Der Herrgottschnitzer von Ammergau - Ludwig Ganghofer - E-Book

Der Herrgottschnitzer von Ammergau E-Book

Ludwig Ganghofer

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Beschreibung

Ein Volksschauspiel in 5 Aufzügen. Ludwig Ganghofer war ein bayerischer Schriftsteller, der durch seine Heimatromane und Schauspiele bekannt geworden ist.

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Der Herrgottschnitzer von Ammergau

Ludwig Ganghofer

Inhalt:

Ludwig Ganghofer – Biografie und Bibliografie

Der Herrgottschnitzer von Ammergau

Personen.

I. Aufzug.

II. Aufzug.

III. Aufzug.

IV. Aufzug.

V. Aufzug.

Der Herrgottschnitzer von Ammergau, Ludwig Ganghofer

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN:9783849614638

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Ludwig Ganghofer – Biografie und Bibliografie

Dichter und Schriftsteller, Sohn des August Ganghofer, geb. 7. Juli 1855 in Kaufbeuren, wandte sich erst der Maschinentechnik zu, betrieb dann in Würzburg, München und Berlin philosophische, naturwissenschaftliche und philologische Studien und widmete sich, nachdem er 1879 in Leipzig promoviert worden war, ausschließlich literarischer Tätigkeit. Er lebt in München. G. errang seine ersten Erfolge als Dramatiker durch die für die Wandertruppe der Münchener Dialektschauspieler gemeinsam mit Hans Neuert geschriebenen Volksstücke: »Der Herrgottschnitzer von Ammergau« (Augsb. 1880; 10. Aufl., Stuttg. 1901), »Der Prozeßhansl« (Stuttg. 1881, 4. Aufl. 1884) und »Der Geigenmacher von Mittenwald« (das. 1884, neue Bearbeitung 1900). Später folgten das gemeinsam mit Marco Brociner geschriebene Trauerspiel: »Die Hochzeit von Valeni« (Stuttg. 1889,.3. Aufl. 1903), die Schauspiele »Die Falle« (das. 1891), »Auf der Höhe« (das. 1892) und das ländliche Drama »Der heilige Rat« (das. 1901). Einen großen Leserkreis erwarb sich G. durch sein frisches Erzählertalent, insbes. mit seinen Hochlandsgeschichten. Wir nennen davon die meist in einer Reihe von Auflagen erschienenen Werke: »Der Jäger von Fall« (Stuttg. 1882), »Almer und Jägerleut« (das. 1885), »Edelweißkönig« (das. 1886, 2 Bde.), »Oberland« (das. 1887), »Der Unfried« (das. 1888), »Die Fackeljungfrau« (das. 1893), »Doppelte Wahrheit« (das. 1893), »Rachele Scarpa« (das. 1898), »Tarantella« (das. 1898), »Das Kaser-Mandl« (Berl. 1900) sowie die Romane: »Der Klosterjäger« (Stuttg. 1893), »Die Martinsklause« (das. 1894), »Schloß Hubertus« (das. 1895), »Die Bacchantin« (das. 1896), »Der laufende Berg« (das. 1897), »Das Gotteslehen« (das. 1899), »Das Schweigen im Walde« (Berl. 1899), »Der Dorfapostel« (Stuttg. 1900), »Das neue Wesen« (das. 1902). Daneben veröffentlichte er noch: »Vom Stamme Asra«, Gedichte (Brem. 1879; 2. vermehrte Aufl. u. d. T.: »Bunte Zeit«, Stuttg. 1883), »Heimkehr«, neue Gedichte (das. 1884), »Es war einmal«, moderne Märchen (das. 1891), »Fliegender Sommer«, kleine Erzählungen (Berl. 1893) u. a. Im Roman »Die Sünden der Väter« (Stuttg. 1886, 7. Aufl. 1902) versuchte sich G. ohne rechtes Glück als Sittenmaler; er hat darin den Dichter Heinrich Leuthold geschildert. G. gab auch eine Übersetzung von A. de Mussets »Rolla« (Wien 1880) und mit Chiavacci die »Gesammelten Werke Johann Nestroys« heraus.

Der Herrgottschnitzer von Ammergau

Volksschauspiel in 5 Aufzügen

Personen.

Anton Höflmaier, genannt »der Klosterwirt«.

Loni, seine Pflegetochter.

Fritz Baumiller, Landschaftsmaler.

Die Lohner Traudl.

Pauli, ihr Sohn.

Der Röthelbachbauer.

Muckl, sein Sohn.

Der alte Pechlerlehnl.

