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In dem ihr eigenen hinreißenden Duktus schreibt Lucie Panzer kurze Geschichten zur Reformation und zu Martin Luther. Dabei stellt sie aktuelle, alltagspraktische Fragen. Lucie Panzers Texte basieren auf ihren eigenen Lebens- und Glaubenserfahrungen. In drei Kapiteln bringt sie auf den Punkt, warum für lutherische evangelische Christen "der Herr Jesus" Anfang und Mittelpunkt des Glaubens ist und wie Martin Luther dabei im Alltag zur Geltung kommt. • Der Herr Jesus ist Ausgangspunkt des ersten Kapitels. • Im zweiten Kapitel stehen Dr. Martin Luther und seine Zeit im Fokus. • Im dritten Kapitel geht Lucie Panzer ganz konkret auf die Gegenwart ein. • Allen Beiträgen gemeinsam ist jeweils ein Luther-Zitat als Kernbotschaft. Einzigartig ist dieses Buch zu Martin Luther dank der persönlich gefärbten Texte der beliebten Autorin. Hier wird der moderne Mensch angesprochen, mit all seinen Gedanken, seinen eigenen Erfahrungen, mit seinen Stärken und Schwächen im Hier und Jetzt und Heute.
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Seitenzahl: 145
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LUCIE PANZER
Wie ich Martin Luther verstehe
Der Herr Jesus,
Dr. Martin
und ich
Für Fabian, Marius, Antonia und Clemens
Vorwort
Der Herr Jesus
Gibt es Gott?
Komm, Herr Jesus
Wie stellen Sie sich Gott vor?
Gott ist da
Nicht erschrecken!
Verantwortung
Das Gerede der Leute
Tod und Teufel
Segenszeichen
Ganz unten
Interessant
Dr. Martin
Thesen
Gespräch
Martinstag
Entscheidungshilfe
Übersetzen und verstehen
Kurz und knapp
Merk-würdig
Bibelkritik
Bibelglaube?
Selber denken!
Musik
Mitten im Alltag
Rat geben
Beten?
Die Kraft der Bilder
Das Apfelbäumchen
Luther und die Juden
Luther und die Nazis
Bettler
… und ich
Herausforderung
Ablästern
Schlechte Laune
Viel zu tun
Warum lügen Menschen?
Schuld
Nicht kleinlich
Mensch bleiben
Liebenswert
Zuversicht
Vergnügt
Gönnen Sie sich was
Sich bekreuzigen
Standpunkte
Preissteigerungen
Glaube und Toleranz
Zinsen
Krieg
Wochenende
Gottesdienst
Ostern
Alles Heilige
Jeden Morgen
Anmerkungen
Solange ich denken kann, war mir der Glaube etwas sehr Alltägliches. Obwohl, angefangen hat es genau genommen am Sonntag. Da hatten meine Eltern Zeit und es wurde vor dem Mittagessen gebetet: »Komm Herr Jesus, sei Du unser Gast, und segne, was Du uns bescheret hast.« Mir kam das damals gar nicht merkwürdig vor, dass man ihn nie zu sehen gekriegt hat, den Herrn Jesus. Kinder haben mit unsichtbaren Freunden keine großen Schwierigkeiten, die gehören zu ihrer Vorstellungswelt.
Der Herr Jesus hatte uns also irgendwie das gute Essen gegeben und würde es segnen (vgl. S. 14). Segnen habe ich damals natürlich noch nicht so richtig verstanden. Aber es klang gut, so, als ob es noch besser werden würde. Er war wahrscheinlich der, der dafür sorgen würde, dass man »groß und stark« wird vom Mittagessen. So habe ich mir sein Wirken jedenfalls vorgestellt. Und so falsch kommt mir das auch heute noch nicht vor: Segnen heißt doch, dass Gott dafür sorgt, dass etwas Gutes aus dem wird, was geschieht. Damals habe ich gemeint, dafür sei der Herr Jesus zuständig. Und ich fand das nett von ihm.
Und abends hat meine Mutter mit uns Kindern gebetet: »Vater, lass die Augen dein über meinem Bette sein.« Das fand ich sehr beruhigend. Im Dunkeln hatte ich immer ein bisschen Angst, und dass Gott über mich wacht, sogar wenn es ganz dunkel war und die Eltern weit weg im Wohnzimmer: das hat mir geholfen, einzuschlafen.
So habe ich angefangen zu glauben, oder, wie ich eigentlich lieber sage: auf Gott zu vertrauen. Ich finde bis heute: Mit dem Beten fängt das Glauben an. Und wer seinen Kindern helfen möchte, auf Gott zu vertrauen und zuversichtlich zu leben, der sollte mit ihnen beten.
