt. Dem Zeitroman geht es nicht so sehr um einzelne historische Ereignisse; er will vielmehr »ein nicht nur gesellschaftlich, sondern auch geistig und kulturell, politisch und ökonomisch stimmiges Panorama [seiner] Zeit geben«.7 In dieses Bild sind sowohl Kritik als auch Appell eingearbeitet.
Als Zeitroman ist das Werk auf den zeitgenössischen Leser ausgerichtet, der die dargestellte Wirklichkeit mit seinem Wissen und seinen Erfahrungen vergleichen kann und der Anspielungen auf Ereignisse, die er miterlebt hat, und auf Personen, die er direkt oder indirekt kennengelernt hat, versteht. Für die nächstfolgenden Lesergenerationen wird der Zeitroman jedoch zum Historischer Romanhistorischen Roman oder sogar zum historischen Dokument. Daraus ergibt sich einerseits das Problem, dass einst aktuelle Bezüge nicht mehr erfasst werden, und andererseits die vielleicht größere Gefahr, dass die im Roman vorgestellte Wirklichkeit als tatsächliche Wirklichkeit angesehen wird. Ein objektives Bild – eine in sich widersprüchliche Formulierung – kann und will der Roman aber nicht geben.
Im Gegenteil: Wie jede sozialkritisch engagierte Dichtung bezieht der Roman Heinrich Manns Stellung, kritisiert, urteilt, legt Maßstäbe für individuelles und politisches Handeln an, die nicht selbstverständlich sind, für deren Akzeptanz geworben und gestritten werden muss. Er greift an, verspottet, macht lächerlich, d. h., er bedient sich satirischer Mittel, um das Fehlverhalten von Personen und Institutionen bloßzustellen und um Einzelpersonen, Gruppen und Gesellschaftsschichten zu attackieren.
Als der Vorabdruck des Romans in der Wochenzeitschrift Zeit im Bild am 1. Januar 1914 begann, war der Untertan als ein »satyrische[r] Zeitroman[]« angekündigt worden, in dem »[s]charfe Kritik und beißende »Satyre«!Satyre […] vor nichts zurück[schrecken].«8 Gerade deshalb war der Abdruck zu Beginn des Krieges unterbrochen worden.
Für den heutigen Leser bilden die satirischen Elemente des Romans einen besonderen Reiz. Auch wenn er den Anlass für die satirische Attacke nicht unbedingt kennt, genießt er den »Gebrauch von Spott, Sarkasmus, Ironie usw., um Laster und Torheiten bloßzustellen, anzugreifen oder der Verachtung preiszugeben«.9
Dieser Spott trifft zunächst den autoritär regierenden Kaiser und den sich lächerlich gebärdenden Untertan Diederich Heßling. Im Nachhinein kann man den Roman aber auch als eine vorweggenommene Kritik am autoritären nationalsozialistischen Führerstaat und an der Gesellschaft, die ihn ermöglichte, deuten und verstehen.
Die kritische Lektüre des Romans mag Anlass sein, über Bedingungen und Möglichkeiten des Zusammenlebens von Menschen im Staat nachzudenken – auch über die Rolle, die dem Einzelnen im Zusammenspiel mit seinen Mitmenschen aufgegeben ist.
Abb. 1: Übersicht über die Struktur des Romans
Der Roman Der Untertan behandelt schwerpunktmäßig den Zeitraum von 1890 bis 1897 und spielt in der fiktiven preußischen Kleinstadt Netzig, in der Hauptstadt Berlin, in Zürich und in Rom.
1. Diederich Heßling, »ein weiches Kind, das am liebsten träumte, sich vor allem fürchtete und viel an den Ohren litt« (S. 7), verlebt seine Heßlings KindheitKindheit in der Kleinstadt Netzig. Der Vater ist Fabrikbesitzer. Er hat in dem wirtschaftlichen Aufwind, den das Land nach den Kriegen gegen Österreich und Frankreich erfahren hatte, eine »Papiermaschine« und eine »Schneidemaschine« gekauft – einen sogenannten »Holländer« (S. 8) –, kann jetzt also alte »Lumpen« (S. 8) zerkleinern und daraus Bogen Papier herstellen.