Der Lehrer.

Der Huberbauer.

Der Schneiderjackl.

Der Kramerlenz.

Der Hochzeitlader.

Die Schmiedin.

Nandl,

Stasi,

Modei,

Franzl, Sennerinnen.

Loisl, der Gaisbub.

Resl, Kellnerin.

Die Brautmutter.

Regerl, Hochzeiterin.

Toni, Hochzeiter.

Kaspar, Holzknecht.

Moni.

I. Aufzug.

Wirtsstube. Links im Hintergrunde ein Schänkkasten. Rechts ein großer Kachelofen, von einer Bank umzogen. Links im Vordergrunde ein Ledersopha mit einem großen Eichentische. Rechts mehrere Tische hintereinander. Eine alte große Schwarzwälderuhr mit Kasten im Hintergrunde zur Seite des Fensters. Rechts und links Thüren. Sowie der Vorhang aufgeht, hört man durch das Fenster Rufe: Der neue Bürgermeister soll leb'n! hoch! hoch!

1. Scene.

Wirt. Lehnl. Pauli. Traudl.

WIRT steht im Hintergrunde am Fenster. Dank' schön! Dank' schön! Laßt's es jetzt nur gut sein und jub'lt's net z' früh'! Es könnt' leicht sein, daß euch später reu'n thät'.

LEHNL sitzt am Ofen und schneidet Spähne. A bah! Wär's denn schon dag'wes'n, daß a Bauer 'was in' Himm'l g'hob'n, was er später in d' Höll g'worf'n hat.

WIRT. Du hast halt all'weil a Schandmaul!

TRAUDL sitzt mit Pauli vorn am Tische links. Und das bringt er auch kaum mehr an, bis ihn net eingrab'n. 

WIRT auf Traudl zugehend. Ja seid ihr auch da; hab' euch vor lauter Gregori gar net g'seh'n! Na, wie steht's denn mit mei'm Herrgott, Pauli?

PAULI. Der is schon fertig. I hab' ihn da!

WIRT. Nachher is recht! Wart' an Aug'nblik, i heb' nur mein Feiertagg'wand auf, dann bin i gleich wieder da! Ab nach links.

TRAUDL. Hab' mir's heut' wieder 'denkt, wie i in Ettal g'wes'n bin und die Muttergottes so betracht' hab; a solche wenn halt mein Pauli mach'n könnt'!

LEHNL. Laß dir nur Zeit! Unser Herrgott hat ja auch z'erst's Mandl g'macht, dann hat er erst d' Eva g'schnitz'lt.

TRAUDL. Du Schwatzer!

LEHNL. So laß mi schwatzen, i hab' ja sonst auch nix z'thun. Mi bring'n meine Füß' nimmer nach Ettal.

TRAUDL. Aber in's Wirthshaus bring'n's di 'nein!

LEHNL. Da geh'n's von selber.

TRAUDL. No wart' nur, nachher werd'n's di schon auch amal in d' Höll' 'neintrag'n.

LEHNL. Ah na! der Teuf'l holt kein' mehr. Es is ihm d' Arbeit z'viel und von selber komm' i net.

PAULI. Hast nachher für mi auch 'bet' in Ettal, Mutterl?

TRAUDL. Für was geh' i denn wallfart'n, als daß du amal g'scheidt werd'n sollst.

PAULI. Bin denn i dumm?

TRAUDL. No – mit deiner dalket'n Lieb', das wird wohl net g'scheidt sein. So a Narretei, die kein' Heimat hat und kein Abseh'n! Wie oft hat dir d' Loni schon 'zeigt, daß dir nix will, und doch gehst all'weil wieder her und schmachst 's Mad'l an, wie a Kuh 's neue Stad'lthor.

PAULI. Schau, Mutterl, da verstehst du nix davon.

TRAUDL. Wenn i auch jetzt nix mehr davon versteh', so hab' i doch amal 'was davon verstand'n. Und das wird jetzt noch g'rad so sein, als zu meiner Zeit. Da wird wohl der Teuf'l net auch sein' Fortschritt 'nein 'bracht hab'n.

PAULI. Ereifer' di net, Mutterl, i weiß ja doch, daß du's gut meinst mit mir; und dein Bet'n wird wohl auch für 'was gut g'wes'n sein.

TRAUDL. Das will i hoff'n! Brauchst aber net z'glaub'n, daß i g'rad für di allein 'bet' hab'. Wenn i schon amal nach Ettal geh', so hab' i gar viel am Herz'n! da bet' i für die Armen und Unglücklich'n –

LEHNL. Vergelt dir's Gott!