Ähnlich beiläufig habe ich später den Dr. Martin kennen gelernt. In der Kirche in meinem Heimatort gab es ein rundes Medaillon in einem der Kirchenfenster. Wenn Kinderkirche war, konnte man die in Ruhe betrachten. Das Medaillon zeigte einen kräftigen Mann im Talar, wie ihn unser Pastor hatte. Und auf der einen Seite stand: »Dr. Martin«. Dass der Nachname »Luther«, der auf der anderen Seite des Porträts stand, dazugehörte, das habe ich erst später wahrgenommen. Zunächst war der Mann auf dem Bild für mich Dr. Martin – so wie Dr. Jürgens, der Arzt in unserem Ort.
Später habe ich mehr in Erfahrung gebracht über Jesus und auch über Martin Luther. Aber die vertrauten Namen aus meiner Kindheit, die sind mir geblieben. Ein bisschen ironisch manchmal, meistens ziemlich respektvoll habe ich sie weiter benutzt – jedenfalls für mich persönlich und den Alltagsgebrauch. Manche Kollegen wundern sich, wenn ich noch heute manchmal vom »Herrn Jesus« rede und was der denn wohl dazu meint. Deshalb sind mir »der Herr Jesus« und »Dr. Martin« sofort eingefallen, als ich angefangen habe, über dieses Büchlein zum Reformationsjubiläum nachzudenken.
In einem gehören die beiden für mich nämlich bis heute ganz eng zusammen. Sie haben den Glauben in den Alltag hineingeholt, für die einfachen Leute. Jesus hat mit den Menschen vor ihren Häusern gesprochen, mit den Fischern am See, mit den Kaufleuten und den Hausfrauen. Denen hat er gesagt: »Das Reich Gottes ist mitten unter euch,« wenn ihr euch an dem orientiert, was ich sage. Und Luther hat die Bibel übersetzt für »die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gasse, den einfachen Mann auf dem Markt«. Denen wollte er auf das Maul sehen, damit sie verstehen, was die Bibel von Jesus Christus erzählt. Für Jesus und für Luther war das Gottvertrauen keine Spezialistensache für besonders dafür talentierte Menschen. Die Bibel war deshalb für Luther auch »nicht Lesewort, … sondern Lebewort …, nicht zum Spekulieren und Grübeln, sondern zum Leben und Tun« (vgl S. 9).
Das leuchtet mir ein bis heute. Und es tut mir gut, mich an diesem »Lebewort« zu orientieren. Auch für die Fragen meines Lebens finde ich darin immer wieder Anregungen und Anstöße. Ich empfinde das manchmal als so eine Art Lebensgemeinschaft: »Der Herr Jesus, Dr. Martin und ich«. Davon handelt dieses Buch.
Stuttgart, im September 2014
Über Gott kann man stundenlang diskutieren. Gibt es ihn oder nicht ? Gibt es Beweise für seine Existenz ? Manche sagen: Dass die Natur wohl geordnet ist, dass nach dem Winter wieder alles von Neuem blüht und grünt, dass Kinder geboren werden, das ist doch ein Beweis für Gottes Existenz. Andere fragen: Und was ist mit denen, die verhungern und verdursten, was ist mit den Kindern, die krank auf die Welt kommen, mit denen, um die sich niemand kümmert ? Das alles zeigt doch, dass es keinen Gott gibt, der es gut meint mit der Welt und den Menschen. Und wenn es einen gibt, der so viel Schreckliches zulässt – dann ist er jedenfalls nicht barmherzig. Dann will ich nicht an ihn glauben.
Wir Christen glauben: Gott hat sich gezeigt. Nicht in den Wunderwerken der Natur, auch nicht in den schrecklichen Unglücken, die manche für eine Strafe halten. Gott hat sich in einem Menschen gezeigt. In Jesus Christus. In ihm ist Gott zur Welt gekommen. Damit Menschen sich ein Bild von ihm machen können.
Ich halte mich deshalb an Jesus Christus. Durch ihn hat Gott gezeigt hat, wie er ist und was er gut und richtig findet. Ich glaube, dass Gott sich in diesem Jesus Christus, in einem Juden aus einem Provinznest in Palästina, in einem, der nicht viel geworden ist in seinem Leben, einem, der am Schluss der Gewalt zum Opfer fiel – ich glaube, dass Gott sich gerade und ausgerechnet in diesem Menschen gezeigt hat.
Und für mich heißt das: Nicht nur, wo es schön, festlich, feierlich, gut und heil ist – nicht nur da ist Gott. Auch wo es gar nicht gut läuft, auch da, wo alles schiefgegangen ist, auch da, wo ich ganz unten bin statt möglichst weit oben – auch da kann ich mit Gott rechnen. Mit diesem Jesus hat sich Gott zu denen gestellt, denen es schlecht geht. Auch wenn sie sich manchmal ganz schön allein fühlen – von Gott verlassen sind sie nicht.