Den Vater achtet und fürchtet der Sohn, während er für die ängstliche Mutter keine Achtung übrighat. In der Schule begegnet ihm »die kalte Macht« (S. 11), an der er leidet, die er aber auch verehrt und die er mit allen Mitteln für sich erstrebt.
Mit der Abiturreife verlässt Diederich die Schule und wechselt zur Studium und VerbindungUniversität Berlin. Dort fühlt er sich zunächst verloren, findet vorübergehend Kontakt zu der Familie des Zellulosefabrikanten Göppel, der ebenfalls aus Netzig stammt, lebt aber erst auf, als er in einer schlagenden Verbindung, der Neuteutonia, zunächst Gast, dann Mitglied wird.
Von der Mutter wird er nach Hause gerufen, als der Vater im Sterben liegt. Aus dem Testament geht hervor, dass Diederich »neben dem alten Buchhalter Sötbier zum Vormund seiner beiden Schwestern bestimmt« (S. 49) ist. Von Sötbier wird er über die Geschäftslage des Unternehmens informiert, ehe er nach Berlin zurückgeht, um das Studium mit einer Promotion im Fach Chemie abzuschließen.
Durch Beziehungen gelingt es ihm, die Militärpflichtzeit abzukürzen. In den »naßkalten Februartagen des Jahres 1892« (S. 62) gerät Diederich in Arbeiterdemonstrationen, steht plötzlich völlig überrascht in der Prachtstraße »Unter den Linden« vor dem Erste Begegnung mit dem KaiserKaiser, der ihn »vom Pferd herunter [an]blitzte«, so dass er, Diederich, sich »mit Wucht in einen Tümpel« (S. 69) setzt: »Da lachte der Kaiser. Der Mensch war ein […] Untertan« (S. 69), wie er ihn gerne sah.
2. Noch überwältigt von der Begegnung mit dem Kaiser, erkennt er auf einer Parkbank Agnes Göppel, die von der Menge mitgerissen wurde, sich nun gern von Diederich begleiten lässt und ihn dazu einlädt, die Sonntagsbesuche bei ihrer Familie wieder aufzunehmen. Eine Eine LiebesbeziehungLiebesbeziehung entwickelt sich – von der Familie Göppel zunächst nicht erkannt, von Diederich zunehmend als gefährlich angesehen und von seiner Seite am Ende brutal abgebrochen.
In den Tagen der Examensvorbereitung erhält Diederich Besuch von Wolfgang Buck, der ebenfalls aus Netzig stammt, in Berlin Jura studiert, sich aber mehr für das Theater und die Schauspielerei interessiert.
Nach Studienabschluss in Berlinbestandener »Doktorprüfung«, einem letzten »Frühschoppen, der bis gegen Abend dauerte« (S. 103), und nach einer kaltblütigen Zurückweisung von Vater Göppel, der an Diederichs Pflichten gegenüber seiner Tochter Agnes erinnert, lässt er sich von »Hoffriseur Haby« (S. 109) der Mode der Zeit entsprechend zurechtstutzen. Zumindest im Äußeren versteht sich Heßling so dem Kaiser anzugleichen. Über den nach Netzig zurückkehrenden Diederich Heßling heißt es: »Die Korporation, der Waffendienst und die Luft des Imperialismus hatten ihn erzogen und tauglich gemacht« (S. 109).
3. Im Zug begegnet Diederich Guste Daimchen, die sich als Verlobte Wolfgang Bucks vorstellt und von der man in Netzig weiß, dass sie reich geerbt hat.
Zu Hause spielt Diederich sofort die Rolle »als wirkliches Haupt der Familienoberhaupt und FirmenchefFamilie« (S. 114); in der Fabrik versammelt er die gesamte Belegschaft, erklärt den neuen »Kurs«: »Einer ist hier der Herr, und das bin ich« (S. 115), und trifft erste Anordnungen, vor deren Konsequenzen der erfahrene Buchhalter Sötbier vergeblich warnt.
Später macht Diederich seine Antrittsbesuche bei dem hoch angesehenen alten Herrn Buck, Mitglied im Magistrat und Vater von Wolfgang Buck, bei dem Bürgermeister Scheffelweis, der gerade mit Herrn »Assessor Jadassohn von der Staatsanwaltschaft« (S. 133) konferiert, und bei Pastor Zillich.