TRAUDL. Was denn?

LEHNL. Daß du an mi auch denkt hast!

TRAUDL. An di? Ja g'hörst denn du zu den Unglücklich'n?

LEHNL. No, i werd' wohl dazu g'hör'n, wenn i die ganze Zeit dein dalket's G'schwatz anhör'n muß.

TRAUDL. O du Nixnutz, du heilloser! Du hast's notwendig, wo man di so wie so zu nix mehr brauch'n kann als zum Spahnschneid'n.

LEHNL. Schimpf' net über mein G'schäft; denn dein Bua, der Herrgottschnitzer und i, wir hab'n 's gleiche Metier und der einzige Unterschied is nur der, daß er krumm in's Holz 'nein schneid't und i g'rad.

TRAUDL. Aber Schait'n macht's alle zwei!

LEHNL. Jetzt bist du die G'scheidtere; weil auch so a Schait'n bist.

TRAUDL. Was, i?

LEHNL. Ja, du! Sixt, d' Schait'n sind akurat wie d' Mensch'n; die einen sind weich und klieb'n sich so leicht, daß blos a Druckerl brauchst, nachher hast es; die andern sind dir aber schon so hart, zäh und pechig, da kannst g'rad druck'n, was du magst und sie geh'n dir doch net von einander – dabei schneid'st di diemal noch in' Finger auch!

TRAUDL. Was du aber g'studiert daher red'st!

PAULI. Er hat ja selber so 'was von ei'm pechig'n Schait'l an ihm!

LEHNL. Warum i?

PAULI. I mein' halt, weil du gar so zäh an der Loni hängst! Euch zwei könnt' man auch schwer auseinander bring'n. Bist ja ihr leibhaftiger Schatt'n. Wo 's Deand'l is, bist du auch!

LEHNL. Meinst? No, und wenn's so wär', dann hätt' i ja noch 'was mit dir g'mein. Es ist wahr, i häng' am Mad'l, und 's Mad'l vielleicht auch a bisl an mir. Bei dir aber is das Hängets blos einseitig.

PAULI seufzt. Ja, leider!

LEHNL kommt näher. Sixt, Pauli, i verarg' dir's auch gar net, daß du so seufz'n thust und am End' gar eifersüchtig bist auf mi – is ja kein Wunder. Wenn das Deand'l anschaust, wie's ihr Köpferl so aufwirft und so lieblich d'rein schaut mit ihre Haselnußaug'n, da meinst g'rad, 's Hirn wird dir siedet – dabei hat's a seelengut's Herz und is lieb und freundlich mit jedem Menschen. Das Madel kommt mir g'rad vor wie d' Sonn', die scheint auch unverdroß'n auf a Ros'n wie auf a Brenneß'l.

2. Scene.

Vorige. Wirt.

WIRT zu Pauli. Na also, wo steckt mein Herrgott?

PAULI. Auf'm Schänkkast'n liegt er drob'n! Steht auf, langt ein Paket herunter und wickelt es auf.

LEHNL zum Wirt. Zu was brauchst jetzt du noch an Herrgott? Den Bürgermeister möcht' i kennen, der sich net selber für an Herrgott hält.

TRAUDL. Scham' di, solche Red'n z'führ'n!

LEHNL. I hab' mi schon g'schamt g'nug in mei'm Leb'n. Jetzt is mir nimmer der Müh' wert.

WIRT der unterdessen das von Pauli ausgepackte Crucifix betrachtet hat. Schön hast dein' Sach' wieder g'macht! Bin z'fried'n! Und was is nachher d' Schuldigkeit?

PAULI. Das steht bei dir! Zahl' was du magst! Und wenn du nix hergibst, nachher is auch recht!

WIRT. Jetzt das gibt's net! Da setz' di nieder und laß dir a frische Maß einschänk'n; das Andere werd'n wir nachher schon krieg'n. He! Resl! Wo steckt denn das Deand'l wieder?

3. Scene.

Vorige. Resl.

RESL tritt ein. Bin schon da, Wirt! Wo brennt's denn? Da möcht' man glaub'n, d' Stub'n wär' voller Leut'.

WIRT. Wo hast denn g'stekt?

RESL. Der Loni hab' i koch'n helf'n. Wenn der Herr Fritz z' Haus kommt, wird er wohl spür'n, daß er an Mag'n hat.

WIRT. Dem Pauli schänk' a Maß ein!

RESL. Das hätt' doch wohl net so pressirt. Es is noch Niemand verdurst' bei uns. Geht ab.