Martin Luther hat als Zusammenfassung des christlichen Glaubensbekenntnisses formuliert:
»Wir könnten, wie oben erklärt, nimmermehr dazu kommen, des Vaters Huld und Gnade zu erkennen, ohne durch den Herrn Christus. Er ist ein Spiegel des väterlichen Herzens; ohne ihn würden wir nichts als einen zornigen und schrecklichen Richter sehen.«1
Zur Zeit Jesu dachten die Menschen, Gott sei nur bei denen, die alles richtig machen und denen es gut geht. Und die anderen, die haben es nicht verdient, dass Gott sich um sie kümmert. Oder sie erleben die gerechte Strafe Gottes für ihre Verfehlungen. Ich glaube, dass heute noch viele Leute so denken – ich manchmal auch.
Durch Jesus aber hat sich Gott zu denen gestellt, denen es schlecht geht, und zu denen, die Fehler gemacht haben. Jesus hat gezeigt: Von Gott verlassen sind sie nicht. Mit Jesus stand Gott auch nicht auf der Seite der Rechthaber, die immer alles richtig machen. Er stand und er steht aber bei denen, die die Kraft finden, neu anzufangen.
Auch das ist kein Beweis für Gottes Existenz, ich weiß. Aber meine Erfahrung ist: Wenn ich mich darauf einlasse und versuche, mich darauf zu verlassen, dann kann der Glaube wachsen.
Den Herrn Jesus habe ich beim Tischgebet kennengelernt. Bei meinen Eltern wurde am Sonntag vor dem Mittagessen gebetet: »Komm, Herr Jesus, sei Du unser Gast, und segne, was du uns bescheret hast.« So richtig verstanden habe ich das natürlich nicht. Aber es klang gut: Der Herr Jesus hatte uns irgendwie das gute Essen gegeben und würde es segnen. Segnen klang auch gut, so, als ob es noch besser werden würde. Er war wahrscheinlich der, der dafür sorgen würde, dass man »groß und stark« wird vom Mittagessen. So habe ich mir sein Wirken jedenfalls vorgestellt. Und so falsch kommt mir das auch heute noch nicht vor: Segnen heißt doch, dass Gott dafür sorgt, dass etwas Gutes aus dem wird, was geschieht.
Damals habe ich gemeint, dafür sei der Herr Jesus zuständig. Und ich fand das nett von ihm.
In der Kinderkirche bin ich dem Herrn Jesus wieder begegnet. »Liebster Jesus, wir sind hier, dich und dein Wort anzuhören …« haben wir immer zu Beginn gesungen. Zuerst habe ich wohl gemeint, der Herr Jesus, das sei der Pastor (so hat man bei uns im Weserbergland gesagt), der vorne am Altar stand und uns freundlich angelächelt hat, wenn wir das gesungen haben. Mit der Zeit habe ich dann begriffen, dass der Herr Jesus der war, von dem in der Kinderkirche erzählt wurde. Bilder von ihm waren an vielen Stellen zu sehen. Die auf den Kirchenfenstern haben mir besonders gefallen. Die konnte man anschauen, wenn es langweilig wurde im Kindergottesdienst. »Herr Jesus« hielt ich dann für eine höfliche Anrede, so wie Herr Meier oder Herr Pastor. Dass der Herr Jesus gestorben und auferstanden war und jetzt irgendwie unsichtbar auf mich schaute, das fand ich nicht weiter verwunderlich.
Jahre später im Konfirmandenunterricht habe ich dann die Erklärung Martin Luthers zum zweiten Artikel des Glaubensbekenntnisses gelernt:
»Ich glaube, dass Jesus Christus, wahrhaftiger Gott, vom Vater in Ewigkeit geboren, und auch wahrhaftiger Mensch, von der Jungfrau Maria geboren, sei mein Herr …«2
Das fand ich dann richtig gut, obwohl ich auch da natürlich nicht alles wirklich verstanden habe. Aber dass ich einen Herrn habe, der nach den Geschichten, die von ihm erzählt wurden, doch ganz okay schien, das fand ich prima. Gerade in der Konfirmandenzeit. Jesus ist mein Herr, nicht der Pastor, nicht meine Eltern, nicht die Lehrer – das klang irgendwie befreiend. Und als ich – wohl auch im Konfirmandenunterricht – die Frage Martin Niemöllers kennenlernte: »Was würde Jesus dazu sagen?«, da war der Herr Jesus mein Freiheitsheld. »Was würde Jesus dazu sagen?«, mit dieser Frage konnte man die Erwachsenen in der Regel sprachlos machen, wenn man Einwände gegen ihre Regeln und Maßstäbe hatte.
Deshalb ist »der Herr Jesus« für mich bis heute eine liebevolle Redeweise, die ich ab und zu verwende, wenn ich mich an die Anfänge und Grundlagen meines Glaubens erinnern will. Natürlich weiß ich inzwischen, dass »Herr« nicht Höflichkeit ist, sondern eine uralte Anrede für Gott. Aber das trifft es ja auch irgendwie. Und mir ist der Herr Jesus einfach ans Herz gewachsen.
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