Als Jadassohn, der Pastor und Diederich in einer Gastwirtschaft nahe dem Regierungsgebäude des Bezirkskommandos einen »Dämmerschoppen« (S. 150) nehmen, fällt ein Schuss: Der wachhabende Soldat hat einen Arbeiter, von dem er sich – so nimmt man an – provoziert fühlte und der am Morgen aus Heßlings Fabrik entlassen worden war, erschossen. Der hinzugekommene Arzt Doktor Heuteufel, der nur den Der Tod eines ArbeitersTod des Arbeiters feststellen kann, missbilligt das vorschnelle Handeln des Soldaten, während Heßling darin »etwas direkt Großartiges, sozusagen Majestätisches« (S. 158) sieht. Die Meinungen stoßen hart aufeinander. In der Auseinandersetzung provoziert Heßling den Fabrikbesitzer Lauer zu der Äußerung, dass auch das Fürstenhaus der Hohenzollern »verjudet« (S. 160) sei. Diese Behauptung scheint den Tatbestand der Majestätsbeleidigung zu erfüllen. Jadassohn wird Anklage erheben, Heßling soll als Zeuge auftreten. Stark alkoholisiert, beschließen die Kaisertreuen, dem Kaiser eine Depesche an den KaiserErgebenheitsdepesche zu senden, und Diederich entwirft zusätzlich ein Telegramm, mit dem der Kaiser angeblich höchstpersönlich den Todesschützen belobigt. Beide Texte spielen sie dem Redakteur Nothgroschen zu, der dafür sorgt, dass sie in der »Netziger Zeitung« erscheinen.
4. Vorübergehend gerät Heßling dadurch in Schwierigkeiten, dass er eine in Auftrag gegebene Maschine nicht bezahlen kann. Auch die Stimmung in der Stadt und in der eigenen Familie ist ihm nicht günstig. Mit Sorge sieht er dem Prozess wegen der provozierten »Skandalaffäre« (S. 194) entgegen, in dem Wolfgang Buck die Rolle der Verteidigung von Fabrikant Lauer übernehmen wird.
Die Wendung zum Besseren tritt ein, als das in die Zeitung lancierte Telegramm von Berlin aus bestätigt wird, der Vertreter der Maschinenfabrik, Herr Kienast, die schon gelieferte Maschine zu günstigen Bedingungen zurücknimmt und gleichzeitig Magda Heßling, der Schwester Diederichs, einen Heiratsantrag macht.
Im Der Prozess gegen LauerProzess stoßen dann Heßling und der redegewandte Wolfgang Buck aufeinander. Für kurze Zeit scheint die Sache unentschieden zu stehen; dann wird das Urteil über Lauer gesprochen: »[S]echs Monate Gefängnis« und Verlust »der vom Angeklagten bekleideten öffentlichen Ämter« (S. 265). Damit ist der Fabrikant, ein Konkurrent Heßlings, erledigt. Die Zeitung berichtet: »Aus einem unter den größten persönlichen Opfern geführten Kampf sei Diederich als lauterer, echt deutscher Charakter hervorgegangen« (S. 269).
5. Das gestiegene Ansehen der Familie Heßling kommt auch darin zum Ausdruck, dass Diederichs Schwestern Magda und Emmi eingeladen werden, Rollen in dem von der Frau des Regierungspräsidenten von Wulckow verfassten Stück »Die heimliche Gräfin« zu übernehmen, das beim »nächsten Fest der ›Harmonie‹« (S. 271) aufgeführt werden soll. Der Regierungspräsident von Wulckow sieht in Diederich den kaisertreuen Mann, den er bei Gelegenheit gebrauchen kann.
Von Diederich angezettelt, verbreitet sich in Netzig das Gerücht, dass Guste eine voreheliche Tochter des alten Buck und ihr Verlobter Wolfgang Buck somit zugleich ihr Halbbruder sei, und man wittert einen weiteren Skandal. Doch Wolfgang Buck wollte ohnehin zurück zu seinen Schauspielern in Berlin und die Verlobung lösen. Er überlässt