WIRT. Sei net so g'schnappig und thu, was i dir sag'!

TRAUDL hat sich unterdessen zu Lehnl an den Ofen gesetzt. Gelt der Maler, der Herr Fritz is schon wieder da? Is mir doch g'wes'n, als ob i ihn in Ettal g'seh'n hätt'.

LEHNL. No freilich! Der is für 's Dorf die reinste Fruhjahrsschwalb'n. Kaum daß die erst'n Blatt'ln 'rausschau'n, fliegt er schon 'rein – und so seit a zwanzig Jahr!

TRAUDL. Is kennt ihn aber auch Alles und a Jedes hat ihn gern!

LEHNL. Das macht, weil er mit den Bauern umgeh'n kann, als ob er selber einer wär'.

TRAUDL. Und red'n thut er dir g'rad wie unsereins.

4. Scene.

Vorige. Fritz Baumiller.

BAUMILLER ein Mann in den fünfziger Jahren in halb ländlicher Tracht. Gut'n Abend bei einander!

ALLE. Gut'n Abend!

WIRT. Grüß Gott, Herr Baumiller! Sind's fisch'n g'wes'n?

BAUMILLER. Na, heut hab' i's amal probirt, ob i noch zeichnen kann. I war in Ettal.

TRAUDL zu Lehnl. Sixt es, daß i recht g'seh'n hab'; das is a braverer Mann als du, der geht bet'n. Hab' ihn in der Kirch' drin' g'seh'n.

LEHNL. Hätt' eher denkt im Wirtshaus!

TRAUDL. Was thät' denn i im Wirtshaus?

LEHNL. Was halt ander' Leut' drin thun: eß'n, trink'n und recht g'scheidt red'n.

BAUMILLER zum Wirt. Auf'm Mühlberg hab' i heut' a Platz'l g'fund'n, das mal' i heuer. Und demnächst, Pauli, mußt du mi am Sonnenberg führ'n. Das is der einzige Punkt in der Gegend, von wo i noch net 'runterg'schaut hab'.

PAULI. Recht gern! Mit Ihnen ging' i in d' Höll' auch, wann's sein müßt.

RESL kommt von rechts mit zwei Bierkrügeln. Gruß' Gott, Herr Fritz! Hab' Ihnen auch gleich a Halbe mit'bracht, weil i Ihnen hab' kommen seh'n.

BAUMILLER. Hast recht g'habt, Resl! Thu mir B'scheid.

RESL trinkt. G'segn's Gott Zu Pauli. Da – du – hast dein Bier!

BAUMILLER. Und wie steht's nachher mit dem Ess'n, Mad'l? I hab' an kanibalisch'n Hunger.

RESL. A Bünd'l Moosschnepf'n wär' da; hat's der Jagdg'hilf' erst vor einer Stund' 'bracht.

BAUMILLER. Her damit!

RESL. D'Loni macht's g'rad z'recht. Wenn's fertig sind, bring' i's gleich. Rechts ab.

BAUMILLER indem er sich eine Cigarre anzündet. Also, Pauli, wann steig'n wir 'nauf am Sonnenberg?

PAULI. Von mir aus gleich morg'n! Mein Herrgott hab' i fertig. Jetzt könnt's mi alle Stund' hab'n. Ist an Baumillers Seite getreten und hat in dessen Skizzenbuch geblättert. Wenn i nur auch so zeichnen könnt' wie Sie!

BAUMILLER. 's Talent hast a; brauchst di nur fleißig z'üb'n.

WIRT. Das sag' i auch! Da schaut's nur g'rad den Herrgott an, den er mir wieder g'schnitz'lt hat.

BAUMILLER betrachtet das Crucifix mit steigendem Erstaunen. Das hast du g'macht! Es ist fast net zum glaub'n! Sag' amal, Bua, wo hast denn du das her?

LEHNL. Er is ja a Ammergauer – und in Ammergau kommen die Buab'n schon als Herrgottschnitzer auf d' Welt.

BAUMILLER. Sünd' und Schad' is, wenn du mir net folgst und mit mir net in d'Stadt gehst, um di ausz'bild'n! Schau' nur einer amal die Stellung der Muttergottes an. Wie schön die Arm' g'macht sind, so ungezwung'n – a wahr's Räts'l, wie du das anstellst.

PAULI. No mein, a Räts'l is das net! Habt's ja vorhin selber g'sagt, i soll mi fleißig üb'n. I hab' lang g'nug d'ran 'rumprobirt, bis i's so z'samm'bracht hab'.